Filme des HARD:LINE Film Festivals 2020 (nur Onlineprogramm)

 

HARD:LINE Film Festival 2020

 

 

Vom 23.09 bis 27.09 findet die mittlerweile 8te Ausgabe des HARD:LINE Festivals in Regensburg statt. Erneut ist das Ostentor Kino der Schauplatz von Filmen mit dem Prädikat "Kino extrem"

 

Aufgrund von Corona haben die Veranstalter für dieses Jahr neben den klassischen Vorführungen im Kino entschieden, dass es auch ein begrenztes Kontingent an Online-Tickets geben wird. Schließlich dürfen aufgrund der Abstandsregeln nur 50 Personen in den Kinosaal und somit nur ein Bruchteil der eigentlich zur Verfügung stehenden Plätze.

Daher besteht die Möglichkeit sich eine Online-Dauerkarte zu holen um vom 24.09 bis 28.09 die im Kino gezeigten Filmen bereits am Tag danach zu streamen.

 

Diese Möglichkeit zahlreiche neue Produktionen aus den Bereichen Horror/Thriller/Splatter im Rahmen eines Film Festivals zu Sichten werde ich nutzen und zu jedem Film eine Filmkritik machen.

 

Sator (Horror) Deutschland-Premiere

Besonders atmosphärischer Horror aus den USA

 

Tief im Wald lebt Adam in einer Hütte und verbringt den lieben langen Tag damit, auf die Jagd zu gehen, auf Dosen zu schießen… und auf ein Wesen namens SATOR zu warten. Seit Jahren beeinflusst das gestaltenlose Unding die Familie. Manipuliert sie, treibt sie in den Wahnsinn, flüstert, zischelt, stört. Adams Ziel ist es, der Wesenheit näher zu kommen, seinen Sinn zu hinterfragen und Erklärungen für Tote in der Familie zu finden. Doch der Wald schweigt, bis SATOR eines Tages die Stille bricht.

 

Als diesjährigen Abschlussfilm des HARD:LINE Film Festivals haben sich die Veranstalter einen ganz besonders atmosphärischen Horrorfilm rausgesucht. Den obwohl die Handlung ohne große Jumpscares, zerfetztee Körper oder besonders blutige Rituale daherkommt lauert in jeder Sekunde irgendwo das Böse und beobachtet alles. Denn genau das macht das Wesen "Sator". Regisseur Jordan Graham präsentiert uns einen unheimlichen, fiesen, intensiven und vorallem erschreckenden Film, der neben eines bösen Wesens auch Dinge wie Geisteskrankheiten oder Demenz beinhaltet.

Und so muss diese Geschichte auch kein allzu hohes Tempo haben um ein hohes Spannungslevel zu erreichen, da sich der Dämon viel Zeit lässt um ins Licht zu treten.

 

Viele Jahre sogar, wie die geschickt platzierten Rückeinblendungen im 4:3 Format und schwarz-weiß zeigen. Obwohl Adams Großmutter alle um sich herum vergessen hat erinnert sich die alte Frau an eines genau: an Sator

Nach und nach baut sich eine schicksalshafte Beziehung zwischen Adam und dem unsichtbaren Grauen auf, das er mit aller Macht endlich finden möchte um dem Spuk ein Ende zu setzen, aber auch um die offenen Fragen zu klären, die Ihn seit Jahren umtreiben.

Dabei hat er sich extra in eine einsame Waldhütte zurückgezogen, Wildkameras installiert und sich eine Art Rufinstrument gebastelt, mit dem er regelmäßig versucht eine Kommunikation aufzubauen. Als wortkarger Einsiedler hat Adam nur seinen Hund, einen älteren Laptop und ein paar Familienfotos, sowie unregelmäßigen Besuch von seinem Bruder. Gesamt betrachtet macht der Cast einen ordentlichen Job und lässt seine Filmfiguren durchaus glaubwürdig erscheinen.

 

Man könnte meinen das der weitläufige, urwaldähnliche Wald mit seinen Bächen und alten Bäumen ein besonderer Ort des Friedens ist, welcher von Vogelzwitschern, Froschlauten und dem Rauschen der Bäume im Wind mit einer klangvollen Symphonie der Klänge durchzogen wird. Doch die Idylle täuscht. Hier muss man besonders das Gespür hervorheben mit dem man den Film soundtechnisch unterlegt. Statt wie viele seiner Vertreter setzt man ausschließlich auf Naturklänge, die ohnehin für eine starke Atmosphäre sorgen, und weniger auf durchkomponierte Titel. Zwar gibt es solche auch, aber nur um dem Ganzen eine düstere und gruselige Richtung zu verleihen. Die dämonischen Hintergrundstimmen sind ein bekanntes und bewährtes Stilmittel im atmosphärischen Horror und von daher erwartbar gewesen.

 

Wabert die Handlung also größtenteils so dahin wird es in den letzten 20 Minuten dann doch noch blutig, verstörend und extrem. Alles beginnt mit unheimlichen Gestalten in Fellumhängen und Geweihschmuck und endet mit dem brutalen Tod von einigen Filmfiguren. So beweist Graham den Mut das sich sein Wesen am Ende doch zeigt und ein letztes mal der Familie seine grausame Art aufzeigt. Sicherlich ist es manchmal besser nicht alles zu wissen, aber ein Detail wäre sicherlich noch interessant gewesen es aufzudecken: Ist Sator einfach ein natürlich vorkommendes Wesen oder wurde er von Adams Großmutter heraufbeschworen? Denn zweiteres drängt sich in der letzten Einstellung dann doch auf.

 

Wenn wir gerade beim Thema Kameraeinstellung sind, muss man hier die für einen Horrorfilm erstaunlich klare Kameraführung positiv erwähnen, die selbst in den wenigen Verfolgungsszenen recht ruhig bleibt und somit dafür sorgt, dass man als Zuschauer das Geschehen richtig visualisieren kann. Trotz den Perspektiv- und Zeitwechseln erstrahlt das Bild in kräftigen, natürlichen Farben das aufgrund des Szenenbilds von diversen Grün- und Brauntönen dominiert wird. Auch beim Schnitt gibt es nichts auszusetzen da sich alle Szenen richtig getaktet anfühlen.

 

Insgesamt kann der Gesamtlook auf jeden Fall mit einem Horror der Marke "Blumhouse" mithalten und "Sator" ist vielmehr als ein Geheimtipp.

 

FSK-Einschätzung: 16 Jahre

 

Fazit: Horrorfans aufgepasst; Hier bekommt man einen dichten, düsteren und erschreckend intensiven Horror zu sehen, der durchweg von seiner packenden Atmosphäre getragen wird.

 

Bewertung:

Genre: 7 von 10 Punkten

Gesamt: 7 von 10 Punkten

 

Dinner in America (Coming-of-Age)

Auch Coming-of-Age Filme wie "Dinner in America" können extremes Kino sein.

 

Simon ist der berühmte, aber anonyme Sänger einer Punkband und hat dazu noch höllisch Stress mit den Bullen. Da kommt ihm die etwas verschwurbelte Patty gerade recht. Unterschlupf: Check! Doch Patty hat nicht nur einen Vogel, sondern auch ein großes Herz für einen berühmten, aber anonymen Sänger einer Punkband. So groß, dass sie ihm seit Jahren neben Briefen auch versaute Unterhosenbildchen schickt. Vielleicht trifft sie ihn eines Tages. Dann geht aber die Post ab… und ab geht die Post!

 

Ich habe wohl noch nie so oft das Wort "Fuck" bzw dessen Abwandlungen in einem Film gehört wie in "Dinner in America", einer sehenswerten Produktion aus den USA, was doch ziemlich crazy ist.

Das Coming-of-Age Filme durchaus auch mal abgefahren und warmherzig zu gleich sein können beweist die amerikanische Produktion "Dinner in America" die am letzten Tag des HARD:LINE Festivals im Programm zu sehen war. Dadurch das es (aktuell) immer noch keinen Trailer gibt ist dieser Film definitiv eine Wundertüte und man geht absolut "blind" in die knapp 106 Minuten Spielzeit, sofern man sich nicht doch vorher eine kurze Inhaltsangabe durchliest.

