Filme aus dem Juni

Freaky (Horror-Komödie)

 

Nach seinem Überraschungshit "Happy Deathday" ist Regisseur Christopher Landon mit einer neuen Horror-Komödie zurück.

 

Als die 17-jährige Schülerin Millie Kessler (Kathryn Newton) ein weiteres Opfer des berüchtigten Serienmörders „Blissfield Butcher“ (Vince Vaughn) zu werden droht, wird ein uralter Fluch ausgelöst, der dafür sorgt, dass die beiden die Körper tauschen. Plötzlich steckt die Teenagerin im Körper des erwachsenen Killers und der Mörder steckt im Körper der jungen Frau! Nun bleiben Millie nur 24 Stunden Zeit, um den Tausch rückgängig zu machen, denn sonst muss sie für immer mit dem Antlitz eines gesuchten Killers durch die Gegend laufen. Allerdings will der Blissfield Butcher selbst sein altes Äußeres gar nicht zurück, denn im Körper der so unschuldig wirkenden Teenagerin lassen sich Bluttaten viel besser begehen. Daher braucht Millie die Hilfe ihrer besten Freunde Nyla (Celeste O’Connor) und Joshua (Misha Osherovich) sowie ihres Schwarms Booker (Uriah Shelton)

 

Als 2017 mit "Happy Deathday" ein Horrorfilm in die Kinos kam konnte wohl niemand ahnen welchen Überraschungshit uns Jason Blum und Christopher Landon mit einem für Blumhouse typisch geringem Budget liefern. Über die Jahre hat sich das Filmstudio den Ruf erarbeitet extrem profitable Filme (zumeist aus dem Horrorgenre) zu produzieren die zudem einen ordentlichen Faktor Kreativität besitzen.

Und genau diese Formel funktioniert auch bei "Freaky", der aufgrund von Corona erst mit vielen Monaten Verspätung in die Kinos kam und beweist dass man 2021 eben doch wieder das Feeling von "Happy Deathday" erzeugen kann. Das Landon auf dem Regiestuhl sitzt erkennt man ab der ersten Minute, erscheinen doch das Setting, die Optik und schlichtweg die Bildqualität so vertraut wie der tägliche Weg zur Arbeit. Besonders die erfrischende Art mit der der Regisseur an eine Geschichte herangeht, welche nicht in allen Phasen perfekt auserzählt wird, überzeugt vollends. Wie schon beim 2017er Erfolg präsentiert Landon eine unterhaltsame, witzige und mit kreativen Kills durchzogene Handlung, die mit ausgezeichneten Spannungswellen aufwarten kann. Spannung ist auch deshalb durchweg geboten weil das Drehbuch immer dann eine Idee für eine Wendung hat wenn die Story vorhersehbar werden könnte. So ist es auch nicht verwunderlich das es nach dem actionreichen Finale nochmals zu einem Twist kommt bei dem man zuerst an das Anteasern für eine Fortsetzung denkt.

 

Nach rasantem Beginn (und überraschend blutigen Kills) legt das Ganze eine kleine Pause ein um danach wieder an Fahrt aufzunehmen. Dabei sind die einzelnen Phasen genau richtig getaktet und weder zu lang noch zu kurz. Man erfährt schlagwortartig ein paar relevante Charaktereigenschaften von Millie welche im Verlauf der Handlung ausgebaut und vertieft werden. Genau hier offenbart sich wohl die größte Schwäche von "Freaky": Die zu gewollte Charakterisierung der weiblichen Hauptfigur. Während man also Millie mit zu vielen Hintergrundinfos (u.a. Schüchtern, Verlust des Vaters, Mobbing in der Schule) ausstattet, erfaährt man zum "Butcher" fast schon ein Takte zu wenig. Punktuell wären die ein oder andere Charaktereigenschaft bzw. Details zum Serienmörder wünschenswert gewesen. Auch fehlt es etwas an der Erklärung was es mit dem antiken und magischen Dolch auf sich hat, dessen Fähigkeiten dann im entscheidenden Moment leider auch nicht ganz überzeugend inszeniert werden (fühlt sich etwas hingeklatscht an)

