Filme aus dem August

Tenet (Action/Thriller/Sci-Fi)

 

Wie würde eine mögliche Zukunft aussehen wenn es uns gelingt in die Vergangenheit zu reisen um diese gravierend zu verändern? Christopher Nolan liefert mit "Tenet" ein Meisterwerk ab, dass sich damit beschäftigt.

 

Ein CIA-Agent (John David Washington) wird nach einem Einsatz bei einem Terroranschlag auf die Kiewer Oper enttarnt und überwältigt. Selbst unter Folter weigert er sich jedoch, seine Kollegen zu verraten und nimmt sich selbst das Leben – oder glaubt das zumindest. In Wahrheit hat er so einen ultimativen Test bestanden und dadurch Zugang zu einer supergeheimen Organisation gewonnen, die versucht den Dritten Weltkrieg zu verhindern. Die Mitarbeiter stoßen immer wieder auf Gegenstände aus der Zukunft, die sich rückwärts in der Zeit bewegen – die sogenannte Inversion. Offenbar handelt es sich dabei um eine Kriegserklärung aus der Zukunft, deren Mittelsmann der russische Waffenhändler Andrei Sator (Kenneth Branagh) ist. Gemeinsam mit seinem neuen Partner Neil (Robert Pattinson) versucht der Protagonist, Zugang zu Sator zu erhalten und den Krieg der Zeiten zu verhindern. Eine Möglichkeit scheint Sators Ehefrau Kat (Elizabeth Debicki) zu sein...

 

Der wohl wichtigste Film des Jahres 2020 soll für die Kinobranche der Aufbruch in eine bessere Zeit sein. Eine ganz schön große Aufgabe für das neue Werk von Christopher Nolan. Ob er wirklich eine gesamte Branche retten kann steht natürlich in den Sternen und lässt sich erst in einigen Wochen ablesen. Schließlich werden sich die großen Filmstudios die Zahlen der Märkte in denen "Tenet" vor den USA zu sehen ist ganz genau ansehen.

An der Qualität des Films sollte es dann definitiv nicht liegen, sollten diese alles andere als zufriedenstellend sein. Denn Nolan präsentiert uns hier ein absolutes Meisterwerk, das vorallem visuell einfach nur beeindruckend ist und den Zuschauer staunend zurück lässt. Und das ein Nolan-Film immer etwas komplexer und verschachtelter ist dürfte jedem klar sein. So verwundert es auch nicht das man "Tenet" mindestens 2x gesehen haben muss um die verschiedenen Zeitebenen nachvollziehen zu können. Also ich habe nach dem ersten Schauen fast mehr Fragezeichen als Erkenntnisse. Besonders im actionreichen Finale, bei dem mehrere Zeitebenen parallel ablaufen verliert man den Überblick bzw. ist von den gewaltigen Bildern dermaßen beeindruckt sodass Fragen offen bleiben.

Nolan wäre nicht Nolan würde er auf falsche Fährten verzichten. Denn immer dann wenn man glaub die Idee des Regisseurs entlarvt zu haben kommt es zu einer unerwarteten Wendung und alles nimmt einen völlig neuen Verlauf. Sobalb man versucht einzelne Szenen logisch zu erklären kommt schon die nächste und reist einen aus den Gedanken. Vorhersehbar ist bei "Tenet" rein gar nichts wodurch man stets an die Handlung gebunden wird und mit erhöhter Aufmerksamkeit bei der Sache bleibt. Ein Gang zur Toilette ist da absolut tödlich. Also unbedingt vor dem Film die Blase entleeren ;)

Und noch ein Tipp: man muss sein Gefühl wie man Zeit versteht komplett außer Acht lassen und bereit sein das Thema von einer ganz anderen Seite zu sehen. Schon bei "Inception" musste man umdenken um soetwas die die Erleuchtung zu bekommen. Nolan ist eben der Meister des Mindfucks und "Tenet" hat das Potential den Olymp darin zu erklimmen.

Und wäre das Infragestellen der Zeitebenen noch nicht genug liefert Nolan im Finale noch einen plausiblen Grund dafür, warum dieser Krieg überhaupt angezettelt wurde und von welcher Seite. Ein Thema das uns viel mehr interessieren sollte, da wir als Menschen jetzt noch handeln können. Aber allein schon die Grundidee hinter Tenet (das Wort steht nicht für eine Figur sondern eine Art Organisation), das sich einzelne Figuren und Gegenstände rückwärts in der Zeit bewegen während alles andere seinen gewohnten Gang geht ist an Faszination kaum zu überbieten.

 

Selten konnte ein Filmcast als Ganzes so überzeugen wie bei "Tenet", und das obwohl unzählige Nebenfiguren neben den Hauptcharakteren zu sehen sind. Auch hier beweist Nolan wieder ein feines und glückliches Händchen bei der Auswahl seiner Darsteller. Sei es eine Wissenschaftlerin, Bodyguards oder hochrangige CIA-Agenten. Alle liefern im Rahmen Ihrer Filmfiguren eine tolle Leistung ab, was sicher auch daran liegt, dass selbst die Nebenfiguren genügend Charaktereigenschaften im Drehbuch erhalten. Alles natürlich im Rahmen der Wichtigkeit der Rolle für die Handlung.

Perferkt miteinander harmonieren die vier Hauptdarsteller John David Washington (als Protagonist), Robert Pattinson (als Neil), Elizabeth Debicki (als Kat) und Kenneth Branagh (als Sator), wobei jeder einzelne seiner Rolle sowohl die nötige Tiefe, Glaubwürdigkeit als auch Überzeugung verleihen. Zudem sind alle Hauptakteure überaus facettenreich geschrieben und gespielt.

Washington dürfte als namenloser CIA-Agent, der die Menschheit retten soll und dabei immer tiefer in den bevorstehenden Krieg hineingezogen wird, endgültig aus den großen Fußstapfen seines Vaters Denzel herausgetreten sein. Seine letzten Rollen konnte er alle derat überzeugend spielen, sodass weitere große Filmrollen nur eine Frage der Zeit sind und auch eine Oscarnominierung in naher Zukunft ins Haus flattern dürfte.

Auch Pattinson, der als ewiges Talent gilt und für viele immer nur in den Twilight-Filmen überzeugen konnte, hat bereits in "Der Leuchtturm" bewiesen das er ein extrem starker Charakterschauspieler ist. Dies zeigt er nun erneut auf grandiose Weise ist doch seine Figur Neil ein durchaus komplexer Charakter, der alles andere als oberflächlich gehalten ist. Seine sehr lockere Art lässt diesen Trugschluss schnell aufkommen. Das Neil in Wahrheit ganz anders ist wird jeder Zuschauer während der 2.5 Stunden selbst erleben. Auf seine Darbietung als neuen Batman darf man sich jetzt schon freuen. Wie schrieb Mark von "Insidekino" sinngemäß heute: Einen Robert Pattinson als neuer Bond-Darsteller sollte man auf jeden Fall mal in Betracht ziehen. Diese Aussage kann ich nach "Tenet" auf jeden Fall so unterstreichen.

Branagh als ein russischer, durchtriebener Bösewicht überzeugt vorallem durch seine grimmigen und bösen Blicken, die seiner Figur die nötige Dunkelheit und Herzlosigkeit verleiht. Genau so muss derjenige in einem Film sein, der die Welt wie wir Sie kennen vernichten will. Durch das starke Schauspiel bekommt Sator nicht nur eine gewisse Macht über Leben und Tod sondern sorgt auch dafür, dass das Publikum dem Helden noch mehr die Daumen drückt. Dabei sind seine Beweggründe durchaus sehr menschlich, zeugen aber mit zunehmender Dauer von Egoismus.

Elizabeth Debicki spielt Sator's Ehefrau Kat, die nur aufgrund einer Vereinbarung noch mit Ihrem schwerreichen Mann zusammen lebt. Äußerlich hat sie augenscheinlich aufgegeben für Ihre Freiheit zu kämpfen. Doch die Hoffnung auf eine sichere Zukunft zusammen mit ihrem Sohn lässt Kat immer stärker werden. Debicki sorgt dafür das Kat zahlreiche Emotionen glaubhaft an den Tag legt, obwohl sie immer etwas geheimnisvolles umgibt.

 

Praktisch vom ersten Moment an (und endet beim Einsetzen des Abspanns) überzeugt der extrem hochwertige und ausdrucksstarke Look von "Tenet", was bei Christopher Nolan natürlich immer der Fall ist. Alle Actionenszenen sowie die Effekte wirken handgemacht, ehrlich und sehr authentisch, was sicherlich auch dem hohen Budget (ca. 250 Mio Dollar) geschuldet sein dürfte. Allein die aus dem Trailer bereits bekannte Szene bei der eine Boeing in ein Gebäude rast und explodiert sorgt für Gänsehaut. Apropos Gänsehaut: Die hatte ich während der gesamten Laufzeit, weil die gesehenen Bilder einfach nur überwältigend waren. Um nicht unnötig groß zu spoilern gehe ich jetzt nicht auf spezielle Szenen ein, die man im Trailer nicht gesehen hat. Dort wird ja bereits gezeigt das sich Figuren und Gegenstände rückwärts bewegen während andere sich so verhalten, wie wir es aus dem Alltag kennen. Gerade diese Momente, die kein rückwärts abgespielter Film sind sondern beim Filmdreh genauso gedreht wurden, gehören zu den absoluten Highlights. Da Nolan Perfektionist durch und durch ist, kann man sich vorstellen das alle Szenen sicherlich mehrfach wiederholt werden mussten um im fertigen Film derat grandios sowie durchgetaktet wirken zu können. Beim Szenenbild wechselt die Geschichte zwischen zahlreichen Schauplätzen beginnend in einer Oper (Kiew), über einen Zugbahnhof bishin zu einer ehemaligen sowjetischen Stadt. Ausstattungstechnisch wurde überall auf Details geachtet sowie auf ein authentisches Feeling.

 

Obwohl Nolan diesmal nicht mit Mastermind Hans Zimmer arbeiten konnte (der Komponist hatte andere Projekte, wodurch es zeitlich zu großen Überschneidungen gekommen wäre) merkt man es der Filmmusik zu keiner Zeit an. Ludwig Göransson liefert einen Sound ab, der Zimmer in nichts nachsteht und den Zuschauer das Geschehen mit allen Sinnen vorallem fühlen lässt.  Bombastisch, gewaltig und auf den Punkt perfekt dosiert begleiten die Musikstücke die Handlung und verleihen Ihr dieses gewisse Extra was einen Film zum Meisterwerk macht. Zudem beweist Nolan erneut sein feines Gespür für den Einsatz von Musik in seinen Produktionen.

 

Fazit: Christopher Nolan beweist aufs neue warum er der Meister des Mindfuck ist. Ein visuell, klanglich und bahnbrechender Film, dessen Handlung ein mehrfach verschachteltes Rätsel darstellt. Wie sagt es eine Wissenschaftlerin im Film: "Versuchen Sie nicht es zu verstehen, fühlen Sie es". Genau so sollte man "Tenet" auf der Leinwand erleben.