Worum geht es also nun in diesem Film, dessen Titel eine gewisse Zweideutigkeit aufweist? Liebe, Musik, Außenseitertum, Punk und Rebellion.

 

Beide Hauptfiguren (die übringes hervorragend und glaubhaft gespielt werden) passen nicht gerade in das Bild einer amerikanischen Gesellschaft, in der Individualität ein Fremdwort ist. Auf der einen Seite der rebellische, drogenabhängige Simon, der als anonymer Sänger einer bekannten Underground Punkband nicht so recht weiß etwas mit seinem Leben anzufangen und ständig auf der Flucht vor den Bullen ist und andererseits das junge Mädchen Patty, die in der Schule gemobbt und beschimpft wird und selbst in der eigenen Familie als Sonderling gilt da Sie total auf Punk steht und auch sonst viele Dinge anders sieht als der Rest und dennoch vieles über sich ergehen lässt.

Zwei ziemlich gegensätzliche Charaktere, die eines eint: der Wunsch nach Anerkennung und Apzektanz Ihrer Eigenarten. 

Was passiert also wenn diese beiden Personen durch puren Zufall aufeinander treffen und nicht wissen das die eine (Patty) den anderen (Simon) schon lange anhimmelt und unbedingt treffen will? Genau, man versteht sich trotz anfänglicher Probleme und findet sich zunehmend sympathisch. Hinzu kommt ällmählich ein besonderes knistern und Liebe liegt in der Luft.

 

Und das Problem mit den anderen, die dennoch nicht aufhören mit den Beschimpfungen und der Schickane? Nun ja denen zahlt man es eben mit doppelter Gemeinheit heim. Da wird dem Zooladenbesitzer lautstark klar gemacht was man von Ihm hält und die beiden Jungs (die Simon verprügelt haben) werden niedergeschlagen, entkleidet und vor den Mannschaftskameraden bloßgestellt. Wie sagt es Patty so schön: Danke für den besten Tag in meinem Leben

Das Simon genau der anonyme Sänger ist, dem Sie zahleiche Liebesbriefe (inkl. anzüglicher Bilder) geschickt hat, den Sie unbedingt treffen wollte ist dann die Kirsche auf der Torte einer durchweg unterhaltsamen, witzigen aber auch verrückten und skurillen Geschichte.

 

Verrückt auch deshalb weil es einige Szenen, wie die als ein Obdachloser vor Patty's Augen sein Geschäft an einer Hausmauer macht, gibt die man so nicht erwartet und die einfach derat aus der Reihe tanzen. Zwar hält die Kamera hier nicht so intim drauf, man kann sich seinen Teil aber denken. Dabei spielt die Geschichte in einem Vorort in den USA der 90er Jahre, was anhand der technischen Ausstattung der Häuser und Läden sowie dem vorherrschenden Stil zu erkennen ist. Auch sind zahlreiche Räume so eingerichtet, etwa Pattys Zimmer mit unzähligen Postern und Bildern, wie es damals und sicherlich in Teilen heute noch üblich ist. Dabei ist die Kamera immer recht nah an den Figuren dran und vermittelt ein Gefühl, Teil der Szene bzw. in unmittelbarer Nähe zu den Figuren postiert zu sein. Auch zeichnen sich die gezeigten Bilder durch eine ruhige Kamerahaltung und Fokussierung auf die Handlung aus. Alles in kräftigen, hellen Farben und einem wertigen Look.

 

Ebenfalls typisch amerikanisch dargestellt ist die Tatsache das Gewalt auf offener Straße zum Alltag gehört. Schließlich greift niemand der Businsassen ein als Simon vermöbelt wird oder Patty im Bus beschimpft wird. Wobei Zivilcourage war und ist leider immer noch etwas was die wenigsten Menschen haben und ausleben.

 

Ein zentrales Thema bei "Dinner in America" ist neben dem erwachsen werden der Figuren die Musik, speziell der Punk. So sieht Simon nicht nur aus wie ein klassischer Punker (Frisur und Kleidungsstil), nein er verhält sich auch so und praktiziert diese besondere Musikrichtung. Und auch Patty ist Fan davon und flippt regelmäßig aus wenn Sie im Zimmer die Kasette Ihrer Lieblings-Punkband hört. Entsprechend ist auch der Soundtrack gehalten, wobei es auch einige beatlastige und emotionale Musikstücke zu hören gibt. Insgesamt nimmt der Score eine begleitende Rolle ein und darf an 1-2 Stellen in den Vordergrund treten um der Szene einen besonderen Touch zu verleihen.

 

 

FSK-Schätzung: 16 Jahre

 

Fazit: Ein leidenschaftlich inszenierter, mit anarchischen Witz ausgestatter und vorallem verrückter Coming-of-Age-Film bei dem nicht nur die Hauptdarsteller glänzen sondern auch die Musik und die Handlung.

 

Bewertung:

Genre: 8 von 10 Punkten

Gesamt: 8 von 10 Punkten

 

Koko Di Koko Da (Arthausdrama/Horror)

Eine dänisch/schwedische Produktion ist der ziemlich skurrile aber raffinierte "Koko Di Koko Da"

 

 

Das Leben liegt in Trümmern. Dennoch versuchen sich Elin und Tobias am eigenen Schopf aus dem Sumpf zu ziehen und die Ehe zu retten. Zu retten, was noch zu retten ist, nachdem die gemeinsame Tochter verstarb. Zusammen in den Campingurlaub zu fahren klingt nach einer guten Idee. Doch so richtig will keine Laune aufkommen. Die verfinstert sich aber noch weiter, als drei ungebetene Gäste den Zeltplatz belagern und die Camper malträtieren. Denn aus diesem albtraumhaften Wahnsinn gibt es kein Entkommen!

 

 

Das Thema "Zeitschleifen" (Und täglich grüßt das Murmeltier) scheint aktuell wieder etwas populärer zu werden, schließlich wird dieses Element in Ansätzen auch in diesem Beziehungsdrama aus Nordeuropa verwendet. Nur eben anders als man vielleicht denkt, denn dient das ständige Wiederholen des Morgens einzig dem Zweck das sich Elin und Tobias nach dem Tod der Tochter wieder näher kommen, was aber erst ganz Ende ersichtlich wird. Aber warum muss es auf dem Weg dorthin doch so brutal und mitunter verstörend zugehen? Vielleicht weil Schmerz eine ganz andere Wirkung hat wie Worte. Wenn man diese Denkweise richtig versteht dann wird einem auch klar das es sich hier um einen sehr intelligenten und durchdachten Film handelt. Eine insgesamt skurrile, verstörende aber auch extrem sehenswerte Produktion, die niemanden kalt lassen wird.

 

Damit es nicht langweilig wird beginnen für Tobias die verhängnisvollen Erinnerungen mit jedem mal etwas weiter vorne bzw als Zuschauer bekommt man Tobias' letzte Handlungen in der Nacht zuvor zu sehen.

Mit seinem Wissen der vorherigen "Tage" versucht er dann sich und seine Frau vor den 3 verrückt daherkommenden Spielmannsleuten zu beschützen, was aber irgendwie nicht gelingen will. Elin kann sich dagegen an nichts erinnern was Ihr angetan wurde. Doch immerhin bringt diese Zeitschleife die beiden Eheleute beständig wieder näher.

Das liegt auch an seinen charakterlichen Eigenshaften. Nach dem Tod seiner Tochter wird Tobias deutlich distanzierter, kälter, herrischer und gemeiner während Elin noch immer unter dem Verlust leidet, ein trauriges Gemüt hat und verletzlich wirkt. Dagegen sind die 3 Spielleute alles andere als zimperlich und nett. Einer trägt einen prägnanten weißen Anzug mit Hut, der andere eine Arbeitslatzhose mit kariertem Hemd und die Frau im Bunde ist mit einem hellblauen Kleid bekleidet und trägt eine sehr auffällige Frisur. Zum verrrückten Auftreten gesellen sich also auch noch die passenden Kostüme.

