Filme aus dem Dezember

Black Water: Abyss (Horror/Thriller)

 

Nach 2007 ein weiterer Film mit dem Titel "Black Water", der anders als sein Vorgänger nicht auf wahren Begebenheiten basiert.

 

 

Eine Gruppe von Freunden (Jessica McNamee, Luke Mitchell, Amali Golden, Anthony J. Sharpe, Benjamin Hoetjes) erforscht ein abgelegenes Höhlensystem in Nordaustralien. Während ein Unwetter aufzieht, seilen sich die Freunde in den unterirdischen Komplex ab. Nun haben sie zwei Probleme: Erstens läuft die Höhle langsam mit Wasser voll und zweitens gibt es dort unten Krokodile, die extrem hungrig sind ...

 

 

 

2019 lief mit "Crawl" ein Tierhorrorfilm im Kino, in dem es zur Abwechslung mal eben kein Riesenhai ist der Jagd auf Menschen macht, sondern eben die gepanzerten Reptilien. Im Homekinobereich ist diese Form des Surrival-Horrors mittlerweile an der Tagesordnung und so verwundert es auch nicht das mit "Black Water: Abyss" nun eine weitere Produktion hinzu kommt. Genrefans werden beim Titel schnell aufmerken, gab es doch 2007 bereits einen Film mit fast ähnlichen Titel zu sehen. Handelt es sich 13 Jahre später nun etwa um eine Fortsetzung? Mitnichten, schließlich bekommt man eine komplett andere Handlung zu sehen, die aber immer wieder mit genau den gleichen Details (u.a. Schwangerschaft einer der Figuren ohne das der Freund davon weiß) arbeitet wie das 2007er Werk. Und so sollte man den Film von Regisseur Andrew Traucki als Teil eines Franchises (wenn man das so betiteln möchte) sehen. Im Grunde kann man dieses Werk als eine interessante Kombi aus "47 Meters Down" und "The Descent" betrachten, da auch der Look beiden Filmen ähnelt. Wer mit "Black Water" nicht so recht warm wurde (da dieser doch recht spannungsarm war und unter seinem sehr kleinem Budget zu leiden hatte) bekommt bei der "Fortsetzung" zwar kein Meisterwerk, aber immerhin einen recht ordentlichen Tierhorror zu sehen, der mit mehr finanziellen Mitteln ausgestattet wurde und allgemein auch spannender und intensiver inszeniert ist.

 

Klar, dem Zuschauer ist schon recht schnell klar das nicht alle Figuren (die natürlich nicht mit besonders viel Charaktertiefe ausgestattet sind) überleben und viele als leichte Kroko-Beute enden werden. Zwar sieht man die "Monster" nicht permanent, aber wenn doch dann enttäuschen die Animationen keinesfalls sondern wirken für einen Low-Budget-Film doch recht ordentlich. Der recht unbekannte Cast macht seine Arbeit insgesamt recht solide ohne dabei besonders zu glänzen. So bekommt man zumeist sehr oberflächliche Filmfiguren (Verhalten sich so wie man sich typische Studenten so vorstellt: unvorsichtig, unbedacht, unlogisches Handeln, vorlaut und gewissermaßen auch nervig) mit deren alltäglichen Problemen zu sehen. Hier ein Paar mit Problemen, dort ein Freund der die wahnsinnig tolle Idee zur Erkundung einer unbekannten Höhle hat (obwohl ein Sturm aufzieht); also nichts Neues oder gar wahnsinnig Orginelles. Muss es aber auch nicht unbedingt, schließlich hält das Drehbuch einige Konfliktpunkte bereit, die im weiteren Verlauf den Zusammenhalt der Gruppe auf die Probe stellen. Nur sowiel sei gesagt, einige nehmen es mit der Treue nicht ganz so genau.

Ob es Absicht oder einfach der Vorlage geschuldet ist, so richtig kann man sich mit keiner Figur anfreunden oder eine Bindung aufbauen und so ist es dem Zuschauer relativ egal wer nun der erste Happen für die Krokodile wird.

 

Positiv muss man an dieser Stelle aber erwähnen das es sehr lange dauert bevor das große Fressen beginnt. Meistens reduziert sich die Gruppe schon nach wenigen Minuten und dann beständig bis entweder alle im Magen der "Monster" sind oder eine/einer es doch schafft zu überleben. Bei "Black Water:Abyss" begleitet man die jungen Menschen im Lichte Ihrer Taschenlampen durch das beklemmend enge und feuchte unterirdische Labyrinth, das für eine angespannte Atmosphäre, Angst und Unbehagen sorgt. Hier punktet der Film mit seinem tollen Szenenbild, der in meinen Augen hervorragenden Lichtsetzung (viel Dunkelheit und nur wenige Lichtpunkte) und einem wirklich schönen Gesamtlook. Die Kamera ist entweder nah an den Protagonisten oder zeigt diese aus spannenden Blickwinkeln, bei denen die Unterwelt als geheimnisvoller Ort des Unbekannten erstrahlen kann. Daneben gelingt es mit einigen hecktischen Aufnahmen zusätzlich für Unruhe und Gefahr zu sorgen, ohne das die Qualität darunter leidet. Zwar ist das Stilelement einer unbekannten, dunklen Höhle nicht gerade die Neuheit des Jahres, wird in "Black Water: Abyss" aber als extrem effektiver Handlungsort allen damit verbundenen Gefühlen gerecht.