 

Bewertung:

Genre: 10 von 10 Punkten

Gesamt: 10 von 10 Punkten

 

 

Der letzte Mieter (Thriller/Drama)

 

 

Mit seinem ersten Kinofilm sorgt Regisseur Gregor Erler nicht nur für einen extrem spannenden Film sondern auch für eine intensive Lehrstunde zum Thema "Sozialkritik"

 

In Berlin werden reihenweise Häuser saniert und die alten Mieter müssen ausziehen und in der nun schicken Gegend Platz für neue machen. Der alte Dietmar (Wolfgang Packhäuser) will nicht ausziehen. Der 67 Jahre Rentner sieht nicht ein, seine geliebte Wohnung nach 40 Jahren zu verlassen. Selbst sein Sohn Tobias (Matthias Ziesing) schafft es nicht, den Papa zu überzeugen. Doch dann steht plötzlich die junge Polizistin Shirin (Pegah Ferydoni) vor der Tür und die Situation nimmt die erste von vielen Wendungen…

 

Das der deutsche Genrefilm noch Perlen hervorbringen kann hat, hat man zuletzt bei "Berlin Alexanderplatz" oder den im Januar erschienen "Freies Land" eindrucksvoll gesehen. In Riege dieser jüngeren Highlights reiht sich nun auch das Kinodebüt von Gregor Erler ein, der ungemein spannend und packend ist. Mit zunehmender Dauer gelingt es Erler das der Zuschauer immer mehr in den Bann seines Thriller-Geisel-Dramas gezogen wird, da sich die Explosivität der Handlung stetig steigert, bevor es zum großen Knall kommt (im wahrsten Sinne des Wortes). Dabei ist die Rollenverteilung der Figuren von Anfang an klar was sich bis zum bitteren Ende auch nicht mehr ändert: Der Bösewicht (in diesem Fall  der Markler Franke) ist richtig fies, hinterlistig und spielt ein falsches Spiel während sich der tragische Held (der Handwerker Tobias) in tiefer in die S.... reitet. Dazwischen steht eine unschuldige Figur (Polizistin Shirin), die mit Ruhe und Verstand versucht die Situation unter Kontrolle zu bringen. Die Sympathien des Publikums liegen ganz klar bei Tobias und Shirin, da Franke (und auch seine Mutter mit deren Firma) für das besonders in Großstädten verhasste System der Immobilienfirmen steht. Mit einfachsten Mitteln, die zudem auch noch erschreckend real wirken, gelingt es Erler die Geschichte nicht nur extrem authentisch sondern auch mit starken Bildern zu erzählen. Das gelingt neben einer tollen Kamera- und Schnittarbeit auch mit einem starken Drehbuch und einem unfassbar briliant aufspielenden Cast, der den Figuren die nötigen Eigenschaften, Emotionen und Ausstrahlung verleiht. Einfach ein Film gemacht für die große Leinwand. Übrigens wurde "Der letzte Mieter" größtenteils unabhängig von Produktionsfirmen finanziert, wodurch Erler die größtmöglichen Freiheiten hatte.

 

Besonders die bereits erwähnten drei Hauptfiguren sind nicht nur wegen der im Drehbuch verankerten starken Charaktereigenschaften überragend (wovon sich einige hochbezahlte Hollywoodrehbuchautoren eine Scheibe abschneiden können), sondern vorallem wegen den exzellenten Leistungen der Schauspieler (auch hier kann der ein oder andere Star noch etwas lernen). Das Zusammenspiel der drei ist nahezu perfekt und wird durch die jeweilige Charakterzeichnung noch positiv aufgepuscht.

Dabei zeigen sich die jeweiligen Eigenschaften zumeist durch das Tun der einzeln Figuren wodurch diese signifikant verstärkt werden.

Als tragischer Held gilt der gestresste Handwerker Tobias, der von Baustelle zu Baustelle hetzt und am Räumungstag zufällig bei seinem Vater in dessen baufälliger Wohnung ist. Eine eigene Familie besitzt er nicht, wodurch Dietmar sein einziger familiärer Ankerpunkt bleibt. Der Suizid seines Vaters sorgt dafür das Tobias völlig durchdreht und den fiesen Markler Franke sowie die junge Polizistin Shirin als Geiseln nimmt. Die immer ausweglosere Situation nagt an Tobias Nerven.

Der unsympathische und absolut fiese Franke spielt ein falsches Spiel, da die Firma seiner Mutter Millionen Euros Subventionen zu unrecht bekommt, weil dieser die gekauften Wohnungen anders als angegeben nicht als Sozialwohnungen renoviert, sondern als Luxusappartment fürs reiche Anleger. Während der Geiselnahme versucht er sich heimlich zu befreien und wird dabei versehentlich angeschossen.

Die etwas zurückhaltende aber sympathische und freundliche Polizeischülerin Shirin muss kurz vor Ihrer Prüfung die Räumung des Hauses mit durchsetzen, wobei Sie sich viel Mühe gibt und durch gutes Zureden und einem Lächeln den Anwohnern ein gutes Gefühl vermitteln möchte. Als Sie merkt das etwas nicht stimmt will Shirin ihren Kollegen um Hilfe bitten und es gelingt Ihr trotz der explosiven Stimmung in der Wohnung ein Art Beziehung und Vertrauen zu Tobias aufzubauen. Obwohl er Sie bedroht setzt sie alles daran das die Geiselnahme unblutig zu Ende geht.

 

Die durch das Drehbuch vorgegebene Hektik und in gewisser Weise auch Unruhe spiegeln sich in der Kameraarbeit wieder. Diese ist alles andere als ruhig und still sondern geprägt von einer unruhigen Führung. Schließlich handelt es sich um eine angespannte Situation und es scheint fast so, als hätte der Kameramann Angst vor einer Eskalation der Situation und zittert ähnlich stark wie die gefesselten Figuren. Trotzdem hält die Kamera immer wieder auf so unscheinbare Details wie einen leicht wehenden Fenstervorhang oder auf dem Boden liegende Autoschlüssel drauf. Als ob man sagen möchte: Pass auf und merke dir den Gegenstand, da er für den weiteren Verlauf noch eine entscheidende Rolle spielen wird. Ausschließlich in dem sehr heruntergekommenden Mehrparteinhaus, dass trist und grau daherkommt, spielt die Geschichte wobei man sich größtenteils auf die Wohnung von Dietmar konzentriert. Dort gibt es noch nicht mal mehr eine funktionierende Toilette oder Dusche. Dafür aber ein Loch in der Decke, durch die man von beim kleinen Geschäft zusehen könnte. Fast scheint es so, als würde das Gebäude im nächsten Moment von selbst einstürzen, da es sich fast schon um eine Ruine handelt (im Gegensatz zu den Nachbarhäusern).

 

Die Filmmusik besteht überwiegend aus spannungsgeladenen und aufbrausenden Melodien, welche das Knistern der Handlung perfekt in Szene setzen. Damit gelingt es dem Soundtrack dem Film eine Explosivität zu verleihen, die man sonst nur mit einer echten Explosion erreichen würde. Trotzalledem steht die Handlung im Vodergrund womit die Melodien nur einen positiver Mulitplikationsfaktor darstellen.

 

Fazit: Deutscher Genrefilm wie man sich ihn wünscht: spannend, intensiv, sozialkritisch und mit starken Figuren. Gregor Erler's Kinodebüt ist ein fesselnder Thriller aus Berlin, der sehr authentisch wirkt.

 

Bewertung:

Genre: 9 von 10 Punkten

Gesamt: 9 von 10 Punkten

 

Die Obskuren Geschichten eines Zugreisenden (Komödie/Drama/Satire/Thriller)

 

 

Einen etwas anderen Film, auf den man sich definitiv einlassen muss, gibt es aktuell in den Kinos zu sehen. Sicherlich nichts für jedermann.

 

Nachdem sie ihren Mann in eine Psychiatrie verlegt hat, kehrt die Verlegerin Helga Pato (Pilar Castro) mit dem Zug nach Madrid zurück. Im Wagen fragt plötzlich ein Fremder: „Willst du, dass ich dir mein Leben erzähle?“ Der Mann heißt Ángel Sanagustín (Ernesto Alterio), ist Psychiater, und arbeitet in derselben Klinik, die die Frau eben besucht hat. Daraufhin beginnt er, ihr von seinem Leben und seinen ungewöhnlichen Fällen zu erzählen. Darunter ist z. B. die Episode, in der ein Soldat im Krieg einer Ärztin begegnet, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, ein Kinderkrankenhaus zu erhalten, egal, wie schlimm der Kriegszustand momentan ist. Sie stößt auf eine zwielichtige Gestalt, die Verstörendes erblickt. Was anfangs wie ein zufälliges Treffen wirkte, stellt sich für Helga nach und nach als zukunftsweisend heraus. Dieses Aufeinandertreffen wird nicht nur ihr Leben verändern, sondern auch das der Figuren aus Ángels Geschichten...

 

Mit seiner Debütarbeit beschert uns der Spanier Aritz Moreno einen komplett abgefuckten, surrealen und mit schwärzesten Humor vollgepackten Film, den man wirklich nicht in irgend eine Genreschublade einordnen kann. Also was ist "Die Obskuren Geschichten eines Zugreisenden" nun: Drama?, Komödie?, Thriller?, Satire?, Romanze?, Experimentalfilm?

Ich würde sagen von allem etwas ohne sich dabei auf genretypische Stilmittel zu beschränken. Aufgeteilt in mehrere Kapiteln werden Geschichten von Geschichten von Geschichten erzählt, die allesamt nichts miteinander zu tun haben scheinen. Soll es um eine Figur gehen kommt der Erzähler (jedes Kapitel wird größtenteils im Erzählmodus vorgetragen) schnell von einem Detail ins nächste und die Geschichte scheint sich immer weiter vom eigentlichen Thema zu entfernen. Ein richtig gut gelungener Kniff, da die Story somit zu keiner Zeit ausrechenbar bzw vorhersehbar wird und man als Zuschauer festgehalten wird. Also ich hatte wirklich das Gefühl das mich Moreno von der ersten Minute an mit seiner irgendwie unkonventionellen Inszenierung richtig gepackt und in den Bann gezogen hat. Langeweile kommt nie auf, da es jederzeit zu einer skurrilen Wendung kommen kann und sich alles in eine komplett andere Richtung entwickelt. Auch wenn nicht alle Episoden die gleiche Qualität aufweisen (mein Favorit ist eindeutig Teil 1, wobei ich nicht die einzelnen Episoden spoilern will) hat mich dieser geniale Genremix vollends überzeugt. Die Auflösung des ganzen Wahnsinns gelingt dem Spanier nicht zu 100%, da man es sich hier vielleicht etwas zu einfach gemacht hat und er die im Film so überragende Kreativität  vermissen lies. Dafür punktet das einerseits logische aber wiederum auch überraschende Ende, welches alles in einem neuen Licht erscheinen lässt. Zudem wagt sich Moreno auch an ziemlich schwierige Themen heran, die definitv zu Diskussionen führen und den ein oder anderen vor den Kopf stoßen werden und auf jeden Fall ungemütlich sind. Hut ab für diesen Mut und die entsprechende Umsetzung. Wer also auf ein besonderes Filmerlebnis steht und bereit ist auch mal abseits des Mainstreams etwas erleben möchte (und zudem kein allzu zartes Gemüt besitzt) ist bei dieser Produktion genau richtig. Versprochen.

 

Die zahlreichen Schauspieler machen einen mehr als genialen Job, spielen Sie ihre Rollen zum Teil doch wahnsinnig überzeugen. Man könnte in vielen Szenen meinen das die jeweilige Figur wirklich so ist wie dargestellt.

Pilar Castro als Helga und quasi Hauptfigur zeigt in Ihrer eigenen Episode eindrucksvoll authentisch Ihre Qualitäten als unterwerfige Hündin, die aufgrund der Tatsache nicht "Nein" sagen zu können genau zu dem "Haustier" zu werden das Emilio in Ihr sieht. Trotz einiger recht abartigen und durchaus widerlichen Szenen bleibt trotzdem ein großer Unterhaltungsfaktor am Ende stehen.