 

Das ganze mag zwar nicht besonders spannend klingen, und ja es gibt hier und mal ne kleine Länge, dennoch ist man als Zuschauer an die Geschichte gefesselt, die zunehmend immer intensiver und eindringlicher wird. Schließlich will man wissen wie beide da wieder lebendig rauskommen. So ist es Elin vorbehalten, die plötzlich mitten im Winter im Zelt aufwacht und auf der Suche nach Ihrem Mann ein Haus auf einer Lichtung findet. Dort sieht sie sich eine Vorführung eines Schauspiels an, an dessen Ende der Phoenix aus der Asche aufsteigt. Genau so soll die Beziehung der beiden nach dem Ausflug wieder auferstehen.

 

Eine ähnliche Einblebung eines Schauspiels (teilweise animiert) gibt es zu Beginn zu sehen (nach dem Tod der Tochter)

bevor es zum alles entscheidenden Urlaub in die Natur geht. Hier zeigt sich eine der vielen Stärken mit denen die Kamera den Zuschauer verwöhnt. Neben den tollen Landschaftsaufnahmen gibt es durchweg einen fokussierten Blick auf die Handlung  und nach jedem Ende (Tod der beiden) schwebt die Kamera in die Luft und filmt das Geschehen von oben. Dennoch schwingt immer dieses Gefühl mit, das der Look des Films an eine Arthausproduktion erinnert, die aber auch Genrefilm sein möchte.

An sich kein Problem, da man sich thematisch ja im Arthausbereich bewegt.

 

Soundtechnisch bewegt man sich eher im ruhigen Bereich und arbeitet mit wiederkehrenden Melodien. Diese sind sowohl als ruhige Gitarrensolos oder auch Spielmannslieder komponiert, können aber auch im Stille einer Violine gehalten sein. Zudem merkt man allen Titeln die nordische Herkunft an. Bestes Beispiel ist hier ein Volkslied, welches regelmäßig eingespielt wird.

 

FSK-Schätzung: 16 Jahre

 

Fazit: Ein perfides, schockierendes aber auch eindringliches Kunstwerk, das mit einem tieftraurigen Finale endet, welches so nicht zu erwarten war.

 

Bewertung:

Genre: 7 von 10 Punkten

Gesamt: 6.5 von 10 Punkten

 

The Oak Room (Thriller) Europapremiere

Ganz ohne Frauen vor der Kamera kommt der etwas andere Thriller "The Oak Room" aus, der aber nichts mit einem Escape Room gemeinsam hat.

 

 

Drei Jahre hat er die Pfeife nicht gesehen und plötzlich schneit sie während eines Blizzards einfach so in seine Bar. Paul ist nicht komplett erfreut, Steve nach so langer Zeit wieder zu sehen. Als dieser dann auch noch anbietet, seine alten Schulden mit einer Geschichte zu begleichen, ist das Maß voll. Er ruft „ihn“ an, um das Problem Steve zu erledigen. Bis Stelly ankommt, wird Paul warten und zuhören: Eine Geschichte in einer Geschichte in einer Geschichte… mit einer einzigen fiesen Message.

 

 

Wer bei dem Filmtitel an eine etwas andere Form von "Escape Room" handelt ist trotz der ähnlichen Namen gewaltig auf dem Holzweg. Zugegeben, auch ich hatte anfangs den Verdacht das es sich um einen Film handelt, der in die Richtung geht zumal das Poster vielversprechende Aussagen trifft. Aber was ist "The Oak Room" eigentlich? Nun ja es geht um eine Geschichte in einer Geschichte in einer Geschichte, bei der jedoch viele Fakten bewusst verdreht werden bzw. die Verbindung der Figuren untereinander anders sind als man anfangs denkt.

An sich ist diese Inszenierung ja eine kreative Möglichkeit ein spannendes Verwirrspiel ins Leben zu rufen. Zumal sich die Geschichte hauptsächlich in 2 ziemlich ähnlich eingerichteten Bars abspielt, wovon eine den Namen Oak Room trägt. Dabei haben beide den so typisch amerikanischen Look, etwa mit Neonwerbung oder mit Bildern/Stickern/Schildern vollgeklebten Wänden, sowie zahlreiche bekannte Getränke wie Schnaps und Bier im Sortiment. Zuletzt sind die Räume in recht dunkles Licht getaucht.

 

Es liegt also alles bereit für einen actionreichen, harten und blutigen Thriller, der es dann nicht ganz ist. Ganz allmählich baut sich die Szenerie auf, geprägt von einem sehr langen Dialog zu Beginn, der erst nach 20 Minuten mit dem Versprechen endet, die Geschichte zu erfahren welche sich im Oak Room zugetragen hat. Steve beginnt zu erzählen was Paul aber alles andere als spannend und informativ findet.

So ähnlich geht es dem Zuschauer gegen Mitte des Films, da sich dieser dort ziemlich zieht und wenig Kontent liefert. Daran kann auch der an sich tolle Soundtrack nicht viel ändern, der einerseits bedrückend und beklemmend wirkt aber auf der anderen Seite auch emotionale und emotional wuchtige Einlagen zu bieten hat. Diese sind überwiegend mithilfe Violine und Piano gestaltet und erinnern phasenweise an den Score von "Herz aus Stahl".

 

Beim recht überschaubaren Cast, der ausschließlich aus Männern besteht, kann man so recht keinen hervorheben, da die meiste Zeit ja nur gesprochen wird und die eigentlichen Actionszenen aufs absolut nötigste beschränken. Dennoch machen die Darsteller einen recht ordentlichen Job, da man Ihnen ihre Emotionen und Gesichtsausdrücke total abnimmt und sich als Zuschauer dadurch sehr gut in die Szenen hineinversetzen kann. Die eigentlich einzig heftige und brutale Szene ist perfekt inszeniert und versprüht eine dreckige, bösartige und heftige Note und zeigt was möglich gewesen wäre hätte man davon 2-3 mehr eingebaut. Den 2 jüngeren Figuren sieht man in jeder Szene diese spezielle und unheimliche Böse an, das beide zu absoluten Fieslingen macht.

 

Richtig fies ist die Kamera zwar nicht, liefert aber durchweg düstere und spannende Bilder, denen es aber etwas an Schärfe fehlt. Wäre der Film dreckiger müsste man diese Bilder auch erwarten, aber so finde ich das etwas schade. Das die Effekte jetzt nicht mit denen einer High Budget Produktion mithalten können ist klar und im Anbetracht der Umstände sind sie auch wirklich ganz ok und passen zum Rest. Insgesamt muss man feststellen das die Bilder stets ohne größere Wackler auskommen und durch lange Passagen bei denen man die Figuren beim Reden (ohne Schnitte) zusieht überzeugen kann. Teilweise hat man das Gefühl direkt daneben zu sitzen.

 

Zum Ende hält Regisseur Cody Calahan noch eine extrem fiese Botschaft bereit und sorgt damit für ein perfektes Ende, das ich dem Film so nicht mehr zugetraut habe.

 

FSK-Schätzung: 16 Jahre

 

Fazit: Der etwas andere Thriller, der aber mit phasenweise trotz fehlender Action und Gewaltszenen einige sehenswerte Momente hat, bei denen vieles nicht so ist wie man denkt

 

Bewertung:

Genre: 7 von 10 Punkten

Gesamt: 6 von 10 Punkten

 

Schlaf (Thriller/Drama/Horror)

Der einzig deutsche Beitrag beim diesjährigen HARD:LINE ist "Schlaf", der eine sehr komplexe Story besitzt.

 

Marlene (Sandra Hüller) wird von schrecklichen Alpträumen in den Wahnsinn getrieben, die alle in einem kleinen Dorf zu spielen scheinen. Als sie herausfindet, dass es sich in ihren Träumen um einen realen Ort handelt, reist sie von Hamburg dort hin, um dem Mysterium auf den Grund zu gehen. Sie erleidet schließlich einen Nervenzusammenbruch und fällt in einen komatösen Schlaf, als sie von den Gründen für ihre Albträume erfährt und wird in eine Psychiatrie eingewiesen. Ihre Tochter Mona (Gro Swantje Kohlhof) macht sich nun auf eigene Faust daran, die Ursachen für die dämonischen Albträume herauszufinden. Dabei kommt sie mit den eigentümlichen Bewohnern des Dorfes in Kontakt und erfährt von dunklen Mächten aus vergangenen Zeiten, die sie zunächst in ihren Träumen, dann auch ganz real verfolgen.