 

Neben dem grandiosen Szenenbild sorgt vorallem der fein darauf abgestimmte Soundtrack für die durchweg angespannte und düstere Atmosphäre. Es wechseln sich geheimnisvolle, schrille, dumpfe und beängstigende Melodien ab, welche aber phasenweise etwas zu dominant rüber kommen und somit offensichtlich als Stimmungsmacher missbraucht werden. Hier und da einen Tick leiser oder dezenter und das Ganze wäre noch gruseliger geworden, schließlich ist es ja die Stille und die damit verbundenen Nebengeräusche wie das plätschern von Wasser (wo es dies eigentlich nicht geben sollte) an so einem Ort die für die meiste Angst sorgt.

Enden tut Traucki's Werk zu 95% wie der 2007er Film, und zwar mit dem Tod des Krokodil's durch Erschießen (was die Hauptfigur übernimmt) mit dem Unterschied das diesmal mehr Leute überleben und der Tatsache das das Tier nochmal zuschnappen darf.

 

Fazit: Nicht so gut wie "Crawl" aber besser als "47 Meters Down: Uncaged"; Regisseur Andrew Traucki liefert einen recht ordentlichen Tierhorror, der besonders durch sein Setting und dem wertigen Look überzeugen kann während man mit seinen Figuren kaum mitfiebern will.

 

 

Bewertung:

Genre: 7 von 10 Punkten

Gesamt: 7 von 10 Punkten

 

Sputnik - Es wächst in dir (Sci-Fi/Thriller/Horror)

 

Nach den Erfolgen der "Alien"-Reihe gibt es nun eine russische Version davon, die dem Orginal in vielen Punkten gleichwertig ist.

 

Keiner weiß, warum, aber das Raumschiff Orbita-4 ist mit schweren Schäden in der Sowjetunion abgestürzt. Kommandant Konstantin Veshnyakov (Pyotr Fyodorov) hat als einziger überlebt. Er kommt in ein Forschungslabor, wo man ihn untersucht – und wo man überrascht feststellt, dass seine Wunden sehr schnell heilen. Psychologin Tatyana Klimova (Oksana Akinshina) aber stellt Verhaltensauffälligkeiten bei Konstantin fest. Kurz darauf bricht ein Wesen aus seinem Körper, das enorm aggressiv ist...

 

Der russische Film wird ja gerne belächelt, sofern man Ihn unter all den Hollywood- und Europaproduktionen überhaupt wahrnimmt, oder eben vernachlässigt. Dass es aber auch interessante Werke aus dem flächenmäßig größten Land der Erde gibt hat zuletzt die Horroradaption der russischen Sage von "Baba Yaga" gezeigt. Klar für uns westlich geprägte Filmeschauer ist das russische Schauspiel, die Themenwahl oder einfach nur der Zugang zu den Werken gewöhnungsbedürftig bzw. etwas beschwerlich oder einfach nur abstrakt. Der Blick über den Tellerrand lohnt (wie immer eigentlich) allemal, da das SciFi-Thriller-Drama "Sputnik - Es wächst in dir" (im Verleih von Capelight Pictures) auf jeden Fall mal einen Blick wert ist.

Wodurch man leichter einen Zugang bekommen sollte ist die Tatsache, das diese Produktion vielfach an die "Alien"-Filme erinnert bzw. anspielt. Ein Franchise, das mittlerweile ja Kultstatus besitzt.

 

Einziger und wohl größter Unterschied: Während es bei "Alien" überwiegend um die außerirdischen Eindringlinge geht, setzt die russische Version mit zunehmender Dauer zusehens auf Elemente des Drama-Genres und stellt den ethnischen/politischen Konflikt der drei Hauptfiguren in den Mittelpunkt. Weiterhin spielt sich die Geschichte anders als bei der Hollywoodvorlage im kalten Krieg (Anfang der 80er Jahre) ab, wodurch man zusätzlich noch eine politische Note reinbekommt, ohne dabei den Kommunismus zu glorifizieren. Man kann durchaus sagen das der Blickwinkel eher neutral und evtl. leicht kritisch ausfällt.

