Film-Reviews Streaming 2021

Wrong Turn - The Foundation (Horror)

 

Ab 20.05.2021 auf Sky Ticket

 

Constantin Film wagt das Reboot der bei vielen Horrorfans als Kult geltenden "Wrong Turn"-Reihe mit ganz neuem Ansatz und ohne die Kannibalenbrüder

 

Die New Yorker Freunde Jen (Charlotte Vega), Darius (Adain Bradley), Milla (Emma Dumont), Adam (Dylan McTee), Gary (Vardaan Arora) und Luis (Adrian Favela) unternehmen einen Camping-Trip in die Berge von West Virginia. Abgelenkt von der prächtigen Natur vergessen sie jedoch die Worte eines einheimischen Gastwirtes: „Kommt bloß nicht vom Weg ab!“ Und so verirren sich die sechs Freunde natürlich und laufen einem brutalen Geheimkult namens The Foundation direkt in die Arme, der dort bereits seit der Zeit vor dem amerikanischen Bürgerkrieg lebt. Die Foundation-Anhänger sind nicht besonders begeistert von den Fremden, denen sie noch dazu den Tod eines der ihren vorwerfen. Daraufhin muss Jen eine Entscheidung treffen, die ihr Leben für immer verändern wird, um die anderen zu retten...

 

Ich persönlich bin ja ein Fan der "Wrong Turn" Reihe, habe alle Teile gesehen und dementsprechend auch im Regal stehen. Schon kurz nach Film 6 wurde intensiv über eine mögliche Fortsetzung spekuliert. Daraus wurde bekanntermaßen nichts und nachdem das Thema langsam abflaute, die Diskussionen weniger wurden und letztendlich die Hoffnung praktisch gestorben war kam die Meldung das Constantin Film ein Reboot wagen wird. Eine Neuauflage mit der man der Reihe neues Leben einhauchen und durch eine neue Handlung auch die dringend nötige Auffrischung verleihen will. Und wäre Corona nicht gewesen dann hätten wir nach Wrong Turn 1 wieder eine Kinoauswertung bekomme. Hätte hätte Fahrradkette.

Nun also wie so viele Produktionen lediglich als Streaming verfügbar bekommt man wirklich eine ganz neue Handlung, die aber den ein oder anderen Fehler der Vergangenheit wiederholt.

Die größte Veränderung: Weg mit den Kannibalen-Brüdern, her mit der Foundation, einer geheimnissvollen Gemeinschaft in den Bergen von Virginia. Diese scheinen eine Art Kult zu sein, der nach alten Regeln lebt und mit der Neuzeit im Krieg lebt. Mit der örtlichen Gemeinde gibt es ein stilles Abkommen wodurch man sich gegenseitig aus dem Weg geht.

 

Doch wehe jemand kommt dem Gebiet der Foundation zu Nahe bzw. man verlässt den sicheren Pfad, ja dann endet dies nicht gut. Hier ist der Filmtitel also wörtlich zu nehmen und das recht simple Prinzip der Reihe greift punktgenau. Dennoch sollte jeder der die "alten" Wrong Turn Filme mochte ganz unvoreingenommen an Teil 7 rangehen und keine Vergleiche ziehen.

Ansonsten könnte die Enttäuschung groß sein, da einfach niemand gekocht und verspeißt wird. Stattdessen werden die zahlreichen Opfer (die es natürlich wieder gibt) auf andere Weise gefoltert und erleiden ähnlich grausame Tode. Klar, man kann kritisieren warum man ganz genretypisch erneut auf eine Gruppe Jugendlicher zurückgreift, die allesamt wenig keine keine Charaktertiefe (mit einer Ausnahme) bekommen wodurch es praktisch egal ist wer zu erst abkratzt aber irgendwie gehört das einfach bei einem Wrong Turn dazu. Wir reden hier ja auch eher von einem Trash-Splatter- Horror mit wenig Budget und nicht einem Vertreter des Conjuring-Universums. Ein Großteil der Zuschauer werden zwar ohnehin Fans der Reihe sein, was aber nicht heißen soll das Neueinsteiger diesen Film meiden sollen. Große Spannungsbögen bekommt man zwar nicht, dafür aber überraschend viel Tiefe in der Handlung, die sich nicht nur auf blutige Kills sondern auch auf die kriselnde Vater-Tochter-Beziehung baut. Zudem versucht man noch die schwierige Balance von Naturvölkern in der Modernen Zeit aufzugreifen, was aber im Rahmen der Handlung nur bedingt aussagekräftig gelingt.

