Hard:Line Filmfestival 2022

 

Vom 06.04. bis zum 10.04. fand zum insgesamt 9ten mal das international anerkannte Filmfestival HARD:LINE im Regensburger Ostentorkino statt.

Knapp 1700 Gäste sahen an 5 Tagen 31 Filme, die sich auf 16 Kurzfilme und 15 Langfilme aufteilen.

 

Aus 13 verschiedenen Nationen eingereicht beweist das Festival erneut seine weltweite Ausrichtung wobei die Sektion "Deutscher Film" im Vergleich zu 2020 weiter ausgebaut wurde.

17 Deutschlandpremieren, eine Europapremiere sowie 4 Weltpremieren gab es ausgiebig zu feiern und das Publikum durfte wieder abstimmen über den besten Kurz- sowie Langfilm.

 

 

Weiterhin wurde ein Kurzfilm mit dem Jurypreis ausgezeichnet, der nun im offiziellen Rennen um einen anerkannten und wichtigen Filmpreis gelandet ist.

Die Gewinner sind wie folgt:

 

Silberne Razor Blade (Publikumspreis Kurzfilm)

-Dana (Spanien)

 

Goldene Razor Blade (Publikumspreis Langfilm)

-Holy Shit! (Deutschland)

 

Jurypreis

-Survivors (Spanien)

 

Um das wichtige Thema "Wo steht der deutsche Genrefilm?" zu vertiefen wurde am dritten Festivaltag eine Podiumsdiskussion mit tollen Gästen abgehalten. Allgemein waren zahlreiche Gäste anwesend, die sich aus Filmemachern/Regisseuren, Darstellern, Produzenten, Kameraleuten, usw. zusammengesetzt haben. Während der Pausen bzw. nach den Filmen bestand die Möglichkeit in der Kinokneipe mit dem ein oder anderen ins Gespräch zu kommen, was für beide Seiten eine schöne Sache darstellt.

 

 

Für mich war es das erste richtige HARD:LINE Filmfestival, nachdem meine eigentliche Premiere 2020 digitaler Natur war. Genau wie vor 2 Jahren ist auch diese Ausgabe eine Hybrid-Veranstaltung wodurch ein Großteil der Filme eine Woche nach dem physischen nun als Streaming-Festival zu sehen sind.

Leider war dieses Jahr ein Höhepunkt der Festivalgeschichte der die Macher nun dazu bewogen hat ab dem nächsten Jahr wieder kleiner zu werden. Angesichts der Umstände, den zunehmend größeren Kosten, den immer umfangreicheren Vorbereitungen sowie einer nicht mehr ausreichenden Location zwar ein trauriger aber absolut verständlicher Schritt der meinen allerhöchsten Respekt erhält, zumal diese Entscheidung am Abschlussabend persönlich vor Ort verkündet wurde und nicht über die sozialen Kanäle. Und allein wenn man sich nur ansieht um welche Summen (2022 knapp 100.000 Euro) es sich jetzt handelt, die aufgebracht werden müssen um ein Festival dieser Größe durchführen zu können wird einem schwindelig

 

Immerhin wird es das HARD:LINE weiter geben, nur eben nicht mehr an 5 Tagen, ohne Gäste und wohl auch ohne die ganz großen Premieren. Wir werden sehen was die Zukunft bringt, aber ich werde 2023 definitiv am Start sein und freue mich bereits jetzt schon darauf wenn es wieder um extreme Filme auf der Kinoleinwand geht.

Regensburg verliert zwar etwas an international anerkannter Kultur bzw. ein Aushängeschild, aber es bringt niemanden was wenn sich die Macher unwohl fühlen oder schlichtweg die Mittel nicht mehr vorhanden sind ein für alle Seiten perfektes Festival auf die Beine zu stellen.

Überglücklich von den aktuellen Erfahrungen spühre ich nun eine innere (und äußerlich erkennbare) Müdigkeit sowie eine gewisse Sättigung was Kino betrifft. Es waren zwar 5 herausragende, prägende sowie unfassbar schöne Festivaltage, die jedoch auf der anderen Seite auch sehr stressig und teilweise lang waren.

 

Die Liebe zum Kino und Genrefilmen treibt mich immer wieder an und nach 1-2 Tagen wird die Lust sicherlich schon bald wieder zurück sein, zumal ich ja nun die Neustarts während der Festivalwoche nachholen will und ein neuer Kinostartdonnerstag schon vor der Tür steht.

In diesem Sinne bleibt mir abschließend nur eines zu sagen: DANKE

DANKE an Florian Scheuerer und sein Team

DANKE ans Ostentorkino

DANKE an die Filmemacher(innen)

DANKE an die Darsteller(innen)

DANKE an die Filmcrews

DANKE an die Produzenten

DANKE ans Publikum

DANKE an euch, meine Follower für euer Interesse an meinen Beiträgen

 

O (Horror-Kurzfilm)

Weltpremiere beim HARD:LINE Filmfest 2022

 

Und plötzlich war es da. Einfach so. Kreisrund, schwarz, unendlich. Es wartete nur darauf befühlt und befüllt zu werden. Was zunächst begeisterndes Interesse bei Jasmin (Nadine Scheidecker) weckt, beginnt ihr Leben zu bestimmen. Tag und Nacht zieht es sie hin. Immerzu. Es treibt sie zu diesem dunklen Etwas, das so sehr nach ihr ruft, nach ihr greift, sie verschlingt. Dieses Ding… es ist das Leben. Dieses Ding… es ist der Tod.

 

 

 

 

Das deutsche Kurzfilmgenre ist zumeist eher unscheinbar und im Vergleich zu internationalen Produktionen leider ein kleines Pflänzchen. Da machen dann solche Filme wie "O" von Dominik Balkow mit einem etwas dass man kaum für möglich hält: sein Werk zieht das Publikum in seinen Bann und liefert auf verstöhrend einprägsame Weise Bilder zum Thema "Sucht" sowie deren mitunter selbstzerstörerischen Auswüchsen. Das Balkow kein Neuling auf dem Regiestuhl ist sieht man "O" (sein dritter Kurzfilm) aufgrund seiner Stilsicherheit an. Spannend ist zudem die Kameraarbeit welche aufgrund der Blickwinkel, einer klar definierten Bewegung sowie dem Schnitt zwangsläufig an Bilder von Musikvideos erinnert, was wohl auf die Vergangenheit als Regisseur solcher Clips (u.a. Unheilig, Nina Hagen) hinweist. Sein Spielfilmdebüt "Aphasie" befindet sich übrigens aktuell in der Postproduktion.