 

Der wohl komplexeste Film beim diesjährigen Film Festival kommt aus Deutschland und darf sich definitiv auf die Fahnen schreiben das er extremes Kino zeigt. Gleich zu Beginn zeigt Sandra Hüller als traumatisierte Marlene welchen Weg man bei dieser Produktion gehen wird. So wird schnell ersichtlich das ein dunkles, schockierendes und tödliches Geheimnis gelüftet werden soll und das Mutter-Tochter-Gespann als ein Art Medium für Geister dient. Denn auch Mona hat Visionen, Träume und Eingebungen denen die Teenagerin auf den Grund gehen soll. Fast könnte man meinen das ein böser Dämon hinter allem steckt, der sich einfach neue Opfer gesucht hat. Das es am Ende dann doch viel komplexer, brutaler und realitätsnaher als gedacht ist, stellt sich im weiteren Verlauf der Handlung heraus. Diese ist nämlich durchweg spannend und düster inszeniert und zeichnet sich durch zahlreiche unerwartete Wendungen aus. Hinzu kommen nahezu perfekte geschnittene und fließende Wechsel zwischen Realiät und Traum womit man der Geschichte immer mehr Tiefe und Bedeutung zukommen lässt.

 

Die nach und nach sorgfälltig und mit Bedacht eingstreuten Hinweise ergeben zunehmend ein komplettes Bild, das so viel mehr ist als man denkt. Schließlich haben Marlene, Mona viel mehr gemeinsam mit dem visionären und großdenkenden Hotelbesitzer Otto als beiden lieb ist. Er und sein Hotel haben ein düsteres und blutiges Geheimnis, das nach Jahrzehnten endlich gelüftet werden soll und bis in die Zeit des Nationalsozialismus zurückreicht. Otto, der sich selbst als einen kleinen "Führer" sieht (seine aufbrausende Rede auf der Bühne erinnert in Zügen schon an vergleichbare Auftritte von Adolf Hitler) und das Dorf in eine neue und glorreiche Zeit führen will, ist der letzte lebende der 4 Männer, die in den 1970er Jahren das Hotel erweitert haben und glaubt somit an seine Bestimmung. Der Horror-Thriller bekommt damit noch einen gewaltigen Dramaeinschlag, der neben privaten auch nationale Traumatas zeigt und in verschiedenen Zeitebenen spielt.

 

Dabei überzeugen die drei Hauptdarsteller in Ihren Filmrollen mit tollem und facettenreichen Schauspiel und glaubhaften Auftreten. Während Marlene und Mona immer tiefer in die Geheimnisse der eigenen Vergangenheit eintauchen und das Gefühl haben den Verstand zu verlieren muss Otto mit den Dämonen seiner Taten leben und wird deshalb von seiner Frau nachts ans Bett gefesselt um sich im Schlaf nicht selbst zu erwürgen. Der Geist von Marlene's Mutter Trude (wurde ermordet), will sich endlich am letzten der verbliebenen Männer rechen, der zudem der Vater der Flugbegleiterin ist. Ähnlich wie in den Conjuring Filmen nutzt dieser Geist dann andere Menschen als Medium um zu kommunizieren. Ist zwar nichts neues, aber düster und spannend inszenziert. 

Nebenbei werden die Nazi-Verbrechen der Männer (Trude war Jüdin und die kleine Marlene sollte ebenfalls sterben) aufgedeckt und in einigen von Monas/Marlenes Visionen werden die Täter passenderweise mit Schweinemasken gezeigt (in Anbetracht dessen, das Nazis Schweine sind).

 

Dabei steht das riesige Hotel in Stainbach im Mittelpunkt der Geschichte, das zum Zeitpunkt der Handlung praktisch leer ist (keine Saison) und von Otto noch weiter ausgebaut werden soll um an 365 Tagen voll ausgelastet zu sein. Die Idylle passt schonmal, liegt das Gebäude in einem waldreichen Tal umgeben von wilder Natur und einigen Ruinen aus dem dritten Reich. Man spührt aber das düstere Geheimnis hinter allem in jeder Sekunde und die Orte (Dachboden, Schwimmbad, Heizkeller) an denen sich Otto's Freunde das Leben genommen haben versprühen eine kalte und leblose Atmosphäre und betteln praktisch darum deren Geschichte zu zeigen. Genau hier liegt dann auch mein größter Kritikpunkt. Klar, es stehen Otto, Marlene und Mona im Fokus, aber die anderen Männer haben ebenso Ihren Teil dazu begetragen das sich die Geschichte so entwickelt hat.

Über die gesamte Laufzeit überzeugen die Bilder von Kameramann Marius von Felbert, der es schafft die Geschichte immer im besten Winkel  und mit der nötigen Einstellung einzufangen. Neben einigen Nahaufnahmen der Gesichter sind es vorallem jene Aufnahmen bei denen es sich um Träume/Visionen handelt, die nachhaltig im Kopf bleiben.

 

Wie die Bilder auch, gelingt es der Filmmusik mit eindringlichen, intensiven und fesselnden Stücken den Zuschauer zu binden, immer mit dem Ergebnis die Spannung hochzuhalten. Für die durchaus grusseligen Horrorparts baut man noch mysteriös angehauchte und mit dämonischen Stimmen versetzte Melodien ein.

 

FSK-Einschätzung: 16 Jahre

 

Fazit: Alles in allem ein starker deutscher Genrefilm, der vielschichtiger ist als man anfangs denkt und trotz einer komplexen Thematik einen sehr sehenswerten Eindruck hinterlässt. Dazu tragen auch die 3 Hauptdarsteller mit eindrucksvollen Schauspiel bei. Ein Film der berührt, fassungslos macht, eine intensive Geschichte erzählt aber auch zeigt, das es im heutigen Deutschland bei einigen älteren Bürgern noch ein Gedankengut gibt, das 1945 eigentlich hätte verschwinden sollen.

 

 

Bewertung:

Genre: 8 von 10 Punkten

Gesamt: 8.5 von 10 Punkten

 

Kumanthong (Horror/Thriller) Europapremiere

Ein Beitrag aus Vietnam ist "Kumanthong", der Underdog beim HARD:LINE 2020

 

Die taubstumme Soi hat keine gute Zeit im Dorf. Aufgrund ihrer Behinderung wird sie ausgestoßen. Als der charmante Huynh in der Gemeinde auftaucht, bittet der Wunderheiler sie um Unterstützung und hält später um ihre Hand an. Doch der vermeintlich glücklichste Moment ihres Lebens stößt das Tor zu endlosen Schrecken auf. Denn Huynh ist nicht der nette Mann, der er vorgibt zu sein. Er birgt ein finsteres Geheimnis, in das Soi immer tiefer hineingezogen wird und aus dem es kein Entrinnen gibt!

 

 

 

 

Das es aus Vietnam nicht nur leckeres, frisches und einzigartiges Essen gibt beweist der Filmbeitrag beim diesjährigen HARD:LINE Film Festival "Kumanthong", der auf einer wahren Geschichte basiert. Hier dienen die Geschehnisse von Vietnams ersten Massenmörders als Grundlage für einen extremen Film, mit teils dämonischen Zügen. Dabei beginnt alles mit dem Streit von 2 Männern die einen Armreif aus Jade finden recht amüsant, erinnert dies doch an Gollum aus "Der Herr der Ringe", da der Edelstein in Asien ähnlich wertvoll wie Gold ist und als Schatz angesehen wird. Übrigens, die beiden durchweg sympathischen Männer haben immer wieder Kurzauftritte welche dem ansonsten sehr düsteren Film kurze Schmunzler geben. Auch einige Zeit danach macht der Film (noch) nicht den brutalen, horrorlastigen Eindruck den man anfangs erwartet. Schließlich ist Huynh der freundliche, aber mysteriös wirkende Wunderheiler dem die Menschen im abgelegenen Dorf vertrauen. Seine Arbeitsweise hat schon etwas von Magie und Hexerei, was aber nicht jedem der Bewohner behagt. Als es dann noch wild-romantisch wird und Huynh mit der taubstummen Soi flirtet und diese dann auch heiratet war die Verwirrung erst mal groß. Was hat da alles mit extremen Kino zu tun? Ähnliches gibt es in zahlreichen Disneyfilmen zu sehen und die sind ja nicht für knallharte und verstörende Filme bekannt (wobei man den glattgebügelten Schwachsinn in so mancher Produktion durchaus als verstörend bezeichnen kann).

