Filme aus dem März 2022

The Card Counter (Thriller/Drama/Krimi)

 

William Tell (Oscar Isaac) hat die hohe Kunst des Kartenzählens perfektioniert. Nicht nur als Hobby, sondern auch um seine inneren Dämonen irgendwie in Schach zu halten. Der ehemalige Elite-Soldat hat eine Schuld auf sich geladen, die ihn einst für zehn Jahre ins Gefängnis brachte. Nach seiner Entlassung beginnt er als Pokerspieler durch die Staaten zu touren und folgt dabei einer strengen Routine. Um dabei keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, hält er den Einsatz konsequent niedrig – bis er schließlich auf den jungen Cirk (Tye Sheridan) trifft. Die beiden haben einen gemeinsamen Feind – und Cirk will den ehemaligen Soldaten für seinen Racheplan gewinnen. William hingegen sieht in dem jungen Mann seine Chance auf Vergebung. Zusammen mit der undurchsichtigen Agentin La Linda (Tiffany Haddish) will er erstmals um das große Geld spielen – doch die Geister der Vergangenheit lassen sich nicht so einfach abschütteln...

 

 

Bereits seine vorherigen Drehbücher zu "Taxi Driver" und "Yakuza" hatten als zentrales Thema eine tiefsitzende Schuld eines Einzelgängers weshalb der von Martin Scorsese produzierte und von Paul Schrader geschriebene und inszenierte "The Card Counter" genau dort wieder ansetzen wird. Diese besondere Form des Drama-Thrillers wird einem Großteil der Kinobesucher wohl wenig bis gar nicht zusagen, jedoch Genreliebhaber beeindrucken. Abseits des Mainstreamkinos tummeln sich ausschließlich Filmkenner bzw. Fans des besonderen Films welche Schrader hier besonders ansprechen will. Gerade in Sneak Previews lässt sich zügig erkennen welcher Besucher in welche Kategorie einzuordnen ist, da jener Teil dem das Werk gar nicht zusagt den Saal nach kurzer Zeit verlassen.

 

Zugegeben, der Thriller mit reichlich Dramaelementen ist auf die gesamte Laufzeit gesehen ein seichtes Werk zum Abschalten sondern definitiv ein Film mit Tiefe und vorallem visuell überragenden Bildern. Als Charakterstudie mit Kammerspieleinschlägen angelegt begleitet das Publikum einen ehemaligen Elite-Soldaten in seinem neuen Leben als Kartenspieler auf USA-Tour. Das der exzellent von Oscar Isaac verkörperte Wilhelm Tell ein düsteres Geheimnis samt wiederkehrender innerer Dämonen besitzt wird erst im Laufe der knapp 2 Stunden Laufzeit aufgedeckt.

So unauffällig wie ein Otto-Normal-Bürger reist der Kartenspieler von einem kleinen Casino zum nächsten, führt Tagebuch, hüllt sämtliche Gegenstände in den Motels in weiße Tücher ein und spielt lediglich um kleine Beträge. Keinesfalls auffallen lautet das Motto, welches sich zudem im Kleidungsstil erkennen lässt.

 

Während nämlich alle anderen Spieler am Pokertisch/Black Jack Tisch optisch hevorstechen sieht man Tell ausschließlich im grau-schwarzen Anzug samt versteinerter Miene spielend. Allgemein scheint der Ex-Soldat und ehemalige Häftling nur einen Gesichtsausdruck zu kennen und unterhält keinerlei Freundschaften. Wie Isaac diese Rolle spielt, interpretiert und mit einer riesen Portion Geheimnis versieht ist schon ganz große Schauspielkunst und aller Ehren wert. Desweiteren agiert Tell als Off-Sprecher ohne dabei nur einen Hauch seiner Persönlichkeit preiszugeben. Bis zum blutigen Finale (welches die Kamera mit einer ewig langen Sequenz in den leeren Raum blickend zelebriert) bleiben viele Beweggründe und Geheimnisse von Tell im Dunkeln. Wieso er nun genau mit den Karten spielt wird gar nicht weiter erklärt. Einzig der Versuch die aufgeladene und seelisch tief verankerte Schuld die er ausmerzen will wird quasi restlos entlarvt.

 

Mit ungewöhnlich zähem Tempo und einer experimentell anmutenden Inszenierung baut Schrader einen Spannungsbogen auf, der anders als üblich verläuft und besonders im ersten Drittel durchaus belastend oder gar langweilig wirken kann. Die einzelnen Puzzleteile des Charakters passen nicht zusammen, die sich entwickelnde "Freundschaft" zu Cirk (von Tye Sheridan sehr ordentlich gespielt) sowie eine spezielle Form der Romanze mit La Linda (Tiffany Haddish spielt hier mal so gar nicht aufgedreht bzw. überdreht) wollen auch kein stimmiges Bild abgeben und warum Offizier Gordo (Willem Dafoe sieht mit Schnauzer wie ein Pornodarsteller der 70er Jahre aus) das wahre Böse ist bleibt im Dunkeln. Man muss dem Film einfach Zeit geben alle Aspekte zu beleuchten, die Figurenentwicklung abwarten sowie innerlich das Geschehen aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten.

 

Besonders mit extrem langen Takes und Kameraeinstellungen entschleunigt Schrader seine Handlung, zeigt dabei alle "harten" Szenen nur sehr kurz oder deutet gewisse Aktionen nur mit Dialogen aus Nebenräumen an während das Bild augenscheinlich wie eingefroren mitten ins Leere zu starren scheint. Hinzu kommen skurril wirkende Rückblenden mit teils verzehrten Bildern und eine farblich sehr dunkel gehaltende Optik. Als Genrekenner merkt man durchweg den Einfluss von Produzent Martin Scorsese, der als einer der letzten Verfechter des klassischen Kinos gilt und mit seiner speziellen Art der Inszenierung unverkennbare Filme macht. So unscheinbar wie Tell sind auch sämtliche Kullissen gehalten, da sich die Handlung ausschließlich innerhalb kleinerer Spielhallen aufhält, die keinesfalls den Glamour der weltbekannten Tempel von Las Vegas versprühen.

 

Dieses Gefühl greift auf alle Motelzimmer über in denen Cirk und Tell übernachten. Karg eingerichtet, farblich sehr schlicht gehalten und zumeist am Ortsrand liegend dienen diese nur als Mittel zum Zweck und lenken wie so vieles andere die volle Aufmerksamkeit auf den Charakter von Tell. Am Ende muss sich jeder Zuschauer die Frage stellen ob und wie weit ein Mensch seine Schuld begleichen oder damit leben kann. Tell sieht einen Ausweg darin dem verschuldeten Cirk den rechten Weg zu zeigen, da dieser auf blutig-brutale Rache aus ist. Wie ein Vater nimmt er den Teenager an die Hand und will Ihm mit dem gemeinsamen Reisen auf andere Gedanken bringen bzw. von seiner Idee abreißen lassen. Das sich der Spieler dabei dem Ihm unbekannten Jungen erstaunlich weit öffnet ist ebenso verwirrend wie die Tatsache das er seine Prinzipien für die mysteriöse La Linda aufgibt um nun doch auf der großen Poker-Bühne zu spielen statt weiterhin unter dem Radar kleinere Summen abzugreifen.