Auch Ernesto Alterio alias Angel bzw. Martin liefert eine sehr überzeugende Leistung ab. Den adrett gekleideten und sich sprachlich exzellent ausdrückenden Psychiater, der es mit der ärztlichen Schweigepflicht nicht so genau nimmt, kauft man ihm voll ab und es gibt keinerlei Grund an seiner Glaubwürdigkeit zu zweifeln. Als am Ende seine wahre Identität ans Licht kommt rückt dies sein vorheriges Schauspiel zusätzlich in ein positives Licht.

Die Umstände der Geschichte und der Inszenierung sorgen auch dafür das die zahlreichen Nebenfiguren, besonders aber Luis Tosar als durchgeknallter schizophrener Mann der eine Heidenangst vor Müllmännern hat, einen bleibenden Eindruck hinterlassen. 

 

Die Kameraarbeit sorgt mit interessanten Einstellungen und Blickwinkeln für einen mysterös anmutenden Gesamteindruck, der fernab der Realität zu liegen scheint. Die surrealen und skurrilen Geschichten erscheinen damit in einem derat glaubwürdigen und nachhaltigen Eindruck und fesseln den Zuschauer an das Geschehen. Dabei sind vorallem jene Szenen besonders stark in denen die Kamera durch einen Raum gleitet (von rechts nach links oder andersrum) und dabei wie durch Geisterhand plötzlich in einer anderen Location stoppt um mit der Erzählung weiterzumachen. 

Auch einige Nahaufnahmen etwa von Sexszenen, Helga's Nahrungsaufnahme aus dem Hundenapf oder wie Sie das Gehirn Ihres Mannes aus seinem geöffneten Schädel entnimmt zeigen besonders abgefahrene Momente.

Beim Szenenbild wechselt die Kamera zwischen unzähligen Handlungsorten die allesamt mir toller Lichtsetzung, Ausleuchtung und detailierter Ausstattung überzeugen können. Vom dunklen Keller mit Regalen voller Filme bis zu einem gigantischen Müllberg ist alles dabei, gibt der Handlung immer den passenden Gesamtrahmen und ist auch ein Grund für die Tatsache, dass man nach dem Film erstmal Zeit braucht um wieder klar Denken zu können.

 

Ähnlich wie die Kamera ist auch die Filmmusik alles andere als Standard und leistet einen wertvollen Beitrag für die verrückte Atmosphäre. Besonderes Highlight ist auf jeden Fall ein recht popiger Sound im zweiten Kapitel, der zwar auf spanisch gesungen wird, aber durch deutsche Untertitel den Inhalt verdeutlicht. Es geht um Liebe und die Tatsache wie diese zu neuer Energie und Tatendrang führt. Genau in diesem Moment will Helga Ihren Mann mit einem Hammer erschlagen, als würde sie gerade das Lied im Innerern hören und entsprechend Handeln. Ansonsten sind die Musikstücke genauso abgefahren wie die Geschichte und perfekt abgemischt sowie punktgenau in die Handlung eingebaut.

 

Fazit: Ein surrealer Kinospaß der vollgepackt ist mit schwarzem Humor und verrückten und skurillen Einfällen bzw. Geschichten. Dabei sind einige Momente nichts für schwache Nerven während andere extrem humorvoll sind. Ein Film, den man nach der Vorstellung erstmal innerlich verarbeiten muss.

 

Bewertung:

Genre: ?

Gesamt: 8 von 10 Punkten

 

 

The Closet - Es ruft nach dir (Horror/Thriller/Mystery)

 

 

Das es auch in Fernost tolle Horrorfilme gibt beweist der Mitte August erschienene "The Closet - Es ruft nach dir", der überraschend stark abliefert.

 

Witwer Sang Won (Jung-woo Ha) muss sich seit dem Tod seiner Frau alleine um seine Tochter Yi Na (Yool Heo) kümmern. Er versucht, Job, Erziehung und Trauerbewältigung im neuen Heim der Kleinfamilie unter einen Hut zu kriegen. Für Yi Na bleibt da oft nicht viel Zeit, sodass sich das Mädchen früher oder später von ihrem Vater vernachlässigt fühlt. Schon bald wird sie allerdings dessen volle Aufmerksamkeit bekommen: Denn Sang Wons Tochter beginnt eines Tages, im Haus seltsame Stimmen zu hören und legt immer seltsamere Verhaltensweisen an den Tag – bis sie eines Tages verschwindet. Sang Won will nicht auch noch seine Tochter verlieren und begibt sich gemeinsam mit einem jungen Exorzisten auf die Suche. Doch es bleibt nicht viel Zeit...

 

Mit über 1.3 Millionen Kinobesuchern in seiner Heimat ist dieser südkoreanische Horror-Thriller mit Mysteryelementen sicherlich ein Überraschungserfolg, da es Produktionen aus diesem Genre immer schwer haben ein breites Publikum zu erreichen. Ein Blick, auch hierzulande, lohnt sich auf jeden Fall, überzeugt "The Closet" mit einer angespannten und düsteren Atmosphäre (besonders in der zweiten Filmhälfte), einem guten Spannungsniveau und einer interessanten Mischung aus bekannten Filmreihen. Der Schrank aus dem der Geist kommt erinnert stark an jenen aus "Die Chroniken von Narnia". Die anscheinend besessene Puppe dürfte "Annabelle" Fans auf den Plan rufen während der gesamte Spuk in dem verlassenen Haus (und der Kindergeist) irgendwie an die "Conjuring"-Filme erinnern. Natürlich muss man noch erwähnen das der junge Exorzist eine Anspielung auf "The Exorcist" ist (und  natürlich diversen Filmen in denen Exorzisten eine tragende Rolle spielen), wobei der junge Mann hier kein Christ ist und auch keine christlichen Symbole sowie Gegenstände verwendet. Anfangs scheint "The Closet" ein klassischer Dämonen-Geister-Horrorstreifen zu sein, entuppt sich aber dann als ein Vater-Tochter-Drama in einem schaurigen Horrorumfeld. Aber genau diese eingeschlagene Richtung macht den Film von Kim Kwang-bin am Ende zu großartigen Werk, dass ohne großes Filmstudio entstanden ist.

Das es "The Closet" nun auch zu uns (und in viele weitere Länder) verschlagen hat ist sicherlich dem Umstand geschuldet, dass es 2020 mit "Parasite" einen überraschenden aber verdienten 4-fachen Oscargewinner aus Südkorea gegeben hat. Es werden in nächster Zeit sicherlich noch zahlreiche Produktionen weltweit erscheinen, die ohne jenen großartigen Film wohl nur dem südkoreanischen Publikum vorenthalten geblieben wären.

 

Auch in dieser Produktion aus Südkorea merkt man das das dortige Schauspiel sich vom europäischen/amerikanischen in Teilen deutlich unterscheidet. Man arbeitet dort anders mit Mimik und Gestik, was dem hiesigen Publikum durchaus seltsam vorkommen mag, da die Figuren oftmals für verschiedene Gefühlslagen den gleichen Gesichtsausdruck verwenden. Auch kann der Humor für Verwirrung sorgen, wobei man bei "The Closet" nur ganz minimalistisch darauf zurückgreift.

Die Darsteller, besonders die 4 Hauptfiguren, liefern eine sehenswerte und auch glaubhafte Leistung ab wobei man besonders die Kinderdarsteller loben muss. Ihnen nimmt man die verschiedenen Ausdrucks- und Verhaltensweisen zu 100% ab. Obwohl es sich natürlich um einen Horrorfilm handelt steht doch etwas anderes im Vordergrund: die Beziehung zwischen Vater und Tochter. Er kommt mit dem tragischen Verlust seiner Frau noch nicht klar, arbeitet viel und vernachlässig so sein Kind während die Tochter sich aus Einsamkeit den Geistern aus dem Schrank hingibt, da vom Vater keine Liebe kommt (er ist sogar bereit sein Mädchen in eine Kunstschule zu schicken um seine Ruhe zu haben) und er nur mit diversen Puppen versucht Sie ruhig zu stellen. So ist "The Closet" auch ein Film bei dem der Vater sich verändert muss und die Liebe zu seiner Tochter neu entdeckt. Auf der anderen Seite muss der junge Exorzist (der seine Mutter an den Dämon verloren hat) an seine körperlichen Grenzen gehen um das Ritual zu beenden. Schlussendlich erlebt auch der böse Kindergeist eine Wandlung, nachdem der Zuschauer die Hintergründe zu seinem Auftreten erfährt. 

All diese charakterlichen Veränderungen so überzeugend zu spielen ist nicht nur dem Drehbuch zu verdanken sondern auch eine großartige Leistung des Casts.

 

Der Kamera, dem Schnitt und der Ausstattung (Make-up, Kostüme und Szenenbild) merkt man das sicherlich nicht allzu große Produktionsbudget gar nicht an, hat "The Closet" doch einen überraschend hochwertigen Look. Bei den Effekten wie etwa den Blutspritzern als sich eine Frau den Hals aufschlitzt fallen die geringen Geldmittel der Filmemacher auf, da diese teilweise schon ziemlich billig wirken (kennt man aus zahlreichen Low Budget Produktionen) womit man definitiv leben kann. Schließlich stehen diese hier nicht im Vordergrund sondern sind als unterstützendes und für das Genre auch notwendiges Stilmittel zu sehen. Es gibt eine Szene bei der man mit einfachen Mitteln eine sehr effektive Wirkung erziehlen kann und zwar als Kyeong im Zimmer der verschwundenen Yi Na Blitzscheinwerfer aufstellt und diese dann aufblitzen als in der Nacht die Geister aus dem Schrank heraustretten. Schlicht aber sehr gut umgesetzt. Den Wechsel zwischen der hellen und dunklen Seite des Leben bzw den Kontrast zwischen Licht und Dunkelheit bekommt man ebenfalls brilliant hin. Ist das einsame aber saubere Haus im Wald auf der hellen Seite geprägt von warmen Holzfarben wird es im Reich der Geister grau und schmutzig. Gleiches gilt für die Natur: Einerseits voller Leben und mit sattem Grün ist es hinter der Schranktür leblos, tot und in trostloses Grau getaucht.

 

Die Filmmusik ist anfangs noch klassisch für einen Horrorfilm um mit zunehmender Dauer immer mehr eine Wuchtigkeit und Stärke zu bekommen wie man es zum Beispiel aus Filmen wie "Harry Potter" (besonders die letzten beiden Filme) kennt. Aus knirschenden Türen werden ungewöhnlich orchestrale Stücke, welche der Handlung eine ungeahnte Wucht und Tiefe verleihen. Geallprägt sind diese Melodien von Geige, Violine und Piano wodurch die Musik fast schon einen magischen Touch bekommt. Anders kann ich es leider nicht erklären, da ich einfach diesen Gedanken hatte.

 

Fazit: Man mische "Die Chroniken von Narnia" mit  "Annabelle", dazu ein Priese "The Conjuring" und ein Esslöffel "The Exorcist" und vermengt diese Zutaten mit einem kräftigen und wuchtigen Soundtrack wie bei den letzten Filmen der "Harry Potter"-Reihe. Herauskommt ein ziemlich toller Horror-Mystery-Thriller aus Südkorea bei dem auch der Cast überzeugen kann.