Dank des anfangs eher behäbigen Tempos kommt man gut in die Story rein, lernt alle relevanten Figuren kennen und kann diese auch recht schnell mehr oder weniger gut einschätzen. Nebenbei sorgt man damit auch für einen soliden Spannungsaufbau beim Zuschauer, der natürlich unbedingt das außerirdische "Ding" sehen will, das durch Konstantin auf die Erde gelangt ist.

 

Als man den Eindringling dann endlich präsentiert wirkt dieser nicht nur erstaunlich wertig animiert sondern auch gruselig und niedlich zugleich. Ich musste irgendwie an Pokemon denken, da die Form eben an eine Gestalt aus dem Spiel/der Serie erinnert. Natürlich dauert es nicht lange bis man feststellt das es sich hier um etwas Böses handelt, wie man in einigen blutigen Szenen auch erkennnen kann (hierbei bleibt man immer im Bereich des FSK 16 , da die Kamera nie direkt oder exzessiv draufhält).

Wenn wir schon beim Thema Kamera und Optik sind muss man neben den bereits erwähnten wertigen Look (CGI, Optik) auch den düsteren Gesamteindruck hervorheben, den die Bilder ausdrucksstark generieren. Neben vielen dunklen und kühlen Farben (welche über die gesamte Laufzeit vorherrschen) gelingt dies durch zahlreiche interessante Böickwinkel auf das Geschehen sowie dem entsprechenden Szenenbild. Eine abgelegene Militärbasis, Bunker und für den kalten Krieg typische Einrichtungen und technische Ausstattung tun hier ihr übriges für ein angespanntes und beklemmendes Gefühl.

 

Sicherlich merkt man immer wieder die russische Herkunft, zumeist am ungewohnten Auftreten der Schauspieler. Diese schauen eigentlich immer recht böse und haben eine kühle Ausstrahlung. Somit fällt es dem westlichen Betrachter schwer Sympathien zu entwickeln, welche man am ehesten noch zu Oksana Akinshina (Tatyana) aufbauen kann, die versucht locker und offen rüber zu kommen. Trotz der dadurch immer vorhandenen Distanz zwischen Zuschauer und Cast können diese aber in Ihren Filmrollen die meiste Zeit überzeugen und spielen die Protagonisten authentisch, charismatisch, aber emotionslos. Zweiteres soll aber kein Kritikpunkt sein, sondern eher als Verdeutlichung des glaubhaften Auftretens dienen.

Der zunehmende Dramapart kommt dadurch noch besser zur Geltung und lenkt die scheibchenweise Aufdeckung der Geheimnisse in eine völlig neue Richtung. Es geht plötzlich nicht mehr um die Geheimhaltung der ganzen Absturzsache sondern darum, wie Konstantin mit bzw. ohne den Alien überleben kann, da beide eine augenscheinlich unzertrennliche Symbiose eingegangen sind. Der eine kann faktisch ohne den anderen nicht überleben und zwischen beiden besteht sogar eine besondere Verbindung.

 

Das sorgt zwar für eine durchaus spannende und interessante Handlung, dennoch wirkt diese hier und da dann doch eher blutarm, geradlinig und gewissermaßen auch sparsam und unkompliziert. Man wollte einfach nicht zu sehr anecken oder provozieren und den Film dadurch einem breiteren Publikum zugänglich machen. Sollte es sich hier um den Start eines eigenständigen Franchise handeln darf es in potentiellen Fortsetzungen gerne mehr Sci-Fi Passagen geben. Auch die Herkunft des Wesens würde mich brennend interessieren. Kommt es aus einer anderen Galaxy? Handelt es sich um eine invasive Spezies, die einzelne als Art "Spion" losschicken um neue Welten zu ergründen? Viele Fragen auf die man durchaus eingehen kann, die auf jeden Fall genug Stoff bieten und die bei "Sputnik" einfach ausgeklammert worden sind.

 

Fazit: Düsterer, kühler Sci-Fi-Thriller aus Russland, der seinem Hollywood-Vorbild "Alien" in vielen Punkten ebenbürtig ist. Mit der Wahl des kalten Krieges bekommt der Film eine zusätzliche und brisante Note verliehen. Für Genrefans sicherlich ein Werk, dass man gerne schauen kann.

 

Bewertung:

Genre: 7 von 10 Punkten

Gesamt: 7 von 10 Punkten

 

Sound of Metal (Drama/Musik)

 

Wie geht man als Vollblutmusiker um, wenn man von Heute auf Morgen taub wird? Das Filmdrama "Sound of Metal" zeigt den Weg eines Drummers in ein neues Leben ohne Gehör.