Dagegen kommen alle weiteren relevanten Filmfiguren genau die richtige Menge an Tiefe und Zeichnung, wobei besonders der offenkundig homosexuelle Joshua sehr  sympathisch auf den Zuschauer wirkt. Zudem zeugt dieses spezifische Detail von Mut, Offenheit und Toleranz, besonders in Zeiten wie diesen wo Menschenrechte, Humanität und Offenheit immer häufiger mit Füßen getreten werden. Auch die Tatsache das mit Nyla der zweite Ankerpunkt von Milly's Freundeskreis afroamerikanischer Abstammung ist, die Mutter ein Alkoholproblem hat und das Thema "Mobbing" angesprochen wird muss man "Freaky" sehr hoch anrechnen.

 

Nun aber zu den wohl größten Stärken, die neben der Optik (zu der ich später noch komme) vorallem im hervoragend ausgesuchten Cast liegen.

Schon als überdrehter Sergeant in "Hacksaw Ridge" oder als ausdrucksstarker Trainer in "Fighting with my Family" mochte ich Vince Vaughn, da beide Rollen gegensätzlicher nicht sein können. Zuletzt verkörperte er dann noch einen schamlosen FBI-Agent in "Seberg" wodurch Vaughn endgültig bewies wie facettenreich sein Schauspiel sein kann. Genau diese Fähigkeit nutzt er auch in "Freaky", womit er definitiv das Aushängeschild darstellt. Allein mit welcher Hingabe und glaubhaft-überzeugender Ausstrahlung er die Rolle von Milly spielt ist nicht nur absolut witzig sondern schlichtweg grandios. Schon im Trailer wurde dies angedeutet, was im kompletten Film dann auch so zu sehen ist. Eine solch gegensätzliche Doppelrolle zu verkörpern erfordert nicht nur Talent sondern auch die nötige Außendarstellung und Authenzität, was Vaughn beides präsentiert. Persönlich bleibt der Cheerleader-Tanz in der Schulkantine im Kopf, wobei natürlich auch jene Szene im Auto mit Booker zu den Glanzpunkten zählen.

An seiner Seite weiß auch Newton zu überzeugen, die wie Vaughn per Knopfdruck eine komplett andere Rolle spielen kann und als "Mörder-Barbie" nicht nur sehr attraktiv aussieht sondern auch gnadenlos Menschen im Slasher-Style tötet (bsp mit einer Kettensäge oder per Kreissäge). Sowohl Ihre schüchterne, zurückhaltende und verletzliche als auch die brutale und mörderische Seite überzeugen, da Newton beiden "Charakteren" die jeweils passende Mimik, Gestik uns Ausdrucksweise verleihen kann. Das Zusammenspiel mit dem "alten Hasen" Vaughn funktioniert nahezu perfekt und beide ergänzen sich auf allen Ebenen. Hier scheint sich ein neues Filmduo gefunden zu haben, womit wir als Zuschauer noch viel Freude haben werden, sollten beide weitere gemeinsame Projekte in Angriff nehmen.

 

Zum Abschluss noch ein paar Worte zum technischen Part, der Musik sowie der Optik/Szenenbild. Wie man es von Blumhouse gewohnt ist erhält man einen wertigen Film mit klaren Bildern, blutigen Kills (FSK 16 teilweise grenzwertig), einfachen Settings und einem sorgsam gewählten Schnitt. Bei der insgesamt guten Kameraarbeit sticht ein ausgewogenes Verhältnis von Nah- und Weitblickbildern heraus wodruch man stets den richtigen Blickwinkel auf das Geschehen hat. Mit einer Highschool in einer typischen amerikanischen Kleinstadt macht man beim Szenenbild eigentlich nichts falsch und so spielt sich "Freaky" eben genau dort ab wo auch "Happy Deathday" funktioniert hat. Ist zwar wenig orginell aber funktionell; mehr braucht es ja auch nicht womit der Fokus letztendlich immer auf der Handlung und den Figuren liegt. Egal ob es Tag oder Nacht ist im Film, man hat stets ausreichend Sicht und alle relevanten Details muss man nicht erahnen. Es erstaunt mich immer wieder wie optisch wertig ein Film sein kann der mit etwa 10 Mio US-Dollar ein recht bescheidenes Budget besitzt. Musikalisch setzt Landon neben genretypischen Melodien auf ein paar basslastige Dancetracks, die er zwar dezent aber richtig platziert einsetzt.