 

Bewertung:

Genre: 7.5 von 10 Punkten

Gesamt: 8.5 von 10 Punkten

 

 

I Still Believe (Biopic/Drama/Romanze/Musik)

 

 

Über die schlimmste Zeit in seinem Leben, bei dem Jeremy Camp seine Frau verloren hat, dreht sich dieser biografisch angehauchtes Liebesdrama.

 

Jeremy Camp (K.J. Apa) ist ein aufstrebender christlicher Musiker und hat sich Hals über Kopf in Melissa verliebt. Obwohl Melissa (Britt Robertson) an Eierstockkrebs erkrankt ist und die beiden Verliebten erst Anfang 20 sind, heiratet das Paar gegen den Willen von Freunden und Familie. Kurz nach den Flitterwochen bekommen Jeremy und Melissa eine furchtbare Diagnose: Der Krebs hat gestreut. Die Musik hilft dem Paar, seine Hoffnung, seinen christlichen Glauben und seinen Lebensmut zurückzugewinnen. Aber ist ihre wirklich Liebe stark genug, damit sie gemeinsam bis ans Ende gehen?

 

 

Liebesdramen, bei denen eine oder beide Hauptfiguren an einer schweren (zumeist tödlichen) Krankheit leiden hatten in den letzten Jahren eine Art Hochkonjunktur. Mehrmals im Jahr lief dieses Subgenre in den Kinos, wobei vieles immer gleich ablief und spätestens nach dem dritten Film ausgelutscht war. Einige Filme wie etwa der 2019 erschienene deutsche "Dem Horizont so nah" stechen zum Glück heraus, da es dort besonders starkes Schauspiel zu sehen gab. Was nun "I Still Believe" von allen anderen Unterscheidet ist der "Gott-Faktor", der über die gesamte Laufzeit eine prägende Rolle spielt. Somit gehen viele der an sich sehr ehrlich berührenden Momente aufgrund der angehängten christlichen Aussagen unter, sofern man nicht gerade ein glühender Anhänger ist. Hat man mit der Religion wenig am Hut (so wie ich) oder ist man auf der Seite der Wissenschaft dann nerven die unzähligen Loblieder auf den Herrn (die einfach immer präsent sind). Als Melissa dann die Sterne, Galaxien und alles was im All passiert als Gottes Werk darstellt (und weniger als ein Wunderwerk der Natur) bleibt nur noch Kopfschütteln. Der Gott einer Religion, die noch vor 400 Jahren Menschen getötet hat, welche der Meinung waren dass das Universum älter als die Bibel ist, soll also für als das verantwortlich sein was man am Sternenhimmel sieht? Wohl kaum. Und selbst als die junge Frau an Krebs stirbt (nachdem es Monate vorher noch hieß Gott habe Sie vom Krebs geheilt), wodurch die These vom göttlichen Wunder ja wiederlegt wurde, posaunt man noch in bester Propaganda Thesen hinaus, wonach alles einem göttlichen Plan folgt. So bleibt am Ende eine wenig spannende Geschichte über zwei Menschen, bei der es dank der beiden Hauptdarsteller zuminderst phasenweise authentische Momente einer tragischen Liebe gibt, bei denen Emotionen angebracht sind und die zum mitfiedern einladen.

 

Im Anbetracht des sehr auf die christliche Botschaft getrimmte Drehbuchs, das zudem wenig neues in diesem Genre zu bieten hat, machen die beiden Hauptdarsteller einen richtig guten Job. Die fast schon zwanghaft und um jeden Preis zur Schau gestellte Botschaft "Gott ist überall und der Glaube kann alles heilen" wird von Kj Apa und Britt Robertson recht locker und befreit vermittelt (in den meisten Szenen spielen beide dies nach außen überzeugend, wobei man immer merkt das sie persönlich eine andere Einstellung haben). Dies nennt man einfach nur gutes Schauspiel. Die knisternde Verliebheit der beiden spielen Apa und Robertson sehr authentisch, wodurch "I Still Believe" ohne seinen religiösen Touch ein richtig starker Vertreter seines Genres geworden wäre.

Dabei ist es vorallem Jeremy-Darsteller Apa der in seiner Figur immer wieder Zweifel am Glauben hegt, während Melissa in ihrem Leben eine besondere Aufgabe sieht, natürlich eine die Gott so gewollt und geplant hat.

Je weiter die Krankheit von Melissa fortschreitet desto gläubiger werden die beiden Hauptfiguren, was man auch daran erkennt das Gebete nun immer mehr in den Fokus rücken.

Auch die meisten Nebenfiguren haben einen ausgeprägten Glauben, der aber nicht ganz so exzessiv zur Schau gestellt wird.

 

Kameratechnisch erinnert vieles an eine Mischung aus Mainstreamschnulze und einer etwas höherwertigen TV-Produktion. Dabei hat man eigentlich immer das Gefühl das man die gezeigten Bilder schon x-mal in diversen ähnlichen Filmen (mit entsprechend ähnlicher Thematik) gesehen hat. Erstrahlt das Bild anfangs in hellen und kräftigen Farben ändert sich dieser Umstand mit der zunehmenden Krankheit von Melissa. Von den heiteren und belebten Szenen vom Campus oder einer Party am Strand ist nun nichts mehr zu sehen. Stattdessen dominieren Krankenhausaufenthalte oder Momente bei denen man nur die beiden Hauptfiguren sieht, bsp. auf der verwaisten Bühne der Uni. Die fröhlichen Farben sind nun tristen und kühlen Tönen gewichen und lassen die Bilder traurig wirken. Oft bekommt man zudem sehr lange Nahaufnahmen von Jeremy oder Melissa zu sehen, anders als bei den restlichen Beteiligten. Besonders die wenigen Naturaufnahmen (Sonnenuntergang, Sternenhimmel auf hoher See oder Strandbilder ) sind die heimlichen Highlights, und sind Ausdruck der überwältigenden Macht der Natur und haben weniger etwas mit Gott zu tun.

 

Musikalisch gibt es an sich wenig auszusetzen, beschert uns dieser Film neben zahlreichen mainstreamtauglichen popigen auch emotional angehauchte Songs sowie Balladen zu hören. Daneben zeichnet sich die Filmmusik durch ruhige und berührende Melodien aus, womit die immer traurigere Stimmung recht gut betont wird während es der Musik gelingt die anfänglich positiven Vibes schön zu untermalen.

 

Fazit: Ein vorallem in der zweiten Filmhälfte sehr dramatisches Liebesdrama, das durchaus seine emotionalen und berührenden Momente besitzt. Jedoch gibt es auch viel Kitsch und Klischee zu sehen sowie eine am Ende nur noch nervende Tatsache, das über die gesamte Laufzeit das Thema "Gott und Glaube" über allem zu stehen scheint.

 

Bewertung:

Genre: 7 von 10 Punkten

Gesamt: 5.5 von 10 Punkten

 

 

Follow Me (Horror/Thriller)

 

 

Was machst du wenn alle deine Freunde vor deinen Augen brutal getötet werden und alles live im Netz zu sehen ist? Genau in dieser Situation ist Cole in "Follow Me"

 

Der Influencer Cole (Keegan Allen) hält sein Leben schon seit Kindertagen mit dem Vlog „Escape From Life“ fest und hat es damit zum Superstar unter den Social-Media-Influencern geschafft. Um sein zehnjähriges Jubiläum auf YouTube zu feiern, haben seine Freunde sich etwas ganz Besonderes einfallen lassen – er selber hat keine Ahnung, was passieren wird. Gemeinsam besteigen sie ein Flugzeug und es geht nach Moskau. Dort angekommen erfährt er, dass es für ihn in einen Escape Room geht. Auch, wenn diese Erfahrung speziell auf ihn zugeschnitten ist, ist er enttäuscht. Er hat sich mehr erwartet und wollte seine Fans schließlich beeindrucken. Doch aus dem langweiligen Ausflug wird plötzlich ein Kampf ums Überleben...

 

Verspricht der Trailer noch einen Film, der im Grunde nichts anderes ist als ein weiterer "Escape Room" wird man ab ca. der Hälfte der Spielzeit eines Besseren belehrt. Schon am Anfang fragt man sich wann es den endlich richtig losgeht, da man gefühlt eine Ewigkeit dabei zusehen muss, wie Cole und seine Freunde Ihr Lifestyleleben auskosten und sich eine geile Zeit in Moskau machen. Auch bekommen der Influencer und seine Freundin Erin ungewöhnlich viel Zeit um verliebt durch die russische Hauptstadt zu turteln. Als es dann endlich in den Escape Room geht ist die Luft recht schnell wieder raus. Trotz einiger, zugegeben, vorhersehbaren Spannungsbögen deren Ansätze Potential gehabt hätten, löst Cole die Aufgaben im Schnelldurchlauf und wenig kreativ. Dabei fängt es eigentlich ziemlich markaber an, da er eine Leiche aufschneiden muss. Zwar spitzt sich die Situation immer weiter zu, aber die arrogante Art der Hauptfigur nervt einfach nur. Die Wendung bringt dann endlich etwas mehr Action, Blut und Grausamkeiten. Aus dem Spiel wird ein Folter-Horror, der aber eher eine Lightversion von Hostel ist und wie auch schon zuvor alles recht schnell und teils unspektakulär abarbeitet. Hier rächt es sich, dass man anfangs unnötig Zeit für belanglose Erzählungen verschwendet hat. Zwar gibt dort auch Hinweise auf den weiteren Handlungsverlauf, was man aber auch weniger ausführlich hätte einstreuen können.

Die wunderbar gemeine Schlusspointe (die im Abspann dann komplett aufgeklärt wird) ist ein würdiges Ende eines soliden aber dreckigen Horror-Thrillers, von denen man gerne mehr sehen würde (aber bitte mit mehr Blut und weniger Liebesgetue)

Zuletzt könnte man "Follow Me" auch als versteckte Kritik am Berufsbild "Influencer" sehen, da Cole aufgrund seines Status vom realen nur noch Leben wenig mitbekommt und sich keine Privatsphäre mehr gönnt. Schließlich kann er die Finger vom Handy nicht mal dann lassen, als Erin einfach nur mal Zeit mit Ihm als privater Cole verbringen möchte.

 

Trotz einer Vielzahl an Figuren, die mehr oder weniger nur eine absolute Nebenrolle spielen, wird recht schnell deutlich das Cole der absolute Mittelpunkt der Handlung ist und sich alles um Ihn dreht.

Aus seiner Gruppe hat der Influencer mit Abstand die meisten Follower und kann ein recht unbeschwertes Leben leben. Aber zu welchem Preis? Privatsphäre gibt es so gut wie keine, da die Fans gierig nach Updates und des aktuellen Geschehens sind. So kommt es das Cole mehrmals täglich live geht (mit mehreren 10 T Zuschauern) um von seinem Leben zu berichten. Dabei merkt er jedoch nicht wie sehr ihn dies vom Boden abheben, sogar arrogant erscheinen lässt. Schließlich hat er alles schon mehrfach für seine Fans gemacht und er ist ja sowieso der Beste und kann jede Aufgabe lösen. Wie sich rausstellt, hat genau diese Medienpräsenz und Fixiertheit auf die Followerzahl zur Folge, dass Cole nicht kapiert das alle nur ein Spiel ist.

