Fright Nights Filmfestival 2022

Dieses Jahr war ich zum ersten mal in Pasching beim Horrorfilmfestival "Fright Nights" nachdem mich Leiterin Chiara herzlicherweise hierzu eingeladen hatte. Mittwoch, den 05.10.2022 ging es frühmorgens mit dem ICE los, die Vorfreude war enorm und die Hoffnung hier zahlreiche wunderbare Genreperlen genießen zu können enorm. Nach herzlichem Empfang durch Chiara waren die folgenden Tage verdammt geil, informativ, aufregend und die Nächte lang. Viele neue Kontakte wurden geknüpft, tiefsinnige Gespräche geführt und Freundschaften geschlossen. So muss ein Festival sein. Mit einem weinenden und müdem Auge ging es am Sonntag, den 08.10.2022, back to good old Germany jedoch mit der Gewissheit das es in 365 Tagen wieder heißt: Das ultimative Fest der Angst ist eröffnet

Kurzfilme

Allein wegen der Anspielung auf "Mandy" (mit Nicolas Cage) ist dieser spanische Kurzfilm sein absolut sehenswertes Werk, welches vorallem aus dem Wahnsinn eines Malers besteht der seine verstorbene Geliebte in der Nacht, bevor diese weggebracht wird, ein letztes mal als Porträt zeichnen möchte. Der Weg zum finalen Bild entpuppt sich als abgefahrene Reise zu nie dagewesenen Schmerzen und den Kampf gegen innere Blockaden. Purpurrot, mitunter bunt aber auch schrill und konsequent im Storytelling ist hier definitiv Potential für einen Langfilm vorhanden, zumal die Darsteller absolut tempramentvoll spielen.

Bewertung: 7.5 von 10 Punkten

 

Sci-Fi trifft auf Horror und Psycho
Ein teilweise sehr unterhaltsamer Kurzfilm mit coolem Thema: ein Vorstellungsgespräch artet in Frauenfeindlichkeit und Bosheit aus. Bekannte Elemente aus dem Psychohorrorgenre schmiegen sich äußerst gut in das typische Setting eines Großraumbüros ein. Etwas zu oberflächlich wie stereotyp gestaltet sich hingegen die Zeichnung der Figuren.

Bewertung: 6 von 10 Punkten

 

Es gibt drei Schritte um in der Gesellschaft unsichtbar zu werden, zumindest vermittelt dies dieser englische Kurzfilm von Jack Carrivick. Bitterböse, mit viel schwarzem Humor, blutig, dreckig aber farblich auch an die kunterbunten 80er Jahre angelehnt überzeugt vorallem die Hauptdarstellerin mit Ihrem facettenreichen Tun und der absolut authentischen Darstellung von Einsiedlerin Nina, welche zunehmend Lust darauf bekommt zur Serienmörderin zu werden. Auch die Inszenierung, die Kameraarbeit, der Schnitt und sämtliche Kulissen sowie tolle Effekte ergeben einen durchweg wertigen Look und lassen das Publikum trotz deftiger Morde schmunzeln.

Bewertung: 8.5 von 10 Punkten

 

Eine große Kunst für Regisseure von Kurzfilmen mit wenig Budget besteht vorallem darin aus den Begeben-heiten das Beste zu machen. Hier spielt sich alles in einem Wirtshaus ab, der Darsteller bekleidet eine Doppelrolle und man lässt den potentiellen Mörder mit dem Teufel Poker spielen um die Wahrheit ans Licht zu bringen. Dabei noch der Kniff einer gewissen Tragik darzustellen ist deshalb umso schöner und zeugt von Kreativität. Zwar wirkt der Film optisch wie mit einer Handykamera gefilmt, aber angesichts seiner durchweg packenden Stimmung und der düsteren Geschichte um zwei Brüder sowie dem geringen Budget kann man darüber hinweg sehen. Und der Michael Myers Move mit dem Messer allein ist schon eine ziemlich nice Art der Inszenierung.

Bewertung: 6.5 von 10 Punkten

 

Vier Freunde bei Ihrer wöchentlichen Wirtshaussause und ein Vampir. Wie das zusammen passt zeigt "And now the Bacon.." der österreichische Schmankerl, Schnaps, Schweinerein und blutigen Horror zusammenbringen kann. Flotte Sprüche, ein gemütliches Wirtshaus und landestypische Kostüme brauchen kein hohes Budget um am Ende ein Gemetzel zu entfesseln wodurch der Vampir zu seinem eigenen Festmahl kommt. Vieles ist mit einem Augenzwinkern zu betrachen, der Comedy-Faktor erklimmt eine angenehme Höhe und auch die Inszenierung kann sowie der Einsatz von Blutersatz kann sich sehen lassen. Schlicht und dennoch ordentlich lautet somit das Fazit dieses Kurzfilms.