 

 

Fazit: Regisseur Christopher Landon und Produzent Jason Blum schlagen wieder zu und liefern nach "Happy Deathday" erneut eine unterhaltsame, blutige und phasenweise witzige Horror-Slasher-Komödie mit einem überragendem Vince Vaughn und einer starken Kathryn Newton

 

Bewertung:

Genre: 7.5 von 10 Punkten

Gesamt: 8 von 10 Punkten

 

A Quiet Place 2 (Horror/Sci-Fi)

 

Die lange erwartete Fortsetzung des 2018er Hits bringt uns wieder zurück in eine postapokalyptische Welt der Stille.

 

Nachdem Familie Abbott ihr Zuhause verlassen musste, ist Evelyn (Emily Blunt) nun mit ihren Kindern Regan (Millicent Simmonds) und Marcus (Noah Jupe) sowie dem neugeborenen Baby auf sich allein gestellt. An den unheimlichen Zuständen in der postapokalyptischen Welt hat sich nichts geändert: Die geräuschempfindlichen Biester, die die Erde im ersten Film überfielen, sind nach wie vor auf der Jagd. Jeder unbedachte Laut könnte sie auf den Plan rufen. Die Abbotts versuchen weiterhin, ein halbwegs normales Leben zu führen – ein Leben in absoluter Stille. Als sie den Überlebenden Emmett (Cillian Murphy) treffen, stellt sich für Evelyn bald die Frage, wie es weitergehen soll. Ist es an der Zeit, sich mit anderen zusammenzutun? Und wenn ja, wem kann man überhaupt trauen?

 

Wie so viele Filme teilt auch die von John Krasinski inszenierte sowie mitgeschriebene Fortsetzung des weltweiten Erfolges "A Quiet Place" das Schicksal mit einer Verspätung von etwa einem Jahr erst auf der großen Leinwand laufen zu können. Und wie bei "Freaky" muss man dem Filmstudio (in diesem Fall Paramount) einfach nur dankbar sein für das Festhalten an einer Kinoauswertung und gegen den Verkauf an einen Streaming-Anbieter. Filme wie "A Quiet Place 2" gehören schlichtweg auf die große Leinwand um genau dort das zu entfalten was sie auszeichnet: pure Magie, Gänsehautfeeling und Gruselmomente vom Feinsten.

All jene Punkte liefert der Sci-Fi Horror-Thriller der praktisch nahtlos an seinen Vorgänger anknüpft. Dadurch das man zu Beginn einen kleinen Rückblick erhält wie alles begann (Tag 1) werden selbst die Zuschauer recht schnell mit der Thematik vertraut die Teil 1 gar nicht oder lange nicht mehr gesehen haben. Zum reinkommen perfekt, auch dank der knackigen Spielzeit (etwa 5 Minuten). Hier zeigt sich schon die enorme Qualität der blinden aber perfekt hörenden Monster sowie der authentisch und detailreich gestalteten postapokalyptischen Welt, in die uns Krasinski nach 3 Jahren wieder entführt.

 

Viel vom 61 Mio Dollar Budget (für einen Horrorstreifen eine stattliche Summe) ist somit augenscheinlich in das Setting, die Optik aber vorallem auch in die Special-Effekte geflossen. Besonders die Kreaturen sehen wieder fabelhaft und blutrünstig sowie gefährlich aus, bewegen sich glaubhaft und vermitteln somit ziemlich überzeugend wer hier die Menschen spielend leicht töten kann. Ein wenig erinnern die Köpfe an "Venom" (ob gewollt oder Zufall will ich nicht beurteilen) und schlanken Körper an das Zukunstmonster aus "Primeval". Erneut gelingt es ein ordentliches Spannungsniveau zu erreichen ohne das die Monster pausenlos durchs Bild huschen müssen, da die Gefahr allgegenwärtig scheint. Doch es gibt noch eine andere Quelle von Tod und Verderben, welche der Regisseur hier dank geschickt gewählter Actionszenen immer wieder einstreut. Sowas macht eine ohnehin gute Story noch besser und schafft die Möglichkeit mit spannenden Twists den Zuschauer aber mal mächtig an seinen Sitz zu fesseln. Hier und da arbeitet sich Krasinski aber etwas zu schnell und hastig an Nebensträngen ab was ich schade finde, hätte man diese Ideen mit ein paar Minuten mehr Laufzeit zufriedenstellender abarbeiten können.