Das seine Figur augenscheinlich oberflächlich, durchschaubar und charakterlich verwerflich gehalten ist, woran auch der extrem lange Einstieg mit Moskau-Tour und Clubbesuch nichts ändert, ist zwar nicht überraschend sorgt aber auch dafür das Keegan Allen nur bedingt glänzen kann. Den Part als Influencer, der (kostenlos?) um die ganze Welt reist und ein ausschweifendes Leben führt, spielt er extrem glaubbhaft und überzeugend (auch optisch sieht er wie ein klassischer Influencer aus) während er in der zweiten Hälfte wenig authentisch und einfach nur austauschbar rüber kommt. Als Zuschauer hat man keine tiefere Verbindung zu Cole und fühlt deutlich mehr mit seinen Freunden mit, die nach und nach dran glauben müssen, als mit der Hauptfigur, wobei auch diese recht austauschbar wirken und wenig Charaktertiefe erhalten. Am ehesten bekommt Erin (Holland Roden) 1-2 Momente, bei denen man ihre Gefühlslage spüren bzw. hören kann.

 

Das es sich bei "Follow Me" definitiv nicht um eine High-Budget-Produktion handelt wird recht schnell deutlich, da man trotz der der Bekanntheit von Cole (mehr als 12 Mio Follower) nie das Gefühl hat, dass dieser in Moskau in den teuersten Locations unterwegs ist. Das Hotel sieht zwar ganz nett aus, ist aber kein High Class, das Restaurant (wo er mit seiner Freundin isst) ist kein Sternerestaurant und die Räumlichkeiten in denen sich der Großteil der Handlung spielt wirken eher schlicht, alt, rostig und schmutzig. Aber genau diese Schlichtheit hat Ihren besonderen Reiz und sorgt für das perfekte Umfeld. Sehr viele Kameraeinstellungen sind im Selfie-Modus eines Smartphones gehalten und spiegeln somit genau das bekannte Influencer Leben der Hauptfigur wieder. Dieser kennt schließlich nur diese Einstellung, da Cole schon sein ganzes Leben vor der Kamera steht. In der heutigen Zeit, bei der jeder schonmal ein Video von sich selbst gemacht hat sind die gezeigten, wackeligen und zuweilen auch unscharfen Bilder nichts neues und sorgen hauptsächlich dafür das dem Zuschauer ein Gefühl vermittelt wird, Teil der Handlung zu sein. Gibt es "richtige" Kamerabilder zeichnen sich diese durch viele Nahaufnahmen der Figuren aus um deren Angst, Entsetzen und Trauer zu zeigen. Der Blutfaktor wird dagegen leider etwas vernachlässigt, sehr wahrscheinlich um im FSK 16 Bereich zu bleiben, was natürlich für einen Folter-Horror wenig förderlich ist. Schließlich erwartet der Zuschauer sichtbare Grausamkeiten und abgetrennte Glieder wie Arme usw.

Immerhin kann das Make-up überzeugen, da der Körper den Cole aufschneiden muss um an den Schlüssel zu kommen sehr real wirkt. Oder ist es am Ende doch eine echte Leiche??

 

Musikalisch gibt es keine besonderen Highlights da man sich auf die Basics des Genres konzentriert. Hier eine knirschende Metalltür die gerade zufliegt, dort schleift einer mit einer Rohrzange an alten Rohren und im Hintergrund hört man Hilfeschreie. Zudem versucht man mit sich hochschaukelnder, dramatischer Musik für Spannung und eine ausweglose Atmosphäre zu sorgen. Zu Beginn bekommt man noch einige fette Clubbeats auf die Ohren, wodurch man klar jüngeres Publikum ansprechen will.

 

Fazit: Solider Folter-Horror der sich bei Hostel, SAW und Escape Room bedient hat. Dabei setzt man überwiegend auf eine recht bodenständige Inszenierung und überrascht mit einem ziemlich gemeinem Ende, welches im Abspann dann erklärt wird.

 

Bewertung:

Genre: 6.5 von 10 Punkten

Gesamt: 6.5 von 10 Punkten

 

 

Der Göttliche Andere (Romanze/Komödie)

 

 

Das Sommerromanzen nicht nur kitschig und mit Liebesszenen überladen sein können zeigt der nun gestartete "Der Göttliche Andere"

 

Gregory (Callum Turner) ist Fernsehmoderator und soll in Rom von der anstehenden Papstwahl berichten. Er ist Atheist und trifft vor Ort auf Maria (Matilda de Angelis). Gregory verliebt sich sofort unsterblich in sie, doch Maria ist bereits einem anderen versprochen, Gott selbst. Wie sich bald herausstellt, ist sie nämlich kurz davor, Ordensschwester zu werden. Es folgen mysteriöse Ereignisse, die Maria und Gregory zunehmend voneinander trennen. Der hoffnungslos Verliebte kämpft unermüdlich um seine Angebetete und darum, ihr endlich näherzukommen. Doch je mehr er kämpft, desto mehr sieht er ein, dass er es mit einem übermächtigen Konkurrenten zu tun hat, der allmächtig ist und gegen den er nie ankommen wird...

 

 

Während viele Liebeskomödien immer nach dem gleichen Schema F ablaufen (2 Menschen begegnen sich, verlieben sich sofort und irgendetwas kommt dazwischen nur um sich am Ende als übertrieben dramatisches Verwirrspiel herauszustellen)

sorgt diese alles andere als geradlinig inszenierte romantische Komödie von Jan Schomburg ein positives Beispiel wie es auch anders gehen kann und öfter auch mal sollte. Die Zuschauer wollen nicht immer das gleiche kitschige und schnulzige Getue sehen. Recht schnell wird in diesem Film klar das Gott wirklich existiert und mitunter auch menschliche Züge (wie Eifersucht) besitzt, trotz seiner Allmächtigkeit. Somit wird Gregory das Opfer einer Macht, an die er gar nicht glaub, die alles daran setzt ihm und Maria einen Strich durch die Rechnung zu machen. Dabei passieren regelmäßig sehr unterhaltsame und witzige Momente (bsp. explodiert eine Box in einem Club und durch das Feuer gehen die Sprenkler los) die dafür sorgen das der Zyniker Gregory langsam beginnt den Glauben an Gott zu finden. Als sich Maria kurz nach dem One Night Stand nämlich entschließt den Journalisten nicht mehr zu treffen fallen diesem plötzlich nur noch gute Dinge zu Füßen. Er bekommt gratis die größte Suite in seinem Hotel, darf exklusiv von der Papstwahl berichten und erhält einen Scheck in Höhe von 10000 Euro. Das nebenbei die katholische Kirche, die aktuell ja ein gewaltiges Glaubwürdigkeitsproblem und mit einer Austrittswelle ihrer Mitglieder zu kämpfen hat, in dieser Komödie so komplett anders als man es kennt gezeigt wird könnte als Gedankenanstoß für die alten Männer im Vatikan gesehen werden was es bringen kann, wenn man sich nach über 2000 Jahren endlich nach außen öffnet und mit der Zeit geht. Ein durchaus gelungener Schachzug, der neben viel Humor, Witz und Spaß auch eine ernstgemeinte Botschaft vermitteln will. Trotz vieler Gags, die allesamt gelungen sind, hätte ich mir persönlich noch ein paar mehr gewünscht, da es doch mal Längen gibt, die zwar unterschwellig komisch sind, aber einen Lacher verdient hätten. Dennoch muss man festhalten, das der Humor in diesem Film das Bindeglied zwischen Allem ist und daher auch so besonders gut funktioniert.

 

Besonders Maria-Darstellerin Matilda De Angelis überzeugt mit ihrer italienischen und sympathischen Art wodurch ihre Figur eine tragende und belebende Funktion bekommt. Ist ist anfangs noch fest entschlossen Nonne zu werden bekommt Maria wenige Tage vor der Zeremonie Zweifel, da der gutaussehende Gregory zufällig in Ihr Leben tritt. Obwohl er mit dem Glauben an Gott nichts am Hut hat und auch sonst ein typischer Zyniker ist verlieben sie sich und erst als man sich verspricht es bei einer gemeinsamen Nacht zu belassen "erlaubt" Gott ein Näherkommen. Nebenbei bemerkt muss Maria auch bei Ihrer Mutter Überzeugungsarbeit leisten, die sich ein anderes Leben für ihre Tochter wünscht. Trotz der Probleme Ihrer Figur versprüht De Angelis als Maria eine Leichtigkeit gepaart mit Freude und Emotionen.

Als klischeehafter "Ungläubiger" kann Callum Turner als TV-Reporter Gregory überzeugen, der nicht an die große Liebe glaub und für den Affären nichts ungewöhnliches sind. Die Papstwahl interessiert ihn eigentlich gar nicht und anfangs wirkt er fast etwas arrogant und besserwisserisch, was sich an dem Gespräch mit dem kleinen Jungen in einer Gasse zeigt. Erst Marie zeigt Ihm auf, das es die große Liebe gibt. Nur das er einen übermächtigen Gegner namens Gott hat, der Maria für sich will (als Nonne), will Ihm nicht einleuchten. Nach und nach versteht er jedoch was passiert und am Ende zeigt er nicht nur Gefühle sondern überzeugt auch mit guten Taten. Den Wandel seiner Figur nimmt man Turner zu jeder Zeit ab und das Zusammenspiel mit De Angelis stimmt perfekt. 

Bei den Nebenfiguren überzeugt vorallem Mark Davison als Kameramann des TV-Senders, der stets mit Lateinfloskeln um sich wirft, ohne den eigentlichen Sinn dahinter zu verstehen, sowie in jenen Momenten wo seine seine Witze auch eine romantische Note haben.

Auch der augenscheinlich unbedeutende Taxifahrer sorgt für 2 tolle, witzige und sehr lusitige Szenen die definitiv zu den Highlights von "Der Göttliche Andere" zählen.

 

Die Kameraarbeit von Florian Hoffmeister überzeugt vorallem durch tolle und sehr authentische Rom-Bilder, die zumeist das Leben abseits der ganzen Touristenattraktionen zeigen. Zwar laufen regelmäßig dutzende Besucher durchs Bild, was sich in einer so bedeutenden Stadt wie Rom nicht verhindern lässt, dennoch bleibt ein Gefühl das man versucht hat die Geschichte der beiden Hauptfiguren in den Vordergrund zu rücken und die tolle Kullisse nur den passenden Rahmen bildet. Dazu tragen auch typische kleine Cafes, enge Gassen und die authentischen Dachterrassen bei, die Hoffmeister uns in sehr warmen und sonnigen Bildern zeigt. Passenderweise ist es tagsüber immer sonnig, alles erstrahlt in Helligkeit, ist in satte Farben getaucht und macht einfach nur Lust darauf den Ort zu besuchen. Das was man mit Italien verbindet wird glaubhaft und überzeugend dargestellt, und selbst der so konservative Vatikan verschließt sich dem italienischen Lebensgefühl nicht. Das man nicht ganz ohne Effekte auskommt ist in diesem Fall sogar ziemlich amüsant. So sieht man bsp wie sich Gott (auf dem weltbekannten Gemälde "Die Erschaffung Adams") in einem kleinen Cafe zu Gregory dreht wenn er Maria berührt.

 

Musikalisch gibt es neben typisch italienischer Musik (inkl. Texten) auch gefühlvolle Balladen und emotionale Musikstücke zu hören, die hier und da von religiösen Klängen begleitet werden. So entsteht eine stets positive Grundstimmung, die obendrein noch sehr sommerlich, luftig und frei daherkommt. Im Open Air Kino, mit Cocktails oder einem Aperol, würde diese tolle Mischung sicherlich noch einen Tick besser wirken.