 

Egal ob man will oder nicht, die Faszination des Bösen lässt dich nicht mehr los und du musst dir ihr fieses und unheimliches Lachen ansehen. Der dröhnende Soundtrack (gefühlt eine Mischung aus Windgeräuschen und wie ich finde keltischen Zeremonieklängen) sorgt für maximale Atmosphäre und lässt die schwarz-weiß Bilder in einem erschreckend authentischen Wechselbad von Licht/Schatten erstrahlen während Hauptfigur Jasmin Ihr durchweg fieses Lächeln nicht mehr aus dem Gesicht bekommt. Könnte "O" auch ein Schrei aus der Hölle sein? Durchaus möglich, schließlich lässt der Kurzfilm dem Zuschauer Raum für eigene Interpretationen der mystisch-dämonisch angehauchten Handlung.

 

Wie ein kleiner Wurm im Apfel frisst sich der Score mitsamt seiner Story ins Gehirn des Publikums, und das trotz dialogfreier sowie minimalistischer Inszenierung. Ohne Witz, diese gezeigte Abhängigkeit von schwarzen Löchern lässt einen mit anderen Augen darauf blicken, schmerzt beim Zusehen (zumal "O" mit einer verdammt kranken Schlussszene zum visuell beeindruckenden Werk wird) und entlässt seine Zuschauer mit einem beklemmenden Gefühl des menschlichen Wahnsinns. Somit darf der Horrorfilm gerne auch als eine künsterlische Version einer Charakterstudie unserer Spezies gesehen werden, da Sucht in verschiedenster Form Teil des Alltags sind.

 

Trotz der eher schlichten Art gefällt Balkow's kreativer Ansatz mit dem er seine Idee auf die Leinwand bringt. Neben dem wuchtigen sowie nachhallendem Soundtrack begeistert vorallem Hauptdarstellerin (und einzige Figur) Nadine Scheidecker mit herausragender Körpersprache, Präsenz und dem bereits mehrfach erwähnten fiesen, bösartigen, verrückten und irgendwie auch dreckigen Lachen. Besser kann man den Wahn mitsamt des Absturzes und die daraus folgende zwanghafte Abhängigkeit in so kurzer Laufzeit kaum darstellen wodurch sich die Frage aufdrängt was wohl wäre wenn aus dem Kurzfilm "O" ein Spielfilm werden würde. Ich hätte auf jeden Fall Bock darauf und könnte mir vorstellen das dieser Potential dazu hat, ein Werk mit der Qualität eines "Requiem for a Dream" Made in Germany werden zu können.

 

 

Fazit: Mit seinem düsteren und atmosphärisch dichten Kurzfilm entführt uns Regisseur Dominik Balkow in die dunkle Welt der Sucht, eine darausfolgende Abhängigkeit sowie aufkommende Abgründe.

 

Bewertung:

Kurzfilmwertung: 10 von 10 Punkten

 

Slumber Party Massacre (Horror/Komödie)

HARD:LINE Filmfest 2022

 

Fünf Mädels, dazu noch Pizza und Alkohol – so muss eine echte Party aussehen. Als die Karre allerdings Probleme macht, wird ein Zwischenstopp irgendwo im nirgendwo nötig. Zum Glück hat die schrullige Alte von der Tanke eine Hütte zu vermieten. Weit draußen am See, wo man niemanden schreien hört. Egal. Party war angesagt, oder? Pizza reingeschoben, bisschen saufen, Pyjamas raus und schon geht’s los. Da lässt Frau sich doch die Stimmung auch nicht von einem Finsterling mit einem ein Meter langen Bohrer verderben...

 

 

Eine 80er Jahre Splattertrilogie im Jahr 2022 zu rebooten/remaken ist schon ein gewagtes Unterfangen. Mit "Slumber Party Massacre" kommt nun ein durchweg unterhaltsamer Splattermovie der reichlich Goremomente sowie schwarzen Humor inne hat um nebenbei auf seine eigene Art femministisch daher zu kommen. Das Ausgangsszenario ist dabei nicht sonderlich neu oder gar kreativ aber durch viele nette Ideen absolut sehenswert gestaltet. Der Film wirkt frisch, liebevoll umgesetzt und hat eine überzeugende Frauengruppe zu bieten die sich eben nicht wie so oft hilflos abschlachten lassen.

 

Nein hier sind es die Männer welche als das schwache Geschlecht inszeniert werden wobei "Slumber Party Massacre" kein Splatter ist der besonderen Wert auf Logik oder realitätsnahe Abläufe setzt. Gedreht in Südafrika besitzt die Story immerhin einen kleinen Kern an Tiefe, da es um späte Rache geht. Ziemlich creazy hingestellt und damit trotz der eigentlich falschen Seite zugeordnet ist es der Killer mit seiner viel zu hohen Stimme sowie seiner verrückten Körperhalten mit denen er zum heimlichen Star aufsteigt. Stark gespielt kann ich hier nur sagen.

 

Optisch vollkommen im Lot passt der Soundtrack perfekt zum Genre und ist immer wieder ein Garant für witzige Momente. Dazu zählen neben ausgiebig geölten Männerkörpern auch der krasse Bohrer (wow sogar ganz modern mit Akku) sowie die teils verdammt lustigen Kostüme.

 

Fazit: Danishka Esterhazy's Version des 80er Jahre Horror-Splatters ist ein geradliniger, witziger, blutiger und frischer Genrefilm der sein Orginal keinesfalls einfach nur kopieren will, sondern die Geschichte mit etwas anderen Ideen erzählt.

 

Bewertung:

Genre: 8 von 10 Punkten

Gesamt: 8 von 10 Punkten

 

Dawn Breaks Behind the Eyes (Horror/Drama/Mystery)

HARD:LINE Filmfestival

 

Er nörgelt pausenlos rum. Sie verabscheut ihn. Er ist Dieter, herrischer Egomane. Sie ist Margot, feinfühlige Gattin und Erbin eines Schlosses. Dort macht er eine unheimliche Entdeckung. Eine Gestalt im Dunkeln. Ein Schock – er verliert die Autoschlüssel. Für diese Nacht sitzen sie fest. Die Zeit nutzen, um sich zu versöhnen? Geht nicht. Hier ticken die Uhren anders. Vergangenheit? Zukunft? Gibt’s nicht. Und: Margot und Dieter sind nicht allein. Jemand beobachtet ihr zankendes Schauspiel genauestens...