 

Was hat es bsp mit der Gruppe am Pier auf sich? Warum wollen die Inselbewohner anderen helfen? Sicherlich handelt es sich hierbei einfach nur um Nebenstränge mit denen man die eigentliche Handlung ausschmücken möchte welche mich aber so interessieren als das man hier mehr in die Tiefe gehen könnte. Würde der Haupthandlung ja nicht schaden, da man in "A Quiet Place 2" definitiv in Richtung von Konflikten der Überlebenden gehen will. Atmosphärisch bekommt man erneut einen packenden, dichten sowie beklemmenden Streifen zu Gesicht, der besonders auf der großen Leinwand mit entsprechender Soundanlage seine Wirkung entfalten kann. Dank der fantastischen Kameraarbeit mit ihren sehenswerten Einstellungen in Verbindungen mit dem exzellenten Schnitt ist jeder Zuschauer (egal in welcher Sitzreihe) stets hautnah an den Figuren sowie der Handlung dran, fühlt alle (Film)Emotionen persönlich und kann sich in die Situation hinein versetzen. Rein technisch also ein durchweg gelungenes Werk dessen gigantische und detailtreue Setaufbauten ebenfalls erwähnt werden müssen. Hier ein altes Stahlwerk mit rostigen Kesseln und Brennkammern, dort eine verlassene und geplünderte Kleinstadt; genau so stelle ich mir eine Welt 1.5 Jahre nach der menschlichen Apokalypse vor, wo Medikamente, Wasser, Nahrung oder ein Hörgerät überlebenswichtig sind und wofür man tötet. Schon im ersten Film war das Setting eines der großen Highlights mit denen Krasinski die Zuschauer überzeugen konnte.

 

Anders als gedacht steht nicht Eve im Fokus sondern Ihre beiden Kinder, die besonders gegen Ende über sich hinaus wachsen und nun endgültig bereit für diese neue Welt sind. Von Emily Blunt durfte man wieder  überzeugendes Schauspiel erwarten, was die 38-jährige Ehefrau von John Krasinski (demnächst in der Disney-Produktion "Jungle Cruise" neben "The Rock" Johnson zu sehen) definitiv auch liefert. Die kämpferische und stets traurig blickende Evelyn ist Ihr auf jeden Fall wie auf den Laib geschrieben/geschnitten und wird schlichtweg authentisch rüber gebracht. Vorallem mit einer unfassbar prägnanten Mimik/Gestik gelingt es Blunt der Hauptfigur Ausdruck zu verleihen ohne diesen das Grundgerüst wie Kartenhaus zusammenfallen würde.

Aber auch Murphy als Überlebender und Freund alter Tage macht einen richtig guten Job, dessen Charakter Emmett eine Aura von Undurchsichtigkeit umgibt. Ist er nun auf Seiten der Familie, ein Feind oder einfach nur egoistisch und auf sein persönliches Wohlergehen aus? Erst im Verlauf der Geschichte lüftet sichdas Geheimnis, wobei ein Rest Mysterium bleibt.

Am meisten überraschen jedoch Simmonds und Jupe, welche beide Ihren Kinderfiguren die bereits im ersten Teil angedeuteten starken Charaktereigenschaften (und auch Tiefe) nun deutlich auf die Leinwand bringen. So bekommt "A Quiet Place 2" noch eine Prise Coming-of-Age Charakter verliehen womit die Story auf jeden Fall weiterarbeiten muss, sollte es irgendwann weiter gehen (2023 soll zwar ein weiterer "A Quiet Place" kommen, aber als Spin-off mit neuen Figuren).