Bewertung: 7 von 10 Punkten

 

Mit nicht mal 3 Minuten Laufzeit knachig kurz ist der österreichische Kurzfilm "In the Woods" der kürzeste Vertreter seiner Gilde und das Schreiben der folgenden Worte nimmt sicherlich mehr Zeit in Anspruch als jene 2:35 Minuten.

Ein bärtiger Mann will mitten im Wald zelten als mysteriöse Lichter auftauchen und er zur Flucht ansetzt. Interessanterweise entstand die Idee beim Campen als Regisseur Rene Müller am Feuer saß. Heimlicher Star ist eine Schnecke, welche zufällig zur rechten Zeit am rechten Ort war während das Publikum trotz der kurzen Laufzeit einen Schnellkurs in puncto Lagerfeuer und wie man dieses entzündet bekommt. Die seltsamen Lichter lassen reichlich Raum für Spekulationen.

Bewertung: 7 von 10 Punkten

 

Das deutsche Kurzfilmgenre ist zumeist eher unscheinbar und im Vergleich zu internationalen Produktionen leider ein kleines Pflänzchen. Da machen dann solche Filme wie "O" von Dominik Balkow mit einem etwas dass man kaum für möglich hält: sein Werk zieht das Publikum in seinen Bann und liefert auf verstöhrend einprägsame Bilder zum Thema "Sucht" sowie deren mitunter selbstzerstörerischen Auswüchsen. Egal ob man will oder nicht, die Faszination des Bösen lässt dich nicht mehr los und du musst dir ihr fieses und unheimliches Lachen ansehen. Der dröhnende Soundtrack (gefühlt eine Mischung aus Windgeräuschen und wie ich finde keltischen Zeremonieklängen) sorgt für maximale Atmosphäre und lässt die schwarz-weiß Bilder in einem erschreckend authentischen Wechselbad von Licht/Schatten erstrahlen während Hauptfigur Jasmin Ihr durchweg fieses Lächeln nicht mehr aus dem Gesicht bekommt.

Bewertung: 10 von 10 Punkten

 

Eine Totenwache endet mit einem krassen Finale und dem Auferstehen der Toten. Der taiwanesische Kurzfilm beginnt mit schwarz-weiß Bildern um etwa ab der Hälfte mit Farben ausgeschmückt zu werden. Super atmosphärisch, krasse Bilder und die packende Atmosphäre begeistern das Publikum, zumal die Geschichte etwas absolut Böses enthält. Passende Musik unterstreicht eine Gefühlslage, welche zu keinem Zeitpunkt auch nur den Hauch von Glückseeligkeit versprüht. Mit lediglich 3 Darstellern versehen bleibt "Part Forever" angenehm übersichtlich und man kann zu jedem Charakter durchaus eine Verbindung aufbauen. Gerade asiatische Dämonen haben es meistens in sich und schaffen bei richtiger Fokuslegung ein enormes Potential zu entfalten.

Bewertung: 7.5 von 10 Punkten

 

Ein 10-minütiger Kurzfilm aus England der aufgrund seiner düsteren, dichten und ungemein beklemmenden Atmosphäre überzeugen kann während es inhaltlich etwas Luft nach oben gibt. Thematisch ans Vampirgenre angelehnt ist "Familiar" jedoch mehr als ein plumper Suspensestreifen, zumal die zunehmende Panik von Richard und dessen Angst vor dem Wesen den Film zusätzlich tragen. 1942 spielend sind sowohl Kostüme wie die Kulissen absolut stimmig sowie in ein unangenehm beklemmendes Licht getaucht. Zuletzt gilt es die darstellerische Leistung positiv zu erwähnen, zumal es nicht einfach ist Todesangst in der richtigen Dosierung auf die Leinwand zu bringen.