 

Als Grundstock für weitere "Abenteuer" der Foundation ist das Werk aber durchaus solide gelungen, da man insgesamt einen wertigen Look (wirkt ganz und gar nicht trashig) und visuell ansprechende Bilder zu sehen bekommt die recht frei von Effekten sind, im Schnitt aber punktuell Schwächen aufweisen. Ebenfallls eher unschön ist die oftmals unruhige Kameraführung mit der man wieder zu sehr an die alten Teile erinnert. Ansonsten ist im technischen Bereich noch eine durchweg gute Ausleuchtung der einzelnen Szenenaufbauten erwähnenswert die zumeist aus weitläufigen Wäldern und viel Wildnis bestehen. Zudem kann das Dorf der Foundation mit kreativ gestalteten sowie alt aussehenende Häusern begeistern (inkl. der unterirdischen Höhle, dem Verließ und den Kulträumen). Bei der Filmmusik fällt auf das diese zwar recht düster und atmosphärisch einen guten Job macht, aber viel zu dominant und übermässig präsent platziert ist. Es wirkt fast so als wolle man mit aller Macht eine Stimmung erzeugen welche das Drehbuch nicht herzugeben scheint. Damit zerstört man jedoch unzählige Gruselmomente, deren Intensität durch Stille gekommen wäre.

 

Gehen wir noch kurz auf die Figuren und den Cast ein, womit dann alles relevante zum Film gesagt sein sollte. Wie bereits erwähnt bekommt man insgesamt recht stereotype und oberflächige Figuren, denen es prinzipiell an Charaktertiefe fehlt. Wie nicht anders zu erwarten sind die Mitglieder der Wandergruppe vorlaut, egoistisch, einfach nur dumm und handeln wie so oft unlogisch und ohne Nachzudenken.

Einzig Jen als Hauptfigur erhält ein paar prägnante Eigenschaften und sowas wie eine Vorgeschichte. Diese hätte man sich auch zu den Bewohnern der Foundation gewünscht, wobei man diesen Punkt in einer potentiellen Fortsetzung noch ergründen kann. Für den Anfang muss man aber vieles einfach so hinnehmen was den Kult betrifft und warum diese genau so handeln. Deren Kostüme/Masken sowie Sprache zeugen von Kreativität der Autoren und zählen zu den größerern Pluspunkten.

Hingegen sprechen die Dialoge der Jugendlichen eine klare Sprache was Ausdrucksweise und intellektuelle Bildung betrifft. So dumm und dämlich wie die Figuren kommen auch die allermeisten Gespräche daher, aber geschenkt.

Sämtliche Darsteller versuchen wirklich noch das Beste aus der Situation rauszuholen ohne dabei zu glänzen. Dafür sind die einzelnen Charaktere einfach zu austauschbar und die fehlende Bindung zum Publikum macht sich bemerktbar. Hier und da scheinen auch Ausdruck, Wille und Einsatz einzelner Darsteller zu fehlen um die Filmfigur noch besser zu verkörpern.

 

Fazit: Insgesamt solider und völlig unerwartet anderer Versuch eines Reboots der Kannibalen-Reihe das neue Wege beschreitet ohne dabei die Basics zu vernachlässigen: blutige und ausgefallene Kills, recht junge und oberflächige Opfer und skurill gestalteten Kostümen.

 

Bewertung:

Gerne: 6 von 10 Punkten

Gesamt: 6 von 10 Punkten

 

The Reckoning (Horror/Drama/History)

 

Ab 21.05.2021 als VoD

 

Das neue Werk vom "The Descent"-Regisseur Neil Marshall hat grundsätzlich viel Potential, sollte mal im Kino laufen und ist nun ganz frisch digital zum kaufen verfügbar

 

England, 1665: Nachdem Grace Haverstock (Charlotte Kirk) ihren Ehemann Joseph (Joe Anderson) während der Großen Pest verloren hat, wird sie zu Unrecht beschuldigt, eine Hexe zu sein – und in die Obhut von Englands rücksichtslosestem Hexenjäger, Richter Moorcroft (Sean Pertwee), gebracht. Grace ist gezwungen, körperliche und emotionale Folter zu ertragen und gleichzeitig ihre Unschuld aufrechtzuerhalten. Sie muss sich ihren eigenen inneren Dämonen stellen, während der Teufel selbst beginnt, sich immer tiefer in ihren Geist hineinzuarbeiten.

