Filme aus dem August 2021

Candyman (Horror)

 

Fast 30 Jahre nach seinem ersten Kinoauftritt ist der mysteriöse Candyman in einem Remake zurück.

 

Im Chicagoer Viertel Cabrini Green ging lange die Geschichte über den berüchtigten Candyman um, ein mit einem Haken als Hand ausgestatteter übernatürlicher Mörder. Man müsse seinen Namen nur fünfmal in einen Spiegel sagen, um ihn heraufzubeschwören. Jahrzehnte später ziehen Visual Artist  Anthony McCoy (Yahya Abdul-Mateen II) und seine Freundin, Galeriedirektorin Brianna Cartwright (Teyonah Parris), in die inzwischen von der Gentrifizierung erfasste Nachbarschaft. Während Anthonys Künstlerkarriere fast stillsteht, wird er durch eine zufällige Begegnung mit William Burke (Colman Domingo),
einem alten Bewohner von Cabrini Green, mit der schrecklichen, wahren Geschichte hinter dem Candyman konfrontiert. Immer tiefer steigt er in die düsteren Einzelheiten hinter der Geisterstory hinab in der Hoffnungen, seinen Malereien neues Leben einzuhauchen. Bald aber steht sein eigener Verstand auf dem Spiel...

 

Fast 30 Jahre nach seinem ersten Auftritt kehrt Candyman also zurück auf die große Kinoleinwand, und das auf einen unerwartet hohem Niveau. Den 1992 erschienenen "Candymans Fluch" mit seinem Plot muss man zwar nicht kennen, vorteilhaft für den 2021er Film wäre es aber allemal. Während es viele Horrorvertreter geschickt meiden auf kritische Themen einzugehen machen Drehbuchautor und Produzent Jordan Peele sowie Regisseurin Nia DaCosta genau das Gegenteil womit "Candyman" ein Slasher-Schocker mit reichlich gesellschafts- und sozialkritischen Ansätzen geworden ist. Das funktioniert auch deshalb so gut, weil Mastermind Peele ein inteligentes Drehbuch mit vielen kleinen und detailreichen Hinweisen verfasst hat, dass gezielt den Rassenkonflikt innerhalb der USA thematisiert. Es geht schon damit los das Cabrini Green, früher ein Elendsviertel, nun von Weißen als neues modernes sowie angesagtes Stadtviertel gesehen wird wo man mit einheimischen Künstlern viel Geld machen kann.

 

Sieht man genau hin, fallen zudem die durchweg mit Weißen besetzten höheren Positionen auf, welche vom Galerieleiter über die Cops bis zur Kunstkritikerin reichen. Ein Problem das es im echten Amerika heute noch auf breiter Front gibt, wodurch "Candyman" viel näher am Reallife anzusiedeln ist als man denken könnte. Der entstellte Mann mit dem Hakenarm gilt für viele in Cabrini Green als ein Symbol der Unterdrückung wie jene ausführliche Backrounderzählung von William Burke (gespielt von Serienstar Colman Domingo) aufzeigt. Symbole spielen im Horror sowieso eine besonders wichtige Rolle und bilden die Grundlage für quasi jeden Schocker. In "Candyman" bekommt das Böse aber ein Gesicht, wird geifbarer und behält letztendlich auch eine menschliche Komponente wegen dieser der Gruselfaktor ein ganz anderes Level erreichen kann. In William's schauriger Geschichte zur Entstehung des Candyman-Mythos werden immer Schwarze von Weißen erniedrigt und getötet, ohne dass DaCosta hier allzu sehr ins Detail geht.

 

Gerade während dieser Phase des Films wäre eine bessere Ausarbeitung der Thematik wünschenwert gewesen, mit derer man dem totbringendem Mann mit den Süßigkeiten (engl. Candy) noch stärker herausstellen hätte können. Wie nicht anders erwartbar sind es vorallem die weißen Figuren die die Beschwörungsformel auf die leichte Schulter nehmen (nach dem Motto "Das ist doch eh alles nur ein Trick um Leute das Fürchten zu lehren") und deshalb auf brutale Weise getötet werden. Zwar deutet DaCosta in einer kurzen Einblendung an, dass es auch unter den Afroamerikanern Tote gab/gibt, der Großteil bei der anderen Hautfarbe zu finden ist. Dabei werden die Opfer nicht einfach nur lieblos abgeschlachtet sondern stets mit Symbolkraft hingerichtet. Den Candyman ist dabei unsichtbar und taucht nur im Spiegel auf. Hier zeigt sich Peele's Kreativität, mit der er bereits große Erfolge (etwa "Get Out" oder "Wir") feiern konnte. Und DaCosta lässt relativ lange und fokussiert draufhalten, was sicherlich die richtige Entscheidung war.

 

Abgeschittene Horrorszenen gibt es im Genre ja Zuhaufen und sind neben den vielen billigen Jumpscares einer der Gründe warum das Genre kaum erfrischendes hervorbringen kann. Zwar kommt auch der 2021 Candyman nicht ohne den ein oder anderen Jumpscare aus, dafür sieht man diesen aber eine gewisse Qualität an. Ohne Blut, aufgeschnittene Kehlen und einer gehörigen Portion Grausamkeit kann man als Macher nur noch wenige Zuschauer begeistern (es gibt aber immer wieder Ausnahmen wo ein Horrorfilm mit anderen Aspekten begeistern kann). Die im Trailer angedeutete düstere Atmosphäre baut "Candyman" langsam aber stetig auf um diese dann bis zum blutigen Finale konsequent aufrecht zu halten. Obwohl von vielen Toten auszugehen ist gelingt es DaCosta eine angenehm prickelnde Spannung zu kreieren mitsamt ordentlichem Tempo. Längere Durchhänger oder Phasen von Langeweile kommen während der 91 Minuten Laufzeit dank Kurzweiligkeit nicht vor womit jeder Zuschauer relativ gut leben kann.

 

Dem ein oder anderen mag "Candyman" thematisch zu überladen sein, mitreißend ist die in Chicago spielende Story aber allemal. Der überzeugend wertigen Optik mit vielen Nachtaufnahmen gehören vorallem geschickt platzierte Lichtquellen an, mit denen es gelingt dem Grauen das perfekte Setting zu bieten um dem Zuschauer Angst machen zu können. Zwar wenig revolutionär, dafür aber auf hohem Level effektiv flimmern die scharfen und farblich gesättigten Bilder über die Leinwand, begleitet von schauriger Horrormusik. Selbst hier muss "Candyman" das Genre nicht neu erfinden um mit typischen Sounddesigns, Geräuschen und Melodien für mächtig Gruselfaktor zu sorgen. Wenn die Basics stimmen und richtig dosiert eingesetzt werden kommt am Ende immer ein Film heraus der im Bereich Atmosphäre punkten kann. Richtig viele Pluspunkte sammeln die vielen Schattentheatereinspielungen, mit denen vorallem die Legende des Candyman erläutert wird. Besonders auf der großen Kinoleinwand können diese simplen Licht-Schatten-Spiele ihre volle Magie entfallten und dem Zuschauer ein besonderes Erlebnis bescheren.

 

Allgemein sei noch erwähnt das man sich dieses Horrorwerk am Besten im Kino ansehen sollte, sofern der maximale Genuss gewünscht wird. 

Bieten die visuellen Aspekte viel Raum für lobende Worte fallen die Leistungen der einzelnen Darsteller ziemlich ungleichmäßig aus, was im Zusammenhang mit teils sehr klischeehaften Figuren einen negaviten Sog mit sich bringt.

Yahya Abdul-Mateen alias Anthony versucht definitiv in seine Rolle hineinzuwachsen um diese dann mit größtmöglicher Ausstrahlung verkörpern zu können. Die Faszination des aufstrebenden Künstlers an der Legende sowie seinen zunehmenden Wahn nimmt man Ihm durchweg ab, da Abdul.Matenn hier seine ganze Leidenschaft einfließen lässt. So kann man auch über einige fehlende Charaktertiefen der Figur getrost hinweg sehen, wenngleich Anthony eine sehr spannende Backroundgeschichte besitzt (wie man ja dann auch sehen kann) die definitiv besser ausgearbeitet gehört.

Mit Teyonah Parris als Brianna sehen wir einen recht ruhigen weiblichen Gegenpart, der viel zu wenig in die Handlung eingebaut wurde um am Ende im Gedächtnis zu bleiben. Zwar setzt die Galeristin immer wieder tolle Akzente und beweist damit Ihre Relevanz, aber DaCosta fokusiert sich dann lieber auf Anthony und dessen Verwandlung. Übrigens besitzt Brianna die deutsche Stimme von Harley Quinn (Margot Robbie), dies aber nur als Randnotiz zu betrachten.

Ziemlich oberflächig und generisch erscheint Williams, dem "Fear The Walking Dead" Star Colman Domingo vergeblich versucht mehr Tiefe und Charisma zu verleihen.

 

 

Fazit: Mit einem Drehbuchautor und Produzent Jordan Peele im Rücken gelingt Nia DaCosta ein bemerkenswert starkes sowie atmosphärisches Remake des 1992 erschienen Orginals, dass die Legende des Candyman noch besser ausarbeiten hätte können.

 

Bewertung:

Genre: 8 von 10 Punkten

Gesamt: 7.5 von 10 Punkten

 

Reminiscence (Sci-Fi/Thriller/Romanze)

 

Hugh Jackman auf der großen Kinoleinwand ist immer ein Erlebnis, ganz besonders in futuristischen Filmen.

 

Nick Bannister (Hugh Jackman) ist kein gewöhnlicher Privatdetektiv. Sein Fachgebiet ist der menschliche Verstand und die verschütteten Erinnerungen, die es wiederzufinden gilt. Er navigiert sich durch die dunkel-verlockende Welt der Vergangenheit, indem er seinen Klienten hilft, auf verlorene Gedanken zuzugreifen. Am Rande der versunkenen Küste von Miami hat er sich einen Ort geschaffen, den er als sein Refugium sieht. Sein Leben wird auf den Kopf gestellt, als er sich der Bitte seiner neuen Klientin Mae (Rebecca Ferguson) annimmt. Aus dem simplen Auftrag entwickelt sich eine emotionale Beziehung, aus der Nick neue Kraft schöpft. Doch die anfängliche Liebe schlägt bald in Zweifel um, als er in anderen Erinnerungen seiner Kunden eine Verschwörung zu erkennen ahnt, in die Mae verwickelt zu sein scheint. Für ihn stellt sich die Frage: Wie weit geht er, um die Wahrheit über Mae zu erfahren?