Bewertung: 7.5 von 10 Punkten

 

Eine durchzechte Nacht in Madrid, ein erstes Kennenlernen und ein blutiges Ende; Der Kurzfilm "Bloody Hangover" (Der Titel ist hier wirklich Programm) von Ivan Vescovo aus Argentinien ist schrill, rasant, bloody und ungemein unterhaltsam. Anfänglich typische Handybilder wie sie bei solchen Trips massenweise auf Instagram landen werden relativ zügig durch wertigere Aufnahmen abgelöst wobei es Vescovo immer wieder gelingt mit Humor beim Publikum zu punkten. Allein die Diskussion wer nun mit dem (sehr süßen) Hund Gassi geht bietet reichlich Stoff zum Lachen. Danach wird es einfach nur blutig und der junge Mann kann einem richtig Leid tun, schließlich wird er gleich von mehreren Vampirladies gejagt.

Bewertung: 7.5 von 10 Punkten

 

Das Vampirfilme nicht immer 0815 sein müssen und durchaus dramatische sowie tragische Züge aufweisen zeigt der Kurzfilm von Andy Kastelic aus Amerika. In mehreren Zeitebenen spielend wirkt der 15-Minüter wie ein extrem langer Trailer zu einem Langfilm, der sich sämtlich starke Szenen heraus gepickt hat. Die unfassbar emotionale Tonalität der Handlung lässt durchaus Mitleid für das Vampirpärchen zu, dass Ihrem Kind nachtrauert. Besonders die Schlussminuten haben es gefühlstechnisch in sich während es hierbei allgemein um einen eher leisen und nachdenklichen Kurzfilm mit tollen Charakterdarstellungen handelt. Die frische Herangehensweise an diese noch kaum erzählte Sichtweise ist inszenatorisch absolut gelungen.

Bewertung: 8 von 10 Punkten

 

Satirisches, bitterböser und gesellschaftlicher Kurzfilm über die Welt des Social Media, der darüber hinaus ordentlich Brutalität und Humor zu bieten hat. Die extrem simple Ausgangssituation mit 2 aneinander geketteten Influencern vor orangefarbenen Vorhängen ist nicht nur genial sondern verleiht dem Werk auch den Charakter eines Escaperooms. Immer dann wenn es eine Strafe gibt zeigt der Film "Werbung" was das Ganze auf angenehme Weise ins Absurde führt. Schön das es noch solche einfachen aber ungemein aussagekräftige Kurzfilme gibt. Eine Langfilmversion hiervon wäre geil.

Bewertung: 8.5 von 10 Punkten

 

Insgesamt ein eher durchschnittlicher und leider wenig aussagekräftiger Kurzfilm, der auf einen Dämon, christliche Symbole innerhalb des Horrorgenres und eine Art Exorzismus setzt. So ganz erschließt sich mir der Grundgedanke dahinter nicht, während reichlich Kunstblut Verwendung findet. Zudem begeistert die wirklich sehenswerte Optik des Dämons sowie sämtliche Kostüme und der wertige Gesamteindruck der Bilder.

Bewertung: 7 von 10 Punkten

 

Es zeugt schon einer gewissen Verrücktheit wenn man als Regisseur oder Drehbuchautor einen Trashkurzfilm zu machen der in seiner Abgefahrenheit kaum zu übertreffen ist. Bei "Elwood Lombardo in Space" kommen alle Aspekte zusammen wegen denen sich das Publikum egal welchen Alters zügelos totlachen kann. Ein langhaariger Held in zerrissener Jeanshose als Retter des Universums ist eben mal anderes als Iron Man und die bewusst billigen Effekte, die maximal unlogische Handlung sowie die Verwendung sämtlicher Klischees sorgen für grenzenlosen Spaß. Es braucht mehr solcher Filme bei denen schlichtweg der Fun im Vordergrund steht.

Bewertung: 8.5 von 10 Punkten

 

Gedreht im eigenen Haus, monatelang "falsche" Fotos vor Augen und ein Vollzeit-Job sowie Kleinkind. Regisseur Christian Kitzwögerer gelingt hier ein ungemein starker, gesellschafts-kritischer sowie packender Krimi-Horror-Thriller der zudem optisch verdammt geil aussieht. Man braucht sich hier hinter keinem Tatort (der ja wirklich viel Budget hat) verstecken, egal ob es sich um Kulissen, Szenenbild, Atmosphäre oder Leistung der Darsteller handelt. Besonders erwähnenswert ist dabei Theresa Kitzwögerer (Frau des Regisseurs), die ohne klassische Schauspielaus-bildung hier absolut authentisch eine Polizistin spielt, welche aufgrund Ihrer Vorurteile der Handlung zu einem genialen Twist verhilft, dessen Tragik zudem absolut ins Schwarze trifft.

