Filme August bis Oktober 2022

Schweigend steht der Wald (Drama/Mystery/Krimi)

 

Als Anja (Henriette Confurius) acht Jahre alt war, ist ihr Vater spurlos verschwunden. Inzwischen ist viel passiert und sie kehrt als Praktikantin der Forstwirtschaft ausgerechnet in das Waldgebiet zurück, in dem ihr Vater zuletzt gesehen wurde. Kurz nachdem sie wieder in ihrer alten Heimat angekommen ist, versetzt ein Selbstmord den Ort in Unruhe. Alle glauben, dass der Tod in Zusammenhang mit dem Verschwinden von Anjas Vater steht. Als als die Forstpraktikantin im Boden des Waldes auf Unregelmäßigkeiten stößt, die weitere Hinweise auf Schuld und Verdrängung liefern, löst das eine Katastrophe aus...

 

 

 

Mit Ihrem Langfilmdebüt entführt Regisseurin Saralisa Volm das Publikum nicht nur zeitlich (die Handlung spielt 1999) sondern auch atmosphärisch in die düsteren Wälder der nördlichen Oberpfalz. Nach dem gleichnamigen Roman von Wolfram Fleischhauer (der das Drehbuch verfasst hat) erzählt "Schweigend steht der Wald" eine optisch düstere und inhaltlich mysteriöse Story über das kollektive Schweigen einer ganzen Gesellschaft im Bezug auf schwere Straftaten welche mehrere Jahrzehnte zurückliegen.

 

Zwar enthüllt Volm relativ früh was es mit dem Verschwinden von Anja's Vater auf sich hat, dennoch hat die Regisseurin noch ein Ass im Ärmel und lässt das Publikum mit einem durchaus interessanten Nebenstrang, der zunehmend in den Fokus rückt, gebannt an der Leinwand kleben. Stets begleitet von einem betörendem Sound können die dunklen Wälder mit nebelbelegten Böden ihre volle Wirkung entfalten womit "Schweigend steht der Wald" atmosphärisch einschlägt wie eine Bombe. Gerade mit welcher Intensität die in der Regel trotzdem leise Musik dem Geschehen eine ungemein prägende Tiefe verleiht ist nicht selbstverständlich. Der Grad zwischen perfekt und zu drüber ist so schmal das man leicht davon abfallen kann.

 

Inwieweit sich der Spielfilm an den Roman hält kann ich nicht beurteilen aber inszenatorisch macht Volm bei Ihrem Debüt vieles ziemlich gut. Sanfte Übergänge beim Szenenwechsel und die fokussierte, manchmal auch intime oder von oben nach unten filmende Kamera sind zwar keine Neuheiten im Genre werden aber bei richtiger Anwendung zum Schlüsselelement auf der technischen Seite. Hier und da eingestreute Nahaufnahmen der Natur, etwa Regenwürmer im Boden oder Brennesselpflanzen schärfen den Sinn für Details, auf die Volm großen Wert legt.

 

Während in ein oder zwei Einstellungen die Autos etwas zu modern wirken überzeugt der feinfühlig sowie dezent aufspielende Cast, sogar mit passendem Dialekt sprechend. Henriette Confurius als Hauptfigur Anja ist vorallem deshalb eine wunderbare Besetzung da es die 31-jährige schafft Ihrem Charakter sowohl Neugier, Willensstärke und Selbstbewusstsein als auch Verletzlichkeit spielend leicht drüber zu stülpen. Dabei fällt Sie meistens nie mit lautstarkem Schreien oder Gestikulieren sondern vielmehr durch dezentes Spiel der jeweiligen Eigenschaft auf.

 

Reichlich Spielzeit hilft hier natürlich ungemein wodurch den restlichen Figuren vielleicht nicht jene Aufmerksamkeit geschenkt wird welche diese aufgrund des ebenfalls tollen Schauspiels verdient hätten. Insgesamt bleiben die zurückhaltenden Figuren positiv im Gedächtnis, zumal man damit auch ein wenig den Charakter des Oberpfälzers/der Oberpfälzerin sehr gut wiederspiegelt. Dazu passen natürlich auch die Drehorte rund um Weiden i. d. Opf. mit denen Volm ein durchweg authentisches Bild dieser absolut wunderbaren Gegend zeichnet.

 

Dank des ruhigen Tempos bleibt genügend Zeit alles aufzusaugen während der Wald einfach nur still dasteht und seine Geheimnisse bewahrt. Das trotz der mörderischen Geschichte ein "Märchenwald" entstehen soll mag skurril klingen, dennoch haben die mysteriösen und düsteren Kulissen genau dieses Potenzial dafür. Schließlich spielen viele Märchen in dunklen, unwegsamen und tiefschwarzen Wäldern, wobei uns Anja erklärt welch (wahre) Geschichte etwa hinter "Hänsel und Gretel" steckt. Von der bösen Hexe und den armen Kindern bleibt dabei quasi nichts mehr übrig.

 

Fazit: Betörend, faszinierend, stark gespielt und optisch wie atmosphärisch düster; Das Langfilmdebüt von Saralisa Volm "Schweigend steht der Wald" ist ein Mystery-Drama welches die dunklen Ecken der Oberpfalz perfekt einfängt.

 

Bewertung:

Genre: 7.5 von 10 Punkten

Gesamt: 7.5 von 10 Punkten

 

Aphasie (Drama)

 

Nach 15 Jahren treffen sich die Zwillinge Cosmo (André Lewski) und Carmen (Sandra Tirre) in ihrem ehemaligen, abgelegenen Familienanwesen wieder. Während die Therapeutin Carmen die gemeinsamen Kindheitstraumata aufarbeiten will, verweigert sich ihr Bruder und bringt stattdessen seine neue Freundin Marie (Hannah Prasse) mit.
Als Carmen die beiden heimlich bei einem unbefriedigenden Sex-Versuch beobachtet, schlägt sie Marie eine Paartherapie vor. Aus der Unfähigkeit offen miteinander zu sprechen – und zusätzlich befeuert vom mysteriösen, neuen Hausbewohner Heins (Heiko Pinkowski) – entfesselt sich zwischen den Dreien eine fatale Dynamik, durch die mehr und mehr Hüllen fallen und längst vernarbte Wunden schmerzhaft aufbrechen.

 

Mit seinem gefeierten Kurzfilm "O" der bei Filmfestivals einige Preise abräumen konnte folgt nun das Spielfilmdebüt von Dominik Balkow. Sein atmosphärisches Drama "Aphasie" ist ein künstlerisches Werk über Beziehungen, Kindheitstraumata und Bewältigung von Trauer. Wie schon bei "O" wird der Zuschauer recht schnell in den Sog menschlicher Gefühlswelten jenseits der rosaroten Brille gezogen, gipfelnd in einer absolut provokanten Szene sowie einer ungemein hüllenlosen Ästhetik. Nacktheit in dieser teils sehr künstlerischen Form wird gerne und voreilig als "Sex sells" abgestempelt was Balkow hier keinesfalls im Sinn hatte. Vielmehr sollen die Momente ohne Kleider als radikale Form der Befreiung von festgefahrenen Problemen dienen, womit der Filmemacher genau auf den Punkt kommt.

 

Als sehr ruhiger Film mit phasenweise mitschwingender Musik (in der Tonalität erinnert das an ein düsteres Märchen) lebt das Drama von dieser sich entwickelnden Eigendynamik der drei Hauptfiguren welche zunehmend in sinnlicher Erotik und schwerzhaften Wunden endet. Karge, schlichte Kulissen (ein ehemaliger Bahnhof) wird bestimmt von anfänglichen Grautönen welche sich im Verlauf in Richtung relativ warmer Farben mit viel orange entwickeln. Ausstattungstechnisch hält sich "Aphasie" sehr zurück und lässt seine Handlung im spartanisch gehaltenen Gebäude (einzig das Kunstzimmer besitzt eine umfangreiche Möblierung) spielen, welches zudem Verfallscharakter besitzt. Daher hat es wohl budgettechnisch auch nicht für eine STIHL-Kettensäge gereicht mit der Heins sein Brennholz schneidet. Natürlich scherzhaft gemeint (Als Motorsägenkenner musste dieser bitterböse Hinweis kommen)

 

Das atmosphärisch dichte Kammerspiel besticht mit langen Szenensequenzen, einem leichten Hippietouch und dezent-zurückhaltend spielenden Darstellern während manche Dialoge aufgrund der großen Räume leicht nachhallen. Der Abstieg in die menschliche Psyche fällt aufgrund einiger Horror- und Mysteryelemente verdammt leicht weshalb "Aphasie" zu keinem Zeitpunkt Friede, Freude, Eierkuchen vermitteln will. Vielmehr soll die fast schon kalte und abstoßende Gefühlslage mit Depressionszügen beim Publikum nachdenkliche sowie selbstreflektierende Gedanken auslösen. Wie schnell frisst man im eigenen Leben Beziehungsprobleme hinunter, wie schwer fällt es uns tatsächlich darüber offen und ehrlich mit dem Partner/der Familie zu sprechen?

 

Im Fokus stets die jeweils intensiven Beziehungsprobleme der einzelnen Charaktere auf verschiedenen Ebenen. So haben etwa Cosmo und Marie augenscheinlich nichts mehr gemeinsam und der Sex ist für beide ziemlich unbefriedigend. Auf der anderen Seite hat der junge Mann nie seine Beziehung zum mittlerweile verstorben, strengen und mitunter auch bösartigen Vater überwunden. Carmen hingegen versucht als Therapeutin beiden zu helfen und entdeckt dabei für sich selbst das einiges im Argen liegt.

Es muss zwangsläufig zu einer sich immer schneller drehenden Spirale kommen, in der die drei Charaktere zusammen mit dem Publikum tiefer und tiefer in eine dunkle Welt gezogen werden.

 

Manchmal intim nah, dann wieder auf Abstand gefilmt beweist die Kamera das nötige Feingefühl für die Thematik. Dabei spielt "Aphasie" eigentlich an warmen wie sonnigen Tagen, die Wiesen sind sattgrün und die Örtlichkeiten besitzen trotz Verfallserscheinungen eine Prise Romantik. Diese absolut krassen Gegensätze zum düsteren Film sorgen dafür dass sich Gefühle und Intimitäten ungemein hochschaukeln können. Der inzestuöse Kuss zwischen den Zwillingen erfährt durch die Blumenwiese eine schreckliche Provokation während jener Moment als Marie und Heins nackt ein Gemälde im lichtdurchfluteten Künstlerraum "malen" der Gipfel sinnlicher Erotik darstellt.

 

Fazit: So alltäglich wie abgrundtief Beziehungen auf allen Ebenen sein können, das Spielfilmdebüt "Aphasie" von Dominik Balkow gewährt finstere wie atmosphärisch düstere Einblicke in eine Gefühlswelt welche meistens so nie nach außen getragen wird.

 

Bewertung:

Genre: 7.5 von 10 Punkten

Gesamt: 7.5 von 10 Punkten

 

Pink Rabbit (Horror/Fantasy)

 

Der tägliche Heimweg von Martha (Zetkin Yikilmis) nach der Arbeit wird regelmäßig zum Albtraum als eine Gestalt im Stil eines rosa Kaninchens die Mutter zu einem blutigen Spiel zwingt. Dort muss Sie 3 Runden in jeweils verschiedenen Zeitebenen bestehen, immer unter Achtung der einzigen drei Regeln. Wird es Martha gelingen jede Herausforderung zu bestehen um abends wie versprochen am Bett Ihres Sohnes sein zu können?

 

 

 

 

 

 

Ein rosa Kaninchen als Leiter eines blutigen Spiels, eine verzweifelte Mutter und ein Horrormärchen mit Elementen aus Alice im Wunderland. Die deutsche Independentproduktion "Pink Rabbit" von Zetkin Yikilmis ist ein durchaus interessanter wie wilder Genremix aus Fantasy, Drama, Horror und Psychothriller dessen kleines Budget sicherlich auffällt während das kleine Team vieles mit Liebe zum Detail aufwerten kann. Mit Ihrer dritten Regiearbeit beweist die Brandenburgerin was alles möglich ist wenn man der Kreativität freien Lauf lässt um ein durchaus düsteres Thema auch mal gewissermaßen unterhaltsam in Szene zu setzen.

 

Komplett in Englisch (deutsche Untertitel wären evtl eine feine Sache) begleitet man Martha bei einem Art Spiel durch verschiedene Settings wobei selbst am Ende nicht wirklich klar ist ob es sich um bunte Fantasie oder die Abgründe einer psychisch fertigen Frau handelt. Erste Etappe ist eine typische Landhütte im Jahr 1866 wo zwei Kannibalen fette Beute wittern und Martha der Natur opfern wollen. Kain und sein zeimlich verrückter Sohn Caleb (dessen Pelzmütze mit Hörnern sehr schräg aussieht) sind einfache Jäger und als Vater-Sohn-Gespann recht unterhaltsam anzusehen.