 

Der Drummer Ruben (Riz Ahmed) tourt gemeinsamen mit der Sängerin Lou (Olivia Cook) durch die USA, um in Clubs im ganzen Land als Meta-Duo aufzutreten. Auch privat sind die beiden miteinander liiert. Aber dann hat Ruben plötzlich Probleme mit seinem Gehört. Ein Besuch beim Arzt, den er Lou zunächst noch verheimlicht, bringt Gewissheit: Vermutlich wird das mit dem Hören immer nur noch schlimmer und am Ende könnte die totale Taubheit stehen. Nachdem er sich zunächst noch dagegen sträubt, quartiert sich Ruben schließlich doch in einer Einrichtung ein, die extra dafür da ist, dass sich taube Menschen an ein Leben ohne Gehört gewöhnen. Allerdings sind Hörende dort explizit ungewünscht – weshalb Ruben diese schwierige Erfahrung ohne seine Lou meistern muss…

 

Filme bei denen Musik eine zentrale oder zuminderst bedeutende Rolle spielen sind immer wieder richtig schön anzuschauen(-hören), weil man hier einfach auch viel stärker auf den Soundtrack achtet. Und doch ist "Sound of Metal" ein etwas anderer Vertreter seines Genres. Um es genau zu sagen sogar ein richtig leiser. Schließlich bekommt man die Geschichte eines Musikers (Drummer) erzählt, der praktisch von heute auf morgen taub wird, wodurch er natürlich keine Gigs mehr spielen kann. Obendrein ist er neben der Sängerin (die auch seine Freundin ist) das einzige Mitglied einer Metalband (Das Genre steht ja für sehr laute Musik), die sich durch Clubkonzerte über Wasser hält. So steht nun also die Zukunft des gesamten Projekts auf der Kippe.

Doch die Ungewissheit wie es beruflich weitergeht ist bei Weitem das kleinere Übel von Ruben (der von Riz Ahmend richtig stark verkörpert wird). Vielmehr sind es die persönlichen Umstände/Umstellungen die der taube Musiker bewältigen muss.

 

Hier geht es bsp schon darum die Gebärdensprache (die wahrlich nicht auf ein Tage perfekt sitzt) zu erlernen um sich zuminderst mit Gleichgesinnten zu verständigen. Aber als erstes muss man die neue Situation ja erst mal persönlich akzeptieren und verstehen. Dank des langsamen Erzählstils von Regisseur Darius Marder lernt man Ruben, seine Freundin Lou sowie den Leiter der Einrichtung für Taube, Joe (gespielt von Paul Raci), ausführlich kennen, taucht in deren Charakter ein und versteht Ihre Gefühle sowie Bestrebungen. Etwas was vielen Musikdramas weniger gut gelingt.

Sieht man mal von der grauenhaften und phasenweise katastrophalen Synchro (die deutsche Stimme passt praktisch in keiner einzigen Szene auch nur annähernd zu den Lippenbewegungen sowie dem Handeln der Figuren) ab, ist man als Zuschauer recht schnell an die Handlung gefesselt und kann dieser auch in jedem Moment problemlos folgen. Ist diese anfangs noch auch einige aufeinanderfolgende Tage aufgebaut kommt es im weiteren Verlauf zu zeitlichen Sprüngen (Wochen oder Monate) bei denen man Ruben immer wieder in kurzen Sequenzen beobachtet wie er entweder in der Gruppe an gemeinsamen Aktivitäten (Essen, Sitzungen) oder in der Schule mit ebenfalls gehörlosen Menschen (Kindern) sieht.

 

Was "Sound of Metal" aber am sehenswertesten macht ist definitiv sein Sounddesign. Denn hier gibt es immer wieder Momente der völligen Stille, und dass obwohl es aufgrund der Bilder eigentlich laut sein müsste. Man schlüpft hier einfach in Ruben's Körper und erlebt genau das was er in jenen Moment durchmacht: Stille oder nicht deutbare Worte, Rauschen oder ganz leise Stimmen. Selten hat es ein Film geschafft mir eine Figur allein durch das Sounddesign so nah zu bringen wie "Sound of Metal"

Wer aufmerksam zusieht wird auch merken das die Hintergrundgeräusche vielfach ganz alltägliche Klänge wie Vogelgezwitscher, Rauschen der Bäume im Wind, spielende Kinder, der Stadtverkehr oder das Geräusch von Schritten bestehen, welche man bewusst gar nicht mehr wahrnimmt. Nicht in einer so "lauten" Welt wie unserer. Genau diese Klänge sind es, die taube Menschen am meisten vermissen wenn man danach frägt.

Ganz besonders bleibt dann auch die Schlussszene hängen, als Ruben (der ja alles daran gesetzt hat durch eine Spezial-OP wieder hören zu können) sein Hörgerät auf einer Sitzbank mitten in der Stadt ausschaltet weil er endlich versteht wie wunderschön die Stille sein kann.