Bewertung: 8 von 10 Punkten

 

Wie man wirklich gänzlich ohne Budget auskommt und dennoch eine beklemmende Story erzählt zeigt "Not Alone" aus Österreich. Optisch natürlich kein High-Class-Movie ist es vorallem die Tatsache wie man sich als Zuschauer fühlen würde wenn man nicht allein in den eigenen vier Wänden ist. Und wenn es dann so abläuft wie hier sodass der Fremde unbemerkt durch die Räume wandelt bleiben mulmige Gefühle. Quasi frei von Dialogen oder großen Effekthascherein liegt beim Home Invasion Horror die Message im Fokus während der Cast seine Sache ganz ordentlich macht. Hier und da gelingen nicht alle Übergänge/Schnitte reibungslos, mit nicht mal 5 Minuten ist der Film aber so schnell durch.

Bewertung: 6 von 10 Punkten

 

Er wollte doch eigentlich gerade ins Bett gehen als eine deutsche Frau an die Tür klopft um Ihre Notlage zu schildern. Mit "On/Off" gelingt Regisseur Jurg Slabbert ein Psycho-Horror der besonderen Art, dessen Stärke vorallem die herausragende Leistung von Aletta Bezuidenhout als ältere Dame mit Gedächtnisverlust ist. Ja, dieser Kurzfilm beschäftigt sich mit der Horrorkrankheit Alzheimer und lässt neben dem fast schon hilflosen Mann auch das Publikum Zeuge werden welche Ausmaße dies haben kann. Während die Dame durchweg lautstark "Hilfe" ruft weil Sie den Fernseher nicht aus bekommt lernt der "Helfer" viel über sich selbst. Absolutes Highlight ist die skurrile sowie intime Tanzszene in der Wohnung

Bewertung: 7.5 von 10 Punkten

 

Wie man innerhalb von 15 Minuten eine teuflisch schaurige Geschichte erzählt zeigt dieser Beitrag aus Deutschland, genauer gesagt von der internationalen Filmschule Köln unter Leitung von Alejandro Mathe. Es lässt sich zwar nicht genau bestimmen zu welcher Zeit dieser religiös angehauchter Mystery-Horror spielt, aber vermutlich handelt es sich um den zweiten Weltkrieg. Die fromme Christa und ihre Großmutter leben abseits eines Dorfes und erhalten Besuch von einem seltsamen Soldaten welcher nach dem Weg fragt. Sehr atmosphärischer Kurzfilm der mit lediglich drei Figuren auskommt und es zeitlich zügig schafft seine Message zu vermitteln. Das Böse wirkt absolut greifbar und erhält durch den Soldaten eine völlig ausdrucksstarke Aura, zumal man vorallem den Krieg nicht deutlicher darstellen kann. Das jedoch Christa eine düstere Vergangenheit hat verleiht der Story zusätzlich Intensität.

Bewertung: 7.5 von 10 Punkten

 

Da bekommt der Begriff Tennisarm doch gleich ne neue Bedeutung wenn man sich den portugisischen Kurzfilm "My Castle, my Home" ansieht. Ein kleiner Junge der den Missbrauch der Eltern seelisch nicht ganz verarbeiten kann da diese von Ihm eine große Tenniskarriere erwarten. Die wertige Optik, das mediterrane Flair und ansprechende Effekte lassen erahnen mit welch hohem Aufwand hier agiert worden ist. Schauspielerisch ebenfalls großartig macht der Cast seine Sache ziemlich gut und kann überzeugen. Im Kopf bleibt jedoch die Szene mit dem Dompteur und seinen Kreaturen welche jeweils zwei Arme in Form von Tennisschlägern haben und für ein unwohles Gefühl sorgen. Durchaus möglich das der ein oder andere danach erstmal keinen Tennisschläger in die Hand nimmt

Bewertung: 7.5 von 10 Punkten

 

Optisch auf Blumhouse-Level ist "Stuck" von David A. Roncone ein erschreckend düsterer wie atmosphärischer Horror-Kurzfilm mit simpler aber ungemein effektiver Intensität sowie optisch gruseligem Monster/Dämon aus der gigantischen Holztruhe. Durchweg frei von Dialogen liegt der Fokus ausschließlich auf der packenden Handlung in dieser fiesen, dunklen und grauen Wohnung mit Wendeltreppe. Die lediglich zwei Darsteller verstehen Ihren Job und verkörpern die Charaktere/Monster authentisch sowie im Fall von Sophia auch sehr verletzlich und absolut ängstlich. Hier würde ich mir unbedingt eine Langfilmversion wünschen bei der auf das ein oder andere Detail weiter eingegangen wird.