 

Fast schon als eine Art Episodenfilm aufgebaut wechselt die Kulisse danach in ein verspieltes wie vollgepacktes Kinder- oder Puppenzimmer, bei dem die Wände mit Laken verhangen sind. Darin eine Hexe mit Zukunftskugel sowie eine sprechende Katze. Man merkt zu diesem frühen Zeitpunkt wie sehr die Filmemacherin auf Details und liebevoll gestaltete Filmkulissen setzt während das verrückte rosa Hoppeltier immer wieder im Bild auftaucht um Martha an die Regeln zu erinnern. Der Wechsel in einen Buchenwald leitet die finale Filmhälfte ein, die sich größtenteils in einem alles andere als klassischen Verhörraum abspielen wird. Stets bleibt der Märchencharakter erhalten und die ohnehin im positiven Sinne schräge Handlung nimmt keineswegs für sich in Anspruch besonders realitätsnah an die Protaginisten heranzugehen.

 

Etwas schade sind die teils nicht stimmigen Lippenbewegungen mit der Aussprache der dazugehörigen Dialoge wodurch deutlich auffällt das "Pink Rabbit" nachsynchronisiert wurde. Insgesamt fallen beim Ton hier und da kleinere Schwächen auf, immer wieder scheint es so als würde ein Nachhallen den Filmgenuss stören. Im Anbetracht der finanziellen Voraussetzungen sollte man jedoch keinen Vergleich mit Produktionen im niedrigen Millionen Dollar Bereich ziehen, die ohnehin in der Regel ein eigenes Team für jeden Bereich haben. Yikilmis und Ihr Mann (als Kameramann tätig) holen wirklich das Optimum heraus und lassen "Pink Rabbit" definitiv wie keine Amateurproduktion wirken.

 

 

Interessant ist hingegen wie Yikilmis mit Humor umgeht und diesen ziemlich frech einbaut (etwa die Szene mit Paypal), aber auch die Comicszenen relativ zu Beginn und am Ende machen Spaß. Parallelen zu Genrekrachern wie "Donnie Darko" sind zweifelsfrei nicht zu übersehen und lassen erahnen in welche Richtung die Filmemacherin evtl. zukünft unterwegs sein wird. Obwohl der Zuschauer durch einen intelligenten Twist meint auf der richtigen Spur zu sein scheint Zetkin Yikilmis mit Ihrer Geschichte doch einen anderen Weg einschlagen zu wollen, einen der Fantasy und Realität clever vermischen kann.

 

Roland Ionas Bialke als rosa Hoppeltier (Das Kostüm ist ja mal echt der Hammer; simpel aber verdammt passend und witzig gestaltet) erinnert mit seinem übertriebenen Overacting samt weit aufgerissenen Augen an Nicolas Cage in seiner Hochphase während die regelmäßig eingebrachte pinke Beleuchtung Züge von "Mandy" besitzt. Trotz Minibudget stimmen die Effekte, die schauspielerischen Darbietungen sind grundsolide wie die Kameraarbeit. Gerade wie sich das Aufnahmegerät von Dominic Yikilmis auf die Charaktere fokussiert lässt den Zuschauer in die Handlung eintauchen. Dabei nutzt der Kameramann die liebevollen Kulissen noch nicht mal vollends aus bzw. stellt diese gerne mal in die zweite Reihe um Martha zeigen zu können. Insgesamt relativ düster gehalten passt die Ausleuchtung in allermeisten Szenen erstaunlich gut, manchmal ist das Colorgrading jedoch etwas zu penetrant aufgetragen. 

 

Stellenweise besitzt "Pink Rabbit" jedoch ein paar Längen und wirkt dann etwas ermüdend in seinen Dialogen. Besonders der Part im Verhörraum ist deutlich zu umfangreich geraten und hätte einer Kürzung nicht im Wege stehen dürfen. Es ist sicherlich jedes mal ein Balanceakt wenn man mit wenig Aufwand eine angemessen temporeiche Handlung erzählen will, weshalb ich Regisseurin Yikilmis für Ihren gewählten Weg und den Aufbau auf jeden Fall Respekt zolle.

 

Fazit: Deutsches Independent-Horrorkino mit einem wilden Ritt durch verschiedene Zeitebenen und einem an Nicolas Cage erinnernden rosa Killerhasen der absolut verrückte Momente fabriziert.

 

Bewertung:

Genre: 7 von 10 Punkten

Gesamt: 7 von 10 Punkten

 

Smile - Siehst Du es auch? (Horror/Thriller)

 

Die Psychiaterin Dr. Rose Cotter (Sosie Bacon) musste den grausamen Selbstmord ihrer Patientin mitansehen. Als wäre diese Tatsache allein nicht schon traumatisierend genug, erlebt die junge Frau nach diesem Ereignis immer wieder unheimliche Dinge, die sich einfach nicht erklären lassen. Überall sieht sie plötzlich Menschen, die sie mit einem ganz und gar angsteinflößenden Lächeln anschauen. Niemand außer ihr scheint dieses Phänomen sonst zu bemerken. Verfällt Rose langsam dem Wahnsinn Bei ihren Nachforschungen stößt die Psychiaterin auf weitere Opfer, die fast alle nicht mehr als eine Woche überlebt haben, nachdem sie das Grinsen gesehen haben. Die Uhr läuft immer stärker gegen Rose...

 

 

Das Horrorgenre hatte 2022 mit Ausnahme von "The Innocents" bisher wenig gutes Material zu bieten. Mit "Smile" bekommen wir jedoch eine Perle des Psycho-Horror-Thrillers welche nicht nur schaurig-gruselig daherkommt sondern zudem ein interessantes wie cleveres Drehbuch aufweist. Man spielt mit den Spätfolgen von psychischen Belastungen während der Kindheit wie auch dem zunehmenden Wahn bei Menschen die glauben von einer unsichtbaren Macht verfolgt zu werden. Durchweg in packender aber auch beklemmend-unangenehner Atmosphäre getaucht spielt "Smile" mit geschickt platzierten Jumpscares, welche einem in fast allen Fällen erschrecken sowie zusammenzucken lassen.

 

Angenehm sparsam dosiert soll die eigentliche Story im Fokus stehen, bei der Hauptfigur Rose immer tiefer in eine psychische Instabilität fällt während die junge Frau verzweifelt nach Antworten und einer Lösung sucht. Dazu sollte noch erwähnt werden mit welch knackigem Gewaltlevel in "Smile" agiert wird, was darin besteht mit kurzen aber teils blutigen Schockmomenten das Publikum zu entsetzen um danach sofort den Fokus wieder auf die Handlung zu werfen. In dieser stellen sich nur kurze Längen ein, besonders das erste Drittel zieht sich punktuell ein wenig. Mit ohnehin fast 2 Stunden Laufzeit nimmt sich Parker Finn reichlich Zeit um aus seiner Handlung und den Figuren das Bestmögliche herauszuholen.

 

Sicherlich wird hier mit allzu bekannten Stilmitteln, wie etwa dunkle Räume/Ecken/Gänge oder das Filmen aus entsprechenden Blickwinkeln, gearbeitet doch "Smile" weiß daraus die maximale Effektivität zu generieren ohne plump oder billig zu wirken. Daher verwundert es auch nicht wirklich dass dieser Psycho-Horror-Wahnsinn eine ungemein intensive Wirkung entfallten kann, auf die man sich als Zuschauer relativ zügig einlassen kann bzw. muss. Das Spiel mit menschlichen Urängsten und Verzweiflung gelingt nahezu perfekt was vorallem an der herausragenden Leistung von Hauptdarstellerin Sosie Bacon liegt, der es beängstigend authentisch gelingt Ihre Figur mit allen nötigen Eigenschaften auszufüllen.

 

Dagegen kommt der restliche (und zum Glück überschaubare) Cast trotz ebenfalls sehr soliden Darbietungen nicht an, was aber nur geringfügig ins Gewicht fällt. Allgemein lässt sich feststellen das Drehbuchautor und Regisseur Parker Finn mit geringem Aufwand sowie wohldosiert seinen Figuren (allenvoran natürlich Rose) ausreichend Backround und Charaktereigenschaften mit auf den Weg gibt womit das Publikum problemlos etwas anfangen kann.

 

Rein optisch wagt Finn keinerlei Experimente und setzt auf vielfach bewährte Kulissen wie etwa das fast verfallene Elternhaus von Rose und Holly oder das moderne Wohnhaus der Protagonistin; beide übrigens mehr oder weniger sehr abgelegen. Spannend ist hier jedoch die Arbeit von Rose als Psychaterin in einer Notfallklinik, weshalb die Story eine ungemein stärkere Kompaktheit gewinnt. Ebenfalls wenig überraschend gestaltet sich das Szenenbild sowie die Kameraarbeit welche jeweils im Rahmen unzähliger Genrevertreter ausfallen, jedoch immer wieder mit tollen Einstellungen positiv im Gedächtnis bleiben. Zuletzt sollte der absolut passende aber keinesfalls außergewöhnliche Soundtrack erwähnt werden, dessen Sounddesign neben bekannten Tönen auch atmosphärisch nützliche Melodien benutzt.

 

Fazit: Parker Finn inszeniert einen der besten Horrorfilme der jüngeren Vergangenheit und liefert mit "Smile" einen wahnsinnig intensiven wie atmosphärischen Psycho-Horror mit cleverem Drehbuch sowie einer phänomenal spielenden Sosie Bacon.

 

Bewertung:

Genre: 8.5 von 10 Punkten

Gesamt: 8 von 10 Punkten

 

Dinner für Acht (Thriller/Drama/Komödie)

 

Die Freunde Sophie, Arian, Lizzy, Markus, Georg und Caro sind eine eingeschworene Clique, die sich jeden Freitag zum gemeinsamen Essen trifft. Dabei reden sie über Gott und die Welt, philosophieren und lassen es sich bei feinstem Essen und Trinken gut gehen. Die Harmonie schlägt jedoch schnell um, als bei Tisch ein heiß diskutiertes Thema aufkommt: Inwieweit werden wir von unseren smarten elektronischen Geräten überwacht? Ist es wirklich so, dass Amazons Alexa ständig mithört, was in der Umgebung gesprochen wird? Oder ist das nur ein Gerücht? Die Freunde wollen es genau wissen und schmieden einen Plan ...

 

 

 

Genrekino aus Österreich das sich beim im deutschsprachigen Raum sehr erfolgreichen "Das Perfekte Dinner" etwas abguckt um daraus eine durchaus interessante und bessere Geschichte zu erzählen? Genau das ist der Genremix "Dinner für Acht" von Bernhard Ratka, der neben reichlich Thriller zum Hauptgang als Dessert ein Beziehungsdrama darstellt während der Aperitif als Komödie serviert wird. Garniert mit einem Hauch Geselschaftskritik (wovon es sicherlich mehr hätte sein dürfen) haben wir hier einen kleinen Genrefilm mit vielen Nachwuchsdarstellern die sichtlich Spaß am Set hatten. Zwar sind die Figuren/Paare nicht frei von Klischees und trotz der durchaus erkennbaren Charakterunterschiede den Tick zu generisch geschrieben worden aber insgesamt doch mit Charme gespielt.

 

Werden wir nun von digitalen Sprachassistenten abgehört? Nun, das erfährt der Zuschauer wenn er "Dinner für Acht" bis zum Ende aufmerksam verfolgt. Es bleibt aber nicht aus anzumerken das es der Story punktuell an einer klaren Struktur fehlt und sich die Handlung manchmal ein wenig wirr anfühlt. Gesellschaftliche Streitthemen sowie sozialkritische Aspekte haben hier ihren Platz und werden auch in einer erstaunlich sachlichen Diskussionskultur ausgelebt, mir persönlich aber in zu geringem Ausmaß. Natürlich ist es schwierig den Grad zwischen Unterhaltung und ernsthaftem Film zu finden weshalb dieser Aspekt als objektiver Punkt zu sehen sein sollte.

Rein optisch und von der Kameraarbeit her gefällt der Look mit seiner Kulisse des eher abgelegenen aber edlen Anwesens, das rein von der technischen Ausstattung her keine wünsche offen lässt. Die Wertigkeit der Aufnahmen ist durchweg ein absoluter Pluspunkt und neben dem sympathischen Cast unbedingt nenneswert.

 

Besonders Katharina Scheuba (übrigens außerdem noch als Ärztin tätig) verzaubert mit Ihrem sympathischen und offenen Lächeln das Publikum und ist durchaus der dominante Charakter, zumal es hauptsächlich um die Beziehung Ihrer Figur geht. Aber auch die restlichen noch relativ unbekannten Gesichter könnten überzeugen, wobei es hier und da ein bisschen an Screentime fehlte. Dass vielseitige Talente in den Schauspielern schlummern beweist nicht zuletzt Nina Hafner, die neben Ihrer quirligen Art (mit Hang zu leicht verrückt, aber im positiven Sinne) zudem sängerische Fähigkeiten besitzt. Zusammen mit Komponist Ratka hat die 20-jährige den Titelsong eingesungen. Insgesamt bleibt festzuhalten das sämtliche Charaktere trotz nicht immer glücklichen Voraussetzungen was die Figurenzeichnung betrifft authentisch genug rüber kommen und wir hier schauspielerisches Können erleben dürfen.