 

Was das Szenenbild betrifft wechseln die Bilder zwischen Auftritten in kleinen Clubs, dem abgelegenen Anwesen der Selbsthilfegruppe von Joe auf dem Land oder der treibigen Stadt (Klinik) hin und her. Die Übergänge sind dabei sehr angenehm geschnitten und ermöglichen einen nachvollziehbaren Wechsel des Schauplatzes. Auch die einzelnen Ausleuchtungen der Handlungsorte sind sehr gut umgesetzt und spiegeln zusammen mit sehr natürlichen Farben (Gebäude, Landschaft, etc) die Normalität des Lebens wieder, die Ruben ja gerne zurück haben will. Stets nah an der Hauptfigur ist die ruhige und fokussierte Kamera von Daniel Bouquet, der dadurch Ruben immer in den Mittelpunkt der Geschichte stellt und dessen Emotionen authentisch auf den Bildschirm befördert.

 

Neben Riz Ahmed kann der gesamt Cast über weite Strecken mit tollem, glaubhaften und einfühlsamen Schauspiel überzeugen.

Auch wenn Ruben den Anschein der langsamen Akzeptanz an seine Taubheit macht hat er stets die ziemlich teuere Operation im Kopf, von der er sich die vollständige Rückkehr seines Gehörs erhofft (was die Ärzte aber immer sagen, dass dies nicht der Fall ist und er es im Eifer des Gefechts einfach ignoriert). Deshalb verkauft er heimlich sein Equipment und den geliebten Bus um das Geld irgendwie zusammen zu bekommen. So kommt es zwangsläufig zum Bruch mit Joe und der Gruppe, die Ihm mittlerweile ins Herz geschlossen haben und auf seinen Verbleib hoffen, und der Einsicht das sein altes Leben nie wieder zurückkehren wird.

Das Ruben überhaupt bereit ist mit der neuen Situation umzugehen liegt größtenteils an Lou, die Ihn praktisch zur Teilnahme am Programm der Gruppe zwingt und auch beim ersten Gespräch mit Joe dabei ist. Durch Ihre ruhige, besonnene und liebende Art ist Lou das perfekte Gegenstück zum eher aufbrausenden und hektischen Ruben.

 

Fazit: Einfühlsames, bewegendes Musikdrama das vorallem wegen seines grandiosen Sounddesigns, bei der man als Zuschauer genau das zu hören bekommt was taube bzw. gehörgeschädigte Menschen wahrnehmen (nämlich wenig bis nichts) überzeugen kann. Außerdem zeigt sich das man trotz der Einschränkung Spaß und Freude am Leben haben kann.

 

Bewertung:

Genre: 8 von 10 Punkten

Gesamt: 8 von 10 Punkten

 

 

Inheritance - Ein dunkles Vermächtnis (Thriller)

 

Einen Home-Invasion-Psycho-Thriller mit Lily Collins (Tochter von Phil Collins) der etwas anderen Art gibt es seit Anfang Dezember als VoD zum leihen.

 

Als der mächtige New Yorker Patriarch Archer Monroe (Patrick Warburton) eines Tages stirbt, wird das Vermächtnis des politisch einflussreichen Mannes unter seinen Hinterbliebenen aufgeteilt – neben seiner Frau Catherine (Connie Nielsen) etwa auch sein ebenfalls politisch engagierter Sohn William (Chace Crawford), der gerade mitten in den Vorbereitungen für seine Kandidatur steckt und seine Tochter Lauren (Lily Collins). Letztere bekommt vom Familienanwalt (Michael Beach) heimlich allerdings eine ganz besondere Nachricht von ihrem Vater zugesteckt, die sie in einen Bunker unter dem prachtvollen Familienanwesen führt. Und was sie dort findet, kann sie kaum glauben: Denn sie trifft auf einen völlig ausgemergelten Fremden (Simon Pegg), der behauptet, bereits seit 30 Jahren gefangen zu sein…

 

Im Hause Collins gibt es nicht nur den sehr erfolgreichen Sänger Phil (einen der größten Musiker aller Zeiten) sondern auch Töchterchen Lily, eine junge talentierte Schauspielerin. Die 31-jährige spielt in "Inheritance - Ein dunkles Vermächtnis", der Anfang Dezember fürs Heimkino auf den Markt gekommen ist, die Staatsanwältin Lauren, die nach dem Tod Ihres Vaters nicht nur ein paar Millionen Dollar erbt, sondern auch einen geheimen Bunker samt mysteriösen Gefangenen. Dieser behauptet dann auch noch seit nahezu 30 Jahren dort eingesperrt zu sein und versucht der jungen Frau eine schier unglaubliche Geschichte aufzutischen, bei der Ihr Vater Archer nicht gut wegkommt. Das hört sich beim Durchlesen schon recht crazy an, aber auch unplausibel. Beim Schauen kommt es dann zu weiteren kleinen Logiklöchern bzw. Ungereimtheiten. Warum wartet Lauren nicht einfach ab bis Sie alle Akten zugestellt bekommt nachdem Sie die Fingerabdrücke überprüfen hat lassen? Schließlich hat die Staatsanwältin keinerlei Zeitdruck oder ähnliches. Immerhin wird die Figur von Lily Collins im Gegensatz zu Ihrer Familie als gesetzeskonforme und korrekt handelnde Person dargestellt.