 

Für Horrorfans könnte 2021 ein zwangsläufig ein richtig gutes Jahr werden, kommen doch (vorallem wegen Corona) vermutlich fast im Wochentakt potentiell richtig starke Produktionen in die Kinos. War 2020 ein Jahr der kleinen Produktionen (mein Highlight war hier mit großem Vorsprung "The Mortuary") werden es diese Filme in diesem speziellen Jahr wohl wieder schwerer haben um es auf die Kinoleinwand zu schaffen. Mit dem Reboot von "Wrong Turn" gab es bereits das erste große Opfer, welches nun nur als Stream und fürs Heimkino erscheinen wird. In eine ähnliche Kerbe schlägt auch der neue Film vom "The Descent" Regisseur Neil Marshall, dessen Werk "The Reckoning" nun als Premium-VoD erhältlich ist. Sicherlich hatte man beim deutschen Verleih Capelight Pictures anfangs eine Kinoauswertung im Kopf, was man auch anhand der mit 111 Minuten recht ordentlichen Laufzeit sowie dem optischem Gesamteindruck deutlich erkennen kann.

Ob es nun den x-ten Hexenhorror gebraucht hat muss jeder für sich selbst beantworten, ist das Thema doch bereits gut mit Filmen (zumeist im Low-Budget Bereich) abgedeckt. Ich persönlich freue mich aber immer wenn man diese Thematik aufgreift, bietet es doch stets die Möglichkeit mit ausdrucksstarken Bildern auch Kritik an der kath. Kirche und deren Haltung zum Thema "Hexenverfolgung/Hexenverbrennung" und dem damals vorherrschenden System (Glaube bestimmt das Leben) zu äußern.

 

Dies geschieht (wieder mal) leider nur halbherzig und ansonsten hat die Story auch nicht allzu viel prickelnde Spannung zu bieten. Fehlte einfach erneut der Mut diese düstere Zeit mit knallharten und provokanten Bildern filmtechnisch aufzuarbeiten, lag es am Budget oder will man einfach nicht mal aus der Bubble ausbrechen? Mir fällt einfach keine plausible Antwort ein, zumal Marshall ja mit "The Descent" bewiesen hat das er atmosphärischen Horror kann. Das mit Abstand schlimmste in "The Reckoning" ist aber das viel zu perfekte Make-up von Grace, die schon ab der ersten Sekunde zu perfekt geschminkt für eine hart arbeitende Frau im Mittelalter aussieht. Selbst nach brutalen Folterungen wirkt die bemitleidenswerte Mutter optisch noch so gut aussehend das leider der letzte Funke Authenzität verloren geht. Was sich Marshall hierbei gedacht hat wird wohl sein Geheimnis bleiben und dürfte die Gemüter vieler Zuschauer beim wiederholten Sichten erneut erhitzen (sofern man sich "The Reckoning" mehrfach ansehen will).

Auch beim Setting und den Aufbauten übertreibt es der Regisseur immer wieder etwas, wobei die gezeigten Burgen, Häuser und Hütten größtenteils wirklich monumental sowie detailgetreu hervorstechen. Im dunklen und verdreckten Kerker möchte ich keine Sekunde verbringen, vorallem nicht mit den zu sehenden düsteren Gestalten.

 

Das man in England des 17. Jahrhunderts ist spürt man nicht nur an den Örtlichkeiten sondern vorallem aber durch die teils sehr brutalen Foltergeräte, die allesamt einen historisch korrekten Eindruck vermitteln, selbst jenes "Werkzeug", dass Grace eingeführt bekommt. Und dennoch bleibt dieses seltsame Gefühl in einer insgesamt auf zu übermäßig hochpolierten Geschichte zu stecken, da die durchweg düsteren, in gedimmtes Licht getauchte, hoffnungslos sowie dreckig gestalteten Aufnahmen einfach nicht zu 100% authentisch rüber kommen. Ansonsten kann sich die Kameraarbeit schon sehen lassen, arbeitet man mit einer tollen Mischung aus Nah-und Weitblickaufnahmen, ist immer recht nah am Geschehen und schiebt regelmäßig Rückblenden in die aktuelle Handlung ein.

Die in den letzten 30 Minuten gezeigte Brutalität wünscht man sich schon eher, ausgeprägter und schonungsloser (dann eben mit FSK 18), wobei die ein oder andere Einstellung schon sehr grenzwertig inszeniert wird.