 

Gegen Mitte des Films wird der weitere Verlauf relativ offensichtlich in einem augenscheinlich unbedeutenden Moment offenbart womit man sich zu früh ein mögliches Finale ausmalen kann. So kann der entscheidende Twist nicht 100%ig zünden wenngleich quasi im Anschluss die nächste Überraschung wartet. Übrigens wird die Deutung des Filmtitel ganz am Ende mit einem zum Schmunzeln einladenden Zeitungsartikel offenbart. Gerade zwischen den Filmminuten 45 und 70 fallen die Dialoge zu lange aus und driften immer wieder in etwas zu langweilige Gespräche ab anstatt in wortgewandten oder argumentativen Diskussionen zu enden. Das tempramentvolle sowie laute Streitgespräch von Sophie und Arian ist dabei der große Lichtblick wovon der Thriller noch 2-3 benötigt hätte. Im Vergleich zum deutschen "Das perfekte Dinner" haben wir hier zuminderst Punkte zum Anecken und ein richtiges Dinner bei dem die Figuren essen.

 

Der von Tobias Alexander Ratka (war bereits bei Stefan Müller/Loom Movies für die Musik verantwortlich) komponierte Soundtrack passt sich stets der gerade zugrunde liegenden Atmosphäre an, ist aber punktuell etwas zu drüber und damit dominant. Dadurch nimmt der Score dem Geschehen das Zepter aus der Hand und ist eher ein akustischer Störfaktor. Gerade der ausufernde Streit von Arian und Sophie wird hier seiner eigentlichen Wirkung beraubt. Gerne hätte ich auch den rockigen und flotten Titelsong "Escape your Sight" nicht nur im Abspann sondern in der Handlung selbst gehört, da mir dessen Aufbau, Inhalt sowie Nina Hafner's Stimme sehr zusagen und ich finde das der Track dort unter Wert verkauft wird. Schließlich verlassen viele Zuschauer mit Einsetzen der Credits den Kinosaal und verpassen somit das musikalisch eingängige Werk. Nicht zu vergessen an dieser Stelle ist der Einsatz von Ludwig van Beethoven's Neunte Sinfonie (Freude schöner Gotterfunken), passend zum Geschehen natürlich.

 

Trotz kleiner Schwächen ein sehenswerter Film der rumprobiert und schlichtweg das bessere und glaubhaftere Dinner darstellt. Regisseur Bernhard Ratka macht zweifelsohne vieles richtig bei seiner Inszenierung und kann winzige Unsauberkeiten im Drehbuch (das ansonsten aufgrund der Grundidee gefällt und sich vom Einheitsbrei abhebt) von Ruth Kopinitsch geschickt und raffiniert überspielen. Schade ist jedoch die Tatsache, dass "Dinner für Acht" fast gänzlich ohne österreichischen Dialekt auskommt (hin und wieder bricht dieser bei den Darstellern durch) der dem Genremix noch einen Funken Authenzität verliehen hätte. Zudem sind die Wortlaute in unserem Nachbarland schlichtweg angenehm anzuhören und dem bayerischen sehr ähnlich (hier spricht wohl meine Herkunft aus Bayern aus mir). In Österreich lief der Film Ende April in den Kinos, ein Start in Deutschland ist aktuell für den Herbst 2022 geplant

 

Gesehen habe ich "Dinner für Acht" im Rahmen eines Presse-Sichtungslink, der mir freundlicherweise von Regisseur Bernhard Ratka zur Verfügung gestellt wurde. Vielen Dank an dieser Stelle dafür

 

Fazit: Schmackhafte, unterhaltsame Genrekost aus Österreich mit frischen Gesichtern, die vieles ausprobiert und dabei nicht vergisst gesellschaftliche Probleme anzusprechen.

 

Bewertung:

Genre: 7 von 10 Punkten

Gesamt: 7 von 10 Punkten

 

Chase (Thriller/Action)

 

Will (Gerard Butler) und seine Frau Lisa (Jaimie Alexander) stecken mitten in einer handfesten Ehekrise, weshalb die beiden gemeinsam auf dem Weg zu Lisas Eltern sind. Wills Frau braucht Abstand und will die nächste Zeit bei ihnen verbringen, um einen klaren Kopf zu bekommen. Als das Paar an einer Tankstelle Rast macht, ist Lisa auf einmal spurlos verschwunden. Will gerät in Panik, weshalb er die Polizei alarmiert, die aber aufgrund mangelnder Spuren keine Anzeichen auf ein Verbrechen sieht. Schließlich gerät sogar Will selbst unter Verdacht. Nun sieht er sich gezwungen, die Dinge selbst zu regeln und organisiert die Überwachungsaufnahmen der Tankstelle. Zu seiner Überraschung ist dort ein Mann zu sehen, der Lisa anspricht. Was folgt, ist ein Rennen gegen die Zeit, bei der Will seine Frau lebend wiederfinden will, während er für die Polizei noch immer der Hauptverdächtige ist ...

 

Liam Neeson schießt...ach halt es ist ja Gerald Butler. Der neueste Action-Thriller der "Has Fallen" Reihe ist am Ende nichts weiter als ein weiteres Werk des Briten, dass sich keines von den anderen abheben kann oder will. Zu generisch, zu planbar, zu vorhersehbar und irgendwie auch zu spannungsarm kommt "Chase" daher weshalb die kurzweilige Unterhaltung der einzig wirklich nennenswerte Pluspunkt neben der wie immer soliden schauspielerischen Leistung von Butler. Erwartungshaltungsmanagement lautet das Zauberwort um am Ende nicht gänzlich enttäuscht sagen zu können: Wieso fühlt sich jeder Gerald Butler Film an wie der vorherige? So ganz wird man das Gefühl nicht als als würde der Brite Liam Neeson nacheifern, der ja seit Jahren auch nichts sonderlich Neues bringt.

 

Passenderweise darf die Handlung den ein oder anderen gravierenden Logikfehler aufweisen (u.a. kann Will perfekt mit einer Knarre umgehen obwohl er eigentlich in Immobilien macht; woher kommt das Brecheisen im Auto?) die zum Finale hin nur noch Kopfschütteln hervor rufen. Besonders der finale Punkt das der Detective nicht gegen Butler ermittelt und Ihm dessen Selbstjustiz durchgehen lässt zeigt wie unfassbar unlogisch diese Handlung ist, obwohl es zu Beginn durchaus anständig los geht.

Quasi genretypisch entwickelt sich eine Hetzjagd durch das ländliche Amerika (wo jeder jeden kennt) um seltsamerweise in einem Drogenlabor-Camp zu enden. Hier gibt es anscheinend nur eine handvoll Typen mit Schusswaffen obwohl der Jahresumsatz anhand der erkennbaren Menge im Millionenbereich liegen sollte.

 

Ebenfalls typisch für Butler-Filme sind die phasenweise unzähligen Cuts mit denen man an sich langweiligen Szenen mehr Charakter geben will. Das Gegenteil ist der Fall, es nervt einfach nur wie oft die Kamera hier den Blickwinkel wechselt. Immer wieder wirkt der Thriller musikalisch massiv überladen womit künstlich Atmosphäre aufgebaut bzw. aufgebauscht werden soll. Recht viel mehr Mühe gibt sich Drehbuchautor Marc Frydman beim Thema "Figurencharakterisierung" auch nicht, wenngleich die regelmäßig eingeblendeten Rückblenden zur Ehe von Will und Lisa beiden immerhin eine halbwegs plausible Vorgeschichte samt wenigen Charakterzügen verleihen. Gänzlich blass und völlig frei von Ausstrahlung ist Detective Patterson (Russell Hornsby), dessen wenige Auftritte keinerlei bleibenden Eindruck hinterlassen. Mensch was wäre hier nur drin gewesen wenn der Cop charismatische Szenen abliefern hätte dürfen.

 

Letztendlich kann man sich "Chase" als Butler-Fan im Kino ansehen, die Erwartungen sollten aber auf ein Minimum gesenkt werden. Und wie so oft ist Gerald Butler am Ende der große Held und Retter wodurch die attraktive Frau weiterleben darf während alle Probleme vom nun einsetzenden Regen fortgewaschen werden. Jeder liebt doch solche Happy Ends, nicht wahr?

 

Fazit: Gerald Butler wandelt auf den Spuren von Liam Neeson und liefert den nächsten wenig kreativen Action-Thriller seiner Karriere ab, der neben einigen Logiklöchern und überladenem Soundtrack inhaltlich wenig Neues zu bieten hat.

 

Bewertung:

Genre: 5 von 10 Punkten

Gesamt: 5 von 10 Punkten

 

 

Nope (Horror/Sci-Fi)

 

Außerhalb von Los Angeles, im trockenen und weitläufigen Santa Clarita Valley, leben die Geschwister OJ (Daniel Kaluuya) und Emerald Haywood (Keke Palmer). Sie betreiben eine Pferderanch, die sie von ihrem Vater, dem legendären Pferdetrainer Otis Haywood Sr. (Keith David) geerbt haben, der bei einem unerklärlichen "Metallregen" ums Leben kam. OJ und Emerald beginnen auf ihrer riesigen Ranch unerklärliche Phänomene zu beobachten – unheimliche Geräusche, plötzliche Stromausfälle und mysteriöse Wetterphänomene. Als OJ eine fliegende Untertasse über der Farm ausmacht, wollen sie die Ereignisse mit der Kamera festhalten. Die Lage eskaliert, als die Geschwister die fachkundige Hilfe von Angel Torres (Brandon Perea), einem Angestellten des Elektronikgeschäfts Fry's, und dem Regisseur Antlers Holst (Michael Wincott) in Anspruch nehmen. Von nun an überschreiten OJ und Emerald einen Punkt, an dem es kein Zurück mehr gibt ...

 

Mit "Get Out" und "Wir" hat Jordan Peele dem Horrorgenre in den letzten Jahren eine ungemein ausdrucksstarke Frische verliehen weshalb der Drehbuchautor und Regisseur zu den aktuell größten Vertreter seiner Zunft gehört. Nun ist mit "Nope" (erneut ein sehr kurzer Titel) das neue Werk da und viele fragen sich nun: ist das noch Horror oder schon Science-Fiction? So genau lässt sich der knapp über 2 Stunden lange Film in keines der beiden Genres schubladenmäßig einordnen, zumal Peele von überall her mit diversen Stilmitteln arbeitet. Erneut stehen schwarze Darsteller im Fokus während es der Regisseur wieder einmal exzellent versteht punktuell gesellschaftskritische Aspekte geschickt einzubauen ohne das man danach etwa groß die Rassismuskeule schwingt.

 

Die Liebe zur Perfektion was Bildsprache, Effekte, Inszenierung und Sound betrifft spührt das Publikum in jedem Moment wodurch es von kleineren Schwächen im Drehbuch problemlos abgelenkt wird. Anders als bei den vorherrigen Werken verliert sich die Handlung zusehens in einem Wirrwarr aus gestochen scharfen Bildern und aufwirbelnden Sand obwohl das Alientier dabei verdammt geil aussieht. Anfangs die klassische Untertasse entfaltet sich der Jäger zu einer XXXXXL-Qualle vor den wunderbaren Kulissen des amerikanischen Hinterlandes.

 

Neben vielen anderen mehr oder weniger großen Punkten erkennt man hier wie sehr sich Peele vor den Filmemachern vergangener Jahrzehnte verneigt um ganz nebenbei phasenweise einen Western auf die Leinwand zu zaubern. Daran erinnern nämlich die kargen Hügel, eine beliebte Westernstadt inmitten der Wüste und natürlich die zahlreichen Pferde. Fehlen eigentlich nur noch Cowboys und Indianer oder? Allzu sehr ins Klischee wollte Peele dann wohl doch nicht absteigen und verpasst seinem Genremix viel lieber reichlich Humor und Momente zum Schmunzeln.

 

Auch Szenen mit skurrilem Inhalt schaffen es in den Film wie etwa gleich der Eröffnungsakt mit dem Affen (mehr sei an dieser Stelle nicht verraten) womit Jordan Peele vorallem eines im Sinne führt: seine Zuschauer zu überraschen. Dachte man nach den Trailern die Handlung sei schon zu umfangreich gespoilert worden wird jeder im Kino zum Glück eines Besseren belehrt, da sich der Ausflug ins Sci-Fi Genre als völlig anders darstellt als ursprünglich angenommen. Dazu passen auch erneut interessant geschriebene, durchaus spannende Charaktere und ein stark spielender Cast. So richtig werden die Motive der einzelnen Figuren lange Zeit nicht offenbart während der Zuschauer innerlich versucht mit jedem Charakter etwas anfangen zu können.

 

Fazit: Jordan Peele kehrt mit einem bildgewaltigen Genremix zurück ins Kino und liefert mit "Nope" einen Film ab, der genauso unberechenbar und überraschend ist wie seine vorherrigen Werke während es inhaltlich an der ein oder anderen Stelle happert.