 

Wenn wir schon beim Thema Filmfiguren und Schauspieler sind fällt eines schon recht schnell auf: Als Bezirksstaatsanwältin Lauren wirkt Collins alles andere als überzeugend. Allein schon wegen Ihres Alters, der in meinen Augen wenig selbstbewussten Ausstrahlung/Körperhaltung und dem ganzen Auftreten nimmt man Ihr diesen Part nicht ab. Als junge Mutter, unerwartete Erbin und Mitglied einer reichen Familie wäre das alles kein Kritikpunkt gewesen. Sicherlich wollte man mit Lauren als Gesetzesvertreterin einen klar ersichtlichen Kontrast zu den anderen Figuren aufbauen um der Geschichte die nötige Würze sowie einem glaubhaften inneren Konflikt verleihen. Dennoch konnte mich Lily Collins während der kompletten Laufzeit meistens überzeugen und mit Ihrer verzweifelten und hilflosen Art auch begeistern. Gerade die innere Zerissenheit und der Wunsch auf jeden Fall das Richtige zu machen nagen an Lauren. Ebenso der Wunsch dem Spuk endlich ein Ende zu setzen. 

Ebenfalls sehr überzeugend ist Simon Pegg als manipulativer, verwahrloster älterer Mann, der sich Lauren als Morgan vorstellt aber eigentlich Carlson heißt. Die Geschichte über die gemeinsame Vergangenheit von Ihm mit Archer welche er der jungen Frau erzählt ist nicht nur mit Lügen und falschen Andeutungen durchsetzt sondern hört sich auch sehr erfunden an.

 

Somit kann er seine wahren Absichten lange vor Lauren und dem Zuschauer verbergen. Weder Sie noch der Betrachter sieht den bösen Kern des Fremden. Erst als Carlson in ein Flugzeug gesetzt wird und der Staatsanwältin zuzwinkert fällt die Maske und die Wahrheit kommt ans Licht. Was vorher so scheibchenweise und durch augenscheinlich unwiderlegbare Beweise aufgeklärt wird entpuppt sich als ganz andere Geschichte.

Hier muss man Drehbuchautor Matthew Kennedy für seine zahlreichen kleinen Wendungen innerhalb der Geschichte sehr loben, da diese für richtig viel Spannung und Rätselraten sorgen. Etwa 20 Minuten vor dem Ende folgt dann er ganz große Twist und plötzlich scheint sich alles gegen Lauren und die Familie zu wenden. Packend und geheimnisvoll bis zur letzten Sekunde, mehr muss man hier auch nicht sagen.

An dieser Stelle muss man aber auch erwähnen das die vorherrschenden Verhältnisse (reiche und mächtige Familie, die auch vor Korruption nicht zurück schreckt) nicht gerade sehr kreativ oder neu sind, teilweise arbeitet man sogar mit bekannten Klischees.

 

Was am Ende dann doch nicht intensiv genug genutzt wurde sind die kleinen Psychospielchen von Carlson mit Lauren, die man deutlich ausführlicher, ausgedehnter inszenieren und mehr in den Fokus hätte rücken müssen. Potential ist auf jeden Fall genügend vorhanden und hätte "Inheritance" sicherlich auch richtig gut getan. Trotzdem ist er unterhaltsam und versprüht eine düstere, mysteriöse und aufgeladene Atmosphäre.

Hierzu trägt auch eine tolle Kameraarbeit mit geheimnissvollen Bildern bei, welche besonders im unterirdischen Bunker extrem stark wirken. Dieser ist nicht nur bautechnisch aus dem Kalten Krieg sonder verströmt auch ein kühles, lebloses und gespenstisches Flair mit vielen Geheimnissen. Mit der spärlichen Ausleuchtung, den kahlen Wänden und der prägnanten Treppe handelt es sich definitiv um einen Ort den man ungern erkunden möchte. Als krasser Kontrast dient das prächtige Anwesen mit großem Garten, welches aber nicht extravagant oder übermäßig luxuriös daherkommt sondern nur von gehobenen Standard zeugt. Auch hier gelingen einige tolle Aufnahmen aus besonders interessanten Blickwinkeln.