 

Das "Wolverine" Star Hugh Jackman immer ein Garant für starke Filme ist wurde mit den letzten X-Men-Produktionen deutlich, wobei er dort ja "nur" einer von vielen Hauptcharakteren war. Dennoch sehe ich den charismatischen Darsteller immer wieder gerne auf der großen Leinwand weshalb "Reminiscence" recht weit oben auf der August-Watchliste gelandet ist. Im knapp 70 Mio Dollar teurem Spielfilmdebüt von Lisa Joy (die auch am Drehbuch mitgewirkt hat), wofür sich übrigens Warner Bros die Verleihrechte gesichert hat, schlüpft der Australier in eine augenscheinlich auf Ihn zugeschnittene Rolle. Doch das allein reicht am Ende nicht die generische und zähe Handlung nachhaltig ins Gedächntis zu pushen. Was sich im Trailer wie eine düstere und prickelnde Liebesgeschichte unter dem Mantel eines Sci-Fi Thrillers ankündigt ist letztendlich vorallem eines nicht: Düster und atmosphärisch.

 

Zwar macht das Setting eines zum großen Teil überfluteten Miami's mit riesigen Deichen sowie wenigen trockenen Fleckchen einiges her, woraus Joy aber viel zu wenig rausholt bzw. die dystopische Umgebung zu selten in den Fokus rückt. Hier und da wird die aktuelle Situation mit einem aus dem Ufer gelaufenen Klimawandel inkl. nachfolgender Kriege angedeutet, aber leider auch nur halbherzig und beiläufig. Man erwartet ja keinen 20-minütigen Rückblick im Doku-Stil, doch etwas mehr Infos hätten der Handlung gut getan.

Gerade mit zunehmender Laufzeit verliert sich "Reminiscence" in einer vorhersehbaren, langweiligen und in die Länge gezogenen Story, die immer mehr ins Krimi-Genre abgleitet womit wohl die meisten Kinogänger wenig anfangen können. Schließlich wollte man ja ursprünglich etwas anderes sehen.

 

Die fast 2 stündige Schnitzeljagd durchs überflutete Miami besteht ausschließlich darin, dass Nick fieberhaft nach Mae sucht, die Ihn plötzlich verlassen hat. Seine Gedanken kreisen nur noch um die junge Frau weshalb er sich in große Gefahr begibt, seine eigentliche Arbeit vernachlässigt und den Bezug zur Realität zu verlieren scheint. Ums kurz zu halten: Nick ist blind vor Liebe, womit der klassische Plot eines Liebesfilms deutlich erkennbar wird. Etwas mehr Kreativität wäre wünschenswert gewesen, da der weitere Verlauf der Geschichte im Großen und Ganzen nicht mehr sonderlich spannend wird. Nebenbei gilt es noch eine Verschwörung aufzudecken sowie einige Morde. Der Punkt mit den sozialen Unruhen ist ebenso oberflächig inszeniert wie jener mit der Klimakatastophe. Es fehlt der finale Punch zur authentischen Sichtweise darauf ohne das man zu sehr ins Klischee abwandert. Immerhin gelingen zum Finale ein, zwei kleinere Twists ganz ordentlich und reißen den Zuschauer aus der sich eingenisteten Langeweile.

 

Das Düstere aus den Trailern leuchtet nur punktuell auf, und auch nur deshalb wenn es um sämtliche menschliche Abgründe bzw. die menschliche Natur in den einzelnen sozialen Schichten geht. Und ja, der ewige Klassenkampf zwischen Arm und Reich ist einer der zentralen Pfeiler, da sich die gehobene Sozialschicht durch Ihr Verhalten alles andere als beliebt macht. Diese (im Film Barone genannt( leben im trockenen Teil der Stadt, haben riesige Wände hochgezogen um sich abzuschotten und behandeln die restliche Bevölkerung wie Abschaum den man ausnutzen muss. Die bestens bekannte Methode wie man ungeliebte Mitwisser oder Konkurrenten ausschaltet darf natürlich auch nicht fehlen. Gangster, Drogendealer und korrupte Cops wird es immer geben, da es ja auch stets eine Art Nachfrage vorhanden ist. Potential für einen mächtig guten Sci-Fi Thriller ist also massig vorhanden.

 

Da es sich um einen Debütfilm handelt kann man sicherlich über einiges hinweg sehen und Lisa Joy wird aus Ihren Fehlern lernen weshalb "Reminiscence" einer dieser Filme ist, die weder besonders mies noch spektakulär ausfallen oder anders ausgedrückt: die positiven Aspekte heben sich mit den negativen auf um bei 0 rauszukommen.

Auf Seiten der prominenten Darsteller bekommt man im Grunde genau das zu sehen, was vorab zu erwarten war.

Jackman als Veteran und zurückgezogener Nick, der außer Emily keine Freunde hat, spielt die Rolle gänzlich routiniert, unaufgeregt und mit seinem gewissen Charisma. Überraschendes sucht man bei Ihm oder seiner Figur vergeblich, wodurch jede Aktion, jeder Gesichtsausdruck oder jede Körperhaltung ganz klar professional wirken.

Als mysteriöse und zumeist in ein knappes Kleid gehüllte Mae setzt Rebecca Ferguson die optischen sowie stylischen Glanzpunkte und ganz nebenbei für ein paar erotische Momente.

 

Lange Zeit wechselt das Meinungsbild über die Sängerin zwischen positiv und negativ hin und her, je nachdem welches Geheimnis gerade gelüftet wird. Besonders vor dem letzten Drittel will man Mae ein verruchtes, bösartiges Image aufzwingen, was zusehens zu offensichtlich präsentiert wird.

Nick's durchweg loyale Mitarbeiterin und wohl einzig richtige Bezugsperson Emily (die ebenfalls beim Militär war) wird gespielt von Thandiwe Newton durchweg ordentlich gespielt und damit auf dem selben Niveau wie Jackman/Ferguson. Allzu viel bekommt Emily jedoch nicht zu tun und darf in der Regel nur die Knöpfe der Gedankenmaschine betätigen. Nur einmal kann Sie so richtig aus sich herauskommen und Ihre Qualitäten beweisen.

In einer Nebenrolle darf sich Serienstar Cliff Curtis als korrupter Bulle austoben, der für einen Baron die Drecksarbeit erledigt und wie viele andere Nebencharaktere ohne die ganz großen Charaktertiefen auskommen muss.

 

Allgemein glänzen die Figuren mit fehlenden Facettenreichtum und sind mitunter klischeehaft geschrieben. Gerade mit der Thematik des Gedankenlesens hätte ich mir mehr Charakterzeichnung gewünscht. Auch die Möglichkeiten dieser futuristischen Technologie werden nur bedingt in der Breite aufgezeigt und reihen sich in die lange Liste der vergebenen Chancen ein. Davon verschont bleiben Ramin Djawadi's ansprechender Score, der zuminderst die gewünschte düstere Note besitzt, sowie Paul Cameron's ordentliche Kameraarbeit mit tollen Effekten sowie interessanten Blickwinkeln. Gerade seine Unterwasseraufnahmen in Slowmotion besitzen eine ästhetische Note und dürften zu den absoluten Highlights vieler Zuschauer werden. Aber auch wie Cameron das dystopisch anmutende Miami mit den überschwemmten Gebieten (in denen man nun per Boot von Haus zu Haus kommt, ähnlich wie in Venedig) sowie den wenigen trockenen Flecken filmt verdient Respekt. Und so sind es am Ende ausschließlich die gezeigten Bilder mit denen "Reminiscence" am ehesten im Gedächtnis bleiben wird.

 

 

Fazit: Lisa Joy's Versuch eines düsteren Sci-Fi Thrillers mit angehängter Romanze mag zwar gut gedacht sein, verliert sich aber recht schnell in einem generischen Film der trotz beklemmenden Settings nie das Level erreicht, das man ihm zugetraut hat.

 

Bewertung:

Genre: 5 von 10 Punkten

Gesamt: 5 von 10 Punkten

 

 

Promising Young Woman (Thriller/Drama/Komödie/Romanze/Satire)

 

Streicht euch den 19.08.2021 ganz fett im Kalender an, da startet ein Film der bis ins kleinste Detail perfekt ist: Promising Young Woman

 

Das Leben von Cassie (Carey Mulligan) ist auf den ersten Blick ein Scherbenhaufen: Mit 30 Jahren lebt sie immer noch bei Eltern Stanley (Clancy Brown) und Susan (Jennifer Coolidge) und langweilt sich bei ihrer Arbeit in einem Coffee Shop. Doch nachts führt sie ein geheimes Doppelleben: Sie besucht Bars und Clubs, wo sie so tut, als wäre sie stockbetrunken, um sich von „hilfsbereiten“ Männern nach Hause nehmen zu lassen, wo sie ihnen dann eine gehörige Lektion erteilt. Der Grund für Cassies Rachemission ist ihre Freundin Nina, die an der Medizin-Uni, an der die beiden studiert haben, sexuell missbraucht wurde, was damals allerdings unter den Teppich gekehrt wurde...

 

Bei den Oscars 2021 mit 5 Nominierungen (einen gabs dann für das beste Orginaldrehbuch) bedacht sollte jeder Kinofan in Deutschland den 19.08.2021 im Kalender anstreichen, startet nämlich dann das Meisterwerk "Promising Young Woman" hierzulande in den Lichtspielhäusern. Ein Meisterwerk deshalb weil das Langfilmdebüt von Emerald Fennells nicht nur ein grandioser Genremix (man bedient sich so ziemlich in allen relevanten Bereichen), sondern auch eine mehr als überzeugende Hauptdarstellerin und ein ebenso fantastisches Drehbuch besitzt. Genau wegen solcher Filme muss man einfach ins Kino gehen, sich auf die Story einlassen und Ende einfach den Unterhaltungswert erkennen. Was sich anfänglich wie eine klassische rachebasierte Handlung darstellt ist in Wahrheit viel tiefgründiger und wird erst Zug um Zug aufgedeckt. Dabei wechselt Fennells die Genres so unfassbar geschickt und radikal, wodurch man von einem Moment zum anderen in eine völlig neue Gefühlsblase geschickt wird. Der Balanceakt gelingt auch deshalb so überragend, weil die Übergänge es hergeben und extrem fein abgestimmt sind. 