 

Wer all diese Punkte wie auch die Bilder auf sich wirken lässt erlebt eine ungemein spannend inszenierte und toll gespielte Geschichte, die eben nicht den klassischen Weg eines Thrillers geht und aufgrund der herausragenden Kameraeinstellungen ihre volle Wirkung entfallten wird. Auch wenn die Dialoge mitunter extrem zäh wirken können, spielt Schrader mit den Erwartungen des Publikums an sein Werk, das zudem mit einem zwar speziellen aber wie ich finde exzellent gewählten Soundtrack die passende musikalische Begleitung besitzt.

 

Ab 03.03.2022 in den deutschen Kinos

 

Fazit: Mit seiner visuell beeindruckenden Charakterstudio gelingt Paul Schrader ein besonderer Genrefilm, der sein Publikum in zwei Lager spalten wird.

 

Bewertung:

Genre: 7.5 von 10 Punkten

Gesamt: 7 von 10 Punkten

 

Das Ereignis (Drama)

 

Frankreich, 1963. Anne (Anamaria Vartolomei), eine vielversprechende Studentin, wird schwanger. Sie entscheidet

sich für eine Abtreibung, da sie zu allem bereit ist, um über ihren Körper und ihre Zukunft zu bestimmen. Sie begibt sich allein auf einen Wettlauf gegen die Zeit und widersetzt sich dem Gesetz. Die Prüfungen rücken näher und ihr Bauch wird immer runder während Anne zu niemanden ein Wort sagen darf, da selbst Helfer einer Abtreibung strafrechtlich verfolgt werden..

 

 

 

 

 

 

Im Oktober 2020 kam mit "Niemals Selten Manchmal Immer" ein durchweg berührender, tieftrauriger und stark gespielter Film über Abtreibungen in die Kinos, bei dem die junge Autumn (grandios von Sidney Flanigan gespielt) durch die halben USA reist um Ihre ungewollte Schwangerschaft zu beenden. Seinerzeit ein leiser Film mit umso lauterer Message der es an die Spitze meiner Jahrescharts geschafft hat.

Gut 1.5 Jahre später kommt Regisseurin Audrey Diwan mit der Verfilmung des gleichnamigen autobiografischen Romans von Annie Ernaux in die deutschen Kinos um dort ebenfalls das Thema Abtreibung eindringlich sowie nachhaltig in die Köpfe des Publikums zu bringen. Bei den Filmfestspielen von Venedig mit den goldenen Löwen für den besten Film dekoriert kann die Französin durchaus mit Eliza Hittman's Drama mithalten.

 

Diesmal spielt das Geschehen nicht in den USA sondern in Frankreich und das zu Beginn der 1960er Jahre. Auch wenn die Ausgangssituation ähnlich ist möchte Diwan das Missbrauchsfass nicht öffnen und lässt Ihre Protagonistin auch nicht durchs halbe Land tingeln. Da "Das Ereignis" auf einem autobiografischen Roman basiert sind die Gegebenheiten natürlich vorgegeben, wenngleich der Film auch ganz klar im Jahr 2022 spielen könnte. Damals wie heute sind Abtreibungen ein absolutes Tabuthema und werden maximal nur am Rande behandelt. Einige Länder haben in den letzten Jahren ihre Gesetzte darüber soagr verschärft, andere gelockert. Wie bereits bei "Niemals Selten Manchmal Immer" betont handelt es sich hier ohnehin um ein verdammt hitzig diskutiertes Thema mit zwei sehr klaren Lagern. Konservative treffen auf Liberale und jeder versucht mit seinen Argumenten die Gegenseite zu überzeugen.

 

Diesen Diskurs greift auch Diwan auf, wenngleich die Regisseurin diese Momente stets als unscheinbare Nebengeräusche einbaut und damit genau das erreicht was Sie erreichen wollte: Neben Anne hat auch der Zuschauer stets das Gefühl hier passiert etwas was jederzeit schrecklich enden könnte. So könnte bsp einer der Ärzte die die junge Studentin in Ihrer Verzweiflung aufsucht zur Polizei gehen um dort Anzeige zu erstatten. Das Abtreibung seinerzeit unter den Medizinern nicht befürwortet wurde zeigt bsp eine Szene als Anne ein vermeintliches Abtreibungsmittel verschrieben bekommt, dass in Wahrheit den Fötus aber stärkt. Aber allein die gesellschaftliche Abneigung zu Schwangerschaftsabbrüchen, welche im Film regelmäßig von den Mitschülerinnen propagiert wird zeigt wie die Menschen damals gedacht haben.

 

Somit erleben wir Anne als zurückgezogene, stille und traurige sowie vorallem allein kämpfende junge Frau mit stets leerem Blick und Tränen in den Augen. Ihr Ziel, das Baby aus einer Affäre abzutreiben um selbst Herrin der eigenen Zukunft zu sein treibt Anne an und lässt Sie unbeschreibliche Dinge tun. Hilfe erfährt Sie erst sehr spät und der Kindsvater sieht es nicht ein sich um das Baby und die Mutter zu kümmern, was ebenfalls ein erschütternder Aspekt von "Das Ereignis" ist. Fehlende Aufklärung sowie der heute für uns selbstverständliche Zugang zu Informationen (via Internet) lassen das Schicksal von Anne noch deutlicher hervorstechen. Diwan stellt die Studentin dabei keinesfalls als Täterin oder bösen Mensch hin sondern ist vielmehr darauf aus das jeder Zuschauer die Beweggründe versteht und die gesellschaftlichen Probleme mit denen Anne zu kämpfen hat. Es ist immer wieder schön wenn ein/e Filmemacher/in ein solch aufwühlendes Thema so neutral wie möglich inszeniert und nebenbei einen gesellschaftlichen Auftrag zur Aufklärung erfüllt.

 

Mit der Kamera stets ganz nah an Ihrer Hauptfigur hat Audrey Diwan wie Eliza Hittman einen ruhigen sowie leisen Film geschaffen, der mit seiner Message lautstark die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Man möchte Anne in so vielen Szenen einfach in den Arm nehmen um Ihr zuminderst emotional eine Stütze zu sein, da es ja sonst keiner tut. Dennoch ist "Das Ereignis" ein sehr feministischer Film der aus der Sicht einer Frau erzählt wird deren Beweggründe während der gesamten Laufzeit offensichtlich und nachvollziehbar bleiben. War Sidney Flanigan 2020 der Grund warum "Niemals Selten Manchmal Immer" so herausragend war ist es hier die erst 22 jährige französische Jungschauspielerin Anamaria Vartolomei die mit Ihrer Performence überzeugen kann.