So verwundert es auch nicht mehr, das Marhsall es am Ende gewaltig übertreibt mit seiner Hauptfigur Grace, die nun einen persönlichen Rachefeldzug gegen die gesamte Burg führt und so munter agiert, als sei Sie die Tage zuvor mit Samthandschuhen angefasst und nicht bis zur Bewusstlosigkeit gefoltert worden. Unglaubwürdiger kann man ein Finale kaum gestalten, besonders nicht mit den bereits beschriebenen Folterungen.

 

Hingegen positiv ist zu bewerten wie Marshall aufzeigt warum Frauen damals so schnell den Stempel "Hexe" bekommen haben. Schießlich reichte bsp. eine Abweisung schon aus damit ein gekränkter Mann seiner vormals Angebeteten die Anbetung des Teufels zur Last gelegt hat. Schon steuert jeder andere noch ein weiteres (erfundenes) Detail bei und den beschuldigten (und grundsätzlich unschuldigen) Damen wurde der Prozess gemacht. Der Teufel spielt in "The Reckoning" aber eher eine metaphorische als realistische Rolle, soll er doch den Kampf mit dem inneren Dämon symbolisieren, den die Frauen im Kerker geführt haben. Soll man die Taten gestehen oder weiter auf unschuldigt plädieren? Somit stellt man den Teufel auf die Seite der Ankläger, der versucht den allerletzten Funken Hoffnung auf die Wahrheit zu ersticken. Grace führt diesen speziellen Kampf gegen die Kirche, das Böse, den Wahn und jene Lügen, die den Frauen damals stets zum Vorwurf gemacht wurden. Anfangs noch ein Drama wechselt Marshall in das Horrorgenre, mit dem Versuch eine komplexere Geschichte im "The Witch"-Stil zu erzählen, was auch etwas daran scheitert, dass der Regisseur einige erotisch angehauchte Momente einbaut, die wie Fremdkörper wirken.

 

Im ordentlichen Handlungstempo schreitet eine Geschichte voran, bei der die Rollenverteilung der Figuren stets klar erkennbar ist, diese durch spezifische Charaktereigenschaften auffallen und dadurch insgesamt viel zu stereotyp geschrieben sind. Den Versuch Grace und Ihre Bekannte als starke Frauen darzustellen in allen Ehren, aber dieser Schachzug wirkt plump und ein wenig der heutigen Zeit geschuldet, in der Filme mit starken Frauencharakteren Hochkonjunktur haben.

Die Darsteller sind auf jeden Fall mit vollem Einsatz dabei und es gelingt der ein oder anderen Figur mehr Tiefe zu verleihen als das Drehbuch hergeben würde. Gäbe es diese schreckliche "Panne" beim Make-up nicht könnte man Charlotte Kirk wirklich zu einem rundum gelungenen Einsatz gratulieren. Die Schauspielerin muss wirklich viel einstecken, wird hart rangenommen und verleiht Grace eine kämpferische Ausstrahlung.

 

Noch ein kurzes Wort zur Filmmusik; diese ist leider viel zu dominant und hinterlässt einen überladenen und durchkomponierten Gesamteindruck. Zwar stimmen das Sounddesign, die eingesetzten Instrumente und phasenweise die erziehlte Wirkung, aber alles in allem gibt es kaum Momente wo die Situation als solches wirken kann, fehlen ruhige und tiefgründige Momente und gibt man dem Zuschauer nicht die Möglichkeit sich in die Figuren hineinzufühlen.

 

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Fazit: Nach richtig starkem Beginn und solidem Mittelteil stehen am Ende ein viel zu überdrehtes Finale, durchweg nicht authentisches Make-up sowie ein etwas zu überladener Soundtrack einer von starken Frauentypen dominierten Handlung, düsteren Bildern sowie einer beklemmenden Atmosphäre gegenüber.

 

Bewertung:

Genre: 6 von 10 Punkten

Gesamt: 6 von 10 Punkten

 

 

Der Boandlkramer und die ewige Liebe (Komödie/Romanze)

Ab 14.05.2021 auf Prime Video

 

Teil 2 der Boandlkramer-Reihe (erneut mit Bully Herbig in der Hauptrolle) ist der erste große Film aus Deutschland der aufgrund von Corona nur als VoD verfügbar ist.