 

Wer jetzt denkt bei Cassy's Rachefeldzug handelt es sich um ein Feministending bzw. eine radikale Form der #metoo Bewegung wird schnell eines Besseren belehrt, da die junge Frau nicht wie (schon im Trailer) suggeriert einen allgemeinen Hass auf auf Männer hat, sondern alles deutlich vielschichtiger betrachtet werden muss. Lediglich die "Guten und Netten" Jungs, welche zu später Stunde augenscheinlich stark angetrunkene Frauen in den Clubs und Bars ansprechen um mit Ihnen dann zu sich nach Hause zu fahren sind der Coffeeshop-Mitarbeiterin ein Dorn im Auge. Doch warum eigentlich? Diese Frage wird mit Fortschreiten der Handlung aufdeckt und entpuppt sich als tragisches Ereignis 7 Jahre zuvor. Dieses deutet der Film immer nur vage an, ohne genauere Details zu verraten. Erst im letzten Drittel ergibt sich ein klares Bild und Cassy's Vorgehen bekommt einen eindeutigen Sinn. Bis dahin erlebt der Kinobesucher zahlreiche im tiefschwarzen Humor gekleidete Szenen (werde hier keine nennen um euch den Spaß am Film nicht zu nehmen), viele überraschende Wendungen und Momente voller Verrücktheit. Man könnte fast meinen hier eine Frau erleben zu müssen die durchweg durchgeknallte Entscheidungen trifft, obwohl Cassy einen klaren Plan verfolgt.

 

Allein schon wie die Hauptfigur angelegt ist zeugt von mehreren Geistesblitzen der Regisseurin, nebenbei auch Drehbuchautorin. Als würde Cassy mehrere Persönlichkeiten besitzen passt Sie sich jeder Situation auf eine ungeheuer authentische Weise an. Zu Hause bei Ihren Eltern, die mit eindeutigen Geschenken immer wieder versuchen Ihre Tochter zum Ausziehen zu bewegen (bestes Beispiel ist ein rosafarbender Koffer), miemt Sie die chaotische Einzelgängerin ohne großen Antrieb, Im Coffeeshop eine aufgeschlossene redegewandte Frau und bei den Männern zu Hause ist Cassy (die zuvor noch einen völlig betrunken Eindruck macht) eine berechnende Verrückte mit eiskaltem Blick. Und wenn man Sie dann mit Schmetterlingen im Bauch und total verliebt mit Ryan (gespielt von Bo Burnham) rumspringen sieht, macht Cassy einen derat gelösten Eindruck bei dem man schnell vergessen kann welch teuflisches Stück Sie doch sein kann wenn es um Männer oder gewisse anderen Personen geht. Schon wegen diesem facettenreichen Schauspiels hätte Carey Mulligan den Oscar für die Beste Schauspielerin verdient gehabt. Nebenbei bemerkt erinnert vieles von Cassy an eine gewisse Harley Quinn die ja von Margot Robbie gespielt wird, welche rein zufällig zu den Produzenten des Films gehört. Obwohl Cassy auf Ihrem Rachezug (der ab einem gewissen Punkt ehemaligen Studenten Ihres Jahrgangs gilt) viel Böses im Sinn hat, wovon man aber nicht wirklich das endgültige Ergebnis zu sehen bekommt, wirkt die Frau während des ganzen Film stets als Sympathieträgerin, selbst dann noch als Ihre Aktionen irrational erscheinen und vom bekannten Muster abweichen.

 

Es fühlt sich einfach nur gerecht an was Sie tut, womit "Promising Young Woman" auch eine gesellschaftskritische Note erhält. Viel zu oft kommen Männer ungeschorren davon wenn es um sexuellen Missbrauch junger Frauen geht, speziell wie im Film angedeutet im Bereich der Unis mit den dort stattfindenden Partys. Auch hier gelingt es perfekt den Übergang von heiterer Komödie zu einem Schlag in die Magengrube (Speziell der Moment als Sie Ihrer ehemaligen Rektorin gegenüber sitzt und andeutet deren Tochter in ein Zimmer voller notgeiler junger Männer gesteckt zu haben) mit schockierenden Momenten. An dieser Stelle muss ich noch die unschlagbar geile Musiksetzung ansprechen, mit der man wirklich jede Szene bestmöglich unterlegt, oder besser gesagt auf satirische Weise ins Absurde führt. Bestes und auch als einziges von mir genanntes Beispiel (wegen Spoilergefahr ;) ) ist die grandiose Schlussszene als "Angel of the Morning" von Juice Newton läuft und alle verbliebenen Figuren von Cassy noch die gerechte Strafe erhalten und man sich denkt "Yes, das haben die verdient". Definitiv eine der besten Schlussakte der Filmgeschichte aus den letzten Jahren. Und dann bekommt Ihr verdutzt dreinschauender Ex-Freund noch einen Zwinkersmiley von Ihr aufs Handy, einfach grandios. 

 

Man kann sich nie in Sicherheit wähnen als Zuschauer, spielt Emerald Fennell doch mit den Gefühlen des Publikums und das mit einer cleveren und (wie bereits erwähnt) mega unterhaltsamen Inszenierung. Am Ende werden definitiv hitzige Diskussionen entbrennen ob man das alles so zeigen darf, inwieweit es sich um einen Fingerzeig auf die heutige Gesellschaft handelt oder wie der finale bitterböse Twist einzuordnen ist. Auch jene total abgefahrenen Aktionen von Cassy wie Sie Ihre Opfer leiden lässt (Sie führt sogar eine Art Tagebuch mit allen Namen und einer Strichliste) werden im Nachhinein ein Gesprächsthema sein, womit "Promising Young Woman" genau das erreicht hat was es sollte: Unterhaltung mit anschließender Auseinandersetzung. Viele Filme beschränken sich ja nur noch auf den Part der Unterhaltung, wenngleich selbst das nicht mehr immer zufriedenstellend erreicht wird, und wollen gar nicht mehr das die Zuschauer danach noch an der ein oder anderen Szene zu knabbern haben. Und da es sich eben um einen Film handelt, bei dem man sich aufgrund seiner Vielseitigkeit nicht sicher sein kann wo man nun ernsthaft nachdenken soll oder wo man einfach nur eine Art bewegte Karikatur sieht verdient er das Prädikat "Meisterwerk".

 

Über Kameraarbeit, Szenenbild und alle weiteren technischen Punkte braucht man an dieser Stelle gar nicht großartig eingehen, ist doch alles stimmig und perfekt aufeinander abgestimmt. Kostümtechnisch bleiben natürlich die sehr ansprechenden Outfits von Cassy bei deren nächtlichen Touren sowie das mega heiße Doktor-Kostüm am Ende im Gedächtnis, während Ihr Make-up ebenso vielseitig aufgetragen wird und sich an den jeweiligen Momenten Ihrer Stimmungen orientiert. Bleiben dann nur noch die zahlreichen weiteren Darsteller übrig, die neben Mulligan quasi alle wie Nebenfiguren wirken aber allesamt einen geilen Job machen. Wie es sich hald für einen perfekten Film gehört. Klar, die Hauptdarstellerin überragt alle anderen mit Ihrer vielschichtigen Performence, kann aber auch nur deshalb so glänzen weil Ihre Kollegen die Ihnen zugewiesenen Rollen exzellent umsetzen. Recht viel mehr möchte ich auch gar nicht mehr schreiben, geht ab dem 19.08. ins Kino und macht euch selbst ein Bild von diesem grandiosen Werk

 

;)

 

Fazit: Ein Meisterwerk des Genremixes das gnadenlos effektiv, intensiv aber auch gnadenlos unterhaltsam daherkommt und dank seiner grandiosen Hauptfigur lange im Gedächtnis bleibt. Schon jetzt einer der besten Filme des Jahres.

 

Bewertung:

Genre: 10 von 10 Punkten

Gesamt: 10 von 10 Punkten

 

Killer's Bodyguard 2 (Action/Komödie)

 

4 Jahre nach dem sehr amüsanten "Killer's Bodyguard" legen Ryan Reynolds und Samuel L. Jackson nach, und wie.

 

Michael Bryce (Ryan Reynolds) hat sich von seinem Job als Personenschützer verabschiedet. Die vergangenen Ereignisse haben dem zähen Kerl ordentlich zugesetzt. Auf der Couch seiner Therapeutin jammert er sein Leid. Auf Anraten der Expertin nimmt sich Bryce eine ausgedehnte Auszeit, um seine Mitte wieder ins Lot zu bringen. Fern von allem, was er kennt und ihn an Darius Kincaid (Samuel L. Jackson) erinnert, will er in einem traumhaften Freizeitressort entspannen. Die Ruhe währt nicht lange, als Sonia Kincaid (Salma Hayek) auftaucht und Bryce eher unfreiwillig in eine neue Mission zieht. Um Darius aus den Händen der Mafia und des wahnsinnigen Schurken Aristoteles Papadopolous (Antonio Banderas) zu befreien, benötigt sie die Hilfe des ehemaligen Bodyguards. Ehe sich Michael versieht, steckt er in einer halsbrecherischen Verfolgungsjagd um die Welt.

 

Geschlagene 4 Jahre hat es gedauert (auch wegen Corona) bis das ungleiche Duo Michael Bryce/Darius Kincaid wieder zusammen in Aktion tritt um die Welt zu retten. Doch die lange Wartezeit war kein Unterhaltungskiller sondern sogar dafür verantwortlich, dass "Killer's Bodyguard 2" zu einem insgesamt sehr ansprechenden Film mit viel Witz, Humor und vorallem unzähligen Toten geworden ist. Sicherlich sollte man die Grundhandlung nicht unnötig überbewerten, da dieser vorallem zum Ende hin die Puste ausgeht, aber als Ganzes doch einen roten Faden erkennen lässt. Hier und da denkt man einen Tick zu kompliziert, baut Nebenstränge auf die dann zu schnell abgetan werden und vergisst dadurch wie schnell man unplausibel wirken kann. Ich gebe zu, mir persönlich war das auch egal, fühlte ich mich von den 3 Hauptfiguren/Darstellern bestens unterhalten und habe dann im ersten Moment auch nicht mehr darauf geachtet wie logisch die Story nun ist. Klar, eine durchweg glaubhafte Handlung darf man eh nicht erwarten, passt aber alles andere fallen eigentlich negative Sachen weniger auf. Es wird rumgeballert, Autos (und vieles mehr) fliegen in die Luft, es sterben reihenweise böse Jungs und mittendrin werfen die Charaktere mit ordinären, vulgären und zweideutigen Sprüchen/Dialogen/Wörtern nur so um sich ohne Rücksicht auf Verluste.