 

Fazit: Eine herrlich romantische Sommerkomödie, die alles andere als geradlinig daherkommt. Eingebetet in die atemberaubende Kullisse der "Ewigen Stadt" Rom verkommt der humorvolle Film nie zum Kitsch

 

Bewertung:

Genre: 8 von 10 Punkten

Gesamt: 8 von 10 Punkten

 

Body Cam - Unsichtbares Grauen (Horror/Thriller)

 

 

Wenn sich mehrere grausame Morde an Polizisten häufen, muss etwas seltsames im Gange sein, zuminderst bei "Body Cam - Unsichtbares Grauen"

 

Eine regnerische Nacht in Los Angeles: Die Stimmung zwischen Polizei und Bürgern ist wegen kürzlicher Gewalttaten der Cops eh schon angespannt, als ein Polizist (Ian Casselberry) einen Van ohne Nummernschild anhält. Der Polizist merkt, dass etwas ganz und gar nicht stimmt... und ist bald darauf tot. Nachdem diese routinemäßige Verkehrskontrolle zum unerklärlichen Tot ihres Kollegen geführt hat, erkennt die Polizistin Renee (Mary J. Blige), dass das Filmmaterial aus de r Body Cam nur für ihre Augen zu sehen ist. Während ähnliche Attacken passieren, macht sie sich auf die Suche, die übernatürliche Kraft dahinter zu verstehen...

 

Mit seinem neuesten Werk schneidet Malik Vitthal mehrere teils aktuelle Themen an. Neben den psychischen Problemen einer Mutter (in diesem Fall die Polizistin Renee), die den tragischen Tod Ihres Sohnes noch nicht verarbeitet hat, steht vorallem der weltweit steigende institutionelle Rassismus sowie die Polizeigewalt gegen Zivilisten im Fokus. Um dem Horrorgenre gerecht zu werden wird dann noch ein böser Geist eingebaut, der zu einem 14-jährigen Jungen gehört und sich auf brutale Weise an dessen Mördern (mehrere Polizisten) rächen will. Von der Grundidee definitiv eine interessante Idee (wobei der Teil mit der Polizeigewalt auf einer langen Historie und weniger auf ein spezielles Ereignis beruht), welche Vitthal zwar nicht perfekt, dafür aber solide inszeniert hat. Dabei bedient er sich typischen Genreelementen wie etwa einem mysteriös klingenden Sound, ein gespenstisches Haus, viel Dunkelheit oder (vorhersehbaren) Jumpscares, die jedoch trotz ihrer Offensichtlichkeit eine effektive Wirkung haben. Ansonsten nimmt "Body Cam seine größte Intensität aus den zahlreichen Parallelen zur heutigen Zeit, die seit der Ermordung von George Floyd im Mai 2020 voll mit Diskussionen über Polizeigewalt und Rassismus sind. Bis etwa 15/20 Minuten vor dem Ende gelingt es dem Regisseur eine gewisse Grundspannung aufrecht zu erhalten, da die Handlung zwar eine Theorie zum Ursprung des Geistes andeutet, diese sich aber als falsche Fährte herausstellt. Die Kirche bzw. der Pfarrer hat mit allem nichts zu tun. Nachdem das Geheimnis gelüftet wurde wird jedem Zuschauer das Filmende ziemlich klar erscheinen, wodurch die künstlich erzeugte Dramatik mit aufbrausender Musik sowie eine unruhige Kameraführung nicht mehr den gleichen Effekt wie zuvor haben. Die einen mögen es wenn man lange Zeit im Dunkeln stochert, während andere es lieber haben wenn man ziemlich am Anfang über den Ursprung des Grauens aufgeklärt wird.

 

Während alle Nebenfiguren wenig oder keine Hintergrundgeschichte haben, bzw deren Charakter recht eindeutig geschrieben ist bekommt einzig die Hauptfigur Renee ein Vorleben und diverse private Szenen, wodurch man versucht Ihr mehr Tiefe zu verleihen. Dies gelingt jedoch nur bedingt, da sich Renee seltsam unbeeindruckt von den vielen brutalen Morden zeigt. Einzig als ihr Partner Danny stirbt (er hat sich in der Dusche erschossen) zeigt sie Mitgefühl. Da hätte ich mir etwas mehr Einsatz von  Mary J. Blige gewünscht. Es ist immer enttäuschend wenn die gezeigten Tötungsszenen (die mitunter sehr detailiert und blutig verlaufen und malträtierte Opfer hinterlassen) einem Film deutlich mehr Intensität verleihen als die Hauptfigur(en). So nimmt man Renee ihre Detektivjagd nach dem Dämonen nur bedingt ab. Anders sieht es bei ihrem Trauma, den tragischen Tod des Sohnes und den damit verbundenen Ausraster im Dienst der zu einer längeren Suspendierung führte, aus. Dieses wird immer wieder thematisiert und mit zunehmender Dauer tauchen Parallelen zur Mutter des getöteten Jungen auf.

So bleiben die Schauspielleistungen des Casts eher auf durchschnittlichen Niveau mit viel Luft nach oben.

 

Bei der Kameraarbeit stechen vorallem die ansprechenden Bilder der Body Cams heraus, die dem Zuschauer den Eindruck vermitteln Teil des Geschehens zu sein. Mit den irgendwie typischen wacklern, den kurzen Verzehrungen und einer Auflösung jenseits von HD wirkt das alles ziemlich echt. Die "normale" Kamera hingegen zeichnet sich durch viele Nahaufnahmen der Figuren und dem recht ausgiebigen Zeigen der blutüberströmten Opfer aus. Zudem sind genretypische Einstellungen mit entsprechenden Blickwinkeln, Dunkelheit, das flackern von Lichtquellen und dem Einsatz des Schnitts deutlich zu erkennen. Viel bekanntes also, wobei die Jumpscares recht gut zur Geltung kommen. Die Effekte, insbesondere im Bezug auf den Dämon, können sich definitiv sehen lassen und machen keinesfalls einen billigen Eindruck.

Das Szenenbild ist geprägt durch Aufnahmen einer Vorstadt von Los Angeles, die mit der Glitzerwelt und den teuren Stadtteilen nichts zu tun hat. Dort leben neben einfachen Menschen auch Obdachlose und der Bezirk in dem Renee Streife fährt macht eher einen heruntergekommen und trostlosen Eindruck. Leider ein sehr reales Bild.

 

 

Die Filmmusik ist geprägt von genretypischen Melodien, die einerseits mysteriös und beklemmend und andererseits düster und knisternd gehalten sind. An 1-2 Stellen sind passend zum Stadtteil, in dem der Film spielt, Hip Hop Beats zu hören, während es eine Szene mit Frauenchorelementen zu hören gibt. Zwar versucht der oftmals gespenstische Sound die düstere und unheimliche Atmosphäre zu verstärken, was aber aufgrund der vorherrschenden Dunkelheit mit passendem Setting nicht nötig gewesen wäre.

 

Fazit: Solider Horror-Thriller der aufgrund seiner Thematik gerade in der jetzigen Zeit (besonders nach der in den USA ausufernden Polizeigewalt) eine Diskussion anstoßen könnte. Sicherlich bedient sich Regisseur Malik Vitthal altbekannter Genre-Elementen, die aber durchaus effektiv sind. Jedoch wurde  Potential, besonders vonseiten des Casts, verschwendet

 

Bewertung:

Genre: 7 von 10 Punkten

Gesamt: 7 von 10 Punkten

 

 

Pandemie (Katastrophenfilm/Thriller/Drama/Action)

 

 

Bereits 2013 erschien dieser Film, der von dem Ausbruch einer tödlichen Krankheit in einer südkoreanischen Großstadt handelt, in seinem Produktionsland und konnte dort über 3 Millionen Besucher zählen. Nun ist "Pandemie" endlich in den deutschen Kinos zu sehen.

 

Nachdem ein Mann illegale Einwanderer nach Südkorea schleust, stirbt er an einer Infektion durch einen unbekannten Virus. Wenig später erkranken weitere Menschen in der Stadt Bundang, nur 20 Kilometer von Seoul entfernt, an ähnlichen Symptomen und sterben ebenfalls. Die Bewohner der Stadt stehen dem unbekannten Krankheitserreger hilflos gegenüber, während die Zahl der Infizierten weiter steigt. Um dem ausbrechenden Chaos Einhalt zu gebieten und eine weitere Ausbreitung der Krankheit zu verhindern, wird das gesamte Gebiet von Regierungstruppen abgeriegelt. Währenddessen versucht die Viren-Forscherin In-hae (Soo Ae) zusammen mit dem Rettungshelfer Ji-goo (Hyuk Jang) an eine Blutprobe des ersten Opfers zu gelangen, um einen wirksamen Impfstoff zu entwickeln. Denn das Militär plant schon eine drastische Notlösung...

 

Zu oft werden Filmproduktionen aus Südkorea bei uns in Deutschland unterschätzt oder gar belächelt. Allerspätestens seit dem überragenden Erfolg von "Parasite" (4 Oscars, darunter "Bester Film") dürfte jedem klar sein welch hohe Qualität diese Filme aus diesem Land erreichen können. Ganz kommt "Pandemie", der bereits 2013 in Südkorea seinen Kinostart hatte und dort über 3 Millionen Besucher erreicht hat, nicht an das Meisterwerk von Bong Joon-ho heran hat aber durchaus viele starke Momente zu bieten. Die Parallelen zur aktuellen Situation im  Jahr 2020 sind nicht zu übersehen und man kann fast glauben das die Macher damals schon eine Vorahnung hatten was das bestimmende Ereignis dieses Jahr wird. Zum Glück sind viele Endzeitszenen im Film nur (Leinwand)Fiktion, zuminderst in Deutschland, was aber nicht bedeutet das die gezeigten kriegsähnlichen Zustände nicht doch Realität werden könnten. Immerhin wirkt das fast schon hilflose Verhalten der zahlreichen Politiker ziemlich real und zeigt aber auch auf erschreckende Weise eines: In Krisenzeiten ist in der Politik immer noch die eigene Nichtverantwortung für das Handeln das wichtigste und man ist von der eigenen Allwissenheit überzeugt, auch wenn die wissenschaftlichen Fakten eine andere Sprache sprechen. Genau diese Ambivalenz der Volksvertreter treibt Regisseur Sung-Soo Kim im letzten Abschnitt viel zu weit und lässt seinen epochal gedachten Showdown ziemlich unglaubwürdig erscheinen. Hier hat er sich zu sehr auf die Hollywood-Schiene begeben, was besonders ärgerlich ist, da die restlichen 100 Minuten durch eine sehr starke Inszenierung punkten. Anfangs sehr humorvoll und im Genre der Komödie angesiedelt entwickelt sich "Pandemie" immer stärker zu einem Thriller-Drama-Katastrophen-Film, der sich bewusst regelmäßig Auszeiten von der Action nimmt um auf die aktuelle Situation/Gefühlslage der Hauptfiguren einzugehen. Wer nach der gut gelungen deutsch-dänischen Serie "Sloburn" auf den Geschmack von der Entwicklung einer Pandemie (ohne Zombies) gekommen ist, sollte sich "Pandemie" definitiv ansehen

 

Der hauptsächlich aus Koreanern bestehende Cast zeigt fast durchweg eine ansprechende Leistung. Dabei darf man nicht vergessen das Filme aus diesem Raum immer etwas anders gespielt werden als bsp amerikanische oder deutsche Produktionen.

Im Mittelpunkt stehen die Virulogin Kim In-hae, deren Tochter Kim Mi-reu und der Rettungshelfer Kang Ji-goo die von zahlreichen Nebenfiguren (manche mit mehr, andere mit weniger Gewichtung) umgeben sind.