Bewertung: 8 von 10 Punkten

 

Eine unfassbar starke Hauptdarstellerin in Verbindung mit dieser maximal tragischen wie auch berührenden Handlung und einer lautstarken Message bilden das Gerüst von Tito Fernandes' düsterem, beklemmenden und visuell beeindruckenden Kurzfilm. Ihren sexuellen Missbrauch nie wirklich verdaut hat sich Mary (Malou Coindreau läuft zu Höchstform auf) auf ein Wohnboot zurückgezogen und durchläuft jede Nacht den gleichen Albtraum bis es zum bitteren Ende (und einem heftigen Schlag in die Magengrube) kommen musste. Atmosphärisch ungemein dicht, düster und beklemmend überzeugen die Effekte sowie eine fokussierte und brutal gnadenlose Kameraarbeit. Zusehen tut hier wirklich weh, garantiert

Bewertung: 9 von 10 Punkten

 

4 Minuten lang ist "Der Seelensammler von Nikita Vasilchenko ein schnell zu schauender Kurzfilm mit simplen Kulissen (eine Art Kellerraum eines Hochhauses) sowie lediglich 2 Charakteren. Die namenlose Frau (Kerstin Schulte Tockhaus) wird festgehalten und vieles deutet auf ein satanisches Ritual hin, passenderweise durch viele Kerzen symbolträchtig aufgeladen. so ganz schlau wird man aus den 4 Minuten nicht, was aber sicherlich einer der Hintergedanken von Regisseur und Filmemacher Vasilchenko war. Vielmehr soll ein Gefühl von Ohnmacht und Hilflosigkeit entstehen. Dennoch bleibt vieles zu öberflächig und man wünscht siche etwas mehr Zeit. Atmosphärisch jedoch start gemacht immerhin eine interessante Idee

Bewertung: 5 von 10 Punkten

 


Langfilme

Vom Aufbau her wie "The Mortuary" ist der chilenische Episodenfilm "Apps" ein geradliniges, kompromissloses und optisch ungemein ausdrucksstarkes Werk, bei dem die einzelnen Parts problemlos auch als Kurzfilm funktionieren würden. Stets im Fokus: eine Handyapp. Handelt die erste Geschichte von einem finsteren Netzwerk perverser Männer (als Auftakt ungemein kraftvoll und ein Schlag in die Magengrube) denen das Schicksal der betroffenen Frauen absolut egal ist wechselt man danach in die Welt des Voyeurismus bei der ein Teenager aufgrund seiner Neugier mit dem eigenen Leben spielt. Part 3 behandelt das Thema von finsteren, okkulten Sekten (die Aufmachung erinnert schwer an "Wrong Turn"), Teil 4 befasst sich hingegen mit einem Vater der seinen Sohn benutzt um auf Datingportalen Frauen kennenzulernen. Über allem als quasi Rahmenhandlung (weil die Kamera nach jeder Story hier rein wechselt) haben wir eine junge Frau welche sich mit Dating- und Newsapps beschäftigt. Egal welcher Part, optisch bestechen die Handlungen mit toller Inszenierung, ungemein starken Kulissen und einer herausragenden Farbgebung. Inhaltlich begeistert die geradlinige Storyline sowie der Fokus auf wesentliche Details. Der umfangreiche Cast macht seine Sache erstaunlich gut und es gelingt dem Großteil die ohnehin charismatischen Figurenvorlagen zufriedenstellend auf die Leinwand zu bringen.