 

Seit Tausenden von Jahren sorgt der Boandlkramer – oder anders gesagt der Tod (Michael Bully Herbig) – dafür, dass die Menschen aus dem Diesseits ins Jenseits übergehen. Was mit Ausnahme eines gewissen Brander Kaspars bislang auch immer gut funktioniert hat. Doch nun ist etwas passiert, das in all dieser Zeit noch nicht geschehen ist: Der Boandlkramer hat sich in eine Frau namens Gefi (Hannah Herzsprung) verliebt, doch die Angebetete für sich zu gewinnen, ist leichter gesagt als getan, zumal es auch noch einen Nebenbuhler gibt. In seiner Not bietet ihm der Teufel (Hape Kerkeling) seine Unterstützung an, um das Herz von Gefi für sich zu gewinnen. Ganz so selbstlos ist Luzifer aber nicht, denn im Gegenzug soll der Boandlkramer seine Arbeit einstellen – was die Welt in ein großes Unglück stürzen könnte. Vielleicht kann ein Wunder helfen?

 

Bereits beim ersten Film über den in Bayern/süddeutschen Raum als Boandlkramer bezeichneten Sensenmann konnte Bully Herbig als sympathischer Tod die Zuschauer begeistern und für sich gewinnen. Ganze 13 Jahre hat es nun gedauert bis wir einen der vielseitigsten deutschen Darsteller wieder in dieser Rolle erleben dürfen, der diesmal tatkräftige Unterstützung vom "Eberhofer" und Hape Kerkeling bekommt. Wie schon 2008 beweist Regisseur Joseph Vilsmaier (der im Februar 2020 verstarb) ein feines Händchen beim Casten, wobei es nicht gelungen ist die Hauptfigur Gefi so in den Mittelpunkt zu stellen, wie ich es mir gewünscht hätte. Auch die Handlung/Story an sich ist nicht frei von Fehlern, wird aber vom grandiosen Zusammenspiel der männlichen Figuren eher zur Nebensache, da Herbig/Kerkeling/Bezzel auf positive Weise so derart präsent sind, wodurch man die durchschnittliche Standard-Liebesgeschichte schnell so hinnimmt. Auf der großen Kinoleinwand, für die man den Boandlkramer produziert hat, hätte die ohnehin schon charmante, witzige und durchweg kinderfreundlich gestaltete Story Ihre Magie sicherlich noch besser entfalten können. Gerade jene Szene als Bully stets über den Gartenzaun fliegt (urkomisch wie er immer wieder eine volle Drehung hinbekommt) oder die Flirttipps von Bezzel als Heiratsschwindler Max Gumberger hätten für Lachorgien im Kinosaal gesorgt, und dass bei jeder Vorstellung. So darf sich "Der Boandlkramer und die ewige Liebe" also mit weinendem Auge die Krone aufsetzen die erste große deutsche Produktion zu sein, die man zu den Streaminganbietern "verscherbelt" hat und welche nun ohne reguläre Kinoauswertung einen Platz in den Analen der deutschen Filmgeschichte bekommt.

 

Lohnt sich das Ganze dann auch wenn die Story wenig hergibt? Auf jeden Fall! Die in Kapiteln erzählte Geschichte spinnt einige Nebenstränge, die fast mehr Freude bereiten als der unbeholfene Versuch des Boandlkramers das Herz seiner Angebeteten zu erobern. Als deutscher Ensemblefilm beweist man selbst den härtesten Kritikern der in den letzten Jahren mehr als peinlichen, schrecklichen und mitunter sexistischen erschienenen Mainstreamkömodien das der deutsche Film auch anders kann.

Wie bereits erwähnt funktionieren fast alle Darsteller in Ihren Rollen und sind deshalb mein persönlich größtes Highlight.

Besonders Kerkeling als Lucifer kann trotz eher wenig Screentime begeistern, verleiht er dem Teufel doch eine völlig neue Seite in Form eines Entertainers, der neben Gesangs- auch Tanzeinlagen zu bieten hat, seine Hörner gegen einen gut gestylten Haarschnitt eintauscht und im feinen Anzug fast schon sympathisch wirkt. Dank seiner Mimik und Gestik mit hinterhältigem Lachen und feinem Wortspiel ist dieser Herrscher der Unterwelt eine sehr moderne Interpretation eines klassischen Bösewichts.

Bully Herbig als Boandlkramer zeigt einfach in jeder Sekunde das er faktisch alles spielen kann und strahlt maximale Freude an der Rolle aus, die er erneut herzerwärmend, tollpatschig und mit viel Liebe fürs Detail verkörpert. Sein Humor sowie die stets präsente Ausstrahlung sind einfach unschlagbar und sind faktisch schon die Halbe Miete für das Gelingen einer Produktion.