 

 

 

Deutsches Genrekino angelehnt an die 60er und 70er Jahre? Der junge Regisseur Kevin Kopacka aus Graz probiert sich daran und liefert einen etwas skurrilen aber handwerklich sehenswerten Film mit mehreren Ebenen, krassen Farben und einer vielschichtigen Handlung die im Kern das Abbild einer kaputten Beziehung ist. Gedreht in einem Schloss im schönen Mecklenburg-Vorpommern entwickelt sich die Handlung zu einem Art Gefängnis in dem die Figuren gefangen sind und immer wieder die gleichen Fehler machen, egal in welcher Zeitebene. Mit etwas über 70 Minuten Lauflänge ein kurzer Langfilm überzeugen der nostalgische Look, die klaren Farben und die Ästhetik innerhalb der Inszenierung.

 

Bezüge zum Giallo-Kino sind dabei ebenso unübersehbar wie der Blickwinkelwechsel nach dem harten Storycut. Einen Sichtwechsel innerhalb eines Filmes zu machen ist zwar nicht sonderlich schwer, muss aber entsprechend clever umgesetzt werden sodass das Publikum mitgenommen wird. Zweifelsfrei gehört "Dawn Breaks Behind the Eyes" zu jenen Werken bei denen ein mehrmaliges Sichten notwendig erscheint um sämtliche Gedankengänge des Regisseurs verstehen zu können. Erst dadurch gelingt es die sicherlich vielen kleinen Anspielungen zu entdecken. Im Hinblick auf die veschiedenen Deutungsmöglichkeiten innerhalb der unterschiedlichen Ebenen erinnert vorallem der finale Akt sehr an jenen von Ari Asters "Midsommar".

 

Meistens nimmt sich das Werk nicht zu besonders ernst, bietet reichlich Gelegenheit zum Lachen und ist gewissermaßen ein besonderer Trip nur eben ohne Drogen oder Pilze. Am besten lässt man sämtliches logisches Denken außen vor, macht es sich im Kinosessel gemütlich und genießt die Bilder als solches. Dann erfährt man den größten Spaß und erkennt vllt sogar die durchaus vorhandene Logik innerhalb des Geschehens. Mehr als solide spielend können die Darsteller mit authentischem Auftreten sowie bewusst zur Schau gestellter Präsenz überzeugen.

 

Fazit: Mit Liebe zum Detail und dem Kino der 70er Jahre sorgt Kevin Kopacka für einen ästhetischen sowie stillsicheren Genrefilm der sich wie ein Drogentrip anfühlt.

 

Bewertung:

Genre: 7.5 von 10 Punkten

Gesamt: 7 von 10 Punkten

 

When I Consume You (Horror/Drama)

HARD:LINE Filmfestival

 

Ständig ist er da, dieser finstere Schatten mit den gelben Augen. Er wartet nur darauf, sie zu verschlingen und ihnen den Lebensmut zu rauben. Nur schwer bewältigen die Geschwister Daphne und Will ihren Alltag, denn ein traumatisches Kindheitserlebnis nagt an ihnen. Es läuft zwar manchmal ganz okay, aber dann beißt die Vergangenheit wieder gnadenlos zu. Nur gemeinsam können sie bestehen! Als ihre Zweisamkeit plötzlich erschüttert wird, wittert der Gelbäugige seine Chance…

 

 

Ein kleiner aber intelligenter sowie atmosphärisch dicht gepackter Horrorfilm der ohneweiteres auch als düsteres Drama durchgehen kann. Das fast durchweg dunkle Szenenbild mit entsprechender Musik begleitet sorgt für die passende Stimmung im Kinosaal, zumal wir auch einen Dämon mit fiesen gelb leuchtenden Augen zu Gesicht bekommen. Im Kern aber ein überraschend berührendes Geschwisterdrama bei dem der anfangs recht ahnungslose Bruder den Mörder seiner geliebten Schwester sucht und dabei von Ihrem Geist nicht vor Dummheiten bewahrt sondern körperlich auch trainiert wird. Dabei nimmt sich die Handlung viel Zeit für die beiden Hauptfiguren während der Film wirklich dialoglastig inszeniert ist.

 

Wer also auf ein Gruselfeuerwerk mit überirdischen Fights und Besessenheit hofft ist hier definitiv fehl am Platz. Aber genau diese "ruhige" Art von Horror ist oft am intensivsten sowie nachhaltig fürs Publikum. Mit einer vollends auf die Figuren fokussierten Kamera, vielen Gesichtsaufnahmen und einem tollen Schnitt ist "When I Consume You" technisch und handwerklich erstaunlich ausgereifter Film, dessen Optik dank fehlender Hochglanzbilder genau den richtigen Look besitzt. Schauspielerisch kommen zudem sehr überzeugende Darsteller zum Einsatz, denen es gelingt Ihren Figuren die nötige Aura sowie ein passendes Charisma zu verleihen

 

Fazit: Handwerklich hervorragend inszeniert ist der neue Horrorfilm von Perry Blackshear ein intensives, mystisches und mehrdeutiges Geschwisterdrama voller Düsternis sowie dicht gepackter Atmosphäre

 

Bewertung:

Genre: 8 von 10 Punkten

Gesamt: 7.5 von 10 Punkten

 

Night Caller (Psycho-Thriller/Horror)

HARD:LINE Filmfestival 2022

 

Als die Hotline-Hellseherin Clementine an einem eigentlich ganz normalen Dienstabend einen weiteren Anruf bekommt, hat sie eine schreckliche Vision: Sie wird Zeugin, wie der Mann am anderen Ende der Leitung eine Frau regelrecht abschlachtet. Allen Warnungen zum Trotz folgt Clementine seiner Spur. Was sie findet ist der Wahnsinn in Person: Ein frauenmordender Psychopath treibt sein schändliches Unwesen. Dem nicht genug, sieht sie deutlich, dass der Killer genau weiß, wer sich da an seine Fersen geheftet hat.