 

Lebte "A Quiet Place" 2018 vorallem von seinen stillen Momenten gelingt dies 2021 leider nicht immer. Zwar erleben wir erneut einen sehr ruhigen Film, doch werden die leisen Szenen regelmäßig unterbrochen. Diese Musikeinspieler zeichnen sich insgesamt durch dezent sowie emotional gehaltene Soundelemente aus, nehmen "A Quiet Place 2" aber oftmals seine Magie. Zuminderst meines Empfindens nach. Den Ansatz dahinter kann man erkennen, über den Nutzen jedoch streiten. Abseits der Filmmusik bleibt eine überzeugende Tonabmischung mit teils komplett stillen Szenen, in denen man sprichwörtlich ein Haar zu Boden fallen hören kann. Genau wegen solcher  Momente liebe ich diese Art von Horrorfilmen und kann mich bestmöglich in das Szenario hinein versetzen.

 

Fazit: Mit seiner Fortsetzung knüpft John Krasinski nahtlos an "A Quiet Place" an und vertieft die Welt der Apokalypse mit seiner spannenden Inszenierung zwischenmenschlicher Konflikte.

 

Bewertung:

Genre: 8 von 10 Punkten

Gesamt: 7.5 von 10 Punkten

 

Breaking News in Yuba County (Komödie/Thriller/Drama)

 

Das ein Hammer-Cast nicht automatisch einen ebenso guten Film nachzieht belegt der neue Film von Tate Taylor.

 

Nachdem ihr Mann Karl (Matthew Modine) verschwunden ist, bekommt Sue Buttons (Allison Janney), eine unscheinbare Frau aus der Vorstadt, einen Vorgeschmack darauf, wie es ist, eine lokale Berühmtheit zu sein, als sie sich auf eine stadtweite Suche in Yuba County begibt, um ihn zu finden. Denn in einer Kleinstadt, in der sonst nicht viel passiert, ist so ein Verschwinden eine Sensation! In dem Bemühen, ihren neu erlangten Ruhm zu verlängern, stolpert sie in urkomische Situationen, während ihre Welt auf den Kopf gestellt wird. Dabei weicht sie der Möchtegern-Gangsterin Mina (Awkwafina), der unerbittlichen Polizistin Cam Harris (Regina Hall), ihrer Halbschwester Nancy (Mila Kunis), der lokalen Nachrichtenreporterin Gloria (Juliette Lewis), die verzweifelt nach einer Story sucht, und ihrem Versager-Schwager Petey (Jimmi Simpson) aus, die alle versuchen, die Wahrheit hinter dem Verschwinden aufzudecken – und Sues plötzliche Berühmtheit damit zu beenden.

 

Es ist nun etwa 4 Stunden her als ich das Kino verlassen habe und noch immer ist es mir ein Rätsel was "Breaking News in Yuba County" den nun für ein Film ist. Laut Google und diverser Portale soll es sich um eine Tragikomödie mit Thrillerelementen sowie einen Schuss Krimi handeln. Die genannten Genres treffen ja auch irgendwie zu aber ao richtig entscheiden kann und will sich der neue Film von Tate Taylor jedoch nicht. Schließlich ist das Ergebnis letztenendes ein misslungener Versuch ein Phänomen mit satirisch-schwarzhumoriger Gesellschaftskritik darzustellen, dessen Drehbuch praktisch nichts orginelles zu bieten hat. Liest man sich die Auflistung der beteiligten Darsteller durch kann man schon ins schwärmen kommen. Mila Kunis, Awkwafina oder Allison Janney (bekannt aus der Serie "Mom") sind nur einige klanghafte Namen die sich hier tummeln und versuchen das Beste aus etwas rauszuholen, dass nichts hergibt. Alles beginnt mit der verbitterten Sue die anfangs nach mehr Aufmerksamkeit im privaten wie auch beruflichen Leben sucht und recht schnell den Verlockungen der Medien verfällt. In Zeiten von Social Media definitiv ein mega spannendes Thema welches man praktisch in jedes Genre packen könnte. Anscheinend hatten Taylor und Drehbuchautorin Amanda Idoko eine ähnliche Idee, konnten sich aber wohl nicht einigen im welchen Stil der Film nun Gestalt annehmen soll. Belanglose, lustlose und einfach nicht witzige zusammenkonstruierte Szenen wechseln sich mit überdrehter Härte (Kills) und einigen wenigen Momenten mit Schmunzelcharakter ab, wodurch die ohnehin knappen 96 Minuten quälend lange abzulaufen scheinen.