 

Als "Franz Eberhofer" kennen und lieben Ihn Millionen, hier in der Rolle eines Weiberheldes agierend kann Sebastian Bezzel durchweg genauso glänzen wie in den Rita Falk Verfilmungen, von denen uns dieses Jahr mit "Kaiserschmarrndrama" endlich der neueste Fall des mega coolen Dorfpolizisten im Kino erwartet. Zwar hat auch Bezzel eher wenig Spielzeit, nutzt diese aber aus um ein nie verschwindendes Eberhofer-Feeling aufkommen zu lassen, da er Max Gumberger in dessen Art und Ausdrucksweise wie die seiner Paraderolle spielt.

Einzig Hannah Herzsprung kann nicht überzeugen, obwohl Gefi durchaus gut geschrieben und charakterlich ausgewogen gezeigt wird. Vielleicht waren die drei Männer einfach als Kombi zu perfekt um daneben noch Glanzpunkte setzen zu können. Mir hat aber schon ab der ersten Szene mit Ihr das Feuer, die Energie und letztendlich auch die Ausstrahlung sowie das Selbstbewusstsein gefehlt, mit der ich Gefi gerne gesehen hätte.

Auch die zahlreichen durchaus namhaften Nebencharaktere will ich jetzt nicht detailiert eingehen, nur soviel sei gesagt: Vilsmaier hat sich stark beim Eberhofer-Cast bedient und bringt sogar Rick Kavanian als Engel an der Pforte und Buchführer im Himmel unter, was für einige sehr amüsante Momente sorgt.

 

Rein technisch gibt es wenig kritisches auszusetzen, gelingt es doch sowohl beim Szenenbild (typisch bayerisches Dorf in den Alpen) als auch bei der Ausstattung für ein wohliges Heimatgefühl ohne jegliche Hektik zu sorgen. Das alle Figuen zudem im entsprechenden Dialekt sprechen wird besonders die bayerischen Zuschauer freuen, sorgt aber gleichzeitig dank einer Beschränkung auf einfache Wortwahl auch dafüt, dass man den Film deutschlandweit problemlos schauen kann und kein Zuschauer über Verständnissprobleme klagen dürfte.

Neben dem irdischen Setting sorgen besonders kräftige Kontraste zwischen Himmel un Hölle für ein wechselndes Farbenspiel, dass sich genau an die allseits bekannten Vorstellungen wie es dort wohl aussehen mag orientieren. Kräftige, aussagestarke und durchweg warme Farben prägen die Bilder, die zudem sehr gerne mit Klischees arbeiten und durchweg an die Zeit der 1950er Jahre erinnern. Diese konsequente Haltung mit der man auch auf besonderns in Bayern im Alltag präsente Themen wie Glaube, Kirche, die Schöpfung, Himmel und Hölle sowie Wunder eingeht sorgen für einen kinderfreundlichen Unterhaltungsspaß für die ganze Familie.

Dazu passt auch der genretypische Soundtrack der mich phasenweise in seinem Design an jenen aus den "Kevin allein" Filme erinnert hat. Humorvoll, facettenreich und musikalisch eher einfach gehalten begleiten die passenden Melodien die gezeigten Bilder. Das Kamerateam wie auch der Schnitt haben sehr ordentliche Arbeit geleistet und zeigen das Geschehen gut austariert in Nah-und Fernaufnahmen. Wenn es witzig wird ist man als Zuschauer hautnah dabei, während man in anderen Momenten eher einen distanzierten Blick auf die Akteure werfen kann.

 

Jeder der Prime Video  hat kommt seit  den 14.05. exklusiv in den Genuss hier mal reinzuschauen

 

 

Fazit: Charmante, witzige Liebeskomödie die trotz einer recht überschaubaren und wenig besonderen Handlung richtig viel Freude bereitet. Vorallem Dank der jederzeit wunderbar miteinander harmonierenden Hauptdarsteller um Bully Herbig, Hape Kerkeling und Sebastian Bezzel

 

Bewertung:

Genre: 7 von 10 Punkten

Gesamt: 7.5 von 10 Punkten

 

Wonder Woman 1984 (Action/Superhelden)

 

 

Das lang erwartete Sequel führt uns zusammen mit Gal Gadot als Wonder Woman ins Jahr 1984

 