 

 

Bereits bei der letzten Ausgabe des HARD:LINE (2020 als reine Onlineausgabe abgehalten) war Regisseur Chad Ferrin vertreten und hatte mit "The Deep Ones" einen Sci-Fi-Horror im Gepäck, der auf geteiltes Echo stieß. Dies wird wohl auch bei seinem neuesten Film so sein, der sich sichtlich und voller Hingabe am Horrorkino der 80er Jahre erfreut um Filmen wie "Helloween" oder "Maniac" zu huldigen. Der Nostalgiefaktor ist entsprechend hoch, obwohl die Handlung in der Moderne angesiedelt ist, was sich jedoch einzig in den Smartphones äußert. Ansonsten handelt es sich bei "Night Caller" um ein Werk,

welches allein schon aufgrund seiner optisch keinesfalls glänzenden Aufmachung nicht wie ein modern produzierter Streifen wirkt.

 

Hinzu kommen äußerst bekannte Stilmittel wie etwa Figurenköpfe die nur teilweise im Bild zu sehen sind (und dann zumeist mit abgeschnittener Frisur und/oder Hals oder der entsprechend melodische Soundtrack. Als durch und durch verrückter Entführer mit Hang zu Masken und Haaren erinnert der Bösewicht sehr an eine Kombi aus Michael Myers und Freddy Krüger, eben nur mit noch krasserer Charakterisierung. Legenfär dürften seine regelmäßigen "oki doki" Aussagen einmal werden, zumal sich der Film ohnehin phasenweie nicht sonderlich an Ernsthaftigkeit interessiert scheint. Bestes Beispiel sind hier zweifelsohne die vielen verrückten Dialoge sowie die gesamte Körpersprache des Casts.

 

Alle scheinen mega Spaß am Set gehab zu zu haben womit der Unterhaltungswert erhöht wird. Neben dem Serienmörder begeistert vorallem die völlig überdreht gespielte Kollegin von Clementine, eine Asiatin, die regelmäßig völlig abgeht und recht sensibel rüber kommt. Zwar besitzt die Rahmenhandlung jetzt nicht die größte Neuheit im Genre, ist aber handwerklich gut gemachtes Genrekino. Da man vieles eher mit Lachen oder Scherzen sehen kann (Night Caller nimmt sich immer wieder nicht ernst) könnte man zweifelsohne von einer besonderen Art der Komödie sprechen. Humor ist eines der wiederkehrenden Elemente dank derer der Zuschauer alle Facetten des extremen Kinos fühlen kann.

 

Fazit: Moderne trifft auf das Horrorkino der 80er Jahre; "Night Caller" von Chad Ferrin ist ein Horrorfilm voller Nostalgie und der Liebe zu Filmen wie "Maniac" während die Rahmenhandlung recht dünn bleibt und sich nicht immer ernst nimmt.

 

Bewertung:

Genre: 6 von 10 Punkten

Gesamt: 6 von 10 Punkten

 

The Retaliators (Horror/Thriller)

Eröffnungsfilm Hard:Line Filmfest

 

Als örtlicher Pastor hält Bishop den Glauben hoch und sogar in brenzligen Situationen die Backe hin. Das treibt seine beiden Töchter auf die Palme. Natürlich muss Bishop dann auch mal nachgeben, wenn die Ältere auf eine Party will. Als Sarah jedoch Zeugin eines schwerwiegenden Verbrechens wird, treibt sie der Täter in den Tod. Für Bishop bricht eine Welt zusammen. Für ihn ist klar: Er wird die Täter suchen und sie zur Strecke bringen. Doch wo er hingeht, gibt es keine Götter. Hier gibt es nur Rache!

 

 

 

Beim diesjährigen HARD:LINE Filmfestival eröffnet der Horror-Thriller "The Retaliators" das 5-tägige Reigen des extremen Kinos, und dass mit reichlich Blut und Heavy Metal. Als Gast-Stars sind "Five Finger Death Punch" zu sehen, zumal die Metalband auch am Soundtrack beteiligt ist. Scheint die Handlung anfänglich einen bekannten Verlauf zu nehmen entpuppt sich das Werk der beiden Regisseure Samuel Gonzalez Jr. und Bridget Smith zusehens als deutlich vielschichtiger und krasser als man denkt. Allein die verdammt verrückte Anfangsszene ist Beweis genug wie weit der Horror-Thriller gehen wird, egal wie sensibel das Publikum ist.

 

Aus einem klassischen Rache-Thriller wird über Elemente des Dramas, Splatter und Gore ein blutiger Horrorfilm mit Ekelfaktor. Dem durchaus rasanten und temporeichen Beginn folgt ein etwas zu ruhiger Mittelteil, der seine Zeit natürlich nicht sinnlos verstreichen lässt um dabei die Figuren besser in die Handlung einzuführen, Hintergründe aufzudecken und der Geschichte einen gewissen Umfang zu verleihen. Klar braucht es für einen ansprechenden Genrefilm Momente der Ruhe, aber hier fällt dieser Part den Tick zu lange aus. Bringt man als Zuschauer die nötige Geduld mit wird man mit einem grandiosen sowie heftigen Finale belohnt, mit dem "The Retaliators" Grenzen überschreitet um für eine Gewaltorgie zu sorgen.

 

Handgemachte und dadurch authentische Goreeffekte, durchweg ansprechende Schauspielleistungen, die fokussierte sowie ruhige Kameraarbeit und ein starker Score bilden das wunderbar solide Fundament mit dem der Horror-Thriller besonders Genrefans sehr glücklich stimmen wird. Da sich das Drehbuch alles andere als oberflächig oder generisch gibt handelt es sich hierbei zudem um ein Werk mit vielen Themenpunkten. Neben der klassischen Grundlage der Rache sind dies u.a. Drogenhandel, Prostitution oder Folter. Besonders der letzte Punkt bekommt im Schlussdrittel eine prägnante Rolle zugesprochen, welche aus Spoilergründen hier nicht genannt wird. Schließlich sollte jeder so unbefangen bzw. unwissend wie möglich den Film genießen.

 

Das beide Regisseure große Heavy Metal Fans sind macht nicht nur der um die Band "Five Finger Death Punch" ergänzte Cast sondern der bereits erwähnte Soundtrack deutlich, den es übrigens käuflich zu erwerben gibt. Manchmal muss man eben über den Tellerrand blicken um Genreperlen zu entdecken, zu denen "The Retaliators" zweifelsohne gehört. Zwar ist es keine große Kunst mit literweise Kunstblut zu hantieren, aber man sollte sein Handwerk dann doch beherrschen um der vorhandenen Struktur auch die nötige Klarheit zu verleihen.