Bewertung: 8 von 10 Punkten

 

Simple Story jedoch phasenweise toll umgesetzt; so lässt sich der Horror-Thriller "Follow Her" beschreiben, dessen Prämise darin besteht seine zwei Hauptfiguren in ein Katz-und-Maus Spiel zu jagen während sozialkritische Aspekte Verwendung finden. Wie weit gehen Influencer/innen bzw. Livecontent-Creator um die eigene Reichweite massiv zu erhöhen? Jess wählt einen moralisch verwerflichen Weg, der zunehmend zum Boomerrang und das eigene Leben in Gefahr bringt. Während diese Figur optisch und charakterlich relativ stereotyp bleibt ist es vorallem Tom der aufgrund seiner Rolle das Publikum wachrütteln kann. Denn gerade das erste Filmdrittel will Regisseurin Sylvia Caminer nicht so recht glücken, vieles kennt man bereits aus unzähligen Filmen und auch atmosphärisch ist wenig los. Erst als Jess in der abgeschiedenen Hütte langsam dämmert was los ist nimmt "Follow Her" massiv Fahrt auf und wandelt sich zu einem durchaus sehenswertem Genrefilm (der zudem optisch und inszenatorisch begeistern kann). Obwohl Jess und Tom charakterlich ungleich geschrieben sind können es die Darsteller herausreißen wodurch der Horror-Thriller eine ungemein packende Kammerspielaura erhält.

Bewertung: 7 von 10 Punkten

 

"I'm Blue Da Baa De" mit diesem Song endet dieser verdammt abgefahrene sowie unterhaltsame französische Zombie-Komödie, die durch ihre überdrehte, schwarzhumorige und seichte Art überzeugen kann. Hirn ausschalten, zurücklehnen und genießen lautet das Motto, schließlich sehen wir hier mitunter auch die Zombieversion der Schlümpfe. Durchweg aus der Sicht der blauen und sympathischen Untoten erzählt darf man diesen bei nur allzu menschlichen Problemen zusehen, welche von Beziehungsstress wegen zu kleiner Brüste bishin zum ersten Verliebtsein reichen. Als Trashfilm mit entsprechend billigen Specialeffekten welche jedoch gerade den Reiz ausmachen. Marinierte Penise um die sich gestritten werden, ausgiebige Sexszenen oder einfach Gemetzel an Menschen lassen "Super Z" zum perfekten Film fürs Wochenende werden. Selbst der Cast macht verdammt viel Fun und es fehlt eigentlich nur noch Nicolas Cage, der für solche Movies eigentlich unverzichtbar ist.

Bewertung: 10 von 10 Punkten

 

"Hätte hätte Fahrradkette" denkt man sich nach dem Verlassen von "All Your Friends Are Dead" da es Regisseur Ricky Glore verpasst aus seiner grandios-markaberen Idee alles herauszuholen. Matt, 35 Jahre alt, war einst ein gefeierter Footballspieler in der Highschool und hatte einen engen Freundeskreis. Während diese etwas aus Ihrem Leben gemacht haben läuft es bei Matt nicht und er will sich umbringen. Damit startet eine zunehmend krasse wie blutige Handlung, gespickt mit vielen Lachern (gerade die Szene im örtlichen Baumarkt ist jetzt schon legendär, aber leider auch extrem vielen Dialogen. Besonders im Mittelteil quatschen einem die Figuren in den Schlaf respektive in den Tod und als der Slasher dann richtig Fahrt aufnimmt muss das Publikum erst mal den Kreislauf anwerfen. Mit der Erschaffung einer imaginären, tanzenden Figur (mit Maske und Handschuhen) geht das Gemetzel nämlich richtig los und liefert endlich jene Action die zuvor schmerzlich vermisst worden ist. Größter Schwachpunkt ist jedoch eine völlig missratene Soundabmischung (Flugzeuggeräusche, Nachsynchro, etc) womit viel negatives im Gedächtnis hängen bleibt. Vorallem auf der großen Leinwand nerven solche unverständlichen Fehler massiv und sind schlimmer als wenn mal ne Szene optisch in die Hose geht. 
Bewertung: 4.5 von 10 Punkten