 

Bewertung:

Genre: 7.5 von 10 Punkten

Gesamt: 7.5 von 10 Punkten

 

Bullet Proof (Action/Thriller)

 

Ein kleiner Gauner (James Clayton) beschließt, den Drogenbaron Temple (Vinnie Jones) auszurauben. Zunächst wird der Plan ohne Probleme umgesetzt, doch mit der Zeit wird die Situation immer komplizierter. Auf seiner Flucht stiehlt er ein Auto, in dem er bald einen blinden Passagier entdeckt - die schwangere Frau des Bosses, den er gerade ausgeraubt hat. Es stellt sich heraus, dass Mia (Lina Lecompte) um jeden Preis von ihrem Mann weglaufen will. Der Dieb fährt sie widerwillig zum Motel, von wo aus jemand sie abholen und ihr helfen soll, das Land zu verlassen. Als sich das Motel als Falle entpuppt, müssen der Dieb und Mia nicht nur vor der Bande ihres Mannes fliehen, sondern auch vor einem mysteriösen Mann, einem perfekten Menschenjäger, der als "The Frenchman" (Janvier Katabarwa) bekannt ist.

 

 

Ein namenloser Dieb klaut einem Drogenbaron einen Batzen Geld und wird unfreiwillig zum Fluchthelfer bzw. Entführer. Natürlich handelt es sich um dessen schwangere Frau wodurch es zwangsläufig zum Showdown kommen muss. Allein die kurze Inhaltsangabe reicht um zu erahnen welch generischer Action-Thriller "Bullet Proof" sein muss, der die ohnehin niedrigen Erwartungen dann nochmals massiv unterbietet. Spannung oder gar ein Fetzen einer Wendung sind genauso nicht vorhanden wie interessante Figuren. Egal welcher Charakter, niemand besitzt den Hauch von Tiefe und jeder ist maximal austauschbar.

 

Ja, es geht sogar soweit das einem jede Figur und deren Schicksal egal ist während eine Bindung schlichtweg nicht möglich ist. Wie auch, werden Mia und Co. einfach so ins Geschehen geworfen und erhalten keinerlei Backroundstory. Und warum lässt sich eine so attraktive Frau wie die Kolumbianerin auch mit jemanden wie Temple ein, wodurch der Zuschauer allein hier schon mit ansehen muss wie unglaubwürdig das ganze Konstrukt in Wahrheit ist. Das die Dialoge zudem wie die einer Theatergruppe aus der ersten Klasse wirken muss wohl nicht gesondert erwähnt werden, oder? Sämtliche Versuche Witz oder gar Humor einzubringen misslingen auf ganzer Linie und machen den Film nur noch dämlicher als er ohnehin schon ist. Als letztes sollte erwähnt werden auf welch niedrigem Niveau der Cast hier performt und keineswegs in Erinnerung bleiben wird.

 

Funktioniert wenigstens die Action? Leider schafft es "Bullet Proof" auch hier fast auf ganzer Linie zu versagen und bietet schlechte Choreographien und ein Schnittgewitter samt maximal unruhiger Kamera zum Kopfschütteln. Passenderweise will Regisseur und Hauptdarsteller James Clayton seine uninspirierte und langweilige Handlung mit voll aufgedrehter Musik übertönen womit er selbst die Hardcorefans verschrecken wird. Ein B-Movie der untersten Kategorie (Effekte sind grausam anzusehen) der so vorhersehbar ist wie das Amen am Ende eines jeden Gebets. Einzig positiver Aspekt sind die authentischen Kulissen wie etwa der XXL-Schrottplatz oder das angefuckte Motel sowie der faszinierende Flugplatz mit den vielen ausgeschlachteten Fliegern.

 

Wenn sich 80 Minuten wie 2 Stunden anfühlen und man froh ist dem Elend entfliehen zu können sagt das wohl alles aus. Solche Werke erwartet man bei Amazon Prime während der 0,99 Euro Aktion oder im Nachtprogramm von Tele 5 aber nicht im Kino.

 

Von Lionsgate (hier als weltweiter Vertrieb) ist man allein schon wegen John Wick so viel Besseres gewohnt womit sich die Frage auftut wer hier wo beim Einkauf der Filme gepennt bzw. versagt hat.

 

Fazit: Was sich James Clayton bei seinem Actionfilm "Bullet Proof" gedacht hat ist sein Geheimnis, aber das finale Werk ist ermüdend langweilig, vorhersehbar, schlecht gespielt und schlichtweg ein absolut mieser B-Movie.

 

Bewertung:

Genre: 2.5 von 10 Punkten

Gesamt: 1.5 von 10 Punkten

 

Der Gesang der Flusskrebse (Drama/Thriller)

 

Kya (Daisy Edgar-Jones) wurde im Alter von sechs Jahren von ihrer Familie verlassen und wird in den rauen Sumpfgebieten von North Carolina erwachsen. Jahrelang hielten sich hartnäckige Gerüchte über das „Marsch-Mädchen“ in Barkley Cove und isolierten die scharfsinnige und widerstandsfähige Kya von ihrer Gemeinde. Doch angezogen von zwei jungen Männern aus der Stadt, öffnet sich Kya schließlich einer neuen und verblüffenden Welt. Doch als Chase Andrews (Harris Dickinson) tot aufgefunden wird, gerät die schüchterne Kya schnell ins Visier der Ermittlungen. Während sich der Fall entwickelt, wird das Urteil darüber, was tatsächlich passiert ist, immer unklarer und droht die vielen Geheimnisse zu enthüllen, die im Sumpf lagen...

 

 

Die Buchvorlage von Delia Owens gilt als weltweiter Bestseller und erfreut sich eines gewissen Hypes. Kein Wunder also das Hollywood das Phänomen aufgreift um daraus einen Film zu machen. Regisseurin Olivia Newman adaptiert den Roman für die Leinwand und macht daraus eine absolut sehenswerte Mischung aus Coming-of-Age Story, Romanze/Romantik, Drama, Thriller und Naturdoku. Muss man das Buch kennen um das Werk zu lieben? Nein, da es Newman schafft Bilder zu generieren welche völlig losgelöst von der literarischen Vorlage funktionieren. Glaubt man den ersten Stimmen dann sollte "Der Gesang der Flusskrebse" auch den Lesern von Owens Roman zusagen, bleibt das Drama doch recht nah an der Grundstory dran.

 

Alleine schon wie detail- und umfangreich sich Olivia Newman der Vorgeschichte von Kya widmet verdient allerhöchste Anerkennung. Aus dem Off erzählte die junge Frau Ihr Leben als Kind im Sumpf, dass mit 6 Jahren auf sich alleine gestellt war während der Rest der Familie nach und nach die Marsh verlassen hat. Schon hier klingeln erste gesellschaftskritische Töne an, welche im weiteren Verlauf eine immer stärkere Rolle einnehmen. Vielleicht auch ein Spiegelbild er damaligen Denkweise, der Film spielt in den 50er und 60er Jahren, regt die Handlung schon während des Filmschauens zum Nachdenken an und lässt mit der richtigen Tonalität erahnen wie schwer das Erwachsenwerden von Kya gewesen sein musste unter all diesen Umständen.


Mit etwas über 2 Stunden Laufzeit den Tick zu lang geraten (gerade das Finale zieht sich ellenlang hin) und punktuell unnötig kitschig sowie freizügig (hier hätte es gerne dezenter sein dürfen) gibt es lediglich zwei nennenswerte Kritikpunkte während die Inszenierung vor den Sumpfgebieten von North Carolina durch ihre facettenreiche Gefühlslagen begeistern kann. Olivia Newman gelingt es nur bedingt einen perfekten Schlusspunkt Ihrer ansonsten gefühlvollen Inszenierung zu finden. Nicht nur die tollen Landschaften (welche eine zentrale Rolle spielen) kommen unerwartet präsent zur Geltung sondern vorallem (und viel wichtiger) gesellschaftskritische Themen wie etwa Gewalt gegen Frauen oder Einsamkeit durch die Verstoßung einer unaufgeklärten Bevölkerung. Darf man es tolerieren wenn junge Männer Frauen wie Kya für Ihre Lust/Befriedigung einfach so benutzen um diese dann wie Dreck zu behandeln? Steht das gesellschaftliche Ansehen über der Liebe (wobei Chase und Kya nie wirklich ein harmonisches Paar sind)? Und was bedeutet es für ein menschliches Individuum wenn man von der Gemeinschaft ausgeschlossen sowie verstoßen aufwachsen muss?

 

Gewissermaßen ist der Film auch die tragische Geschichte einer jungen Frau, bei der schon in der Kindheit vieles falsch lief und die nun zum Spielball geworden ist. Vor dem Hintergrund wie die junge Kya damit umgeht, auch das emotionale Auf und Ab, ist es erstaunlich wie zeitgemäß dieses Werk geworden ist, obwohl der Handlungsstrang vor 60 Jahren spielt. Als Zuschauer durchlebt man alle Höhen und Tiefen ähnlich intensiv wie die Hauptfigur womit "Der Gesang der Flusskrebse" (die Tierchen sind während der Laufzeit quasi nie zu sehen und dienen wohl als metaphorisches Element) zu einem ungemein berührenden, aufwühlenden sowie emotionalen Drama explodiert.

 

Während der gesamte Cast schlichtweg wunderbar spielt kann vorallem Daisy Edgar-Jones als Kya überzeugen und drückt dem Werk zweifelsohne Ihren Stempel auf. Wahnsinnig facettenreich im Ausdruck und Sprache ist die naturliebende Frau der Anker- sowie Bezugspunkt des Publikums, deren Schicksal jeden zutiefst berühren wird. Man darf gespannt sein wie der Weg der jungen Darstellerin aus England weiter gehen wird, die hier ein absolut überzeugendes Statement im Bezug auf feinfühliges Schauspiel in einem Charakterdrama setzt.

 

Fazit: Auch wenn man die Romanvorlage nicht kennt ist "Der Gesang der Flusskrebse" ein ungemein authentisches, wunderbar gefilmtes und dank Daisy Edgar-Jones auch herausragend gespieltes Drama, dass lediglich etwas zu lang geraten ist.

 

Bewertung:

Genre: 8.5 von 10 Punkten

Gesamt: 8 von 10 Punkten

 

After Forever (Drama/Romanze)

Kurzreview

 

Tessa Young (Josephine Langford) und Hardin Scott (Hero Fiennes-Tiffin) haben in ihrer Beziehung schon viele Höhen und Tiefen erlebt, doch das macht ihre Verbindung nur umso stärker. Aber sie haben sich verändert: Tessa ist lange nicht mehr das süße, naive Mädchen, das gerade am College angefangen hat und auch Hardins raue Schale bröckelt. Wenn sie eines über die Jahre gelernt haben, dann, dass sie gar nicht so unterschiedlich sind, wie sie anfangs dachten. Doch die Vergangenheit holt Hardin ein und zwingt ihn dazu, sich von Tessa zu distanzieren. Nachdem er ein Familiengeheimnis aufgedeckt hat, verfällt er in alte Muster und stößt jeden weg, der ihm wichtig ist, sogar den wichtigsten Menschen in seinem Leben. Dabei war Tessa es, die es immer geschafft hat, ihm den Halt zu geben, den er so dringend brauchte...

 

Die Bücher von Anna Todd sind weltweite Bestseller und haben Millionen Menschen begeistert. Somit mussten diese verfilmt werden, was nun in 4 Filmen für die Leinwände dieser Welt seinen Zenit zweifelsohne überschritten hat.

Wie tief kann eine Teenie-Romanze noch sinken um endlich zu enden? Mit Teil 4 der After-Reihe verabschieden sich Hardin und Tessa endgültig von Romantik und zärtlichen Momenten. Und es ist wirklich so: hast du einen "After" gesehen kennst du alle. Dass es bei den Besucherzahlen nach ersten Trends massiv nach unten gehen wird liegt nicht allein nur an Corona oder den weltweiten Konflikten sondern vielmehr am rapiden Qualitätseinbruch dieser immer gleich ablaufenden toxischen Liebesbeziehung von Tessa und Hardin.

 

Das Schema wird gnadenlos durchgezogen und besteht ausschließlich aus Drama mit anschließendem Versöhnungssex (wobei dieser sogar noch harmloser und kühler ausfällt als es ohnehin schon der Fall war). So vorhersehbar, unlogisch und seltendämlich wie in "After Forever" war es lange nicht mehr und das Elend geht sogar noch eine Runde weiter (wie bei Harry Potter wurde das Finale geteilt) und dürfte somit weiter an Zuspruch bei allen Hardcorefans verlieren. Es ist schon bedenklich wenn etwa Hardin und Tessa sich erst Ihre tiefste Liebe schwören (inkl Sex in einem BMW i8, was völlig absurd erscheint) um keine 3 Minuten später von Trennung sprechen. Zudem sagt der junge Mann etwa 3x so oft "es tut mir leid" anstatt "ich liebe dich" und der emotionalste Moment ist jener als er seinen nicht leiblichen Vater umarmt.