 

Fazit: Ein unterhaltsamer Genremix aus Splatter, Gore, Drama, Horror und Thriller mit reichlich Heavy Metal und der ein oder anderen lustigen Szene zum schmunzeln

 

Bewertung:

Genre: 7.5 von 10 Punkten

Gesamt: 7 von 10 Punkten

 

Hall (Horror)

HARD:LINE Filmfest 2022

 

Es hätte so schön sein können. Doch mit Branden an ihrer Seite wird selbst der schönste Urlaub zur Hölle. Sie hätte dieses traurige Kapitel schon lange zuschlagen sollen, wäre da nicht die gemeinsame Tochter Kelly. Doch Branden wird bald schon Vals geringstes Problem sein, denn das Hotel ist Ground Zero eines Virusausbruches. Der Erreger zerfrisst seinen Wirt von innen und die Infizierten quälen sich von Atemzug zu Atemzug. Val und Kelly müssen raus, doch draußen lauern Verderben und Wahnsinn.

 

 

 

 

Ein simples Setting mit Hotelzimmern und einem Flur dient als Kulisse für das bedrohliche Szenario mit dem Ausbruch einer Viruserkrankung. Zweifelsohne ans Zombiefilmgenre angelehnt ist "Hall" ein postapokalyptisch angehauchtes Werk welches gerade in Pandemiezeiten wie diesen seine Aktualität beweist. Im Kern jedoch ein Familiendrama mit gleich zwei parallel verlaufenden Handlungssträngen stimmt hier vorallem die Atmosphäre dank eines unheimlichen sowie präsenten Soundtracks während die Handlung an sich leider zu dünn bleibt und aus dem durchaus vorhandenen Potential zu wenig macht.

 

Gerade der erfrischende Ansatz das die Infizierten nicht zu seelenlosen Zombies werden weil der Fokus auf einem Virus liegt das seine Opfer von Innen her zerstört bietet zahlreiche Möglichkeiten. Selbst mit kleinem Budget, welches "Hall" als Independentfilm hatte, sollte einiges machbar sein, wie etwa den Zerfall der Warnehmung eindringlicher aufzugreifen. Handwerklich ist Regisseur Francesco Giannini definitiv wenig vorzuwerfen, zumal er mit seinem krassen Sounddesign ja vieles richtig macht und nebenbei auf ein Auge für bedrohlich wirkende Bilder besitzt.

 

Auf Seiten der Darsteller bekommt das Publikum durchweg solide Schauspielkunst geboten, wobei ich mir bei den Figuren noch etwas mehr Tiefe gewünscht hätte. Somit macht "Hall" viel zu wenig aus seinem vorhandenen Potential und gilt daher eher als einer der schwächeren Filme der diesjährigen Ausgabe des Hardline Filmfestivals.

 

Fazit: Endlich mal ein realistischer Zombiefilm was den Ablauf der Infektion betrifft aber mit unzureichender Umsetzung. Die fehlende Konsequenz nimmt "Hall" seinen Glanz.

 

Bewertung:

Genre: 5 von 10 Punkten

Gesamt: 5 von 10 Punkten

 

Frank&Zed (Horror)

HARD:LINE Filmfest 2022

 

Vor Jahrhunderten hat eine verzweifelte Schlacht ein Dorf verwüstet, eine neue Braut getötet und zwei tödliche Feinde voneinander abhängig gemacht, um zu überleben. Unsere beiden Helden, die zwischen den zerfallenden Ruinen vergessen wurden, haben sich eine magere Existenz aufgebaut, wobei jeder für die Ernährung des anderen verantwortlich ist. Eines schicksalhaften Tages betritt ein Dorfbewohner Franks Jagdrevier. Die daraus resultierende "Ernte" versorgt Zed mit einem vollen Bauch und versetzt die ganze Stadt in einen Kurs blutiger Vergeltung. Geschrieben von Brad Hagen.

 

 

 

6 Jahre Entstehungszeitraum für einen Puppenhorror mit Witz, Charme und Unterhaltung; genau das ist "Rob&Zed"
Trotz seiner Schlichtheit spürt man die Liebe zum Detail sowie zum Genre in jeder Sekunde. Gerade die besondere Beziehung von Frankensteins Geschöpf und dem wandelnden Zombie, die eine außerordentlich spezielle WG auf einem abgelegenen, heruntergekommenen Schloss pflegen macht den Reiz des verdammt unterhaltsamen Filmes aus.

 

Wahnsinnig liebevoll gestaltete Effekte, reichlich Blut und skurrile Dialoge lassen die wenigen Längen innerhalb der doch rasanten Handlung schnell vergessen, womit "Frank&Zed" selbst für Nichthorrorfans durchaus reizvoll sein kann. Vergesst die Muppet-Show, die Augsburger Puppenkiste und wie sie alle heißen.
Am Ende heißt es "Jeder gegen jeden und jeder für sich allein" und das Blutbad nimmt seinen Lauf, wird zur Orgie ohne auch nur eine Sekunde langweilig zu wirken.

 

Die 6 Jahre Produktionszeitraum waren definitiv gut angelegte Zeit und das Puppenhorrorgenre hat eine weitere Perle aus unzähligen Körperteilen zusammengeflickt. Sicherlich wird nicht jeder mit diesem Puppenhorror etwas anfangen können (wer "Happytime Murders" schon nicht mochte soll gleich die Finger von lassen), aber als Funfilm für einen Samstagabend ist "Frank&Zed" ganz klar die richtige Wahl.

 

Fazit: Trotz 6 Jahre Entstehungsgeschichte ist dieser Puppenhorror ein verdammt unterhaltsames Werk mit einem zwinkernden Auge.

 

Bewertung:

Genre: 8 von 10 Punkten

Gesamt: 8 von 10 Punkten

 

Arboretum (Drama/Thriller)

HARD:LINE Filmfest 2022

 

Ein Städtchen mitten in Thüringen. Die Teenager Erik und Sebastian sind Außenseiter. In der Schule werden sie gemobbt und im Dorftreff gibt’s von den Nazis aufs Maul. Ansonsten ist hier der Hund verreckt. Also sitzen sie ihre Zeit ab. Zocken. Ballern mit dem Gewehr im Wald rum. Doch unter der Oberfläche brodelt es. Gewaltfantasien reifen, ihre Gedanken kreisen. Um Rache. Vergeltung. Gerechtigkeit? „Tu es!“, flüstert da diese Stimme aus dem Sumpf. Erik hört hin. Es ist der 11. September 2001. Auch in Thüringen.