Der australische Genrefilm ist bekannt für besondere Genreperlen. Mit "Bliss of Evil" haben wir hier einen Mix aus Horror, Thriller und Drama dessen Stärken vorallem in seiner sehr zeitgemäßen Darstellung von gleichgeschlechtlichen Beziehungen sowie einer ungemein tragischen Geschichte (von Isla, der Hauptfigur) hat. Aber auch das Drumherum kann durchaus positiv begeistern. Klar, eine Gruppe besonders attraktiver Teenager bzw. Heranwachsender in einem Tonstudio welche nach und nach gekillt werden ist nicht sonderlich neu, zumal diese teilweise ziemlich dämliche Methoden zur Selbstverteidigung einsetzen. Als Homeinvasion-Thriller mit Tonstudio als Ort des Blutbades hat Regisseur Joshua Morris zuminderst interessante Kulissen gefunden während ein Großteil seiner Figuren dann doch recht generisch und eindimensional ausfallen. Immerhin sorgen diese für einige Lacher (etwa als der Bassist feststellen muss das der einzig weibliche Groupie auf die Drummerin steht anstatt auf Ihn selbst). Technisch sehr solide gefilmt ist die beste Szene gleichzeitig die schlimmste. Gefühlt eine Ewigkeit blickt die Kamera auf eine geschlossene Tür hinter dieser Isla vergewaltigt wird (und neben seelischen Schäden körperlich mit einem gebrochenen Arm täglich daran erinnert wird). Atmosphärisch phasenweise sehr packend und beklemmend lohnt sich ein Blick allemal
Bewertung: 7.5 von 10 Punkten 

Apokalypsenfilme sind ein gern gesehener Gast auf Horrorfilmfestivals, da es einfach immer ein gewisses Interesse daran gibt. Der aus Kanada stammende "Shifted" nutzt mutierte Zombies als Ausgangslage für seine durchaus beklemmende Atmosphäre der Eingesperrtheit sowie das Gefühl in einer Welt ohne Zivilisation zu leben. Der gesamte Plot spielt sich in einem Haus ab, wobei die Türen verbarikatiert und Fenster abgeklebt sind, während es draußen winterlich kalt ist. Von den Untoten sieht man leider viel zu wenig, was deshalb so schade ist da diese doch stark an jene "Tiere" aus "The Descent" erinnern (vorallem wegen der besonderen Fähigkeit). Aus der interessanten Begebenheit holt Regisseur Adrian Konstant jedoch nur einen Bruchteil des Potentials heraus und macht sich das Leben aufgrund horrend langer Dialoge sowie dem schleppenden Tempo selbst schwer. Auch fügt sich der Genrewechsel in den Krimibereich nicht wirklich gut ins Gesamtkonstrukt ein, während der Twist zum krassen Finale absolut gelungen erscheint. Hier gelingt es dem Regisseur zudem noch eine nette Prise Humor einzubauen wodurch man diesen Horrorfilm zuminderst mit einem positiven Aspekt beenden kann. Schauspielerisch kann der etwas zu umfangreiche Cast durchaus mit solidem Schauspiel aufwarten wenngleich sich niemand in den Vordergrund spielt.

Bewertung: 5 von 10 Punkten

 

"Wahnsinn, warum schickst du mich in die Hölle?" Dieser Titel von Peter Maffay scheint angesichts der Plotentwicklung hier ziemlich passend, da "Snow Blinded" gerade im finalen Drittel derat absurd wird sodass es nicht verwundert wenn man als Zuschauer irgendwann inhaltlich aussteigt. Als Horror-Drama inmitten der verschneiten Wildnis von Kanada macht das Werk von Brian Lockyer atmosphärisch vieles richtig und liefert ungemein wirkungsvolle Bilder die mit der Bezeichnung "Wahnsinn" eigentlich noch einen humanen Begriff bekommen. 2 beste Buddys auf einem Trip in die Waldhütte, reichlich Blut und abgefahrene Momente bilden das Gerüst des Films, dessen Soundtrack immer wieder zu dominant rüber kommt wodurch vieles an Intensität verloren geht und eigentlich tolle Momente ihrer Wirkung beraubt werden. Auch stört eine wiederkehrende unruhige Kameraarbeit neben auftretenden Tonproblemen gegen Ende. Immerhin überzeugen die Gags und noch viel wichtiger der kleine Cast mit sehr authentischem Schauspiel. Man nimmt es Shawn ab das er Gegenwart und Vergangenheit aufgrund seines zunehmenden Wahns nicht mehr erkennt und quasi durchdreht.