 

Zum Glück schlägt die Atmosphäre dann doch eine düstere, mysteriöse und extreme Richtung ein und wird mit kreativen Horrorelementen aufgewertet, wodurch man den Genremix komplettiert hat. Zwar bleibt man bis zum Ende definitiv auf der dunklen Seite, lässt aber in meinen Augen ein wenig die gerade Linie vermissen. Sicherlich ist das Ansichtssache, aber wenn man schon etwas dämonisches anteasert dann sollte man das dann auch tiefer ergründen.

Mit skurillen, blutigen und grusseligen Rückblenden/Träumen werden die Abgründe von Huynh aufgezeigt, die Ihn zu dem wahnsinnigen Monster gemacht haben, das er nun ist. Schließlich ist er alles andere als der charismatische Wunderheiler,, sondern ein durchtriebener und Verrückter Machtmensch, der junge Frauen betäubt, vergewaltigt und danach tötet. Das alles scheint Ihm eine Art Geist zu befehlen, dem er dient und hat wohl auch mit dem Tod seiner Mutter zu tun, den der junge Mann nicht verarbeitet hat. Grausiger Beleg dafür ist die Tatsache, das er den Kopf seiner Mutter in einer Kiste aufbewahrt. Neben der sehr überzeugenden Darstellung des Bösewichtes ist es auch Soi, die mit Ihrer Art dem Film Ihren Stempel aufdrückt. Glaubt man lange Zeit das das taubstumme Mädchen die Lachnummer des Dorfes ist, die kein Selbstvertrauen besitzt und von vielen nur schief angesehen wird, zeigt Soi mit zunehmender Dauer immer mehr einen Willen den Machenschaften Ihres Mannes ein Ende zu setzen. So richtig Mut schöpft Sie aber erst, als Huynh die geliebte Cousine brutal ermordet und eine schwangere Frau (die er vergewaltigt hat) ebenso töten will (zusammen mit seiner neuen Assistentin).

 

Trotz einiger Schwächen bekommt der Zuschauer einen sehr spannenden, tragischen und packenden Horror-Thriller zu sehen, bei dem zahlreiche Tempowechsel immer wieder für Abwechslung sorgen und niemals Langeweile aufkommen lassen. Die Intensität steigert sich im gleichen Maße wie düstere Stimmung und hat mit dem für Asien typischen Dorf im Dschungel den absolut perfekten Rahmen. Es gibt keine Handys, kein Internet und keine Möglichkeit schnell Hilfe von Außerhalb zu holen. Die einfachen Hütten aus Holz und Schliff sind dabei ebenso authentisch wie die schlichten Kostüme und das schwül-warme Wetter. Die Bildqualität ist jedoch eher Standard und hat eine dreckige Note, was wiederum zur Geschichte passt. Eine fokussierte, zumeist ruhige und klare Kameraführung ist ebenso erwähnenswert wie zahlreiche Nahaufnahmen der Figuren (um deren Emotionen und Gefühle zu zeigen), die zuweilen schockierend sind.

 

Mit der Verbindung von klassischem Horror mit Dämonen in einer nicht alltäglichen Umgebung beweist Regisseur Le Binh Giang das gute Produktionen in allen Regionen der Welt entstehen können. Dabei gibt es noch einen Punkt der negativ im Gedächtnis bleibt: die viel zu überladene Filmmusik. Diese macht einen durchkomponierten Eindruck mit zahlreichen Klaviermelodien, gepaart mit landestypischen Klängen die zwar für eine tolle, düstere Atmosphäre sorgen aber viel zu oft unnötig dominant (und laut) sind. Nicht immer bedarf es einer musikalischen Untermalung um eine Szene spannend und beklemmend zu halten.

 

FSK-Einschätzung: 16 Jahre

 

Fazit: Ein interessanter, sehr düster gehaltener und von den beiden grandiosen Hauptdarstellern getragener Film aus Vietnam der besonders am Ende mit extremen Darstellungen punkten kann. Genrefans sollten auf jeden Fall einen Blick riskieren

 

 

Bewertung:

Genre: 7 von 10 Punkten

Gesamt: 6.5 von 10 Punkte

 

The Deep Ones (Sci-Fi/Horror) Weltpremiere

Ein weiterer Beitrag aus den USA ist die Lovecraft-Story "The Deep Ones"

 

Es wird Zeit für Alex und Patrick mal abzuschalten. Zu viel ist passiert: Arbeit, Stress und ein Abgang machen das Leben hart für die beiden. Ein wunderschönes Ferienhaus mit Blick aufs Meer soll ein Ort der Zweisamkeit werden. Auch die Vermieter des Hauses sind nett, alles scheint perfekt für einen Neustart. Als die Bekanntschaften und Ereignisse immer bizarrer werden, ist es schon zu spät. Denn auf die beiden hat es eine uralte und zutiefst böse Wesenheit aus den Untiefen des Meeres abgesehen.

 

Wenn "Lovecraft" drauf steht ist meistens auch eine große Portion von Sci-Fi Horror zu sehen. Zuletzt konnte man dies eindrucksvoll bei "Die Farbe aus dem All" bestaunen, der was Horror betrifft in diesem verrückten Jahr 2020 eines meiner Highlights ist. Verrückter Horror ist sowieso ein Markenzeichen von Lovecraft-Verfilmungen. Das "The Deep Ones" leider nicht im Ansatz an den bereits erwähnten schrillen und ganz in Lila getauchten Film mit Nicolas Cage in der Hauptrolle herankommt, was ein wenig meine Hoffnung war, hat seine Gründe. Natürlich ist es eine besondere Herausforderungen die Geschichten des bekannten Autors auf die Leinwand zu bringen, da Bücher immer eine andere Sprache sprechen als Bilder. Phasenweise ist es ja auch gelungen.

 

Sind die durchweg in Hochglanz gezeigten Bilder, der verrückte/skurile/schrille Soundtrack (der oft zu dominant und drüber ist) sowie die (leider zu wenigen) Sci-Fi Elemente noch richtig stark und bilden eine grundsolide Basis, macht man sich das Leben mit einigen Dingen selbst schwer. Das Lovecraft-Filme immer etwas ruhig und gemächlich beginnen ist ja Standard, aber auf den gesamten Film gerechnet fehlt mir einfach das Tempo in der Handlung. Zwar gibt es ca. 20 Minuten das erste verrückte Ereignis, das aber nicht den Startschuss für weitere Szenen in ähnlich hoher Qualität bietet. Stattdessen plätschert alles wieder vor sich hin, einige angedeutete Details werden nicht weiterverfolgt und man darf die beiden Hauptfiguren bei Ihrem Leben in der Luxusvilla am Meer bei perfekten Sonnenschein begleiten. Zwar setzt man stetig kleine Berührungspunkte zum Thema "Außerirdische", die Lust auf mehr machen aber die Erwartungen nicht erfüllen. Der Wandel zur crazy Story kommt und kommt einfach nicht.