 

Begleitet wird das alles von einem atmosphärischen, mysteriösen und beklemmenden Soundtrack, der auch durch ein besonders stimmiges Sounddesign glänzen kann. So wirken die Bilder stellenweise (Bunker) nicht nur noch düsterer, die Story bekommt zusätzlich eine Portion Spannung verpasst.

Sicherlich erfindet man das Genre des Home-Invasion-Psycho-Thriller nicht neu (vorallem wegen der Story), aber man bekommt dennoch einen guten Genrefilm präsentiert, bei dem es aber auch reicht ihn zuhause sehen zu können.

 

 

Fazit: Mal von der ziemlich weit hergeholten Story abgesehen ist "Inheritance" ein spannender Psycho-Thriller mit überzeugenden Hauptdarstellern, die in einer unheilsamen Beziehungen zueinander stehen.

 

Bewertung:

Genre: 7.5 von 10 Punkten

Gesamt: 7.5 von 10 Punkten

 

Fatman (Action/Thriller/Satire)

 

Das Santa Claus durchaus ein ganz normaler Geschäftsmann sein kann, der mit dem Kapitalismus und dem Konsumverhalten der heutigen Generation zu kämpfen hat, zeigt Mel Gibson in "Fatman".

 

Chris Cringle (Mel Gibson) ist ein rowdyhafter, unorthodoxer und versoffener Santa Claus, der mit allen Mitteln gegen den Niedergang seines Geschäftsmodells kämpft. So erledigt er nun mit seinen kleinen Helferlein sogar Aufträge für das US-Militär, um über die Runden zu kommen. Doch bald hat er ein ganz anderes Problem. Denn nachdem der verzogene 12-jährige Billy (Chance Hurstfield) in seinem Weihnachtsstrumpf nur ein Stück Kohle vorgefunden hat, ist er mächtig sauer. Deswegen heuert er den Auftragskiller Skinny Man (Walton Goggins) an, um den Weihnachtsmann um die Ecke zu bringen...

 

Eines muss man Mel Gibson immer wieder Zugute halten: Der Schauspieler hat selbst in kleineren Rollen einen Riesenspaß und ist stets mit vollem Herzen dabei. Denn genau deshalb funktioniert die Figur des Santa Claus in "Fatman", der aufgrund von Corona keinen Kinostart zur Weihnachtszeit erhalten hat und daher erstmal mal digital zum Kaufen ist, der das Zeug hat in einigen Jahren ein Kultfilm in der besinnlichen Zeit zu werden. Anders als in den meisten Santa-Streifen handelt es sich hier um eine deutlich härtere und blutigere Version vom Weihnachtsmann, in der besonders im Finale massiv rumgeballert wird. 2015 kam mit "Krampus" bereits ein düster-schauriger Weihnachtsmovie auf den Markt, der den bösen Begleiter des Weihnachtsmann in den Mittelpunkt gerückt hat. Warum also nicht auch Santa in Böse? Die Nelms-Brüder haben sich der Thematik angenommen und einen Film inszeniert, welcher in der heutigen Zeit spielt und Santa Claus als gewöhnlichen Geschäftsmann zeigt der genau auf seine Ein-und Ausnahmen achten muss. Zudem ist sein jahrzehnte langes Geschäftsmodell aufgrund des Kapitalismus und des Konsumverhalten der Bevölkerung mehr als in Gefahr. Schließlich wird er von der US-Regierung nach Anzahl der Geschenke bezahlt, und genau diese sind stark rückläufig.

 

Der ursprüngliche Gedanke von Weihnachten ist da natürlich nicht mehr allgegenwärtig und so müssen neue Einnahmequellen her: Statt Spielzeug produzieren die fleißigen Elfen dann notgedrungen Bauteile für Kampfjets. Übrigens sind Santa's Helfer richtig sympathisch und vorallem eines: Loyal, Produktiv und auf Effizienz bedacht. Die perfekten Angestellten eben. Aber auch über Chris (dem Santa) bekommt man einige unerwartete Infos, wie etwa seine Vorliebe für Alkohol und Zigarretten. Zudem ist er altermüde, genervt von der Tatsache das er jedes Jahr von Jugendlichen auf seinem Schlitten beschossen wird und die finanziellen Löcher bereiten Ihm Sorgenfalten.Gibson spielt seine Rolle nicht nur sehr facettenreich sondern mit einer überzeugenden Ausstrahlung und einer tollen Präsenz. Durch Ihn wirkt Santa nicht nur unglaublich menschlich sondern auch etwas väterlich und verletzlich. Als ruhiger und wichtiger Gegenpol agiert Marianne Jean-Baptiste als Santa's Ehefrau Ruth, die Chris über alles liebt, mitfühlend agiert, gerne strickt und trotz alledem sehr geerdet wirkt. Die starke Frau die jeder Mann hinter sich eben braucht.