 

 

 

Eine Kleinstadt in Thüringen Anfang der 2000er Jahre, die Jugend ist entweder links oder rechts eingestellt und zwei Außenseiter werden dazwischen aufgerieben. Da muss es doch irgendwann zum großen Knall kommen oder? Mit seinem Spielfilmdebüt inszeniert Regisseur Julian Richberg einen Mystery-Horror-Thriller mit Coming-of-Age Story innerhalb politisch alles andere als sicheren Zeiten.

 

Wie der Terrorismus am 11. September 2001 seinen Gewalthöhepunkt hat werden gleichzeitig in Thüringen Erik und Sebastian zu Monstern was sich in einer Orgie von Gewalt entlädt. Der düstere Streifen (aufgeteilt in 5 Kapitel) besitzt einen mysteriösen, übernatürlichen Part samt Kreatur im Sumpf welcher als Metaebene dient und symbolisch für die Inneren Geister steht die auf Rache, Vergeltung und Gerechtigkeit aus sind. Gerne hätte ich diesen Part noch präsenter gesehen ebenso die politische Situation vor Ort.

 

Noch heute ist Thüringen in allerlei Hinsicht ein politisch extrem geteiltes Land (MP ist von der Linkspartei, in Umfragen ist die AFD aktuell stärkste Kraft). Durchaus gut gespielt aber leider nur in Hessen gedreht fehlt es etwas am authentischen Gesamtbild (Kennzeichen sind bsp von Kassel), und so richtig findet der Film keine Heimat. Dem gegenüber steht eine tolle Kameraarbeit, schön gemachte Effekte (die Kreatur macht ordentlich was her) und eine intensive Coming-of-Age Story.

 

Fazit: Eine deutsche Coming-of-Age Stroy mit aktueller Thematik und interessanten Mysteryansatz, die einige sehr tolle Momente zu bieten hat.

 

Bewertung:

Genre: 7 von 10 Punkten

Gesamt: 6.5 von 10 Punkten

 

The Parker Sessions (Psycho-Thriller)

HARD:LINE Filmfest 2022

 

Parker plagt eine Vergangenheit voller Gewalt. Wenn die junge Frau am Abend ihre Augen schließt, ist an Schlaf nicht zu denken. Zu viele Dämonen machen ihr das Leben zur schlaflosen Hölle. Also wendet sie sich an einen Psychotherapeuten – wieder ein Mal. Sie müsse sich ihren Dämonen stellen, sagt der. So weit, so gut. Doch wie kann sie ihren „Boogeyman“ besiegen? Schritt für Schritt nähern sich die beiden einander und ihren Ängsten an… doch in den Tiefen unserer selbst lauert unvorstellbares Grauen...

 

Ein Albtraum in schwarz-weiß wird wahr ist die Devise des hervorragend inszenierten und gespielten Psychothrillers von Stephen King Simmons. Aufgeteilt in 4 Akte erzählt der Regisseur eine atmosphärisch dichte und zunehmend krassere Handlung mit dem einzig richtigen Finale: Die Albträume der beiden Hauptfiguren werden wahr und laufen zu einem gemeinsamen und ziemlich blutigen Ende zusammen. Während zwei Akte ausschließlich aus reinen Dialoge in einer Psychologenpraxis bestehen sorgen die beiden restlichen für Inhalt, Bewegung und interessante Ideen.

 

Dabei darf man die ruhige sowie zumeist leise Inszenierung nicht als Gamechanger der intensiven Story sehen sondern als den entscheidenden Faktor für deren Wirkung. Schließlich bekommt man eine wendungsreiche Geschichte mit allerlei Überraschungen geboten. Das Geschrei von Parker erinnert punktuell an jenes von Florence Pugh aus Midsommar und sorgt damit für Gänsehaut. Zumeist nah an den Figuren gefilmt überzeugt die stilsichere Kamera über die gesamte Laufzeit. Auch der exzellente Soundtrack sollte hier nicht vergessen werden, der facettenreich und doch simpel gehalten ist.

 

Am Ende ist "The Parker Session" vielleicht nen Tick zu kurz geraten und gibt nicht 100%ig den gewünschten Einblick in die Psyche und vorallem den Vorgeschichten seiner Hauptcharaktere. Gerade zu Parker's schweren Kindheit voller Gewalt und der damit einher gehenden dämonischen Vorstellungen sowie Ihre Schlaflosigkeit wäre noch mehr Tiefe wünschenswert gewesen. Ein kleiner aber interessanter sowie einprägender Film aus den USA dessen Fokus ausschließlich auf der Handlung sowie deren Figuren liegt.

 

 

Fazit: Ein spannender, atmosphärischer und stark gespielter Psycho-Thriller mit hohem Dialoganteil und wirklich krassem Finale.

 

Bewertung:

Genre: 8 von 10 Punkten

Gesamt: 8 von 10 Punkten

 

The Medium (Horror/Thriller)

HARD:LINE Filmfest 2022

 

Ein Dokumentarfilmteam begleitet Nim (Sawanee Utoomma), einer Schamanin aus dem nordthailändischen Isan-Gebiet, und stößt auf ihre Nichte Mink (Narilya Gulmongkolpech), die seltsame Symptome zeigt, die auf die Vererbung des Schamanismus hinzuweisen scheinen. Das Team beschließt, Mink zu folgen, in der Hoffnung, die Weitergabe der Schamanenlinie an die nächste Generation zu erfassen, aber ihr bizarres Verhalten wird immer extremer. Helfen soll ein spezielles Ritual das einem Exorzismus gleicht das aber nicht von Nim alleine durchgeführt werden kann..

 

 

Horrorkino aus Südostasien ist immer etwas anders als das westliche. Die thailändische Produktion "The Medium" ist ein Gruselfilm mit Dokucharakter und beginnt entsprechend mit einem mehrminütigen "Infoblock". Vielfach wird sich das Publikum fragen ob der Mann/die Frau im Technikraum nicht den falschen Film eingelegt hat weil zwar von Schamanen geredet wird jedoch in der Filmbeschreibung die Rede von einem Dämon ist. Doch "The Medium" wird den geduldigen Zuschauer mit einer sich zusehens düsteren Handlung schon noch ins Reich des Bösen entführen.