 

Hinzu kommen teils ziemlich dämliche Dialoge sowie eine durchweg belanglose Handlung ohne Knistern oder gar freuriger Leidenschaft.  Auch schauspielerisch erreicht "After Forever" einen Tiefpunkt während das Geschehen zwischen London und New York pendelt. Hero Fiennes Tiffin schaut wie immer betröppelt drein, verzeiht kaum eine Miene und wirkt extrem lustlos während Josephine Langford zuminderst bemüht ist Ihre Leidenschaftslosigkeit durch brave Mädchenblicke wegzukaschieren.

Vieles wirkt einfach nur gestellt und konstruiert obwohl der Roman sicherlich mehr spontane Emotionen hergegeben hätte. So ist die nur am Rande angeschnittene Beziehung von Landon das einzig authentisch-romantische Geschehen innerhalb von "After Forever"

 

Optisch ganz solide ist es tatsächlich der Soundtrack der am meisten positive Aspekte setzen kann, weil er eben nicht auf Kitsch setzt. Absolut genretypische Bilder, Blickwinkel und Einstellungen sind wahrlich keine besonderen Pluspunkte, da man all das bereits kennt und somit auch als Mindeststandard erwarten durfte.

 

Fazit: Spätestens jetzt hätte die verfilmte "After-Reihe" enden müssen, da diese den Zenit weit überschritten hat und zu einem generischen, langweiligen und total lieblosen Wechsel von Drama und absolut seichter Erotik verkommen ist. Und dann wird das Finale einfach gesplittet wodurch uns eine weitere Fortsetzung blüht.

 

Bewertung:

Genre: 3 von 10 Punkten

Gesamt: 1.5 von 10 Punkten

 

Beast (Thriller/Action)

Kurzreview

 

Dr. Nate Daniels (Idris Elba) kehrt nach Südafrika zurück. Hier hat er seine Frau kennengelernt, die nun verstorben ist. Nun möchte er mit seinen beiden Töchtern einen lange geplanten Urlaub wahr machen und ihnen wieder näher kommen. Also fährt er mit ihnen in das Naturschutzgebiet, das von seinem alten Freund Martin Battles (Sharlto Copley) betrieben wird. Doch was als erholsamer Urlaub und Reise in die Vergangenheit geplant war, entpuppt sich als Albtraum, als ein rachsüchtiger Löwe beschließt, die Familie zu jagen. Geprägt von traumatischen Erlebnissen mit Wilderern, ist jeder Mensch eine Bedrohung für das verstörte Tier und somit ein Ziel, das es zu eliminieren gilt. Doch sein Jagdverhalten gleicht keinem normalen Tier. Schafft die junge Familie es, sich in Sicherheit zu bringen?

 

Survival-Thriller mit wilden Tieren als Tötungsmaschinen haben durchaus eine nennenswerte Fangemeinde und sind seit Steven Spielbergs "Der weiße Hai" im Mainstream angekommen. Egal welches Raubtier sich Hollywood heraussucht, stets haben solche Filme einen faden Beigeschmack, zumal den Zuschauern hier gerne ein völlig falsches Bild jener Spezies zeigen. Auch das neueste Werk "Beast" mit Hollywood-Star Idris Elba ist keine Ausnahme und lässt den Eindruck entstehen das Löwen Bestien sind (wenngleich das ursprüngliche "Motiv" sich an Wilderen zu rächen nobel ist) und Menschen grundlos töten, was ohnehin der Natur widerspricht da Tiere nur zur Nahrungsaufnahme bewusst töten. Zwar hält der Thriller auch ein Ruddel "lieber Löwen" parat (die wohl wirklich authentisch handeln) doch den negativen Beigeschmack bekommt man hiermit nicht gänzlich aus der Welt geschafft.

 

Nach gutem Beginn, welcher geprägt wird von herausragenden Naturaufnahmen sowie dem langsamen Aufbau von Spannung und Atmosphäre, lässt "Beast" im weiteren Verlauf leider stetig nach und verliert sich dabei in generischer Genreaction mit teils sehr unlogischen Abläufen. Damit wird das Geschehen auch zusehens vorhersehbarer während die Charaktere, besonders die beiden Mädchen, mit seltsamen sowie wenig rationellem Verhalten auffallen. Auf der anderen Seite gefallen die starken Tieranimationen und eine erstaunlich ruhige Kamera welche durch stetigen Perspektivenwechsel immer neue Blickwinkel offenbart. Etwas zu oberflächige Figuren, der wenig konsequent durchgezogene sozialpolitische Ansatz und durchschnittliche Darbietungen der Darsteller sollten noch erwähnt werden.

 

Letztendlich bleibt ein Survival-Thriller vor wunderbaren Kulissen, ein fast schon tollwütiger Löwe mit Amokgefahr sowie die Erkenntnis dass dieses Genre nicht tot zu bekommen scheint, trotz offensichtlicher Falschinformationen bezüglich der Natur des Löwen.

 

Fazit: Guter Beginn, stetig abnehmende Qualität sowie Idris Elba als Löwenbezwinger unter der südafrikanischen Sonne; Der Thriller ist solides Popcornkino welches es verpasst etwas kritischer auf einige angeschnittene Themen einzugehen.

 

Bewertung:

Genre: 5 von 10 Punkten

Gesamt: 5 von 10 Punkten

 

 

Freibad (Komödie)

 

Wenn verschiedene Kulturen aufeinandertreffen, bleiben Spannungen und Diskussionen nicht aus. In Kombination mit der brütenden Hitze und steigenden Temperaturen eines Jahrhundertsommers können dabei schnell gesellschaftliche Flächenbrände entstehen, die kaum noch unter Kontrolle zu halten sind. Eine Gruppe deutscher Frauen, angeführt von Eva (Andrea Sawatzki), sieht sich mit dieser Situation konfrontiert, als im örtlichen Frauenfreibad die Religionen und Kulturen der deutschen und türkischen Besucherinnen für Zündstoff sorgen. Während sich die eine Seite belästigt fühlt und die andere Seite Angst vor Verdrängung hat, bringt eine weitere Gruppe arabischer Frauen rund um Yasemin (Nilam Farooq) das Fass zum Überlaufen, als sie mit Burkinis baden gehen wollen. Neben dem Ringen um kulturelle Akzeptanz steht aber auch Bademeister Nils (Samuel Schneider) im Fokus der Frauen. Als einziger Mann im Freibad ist er zweifellos das Objekt der Begierde aller weiblichen Badegäste, die nach einem kleinen Abenteuer Ausschau halten.

 

Da dachte man nach "JGA" und "Jagdsaison" hätte die deutsche Mainstream-Komödie den Tiefpunkt an Peinlichkeit sowie fehlendem Niveau erreicht als mit "Freibad" der Beweis kommt wie gravierend unterirdisch der deutsche Film sein kann. Diese Entwicklung ist absolut bedenklich und schockierend zugleich, während sich die Frage auftut wohin die Reise noch gehen wird. Soll der neue Standard eine absolut humorlose, unwitzige, sexistische sowie rassistische Darstellung von belanglosen wie zusammenhanglosen Handlungsteilen sein? Wenn das gewollt ist, dann gute Nacht deutscher Film.

 

Glauben die Köpfe an der Spitze von Förderanstalten und Studios wirklich das niveauloser Schrott ohne Tiefgang genau das ist was die Deutschen sehen wollen? Halten sie unseren Anspruch für so unterirdisch? Nebenbei zeigt diese "Komödie" leider eindrucksvoll was hierzulande bei der Filmförderung massiv schief läuft. Kleinere Filme (mit oft tollen Drehbüchern und Regisseuren) kommen dabei in der Regel zu kurz oder werden gar nicht gefördert womit ein erheblicher Teil oft gar nicht verwirklicht werden kann.

 

Zurück zum Film: während es durchweg allen Figuren an Charaktertiefe, Charisma sowie Empathie fehlt rennen die Darsteller um die offenkundig mit Ihren Brüsten herumwedelnde Andrea Sawatzki wie aufgescheuchte Hühner umher und wirken wie Hormongesteuerte Primaten. Hinzu zeigt der Film von Doris Dörrie ein erschreckend bedenkliches Bild der deutschen Polizei, bei der alle Männer sexistisch veranlagt sind und beim Anblick junger Frauen das sabbern beginnen. Auch scheut sich "Freibad" nicht mit Beleidigungen übergewichtiger Menschen und stellt dies als Element von Humor dar. Wenn man während den knapp 100 Minuten nicht einmal lachen oder gar schmunzeln kann dann handelt es sich schlichtweg um einen Film der alles falsch machen kann was es nur zum falsch machen gibt.

 

Widerwertig, wie auch das offenkundige Lustigmachen über andere Kulturen und die absichtlich fingierten Streitigkeiten unter den Frauen. Gibts es auch positive Aspekte? Ja, aber lediglich der angenehm unterhaltsame Soundtrack. Schon traurig, nicht wahr?

Nicht mal den Darstellern kann man etwa abgewinnen, da diese wie Fremdkörper wirken (vor dem Hintergrund was für tolle Filme Sawatzki oder Farooq schon in Ihrer Vita stehen haben) und nie so richtig mit den Charakteren eins werden.

 

Fazit: Anscheinend geht es qualitativ noch schlechter als etwa bei "JGA" oder "Jagdsaison"; mit "Freibad" erlebt der deutsche Film einen neuen Tiefschlag voller Niveaulosigkeit und Sexismus.

 

Bewertung:

Genre: 2 von 10 Punkten

Gesamt: 1 von 10 Punkten

 

Hive (Drama)

 

 

 

Seit dem Krieg im Kosovo ist Fahrijes (Yllka Gashi) Ehemann wie vom Erdboden verschwunden. Um sich finanziell über Wasser zu halten und für ihre Kinder zu sorgen, gründet sie ein kleines Unternehmen. Doch die patriarchalische Gesellschaft ist noch nicht bereit für eine Geschäftsfrau und unterstützt Fahrije nicht. Es entwickelt sich ein Kampf gegen Windmühlen und die junge Mutter steht bald vor einer schweren Entscheidung.

 

 

 

 

 

Der Krieg im Kosovo ist zwar schon einige Jahre her doch die Aufarbeitung dauert noch an bzw. wird noch Jahre in Anspruch nehmen. Viele Tausend Menschen gelten selbst 2022 noch als vermisst wodurch die Hinterbliebenen keinerlei Gewissheit haben was mit Ihren Männern/Söhnen/Töchter/Kinder passiert ist. Vor diesem Hintergrund spielt das auf wahren Begebenheiten basierende Drama "Hive" von Blerta Basholli und begleitet dabei die Geschäftsfrau Fahrijes beim Aufbau der eigenen Firma im Nachkriegs-Kosovo. Weil die Imkerei kaum noch etwas einbringt gründen die Witwen einfach ein Unternehmen und stellen Ajwar her, der im örtlichen Supermarkt verkauft wird.

 

Was im modernen Europa ganz normal wirkt ist im ehemaligen Krisengebiet ein Unding da die patriachalische Gesellschaft keine Geschäftsfrauen dulden, gar Gewalt anwenden (bishin zum Versuch der Vergewaltigung). "Hive" zeichnet ein äußerst authentisches Bild dieser Zeit und bündelt dies in eher tristen, farblosen (bzw. verblasten Farben) sowie kühlen Bildern der einfachsten Umständen wie die Menschen im Kosovo leben. Der Kontrast von wunderschöner (und vom Krieg erholter) Natur zu den simplen Häusern mit technischen Mängeln könnte kaum größer sein während über allem die Angst schwebt das eines Tages die Nachricht vom Leichenfund des Mannes kommt.

 

Das mit 84 Minuten eher kurze Drama ist von seiner Tonalität ein ruhiger und leiser Film, besitzt jedoch eine umso lautere Message welche leider nicht vollständig ausgearbeitet worden ist. Vieles bleibt zu ungenau, wird nur angerissen oder mit einem Satz abgearbeitet. Als Einblick in eine für viele Europäer der jüngeren Generation in eine vielmals fremde Kultur kann "Hive" dennoch überzeugen und ist zweifelsohne ein wichtiger Film um Frauenrechte, Frieden und Gemeinschaft in den Fokus zu rücken.

 

Schauspielerisch besticht das Drama durch ein eher zurückhaltendes und dezentes Auftreten der Darsteller, die dabei glaubwürdig die Gefühlslage der teilweise echten Figuren widerspiegeln können. Während die Männer trotz wenig Screentime mit wenigen Szenen ihr dominantes Auftreten innerhalb der Gesellschaft zeigen sind Fahrijes und Co. mit Ihrer Trauer bzw. der Ungewissheit was mit den geliebten Männern passiert ist keineswegs das schwache Geschlecht sondern vielmehr der Beweis wie stark Frauen in Krisensituationen sein können. Selbstbewusstes Auftreten, wie etwa beim Supermarktleiter, oder der Kampfeswille nach dem Einbruch im Lager gelten als die besonderen Highlights im Bezug auf die Charakterisierung.

 

Fazit: Ein ruhiges Drama über die Zeit nach dem verherrenden Krieg im ehemaligen Jugoslavien dass mit etwas mehr Laufzeit insgesamt deutlich besser seine Message ans Publikum überbracht hätte.