Von Anfang bis Ende schafft es die Französin Anne als traurige, kämpferische, stille und überforderte junge Frau darzustellen, weshalb die Figur absolut glaubwürdig erscheint. Dabei gelingen Vartolomei auch sämtliche Wechsel im Bereich der doch vorhandenen unterschiedlichen Facetten, da Anne neben den zahlreichen emotionalen noch ein paar Momente mit einem Lachen auf den Lippen hat.

 

Wir dürfen in Zukunft auf jeden Fall noch einiges von Ihr erwarten, und dass obwohl die 22-Jährige schon in einigen Filmen mitspielen durfte.

Inwieweit der Film vom Roman abweicht kann ich an dieser Stelle nicht beurteilen aber im Vergleich zu "Niemals Selten Manchmal Immer" ist dieses Filmdrama minimal schwächer. Dies liegt vorallem daran, dass "Das Ereignis" am Ende den Tick zu wenig gesellschaftskritisch ausgefallen ist. Hier hätte ich mir eine noch deutlichere Sprache im Bezug auf die damalige Gesetzteslage gewünscht. Zudem wären etwas mehr Backroundinfos zu den wenigen Aktiven nötig gewesen, welche den vielen jungen Mädchen im Verborgenen geholfen haben.

Schlussendlich kann ich das Drama aber jedem ans Herz legen und würde mir wünschen das sich auch viele dafür interessieren.

 

Fazit: Regisseurin Audrey Diwan liefert mit Ihrem Filmdrama ein berührendes und zugleich knallhartes Werk über den verzweifelten Kampf einer jungen Frau Ihre ungewollte Schwangerschaft zu beenden.

 

Bewertung:

Genre: 8.5 von 10 Punkten

Gesamt: 8 von 10 Punkten

 

Ambulance (Action/Thriller)

 

Will Sharp (Yahya Abdul-Mateen II) sieht sich in einer ausweglosen Lage: Um seiner schwerkranken Frau eine lebensrettende Operation bezahlen zu können, benötigt er finanzielle Unterstützung. In seiner Verzweiflung wendet er sich an seinen Adoptivbruder Danny (Jake Gyllenhaal), der ihn zu einer riskanten Aktion überredet. Gemeinsam beabsichtigen sie einen Bankraub durchzuziehen, an dessen Ende satte 32 Millionen Dollar warten. Der Plan scheint nahezu perfekt zu sein. Allerdings laufen die Dinge kurz vor der finalen Flucht aus dem Ruder. In einem Rettungswagen wollen Will und Danny vor ihren Verfolgern fliehen und ahnen nicht, dass sie einen angeschossenen Cop und Rettungssanitäterin Cam (Eiza González) an Bord haben. Die Hetzjagd durch Los Angeles entwickelt sich für alle Beteiligten zum wahren Überlebenskampf, in dem es um Leben und Tod geht - und die Polizei sowie das FBI sind ihnen stets auf den Fersen.

 

Wenn Michael Bay auf einem Filmplakat steht erwarten die Zuschauer spätestens seit den "Transformer"-Filmen ein absolutes CDI-Feuerwerk mit reichlich Krawall und zerstören Gegenständen. Vieles von Bay's Markenzeichen finden sich auch in seiner Adaption eines dänischen Werkes wieder, wobei der Regisseur aber einfach mal auf sein geliebtes CGI verzichtet um einen Film im Stile der alten Schule zu inszenieren. Der Fokus liegt also nicht auf möglichst gewaltige Computer-Effekte sondern größtenteil darauf einen handwerklich guten Streifen auf die Leinwände der Welt zu bringen. Und siehe da, Bay beweist in "Ambulance" das er seine Arbeit bzw. Tun versteht und liefert dadurch eine rasante, actiongeladene und elektrisierende Verfolgungsjagd durch halb LA.

 

Ohne sich mit einer unendlich langweiligen Einführung aufzuhalten legt die Handlung recht schnell den fünften Gang  an und gibt mächtig Gas. Bevor der Gedanke nach einem gesunden Fundament an Logik aufkommt trampelt die temporeiche Geschichte das Pflänzchen aber sowas von nieder und verlangt vom Publikum schlichtweg das Herunterfahren des Denkorgans. Wer sich einfach auf die Action und die zahlreichen Explosionen, Schießereien und das optisch halbzerstörte LA einlässt wird mit "Ambulance" auch seine Freude haben. Nebenbei bemerkt ist es schon irgendwie faszinierend zu sehen wie schnell so ein amerikanischer Krankenwagen (der ja auch ein gehöriges Gewicht besitzt) mit seinem V8 Motor durch die Straßen fegen kann. Dieses Szenario nimmt quasi 95% des Filmes ein, der letztendlich aber mit seinen 2 Std 16 Minuten viel zu lange geraten ist.

 

Sicherlich wären mit etwas Effizienz bestimmt 30 Minuten Einsparung möglich gewesen, zumal sich die Story zunehmend in immer absurdere Wendungen rettet um die Verfolgungsjagd weiter am Leben zu halten. Entweder hat hier jemand den optimalen Punkt einfach massiv übertretten oder wollte schlichtweg nach Möglichkeit ganz LA einbeziehen in das zu erwartende Chaos. Im Minutentakt fliegt ein Polizeiwagen durch die Luft, einen Abhang hinunter oder rammt ein oder mehrere zivile Fahrzeuge um dann bildgewaltig zu explodieren. Michael Bay richtig in bekannter Manier verdammt viel Zerstörung an und sorgt für mächtig Krawall in einer Stadt, die ohnehin nie richtig zur Ruhe kommt. Nebenbei baut der Regisseur regelmäßig ein paar witzig gemeinte Dialoge/Szenen ein welche aber stets wie ein Fremdkörper wirken. Zum Lachen gibt es angesichts der Ausgangssituation eigentlich nichts, wodurch der ein oder andere Wortlaut am Ende dann einfach nur dämlich ist.