 

So will es die Kamera mit schnellen Bildfolgen richten, welche die zunehmende Verwirrung und Umpolung verdeutlichen soll. Immerhin bekommt man hier und da ein paar Außerirdische zu sehen, oder zuminderst Teile davon, die von der Optik her sehr an die "Men in Black" Aliens bzw. an Darstellungen aus den 1980er Jahren erinnern. Allgemein ist deutlich erkennbar das man bewusst versucht hat eine Symbiose der 80er mit der Moderne zu erzeugen, was auch in weiten Teilen funktioniert. Das liegt auch am Auftreten und dem Aussehen so mancher Filmfigur, die alle aber recht oberflächlich bleiben und sich, was das Paar Alex und Patrick betrifft, auch leicht manipullieren lassen. Den Darstellern sieht man deren Bemühen an, so richtig mit Leidenschaft habe ich aber keinen gesehen. Während die "Bösen" noch am ehesten mit überzeugenden Aktionen aufwarten können zeigt unser Pärchen praktisch nichts mit voller Energie. Die wenigen Effekte zeugen zwar von dem eher geringen Budget, sind dafür aber total im Rahmen.

 

Das der Film am Ende dann doch noch "OK" is liegt an den sehr gelungenen und actionreichen letzten 20 Minuten, die zeigen welches Potential "The Deep Ones" gehabt hätte. Hier ist dann auch endlich der erste Außerirdische in kompletter Größe zu sehen, der passend zum verrückten Stoff am Strand Sex mit Alex hat und diese dabei schwängert. In diesen finalen Minuten entdeckt man bei der Filmmusik kultische und mysteriöse Töne, die den gezeigten Szenen einen würdigen Rahmen geben.

Das Filmfinale ist dann praktisch der Beginn des Films, nur das ein neues Paar in das Haus einziehen will. Vielleicht haben einfach nur der Mut oder auch ein paar Dollar gefehlt um aus der an sich ja interessanten Grundgeschichte einen Film in der Qualitätsstufe eines "Die Farbe aus dem All" zu produzieren.

 

FSK-Einschätzung: 16 Jahre

 

Fazit: Der Versuch einer verrückten Lovecraft- Verfilmung gelingt nur bedingt und phasenweise. Lange Zeit ist die Geschichte langatmig und bisweilen auch einfach nur lanweilig. Da hätte ich mir echt mehr erwartet

 

Bewertung:

Genre: 6.5 von 10 Punkten

Gesamt: 5 von 10 Punkten

 

Luz: The Flower of Evil (Horror/Thriller/Fantasy) Deutschlandpremiere

Ein spezieller Film des extremen Kinos ist "Luz" aus Kolumbien

 

 

Mit eiserner Hand regiert El Senor über sein Dorf und die eigene Familie, die noch immer unter dem Tod der Mutter leidet. In tiefer Trauer folgen die drei Töchter dem strengen Vater und seiner fatalen Suche nach dem Erlöser. Immer wieder schleppt der Grausame ein Kind an und verkündet die Niederkunft des neuen Messias. Er unterwirft alle und jeden, die sich gegen ihn stellen mit brutaler Gewalt. Als der Glaube der Töchter langsam schwindet, wendet sich das unsagbar Böse gegen die Familie.

 

 

Ein folkloristisches Horrorwerk der anderen Art, das mit seinen knallig kräftigen Farben und der bergigen Landschaft an einen Heimatfilm erinnert und in einigen Momenten an das 2019er Meisterwerk "Midsommar" erinnert ist einer der Highlights beim HARD:LINE 2020. Juan Diego Escobar Alzates Kinofilmdebüt ist dabei aber keineswegs ein klassischer Horrorstreifen, die es Zuhauf im Kino zu sehen gibt, sondern eine spezielle Reise in eine abgelegene Region von Kolumbien, bei dem ein grausamer religiöser Führer langsam die Kontrolle über seine Untergebenen verliert. Dabei spielt vorallem der Kasettenrecorder im Fokus, der anscheinend von bösen Mächten besessen ist. Schließlich sind immer wieder dämonische Stimmen und Geräusche zu hören welche von dem Gerät ausgehen, das ein Zeichen dafür ist, dass El Senor als einziger aus dem Dorf schonmal in der modernen Stadt war. Zu Beginn nimmt sich Alzate viel Zeit um das geregelte und von Gotteserfurcht bestimmte Leben der Menschen, insbesondere der 3 jungen Frauen, zu zeigen die sehr abgelegen von der Zivilisation leben. Dennoch schwingt immer etwas bösartiges, fieses im Hintergrund mit. Als Zuschauer kann man es kaum erwarten das Böse in Aktion zu sehen.

 

Immer wieder wird die angebetete Gottheit "Luz" genannt und El Senor sucht verzweifelt einen neuen Messias. Dabei sieht man den Anführer stets mit ernster, fester und grimmiger Mine, der keinen sympathischen Eindruck hinterlässt. Seine 3 Mädchen nennt er liebevoll Engel und niemand darf Sie schänden. Eine Beziehung mit einem Mann lehnt der strenggläubige Mann klar ab. Als eine der Mädchen schwanger wird sieht Senor das Unheil kommen. Hinzu kommt das der neue Messias wohl doch besondere Fähigkeiten besitzt und die Mädchen den Glauben ällmählich verlieren.

Besonders Conrado Osorio überzeugt in seiner Rolle als gewalttätiger, brutaler Dorfvorsteher der unbedingt alle Fäden in der Hand halten möchte. Dabei stützt sich seine Macht ausschließlich auf den ominösen Kassetenrecorder, der am Ende zerstört wird und alle die Freiheit bringt.

 

Trotz fehlender Brutalität ist "Luz" ein extremer, harter und tiefsinniger Film, der die Frage nach der Macht des Glaubens aufwirft (besonders in abgelegenen Regionen) und als intensives Gesamtwerk sehr sehenswert daher kommt.

Hinzu kommt eine immer düster werdende Atmosphäre, finstere Elemente und der passende Sound.

Dieser besteht neben religiösen Melodien (auf einer Kasette), klassischen Violinenstücken auch aus Frauengesang und unterstützt das Geschehen auf sehr eindringliche und düstere Weise ohne dabei eine zu überladene oder gar dominante Rolle einzunehmen. Vieles erinnert auch hier an "Midsommar", der ja ebenfalls kultisch angehaucht war.

Mit regelmäßig zu hörenden Hintergrundstimmen, die von einer Erzählering oder auch eines Geistes stammen könnten, hat man ein in meinen Augen sehr einfaches aber kreatives Element gewählt mit dem man dem Film eine zusätzliche Erzählebene (Metaebene) verleiht.

 

Kameratechnisch gibt es neben den bereits erwähnten kräftigen und poppigen Farben auch zahlreiche Naturbilder zu sehen. Hier einen Wasserfall, dort unberührte Wälder und da wilde Tiere. Dabei erstahlt alles in einem sehr hochwertigen Look und ist von scharfer Bildqualität. Selbst als die Düsterheit immer mehr zunimmt bleibt der Kameramann seinem ruhigen Stil treu, der nebenbei auch einzelne Figuren mit langen Sequenzen eindrucksvoll in Szene setzt. Auch die Effekte und der Schnitt können mit guter Arbeit überzeugen.

 

Mit der Inszenierung, der Thematik, dem Sound und den tollen Schauspielern beweist "Luz" ziemlich klar, warum er auf dem diesjährigen HARD:LINE Film Festival zum Programm gehört und für Genrefans eine tolle Alternative zu Produktionen aus Amerika darstellt. Natürlich ist nicht alles perfekt, so hätte ich mir eine Vorgeschichte zu El Senor gewünscht und was es mit dem Recorder aus sich hat, aber für einen kleinen Film aus einem nicht gerade für Blockbuster bekannten Land in Kombi mit einem Regiedebüt kann sich das Ergebniss allemal sehen lassen.