 

Bewertung:

Genre: 7 von 10 Punkten

Gesamt: 6.5 von 10 Punkten

 

 

Ticket ins Paradies (Komödie)

 

Vor 25 Jahren brachte das Schicksal Georgia (Julia Roberts) und David (George Clooney) zusammen und bescherte ihnen das größte Geschenk: Ihre Tochter Lily (Kaitlyn Dever). Ihre Ehe war nicht von Dauer und von der einstigen Zuneigung ist nicht mehr viel übrig. Als Lily ihren großen Tag feiert und ihren Abschluss an der Universität von Chicago macht, lassen es sich Georgia und David nicht nehmen, an der Zeremonie teilzunehmen - auch wenn sie dafür in Kauf nehmen müssen, dem jeweils anderen zu begegnen. Bevor Lily anschließend als Anwältin Karriere macht, reist sie mit ihrer Freundin Wren (Billie Lourd) nach Bali. Inmitten dieses Paradieses lernt Lily den Seegras-Farmer Gede (Maxime Bouttier) kennen. Einen Monat später befindet sich Lily immer noch auf der Insel. Per E-Mail teilt sie ihren Eltern mit, dass sie sich in einen Einheimischen verliebt hat und plant, ihn zu heiraten. Nachdem sie die Hiobsbotschaft gelesen haben, packen sie ihre Sachen und reisen auf die indonesische Insel, wo sie ihre Tochter vom größten Fehler ihres Lebens abhalten wollen...

 

Große Stars in einem Ensemblefilm und das unter den Palmen sowie an den sonnendurchfluteten Stränden von Bali: Die Liebes-Komödie "Ticket ins Paradies" bietet nicht nur einen dauerlachenden George Clooney sondern auch erstaunlich viele Emotionen und Momente mit Tiefgang während der Humor nie zu kurz kommt aber keineswegs zu überdreht wirkt. Ja, der Film ist manchmal kitschig und ja die Handlung besticht keineswegs durch neue Elemente und ist maximal vorhersehbar, aber dennoch handelt es sich um ein unterhaltsames Werk das vorallem dank seiner beiden Hauptdarsteller Clooney/Roberts funktioniert. Dass quasi alle Figuren ziemlich mit Klischees überladen sind und damit kaum Konturen oder Kanten aufweisen stört an dieser Stelle eher wenig wobei es dem Film sicherlich gut getan hätte wenn das Drehbuch hier etwas spendabler gewesen wäre.

 

George Clooney und Julia Roberts haben es ja schon mehrfach bewiesen wie authentisch und charismatisch sie mit charakterlich umfangreichen Figuren umgehen können. Und wenn ich mir sage das eine weitere Sichtung von "Ticket im Paradies" keineswegs ausgeschlossen ist dann muss der Film einfach gut sein. Wie ein altes Ehepaar agieren die Hollywood-Stars George Clooney und Julia Roberts (beide haben sichtlich Spaß an Ihren Rollen und zeigen dies mit absoluter Spielfreude), sticheln gegenseitig, wollen dem anderen etwas auswischen oder zeigen dass das eigene Leben nun so viel besser sei. So artet schon das Nebeneinandersitzen im Flugzeug zu einem durchaus witzigen Wortgefecht aus während beide gemeinsame Sache machen um die Hochzeit der Tochter (Kaitlyn Dever spielt diesen Part eher zurückhaltend aber gefühlvoll, wirkt aber viel zu oft ein einfacher Nebencharakter anstatt als relevante Figur) zu crashen.

 

Billie Lourd hat zwar ein paar tolle Augenblicke (bei denen man Ihn gern in den Arm nehmen will da er etwas hilflos wirkt) geht aber noch mehr als Dever neben den beiden Stars unter und kann sich somit kaum für weitere und größere Rollen empfehlen. Ziemlich schade, da beide (Lourd und Dever) sicherlich das Potential haben einem Film Ihren Stempel aufzudrücken.

Absolutes Highlight der technisch sehr soliden Inszenierung mit durchweg sonnendurchfluteten Bilder ist das Bierpong-Spiel im Club mit anschließender Danceeinlage von Clooney/Roberts zu den Hits der 90er Jahre. "Ticket ins Paradies" ist immer dann richtig stark wenn er Momente mit Tiefgang abarbeitet womit der finale Film atmosphärisch sehr davon abweicht was der Trailer suggeriert hat.

 

Musikalisch werden neben den bereits erwähnten 90er Hits auch ein paar Technobeats geboten während der restliche Soundtrack relativ genretypisch gehalten ist.

Zum Finale hin geht der Liebeskomödie zwar etwas die Puste aus und vieles wirkt gestellt und künstlich aber insgesamt überrascht der Film jedoch positiv. Und wer hat nach diesen gut 100 Minuten nicht verdammt große Lust ins Flugzeug zu steigen um nach Bali zu reisen, im Meer zu tauchen, am Strand zu liegen oder unter Palmen ein paar Cocktails zu genießen? Urlaubsfeeling wie es besser kaum geht, auch weil die Inselbewohner als sympathische wie offene und absolut liebe Menschen gezeigt werden womit ein durchweg authentisches Bild gezeichnet wird.

 

Fazit: Mit den beiden Hollywood-Stars George Clooney und Julia Roberts als Zugpferde und absolut präsente Hauptfiguren ist die Liebes-Komödie "Ticket ins Paradies" ein kurzweiliger aber unterhaltsamer Film, der anders als anfangs vermutet nicht in Blödelein versinkt.

 

Bewertung:

Genre: 6 von 10 Punkten

Gesamt: 7 von 10 Punkten

 

Jeepers Creepers: Reborn (Horror)

 

Zum legendären Horror Hound Festival strömen hunderte Nerds, Gorehounds und Horror-Fans aus dem ganzen Land nach Louisiana – darunter auch Sam (Gabriel Freilich) und seine Freundin Laine (Sydney Craven). Doch je näher die Veranstaltung rückt, desto schlimmer werden Laines dunkle Visionen, die sie zunehmend quälen und in denen sie immer wieder mit der düsteren Legende des sogenannten „Creeper“ konfrontiert wird. Als das Festival beginnt, ist sie sich schließlich sicher: Irgendeine mystische Macht wurde gerade geweckt – und sie scheint eine besondere Verbindung zu ihr zu haben…

 

 

 

5 Jahre nachdem er zuletzt über die Kinoleinwand geflogen ist kehrt der Creeper in seinem insgesamt vierten Film zurück ins Kino. Vorneweg sei gesagt das man hier erwartungstechnisch dahingehend herangehen soll mit "Jeepers Creepers: Reborn" einen Trashmovie vorgesetzt zu bekommen. Nicht zuletzt da mit Timo Vuorensola ein ausgemachter Kenner des Genres auf dem Regiestuhl Platz genommen hat. Sein "Iron Sky" gilt als Kultmovie in der Szene woran der Finne hier leider nicht anknüpfen kann. Dafür fehlt seinem Creeper-Film einfach die frische Note und vieles wirkt generisch und wenig kreativ, selbst unter dem Trash-Mantel.

 

Die völlig wirre und letztendlich inhaltslose Handlung muss wohl nicht gesondert erwähnt werden. Diese Wiedergeburt geht zu großen Teilen in die Hose und bestärkt den Horror-Kenner darin, dass es manchmal einfach besser sei ein Franchise/eine Filmreihe nicht ins unendliche fortführen zu müssen. Immerhin gelingt der Einstieg mit einer absolut nostalgischen Szene welche an den ersten Jeepers Creepers erinnert und alle bekannten Merkmale wie etwa den roten LKW, das Rohr in die Hölle oder das markante sowie verlassene Gebäude im Backround. Danach wechselt das Ganze ziemlich schnell ins trashige, wobei die gesamte Filmreihe diesem speziellen Genre angehört wenn man mal ehrlich ist. Ein paar geile Splatter- wie Goremomente (etwa als der Creeper genüßlich ein Gehirn verspeist) und die allgemein ansprechende Optik des unsterblichen Monsters, welches erstaunlich klar an Freddy Kruger erinnert, können nicht darüber hinwegtäuschen das vorallem die viel zu unruhige Kamera nervt.

 

Auch scheinen die Charaktere (wie erwartet leere Hüllen mit reichlich Klischees behaftet) Ihre eigenen Entscheidungen andauernd zu überdenken. Ständig gehts in der Bruchbude die Treppe rauf und wieder runter, und das komplett planlos oder mit einem Funken Logik. Schauspielerisch liefert der Cast genau das was man erwarten konnte und zwar alles im Rahmen eines klassischen Trashmovies. Kein Wunder also dass sich namhafte Darsteller aus dem Horrorgenre in diesem Film nicht tummeln sondern vielmehr relativ unbekannte Gesichter daran versuchen mit lautem Geschrei im Gedächtnis des Zuschauers zu bleiben. Mit dem farbenfrohen und optisch düsteren Horror-Festival "Horror Hound" legen sich Drehbuchautor Sean-Michael Argo und Regisseur Vuorensola gewissermaßen selbst ein Ei, da dieses in dieser Form kaum der Handlung dienlich erscheint und aufgrund der technolastigen Musik auch völlig die Atmosphäre bombardiert.

 

Vor diesem Hintergrund, mit entsprechender Erwartung ist Teil 4 der Reihe ein solider Trash-Horror. Glaub man diversen Quellen dann soll "JCR" der Start einer neuen Reihe des Creepers werden, wobei sich die Frage stellt was man hier eigentlich noch erzählen will. Maximal eine Vorgeschichte in Form eines Sequels würde in meinen Augen noch Sinn machen und die Möglichkeit eröffnen sich kreativ auszutoben.

 

Fazit: Selbst ein absoluter Trash-Kenner wie Timo Vuorensola vermag keine Wunder weshalb die Wiedergeburt des Creepers ziemlich enttäuschend verläuft. Vielleicht sollte man wie der Killer 23 Jahre warten bis man Ihn wieder auf die Kinoleinwand lässt.

 

Bewertung:

Genre: 5 von 10 Punkten

Gesamt: 3 von 10 Punkten

 

Mona Lisa and the Blood Moon (Fantasy/Drama/Abenteuer)

 

In einer Blutmondnacht erwacht Mona Lisa (Jun Jong Seo) nach vielen lethargischen Jahren in einer Psychiatrie in Louisiana. Es scheint, als hätte man sie völlig vergessen und sich selbst überlassen. Sie schafft es, aus der Anstalt zu entkommen und schlägt sich bis auf die Straßen von New Orleans durch. Sie trifft auf die Stripperin Bonnie (Kate Hudson), die das junge Mädchen bei sich aufnimmt und dabei auch ihre Gabe erkennt: Mona Lisa kann den Willen anderer Menschen kontrollieren. Bonnie nutzt Mona Lisas Fähigkeit für sich und ihre Raubzüge, während sich zwischen dem Mädchen und Bonnies kleinem Sohn Charlie (Evan Whitten) eine Freundschaft entwickelt. Es dauert aber nicht lange, bis die Diebstähle auffliegen und Mona Lisa fortan von der Polizei gejagt wird ...

 

Fantasy trifft auf Thriller, Action sowie Drama und mittendrin der feuerrote Blutmond über New Orleans. Dazu reichlich Heavy Metal und fette Technobeats: der etwas andere Superheldenfilm "Mona Lisa and the Blood Moon" ist schrilles, buntes sowie farbenfrohes Genrekino mit dem Regisseurin und Drehbuchautorin Ana Lily Amirpour Ihre dritte Regiearbeit auf die Leinwände dieser Welt bringt. Interessant ist dabei Kameramann Pawel Pogorzelski, der wie schon beim Horror-Drama Meisterwerk "Midsommar" ganz besondere Aufnahmen eines wilden Trips durch das Partyviertel von New Orleans abliefert ohne dabei seine Hauptfiguren aus den Augen zu verlieren.

 

Viele Themen schneidet Amirpour an, das meiste davon jedoch nur unzureichend sowie wenig aussagekräftig wodurch Ihre Version eines Superheldenfilms (Mona Lisa erinnert mit Ihrer Fähigkeit der Gedankenkontrolle sehr an die X-Men) vorallem dank der pulsierend-dröhnenden Musik (der Mix aus Heavy Metal und Techno ist schon ziemlich krass) sein Tempo und noch viel wichtiger seine atmosphärische Note erhält. Heimliches Highlight ist jedoch Fuzz (der auf süße Art und Weise in Mona Lisa verliebt ist) und sein verdammt witziges Auto mit Discokugeln, gestreiften Sitzen und Plüschlenkrad.

 

Amirpour will das Ihr Publikum sich von der völlig unorthodoxen Inszenierung schlichtweg treiben lässt ohne auf noch so jedes kleine Detail achten zu müssen, dass evtl 30 Minuten später relevant werden könnte. Auch wird bewusst nichts erklärt und viele, viele Fragen bleiben offen während besonders Hauptdarstellerin Jeon Jong-seo eine verdammt geile Performence abliefert, geschickt zwischen verletzlich und übermächtig wechselnd. Überraschend ist jene Tatsache das quasi alle relevanten Figuren kein perfektes Leben haben und daher (zwar unterschiedlich hohes) Sympathieträger sind.