 

Was Bay dazu geritten hat dies so stehen zu lassen? Keine Ahnung aber zum Glück beschränkt er sich hier nur auf wenige Ausnahmen. Viel mehr legt der Filmemacher gerade im ersten Drittel seinen Fokus auf rasante Kamerafahrten durch die Straßen LA's (größtenteils mit Drohnen) und baut dabei immer wieder unerwartete Richtungsänderungen ein womit "Ambulance" visuell glänzen kann. In 3D wären besonders jene Aufnahmen verdammt geil geworden wenn die Kamera an einem Gebäude von oben herab in die Tiefe stürzt. Insgesamt ist der Schnitt aber einen Funken zu hektisch und bringt mehr Unruhe ins Geschehen als nötig ist. Außerdem nimmt man damit den eigentlich herausragenden Bildern viel ihrer Wirkung. Sieht man sich den Action-Kracher in einem Dolby Atmos Saal an begeistert neben den Bildern der teils extrem wuchtige Sound, der angereichert ist mit ein paar bekannten Hits der Musikgeschichte.

 

Es mag jetzt der Verdacht aufkommen das Michael Bay mit diesen optischen und audiovisuellen Aspekten von der eher dünnen und zusehens generischen Handlung ablenken will, was sogar nicht mal abwägig ist. Schließlich bietet "Ambulance" keine besonders neue Geschichte und ist zudem auch als Ganzes betrachtet nicht sonderlich spannend. Es dürfte wohl jedem klar sein wie die wilde Hetz durch das sonnendurchflutete LA am Ende ausgeht. Dennoch gelingt es Bay seiner Rahmenhandlung eine gewisse elektrisierende Note zu verleihen wodurch das Publikum etwas mitfiedern kann. Durch den

den sich bewusst zuspitzenden Verlauf entwickelt wohl jeder Zuschauer ein gewisses Maß an Sympathie für die Rettungssanitäterin Cam sowie den verzweifelten Will, der die außer Kontrolle geratene Situation für alle Seiten bestmöglich lösen möchte.

 

Punktuell streut das Drehbuch ein paar Momente der Figurenzeichnung ein um den ansonsten sehr generischen und kaum interessanten Akteuren etwas Charaktertiefe zu verleihen. Hier telefoniert Will während der Verfolgungsjagd mit seiner kranken Frau womit er einfach eine liebevolle Seite erhalten soll, auf der anderen Seite gibt es Momente die zeigen sollen wie sehr Danny die Kontrolle über sich und die Situation verliert obwohl er immer einen Plan zu haben scheint. Sanitäterin Cam ist durchweg eher zurückhaltend und macht nur eine entscheidende Veränderung durch: Sie beginnt sich für Ihre Patienten zu interessieren, deren Schicksal an sich heranzulassen und das roboterhafte im Umgang menschlicher zu gestalten. Insgesamt bleiben Bay's Figuren aber eine Ansammlung austauschbarer Akteure wie man Sie in einem Film dieser Art bereits mehrfach gesehen hat.

 

Immerhin muss ich am Ende aber sagen, dass "Ambulance" in Sachen Besetzung seiner relevanten Rollen vieles richtig macht. Zwar sieht Eiza Gonzalez trotz des vielen Blutes bis zum Ende zu perfekt gestyled aus, spielt Ihren Part aber mehr als ordentlich. Als taffe und pflichtbewusste Sanitäterin sowie starker Frauencharakter macht die Schauspielerin eine gute Figur und ein Großteil der Szenen erscheinen absolut authentisch. Mit Yahya Abdul-Mateen als ehemaligen Marine-Soldaten und verzweifelten Will haben wir einen Charakter, der sowohl das Böse wie auch Gute inne hat. Geschickt lässt er die Sympathien des Publikums immer wieder von der einen auf die andere Seite wandern wobei eigentlich sehr schnell klar ist wie er richtig einzuordnen ist.

Die größte Präsenz sowie Ausstrahlung besitzt aber Jake Gyllenhaal als Bankräuber Danny, der stets einen Plan hat und mit dem Raub von 32 Mio Dollar sein Meisterwerk plant. Auch wenn sein Charakter eindeutig erscheint ist dieser doch recht simpel entschlüsselbar. Gyllenhaal erinnert mit seinem regelmäßig zelebrierten Overacting samt weit aufgerissenen Augen immer wieder an Nicolas Cage in Höchstform, dem Meister des Overacting.

 

 

Fazit: Michael Bay ohne sein CGI-Gewitter und mit rasanter Handlung? Das macht Fun, zumal gerade die anfänglichen sowie temporeichen Fahrten der Bilder durch die Straßen LA's verdammt geil aussehen. Leider ist "Ambulance" ein gewaltiges Stück zu lang geraten.

 

Bewertung:

Genre: 7.5 von 10 Punkten

Gesamt:  von 10 Punkten

 

The Batman (Action/Thriller)

Seit zwei Jahren kämpft der Milliardär Bruce Wayne (Robert Pattinson) als rächender Vigilant Batman für eine bessere Welt in seiner Heimatstadt Gotham City. Doch es ist ein einsamer Kampf, den nur wenige Verbündete wie sein Butler Alfred Pennyworth (Andy Serkis) und der aufrichtige Polizist Lt. James Gordon (Jeffrey Wright) unterstützen. Denn Gotham ist ein Moloch, zerfressen von einem korrupten Netzwerk, in das fast alle Beamten der Stadt und auch die reichen Eliten involviert sind. Doch als ein mysteriöser Killer diese ins Visier nimmt und eine Reihe sadistischer und tückischer Anschläge verübt, sind Batmans Detektiv-Fähigkeiten gefragt. Die zahlreichen kryptischen Hinweise führen ihn immer tiefer in die Unterwelt, wo zwielichtige Figuren wie Selina Kyle alias Catwoman (Zoë Kravitz), Oswald Cobblepot alias Pinguin (Colin Farrell), Mafiaboss Carmine Falcone (John Turturro) und Edward Nashton alias Riddler (Paul Dano) zu Hause sind. Doch die Spuren führen Batman auch zu ihm selbst und seiner Vergangenheit ...

 

 

Fazit: Die anfängliche Skepsis wich schnell purer Freude und Gänsehaut; Matt Reeves "The Batman" zeichnet ein bisher nie dagewesenes düsteres Bild um Bruce Wayne und ist nach "Joker" ein weiterer Schritt von DC Gotham City als das zu zeigen was es ist: eine abgefuckte Stadt voller Dunkelheit.

 

Bewertung:

Genre: 9.5 von 10 Punkten

Gesamt: 9.5 von 10 Punkten

 

Parallele Mütter (Drama)

 

Janis (Penélope Cruz) und Ana (Milena Smit) treffen in einem Krankenhauszimmer aufeinander, wo sie bald entbinden werden. Beide sind alleinstehend und wurden zufällig schwanger. Janis, im mittleren Alter, bereut es nicht und ist überglücklich. Ana hingegen ist verängstigt, reumütig und traumatisiert. Janis versucht, sie zu ermutigen, während sie wie Schlafwandler durch die Krankenhausflure wandern. Die wenigen Worte, die sie in diesen Stunden austauschen, schaffen eine sehr enge Verbindung zwischen den beiden, die sich zufällig entwickelt und verkompliziert und ihr Leben auf entscheidende Weise verändert.