 

Hinzu kommen rasante Verfolgungsjagden durch halb Italien, etliche Kampfszenen und noch mehr Geballer. Zugegeben, die ständigen Ortswechsel passieren viel zu schnell und man kommt dann auch nicht mehr mit warum man nun hier oder dort ist. Hier verzettelt man sich das erste mal so richtig und der ansonsten strukturierte Verlauf gerät ins Wanken. Zudem kommt selten ein mediterranes Feeling auf, da alle Handlungsorte wenig bis nichts von der Schönheit Italiens zeigen und sich auf nur wenige Details fokussieren. Das wären ein paar Weinhänge, eine Vespa oder dort mal die bekannten engen und von Cafe's gesäumten Straßen bzw Gassen. Aber auch hier will ich nicht zu sehr den kritischen Finger heben, da die meisten Szenen einen hohen Unterhaltungswert besitzen. Einzig die zunehmend in Hektik verfallende Kamera sowie zusehens dem Schnittgewitter ausgesetzte Actionmomente und eine etwas zu lange Laufzeit (etwa 10 Minuten) trüben das Gesamtbild. Dieses ist im Übrigen geprägt von durchweg hellen, kräftigen und warmen Farben, die stets von einer ordentlichen Lichtsetzung/Ausleuchtung profitieren. Lediglich die Effekte (davon vorallem die Explosionen) erreichen nur ein niedriges Qualitätslevel und wirken oftmals leider billig und schlampig. Hier hätte man angesichts des mit großen Namen besetzten Casts deutlich mehr erwarten können, macht "Killer's Bodyguard 2" insgesamt einen optisch wertigen Eindruck, der auf eine größere Hollywood-Produktion schließen lässt.

 

Das größte Augenmerk lag nach dem sehr ansprechenden ersten Trailer sowieso auf dem Trio Reynolds/Jackson/Hayek und wie diese zusammen funktionieren. Die Konstellation ist ja recht simpel und verspricht von Anfang an markante und witzige Dialoge, von denen es im fertigen Film auch mehr als genug gibt. Am meisten durfte man aber darauf gespannt sein wie Salma Hayek Ihre Rolle als durchgeknallte Ehefrau von Darius interpretieren wird. Und die 54-jährige liefert verdammt gut ab, verleiht Ihrem Charakter ein facettenreiches Auftreten das von emotional bis hysterisch reicht und sieht dabei auch noch extrem heiß aus. Immer wieder mischt Sie in Ihren Dialoge spanische Wörter bei und versucht sich auch auf sehr amüsante Weise am englischen Dialekt. Da hatte wohl jemand richtig Lust auf die Rolle, die der Hayek zwar immer wieder völlig überdreht aufspielt (Nicolas Cage lässt grüßen) aber stets in einem dann doch noch annehmbaren Rahmen bleibt. Anders wäre Sonia auch nicht authenisch genug gewesen bzw würde nicht zum ebenfalls verrückten Darius passen. Punktuell versucht das ordentliche Skript Ihr noch die ein oder andere Charaktertiefe zu verleihen, was man aber nicht gebraucht hätte. Hayek hat mich ohne Zweifel vollends begeistert, für viele wunderbar lustige Momente gesorgt und ist die perfekte Ergänzung zu den beiden Männern, denen Sie immer wieder geschickt die Show stiehlt.

 

Zu Ryan Reynolds und Samuel L. Jackson muss man eigentlich nicht viel sagen, bekommt man doch stets genau das geliefert was gewünscht ist. Was aber auffällt ist die ausgeprägte Physis der beiden, womit jede Kampfszene nicht nur ausgiebig inszeniert werden können sondern auch authentisch wirken. Zudem hat Reynolds die Ehre regelmäig als Crashtestdummy fungieren zu können indem er von Autos angefahren oder von Booten überfahren wird und dabei durch die Luft fliegt als gäbe es kein Morgen mehr. Weiterhin verleiht er seinem Michael noch eine leicht chaotische und tollpatschige Art, womit diese Lockerheit aber auch Verletzlichkeit ausstrahlt. Und dennoch wirkt der lizenzlose Bodyguard elegant, leger und durchweg charmant aber auch frech sowie selbstbewusst.

Der dritte im Bunde ist ein wie immer präsenter Jackson, der als Darius erneut eine Rolle spielen darf die Ihm auf dem Laib geschnitten ist. Sein typisches Gelächter (eine Mischung aus Herablassung und Humor) setzt er ebenso oft auf wie die beliebten Gesichtszüge bei Verwunderung, Anspannung und Schadenfreude. Und am Ende ist es auch Darius der am häufigsten obszöne Ausdrücke wie "Motherfucker" in dem Mund nimmt, was Ihm aber gegönnt sei, passt es doch wie die Faust aufs Auge zur Figur. Wie die anderen beiden sieht man auch Jackson seine große Freude und den Spaß an, in "Killer's Bodyguard 2" eine Titelfigur spielen zu können.

 

Regisseur Patrick Hughes konnte zudem noch auf Antonio Banderas und Morgan Freeman in seinem Cast setzen, die aber beide recht klischeehafte und oberflächige Figuren verkörpern und zudem nur wenig Screentime erhalten. Dabei ist Banderas wie so oft der stereotype Bösewicht mit ausgeprägtem Rachemotiv und Freeman darf hier Michael's Stiefvater spielen, der jedoch nicht so väterlich ist wie er sich anfangs gibt. Im Rahmen der Figurenzeichnung liefern die beiden Stars wirklich eine gute Performence ab, ohne sich dabei besonders in den Vordergrund zu drängen.

Das Hughes' Film von der gesamten Inszenierung her keine Neuerfindung des Genres ist erkennt man recht schnell, setzt er doch auf bekannte Muster, Abläufe und Bildeinstellungen. Am Ende bleibt es eben doch "nur" eine Fortsetzung, mit denen die Kinos ja gerade geflutet werden, die aber um zum letzten Punkt zu kommen, auch dank der hervorragenden Filmmusik und wie diese eingesetzt wird mindestens gleichwertig zum Orginal ist. Man beweist ein feines Gespür beim Sounddesign und der Wahl jener Titel, welche man bsp. bei Action- oder Verfolgungsszenen einbaut. So kommt es dann eben, dass während einer Autojagd "Simply the Best" von Tina Turner zu hören ist (was übrigens mein musikalisches Highlight darstellt). Neben weiteren bekannten Tracks bekommt der Zuschauer noch Technobeats (als die Handlung in einem Club Halt macht) und vorallem genretypische Begleitmusik zu hören, die alle niemals zu dominant platziert werden.

 

Fazit: Hier haben sich wohl die 3 richtigen Darsteller gefunden, da es Reynolds, Jackson und Hayek in dieser sehr unterhaltsamen Action-Komödie ordentlich krachen lassen, samt maßig ordinärer Ausdrücke mit viel Witz. Das die Story eher nebensächlich ist interessiert dann wohl kaum jemanden.

 

Bewertung:

Genre: 7 von 10 Punkten

Gesamt: 8 von 10 Punkten

 

Tides (Sci-Fi/Thriller)

 

Müssen wir Menschen unseren Planeten eines Tages verlassen um danach festzustellen, dass es uns doch wieder auf die Erde zieht?

 

Vor 200 Jahren wurde die Erde von einer Sturmflut heimgesucht, die große Teile der Menschheit ausgerottet hat. Nur wenige Menschen konnten sich mit Raumschiffen auf den Planeten Kepler 209 retten. Doch es stellt sich heraus, dass die Atmosphäre dort die Menschen unfruchtbar macht. Zwei Generationen später soll eine Mission von der Weltraumkolonie zur Erde reisen und herausfinden, ob eine Rückkehr auf die Erde möglich ist. Beim Eintritt in die Erdatmosphäre gerät die Raumkapsel außer Kontrolle und die Astronautin Blake (Nora Arnezeder) überlebt als Einzige die Landung. Als sie sich umschaut, stellt sie fest, dass sie auf der Erde nicht allein ist. Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit und die junge Astronautin muss alleine Entscheidungen treffen, die den Fortbestand der ganzen Menschheit beeinflussen werden. Das Schicksal der beiden Planeten steht auf dem Spiel...

 

Roland Emmerich ist ja bekannt für apokalyptische Filme wie "Independence Day", "The Day After Tomorrow" oder "2012"

weshalb der deutsche Regisseur und Produzent scherzhaft auch gern als "Master of Desaster" betitelt wird. Nachdem "Midway" 2019 ein finanzieller Flop (der Film war auch nicht besonders gut) war, ist er nun als Produzent für Tim Fehlbaum's neuen Film "Tides" tätig, der den Zuschauer in eine düstere Menschheitszukunft entführt. In gewisserweise könnte man den Sci-Fi Thriller als ein logisches Ende der aktuellen Zustände deuten, da er in einer Zeit einsetzt wo die Menschheit den Planeten Erde nun endgültig zerstört sowie ausgebeutet hat. Durch Umweltkatastrophen als Ergebnis des Klimawandels sowie Kriegen wurde daraus eine lebensfeindliche Umgebung welche die reiche Oberschicht verlassen hat um auf einem fremden Planten neu anzufangen. Allein hier zeigt sich das erste mal wie deutlich "Tides" auf der sozialkritischen Ebene unterwegs sein möchte, da nur privilegierte Menschen einen Platz im rettenden Shuttle ergattern konnte während man die restliche Bevölkerung Ihrem Schicksal überlassen hat. Da das neue Zuhause (das keineswegs eine Erde 2.0 ist weil dort keine Bäume wachsen und Oberflächenwasser nicht vorhanden ist oder das Leben nur in speziellen Gebäuden möglich ist) nun aber dafür sorgt, dass Menschen unfruchtbar werden soll erforscht werden ob man nicht einfach zurück zur Erde kehrt.

 

Nach dem Motto "Erst zerstören wir alles um danach wieder anzuklopfen" schickt Kepler Missionen los, die natürlich zum Scheitern verurteilt sind. Hier verweist der Film erneut auf wichtige Details, welche zeigen das allein schon im Drehbuch darauf geachtet wurde, eine durchdachte Geschichte erzählen zu wollen. Man schickt keine Wissenschaftler sondern militärisch ausgebildete Menschen jungen Alters wie die Hauptfigur Blake

Schon heute haben wir unserer Erde teils unreparable Schäden zugefügt, die Böden ausgebeutet und bekriegen uns mit verherrenden Waffen. Somit spielgelt "Tides" eine mögliche Zukunft wieder, auf die wir aktuell volle Kanne zusteuern ohne Rücksicht auf Verluste oder gar den Willen es anders zu machen. Deshalb zeigen die Bilder von Markus Förderer eine Welt in dunklen, leblosen und tristen Farben, die vorallem in grauen und schwarzen sowie dreckigen Farbtönen gehalten sind und nicht mal mehr das satte blau der Meere enthält. Lebensfeindlich sind zudem fehlende Landmassen und der stetige Wechsel von Ebbe/Flut, wodurch die wenigen Überlebenden keine Möglichkeit haben Lebensmittel anzubauen. Man lebt von dem was das Meer hergibt (Fische, Quallen, Krebse, Tintenfische) oder was man bei Ebbe an Wracks findet (Muscheln).