 

Neben der lange Zeit weggesperrten Mona Lisa kämpft Officer Harold verzweifelt gegen das Böse, Stripperin Bonnie kommt kaum über die Runden, Sohnemann Charlie wird von anderen Kindern gemobbt und selbst die Pflegerin gleich zu Beginn ist unglücklich mit Ihrer Lage. Während also Jong-seo den Film im Alleingang trägt liefern Co-Hauptdarstellerin Kate Hudson einen soliden Part ohne besondere Höhen und Tiefen ab. Der restliche Cast um den bewusst etwas tollpatschigen Craig Robinson als humpelnder Cop ist stets bemüht und passt perfekt in die zugewiesenen Rollen.Trotz einer gewissen Tragik innerhalb der Story wirkt diese trotzalledem ungemein optimistisch und Mona Lisa gelingt es unbemerkt in ein neues Leben zu fliehen.

 

Fazit: Zwar gelingt es Regisseurin Amirpour nicht all Ihre angeschnittenen Themen zufriedenstellend abzuarbeiten aber Ihr Genremix als etwas anderer Superheldenfilm ist ein schriller, bunter und vorallem soundtechnisch ungemein atmosphärischer Trip durch New Orleans.

 

Bewertung:

Genre: 7.5 von 10 Punkten

Gesamt: 7 von 10 Punkten

 

Tausend Zeilen (Satire/Drama)

 

Starreporter Lars Bogenius (Jonas Nay) ist ein angesehener Journalist und weiß, wie er seine Leser und Kritiker mit emotionalen Reportagen begeistert. Gefühlvoll, realistisch und bewegend: Sein Stil verspricht ihm regelmäßig die begehrtesten Preise der Branche zu gewinnen. Auch sein Verlagshaus ist dem außergewöhnlichen Journalisten dankbar, denn die Zahlen des Blattes sinken und werden unter anderem durch Bogenius' Reportagen aufgefangen. Alles klingt zu gut, um wahr zu sein - findet zumindest der freie Journalist Juan Romero (Elyas M'Barek), der sich den Ungereimtheiten annimmt und tiefer hinter die Recherchen und Reportagen von Bogenius blickt. Ein gefährlicher Plan, der mit zahlreichen Widerständen aufwartet. Doch was er entdeckt, entpuppt sich als der größte Journalismus-Skandal Deutschlands.

 

 

2018 brachte der Relotius-Skandal beim Spiegel-Magazin zum Vorschein wie mit massenweise erfundenen Storys die Leser hinters Licht geführt worden sind. Nun, 4 Jahre später arbeitet Erfolgsregisseur Michael Herbig diesen Tiefpunkt neuerer Zeit des deutschen Journalismus als Satire im Kino auf, mit veränderten Namen sowie vielen frei erfundenen Passagen. Der Spiegel heißt nun Chronik (das Logo kommt aber verdammt nah an die Vorlage heran) während die Akteure ebenfalls fiktive Namen erhalten, welche jedoch vom Wortlaut her an die realen Vorbilder heranreichen.

Kenner der Hintergründe sollten auf jeden Fall alle gezeigten Abläufe problemlos den wahren Akteuren zuordnen können.

 

Trotz nur knapp 90-minütiger Spielzeit fühlt sich das durchaus brisante Werk über diesen unglaublichen Skandal erstaunlich vollgepackt mit Inhalt an, wenngleich Herbig mit seiner als Satire verpacken Gesellschaftskritik immer wieder Fahrt rausnimmt anstatt volle Kanne draufzuhalten. Dies stellt letztendlich auch den größten Kritikpunkt dar, der neben einer ziemlich uninteressanten Nebenhandlung über die Beziehung des von Elyas M'Barek toll gespielten Journalisten Romero mit etwas mehr Zeit sicherlich besser ausgearbeitet hätte werden können. Hier scheinen sowohl das Drehbuch von Hermann Florin und Juan Moreno (der als Autor von "Tausend Zeilen Lüge" und ehemaliger Kollege von Relotius dessen Manipulation aufdeckte und damit die Vorlage liefert) als auch Herbig den Fokus etwas zu verlieren anstatt mehr spannenden Inhalt zu liefern.

 

Jonas Nay als Journalist der alles erfindet macht ebenfalls einen guten Job während der übrige Cast solides Schauspiel im Rahmen der Figurenvorlagen abliefert. Etwas blass bleibt Sara Fazilat als Jasmin Saleem von deren Charakter deutlich mehr Präsenz wünschenswert gewesen wäre. Als heimlicher Spaßvogel (auch wegen des Dialekts) agiert Michael Ostrowski alias Milo, den Juan gerne mitten in der Nacht anruft was diesen regelmäßig nervt. Gerade die besondere freundschaftliche Beziehung der beiden Männer sorgt für Lockerheit sowie ungemein viele Schmunzler.

 

Regelmäßig bleibt einem das Lachen im Hals stecken obwohl es reichlich Momente mit Humor zu bestaunen gibt. Sicherlich wäre etwas mehr drinnen gewesen aber allein die vielen Details machen "Tausend Zeilen" sehenswert. Erzählt wird die Satire übrigens aus zweierlei Perspektiven wobei Juan und Lars abwechseln als "Erzähler" auftreten und dabei gerne auch mal ins Standbild huschen um expliziet auf Ungereimtheiten hinzuweisen. Als bekanntes Satire-Element gelingt es Herbig hiermit seinem Film regelmäßig aufs Neue dem Zuschauer näher zu bringen, schließlich wird man ja quasi eingebunden und dient als "Komplize" des jeweiligen Erzählers.

 

Fazit: Ein schockierender Skandal beim Spiegel dient als Grundlage für Michael "Bully" Herbig um uns mit seiner bissigen Satire "Tausend Zeilen" den Spiegel vorzuhalten wie weit Wahrheit und Lüge auseinander liegen können. Leider bremst der Regisseur immer wieder seine Handlung aus wodurch das volle Potential und die mögliche Sprengkraft nie ihren Höhepunkt erreichen.

 

Bewertung:

Genre: 7 von 10 Punkten

Gesamt: 6.5 von 10 Punkten

 

Halloween Ends (Horror)

 

Vier Jahre nach den Ereignissen von "Halloween Kills" leben Laurie Strode (Jamie Lee Curtis) und ihre Enkelin Allyson (Andi Matichak) nach dem Tod von Mutter Karen noch immer gemeinsam in Haddonfield. Michael Myers (James Jude Courtney) hat in dieser Zeit niemand mehr gesehen, doch die Erinnerung an ihn lebt weiter. Als Allyson den jungen Corey (Rohan Campbell) kennenlernt, wird das Leben der kleinen Strode-Familie durcheinandergewirbelt. Schließlich wird Corey beschuldigt, vor Jahren ein Kind, das er babysitten sollte, umgebracht zu haben. Was nur ein Unfall war, wird in den Köpfen der Bewohner Haddonfields zu einem brutalen Mord, der Corey belastet. Das wiederum weckt alte Erinnerungen und als mehrere Morde die Kleinstadt schockieren, ist auch die Angst vor Michael Myers wieder präsenter denn je.

 

Ein Ende von Michael Myers? Nach über 30 Jahren scheint der Killer von Haddonfield mit diesem Film tatsächlich in Horrorrente gehen zu können/dürfen/müssen. Zuminderst ist das Finale mehr als eindeutlich (und eklig blutig) aber auch ungemein radikal. So krass eineutig und endgültig hätte man es sich nicht vorstellen können, vielmehr wäre ein eingebautes Hintertürchen allemal im Bereich des möglichen gewesen. Das in Hollywood nichts dauerhaft ist gilt als gewiss weshalb ein Comeback von Myers  in bsp 20 Jahren absolut möglich erscheint. Doch was hat die Handlung zuvor für eine Bedeutung? Wollte man kurz einen Myers-Nachfolger einführen, der den in einer Szene gebrechlichen Killer (absoluter Schockmoment Myers so zu sehen) in einer Weiterführung des Franchises vertritt?

 

Immerhin beweist das Intro mit der Vorgeschichte zu Corey das dieser im weiteren Verlauf eine entscheidende Rolle spielen soll, besonders jedoch ab einer zukunftsweisender und schicksalshafter Begegnung mit einem augenscheinlich gebrechlichen, alten und wenig furchteinflössendem Michael Myers im Untergrund Haddonfields. Die Welt des Franchises wird somit auf den Kopf gestellt und als Zuschauer fragt man sich tatsächlich was hier gerade passiert.

 

Zum Glück erübrigt sich dieses absolut dämliche Hirngespinnst relativ schnell und "Halloween Ends" nimmt dann endlich Kurs auf ein alles entscheidendes Duell zwischen Jäger und Gejagten. Leider bekommt man den wahren Michael Myers nur sehr dezent zu Gesicht, das erste mal nach etwa 45! Minuten und "Halloween Ends" beginnt (wie schon der Vorgänger mit einem Vorspann) relativ Halloween-untypisch und besitzt zudem unnötige Längen. Viele Dialoge, wenig Zählbares und musikalisch auf eine Mischung aus Hard Rock und elektronischer Musik reduziert kommt die Handlung lange nicht auf Touren. Laurie schreibt ein Buch über die Stadt und Ihre Erlebnisse während Allyson im örtlichen Krankenhaus vergeblich auf eine Beförderung wartet (diese bekommt eine Kollegin weil diese dem Arzt schlichtweg besser gefällt und eine Affäre zuminderst angedeutet wird).

 

Zwar wechselt die Bildsprache zu Beginn immer wieder auf eine aus Halloween bekannte Ebene, meistens jedoch fühlt sich "Halloween Ends" optisch völlig ungewohnt friedlich an. Man kann diese Art mögen oder hassen, der Blumhouse-Film hat zudem weitere unangekündigte Neuerungen im Gepäck. So verwundern sämtliche Ansätze von Liebeleien (Besonders Allyson und Corey) sowie der teils spaßige Umgang mit der potentiellen Gefahr. Die kollektive Angst aus dem Vorgänger scheint verflogen und Regisseur David Gordon Green will uns eine halbwegs heile Welt vorgaukeln.

 

Mit der Einführung eines weiteren Killers (die Idee hat tatsächlich eine interessante Note wird aber schlampig umgesetzt) beraubt man dem Mythos Myers zu sehr seiner Bosartigkeit und der angekündigte Endkampf zwischen Ihm und Laurie wird kaum forciert. Obwohl der Film spalten wird bleiben die positiven Aspekte und ein Killer der nach Teil 2 durch einen Mord den zweiten Frühling bekommt während manche Charaktere eine etwas zu schnelle und daher wenig authentische Entwicklung nehmen. Sowohl Allyson als auch Corey scheinen nach dem ersten Aufeinandertreffen so verliebt als würde man schon Jahre zusammen leben. Zudem überspringen beide Figuren gleich mehrere Schritte innerhalb der Charakterentwicklung während man Laurie als einzig klardenkende, stets wachsame Jägerin des Mörders darstellt.

 

Im Gegensatz zu "Halloween Kills" ist der Abschluss der Trilogie bedeutend weniger brutal bzw. fühlt sich schlichtweg harmloser an trotz vieler Kills und bergeweise Toter. Ein um mehrere Grad anderer Film als es der Trailer weiß gemacht hat versucht schlussendlich zum potentiellen Ende von Michael Myers ein paar völlig neue Dinge und lässt das Publikum verduzt aber auch rätseln den Saal verlassen.

Das jetzt womöglich Schluss ist stimmt schon traurig, zumal es Momente gibt in denen Myers hier sogar Sympathien entgegen gebracht werden können. Ob nun ein würdiges Finale oder nicht muss am Ende jeder für sich entscheiden

 

Fazit: Die große Finale der Halloween-Saga ist ein Horrorfilm der so komplett anders abläuft als erwartet jedoch gesamtheitlich gesehen Michael Myers einen radikalen Abschied ermöglicht.

 

Bewertung:

Genre: 7.5 von 10 Punkten

Gesamt: 7 von 10 Punkten

 

Der Nachname (Komödie)

 

Zwei Jahre nach den Ereignissen von "Der Vorname" findet sich die ganze Familie Berger/Böttcher für einen Wochenendtrip auf der Finca von Dorothea (Iris Berben) auf Lanzarote zusammen. Sommer, Sonne und gute Laune sollen die nächsten Tage bestimmen, an denen Doro zudem eine große Ankündigung zu machen hat. Allerdings beginnt die Zeit unter der Sonne des Südens schon ziemlich chaotisch. Stephan (Christoph Maria Herbst), Elisabeth (Caroline Peters), Thomas (Florian David Fitz) und Anna (Janina Uhse) haben ihre eigenen Probleme im Gepäck, die ausgepackt werden wollen: Sie sind mittlerweile Eltern geworden, völlig abgebrannt, haben Eheprobleme oder ihren Job geschmissen. Die Zündschnur ist bei allen Anwesenden recht kurz und die Dauer bis zur Explosion ist nur eine Frage von Augenblicken. Zusätzlich werden noch einige Geheimnisse an die Oberfläche gezerrt und es kommt zu Katastrophen, mit denen nicht zu rechnen war.