In-hae ist eine alleinerziehende Mutter der es sichtlich schwer fällt Ihren Beruf und die Kindererziehung unter einen Hut zu  bringen. Durch einen Unfall lernt Sie Ji-goo kennen, dem In-hae anfangs nicht traut und sich gar belästigt fühlt.

Mit zunehmender Dauer wird das Verhältnis immer besser und durch Ihre Sturheit rettet sie das Leben von Mi-reu und auch das aller anderern. Soo Ae spielt diese Rolle sehr facettenreich und auch überzeugend, besonders in den zahlreichen emotionalen Szenen.

Der sehr pflichtbewusste Rettungshelfer Ji-goo nimmt seinen Job ziemlich ernst und seine Hilfsbereitschaft artet mitunter in Übereifer aus. Obwohl er das Gegenteil behauptet ist er bis über beide Ohren in die Virulogin verliebt und beweist dies im Laufe der Geschichte immer wieder durch seinen mutigen Einsatz und seiner Bereitschaft sich für In-hae und ihre Tochter zu opfern. Dabei zeigt er des öfteren eine sehr humorvolle Seite, die sich besonders in entsprechenden Aussagen zeigt.

Der heimliche Star ist aber das Mädchen Min-ha, die mit Ihrer sympathischen Art nicht nur Ji-goo sondern auch den Zuschauer verzaubert. Neben einem sehr tollen Kinderlachen (was dem Film auch eine bodenständige Note verleiht) sorgen ihr zusehens schlechter werdender Zustand sowie die authentisch wirkenden Tränen für Bestürzung während des Films. Man hofft einfach nur das dieses unschuldige Kind nicht leiden muss und wieder gesund wird.

 

Den gezeigten Bildern sieht man immer wieder recht deutlich an, das diese Produktion aus dem Jahr 2013 stammt und entsprechend vorher abgedreht wurde. Die Bildqualität ist (sicherlich auch dem Budget geschuldet) nicht mit einer einigermaßen größeren Produktion im Jahre 2020 vergleichbar. Dabei soll das jetzt nicht als negativer Punkt gewertet werden, spielt doch sowas wie ein kleiner Nostalgiefaktor mit. Immerhin hat es "Pandemie" erst 7 Jahre nach dem ersten Kinostart nach Deutschland geschafft. Auch den Effekten sieht man das recht alte Produktionsjahr an, wobei hier eher die fehlenden finanziellen Mittel verantwortlich sind. Ansonsten bekommt man genretypische Bilder mit einer eher unruhigen Kamera zu sehen, die dem Zuschauer immer wieder eines vermitteln: hautnah dabei zu sein.

Das Szenenbild ist geprägt von einer typischen koreanischen Großstadt und im späteren Verlauf vorallem durch zerstörte Autos, brennende Häuser und Notunterkünfte. Hier hat man sehr detailiert gearbeitet um ein ziemlich echt wirkendes Umfeld zu zeigen.

 

Die Filmmusik ist geprägt von sehr aufbrausenden, spannungsgeladenen und wuchtigen Melodien, die einerseits die Verzweiflung der Menschen, die Hilflosigkeit der Behörden und auch den Mut einzelner Figuren betonen. Zudem sind einige Passagen mit emotionalen Tönen unterlegt, welche geschickt in die ansonst apokalyptisch gezeigte Welt integriert sind. Eine wiederkehrende Melodie erinnert stark an "Lux Aeterna" aus dem Psychothriller "Requiem for a Dream", nur eben etwas popiger.

 

Fazit: In vielen Momenten zeigt "Pandemie" sehr realistische Bilder, die besonders in Corona-Zeiten eine noch intensivere Wirkung erzielen. Auch im Film geht es um ein neuartiges Virus, das über Mund und Nase von Mensch zu Mensch übertragen werden kann. Neben zahlreichen Paralellen zur jetzigen Situation, was mit die größten Stärken sind, verliert sich Regisseur Sung-Soo Kim im letzten Drittel zu sehr auf seinem Weg zum Showdown, der leider viel zu übertrieben ausfällt.

 

Bewertung:

Genre: 7.5 von 10 Punkten

Gesamt: 7.5 von 10 Punkten

 

 

The Secret - Traue dich zu Träumen (Drama/Buchfilm)

 

 

Auf dem Selbsthilfebuch "The Secret - Das Geheimnis" der Autorin Rhonda Byrne basiert dieses (Liebes)Drama mit u.a. Katie Holmes in der Hauptrolle.

 

Als wäre der Tod ihres Mannes bei einem Flugzeugabsturz vor vielen Jahren nicht schon schlimm genug gewesen, geht danach im Leben der Mutter Miranda Wells (Katie Holmes) alles schief, was nur schieflaufen kann. Die fortan alleinerziehende Mutter dreier Kinder plagen finanzielle Sorgen und als bei einem Hurrikan auch noch ein Ast durch das Dach ihres Hauses stürzt, scheint es so, als hätte sich alles gegen sie verschworen. Doch zum Glück erscheint Bray Johnson (Josh Lucas) auf der Bildfläche und mit ihm hält auch das Glück wieder Einzug in Mirandas Leben. Doch woran liegt es eigentlich, dass Bray ihrem Leben eine neue Wendung gebracht hat? Liegt das an seiner positiven Lebenseinstellung? – Ursprünglich führte Bray ein geheimnisvoller Briefumschlag zu Miranda und ihrer Familie und der hat es ganz schön in sich....

 

Mit seinem neuesten Film liefert Regisseur Andy Tennant ein Werk, das auf dem 2006 erschienenen Esoterikwerk "The Secret-Das Geheimnis" von Rhonda Byrne basiert. Dabei ist die Filmgeschichte ziemlich seicht und driftet mit zunehmender Dauer immer mehr von einem reinen Drama zu einer Schnulze ab, die zum Glück nicht ganz so kitschig inszeniert ist wie man anfangs befürchtet hat. Über die getätigten Aussagen wie etwa das man nur positiv denken muss um sein Leben dauerhaft zu verbessern lässt sich definitiv streiten. Denn weder Glück noch Pech kann man sich erarbeiten oder in die Wiege gelegt bekommen. Wie schon beim 2019 erschienen "Breakthrough" sollte man sich nicht zu sehr auf die bewusst plumpen Aussagen im Sinne von "Glaube an den guten Gott und alles wird gut" einlassen. Wer das alles ausklammert bekommt einen netten und kurzweiligen Sommerliebesfilm mit bekannten Gesichtern in den Hauptrollen.

 

Trotz der recht dünnen Handlung in Verbindung mit seiner esoterischen Buchvorlage und den damit recht oberflächlichen Figuren kann der Cast überzeugen. Wahrscheinlich sahen es Katie Holmes und Co als besondere Herausforderung an dem Drehbuch einen persönlichen Stempel aufzudrücken.

Als verwitwete Mutter von 3 Kindern hat es Miranda nicht leicht. Sie jobt in einem Restaurant und ist finanziell nicht gerade auf Rosen gebettet. Das Haus in dem die Familie lebt ist baufällig sowie nicht ganz wasserdicht und wird beim Hurrikan stark beschädigt. Miranda hat mit Ihrem Boss Tucker eine Art Beziehung, wobei sie diesen gar nicht liebt. Zu Bray fühlt sie sich sofort hingezogen und es knistert gewaltig. Mit zunehmender Dauer muss sich Miranda entscheiden was Sie im Leben will. Holmes spielt diese Rolle mit vielen Emotionen, facettenreich und sehr überzeugend.

Fast schon wie ein guter  Engel, der zur richtigen Zeit bei Miranda erscheint, wirkt der attraktive Bray. Den wahren Grund warum er in das Leben der Mutter tritt behält er lange Zeit für sich, auch auf die Gefahr hin das seine Vergangenheit mit Miranda's toten Mann durch andere aufgedeckt wird. Seine hilfsbereite Art macht Ihn sehr sympathisch, seine positiven Gedanken und Ausssagen (die komischerweise zufällig zutreffen) sorgen bei den Kindern für Erstaunen während der mit gesunden Menschenverstand ausgestattete Filmzuschauer diese wohl als zuweit hergeholt betrachten wird.

Josh Lucas verkörpert seine Figur sehr authentisch, ruhig und auch glaubwürdig.

Die zahlreichen Nebenfiguren (u.a. Miranda's Kinder) fügen sich recht gut in die Liebesgeschichte ein und werden alle ansprechend gespielt.

 

Die Kameraarbeit von Andrew Dunns zeichnet sich durch eine ruhige Führung, optisch sehr ansprechenden Bildern der ländlichen Region von Mirandas Haus, und wirklich glaubhaften Hurrikanaufnahmen aus, die allesamt für einen tollen Look sorgen und zu keiner Zeit billig oder zu gewollt wirken. Das Küstenstädchen mit seinen vielen alten Holzhäusern versprüht einen beruhigenden und entschleunigenden Flair und lädt zum Entspannen ein. Insgesamt hat man das Gefühl in einer Edelschnulze gelandet zu sein, sofern man nur nach den Bildern geht.

 

Bei der Filmmusik handelt es sich um eine Mischung aus hoffnungsvollen, dramatischen und emotionalen Titeln. Jede Situation ist mit der passenden Melodie unterlegt, wobei sich diese nie zu sehr in den Vordergrund drängen und nur eine begleitende Funktion besitzen.

 

Fazit: Optisch sehr ansprechender Film dessen Geschichte leider nur 08/15 ist. Zudem vermittelt man den Eindruck das es im Leben nur darauf ankommt positiv zu denken um alles zu erreichen was man möchte, was aber jeder von uns besser weiß. Immerhin kann der Cast mit tollem Schauspiel überzeugen.

 

Bewertung:

Genre: 7 von 10 Punkten

Gesamt: 6 von 10 Punkten

 

 

Rapunzels Fluch - Sie will Rache (Horror/Thriller)

 

 

Einen Film mit sehr kleinem Budget zu drehen ist immer eine Herausforderung. Eine solche kleine und deutsche Produktion ist "Rapunzels Fluch", der als Direct-to-DVD bzw. als VoD veröffentlicht wurde.

 

Im düsteren Deutschland Ende des 17. Jahrhunderts treiben Dämonen ihr Unwesen. Einer hat von dem französischen Mädchen Rapunzel (Olivia Dean) Besitz ergriffen. Auf einem Schloss soll Pater Petrosinus (Charles Rettinghaus) ihr den Beelzebub austreiben, was nicht gelingt – das Mädchen stirbt, und der Dämon nistet sich im Schloss ein. Jahrhunderte später such eine Nachfahrin des Paters, Alina Grimm (Tabea Georgiamo) das Schloss auf. Sie will mit einigen Freunden ihren Abschlussfilm dort drehen. Doch aus den akademischen Ambitionen wird nichts: Rapunzel (bzw. der Dämon) ist nach über 300 Jahren auf Rache aus, und die Nacht wird zum Alptraum.