 

Wie so oft lohnt sich ein Blick auf die vielen kleinen Details, da die junge Blake jene Muscheln nur mit Ekel essen kann, die Narvik Ihr gibt. Man ist auf Kepler wohl Besseres gewohnt. Im Kern ist der Thriller ein Spiegelbild der heutigen Gesellschaft, in der wenige Reiche vielen Armen gegenüber stehen und sich als die höhere Gewalt sehen. Deshalb entwickelt sich die Geschichte im Verlauf auch in eine, zugegeben wenig überraschende, Richtung wo es bei erfolgreicher Rückkehr zur Erde wieder diese 2-Klassengesellschaft geben soll, die ja zur Vernichtung geführt hat. Leider ist der Film hier verdammt nah an der Realität, da der Mensch ja trotz ausgeprägtem Gehirn ja nicht lernfähig scheint und gemachte Fehler einfach wiederholt. Erschreckend schockierend ist sicherlich jede Message mit der "Tides" stets den Finger in die Wunde legt und gesellschaftskritische Themen anspricht. Erst flüchten die Reichen um dann zurück zu kehren damit man wieder herrschen kann, auch wenn man dies mit Gewalt erreichen muss. 

 

Recht viel mehr Details möchte ich an dieser Stelle auch nicht mehr aufzählen um euch noch die Möglichkeit zu geben etwas entdecken zu können wodurch Ihr was zum Nachdenken habt.

Neben diesen vielen wirklich positiven Punkten besitzt "Tides" aber auch zwei eklatante Kritikpunkte. Kann die Optik dank erwähnter Kolorierung sowie mystischer Nebelschwaden überzeugen, nerven aber die durchweg wackeligen und unruhigen Bilder, womit viel Qualität verloren geht. Sieht man Blake rennen oder unter Wasser kämpft dann darf die Kamera gerne etwas hektischer sein, aber niemals in Momenten bei denen ein klares Bild notwendig ist. Weiterhin schneidet das Bild punktuell die Figuren ab anstatt diese als Ganzes zu zeigen. Immerhin liegt der Fokus durchweg auf der Handlung mit ihren Charakteren.

Davon abgesehen bietet "Tides" visuell eine für deutsche Verhältnisse überraschend starke Optik mit tollen Effekten und dystopischen Setbauten. Gerade die zerstörten, auf Grund gelaufenen Schiffe sowie alle floßähnlichen Boote der Überlebenden machen einen überzeugenden Eindruck, den die Trailer zwar erahnen ließen, den man so nicht erwarten konnte.

 

Als zweiter größerer Negativpunkt bleibt der zu schnell ersichtliche Handlungsverlauf, wodurch man als Zuschauer zügig erahnen kann wie sich das Geschehen weiter entwickeln wird, was Kepler für einen perfiden Plan verfolgt und welche Figuren wie zusammenhängen. Damit nimmt man der Geschichte viel von ihrer vorhandenen Spannung und damit der Möglichkeit als ein Film im Format "Weltklasse" zu gelten. Trotzdem muss man Tim Fehlbaum für seine Regie- und Drehbucharbeit danken, zeigt es doch welch Potential im deutschen Genrekino steckt, dass auch größer bzw. weltweit denken soll anstatt sich auf lokale Kulissen zu beschränken.

Dank einer fein abgestimmten, passend platzierten sowie atmosphärischen Musik, die zwar im genretypischen Design gehalten ist, findet Komponist Lorenz Dangel genau die passende Begleitung für das gezeigte Bildmaterial.

 

Zuletzt sorgen durchweg gute Schauspielleistungen für ein rundum tolles Kinoerlebnis. Gerade Hauptdarstellerin Nora Arnezeder (u.a. "Army of the Dead") als Blake kann mit Facettenreichtum, ausgeprägter Physis sowie toller Präsenz überzeugen. Daher kann man mit der jungen Frau mitfühlen, mitfiebern und versteht auch deren Sinneswandel weg von der "Für die Gemeinschaft" hin zu "Für das Leben" Mentalität. Das System den Blake angehört kann und wird einfach nicht auf Dauer funktionieren weshalb Sie alles daran setzt damit Kepler nicht erfährt das die Erde wieder ein Ort für Leben ist.

Mit der rebellischen und mutigen Narvik kann die dänische Darstellerin Sarah-Sofie Boussnina den ein oder anderen Glanzpunkt setzen, wenngleich die Rolle eher klein und mit wenig Spielzeit verknüpft ist.

Ebenfalls verhältnismäßig klein aber trotzdem bedeutend gilt Blake's Vater, gespielt von Sebastian Roche, der in einigen Rückblenden zu sehen ist (wie er seiner Tochter die Erde erklärt oder Ihr ein Packung Streichhölzer schenkt auf denen die Astronauten der Apollo 11 Mission abgebildet sind. Er war Mitglied der ersten Erkundungsmission zur Erde und hat dort schnell erkannt wie fatal eine Rückkehr der Kepler-Menschen wäre wodurch er sich den Überlebenden angeschlossen hat.

Kein Thriller ohne Gegenspieler zur Hauptfigur, den wir hier in Iain Glen als Gibson haben, der mit Lügen versucht alle anderen zu täuschen um seine Mission erfüllen zu können. Zwar sieht man dem Serienstar schnell an das Gibson nicht der ist als der er sich gerne gibt, dennoch verleiht Glen seiner Figur eine natürliche Boshaftig- und Durchtriebenheit welche er gnadenlos und ohne Rücksicht auf Menschenleben durchzieht.

 

Fazit: Visuell beeindruckend, größtenteils spannend und sozial- bzw. gesellschaftskritisch; Tim Fehlbaum liefert einen sehenswerten deutschen Genrefilm mit dystopischer Zukunft.

 

Bewertung:

Genre: 7.5 von 10 Punkten

Gesamt: 7 von 10 Punkten

 

Escape Room 2: No Way out (Horror/Thriller)

 

 

Nach dem überragendem Erfolg von "Escape Room" aus dem Jahr 2019 kommt nun die angedeutete Fortsetzung in die Kinos.

 

Dem ersten tödlichen Escape Room sind Zoey (Taylor Russell) und Ben (Logan Miller) gerade so entkommen. Doch sie können nicht verhindern, dass sie bald schon wieder zu Teilnehmern eines der sadistischen Spiele der Firma Minos werden – und diesmal ist das Setting noch größer, die Fallen und Rätsel noch perfider und die anderen Teilnehmer eine noch größere Konkurrenz. Denn bei dem Spiel, in dem sie auch diesmal wieder um ihr Leben spielen müssen, handelt es sich um das Turnier der Champions. Nicht nur Ben und Zoey sind also Überlebende eines der tödlichen Games, sondern alle haben schon einmal eine solche Tortur überstanden. Doch konnte sie das wirklich darauf vorbereiten, was sie jetzt erwartet? Denn diesmal findet das Spiel nicht in kleinen Räumen statt, sondern in einer gigantischen Lagerhalle, in der verschiedene, täuschend echte Locations aufgebaut wurden. Und die Teilnehmer wissen nie, ob sie noch im Spiel sind oder es vielleicht endlich rausgeschafft haben… aber immer nur so lange, bis sich das nächste Rätsel vor ihnen auftut, das ihnen den Tod bringen wird, wenn sie es nicht rechtzeitig lösen können.

 

2019 kam mit "Escape Room"  ein kleiner Horror-Thriller in die Kinos der im Genre für mächtig frischen Wind gesorgt hat, da sich aufs Wesentliche konzentriert und passende Darsteller gecastet wurden. Der tödliche Trip hat einfach viel richtig gemacht bedenkt man zudem das verhältnismäßig kleine Budget mit dem das Team arbeiten musste. Am Ende wurde ja eine Fortsetzung quasi schon rausposaunt, die recht schnell auch offiziell bestätigt worden ist. Nun ist diese also da und die Autoren dachten sich wohl man müsse alles Größer, Schneller und damit Besser machen wodurch "Escape Room 2: No Way out" niemals den Charme seines Vorgängers erreichen kann. Das Ganze steuert in meinen Augen zu sehr in den Mainstream-Horror und wandelt dadurch auf den gleichen Pfaden wie "The Conjuring 3". Zwar sind die Räume bzw. Szenarien nun deutlich größer, die Fallen dank technischer Entwicklung teilweise noch tödlicher, aber das Gefühl der Enge und Angst ist wie weggeblasen. Als Zuschauer sieht man (wieder) einer bunt zusammen gewürfelten Gruppe beim Überlebenskampf zu, der ohne dem Geschehen sowie den Räumlichkeiten auch nur ansatzweise die Zeit zu geben den Betrachter in den Angstmodus zu versetzen.

 

Die Kamera hetzt wie die "Spieler" von Raum zu Raum, zu den einzelnen Figuren bekommt man keine näheren Infos und die Rätsel sind nun auch nicht mehr so verzwickt und lassen sich viel zu einfach lösen. Punktuell blitzt mal ein kreativer Moment auf um kurz darauf durch den generischen Handlungsverlauf erstickt zu werden. Nach dem kurzen Rückblick, wodurch der Zuschauer nochmal grob die Figuren sowie das Ende aus Teil 1 eingeblendet bekommt, sowie einer seichten Einleitung ins aktuelle Leben von Zoey und Ben wird recht schnell klar welche Richtung der Film einschlagen wird (inkl. der Gewissheit das Zoey wieder überleben wird). Rein "zufällig" lernen die beiden die neuen Mitspieler kennen, ohne das sich das Drehbuch damit beschäftigt wie alle genau zur selben Zeit im selben U-Bahn Wagen sitzen, und das ganz ohne Fremde Menschen. In einer Großstadt wie New York ist sicherlich jede U-Bahn tagsüber rappelvoll. Weitere Logiklöcher folgen im Verlauf einer deutlich zu rasanten Handlung, die vor etwas wegzulaufen scheint.

 

Auf all diese werde ich jetzt nicht detailiert eingehen, achtet einfach beim Schauen darauf wenn euch etwas seltsam vorkommt. Überraschungsmomente hat "Escape Room 2" faktisch keine zu bieten, außer einem. Dieser gibt der Handlung eine komplett neue Richtung und löst zuminderst das Geheimnis um den wiederkehrenden Namen "Sonya". Dennoch schöpft dieser Twist insgesamt nur einen kleinen Teil des vorhandenen Potentials aus, und lasst einige Fragen unbeantwortet. Das Spannungslevel befindet sich wie die Figuren tief im Keller, womit jeder für sich raten kann welcher Spieler als nächstes draufgeht. Dafür sind sämtliche Akteure einfach zu oberflächig geschrieben und dadurch dem Zuschauer herzlich egal.

Ganz ehrlich, mich hat weder die Story noch die Gruppe gecatched und es wirkt wie eine Aneinanderreihung einzelner Kurzgeschichten da kein ordentlicher Handlungsfluss vorhanden scheint. Dabei möchte ich den Autoren deren Ideen und Gedankenspiele nicht als dumm abtun, hat man doch versucht die Figuren mit neuartigen Methoden zu killen, die im fertigen Film einfach zu kurz kamen.