 

 

 

 

 

Es kommt immer wieder vor das Babys im Krankenhaus vertauscht werden und nicht mit Ihren leiblichen Eltern nach Hause geschickt werden. Oftmals fällt dies erst Jahre später auf, manchmal nach wenigen Wochen und in seltenen Fällen gar nicht. Wie also damit umgehen wenn man merkt das der Säugling ein fremdes Kind ist? In Pedro Almodovar's neuem Filmdrama steht die von einer fantastisch spielenden Penelope Cruz verkörperte Janis genau vor diesem Dilemma und macht augenscheinlich genau das Falsche: Sie behält dies für sich um behandelt das fremde Kind fast schon fanatisch wie Ihr eigenes.

 

Doch die Fotografin wird hier keinesfalls als die Böse gezeigt sondern vielmehr als eine Frau mit Ängsten, einem Herzenswunsch sowie einer tragischen Familiengeschichte. Auf der anderen Seite haben wir Ana, eine Minderjährige die augenscheinlich aufgrund sexuellen Missbrauchs schwanger wurde und aus schwierigen Familienverhältnissen kommt. Die junge Frau ist traumatisiert, verängstigt und emotional komplett durch den Wind weshalb man stets ein Gefühl bekommt Sie könne an Ihrer neuen Rolle scheitern. Milena Smit verleiht dieser Figur eine authentische sowie berührende Zerbrechlichkeit mitsamt einer gehörigen Note Naivität und Hilflosigkeit. Ana wirkt stets verloren und ohne besonders großes Selbstvertrauen.

 

Komplettiert wird das Figurentrio von Arturo, der seine krebskranke Frau mit Janis betrügt und sich nicht sicher ist was er eigentlich will im Leben. Die Idee von Janis das Kind zu bekommen findet er nicht gut um dann später doch Sehnsucht zu haben. Wie bei Almodovar üblich gehören die durchweg klar formulierten und entsprechend umfangreich und bis ins Detail geschriebenen Figuren zu seinem Markenzeichen wodurch ein Wiedererkennungswert vorhanden ist. Der Vergleich von seinem neuem Filmdrama mit einer tragischen Seifenoper ist dabei keinesfalls aus der Luft gegriffen sondern das Resultat einer herausrageden Kombi von wendungsreicher Handlung mit entsprechend tollen Figuren. Natürlich spielen dem Regisseur seine perfekt gecasteten Darsteller in die Karten wegen denen Janis und Co. auch so überzeugend funktionieren.

 

Dabei beginnt das Drama mit einer augenscheinlich komplett abgekoppelten Handlungsszene als es darum geht ein Massengrab aus dem zweiten Weltkrieg/Bürgerkrieg freizulegen um dort hingerichtete Dorfbewohner würdevoll bestatten zu können. Dieser anfänglich seltsam wirkende Part findet während der gut 2 Stunden immer wieder den Weg um als Dialogthema aufgegriffen zu werden um im Schussakt seine volle Wucht zu entfallten. Obwohl die eigentliche Handlung schon interessant und spannend zugleich ist hätte mich dieser Part sogar noch mehr interessiert und kommt meines Erachtens auch einen Tick zu kurz. Das Almocovar mit seinen schönen Bildern druchaus symbolische Akzente setzen möchte liegt auf der Hand und wird von Ihm mit kurzen aber prägnanten Aufnahmen auch unterstrichen.

 

Obwohl sich "Parallele Mütter" viel Zeit nimmt kommt nie Langeweile auf, zumal die Handlung verhältnismäig wendungsreich daher kommt und stets neue Optionen offenbart werden. So wird aus einem optisch eher vorhersehbaren Thema ein Film mit vielen Richtungswechseln. Rein technisch gesehen könnte man meinen hier einen Film mit mittlerem Budget zu sehen, da quasi alle Bilder einen maximal wertigen Eindruck hinterlassen anstatt voll auf den Arthaus-Look, der immer mal wieder durchschimmert, zu setzen. Wie in einem Kammerspiel spielt sich das Geschehen den Großteil seiner Laufzeit in der modernen Altbauwohnung von Janis ab, welche technisch auf dem neuesten Stand ist. Stilecht für Spanien bekommt das Publikum ausschließlich Autos der Marke Seat zu Gesicht sofern sich das Geschehen mal nach draußen verlagert. Das die Geschichte in Madrid spielt sieht man den Bildern quasi nicht an, da Sehenswürdigkeiten oder "planlose" Kamerafahrten durch die Stadt Mangelware sind.

 

Fazit: Wenn Pedro Almodovar und Penelope Cruz zusammen einen Film machen muss das Ergebnis einfach nur gut werden. "Parallele Mütter" ist eine tragische Seifenoper mit herausragend geschriebenen sowie gespielten Figuren das den Zusammenhalt von Frauen feiert.

 

Bewertung:

Genre: 8 von 10 Punkten

Gesamt: 7.5 von 10 Punkten

 

Küss Mich, Mistkerl (Komödie/Romanze)

 

Die ehrgeizige Lucy Hutton (Lucy Hale) tritt gegen ihren kalten, effizienten Erzfeind Joshua Templeton (Austin Stowell) um eine große Beförderung im Verlag Bexley & Gamin an. Eingesperrt in einem gemeinsamen Büro, beginnt Lucy ein rücksichtsloses Spiel gegen Josh, eine Rivalität, die immer komplizierter wird, da sie sich immer mehr zu ihm hingezogen fühlt, nachdem eine unschuldige Fahrstuhlfahrt zu einer unangemessenen Beziehung am Arbeitsplatz führt. Ist es Liebe oder nur ein weiteres Spiel in ihrem nie endenden Streben nach dem Spitzenjob?

 

 

 

 

"Was sich liebt das neckt sich" ist wohl eines der bekanntesten Zitate wenn es darum geht zwei Menschen als angehendes Paar zu sehen die sich energisch "bekriegen" oder "hassen". Basierend auf dem gleichnamigen Bestseller "The Hating Game" (so heißt der Film auch im Orginal was wie so oft die deutlich treffendere Wahl ist) von Sally Thorne inszeniert Peter Hutchings eine durch und durch vorhersehbare RomCom mit zwei durchaus sympathischen Hauptfiguren, deren Darsteller miteinander toll harmonieren und bei der jeder Zuschauer von Anfang an sein logisches Denken abschalten sollte. Zu seltsam wirken die Gedankengänge von Lucy und Josh, zu fragwürdig sind deren Verhaltensmuster und zu offensichtlich werden sämtliche Klischees dargestellt.