 

Deutsche Horrorfilme, besonders solche die es ins Kino geschafft haben, waren in den letzten Jahren eher Mangelware. Der 2018 erschienene "Heilstätten" war einer dieser wenigen Produktionen, der nebenbei bemerkt recht gut umgesetzt war, mit denen man das deutsche Publikum ins Kino locken konnte. Im Bereich der Niedrig-Budget-Streifen hat ja seit Jahren Blumhouse Pictures weltweit die Spitzenposition inne, deren Filme sich durch viel Kreativität auszeichnen. Nun gibt es also mit "Rapunzels Fluch" wieder eine kleine Low Budget Produktion aus Deutschland, die es allerdings nur auf Bluray/DVD oder VoD zu sehen gibt. Der Look kann sich sehen lassen, was auf jeden Fall die größte positive Überraschung ist. Auch am Einsatz der Darsteller und des Teams gibt es nichts zu bemängeln, ebenso wenig am gewählten Handlungsort, einer restaurierten Burg in abgelegener Lage. Das wars aber dann auch schon mit den positiven Punkten. Wer auf eine Horrorversion des bekannten Märchens hofft wird sehr schnell enttäuscht, gbt es doch kaum Parallelen zu diesem außer den Namen des Mädchens und am Ende den Turm. Während die Einstiegsszene mit dem Exorzismus im Keller noch ansprechend wirkt verliert sich die Handlung in den folgenden 70 Minuten in belanglosen Dialogen, kleinen und wenig gruseligen Schockmomenten und einer sich ewig erscheinenden Wanderung durch die nächtliche Burg. Den Dämon sieht man dabei recht selten und auch das Spannungsniveau ist kaum höher als eine Treppenstufe. Erst in den letzten 15 Minuten findet man sprichwörtlich den Schlüssel zum Horror-Genre und es fließt Blut. Auch bekommen fast alle Figuren einen tödlichen Abgang, wobei diese leider recht ideenlos wirken (passend zu den eh schon wenig einfallsreichen Charaktern)

Natürlich darf auch nackte Haut und eine Sexszene nicht fehlen, was den Film aber kaum aufwertet. Warum der Film aber ein FSK 18 bekommen hat ist mir immer noch ein Rätsel. Zwar gibt es schon blutige Momente, aber definitiv keine Szene welche es in einem der unzähligen Horrorfilme mit FSK 16 nicht auch zu sehen gibt. Somit wird etwas versprochen (ein knallharter Horror) was der Film niemals erfüllt.

 

Die allesamt sehr klischeehaften Figuren haben so gut wie keine Hintergrundgeschichte und wirken leider auch ziemlich austauschbar. Neben einer Streberin (Alina) gibt es einen Frauenheld (Leonard) oder eine arrogante Schauspielerin (Emily) zu sehen, die alle bekannten Vorurteile über sie erfüllen. Hier hätte man sich mehr Kreativität gewünscht, gibt es doch diese Art von Figuren in so ziemlich jedem kleinen Horrorfilm. So ist es auch kein Wunder das man zu keiner Figur auch nur ansatzweise eine tiefere Bindung aufbauen kann und möchte, es ist schlichtweg egal ob und wie jeder von Rapunzel getötet wird.

Den Schauspielern kann man deshalb kaum einen Vorwurf machen, zeigen doch alle trotz der schwachen Figurenbeschreibung eine ansehnliche Leistung und versuchen das Beste aus der Situation zu machen.

 

Obwohl es sich hier um einen Low Budget Streifen handelt kann die Kamera in den meisten Szenen mit tollen Bildern überzeugen. Besonders die Luftaufnahmen der Burg sind stark. Gegen Ende versucht man mit hektischen Bewegungen (als die verbliebenen Charaktere durch die Burg rennen um dem Dämon zu entkommen) so etwas wie Spannung zu generieren, was für das Genre ja typisch ist, hier aber kaum funktioniert, da die Bilder stellenweise zu ungenau werden.

Bei der Ausleuchtung der einzelnen Räume und Gänge zeigt das Team dagegen eine gute Arbeit und sorgt zuminderst für eine angespannte Atmosphäre, die aber zu selten wirklich Grusel versprüht. Dazu wirkt die Burg einfach nicht authentisch genug, bzw ist in einem zu perfekten Zustand. Bei einer Mittelalterszene gibt es zudem einen Logikfehler: Straßenlaternen wie Sie im Burghof stehen gab es zur damaligen Zeit noch gar nicht.

Make-up und Kostüme sind solide und passen ganz gut zum Rest.

 

Die Filmmusik ist geprägt von typischen Horrorklängen wie knischenden Türen, Geistergeheule und beklemmenden Melodien. Immerhin in passender Lautstärke und geschickt integriert begleitet sie die Handlung und untermalt mit entsprechendem Sound die gezeigten Bilder. Die gruselige Grundstimmung gelingt der Musik noch am ehesten bzw deutlich besser als dem Szenenbild

 

Fazit: Ein deutscher Indie-Horror dem man die Leidenschaft der Macher und des Casts anmerkt einen Film mit wenig Bugdet umzusetzen. Leider überzeugt weder das Drehbuch noch der Gruselfaktor. Neben sehr klischeehaften Figuren gibt es 75 Minuten lang keine richtige Handlung und viel Leerlauf. Nur am Ende wird "Rapunzels Fluch" dem Horrorgenre in Ansätzen gerecht. Ziemlich schade, hatte auf einen feinen Gruselschocker gehofft 

 

Bewertung:

Genre: 4 von 10 Punkten

Gesamt: 4 von 10 Punkten

 

 

The Witch next Door (Horror)

 

 

Für einige Zeit während der Corona-Schließung schien es so als würde "The Witch next Door" über mehrere Wochen Platz 1 der US-Kinocharts belegen. Mittlerweile hat sich herausgestellt das "Trolls 2: World Tour" die Nase vorne hatte. Dennoch lohnt sich ein Blick in diesen Indie-Horrorfilm allemal.

 

Ben (John-Paul Howard) soll über den Sommer bei seinem Vater Liam (Jamison Jones) wohnen und dort am örtlichen Yachthafen mitanpacken, um die kürzliche Trennung seiner Eltern zu verarbeiten. Nach und nach merkt Ben, dass im Haus der Nachbarn seines Vaters etwas Merkwürdiges vor sich geht: Seit Nachbarsmutter Abbie (Zarah Mahler) einen Hirsch angefahren hat, scheint sie von einer bösartigen Hexe besessen zu sein...

 

Eine Zeit lang hatte dieser Indie-Horror einen neuen Kassenrekord für die USA inne: mehr als 5 Wochen am Stück auf Platz 1 der US-Kinocharts. Man muss natürlich dazu sagen, das "The Witch next Door" während der Kinoschließung in diversen Autokinos lief und Sony Pictures andere Sorgen hatte um das Box Office seines "Trolls: World Tour" zu melden. So bleibt der Rekord nur ein Luftschloss, wobei sich die Regiearbeit der Pierce Brothers aber auf jeden Fall lohnt gesehen zu werden. Schon mit der Einstiegsszene, die Ende der 80er Jahre spielt und gleich mal schön schaurig inszeniert worden ist, zeigt dieser Horrofilm welchen Look der Zuschauer für die nächsten knapp 95 Minuten zu erwarten hat. Einen erstaunlich frischen 80er Jahre Look, und das obwohl die Handlung in der heutigen Zeit angesiedelt ist. Die beiden Brüder bedienen sich immer wieder verschiedenster Subgenres der Filmgeschichte und sorgen somit für einen schönen und durchaus ansprechenden Hexen-Schocker. Dabei wird die genaue Herkunft des Bösen nicht weiter vertieft, nur soviel wird verraten: Sie kommt aus dem Wald, lebt unter einem Wurzelstock und hinterlässt ein spezielles Zeichen an Bäumen, Haustüren usw. Zudem wird angedeutet das sich die Handlung in verschiedenen Zeitebenen abspielt, was zum Ende hin mehr oder weniger plausibel aufgedeckt wird. Dabei geht es gar nicht so sehr darum groß und ausführlich alles zu erklären, sondern mit Tempo und geradliniger Erzählung die Geschichte zu beenden. Zum Schluss bekommt der Zuschauer noch den Beweis das es die Hexe erneut geschafft hat zu überleben, ein weiteres Stilelement früherer Filme um jene einerseits offen und doch abgeschlossen beenden.

 

Schauspielerisch gibt es hier sicherlich keine oscarreifen Leistungen zu erwarten, was aber nicht ganz so schlimm ist. Hauptdarsteller John-Paul Howard alias Ben macht einen soliden Job, wobei er aber nicht in allen Belangen überzeugen kann. Seine Angst und den Schrecken verkörpert er authentisch, während er als rebellischer und Schmerzmittelsüchtiger Tablettendieb (er ist in ein Haus eingebrochen um Tabletten zu klauen und hat sich dabei den Arm gebrochen) fast schon lächerlich rüber kommt. Diese Eigenschaften passen einfach nicht zu der Art und Weise wie Howard seine Figur spielt. Vielleicht spielt hier auch die Optik des Teenagers eine Rolle, der einfach zu gesund und vital aussieht als das er ein Drogenproblem hat.

Der optisch sehr gelungenen Hexe (erinnert vom Aussehen und der Haltung stark an Gollum aus der "Herr der Ringe" Reihe) nimmt man ihren perfiden Plan in jeder Sekunde ab. Sie ist dürstig nach Kinderfleisch und manipuliert deren Eltern und Umgebung. In den Körpern der beiden Frauen macht sie eine überzeugende Figur und am Ende gelingt es dem Feuertod zu entrinnen und einen neue Wirtin zu finden. Dabei überlistet Sie Ben mit einer Kunststoffblume, die er zum Abschied von Mallory bekommt, da echte Blumen in Ihrer Gegenwart verwelken.

Die zahlreichen Nebendarsteller spielen die ihnen zugewiesenen Figuren (egal ob Ben's Vater, die Bootsverleihmitarbeiterin Malloy oder das Nachbarehepaar) recht ordentlich und helfen das "The Witch next Door" keine One-Man-One-Woman-Show bleibt.

 

Obwohl "The Witch next Door" in der heutigen Zeit spielt versprüht er einen tollen 80er Jahre Look, der niemals altbacken oder verstaubt rüber kommt. Seien es die ländlich gelegen Holzhäuser, deren Optik oder die vielen detailreichen Szenen (wie etwa die Party der Jugendlichen), alles erinnert an eine längst vergangene Zeit. Zusammen mit den natürlich zu sehenden Jumpscares sowie verschiedenen Subgenres spürt man, dass die beiden Regisseure genrefilmbegeistert sind und sich zahlreiche Horror-Klassiker zum Vorbild genommen haben. Die Kamera zeichnet sich durch tolle Aufnahmen der exzellent designten Hexe aus, die schon in der Einstiegsszene für mächtig Grusel sorgt. Ihre Fähigkeit sich Körper von anderen Lebewesen (egal ob ein Hirsch oder Menschen) anzueignen wird erfrischend gruselig dargestellt, obwohl das Stilmittel schon in unzähligen Filmen verwendet wurde. Mit ungenauen und verwackelten Bildern (meist im Wald) baut man ein unheimliches Feeling auf, da man als Zuschauer das Gefühl hat hautnah dabei zu sein.

 

Die Musik ist geprägt von einer Mischung aus 80er Jahre Sound (Wo der Film im Grunde beginnt) und erstaunlich effektiven genretypischen Klängen. Zusammen gelingt es eine spannungsgeladene Atmosphäre zu kreieren, die zudem auch ziemlich düster und geheimnisvoll ist. Leider ist die Filmmusik besonders dann zu laut, wenn die Handlung am spannendsten ist, während die Lautstärke ansonsten angenehm ist. Dieses übertrieben laute Getöse nimmt der Szene den Gruselfaktor.

 

Fazit: Ein solider Indie-Horror, der sich immer wieder aus Genreelementen der 80er Jahre bedient. Dabei erfindet er das Genre nicht neu, kann aber mit Geradlinigkeit und einem tollen Cast überzeugen. Die böse Hexe mal in einem etwas anderem Gewand zu sehen hat Spaß gemacht.

 

Bewertung:

Genre: 7 von 10 Punkten

Gesamt: 7 von 10 Punkten