Washington, D.C. im Jahr 1984: Wonder Woman (Gal Gadot) beschützt weiterhin die Menschheit im Geheimen vor allerlei Bedrohungen und arbeitet als Diana Prince im Smithsonian-Museum. Eines Tages vereitelt sie einen Überfall auf einen Schwarzmarkthändler und überwältigt dabei nicht nur die Diebe, sondern sorgt auch dafür, dass die Polizei einige wertvolle Antiquitäten sicherstellen kann. Nun soll ihre neue Kollegin Barbara Minerva (Kristen Wiig) die Stücke identifzieren. Darunter befindet sich auch ein mysteriöser Stein, der offenbar die Wünsche der Menschen in Erfüllung gehen lassen kann. So kehrt nicht nur Dianas vor 70 Jahren gestorbener Geliebter Steve Trevor (Chris Pine) wieder zurück, die schüchterne Barbara erhält auch mehr Selbstbewusstsein und Aufmerksamkeit. Als jedoch der ebenso skrupellose wie verzweifelte Geschäftsmann Maxwell Lord (Pedro Pascal) den Stein in die Hände bekommt, ist das Chaos vorprogrammiert...

 

War die Vorfreude nach dem megastarken "Wonder Woman" (2017) auf das Sequel riesig, stellt sich jenes von Regisseurin und Drehbuchautorin Patty Jenkins als Superhelden-Enttäuschung dar. Und man dachte nach dem grandiosen "Joker" (2019 einer meiner Top Filme  des Jahres) das Warner bzw DC endlich einen Weg gefunden haben sich klar von Disney/Marvel abzugrenzen, um neue Fans zu gewinnen. All diese guten Vorsätze (düsterer, härter) wirft man wie Ballast über die Reling und liefert mit "WW1984" nicht nur einen sehr vorhersehbaren sondern auch extrem kitschigen Superheldenfilm ab, der ohne Probleme auf aus den Haus des großen Konkurrenz stammen könnte. Die Herren der Warner-Chefetage haben alles in die Hände von Jenkins gegeben, die zwar versucht hat der Amazone mehr Charaktertiefe und damit Menschlichkeit zu verleihen, aber daran scheitert das sowohl die Handlung als auch der bemitleidenswerte Chris Pine so gar nicht zusammen kommen wollen. So bleibt der Prolog mit der kindlichen Diana noch das stärkste Element in einer ansonsten unglaubwürdigen und ehrlich gesagt einfallslosen Handlung voller dummer Dialoge und kaum 80er Feeling. Wäre im Filmtitel nicht explizit 1984 erwähnt worden, vieles im Film deutet nicht auf dieses Jahr hin.

 

Hier und da mal ein kleiner Hinweis wie etwa die Ölkrise oder der Höhepunkt des kalten Krieges (Thema Atomwaffen) und vielleicht noch die Autos sowie einige Szenen mit entsprechenden Kleidungsstücken, mehr 80er bekommt man nicht zu sehen. Wer also deswegen "WW1984" schauen will, lasst es. Nun aber zur Handlung, die besonders im Mittelteil einige Hänger aufweist und insgesamt nur solides Actionmaterial zu bieten hat.

Die Idee mit einem Wunschstein, der einem seinen größten Wunsch erfüllt, erinnert stark an "Aladdin" und kann weder mit innovativer Inszenierung noch mit einer plausiblen Erklärung überzeugen. Einzig der Punkt das der Stein für jeden Wunsch auch eine Gegenleistung will (und sich das auch nimmt) zeugt von etwas Kreativität, mehr aber auch nicht.

Warum man Chris Pine alias Steve zurückholt und das Wiedersehen mehr an eine klassische Liebeskomödie erinnert (absolut kitschig und gezwungen emotional sowie kaum witzig) ist ebenso ein Rätsel wie auch die Tatsache dass Jenkins neben dem eigentlich starken Bösewicht noch eine weitere Antagonistin einfügen musste, die von Kirsten Wiig so gar nicht überzeugend dargestellt wird. Wieder mal zeigt sich warum man nach Möglichkeit keine Trailer schauen sollte, wurde dort doch quasi die komplette Handlung verraten und "WW1984" hat keine Überraschungen zu bieten.

 

Zudem braucht der Film extrem lange um auf Touren zu kommen, nur um dann zwischen Action und gefühlvollen Momenten hin und her zu wechseln. Somit wechseln auch die Schauplätze, und die Länder. Das alles mag vielleicht auf der großen Kinoleinwand eine gewisse Wirkung entfalten, auf dem heimischen TV aber definitiv nicht (vorallem in Verbindung mit der Filmmusik, dazu aber weiter unten mehr).

Neben vielen recht überschaubaren und durchschnittlichen Aufnahmen gibt es aber auch das ein oder andere kleine Highlight zu bestaunen, so etwa die Szene im Kampfjet inkl. Feuerwerk sowie der Verfolgungsaktion nahe den Pyramiden.