 

Natürlich sind die beiden äußerst attraktiv und im Fall von Josh auch durchtrainiert, was aber in Lucy Hale's letzter RomCom "Brave Mädchen tun das nicht" auch schon der Fall gewesen ist. Diese romantische Komödie überzeugte mich neben einer mega charmanten Hale vorallem aufgrund seiner Frische, Leichtigkeit und seinem lockeren Humor. "Küss mich, Mistkerl" ist dagegen deutlich steifer, klischeehafter und versucht mit absolut oberflächigen Dialogen sein Publikum zu unterhalten. Momente zum lachen gibt es definitiv reichlich, zumeist aber aufgrund ihrer (sexuellen) Doppeldeutigkeit und entsprechenden Anspielungen. Hinzu kommen ästhetisch aussehende Liebesszenen sowie der perfekte Einsatz von Mimik und Gestik bei Lucy Hale, die erneut eine auf Ihre Art perfekt zugeschnittene Rolle bekommt. Ist der frühere Serienstar nun auf den Weg zu einem RomCom Dauerabo?

 

Nach einigen Horrorfilmen für Blumhouse scheint die Amerikanerin in diesem Genre ihren Platz gefunden zu haben, was ich allerdings schade finde, da Hale eine vielseitig einsetzbare Darstellerin ist. Klar bringt Ihre besonders deutlich vorhandene Art und Ausstrahlung als das kleine unschuldige und schüchtern wirkende Mädchen einen gewissen Stereotyp hervor, aber genau deshalb mögen Sie so viele Menschen während es natürlich auch eine Gegenseite hierzu gibt. Ich bin klarer Fan von Ihr und sehe Lucy einfach sehr gerne und erfreue mich an Ihrem Charme.

Die Film-Lucy ist etwas chaotisch, liebt die Schlümpfe und möchte unbedingt in der Firma aufsteigen. Im Weg steht dabei nur der äußerst attraktive Josh, der kleidungstechnisch jede Woche den gleichen Ablauf hat (Wahl der Hemdenfarbe), einen dominanten Eindruck hinterlässt und den typischen One-Night-Stand-Typ darstellt.

 

Mehr Klischee geht wohl kaum, zumal die dazugehörigen Charaktereigenschaften und sämtlich hinzugedichtete positiven Eigenschaften bzw. Beweggründe absolut unlogisch und wenig glaubhaft erscheinen. Man muss diese Aspekte einfach ausblenden und "The Hating Game" als leichte und kurzweilige RomCom sehen, die einfach keinen Tiefgang vermitteln möchte. Dann kann sich jeder entspannt in seinen Kinosessel fallen lassen und das Treiben auf der Leinwand genießen.

Dabei sorgen die erstaunlich stark miteinander harmonierenden Hauptdarsteller immer wieder für ein romantisches knistern beim Publikum, welches der Film mit einer leider zwanghaft auferlegten Idee eben nicht nach den bekannten Mustern zu verfahren regelmäßig unnötig erlöschen lässt. Man will den Figuren einfach nur zurufen "küsst euch hald endlich" während sich der Moment aufgrund der seltsamen Verhaltensmuster auflöst und die Spannung dadurch in den Keller rauscht.

 

Inwieweit sich die romantische Komödie an die Buchvorlage hält kann ich nicht beurteilen, finde aber den gesamten Ablauf der Handlung irgendwie nicht rund und es fühlt sich so an, als hätten mehrere Drehbuchautoren ihre Finger im Spiel gehabt. All das was beispielsweise ein "Brave Mädchen tun das nicht", der schlichtweg als perfekter Refernzfilm gilt, richtig gut gemacht hat fehlt hier größtenteils da "The Hating Game" irgendwann seinen roten Faden verliert. Als ein Ende in Sicht scheint gönnt man der Geschichte nochmal eine kleine Wendung und streckt damit die Laufzeit unnötig in die Länge.

 

Die zaghaften Versuche ein paar ernstere Themen anzusprechen muss man definitiv lobenswert erwähnen, obwohl das Ergebnis am Ende natürlich darin besteht diese nur anzuschneiden um danach sofort wieder den bekannten Abläufen zu folgen. Eine weitere positive Eigenschaft ist die letztendlich keinesfalls sexistische Inszenierung (trotz ein paar grenzwertiger Kommentare) sowie der Verzicht auf eine toxische Liebesstory. Auch wenn sich Lucy und Josh nach außen hin als hasserfüllt geben, spürt man als Zuschauer quasi schon ab der ersten Minute das dies reine Fassade ist. Vor dem Hintergrund der Skyline von New York sowie typischen Aufnahmen der Millionstadt spielend könnte die Story jedoch überall ihre Heimat haben. Letztendlich dient New York wohl nur als Ort der es erlaubt aufgrund seiner kulturellen Bedeutung ein vielschichtiges Angebot an Verlagen zu haben.

 

Kameratechnisch sowie beim Sound gibt es nichts außergewöhnliches zu berichten, da die Bilder durchweg ein angenehme Farbsättigung besitzen und dem typischen RomCom-Stil entsprechen. Nackte Haupt wird nur dezent gezeigt, Brüste oder ähnliches bekommt man gar nicht zu sehen und die Übergänge sind ohne Hektik oder besondere Zeitsprünge gestaltet. Auch wie die Kamera im Raum steht, aus welchem Winkel gefilmt,wird oder sich bewegt ist absolut nichts neues und daher in einem soliden Rahmen. Begleitet wird die Handlung von eingängigen Popsongs sowie gelegentlichen Off-Kommentaren der Hauptdarstellerin.

 

 

Fazit: Die Leinwand-Adaption des gleichnamigen Bestsellers ist letztendlich eine absolut durchschnittliche RomCom mit vorhersehbarer Handlung und reichlich Klischees. Trotz einer wieder mega sympathischen Lucy Hale kein weiterer "Brave Mädchen tun das nicht"

 

Bewertung:

Genre: 5 von 10 Punkten

Gesamt: 5.5 von 10 Punkten

 

Cyrano (Historie/Musical/Romanze)

 

Offizier Cyrano de Bergerac (Peter Dinklage) ist seiner Zeit weit voraus. In Frankreich, Ende des 17. Jahhunderts, sind seine Begabungen eine Ausnahme, die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Ob als Schriftsteller oder Kämpfer mit dem Degen: er weiß, wie er überzeugen kann. Allerdings ist sein Erscheinungsbild das einzige Manko, dass ihm den Weg zum Herzen der schönen Roxanne (Haley Bennett) verstellt. Zumindest ist dies seine Meinung. Tag für Tag quält er sich mit seinen romantischen Gedanken und den Vorstellungen einer gemeinsamen Zukunft, die scheinbar unerreicht bleibt. Zudem gesteht ihm Roxanne, dass sie sich in den jungen Kadetten Christian (Kelvin Harrison Jr.) verliebt hat. Cyrano beschließt, Roxanne zu helfen, die Aufmerksamkeit des Kadetten zu gewinnen und beginnt, Liebesbriefe in dessen Namen an Roxanne zu schreiben. Doch die Worte und Emotionen kommen aus dem tiefsten Herzen Cyranos...