 

Dies liegt sicher auch an der extrem knackigen Laufzeit von lediglich 88 Minuten, die auch genauso schnell rum sind. Im Finale will "Escape Room 2" dann den Kreis schließen (im Bezug auf einen bestimmten Moment zu Beginn) und eine weitere Fortsetzung deutet sich an. Bleibt die Hoffnung das diese sich auf die Stärken von Teil 1 besinnt, wobei das Setting schlimmes ahnen lässt.

Ich würde jetzt gerne ein paar Sätze zu den einzelnen Figuren verlieren, aber es gibt leider wenig bis nichts zu berichten. Als Zuschauer erfährt man nur das alle das Spiel bereits gespielt haben und nun in einer exklusiven Championsausgabe erneut mitmachen "dürfen".Hierzu finde ich übrigens den Orginaltitel "Escape Room: Tournament of Champions" wieder mal deutlich passender als der internationale Vermarktungsname. Neben den Namen bekommt als weiteren Backround einige wenige Brocken der jeweiligen Ausgaben hingeworfen. Einer ist Priester und in seiner Gruppe wurde der Glauben getestet, eine andere fühlt aufgrund eines Gendefekts keine Schmerzen und eine weitere Figur verlor Ihr Gehör. Das ist allgemein viel zu wenig um eine Beziehung aufzubauen.

 

Aber selbst zu den beiden Hauptcharakteren Zoey und Ben findet man nur spärlich Zugriff, obwohl wir Zoey bsp bei einer Psychaterin sehen oder die innige Freundschaft der beiden immer wieder besonders betont wird. Zoey's Bestreben die Verantwortlichen aufzuspühren ist sicher edelmütig, nimmt aber nicht den Platz ein der er sein sollte. Lediglich in vereinzelten Szenen spührt man die Wut und den Zorn bei der jungen Frau. Leider zeigt man Sie auch als die Superintelligente, ohne deren Spührsinn die Gruppe gar nicht so weit kommen würde. Warum haben dann die anderen überlebt wenn Sie die Hinweise nicht wie Zoey deuten können? Macht einfach keinen Sinn oder?

Leider kann keiner der Darsteller auch nur im Ansatz mit besonders guten Schauspiel aus der Masse herausstechen,  obwohl alle wirklich bemüht sind aus dem wenig Vorhandenen noch das Beste rauszuholen. Grundsolide spielen Sie Ihre Charaktere, welche jedoch sehr austauschbar rüberkommen.

 

Musiktechnisch arbeitet man mit genretypischen Sounds, die immer dann besonders hochschnellen wenns um die Wurst geht und eine Figur den aktuellen Raum nicht lebend verlässt. Das ist soweit ok und macht einen stimmigen Eindruck. Noch ein Wort zu den gezeigten Räumen, die nun eher ganzen Szenarien entsprechen und die Charaktere mit einigen bösen Sachen quälen. Gewiss zeugen bsp ein Bankraum mit tödlichen Laserstrahlen oder ein Strand mit Treibsand von kreativen Lösungsansätzen die zudem einen hohen Aufwand beim Erbauen bedeuten wodurch aber der Charme eines Escape Rooms verloren geht. Würde der Filmtitel anders lauten, der Bezug ein anderer sein könnte man wirklich davon sprechen, das Regisseur Adam Robitel hier etwas außergewöhnliches inszeniert, im Rahmen der "Escape Room" Reihe ist es aber ein zweischneidiges Schwert. Immer wieder fällt bei der ansonsten fokussierten Kamera von Mark Spicer auf das einige Bilder zu wackelig und unruhig wirken, also vermeidbare Aufnahmefehler.

 

 

 

Fazit: Größer, Schneller und damit Besser? Leider nein, da die Fortsetzung des Überraschungshits von 2019 trotz einiger guten Ideen aber u.a.  wegen der nun riesigen Räume einfach nicht mehr das Feeling aufkommen lässt mit dem "Escape Room" die Zuschauer das Fürchten gelehrt hat. Wer nicht enttäuscht werden möchte sollte seine Erwartungen etwas zurückschrauben nicht nicht das Niveau von Teil 1 erwarten.

 

Bewertung:

Genre: 4 von 10 Punkten

Gesamt: 4 von 10 Punkten

 

Der Hochzeitsschneider von Athen (Komödie/Drama)

 

Wenn ein Schneider von Männermode auf Brautkleider umschwenkt kann man damit nicht nur seinen Laden retten sondern auch neue Kreativität freisetzen.

 

Schneider zu sein hat in Nikos (Dimitris Imellos) Familie eine lange Tradition. Stets ist der Grieche perfekt und stilvoll gekleidet, schließlich ist gut geschnittene Kleidung seine beste Werbung. Doch er muss feststellen, dass nur noch wenige Menschen darauf Wert legen, einen Schneider zu engagieren. Nun hat Nikos ein Problem: Das Geschäft der Familie steckt tief in den roten Zahlen und er muss überlegen, wie er sich und sein Geschäft über Wasser halten kann. Kurzerhand zimmert er einen fahrbaren Stand zusammen und sichert sich einen Platz auf dem Markt, um von nun an Brautkleider zu schneidern, was sich als sehr rentables Geschäft herausstellt. Wo das Atelier sonst stets aufgeräumt war, türmen sich nun farbenfrohe Stoffe aus Tüll, Pailetten, Spitze und Satin. Hilfe erhält er von der attraktiven aber bereits verheirateten Nachbarin Olga (Tamila Koulieva). Sie werden zu einem unschlagbaren Team und es dauert nicht lange, bis sich Nikos in sie verliebt ...

 

Passend zum aktuell sommerlichen Wetter startet die heitere Tragikomödie "Der Hochzeitsschneider von Athen" in den Kinos. Und der Titel ist tatsächlich Programm beim Kinodebüt der deutsch-griechischen Filmemacherin Sonia Liza Kentermann, das zudem noch Elemente einer Coming-of-Age Story beinhaltet. Auch Dank des sommerlichen, warmen und sonnigen Settings (Athen) versprüht das Erstlingswerk mediterranen Flair und durchweg positive Vides, weil Kenterman bewusst auf Schwermut oder eine allzu komplexe Inszenierung verzichtet. Auch ausschweifende Dialoge (erst nach 6 Minuten wird das erste mal gesprochen) sucht man vergebens, da sich alle Beteiligten ohne viele Worte verstehen, wodurch ein seltsam komischer Humor seine Wirkung entfallten kann. Und das trotz dem ein oder anderem dramatischen Einschlag wie etwa Nikos' krankem Vater, den finanziellen Problemen (punktuell wird eine Wirtschaftskrise angedeutet) oder veränderten Kleidungsstilen der Griechen.

 

Deshalb alles aufgeben und beruflich umsatteln? Nicht mit Nikos, der kurzerhand eine anfangs verrückte Idee aufgreift, anpackt und damit Erfolge feiert. Eben eine Geschichte aus dem Alltag wie es sie überall zu finden gibt. Normalerweise sorgt hier eine ruhige und langsame Erzählweise für das Wohlfühloasegefühl, während der Zuschauer bei Kenterman's Film immer wieder mit dem Einnicken zu kämpfen hat, leider. Trotz Leichtigkeit fehlt es an Pepp und Temprament, welches für die Mittelmeerländer eigentlich bekannt sind. Teilt man "Der Hochzeitsschneider von Athen" in einzelne Segmente ein, ist der Mittelteil der mit Abstand Beste während es zum Finale hin an Entschlossenheit und Mut fehlt. Das Nikos in den Sonnenuntergang fährt mag zwar ein wenig klischeehaft klingen, aber Kenterman gelingt insgesamt ein Film der prinzipiell nie ins kittschige abgleitet. Selbst alle aufkommenden Konflikte laufen in einem angenehm normalen Rahmen ab und werden nicht überdramatisiert dargestellt.

 

Während man vom titelgebenden Athen recht wenig sieht, außer einem kleinen Händlermarkt, spielt sich das Geschehen zumeist in der Schneiderei oder diversen Wohnungen und damit eher im Innenbereich ab, was auch deshalb schade ist, kann man als Zuschauer doch ein paar ausdrucksstarke Bilder der antiken Stadt erwarten wenn diese schon extra erwähnt wird. Ich sage hier nur: kostenfreie Werbung für Griechenland und den dort ansässigen Tourismus. Was aber positiv ins Auge fällt sind die klaren, kräftigen und warmen Farben, zahlreiche Kontraste sowie das Erkennen von Konturen (wie etwa auf der Haut der Figuren), was für eine gute Kameraausrüstung spricht. Zumeist zeichnet sich die wirklich gute Kameraarbeit mit fokussierten Bildern aus, bei denen Nikos und Co. immer komplett erkennbar sind. Gelegentlich schwenkt die Aufnahme um die eigene Achse oder unternimmt längere (und wackelfreie) Fahrten.

 

Begleitet werden die gut colorierten Bilder von einem sommerlich angehauchten Soundtrack, gespickt mit landestypischen Klängen, der aber auch mal etwas emotionaler oder verspielter daher kommt und stets eine postive Atmosphäre versprüht. Das stimmungsvolle Feeling spielgelt sich neben Musik und Optik noch in so kleinen Details wieder wie etwa die kindisch anmutenden Nachrichten von Nikos mit dem Nachbarskind Victoria, die in Form von Papierschiffen per Wäscheleine ausgetauscht werden, oder dem klassischen Schneidermaßband, welches der ruhige und zuvorkommende Mann stets um den Hals trägt. Außerdem kann Nikos es nicht haben wenn bei Kleidungsstücken ein Stück Faden absteht (aus aufgetrennten Nahten) und sein zusammengeschusterter Verkaufsstand (den er mit seinem Moped fährt) erfüllt den ihm zudachten Zweck perfekt. Hauptdarsteller Dimitris Imellos verleiht Nikos genau jene Ausstrahlung, die das Drehbuch der Figur zugestanden hat, wenngleich wie bereits erwähnt allgemein das Temprament fehlt, welches bsp. Victoria besitzt.

 

Über die gesamte Laufzeit macht Imellos aber einen ordentlichen Job, ist präsent, sympathisch und der Ankerpunkt im Cast. Gerne hätte man die Romanze von Nikos zu Olga noch etwas mehr in den Fokus rücken, da diese auch dank der guten Zusammenarbeit in der Schneiderei zu kurz kommt. Dort entstehen wunderschöne Kleider, die weder zu schlicht noch zu extravagant erscheinen sondern genau die Mitte treffen. Stilvoll, edel, prächtig, frech und kreativ gestaltet sind die Kleidungsstücke ein echter Hingucker und entschädigen für den etwas ungewohnten Erzählstil/Rythmus sowie fehlender Touristenbilder.