 

Dabei entwickelt sich eine interessante Kombi aus "Paranormal Activity" und "The Conjuring" wobei der Blick aufs Geschehen stets von unabhängiger Seite stattfindet. Man ist quasi der Kameramann und wird Zeuge der sich zuspitzenden Besessenheit von Mink. Atmosphärisch sehr dicht, musikalisch mitunter wuchtig und am Ende eine unglaublich krasse Steigerung ins Extreme bekommt man zweifelsfrei eine Genreperle zu Gesicht, die jedoch mit über 2 Stunden deutlich zu lang ausgefallen ist. Auch sitzen nicht alle Dialoge (teilweise arg dämlich) und in so mancher Szene scheint der Regisseur etwas hilflos zu agieren.

 

Und das Genre neu erfindet der Film sowieso nicht, arbeitet mit bekannten Stilmitteln (Jumpscares) und die hierzulande unbekannten Darsteller haben sicher noch Steigerungspotential. Alles in allem aber ein interessanter Beitrag der allbekannten Horror mit asiatischer Kultur verbindet.

 

 

Fazit: Der asiatische Horror versucht sich an bekannten westlichen Vorbildern eine Scheibe abzuschneiden und verliert dadurch etwas von seinem Charme. Insgesamt jedoch ein atmosphärisch gut gemachter Gruselfilm mit krassem Finale.

 

Bewertung:

Genre: 7 von 10 Punkten

Gesamt: 6.5 von 10 Punkten

 

 

Catch the Fair One (Thriller)

HARD:LINE Filmfestival

 

Zweifelsfrei ist sie es! Das halbnackte Mädchen auf dem Bild ist Kaylees Schwester Weeta! Wie lange hat sie diesen Tag herbeigesehnt und wie sehr hat sie ihn doch gefürchtet, denn damit ist ihre Vorahnung bittere Realität geworden. Weeta wurde entführt und ist in die Fänge eines skrupellosen Clans geraten, der junge Mädchen in Massen an Freier verhökert. Ewigkeiten des Trainings, des Rückzugs und des Schmerzes – es ist Zeit für die ehemalige Boxerin loszuziehen und ihre Schwester zu suchen. Dabei muss Sie über sich hinauswachsen und schlimme Dinge tun..

 

 

 

Was gehört zu einem guten Genre-Filmfest dazu? Natürlich ein intensiver Rache-Thriller. Genau das ist "Catch the Fair One" auch, der mit seiner klaren Linie sowie der dichten atmosphärischen Inszenierung punkten kann. Dazu gesellt sich noch eine tiefgängige und durchaus berührende Story bei der eine Boxerin Ihre verschollene Schwester sucht um zeitgleich einen Menschenhändlerring zu enttarnen. Der Thriller nimmt sich viel Zeit seine Hauptfigur einzuführen, deren Charakter auszuarbeiten und das Szenario in die richtigen Bahnen zu lenken. Mit zunehmender Spieldauer entwickelt sich eine greifbare Spannung welche durch den wunderbar komponierten Score auf das jeweils nächste Level gehoben wird.

 

Optisch eher düster gehalten bestimmt eine fokussierte und ruhige Kamera mit durchweg gleichbleibenden Blickwinkeln das Geschehen womit man als Zuschauer mittendrin sein kann obwohl eine gewisse Distanz aufrecht erhalten wird. Dadurch bleibt Kaylee trotz Ihrer Taten (mitsamt der Folterung per Waterboarding) eine sympathische Figur, deren Handeln stets verhältnismäßig verständnisvoll erscheint. Monster werden hald wie Monster behandelt lautet die Devise. Ausreichend Tiefe in solch eine Handlung zu bekommen ist immer eine Herausforderung welche Regisseur Josef Wladyka sehr gut meistert. Mit Darren Aronofsky hat er zudem einen mega erfahrenen ausführenden Produzenten an der Hand, der seine Handschrift deutlich zu erkennen gibt.

 

Wer nun denkt hier einen rasanten Rache-Thriller vor sich zu haben wird feststellen das "Catch the Fair One" durch seine Tempoarmut erst zu seiner Intensität und Ernsthaftigkeit gelangt. Mit vielen kleinen Nebengeräuschen werden zudem gesellschaftliche Themen angesprochen. Weiteres Highlight ist Kaylee (wunderbar authentisch gespielt von Kali Reis) aufgrund Ihrer Charakterentwicklung und der damit eingebrachten Dynamik

 

Fazit: Sein neues Werk ist ein spannender, authentischer, realitatsnaher, atmosphärischer sowie intensiver Rache-Thriller weshalb Josef Wladyka zu Recht beim diesjährigen HARD:LINE vertreten sein durfte.

 

Bewertung:

Genre: 7 von 10 Punkten

Gesamt: 7 von 10 Punkten

 

Ach du Scheisse! (Splatter/Komödie)

HARD:LINE Filmfestival

 

Frank (Thomas Niehaus) traut seinen Augen kaum, als er aus der Ohnmacht auswacht: Blutverschmiert und eingequetscht in einem Baustellen-Klo gibt es daraus kein entkommen, sie ist verschlossen. Wie ist der Architekt hier hergekommen? Trotzdem muss Frank sich beeilen, die Abriss-Sprenung könnte jederzeit beginnen und außerdem muss er seine schwangere Freundin aus den schmierigen Händen des Bürgermeisters Horst (Gedeon Burkhard) retten. Er hat nur 80 Minuten Zeit ...

 

 

 

500.000 Euro Budget, ein Dixie-Klo, reichlich Kunstblut aus Roter Beete und Kakao, eine nackte Michaela Schäfer, der Song "One dich schlaf ich heut Nacht nicht ein" und zuletzt unfassbar viel schwarzer Humor sind die Zutaten für eine Perle des deutschen Genrefilms. Als Weltpremiere vom Publikum gefeiert ist mit Lukas Rinker ein neuer Stern am aktuell eher tristen Genrehimmel erleuchtet dessen weiterer Weg genauestens verfolgt werden sollte.
Im Kern eine Liebesgeschichte ist "Holy Shit" ein Feuerwerk an gaga wie ironischen Dialogen und der verzweifelte Versuch von Frank aus dem Dixie-Klo zu kommen während die Sprengung droht.