 

Weltweit wird das von Edmond Rostand 1897 veröffentlichte Bühnenwerk "Cyrano de Bergerac" gefeiert und ist bis heute eines der populärsten Aufführungen auf den Bühnen aller Kontinente. Sicherlich könnte man die Geschichte einer tragischen Liebe 1:1 auf die Kinoleinwand übertragen doch Regisseur Joe Wright geht einen anderen Weg und verpasst der angestaubten Grundstory ein Facelift mit moderneren Songs und teils verspielten Tanzeinlagen.

Und siehe da, das Konzept geht vollends auf wodurch "Cyrano" ein wunderbar anzusehendes Musical vor historischen Kullissen geworden ist, dass selbst Nichtkenner verzaubert.

 

Die Tragik der Liebe des kleinwüchsigen aber wortgewandten Cyrano's zur reichen Roxanne basiert nicht nur auf deren Schönheit sondern Ihrer Vorliebe für Poesie und den Gebrauch schöner Wörter bzw. Umschreibungen. Somit steht die verwendete Sprache, für viele der jüngeren Generation von heute extrem sonderbar, im Zentrum und wird von den Hauptfiguren zelebriert wie kaum etwas anderes. Keinesfalls würde im Jahr 2022 jemand auf die Idee kommen ein Bühnenstück mit derat eleganter Ausdrucksweise zu schreiben in der Hoffnung damit Millionen zu begeistern, doch "Cyrano" wird seine Fans zweifelsohne finden. Und sind wir mal ehrlich; etwas Abwechslung zum aktuellen Sprachgebrauch ist auch mal ganz nett und zeigt was über die Jahre vielleicht verloren gegangen ist.

 

Obwohl ich eigentlich ein Mann der einfachen Wortwahl bin gefielen mir die teils verträumten Umschreibungen mit denen Cyrano  Roxanne seine Gefühle mitteilt obwohl er dies nur tut damit diese und Christian zueinander finden. Ja, jemanden zu Lieben ohne ein entsprechend positives Feedback ist schmerzhaft (hier spricht meine eigene Erfahrung aus mir) weshalb es umso bemerkenswerter ist wie der kleine Mann, übrigens ein Meister mit dem Degen, damit umgeht und alles daran setzt seine Versprechungen einzulösen.  Hier greift das ohnehin starke Drehbuch mit seiner fokussierten Handlung nicht mal in die Trickkiste sondern lässt den Emotionen ihren Lauf nehmen. Zweifelsohne ist die Story trotz Ihres Alters nicht aus der Zeit gefallen und könnte mit verändertem Setting auch im 21. Jahrhundert spielen. Liebe war, ist und wird immer kompliziert sowie einfach zugleich bleiben während wir daraus das Beste machen sollen.

 

Ich denke genau das ist auch das was jeder Zuschauer aus dem Film mit nach Hause nehmen sollte. Mut zur Wahrheit, Mut seine Gefühle auszusprechen und Mut zum Mut haben.

Auch abseits der feinfühligen, emotionalen und immer wieder leicht verspielten und äußerst selten kitschigen Erzählung hat Wright's Film eine handvoll toller Aspekte zu liefern weshalb man ihn sehen sollte. Neben den bereits erwähnten Setbauten, welche perfekt zum Frankreich des 17. Jahrhunderts passen, ist es die Art wie der Regisseur jede Szene einfängt. Dabei setzt er regelmäßig auf spannende sowie unerwartete Blickwinkel und spielt mit dem Fokus wie nah oder fern ein Moment eingefangen werden soll. Vergleiche zu Filmen wie "Emma", "Stolz und Vorurteile" oder auf "Downton Abbey" sind keineswegs aus der Luft gegriffen sondern sollten sogar in Betracht gezogen werden.

 

Etwas klein fallen aber die Tanzeinlagen aus, die definitiv präzise einstudiert und aufgeführt werden, wodruch Hardcore-Musicalfans wohl keine Freude haben werden. Dafür wird aber reichlich gesungen und dass erstaunlich vielseitig und mit zweifelsohne modernen Einflüssen. Wie die Handlung selbst sind die Songs mal verspielt, romantisch, emotional auf der einen Seite, können aber auch bedrohlich und düster ausfallen. Dies setzt sich übrigens in den Melodien fort. Letztendlich bleibt aber zu sagen dass "Cyrano" auch wegen seiner herausragenden Songs/Musikstücke eines der besten Musicals der letzten Jahre darstellt und auf der großen Kinoleinwand bestens aufgehoben ist.

 

Was jetzt noch fehlt sind die Leistungen der Darsteller um "Game of Thrones" Star Peter Dinklage, welche durchweg Freude am spielen und singen vermitteln. Sicherlich ist es sehr hilfreich das Wright bei der Auswahl ein gutes Händchen beweißt und seine Darsteller nahezu perfekt zu den Figuren aus dem Drehbuch besetzt hat. Dinklage als flinker Soldat mit Poesie im Herzen und der Fähigkeit seinen Gefühlen mit wunderschönen Worten Ausdruck zu verleihen ist auch deshalb ein Volltreffer, weil der Serien-Star schlichtweg ein selbstbewusster und charismatischer Darsteller ist der aus jeder Rolle das Optimum herausholen kann. Ohne seine Ausdrucksstärke und Präsenz wäre die Figur neben den anderen tollen Darstellern sicherlich untergegangen. Harley Bennett als schöne Roxanne hat nicht nur eine tolle Stimme sondern vorallem viel Gefühl dafür übrig, der jungen Frau eine für die damalige Zeit starke Rolle zu verleihen, die dennoch hier und da Gefühle zeigen darf oder auch mal bockisch rüber kommt. Übrigens finde ich es klasse das für die deutsche Fassung die Songs nicht übersetzt wurden sondern in Orginalfassung zu hören sind

 

Fazit: Joe Wright gelingt es fast spielerisch das weltbekannte Bühnenstück "Cyrano de Bergerac" als romantisches Musical auf die Kinoleinwand zu bringen. Am Ende vielleicht 10 Minuten zu lang entführt uns der Regisseur in die Welt der tragischen Liebe vor den Kullissen des 17. Jahrhunderts.