 

FSK-Einschätzung: 16 Jahre

 

Fazit: Düsterer Horrorfilm der besonderen Art, der das gewisse Extra hat und mutig und vielschichtig inszeniert worden ist. Hinzu kommt ein sehr glaubwürdig dargestellter El Senor, der alles und jeden im Dorf unterwirft

 

 

Bewertung:

Genre: 7.5 von 10 Punkten

Gesamt: 7.5 von 10 Punkten

 

 

For the Sake of Vicious (Thriller/Horror) Europapremiere

Auch Kanada ist im Programm vertreten, und zwar mit "For the Sake of Vicious"

 

 

Die Nachtschicht war mühsam und Romina will nichts als einen entspannten Halloween-Feierabend genießen. Doch der bleibt ihr verwehrt, denn in ihrem Zuhause sind gleich zwei Männer, die da nicht hingehören. Der eine Täter, der andere Geisel. Die Geisel muss am Leben bleiben, so die Anweisung. Um jeden Preis. Doch der Preis ist hoch, als schließlich eine Horde wildgewordener Gewalttäter ihr Haus belagert und die Wände mit Blut besudelt. Es gibt nur einen Ausweg: Gleiches mit Gleichem vergelten!

 

 

 Wenn der Filmtitel nicht nur eine Floskel ist, sondern genau das wiedergibt was es in einem Film zu sehen gibt, dann sollte jeder der nicht auf blutige, brachiale Gewalt steht die Finger von diesem Film lassen.

Denn der Zuschauer bekommt eben genau das zu sehen: Gemetzel, Action, Blut und entsetzlich entstellte Körper

Dabei ist zu Beginn noch nicht ganz klar was die beiden Männer im Haus von Romina wollen, was beide verbindet und vorallem was die junge Frau damit zu tun hat. Und das alles am Halloweenabend.

Schnell wird nicht nur Romina klar was das alles zu bedeuten hat sondern auch dem Zuschauer: Alan ist die Geisel von Chris, der seine Frau und sein Kind zurück will und nur zufällig Unterschlupf bei der jungen Frau gesucht hat um sein Opfer zu quälen und foltern.

Schon hier beginnt der Film seine blutige Gewaltspirale zu spinnen, die sich mit rasender Geschwindigkeit dreht und immer blutiger und extremer wird.

Zwar lässt sich jetzt schon erahnen das es am Ende nicht alle lebend ins Ziel schaffen, doch das Drehbuch hält noch einiges parat, das man nicht auf dem Schirm hat. Darunter auch einige in meinen Augen unlogischen Abläufe

 

So zum Beispiel die Tatsache das Romina nicht die Cops ruft (Möglichkeiten hat sie zu Genüge), oder gar mit Chris gemütlich eine Zigarette im Garten raucht, während Alan gefesselt und schwer verletzt in der Küche sitzt. Wegrennen kommt irgendwie auch nicht in Frage, obwohl gleich nebenan eine Party stattfindet. Als Krankenschwester ist es natürlich Ihre Pflicht dem Verletzten zu helfen, da Chris nicht gerade zimperlich mit Ihm umgeht (bsp. schlägt er mit einem Hammer auf seine Geisel ein). Doch der Entführer scheint nicht bereit zu sein den letzten Schritt zu gehen, und das obwohl Alan beteuert nicht zu wissen wo dessen Familie steckt. So gelingt es der besonnen reagiereden Krankenschwester die Situation halbwegs unter Kontrolle zu bringen, und das obwohl die Situation hochexplosiv und vorallem spannend bleibt.

 

Wie sich herausstellt ist Alan nur ein kleines Licht in einer Gang und die wollen selbst den Tod des Mannes.

So kommt es wie es kommen muss: Rominas Haus wird von der Gang gestürmt und anstatt eines schnellen Endes der Figuren beginnen diese den Spieß umzudrehen.

Dabei steigert sich das Gewaltlevel um ein Vielfaches, Blut spritzt, Köpfe werden zertrümmert und die 3 Protagonisten werden ebenfalls verletzt. Die Kamera hält dabei immer voll drauf und zeigt die Gewalt mit verstörend ruhigen Bildern und ohne Zensur. Nur als es zu Kampfszenen kommt, die aber handgemacht wirken, werden die Bilder hektischer aber keineswegs harmloser.

Immer mittendrin: die eigentlich unbeteiligte Romina, die aber fleißig mitmacht beim Eindringlinge abstechen.

Untermalt werden diese Szenen von einem dezenten aber spannungsgeladenen Sound, der pulsiert und ordendlich Wumms hat. Sicherlich genretypische, leicht verzehrte Titel, mit denen aber ordentlich Stimmung gemacht wird ohne dabei zu sehr übertreiben zu müssen.

 

Was bei allem Gemetzel auffällt, keinen der Nachbarn scheint das zu interessieren was im Haus von Romina so abgeht. Dort spielt sich nämlich der gesamte Film ab und wird nur von kurzen Einblendungen unterbrochen bei denen man die Gang auf Motorrädern sieht wie man in die Nacht fährt um zum Haus zu gelangen. Das ist übrigens typisch amerikanisch eingerichtet und liegt in einem Vorort einer nicht betitelten Großstadt.

Trotz wohl eher kleinem Budget macht das ganze aber einen optisch wertigen Eindruck und kann mit ähnlichen Thrillern durchaus mithalten.

 

Sicherlich sprüht die Handlung jetzt nicht mit besonders viel Tiefgang oder detailierten Vorgeschichten (man erfährt bsp nichts darüber warum die Familie von Chris entführt wurde und was genau Alan damit zu tun hat; auch zu Romina oder der Gang gibt es keine weiteren Infos) was aber nicht ganz so sehr ins Gewicht fällt. Im Mittelpunkt bei diesem Home-Invasion-Thriller steht ohnehin die sich bis zum extremen Schlusspunkt drehende Gewaltspirale, deren Finale dann ziemlich makaber aber total genial inszeniert ist. Nachdem Romina den Gangsterboss getötet hat klingelt es an der Tür und ein paar Kinder wollen Süßkram abstauben. Was macht Romina? Sie geht mit einem Lächeln raus, verteilt die zu anfangs im Krankenhaus mitgenommen Bonbons und sackt an der Türschwelle zusammen nachdem die Kids weitergezogen sind. Alles nach dem Motto: wtf ist hier und heute nur passiert?

Ein letztes mal überzeugt die Kamera mit einer tollen Einstellung der Situation und zeigt das Rominas Haus inmitten der anderen und zahlreiche Kinder laufen verkleidet auf der Straße herum. Besser kann man einen solchen Film nicht zu Ende führen.

 

FSK-Einschätzung: 18 Jahre

 

Fazit: Toller, spannender und vorallem brutaler und blutiger Thriller der Genrefans definitiv begeistern wird. 15 Minuten mehr Laufzeit um eine Hintergründe besser zu erläutern hätten der ansonsten hervorragend umgesetzten und vom Cast entsprechend überzeugend gespielten Geschichte ebenso gut getan wie ein paar logischere Entscheidungen der Filmfiguren.

 

Bewertung:

Genre: 7.5 von 10 Punkten

Gesamt: 7 von 10 Punkten

 

Unearth (Thriller/Drama/Horror) Europapremiere

Der Eröffnungsfilm des 8th HARD:LINE Film Festivals gab es die US-Produktion "Unearth" zu sehen.

 

Die Beziehungen zwischen zwei benachbarten Bauernfamilien (Lomback's und Dolan's) werden auf die Probe gestellt, als einer von ihnen beschließt, sein Land an ein Öl- und Gasunternehmen zu verpachten. Inmitten wachsender Spannungen wird das Land mit der Fracking-Methode angebohrt und etwas lange ruhendes und schreckliches das  tief unter der Erdoberfläche lebt, wurde freigesetzt. Die beiden Farmer-Familien erleben den blanken Horror der tödlicher nicht sein kann..