 

Den beiden "Guten" stehen dementsprechen ein Duo aus Bösewichten gegenüber. Einerseits der verzogene Schüler Billy (sehr authentisch und überzeugen gespielt von Chance Hurstfield), der aufgrund seiner wohlhabenden Großmutter meint etwas Besseres zu sein und schonmal eine Mitschülerin entführen und beinahe foltern lässt um einen Schulwettbewerb zu gewinnen. Schon ab der ersten Minute ist er einfach nur unsympathisch ,arrogant sowie abgehoben und man würde Ihm gerne eine reinhauen wollen.

Um sich an Santa zu rächen setzt er den Auftragskiller Skinny Man (gespielt von Walton Goggins) auf Ihn an, der wie Billy einen großen Hass verspührt und als Kind vom Weihnachtsmann enttäuscht wurde. Deshalb sammelt er nebenbei diverse Weihnachtsgeschenke bzw. kauft diese von Leuten an um sich immer wieder selbst anzuspornen. Als kaltblütiger, herzloser Killer ist er der perfekte Gegner für Chris, die sich im rasanten Finale gegenseitig abknallen. Abschließend sei zum Thema Figuren gesagt, dass alle toll geschrieben sind, ausreichend Charaktertiefe erhalten, gut miteinander harmonieren und somit ein glaubhaftes Bild vermitteln.

 

Nach dem anfänglich eher ruhigen Tempo, wodurch man alle Figuren sehr ausführlich kennenlernen darf, deren Vorlieben, Charaktereigenschaften oder Interessen aufgezeigt werden nimmt die Handlung etwa ab der Hälfte rasant an Tempo auf. Actionreich, blutig aber stets mit zynischer Stimme bewegt sich das Geschehen auf ein zugegeben übertriebenes, explosives und sehr blutiges Finale hin, das zum Showdown zwischen Auftragskiller und Santa wird. In meinen Augen deutlich zu drüber und unnötig blutig. Auch die Tatsache das der Killer dutzende Soldaten eliminieren kann ohne dabei verletzt zu werden stört da etwas.

Man kann auf jeden Fall sagen das "Fatman" als Ganzes ein sehr unterhaltsamer Action-Thriller mit Satire, Gesellschaftskritik, schwarzen Humor und einer kreativen Idee ist, die man gut und gerne auch als Symbiose von "Kevin", "Santa Claus" (Tim Allen) und "John Wick" bezeichnen kann. Trotz zynischer Inszenierung und grotesken Momenten bekommt man was zum Schmunzeln und Staunen. Ein moderner Weihnachtsfilm eben.

 

Dies unterstreicht auch der facettenreiche Soundtrack, bei dem es neben (na klar) Weihnachtsliedern auch Explosionen, spannungsgeladene sowie aufbrausende Melodien auf die Ohren gibt. Eine sehr feine und überzeugende Abmischung, die immer zum richtigen Zeitpunkt hin und her wechselt (Sounddesign).

Wie es sich gehört (und wie man es auch erwarten darf) lebt Chris im hohen Norden, aber nicht am Nordpol sondern in einer Nähe einer Kleinstadt in Alaska. Daher spielt sich vieles der Geschichte in verschneiter wäldlicher Umgebung ab. Mittendrin steht eine authentische Holzhütte mit Kamin und dem Rentierstall. Die unterirdische Werkstatt der Elfen sieht aus wie Anfang des 20. Jahrhunderts und hat damit einen Nostalgiefaktor. Hier kommen dann auch echt witzige Kontraste zustande. Einerseits die kleinen Helferlein (in entsprechender Montur) und dort die hochgewachsenen Soldaten in Uniform. Die Kamera macht dabei einen tollen Job und liefert richtig ansehnliche Bilder. Auch der Schnitt ist gelungen und sorgt für einen reibungslosen Storyverlauf ohne merkwürdige Szenenwechsel. Insgesamt ist die Optik sehr wertig und man spürt deutlich das der Film ursprünglich für die Kinoleinwand gedacht war.

Am Ende überraschen die Regisseure dann mit einen starken und aussagekräftigen Ende, bei dem Sante nochmal richtig angry sein darf.

 

Fazit: Unterhaltsamer Action-Thriller, der über weite Strecken mit schwarzen Humor und satirischen Momenten ein ganz neues Licht auf Santa Claus wirft; Er ist eben doch nicht der ruhige, alte Mann vom Nordpol. "Fatman" hat auf jeden Fall das Zeug ein Weihnachtsklassiker zu werden.

 

Bewertung:

Genre: 8 von 10 Punkten

Gesamt: 8.5 von 10 Punkten