 

Angesiedelt im tiefsten Bayern entstand der Film übrigens außerhalb der blau-weißen Zone und versprüht dennoch dieses ganz besondere Lebensgefühl. Natürlich dürfen Dialekt und Blasmusik hier nicht fehlen womit Rinker laut eigener Aussage eigentlich seiner Vorliebe für Sprachen erlegen ist. Gerade die Kombi aus bayerischer Sprache und schwarzen Humor funktioniert in "Ach du Scheiße!" mühelos und sorgt für ein Gefühl von Leichtigkeit. Zahlreiche Plot-Twists lassen die Story immer wieder neue Wege gehen und treiben Frank zur Verzweiflung. Der Architekt muss in Fäkalien wühlen, übergießt sich mit Reinigungsmitteln und schafft es mit regelmäßiger "Kreativität" seine Lage brisant zu halten.

 

Ganz ehrlich, es wird einfach nie langweilig und Rinker findet mühelos die Balance zwischen Witz und Splatter, wobei gerade die handgemachten Effekte rund um den kaputten Arm von Frank trotz kleinem Budget verdammt geil aussehen und ordentlich was her machen. Es zeigt sich was man alles rausholen kann wenn man effektiv, ideenreich und mit Hingabe das Maximum aus den Mitteln macht.

 

Ein Film der sich bis auf 5 Minuten nie wirklich ernst nimmt und einen unfassbar hohen Unterhaltungswert besitzt. Der sehr kleine Cast ergänzt mit namhaften Gesichtern hat durchweg Freude am Spielen, Lust auf die Figuren und einfach Spaß daran das Publikum zu begeistern. Für ein Langfilmdebüt außerordentlich geil geworden begeistert die fokussierte Kamera und allgemein eine exzellente Optik. Als Weltpremiere beim Hardline bestens aufgehoben wird "Holy Shit" vermutlich Mitte September in die deutschen Kinos kommen

 

Fazit: Gleich mit seinem ersten Langfilm gelingt dem jungen deutschen Regisseur und Drehbuchautor Lukas Rinker der große Wurf. Sein "Holy Shit" ist bestens unterhaltendes, blutiges sowie verdammt komisches Genrekino mit reichlich schwarzem Humor.

 

Bewertung:

Genre: 10 von 10 Punkten

Gesamt: 10 von 10 Punkten

 

Offseason (Mystery/Horror/Thriller)

HARD:LINE Filmfestival

 

Als sie einen mysteriösen Brief erhält, in dem ihr mitgeteilt wird, dass die Grabstätte ihrer Mutter verwüstet wurde, kehrt Marie (Jocelin Donahue) schnell zu der abgelegenen Insel zurück, auf der ihre verstorbene Mutter begraben ist. Als sie dort ankommt, stellt sie fest, dass die Insel für die Nebensaison geschlossen ist und die Brücken bis zum Frühjahr hochgezogen werden, so dass sie gestrandet ist. Nach einer seltsamen Begegnung mit den Einheimischen merkt Marie bald, dass in dieser kleinen Stadt etwas nicht stimmt. Sie muss das Geheimnis um die bewegte Vergangenheit ihrer Mutter lüften, wenn sie die Insel lebend verlassen will.

 

Mickey Keating ist einer dieser Regisseure denen es gelingt in einem Genre die einzelnen Subgenres abzuarbeiten um dabei stets eine klare Linie zu verfolgen. Sein neuestes Werk "Offseason" ist als übernatürlicher Horror angesiedelt, dessen Ursprung typisch Lovecraft nicht irdischer Natur ist. Ausgangspunkt der atmosphärisch vielleicht etwas zu überladenen Handlung: eine Insel vor Florida auf der außerhalb der Feriensaison seltsame Dinge passieren. Raum und Zeit scheinen ausgehebelt, überall ist unheimlicher Nebel und es scheint eine dunkle Macht alles in ihren Bann gezogen zu haben. Dabei arbeit Keating mit der im Horrorgenre beliebten Dunkelheit, spielt mit dieser und erzeugt mit seinem wuchtigen Soundtrack ordentlich Wumms im Saal.

 

Speziell wie die teils tropische Insel im Fokus des Ganzen steht erzeugt ein mulmiges Gefühl beim Zusehen, da Raum und Zeit plötzlich nicht mehr den bekannten Gesetzen zu folgen scheinen. Hier zeigen sich zweifelsohne die Anspielungen auf Lovecraft'sche Albträume welche massig Spielraum für Interpretationen liefern. Der Horror soll im Kopf des Publikums stattfinden da er dort seine volle Wirkung entfallten kann. Aufgrund seiner bisherigen Arbeiten weiß Keating genau was die Leute sehen wollen und bleibt der Ihm eigenen Linie konsequent treu.

 

Mir vorher gänzlich unbekannt waren die beiden Hauptdarsteller, deren Rollen aber entsprechend authentisch gecastet sind. Passenderweise fügen sich die Akteure problemlos ins überwiegend düstere Szenenbild ein, dessen Dunkelheit anhand gezielt platzierer Lichtquellen im passenden Verhältnis erscheint. Eine ruhige Kameraarbeit frei von Hektik und Ungenauigkeiten tut ihr übriges. Etwas dreckig schimmernd verzichtet Keating auf besonders scharfe und polierte Hochglanzbilder um seiner Handlung nicht das Mystische zu nehmen.

 

Zu kurz kommen jedoch die eigentlich interessanten Figuren sowie die eigentliche Handlung. Teils handelt der Amerikaner seine Ideen zu schnell ab, teils ziehen sich einige Parts schier ewig wodurch Spannung flöten geht. Mit 83 Minuten den Tick zu kurz geraten fehlt es am Ende an dem letzten Funken Kreativität was das wie ich finde tolle Finale mit unerwartet klaren Ende etwas abmildert. Der recht überschaubare Cast was wiederkehrende Figuren betrifft macht dabei einen mehr als ordentlichen Job wenngleich die Charaktere viele bereits bekannte Eigenschaften besitzen

 

Fazit: Zwar keine besonders neue Geschichte die uns Mickey Keating hier präsentiert, aber atmosphärisch ein dichter Mystery-Horror mit einem Soundtrack der ordentlich knallt.

 

Bewertung:

Genre: 6.5 von 10 Punkten

Gesamt: 6 von 10 Punkten