Bewertung: 5 von 10 Punkten

 

500.000 Euro Budget, ein Dixi-Klo, reichlich Kunstblut aus Roter Beete und Kakao, eine nackte Michaela Schäfer, der Song "One dich schlaf ich heut Nacht nicht ein" und zuletzt unfassbar viel schwarzer Humor sind die Zutaten für eine Perle des deutschen Genrefilms.
Im Kern eine Liebesgeschichte ist "Holy Shit" ein Feuerwerk an Gaga, ironischen Dialogen und der verzweifelte Versuch von Frank aus dem Dixie-Klo zu kommen während die Sprengung droht. Ein Film der sich bis auf 5 Minuten nie wirklich ernst nimmt und einen unfassbar hohen Unterhaltungswert besitzt. Der sehr kleine Cast ergänzt mit namhaften Gesichtern hat durchweg Freude am Spielen, Lust auf die Figuren und einfach Spaß daran das Publikum zu begeistern. Für ein Langfilmdebüt außerordentlich geil geworden begeistert die fokussierte Kamera und allgemein eine exzellente Optik. Nicht zu vergessen die vielen Easter Eggs wie der Hoppelhase, die Karibikmusik zum Seifenspender, der sprechende Klodeckel oder dieser kleine Marienkäfer. Als Weltpremiere beim Hardline bestens aufgehoben wird "Holy Shit"  Mitte Oktober in die deutschen Kinos kommen


Außer Konkurrenz gelaufen

Fantasy trifft auf Thriller, Action sowie Drama und mittendrin der feuerrote Blutmond über New Orleans. Dazu reichlich Heavy Metal und fette Technobeats: der etwas andere Superheldenfilm "Mona Lisa and the Blood Moon" ist schrilles, buntes sowie farbenfrohes Genrekino mit dem Regisseurin und Drehbuchautorin Ana Lily Amirpour Ihre dritte Regiearbeit auf die Leinwände dieser Welt bringt. Interessant ist dabei Kameramann Pawel Pogorzelski, der wie schon beim Horror-Drama Meisterwerk "Midsommar" ganz besondere Aufnahmen eines wilden Trips durch das Partyviertel von New Orleans abliefert ohne dabei seine Hauptfiguren aus den Augen zu verlieren. Viele Themen schneidet Amirpour an, das meiste davon jedoch nur unzureichend sowie wenig aussagekräftig wodurch Ihre Version eines Superheldenfilms (Mona Lisa erinnert mit Ihrer Fähigkeit der Gedankenkontrolle sehr an die X-Men) vorallem dank der pulsierend-dröhnenden Musik (der Mix aus Heavy Metal und Techno ist schon ziemlich krass) sein Tempo und noch viel wichtiger seine atmosphärische Note erhält. Amirpour will das Ihr Publikum sich von der völlig unorthodoxen Inszenierung schlichtweg treiben lässt ohne auf noch so jedes kleine Detail achten zu müssen, dass evtl 30 Minuten später relevant werden könnte. Auch wird bewusst nichts erklärt und viele, viele Fragen bleiben offen während besonders Hauptdarstellerin Jeon Jong-seo eine verdammt geile Performence abliefert, geschickt zwischen verletzlich und übermächtig wechselnd.

Bewertung: 7 von 10 Punkten

 

Heidi ist im deutschsprachigen Raum dank der sehr erfolgreichen Kinderserie bekannt und wird mit idyllischen Wiesen und der wunderschönen Berglandschaft der Schweiz asoziiert. Warum also nicht mal als blutigen Horror inszenierten dachten sich die Regisseure Johannes Hartmann und Sandro Klopfstein weshalb eine Crowdfounding Kampagne ins Leben gerufen bei der ein siebenstelliger Betrag zusammen kam. "Mad Heidi" ist ein absolut sehenswertes Werk mit Splatterelementen, Trashpassagen und verdammt viel Humor und vielen kleinen Gags. Hinzu kommt mit Alice Lucy eine herausragende Darstellerin die in Ihrem Dirndl mit Lederstiefeln und Zöpfen als fescher Racheengel unfassbar überzeugen kann. Insgesamt machen die Kostüme (bsp. angelehnt an die Uniformen der SS oder Peter in Leopardmantel und gelber Gummihose) mächtig Gaudi während der Film zahlreiche bekannte Genres (Musik sehr westernlastig) oder historische Details (Swingkämpfe in der Arena stellen moderen Gladiatoren dar) bedient und amüsant einbaut. Über allem steht eine erstaunlich tiefe Handlung mit vielen (auch mordernen Inhalten) und Figuren die man aus der Kinderserie so nicht kennt. Schlussendlich erfahren wir auch den Grund warum Klara im Rollstuhl sitzt. Wer nach dem Trailer schon Bock hatte wird hier keineswegs enttäuscht und erlebt einen ungemein unterhaltsamen, blutigen Actionhorror vor den Schweizer Alpen.

Bewertung: 10 von 10 Punkten