Gesehen habe ich den Film in Orginalfassung mit deutschen Untertiteln (die hier und da einen Rechtschreibfehler aufwiesen) weshalb es zur deutschen Synchro nichts zu sagen gibt. Somit lässt sich auch nicht abschätzen wie der Humor transportiert wird, der im Orginal etwas zu unterdrückt und beiläufig wirkt.

 

 

Fazit: Regisseurin Sonia Liza Kentermann inszeniert einen heiteren Sommerfilm mit Coming-of-Age Charakter, wunderschönen Kleidern und einem sympathischen Schneider dessen Leben eine neue Richtung erhält.

 

Bewertung:

Genre: 6.5 von 10 Punkten

Gesamt: 6 von 10 Punkten

 

Parfum des Lebens (Tragikomödie)

>>>Kurzreview

 

Anne Walberg (Emmanuelle Devos) galt einst als gefeierter Star unter den Parfümeuren. Heute muss sie sich als Geruchsberaterin über Wasser halten. Nachdem sie vor einiger Zeit ihren Geruchssinn verlor, war sie in der Parfum-Branche schnell abgemeldet. Seitdem fährt sie ihr Chauffeur Guillaume Favre (Grégory Montel) von Job zu Job – sehr zu seinem Leidwesen, denn Anne ist keine angenehme Kundin! Sie ist eiskalt, sagt nie Bitte oder Danke und verhält sich Guillaume sehr arrogant. Und dennoch besteht sie darauf, ausschließlich von Guillaume gefahren zu werden! Der Fahrer hingegen hat aktuell andere Sorgen, als sich mit seiner schwierigen Kundin herumzuschlagen. Seine Frau hat sich von ihm scheiden lassen und nun kämpft er um das Sorgerecht für seine Tochter Léa (Zélie Rixhon). Dazu kommt, dass ihm sein Chef Arsène (Gustave Kervern)  schon mit der Kündigung gedroht hat. Als Anne einen Rückfall erleidet und Guillaume sie rettet, scheint sich das Blatt für die beiden zu wenden ...

 

Für viele sind sie ein Produkt des täglichen Bedarfs und einige geben dafür Unsummen aus: Parfüme. Das es sich hierbei um einen Artikel handelt dessen Entwicklung nur aufgrund spezieller "Nasen" möglich ist liegt zwar auf der Hand, läuft in der Regel aber im Hintergrund ab. Und so sind die Modells aus der Werbung oftmals bekannter als jene Menschen, die Parfüms kreieren und dank Ihres Wissens für immer neue Kreationen sorgen.

Und um Düfte geht es in diesem heiteren, frischen und durchweg charmanten Genrefilm aus Frankreich, der den Zuschauer nicht nur regelmäßig schmunzeln oder lachen lässt, sondern immer wieder tiefgängige Sinnesfragen zum Leben stellt mit denen Anne und Favre beschäftigen müssen. Darf man sein Kind nach einer einer Scheidung nur sehen wenn man Arbeit hat? Ist es auf Dauer gut für  mich wenn mein Chef mir jeden Tag sagt was genau mein Tageswerk sein soll? Dies sind nur 2 Fragen mit denen sich der Chauffeuer rumquält während er zunehmend sein Talent für Düfte begreift.

 

Auf der anderen Seite steht die frühere Star-Designerin für Parfüme, die nun in Selbstmitleid versauert und kaum Freude an Ihrer Arbeit verspührt. Zudem fehlt es Anne an der Fähigkeit mit anderen Menschen eine normale Konversation zu führen und bei jeder neuen Begegnung achtet Sie ausschließlich auf den Duft des Gegenübers, ohne diese(n) auch nur einmal anzusehen. Daraus entstehen natürlich zahlreiche unterhaltsame und lustige Momente, vorallem dann wenn die beiden Hauptfiguren gemeinsam unterwegs sind. Trotz einiger emotionaler Einschläge verliert das Werk von Gregory Magne nie seine Leichtigkeit und driftet damit auch keinesfalls in eine Welt voller negativer Vibes ab. Genau diese Fähigkeit lassen allzu viele deutsche Filme vermissen, die in ähnlicher Mission unterwegs sind und stets einen überdramaturgischen Part aufbauen der aber niemals auch nur annähernd echt wirkt.

 

Das sich Anne und und Favre so gut verstehen liegt nicht nur an den beiden herausragend harmonierenden Darstellern sondern muss auch der Tatsache geschuldet werden, dass das Drehbuch hier für feinfühlige und mit Bedacht gewählte Charaktereigenschaften sorgt, weshalb es dem Zuschauer auch nicht schwer fällt sich in beide Figuren hineinzuversetzen sowie mitzufühlen. Die Lebenskrisen erwecken ja nicht den Eindruck von konstruierten Lebensgeschichten sondern wirken so real und vertraut. Dadurch das es zum Finale hin immer positiver wird kann man ohne Reue sagen "Parfum des Lebens" feiert das Leben mit all seinen Facetten, Tiefschlägen sowie Höhepunkten auf eine besondere Art, bei der Bilder mehr als 1000 Worte sagen können. Neben einer ansprechenden Kameraarbeit, bei dieser der Fokus stets auf der Handlung sowie den beteiligten Personen liegt, fallen die kräftigen Farben, viel Licht sowie die insgesamt warme Optik auf, weshalb schlechte Laune oder Trauer von Anfang an keine Chance haben Einzug halten zu können.

 

Begleitend erklingen sanfte Melodien, die jeweils passend zur Szene komponiert sind womit diese die volle Wirkung entfalten können. Aber gerade in den zahlreichen emotionalen Parts verstärkt die Musik das Gefühlsreigen, ohne dabei zu sehr im Mittelpunkt zu stehen. Die meiste Zeit spielt sich das Geschehen an den unterschiedlichsten Orten ab, da Anne und Favre durchweg auf Achse sind während man Job für Job abarbeitet. Dabei gibt man jeder einzelnen Fahrt so viel Zeit und Raum um dem Zuschauer die Möglichkeit zu geben wie Anne "Anzukommen". Als weiteren und noch wichtigeren Aspekt muss man die somit vermiedene Hektik erwähnen, was dem Film auch nicht gut getan hätte wenn man von Ort zu Ort springt ohne das die sympathischen Figuren etwas witziges erleben dürfen.

Am Ende hätte ich mir aber insgesamt noch einen Tick mehr Tiefe gewünscht, besonders zu Anne und Ihrer Vergangenheit sowie dem außergewöhnlichen Gedächtnis was Düfte betrifft.

 

Fazit: Sehenswertes Genrekino aus Frankreich mit herzerwärmender Story, charmanten Darstellern und einem lehrreichen Rundgang durch die Welt der Düfte.

 

Bewertung:

Genre: 7.5 von 10 Punkten

Gesamt: 7.5 von 10 Punkten

 

Beflügelt - Ein Vogel namens Penguin Bloom (Drama/Biopic)

 

Auf einer wahren Geschichte basierend, kommt der erste tiefemotionale Film des Jahres in die Kinos.

 

Während ihres Urlaubes in Thailand mit Ehemann Cameron (Andrew Lincoln) und ihren drei Söhnen Noah (Griffin Murray-Johnston), Rueben (Felix Cameron) und Oli (Abe Clifford-Barr), verletzt sich Sam Bloom (Naomi Watts) schwer. Ihr Sturz vom Dach erweist sich als schicksalshaftes Ereignis, das ihr Leben für immer verändern wird. Seit dem Unfall ist sie von der Hüfte abwärts gelähmt und sitzt im Rollstuhl, wodurch nicht nur ihre Familie auf eine harte Belastungsprobe gestellt wird. Auch Sam droht in einer tiefen Depression zu versinken und verliert zunehmend die Freude am Leben. Doch dann taucht ein verletzter Flötenvogel im Hause Bloom auf, der eine ungewöhnliche Wirkung auf Sam ausübt. Zwischen ihr und dem Tier, das schon bald auf den Namen Penguin hört, entwickelt sich eine zarte Freundschaft. Ein heilender Prozess wird in Gang gesetzt, der nicht nur Sams Depressionen verschwinden lässt, sondern auch die Familie wieder näher zueinanderfinden lässt.

 

Während Andrew Lincoln dank der Erfolgs von "The Walking Dead" in den letzten Jahren immer im Rampenlicht stand wurde es um Naomi Watts recht ruhig und größere Rollen waren eher die Ausnahme. Für Ihre Rückkehr auf die große Kinoleinwand hat sich die britisch-australische Schauspielerin gleich mal eine anspruchsvolle Rolle ausgesucht und verkörpert eine im Rollstuhl sitzende Mutter mit Depressionen. Dabei basiert "Beflügelt-Ein Vogel namens Penguin Bloom" auf einer wahren Geschichte, die voller Emotionen ist aber auch von Lebensmut erzählt. Viele Menschen zerbrechen seelisch daran wenn sich Ihr Leben von jetzt auf gleich so drastisch ändert wie bei Sam Bloom, die aufgrund eines Unfalls im Rollstuhl sitzen muss und sich nutzlos fühlt. Und da es Wunder bekanntlich ja gibt taucht ein kleiner Vogel auf, der die dreifache Mutter zu neuem Mut, Lebenswillen und Kraft führt wodurch Sam Ihre Depressionen hinter sich lassen kann.

Was sich jetzt recht seltsam anhört ist aber die Grundlage für einen tief emotionalen Film, der eine Achterbahnfahrt der Gefühle beinhaltet sowie ein schicksalshafte Tragik mit Happy End.

 

Sicherlich arbeit Regisseur Glendyn Ivin mit so gut wie allen bekannten Stilmitteln des Genres, schafft es aber zu keiner Zeit ins Lächerliche oder Überdramatische abzudriften, womit der Zuschauer zwar Tränen in den Augen haben kann, aber nicht darin ausbrechen wird. Ein schmaler Grad den Ivin vorallem dank seiner herausragenden Hauptdarstellerin Naomi Watts meistern kann, der es durchweg gelingt Sam eine verletzliche wie auch kämpferische Seele, aber auch die nötige Verletzlichkeit zu verleihen weshalb man die Geschichte als glaubhaft empfindet. Nach kurzer Einführung im Stil eines Videotagebuchs (wo uns die Vorgeschichte zum Unfall gezeigt und erzählt wird) beginnt das biografische Drama im Jetzt mit der Erzählung. Dabei scheint Familie Bloom im Paradies zu leben, besitzt man doch ein schönes Haus am Meer (in einer Bucht), säumen Palmen den Garten sowie die Straßen und die Sonne strahlt den ganzen Tag. Zwar wird es nicht erwähnt, aber die Location (und handelnden Personen) befindet sich in Down Under was "Beflügelt" leicht exotisch daher kommen lässt. Zudem basiert der Film ja auf einer wahren Geschichte, die dank des Fotografen Cameron Bloom 2015 (dank Instagram) international viral ging und 2016 sogar zu einem Buchbestseller wurde.