 

Nach "Der Vorname" musste zwangsläufig ein Film über den Nachnamen kommen. Die gleichen Charaktere treffen sich nun auf Lanzarote inmitten der kargen Vulkanlandschaft in einer schönem Vinca (mit über 31000 qm großem Grundstück). Der titelgebende Nachname ist während der gut 90 Minuten zwar immer wieder Thema doch meistens dreht sich die deutsche Komödie um intime, private oder moralisch verwerfliche Probleme/Handlungen der einzelnen Figuren. Das daraus resultierende Chaos ist natürlich vorprogrammiert und wirkt mit zunehmender Laufzeit ziemlich plump, ermüdend und arg gestellt.

 

Die Figuren stolpern von einem Missgeschick ins nächste und die Glaubwürdigkeit dieser Ereignisse tendiert zunehmend gegen Null, wie übrigens gegen Ende jeder feststellen muss das man den anderen aufgrund der vielen Lügen kaum mehr vertrauen kann. "Der Nachname" fühlt sich über weite Strecken leider ziemlich typisch deutsch an und lässt jegliche Form von Frische oder Kreativität vermissen. Teilweise erweckt das Treiben den Eindruck als würde sich Sönke Wortmann ausschließlich auf das Charisma seines erlesenen Casts verlassen, der mitunter genau das spielen darf was sich in vielen vorherigen Filmen bewährt hat. Christoph Maria Herbst etwa gibt erneut eine Version von Stromberg während Florian David Fitz quasi 1 zu 1 seinen Part aus "Das perfekte Geheimnis" zum Besten gibt.

 

Inhaltlich bietet der "Nachname" bis auf Iris Berbens durchaus stark vorgetragene Botschaft ziemlich am Ende herzlich wenig Tiefe oder gar nennenswerte Anhaltspunkte über die man im Nachhinein diskutieren kann/will/möchte. Dazu passen auch die erschreckend eindimensionalen Figuren und das Überbordwerfen von Anstand und Moral zum Zwecke der Unterhaltung. Zu Nennen sind hier etwa der sorglose Umgang mit Drogen oder das Hinnehmen von Untreue bzw. die Glorifizierung solchen Verhaltens. Auch die Wortwahl in einigen Szenen sollte zu denken geben und erreicht mitunter erschreckend niedriges Niveau.

 

Zweifelsfrei hat der Film seine Lacher, bissige Wortspiele und punktuell guten Humor, doch das seltsam träge Tempo würgt die zahlenreichen Muntermacher gnadenlos ab. Zudem wirken viele Übergänge wenig sanft und lassen den Film unnötig unrund erscheinen. So richtig kann keiner der Darsteller in diesem Kammerspiel überzeugen und so bleiben am Ende wirklich nur die Szenen hängen bei denen man schmunzeln oder lachen kann.

 

Fazit: Mit seiner Komödie "Der Nachname" reiht sich Sönke Wortmann in die Riege deutscher Filme mit wenig Niveau ein während man sich 90 Minuten mit diesem übertriebenen Chaos einer kaum authentischen Familiensituation beschäftigen muss.

 

Bewertung:

Genre: 5 von 10 Punkten

Gesamt: 4.5 von 10 Punkten

 

Black Adam (Fantasy/Action)

 

5.000 Jahre vor unserer Zeit ist Kahndaq ein Land, in dem Frieden und Wohlstand herrschen. Doch dann reißt König Ahk-Ton (Marwan Kenzari) die Macht an sich und zwingt seine Untertanen in die Sklaverei, bis ihm ein mächtiger Champion entgegentritt und der Unterdrückung ein Ende macht. In der Gegenwart wird Kahndaq hingegen von einer internationalen Söldnertruppe kontrolliert. Als die Wissenschaftlerin Adrianna Tomaz (Sarah Shahi) mit der sogenannten Intergang aneinandergerät, erweckt sie notgedrungen Teth-Adam alias Black Adam (Dwayne Johnson) aus seiner langen Ruhe. Damit ruft sie allerdings auch die Justice Society Of America (JSA) auf den Plan, die in Black Adam eine Bedrohung sieht: den geflügelten Hawkman (Aldis Hodge), den Zauberer Doctor Fate (Pierce Brosnan), die Wind und Wetter kontrollierende Cyclone (Quintessa Swindell) und Atom Smasher (Noah Centineo), der seine Körpergröße ändern kann...

 

Nun ist der bestbezahlteste Schauspieler Hollywoods in das umsatzstärkste Genre eingestiegen. Mit dem neuesten DC-Superhelden-, pardon Antihelden-, Abenteuer darf Dwayne Johnson den übermächtigen "Black Adam" spielen, dessen Ego sicherlich ähnlich groß wie jenes von The Rock ist. Ein CGI-Gewitter mit wenig einer ungemein vorhersehbaren sowie wirrer Handlung und der Gewissheit das DC vielfach bei anderen Filmen abkupfert um dem Superheldeneinheitsbrei ein weiteres Kapitel hinzuzufügen. Den genau das ist dieser phasenweise absurde Genremix aus dem Hause DC womit man sich unerfreulicherweise wieder dem Konkurrenten Marvel in puncto überdrehtes Actionspektakel annähert statt eigene Wege zu gehen. Keine Frage, der Film ist für die Leinwand gemachtes Popcornkino um den Zuschauern etwas zu bieten, aber etwas mehr Kreativität hätte gut getan.

 

"Black Adam" hat wirklich nichts zu bieten was wir nicht schon 100x gesehen haben während die Optik nur vor Greenscreenaufnahmen strotzt. Diese zeigen zwar eine durchaus ansprechende Kulisse aber man sieht es dem Film jedoch an das alle Hintergründe am PC entstanden sind. Es fühlt sich phasenweise so an als läge der Fokus darauf den Rekord mit den meisten Explosionen/der größten Zerstörungswut eines Heldenfilms im Gedächtnis zu bleiben. Nicht umsonst lässt man alle in der Stadt befindlichen Statuen bei Kämpfen kaputt gehen (teilweise nimmt das Züge an mit denen der IS auf seinem Vormarsch historische Stätten zerstört hat um die Kultur auszulöschen).

 

Zaghafte ernstgemeinte Anspielungen auf weltpolitische Geschehnisse (Kandaq erinnert doch sehr an Länder im Nahen Osten) werden relativ schnell platt getreten, sämtliche Figuren bleiben eindimensional (und teilweise extrem nervig oder überspitzt naiv gezeichnet) und die Handlung als Ganzes wirkt wie ein Stückwerk einzelner Ideen. Einziges Highlight sind Pierce Brosnan als Doctor Fate sowie Mohammed Amer alias Karim welche dem Film Humor und eine gewisse Lockerheit verleihen. The Rock spielt das was er immer spielt, zeigt seinen muskulösen Körper und ist dank seiner Ausstrahlung stets präsent. Wirklich Charisma verleiht er seiner Figur jedoch nicht.

 

Schlussendlich sind dies auch die einzigen wirklichen Sympathieträger. Völlig misslingt die Einführung der JSA, die mit ihrer bunten Truppe aus Marvelabklatschen nie wirklich wie die Retter der Welt wirken. Optisch sieht man dem Film sein hohes Budget an, Kandaq erscheint staubig und dreckig während die Filmmusik durchaus tolle Sounds zu bieten hat. Vorallem die teils sehr rocklastigen Klänge passen sehr gut zum Geschehen.

 

Fazit: Anscheinend will DC sein Image als Marvel-Abklatsch zurück, ansonsten lässt sich dieser Superheldenfilm nicht erklären. Einheitsbrei ohne Sinn und Verstand, ständige Wechsel im Bezug auf die Ausrichtung der ohnehin eindimensionalen Figuren und übermäßig viel Krach sind ein böser Rückfall in alte Zeiten.

 

Bewertung:

Genre: 5.5 von 10 Punkten

Gesamt: 4.5 von 10 Punkten

 

Jagdsaison (Komödie)

 

Für Eva (Rosalie Thomass) läuft alles schief. Nicht nur, dass ihr Mann sie für eine andere verlassen hat, nun muss sie sich zu allem Überfluss auch noch mit der neuen Stiefmutter ihrer Tochter vertragen, denn die mag Bella (Almila Bagriacik) sofort. Und auch ihre beste Freundin Marlene (Marie Burchard) scheint prächtig mit ihr auszukommen. Auch bei Marlene läuft nicht alles wie geplant. Sie ist von ihrer Ehe gelangweilt und hat bereits ein Auge auf Peter (August Wittgenstein) geworfen. Es wird Zeit für ein bisschen Abwechslung und kurzerhand plant Bella einen Ausflug für die drei Frauen. Ziel: ein Wellness-Hotel nahe den Jagdgründen. Eva befürchtet, dass Marlene bei diesem Ausflug unkluge Entscheidungen trifft und fährt mit, um ihre Freundin davor zu bewahren. Ein chaotisches Wochenende steht den Dreien bevor und vielleicht ist Bella gar nicht so schlimm wie gedacht.

 

Unfassbar; mehr fällt mir im ersten Moment nicht ein zu "Jagdsaison". Unfassbar schrecklich was das deutsche Remake eines dänischen Films hier abliefert. Da dachte man noch mit "JGA" sei Tiefpunkt der deutschen Komödie 2022 erreicht da kommt nun eben dieser verdammt dämliche Film daher. Überladen mit Klischees, absolut generischen und oberflächigen Figuren und durchweg zum Fremdschämen dank niveauloser Witze braucht sich keiner mehr wundern warum unser Film ein derat mieses Image hat. Hinzu kommen moralisch massiv fragwürdige Ideen (die drei Frauen fahren ausschließlich ans Meer damit eine Ihren Mann hinterrücks betrügen kann) und der gescheiterte Versuch irgendwie Tiefe in eine ansonsten dämliche Handlung zu packen.

 

Allein schon wie Eva, Bella und Marlene geschrieben sind ist schon Grund genug die Hände vors Gesicht zu schlagen. Moral, Anstand und Offenheit werden gegen die blinde Steuerung durch das Hormon Östrogen getauscht da vorallem Marlene und Bella wie zwei jugendliche Girls quasi nach Sex suchten und dabei keinerlei Rücksicht auf Ihre Partner nehmen. Wäre es nicht so peinlich dann bliebe nur ein Gefühl von Ekel übrig sowie eine tragische Gewissweit wie tief unsere heutige Gesellschaft in punto Partnerschaft gesunken ist. Klar kann jeder Leben wie er möchte und im 21. Jahrhundert stehen alle Wege offen aber gewisse Punkte und Moralvorstellungen sollten dem zumeist jungem Publikum dann doch beigebracht werden.

 

Fassungslosigkeit herrscht zudem wie schnell "Jagdsaison" ins Absurde abdriftet und Logik keine Rolle mehr zu spielen scheint. Angefangen damit das niemand die Polizei ruft um den Unfall zu dokumentieren bishin zum völlig geisteskranken Feiern der Frauen im Nobelhotel, was sich keines dieser Häuser auch nur ansatzweise erlauben könnte. Man muss an dieser Stelle wohl nicht extra erwähnen dass sich diese katastrophalen Fehler bis zum höchst dummen Finale durchziehen und man als halbwegs niveauvoller Zuschauer am Ende schlichtweg froh ist wenn das Elend endlich vorrüber geht.

 

Passend dazu gesellen sich Charaktere die von oben bis unten mit Klischees und teils unsympathischen Eigenschaften überzogen sind sowie ein Cast der zwar bemüht ist aber gegen die schreckliche Vorlage nicht ankommt. Hat den keine der drei Hauptdarstellerinnen das Drehbuch konzentriert gelesen oder macht es nichts mehr aus wenn man sich für ein derat befremdliches Werk hergibt? Selbst die oberflächigste Komödie sollte zuminderst einen Funken Ernsthaftigkeit gepaart mit halbwegs normalen Figuren haben. Dass sich Eva, Bella und Marlene am Ende trotz aller Vorkommnisse plötzlich und wie von Geisterhand prächtig verstehen kauft Ihnen niemand ab, schon gar nicht das "aufklärende und selbstreflektierende Gespräch" als sie schlagartig die Verfolgung des wild gewordenen Hundes abbrechen. Gipfel dieser Geschmacklosigkeit ist dann sicherlich das tote Kaninchen, welches wie eine absurde Trophäe in die Kamera gehalten wird.

 

Klar, es gibt was zu lachen aber ganz ehrlich: niveauloser gehts kaum und im Jahr 2022 braucht es solche Filme einfach nicht mehr. Aber das Massenpublikum bekommt eben was es will und das sind nunmal derat inhaltlose Filme bei denen jegliche Form von kritischer Auseinandersetzung und sich im Nachgang darüber Gedanken machen keine Rolle mehr spielen. Wer wird sich in 4 Wochen noch an "Jagdsaison" und dessen Details erinnern? Richtig, kaum jemand.

 

 

Fazit: Unfassbar schreckliche Komödie aus deutscher Produktion die neben maximaler Oberflächigkeit auch unterstes Niveau zum Fremdschämen liefert.

 

Bewertung:

Genre: 4.5 von 10 Punkten

Gesamt: 2 von 10 Punkten