 

Was bleibt von "Breaking News in Yuba County" nachträglich hängen? Bis auf bekannte Gesichter recht wenig, leider. Hinzu kommt noch die eher maue Optik, wenig einfallsreiche Setbauten, mittelmäßige Schnitte und eine maximal solide Kameraarbeit. Trotz mittlerem Budget (genau Zahlen habe ich nicht gefunden) sieht man davon einfach nichts, da man wohl denn größten Teil für Gagen aufbringen musste. Das erschreckend dünne Drehbuch, welches von einer zusammenkonstruierten Szene in die nächste schlittert, ist voll von vorhersehbaren Aktionen und einer am Ende auch recht unglaubwürdigen Gesamthandlung. Im Kern soll es sich wohl um ein Charakterdrama handeln, welches von Sue's Verlangen nach medialer Aufmerksamkeit behinhaltet, dass man mit schwarzen Humor zu einer satirischen Gesellschaftskritik hochstufen will. Ein unglücklicher Unfall in Kombi mit einer Notlüge bringen die Kettenreaktion in Gang, an deren Ende bis auf Sue fast alle beteiligten Figuren tot sind und Sie als die tragische Heldin stilisiert: Genau das erzählt dieser Film.

 

Dabei verschenkt man nicht nur die Chance diese Thematik im Jahr 2021 auf erfrischend witzige Weise zu inszenieren sondern auch, was noch schwerer wiegt, so gut wie alle namhaften Darsteller durch eindimensionale, skurrile und oberflächige Figuren.

Während Hauptdarstellerin Allison Janney noch halbwegs eine akzeptable Schauspielleistung abliefert (Ihre Figur gibt ja auch nicht recht viel her) werden eine Mila Kunis (als Halbschwester Nancy die gerne eine große Story haben will), Awkwafina (Möchtegern-Gangsterin mit wenig Ausstrahlung), Regina Hall (eine überehrgeizige Ermittlerin) oder Juliette Lewis (die lokale Medienberühmtheit Gloria Michaels) unnötig verheizt.

Das ist nicht nur deshalb extrem schade weil alle schon mehrfach bewiesen haben was Sie können sondern auch ein Punkt der den Zuschauer mit Kopfschütteln zurück lässt. Warum tun sich die Darsteller das überhaupt an und wieso gibt man den Figuren insgesamt nicht mehr Charaktertiefe an die Hand?

Am Ende sind es die resolute und sich überschätzende Elektronikmarktchefi Rita (Wanda Sykes) und der tollpatschige Ex-Wieder-Kriminelle sowie Bruder des Vermissten Petey (Jimmi Simpson) mit denen man am meisten Spaß hat. Beide haben eine Grundsympathie, harmonieren sehr gut miteinander und dürfen auch alle witzigen Momente spielen.

 

Dies zeigt ein weiteres Dilemma von "Breaking News in Yuba County"; Zwei Nebenfiguren wecken das größte Interesse aus einem gut gefüllten Figurenpool, deren einzelne Komponenten durch langwierig aufgebaute und uninspirierte Nebenstränge am Ende simpel durch überharte Kills aus dem Verkehr gezogen werden. Zwar hängen alle Einzelerzählungen zusammen und kreuzen sich im Laufe der Handlung, aber im Nachhinein ist das alles zu wenig kreativ und nicht mitreißend genug.

Natürlich soll sich jeder selbst ein Bild davon machen, aber mit gutem Gewissen kann man diesen Film leider keinem empfehlen der auf gute Unterhaltung steht. Der Verleiher (Constantin Film) hätte lieber dieses Werk an einen Streaminganbieter abgeben  und stattdessen "Wrong Turn - The Foundation" in eine Kinoauswertung schicken sollen. Der Horrorfilm ist zwar auch kein Meisterwerk aber insgesamt der bessere Film. Und das sage ich ohne meine bekannte Vorliebe für das Horror-Genre

 

Fazit: Das Star-Ensemble kommt leider zu keiner Zeit gegen das erschreckend schwache Drehbuch an, dass versucht einen schwarzhumorigen und mitunter kritischen Blick auf Personen zu werfen, die verzweifelt nach Aufmerksamkeit suchen

 

Bewertung:

Genre: 4 von 10 Punkten

Gesamt: 3.5 von 10 Punkten