 

Was kann die idyllische Ruhe und das beschauliche Leben in den Weiten von Pennsylvania aus dem Takt bringen? Richtig: Konflikte zwischen Nachbarn und eine Ölförderfirma, die mit der Fracking-Methode Erdöl aus dem Boden pumpen will um damit das große Geld zu machen. Besonders den zweiten Punkt nehmen sich die Filmemacher als Kritikpunkt heraus und bauen um diese (im Film eher eine Nebenrolle) Technik ein Drama mit Thriller und gerade zum Ende hin viel Horror. Denn das was der Bohrkopf in der Tiefe findet ist neben dem schwarzen Gold auch eine schleimige Substanz, die wohl ein Hybrik aus Pilz und Bakterie ist und Menschen grausame Dinge antut. Schwellen lange Zeit der Streit und weitere Konflikte  baut sich zunehmend Spannung und Intensität auf, während die Kamera weiter mit ruhiger Hand und zahlreichen Nahaufnahmen brilliert. Erst als es in den letzten 20 Minuten richtig zur Sache geht und die einzelnen Familienmitglieder nach und nach durchdrehen und von der seltsamen Substanz erst entsetzlich entstellt (es wachsen Fäden aus dem Körper)  und getötet werden (durch das Fracking gelangt diese ins Trinkwasser und reichert sich im Körper an) ändert sich dies und die Bilder werden hektischer und unruhiger, wodurch auch die Genauigkeit darunter leidet. Ein großes Lob muss man den Make-Up Künstlern machen, denen es wirklich gut gelingt, das Grauen und Blut an den einzelnen Figuren darzustellen. Und das alles mit einem wohl eher geringen Budget wie es scheint.

 

Seine Rolle macht der in Deutschland wohl gänzlich unbekannte Cast größtenteils sehr solide und verleiht den Filmfiguren eine authentisch amerikanische Art wie man es von Farmern auch erwartet. Dabei erhalten die einzelnen Figuren vom Drehbuch die nötigen Charaktereigenschaften. Nebenbei sorgt vorprogrammiertes Konfliktpotential (die 2 Töchter der Farmer haben eine heimliche Affäre) für reichlich Zündstoff den die Darsteller in Weiten Teilen auch so auf die Leinwand bringen. Schließlich bietet die Thematik auch genug glaubwürdige Ansätze (mal vom Horrorteil abgesehen), die es dem Zuschauer leicht machen mitzufühlen. Größter Kritikpunkt ist aber die Aussprache der Darsteller, die es mir phasenweise unmöglich gemacht hat den Dialogen zu folgen. Neben dem "Dialekt" ist es vorallem das Sprechtempo einzelner, die es einem ungeübten Ohr schwer machen.

 

Der Soundtrack zeichnet sich dadurch aus, dass man diesen bewusst dosiert einsetzt und dabei auf spannungsgeladene, düstere und wuchtige Melodien baut, die eine perfekte Atmosphäre erzeugen. Hauptsächlich sind natürlich vorkommenden bzw nachgeahmte Geräusche zu hören, wodurch man als Zuschauer nicht von der eigentlichen Handlung abgelenkt wird.

 

FSK Einschätzug: 16 Jahre

 

Fazit: Das HARD:LINE Film Festival 2020 startet mit einem durchaus sehenswerten Film , der neben einigen sehr schaurigen und blutigen Momenten auch durch seine offen gezeigte Kritik am Födersystem "Fracking" überzeugen kann.

 

Bewertung:

Genre: 7 von 10 Punkten

Gesamt: 7 von 10 Punkten

 

Al Morir la Matinee (Splatter/Trash/Horror) Internationale Premiere

Eine Produktion aus Argentinien und Uruguay ist der Horror-Splatter "Al Morir la Matinee", der definitiv an das Horrorkino der 80er Jahre erinnert.

 

Runter! Als der Film zu Ende ist, verkriecht sich ein Kind unter den Sitzen, um heimlich den nachfolgenden Horrorfilm im Kino zu sehen. Noch eine Handvoll weiterer Gäste verirrt sich in dieser stürmischen Nacht ins Cine Opera. Kino, Horror, Dunkelheit. Was will man mehr? Denkt sich auch ein wahnsinniger Mörder, der statt für den Film nur noch Augen für das Publikum hat. Die Messer sind gewetzt; also Vorhang auf für eine letzte, blutrote Vorstellung, bei der die Zuschauer die Hauptrolle spielen.

 

Es ist immer wieder schön wenn sich Regisseure entschließen mit einem Film eine Liebeserklärung an das Horrorkino der 1980er zu machen. Schließlich hat dieses Jahrzehnt einige bis heute unvergessliche Klassiker zu Tage gebracht, die in den letzten Jahren immer häufiger neu verfilmt wurden, wobei man nicht immer ein gutes Händchen bewiesen hat.

Mit seiner Koproduktion (Argentinien und Uruguay) gelingt Regisseur Maximiliano Contenti ein richtig sehenswerter sowie blutiger Splatter-Trash-Horror, der mit einfachen Mitteln ziemlich effektiv rüber kommt. Man nehme ein authentisches Kino der 1990er Jahre, setzt ein paar Personen hinein, lässt "Frankenstein" laufen und gibt einem Wahnsinnigen die Möglichkeit seine Fantasien auszuleben. Hinzu lässt man einen nostalgisch angehauchten Soundtrack im Hintergrund laufen, der immer wieder eine dominante Rolle einnimmt und aus einer Mischung von Technobeats, einfachen Synthesizerstücken und düsteren 80er/90er Beats besteht. Mehr braucht es eigentlich nicht für einen feinen Splatter, der besonders am Ende mit einigen sehr heftigen Szenen glänzen kann.

 

Dabei ist es noch nicht mal wichtig das die Opfer besonders viel Charaktertiefe bekommen, da man sich sowieso von ihnen verabschieden muss. Und dennoch gibt das Drehbuch für jede Figur ein paar entscheidende Details her, durch die man als Zuschauer den jeweiligen Charakter zuminderst in eine Schublade stecken kann. Da gibt es zum einen nen kleinen Jungen, der sich im Kino versteckt um den Horrorfilm zu sehen, eine junge Frau die bei Dates im Kino gerne mal etwas weitergeht und den Partner (der ziemlich schüchtern wirkt) mit Ihrer Hand befriedigt, oder eine Gruppe Teenies die eher rebellisch eingestellt sind. Gejagd und entstellt werden die Opfer von einem mit schwarzen Mantel eingehüllten Mann, der den Toten die Augäpfel heraustrennt um diese dann in einem Glas einzulegen und später zu verspeisen. Selbst als er von Ana am Auge verletzt wird hört er nicht auf seinem Trieb nachzugehen. Kurzerhand wird das beschädigte Teil herausgeschnitten und weiter gehts. All das sieht man durch die immer draufhaltende Kamera teilweise zu detailgetreu, was Zuschauer mit schwachen Magen wohl nicht ertragen würden. Aber für diese Gruppe ist der Film ohnehin nicht gedacht sondern für Genrefans.

 

So wird aus dem auf der Leinwand gezeigten Horrorfilm (der übrigens ein richtiger Film ist) für die die Zuschauer im Filmkinossal ein reales Spiel auf Leben und Tod, das am Ende nicht alle überleben werden.

Der insgesamt sehr authentische Look der 1990er Jahre (der Film spielt 1993 in Montevideo) ist die perfekte Grundlage für die zum Ende hin immer blutiger werdenden Szenen, die das Prädikat "Kino extrem" auf jeden Fall verdienen und als Horrorkino der alten Schule bezeichnet werden dürfen.

Der Cast macht einen sehr ordentlichen Job, wobei die Nebenfiguren aufgrund Ihrer teilweise kurzen Spielzeit nicht unbedingt bewertbar sind. Auch sollte man die Dialoge nicht zu sehr überbewerten, da diese nicht besonders tiefgründig sind. Oftmals ist dann auch einfach nur hilfloses Geschrei zu hören.

 

Natürlich darf man bei einem Splatter-Trash-Horror keine besonders ausgereifte, tiefgründige Story erwarten, die obendrein noch Sinn ergeben soll. Es geht rein um Unterhaltung, Blut, noch mehr Blut und einen Mörder der keine Hemmungen kennt. Genau das bekommt man in diesem Film, der auf dem HARD:LINE in OmeU zu sehen war.

 

FSK-Einschätzung: ab 18 Jahren

 

Fazit: Wer auf klassisches Horrorkino der 80er Jahre steht kommt hier genau auf seine Kosten. Es gibt massig Blut, entstellte Opfer und einen kaltblütigen Mörder, der keine Hemmungen hat, zu sehen.

 

Bewertung:

Genre: 8 von 10 Punkten

Gesamt: 7.5 von 10 Punkten