Optisch bzw technisch kann man "WW1984" kaum einen Vorwurf machen, wirken die Bilder doch sehr wertig, ebenso die Effekte und die Farbsättigung (kräftig, kunterbunt). Natürlich kann man darüber streiten ob das dem Stil der 80er entspricht und die Bilder nicht zu perfekt wirken, aber wir sind im Jahr 2021 mit all seinen technischen Vorteilen. Die Kamera zeichnet sich noch durch tolle Blickwinkel, Kamerafahrten, Nahaufnahmen und gut gewählte Schnitte aus, während man oftmals die Schatten einzelner Figuren sieht wo keine sein sollten. Da lief wohl was mit der Belichtung nicht ganz so gut ab.

 

Während als Predro Pascal als größenwahnsinniger, fieser und böser Geschäftsmann, der mit dem Stein alles ins Chaos stürzt und dessen Macht hemmungslos missbraucht, als klassischer Gegenspieler zum Helden eine richtig starke Figur macht (inkl. begründbarer Argumente sowie einer gewissen Charaktertiefe) wirkt Kirsten Wiig als Barbara total fehl am Platz. Sowohl die Figur der schüchternen und nach Aufmerksamkeit süchtigen Forscherin als auch deren Darstellerinnen kommen sehr nervig rüber, zeichen sich durch klischeehaftes Verhalten aus und machen einen oberflächlichen und damit austauschbaren Gesamteindruck. Zudem nimmt man Wiig zu keiner Zeit die sehr wechselhafte Wandlung von Barbara (von Gut zu Böse und wieder zurück) nicht ab, was auch daran liegt, dass es hier sehr an Charaktertiefe fehlt.

Wie bereits erwähnt ist Chris Pine's erneutes Auftauchen sehr mit Kitsch verbunden und seine Rolle hat keinen Einfluss auf das weitere Geschehen. Zwar sorgen die gemeinsamen Momente mit Diana für etwas emotionales Flair und im weitesten Sinne soll damit gezeigt werden das die Heldin eben auch menschliche Seiten hat, aber dann muss man dies eben besser inszenieren und glaubhafter umsetzen. Immerhin sorgen jene Szenen für ein Lachen wo er versucht sich zeitgemäß zu kleiden.

 

Am Ende muss man festhalten dass Gal Gadot alias Diana alias Wonder Woman nicht nur die Welt sondern auch diesen Film "rettet" bzw dafür sorgt das zweiteres keine absolute Bauchlandung wirkt. Erneut verzaubert die Schauspielerin aus Israel das Publikum mit toller Ausstrahlung, Eleganz und Ihrer Schönheit (und ja im Kostüm der Amazone sieht Sie ziemlich sexy aus). Präsent wie es sich für eine Superheldin gehört trägt Gadot den Film und verleiht Ihrer Figur erneut den Mut, das kämpferische Auftreten und die grundsympatischen Züge einer starken Frau die für das Gute in der Welt einsteht. Auch wenn nicht alles perfekt gelingt kann es für den weiteren Verlauf der Reihe nur gut sein das Diana menschliche Züge sowie Charaktertiefe bekommen hat

 

Der Name Hans Zimmer steht bekanntlich für bombastische Filmsounds, die besonders auf der großen Leinwand ihre Wirkung entfalten. Auch bei "WW 1984" liefert der Deutsche wieder grandiose Filmmusik, die jedoch einfach zu dominant platziert ist und dadurch vielen Szenen das besondere Etwas nimmt. Obwohl es sich um sehr facettenreiche (mal spannungsaufbauend, mal einen Tick mysteriös, oder auch mal emotional oder beruhigend) Melodien handelt können diese ihr volle Potential einfach nicht ausschöpfen, was man fairerweise gesagt im Kinosaal anders empfindet. Nicht anders erwartet wurde das Sounddesign gestaltet, womit die verschiedenen Tonlagen und Lautstärken sich perfekt an die Bilder anpassen.

 

Fazit: Die Erwartungen waren groß, das Ergebnis ist leider nur Mittelmaß. Der neue Wonder Woman ist musikalisch total überladen, oftmals zu kitschig und braucht gefühlt eine Ewigkeit um in Gang zu kommen. Gal Gadot kann dagegen wieder als Amazone überzeugen.

 

Bewertung:

Genre: 4 von 10 Punkten

Gesamt: 4 von 10 Punkten