 

Bewertung:

Genre: 8 von 10 Punkten

Gesamt: 8 von 10 Punkten

 

JGA: Jasmin. Gina. Anna. (Komödie)

 

Jasmin (Luise Heyer), Gina (Taneshia Abt) und Anna (Teres Rizos) sind drei Singles, die das Leben lieben! Gemeinsam wurden sie nach Ibiza eingeladen, um dort den Junggesellinnenabschied ihrer Freundin zu feiern. Doch dieses Vorhaben steht unter keinem guten Stern: Einige Gäste sagen wegen ihrer kranken Kinder ab. Den Vogel schießt aber die Braut selbst ab – sie ist schwanger und muss deswegen den Flug und den geplanten Partytrip canceln. Übrig bleiben Jasmin, Gina und Anna, die sich die Gelegenheit auf eine wilde Feier nicht nehmen lassen wollen und ohne die Braut losziehen. Mit ihrer Idee waren die Mädels allerdings nicht allein: Jasmins Ex-Freund Tim (Dimitrij Schaad), der ebenfalls gemeinsam mit seinen Kumpels Simon (Trystan Pütter) und Stefan (Axel Stein) auf Ibiza ist, um einen JGA zu feiern, taucht plötzlich auf. Um sich nicht die Blöße zu geben, Teil eines geplatzten JGAs zu sein, schlüpft Jasmin in die Rolle der angeblichen Braut. Damit nehmen die Katastrophen auf der Insel ihren Lauf...

 

Schon der Trailer ließ das Elend vermuten und allein die Grundvoraussetzung schien wie eine böse Vorahnung über "JGA" zu hängen: Wie so oft war mein Instinkt goldrichtig und die deutsche Komödie von Alireza Golafshan ist genau das Gegenteil von seinem Regiedebüt "Die Goldfische". Hatte eben jener Film über eine Gruppe geistig behinderter Menschen diese besondere Herzlichkeit gepaart mit einer realitätsnahen Story ist "JGA" schlichtweg die bisherige Peinlichkeit des Jahres mit Fremdschämgarantie.

Absolut oberflächiger, platter und dummer Humor, maximal austauschbare sowie generische und klischeehafte Figuren und die durchweg inhaltlose Handlung sorgen überwiegend für Kopfschütteln und den Wunsch etwas anderes sehen zu wollen. Und warum sind es immer die spanischen Partyinseln die als Handlungsort auserwählt werden?

 

Sicherlich besitzt "JGA" einige Momente zu denen wohl jeder herzhaft lachen kann, aber basiert dieser Humor mitsamt seinen Gags durchweg auf einer niedrigen Ebene ohne das auch nur der Hauch davon im Gedächtnis bleibt. Natürlich darf der typisch deutsche Dramapunkt nicht fehlen, dank dem die zuvor klare Linie über den Haufen geworfen wird und die Komödie den Zeitpunkt verpasst das Elend halbwegs annehmbar zu beenden. Viele Figuren eiern planlos umher, der Versuch Tiefe reinzubringen scheitert gnadenlos und so richtig lässt sich kein erkennbares Konzept erkennen. Hätte Golafshan das zuvor verwendete System mit seinen seichten Witzen bis zum Ende durchgezogen, "JGA" wäre zuminderst als sinnbefreite Frauenkomödie durchgegangen. So fragt sich der Zuschauer während des Abspanns (hier bleibt man dann doch gerne sitzen da "What is Love" von Haddaway läuft) was das Ganze nun sollte und warum es zum Bruch gekommen ist.

 

Das eine Komödie nicht zwangsläufig außerordentlich tiefgängig sein muss verlangt niemand, aber dann sollte der Humor ein gewisses Niveau haben sowie Figuren mit etwas Profil und Charakter.

Egal welchen Charakter man sich herausnimmt, keiner von Ihnen besitzt auch nur den Hauch von Tiefe während oberflächige und klischeehafte Ansätze massiv vorhanden sind. Hinzu kommen teils seltendämliche Aktionen sowie massiv unterforderte Darsteller.

Ein Beispiel: So gern ich Teresa Rizos sehe und Ihren besonderen Humor schätze schockiert mich Ihre Rolle als Anna, die im Kopf so langsam denkt wie eine Schnecke vorwärts kriechen kann in Kombination mit Ihren einschläfernden Aussagen.

Es scheint fast so als sei Rizos auf einem Kurkuma-Tripp gewesen (Easteregg zum Film) und spätestens nach dem dritten, vierten mal ist das kaum noch witzig.

 

Ähnliches kritisiere ich regelmäßig bei Melissa McCarthy die mit Ihren platten Witze über Dicke recht schnell nicht mehr witzig ist. Es ist erschreckend welch leere Hüllen das Drehbuch bezüglich der Charaktere ausspuckt, weshalb wohl nicht mal die besten Darsteller hier etwas retten hätten können. Anna war jetzt nur ein Beispiel für das, was uns bei allen anderen Figuren erwartet, egal wie diese nun heißen. Neben der völligen Inhaltslosigkeit nerven vorallem die zahlreichen Klischees sowie sämtlich offen zu Schau gestellte Belanglosigkeit.

Konnte mich Luise Heyer etwa in "Nahschuss" vollends begeistern, geht die 37-jährige wie Ihre Kollegen/Kolleginnen sang-und klanglos unter und dürfte wie der Rest schlichtweg unterfordert gewesen sein.

 

Den Gipfel der Peinlichkeit gibt es an sich nicht, da sich viele davon aneinander reihen und "JGA" von einer Ideenlosigkeit in die nächste stolpert. Sicherlich erzeugt die Komödie immer mal wieder einen Feel-Good-Moment und dürfte Zuschauer ganz gut unterhalten die es wirklich schaffen Ihr logisches Denken für knapp 2 Stunden über Bord zu werfen, aber nachhaltig bleiben lediglich die teils kindischen Dialoge sowie ein paar extrem dumme Gags in Erinnerung. Für eine Komödie mit etwas Anspruch deutlich zu wenig. Als Genrefilm würde ich "JGA" jetzt nicht gänzlich abstrafen, während der nüchterne Gesamtblick zweifelsohne negativ bleibt.

Neben den vielen Minuspunkten möchte ich das wenig Gute nicht unter den Teppich kehren. Neben einer durchweg soliden Kameraarbeit, kräftigen Farben und schönen Kullissen ist es vorallem der tolle Soundtrack mit einigen besonderen Covern bekannter Hits mit denen der Film positive Schlagzeilen schreiben kann. Somit ist letztendlich nicht alles schlecht, wenngleich "JGA" erneut eindrucksvoll beweist wie katastrophal es um den deutschen Mainstreamfilm steht.

 

 

Fazit: Der deutsche Film ist um eine niveaulose, oberflächige sowie platte Peinlichkeit reicher

 

Bewertung:

Genre: 4.5 von 10 Punkten

Gesamt: 1.5 von 10 Punkten