 

Regisseur Ivin bringt diese ergreifende Story über einen niedlichen Vogel nun auf die Leinwand, und damit wieder in aller Munde. Dabei durchlebt der Zuschauer sämtliche Gefühlswelten der Figuren, besonders von Sam, die von Freude über Trauer bishin zu tiefer Wut reichen womit sich sämtliche Handlungen plausibel erklären lassen. Die sich als nutzlos empfindende Mutter leidet nicht nur an großen körperlichen Schmerzen, sondern noch viel an an schweren Depressionen, zieht sich zurück und zertrümmert dabei schonmal alle alten Fotos an der Wand, um das alte Leben "auszulöschen". In gewisserweise schockieren solche Bilder, haben aber auch tiefstes Mitleid zu Folge, da Sam ja von Ihrer Familie geliebt wird und mit der neuen Situation einfach nicht klar kommt. Verständlicherweise. Während Cameron und die Kinder den ganzen Tag draußen sein können, nach Belieben zum Strand gehen oder mal Radfahren sitzt oder liegt Sie im Haus (wo selbst der Gang zur Toilette allein nicht möglich ist). Inszenatorisch geschickt gelöst ist der Part mit Penguin, den Noah am Strand findet, dank dem alles eine positive Wendung nimmt.

 

Frei von Hektik und mit Rückschlägen versehen entsteht eine Handlung voller Emotionen und ausdrucksstarken Bildern in langen Sequenzen und wenig Schnittfolgen. Würde alles reibungsfrei ablaufen klänge dies zu gut um wahr zu sein und wäre selbst mit einer starken Naomi Watts unglaubwürdig erschienen. Zweifelsohne ist es Ivin's Ziel mit seiner gefühlvollen Arbeit für feuchte Augen beim Publikum zu sorgen, was gerade bei Menschen mit zartem Gemüt bestens funktionieren wird. Obwohl man stets sehr nah am Geschehen und den Figuren ist bleibt am Ende trotzdem eine angenehme Distanz dank derer sich der Großteil der Zuschauer das gezigte Leiden nicht zu sehr zu Herzen nimmt. Über das eigene Leben und die Möglichkeit wegen eines Unfalls (vorallem im Urlaub) in diese Situation zu geraten sollte man dennoch nachdenken, wozu man auch angeregt wird. Ist man bereit wie Cameron seine(n) Partner(in) uneingeschränkt zu lieben, Ihm/ihr zur Seite zu stehen und auf vieles zu verzichten? Ich finde der Fotograf ist Sinnbild für wahre und ehrliche Liebe, die über allem steht und erst dann so richtig gezeigt werden kann, wenn es eben nicht nach Wunsch läuft. Auch hier trifft Ivin genau denrichtigen Ton und hat ein Auge dafür wie man dies zeigen soll.

 

Schlussendlich kann sich der Australier aber vorallem auf seine beiden Hauptdarsteller verlassen, die nicht nur exzellent miteinander harmonieren sondern auch überzeugende Arbeit leisten. Serienstar Lincoln muss dabei vorallem seine aus "The Walking Dead" bekannten Gesichtszüge auspacken, die er mit seiner natürlichen Ausstrahlung verbindet um als Fotograf sowie liebender Mann und Vater eine gute Figur machen zu können. Ähnlich wie in der Zombieserie ist Cameron eine Person mit Überzeugungskraft, Verantwortungsbewusstsein und einer angenehm ruhigen Aura, aus der es nur sehr selten richtig herausbricht. Genau diese Eigenschaften braucht es um mit klarem Kopf Entscheidungen zu fällen, welche oftmals mit viel Geduld und Beharlichleit verbunden sind.

Trotz geringer öffentlicher Präsenz beweist Naomi Watts Ihr schauspielerisches Können, gerade wegen der Voraussetzungen mit der Ihre Figur nicht gerade einfach zu spielen ist. Allein wie Watts es schafft konsequent auf Beinarbeit zu verzichten muss man lobend hervorheben, muss diese körperlich eingeschränkte Darbietung extrem kräftezehrend und anstrengend sein. Hut ab für Ihre Fitness, Ausdauer sowie der authentischen und feinfühligen Interpretation von Sam Bloom.

 

Neben der physischen Leistung sind es die unterschiedlichen Gefühlslagen mit denen Watts einen bleibenden Eindruck hinterlässt und Sam letztendlich maximal glaubhaft darstellt. Recht viel besser hätte man es kaum machen können.

Musikalisch bewegt sich "Beflügelt" im Bereich von Standardstücken, die zumeist eine emotional-berührende Atmosphäre erzeugen und bewegende Momente entsprechend hervorheben. Da die gewünschte Wirkung beim Zuschauer erzeugt wird gibt es dem Komponisten nur eine Gratulation für gute Arbeit auszusprechen.

Wie bereits erwähnt gilt Australien als Ort des Geschehens, wo derzeit ja außergewöhnlich viele Produktionen abgedreht werden. Zwar bekommt man hier landschaftlich gesehen quasi nichts zu sehen, aber dennoch versprüht das Ganze einen Hauch Urlaubsfeeling mit etwas Luxus. Schließlich leben die Bloom's in einer kleinen Villa auf den Klippen, haben täglich Sonnenschein und nicht weit zum Strand. Zudem macht der Ort den Eindruck eher etwas abgelegen und damit wenig überlaufen zu sein. Ausstattungstechnisch bewegt sich die Einrichtung auf den Stand des Jahres 2015, aber definitiv im moderneren Look der Zeit. Kräftige Farben, zumeist in warmen Tönen, sowie viel Sonnenschein sind Indikatoren für die Absicht durch positive Vibes den aufkommenden Lebensmut zu feiern, woran auch die ansprechende Kameraarbeit mit ruhigen, fokussierten Bildern ihren Anteil hat.

 

 

Fazit: Eine Achterbahnfahrt der Gefühle mit einer Riesenportion Lebensmut; Auch dank einer herausragenden Naomi Watts bietet dieses emotional-ergreifendes Drama für die ein oder andere Träne im Kinosaal.

 

Bewertung:

Genre: 7 von 10 Punkten

Gesamt: 7 von 10 Punkten

 

Kaiserschmarrndrama (Krimi/Komödie)

 

Mit einem Jahr Verspätung ist der bayerische Bond zurück und ermittelt wieder in einem Mordfall.

 

Es scheint, als wären die entspannten Zeiten für den Provinzpolizisten Franz Eberhofer (Sebastian Bezzel) vorbei: Und nein, daran ist nicht der Mord des Webcam-Mädchens aus dem Dorf schuld. Den Fall geht er ganz lässig an, wie immer! Der Grund für seine aufkeimende Unruhe ist vielmehr sein Kollege Rudi (Simon Schwarz), der einen Unfall hatte und vorerst auf den Rollstuhl angewiesen ist. Ganz nebenbei gibt der Franz dafür auch noch die Schuld und nistet sich kurzerhand auf dem Hof ein.  Doch die Krönung des Ganzen ist eigentlich Eberhofers Freundin Susi (Lisa Maria Potthoff). Die hat sich mit Eberhofers Bruder Leopold (Gerhard Wittmann) zusammengetan und will neben dem Hofgrundstück ein Doppelfamilienhaus mit einer Gemeinschaftssauna bauen. Zum Glück ist Franz nicht der Einzige, dem das gehörig gegen den Strich geht! Auch Papa Eberhofer (Eisi Gulp) ist alles andere als begeistert von der Idee.  Ach, und das Mordopfer? Da muss Franz zu seinem Entsetzen feststellen, dass seine besten Freunde Simmerl (Stephan Zinner) und Flötzinger (Daniel Christensen) Stammkunden bei ihr waren ...

 

Er kann zwar vieles aber musste wie alle anderen auch vor der Pandemie kapitullieren: Der Eberhofer. Nun ist der sympathische Dorfpolizist zurück und mit "Kaiserschnarrndrama" gibts nun endlich eine weitere Buchverfilmung der beliebten Reihe von Autorin Rita Falk im Kino zu sehen. Besonders in Bayern sind diese Krimi-Komödien jedes mal aufs neue ein Besuchermagnet und genießen mittlerweile auch Kultstatus. Von daher ist die Freude jedes mal wieder gigantisch wenn es heißt "Der neue Eberhofer kommt am ...". Sicherlich können viele Menschen im Norden Deutschlands mit dieser Art Humor, dem Dialekt und der Inszenierung von bayerischer Kultur wenig anfangen und werden den Film meiden. Aber selbst jenseits der Weißwurstgrenze hat der Franz mittlerweile seine Fans weshalb Constantin Film den neuen Fall zum ersten mal am Startwochenende deutschlandweit in die Kinos bringt, anstatt nur im Süddeutschen Raum.

 

Was sich schon in den letzten beiden Filmen angedeutet hat zeigt sich in "Kaiserschmarrndrama" nun deutlich; die Mordfälle nehmen nicht mehr die zentrale Rolle ein sondern das bunte Treiben außen herum. Wenn ich ehrlich bin kann man diesen Stil auch beibehalten, zumal so mehr Raum bleibt für Witze, Drama und Charakterbildung der einzelnen Charaktere. Im folgenden wird diese Kritik so spoilerfrei wie möglich gehalten sein, außer wenn es um Szenen aus dem Trailer geht.

Zum Thema "charakterliche Entwicklung" liefert der Film von Ed Herzog eine wunderbar emotionale (und tieftraurige) Szene dank der man spührt das der Eberhofer und Co. auch weinen können/dürfen ohne das der Unterhaltungswert dauerhaft im Keller ist. Natürlich ist der Unterhaltungswert wieder enorm, reiht sich doch eine humorvolle Szene an die nächste, wird mit Pointen nur um sich geworfen und der Erzählstil ist simpel gesagt stets sehr heiter.

 

Auch weil man mittlerweile alle Figuren und deren kleineren (und größeren) Maken sowie die Verhältnisse untereinander kennt funktionieren sämtliche Gags, skurillen Momente oder die verwendeten Dialoge. Oft reicht schon ein bestimmter Blick, eine bestimmte Geste oder einfach nur ein Wort um den ganzen Saal zum Lachen zu bringen. Gewissermaßen erwarten die Zuschauer auch eine solche Inszenierung in einem Eberhofer-Streifen, die immer an den vorherigen anknüpfen. Wer also erst jetzt einsteigt wird zwar dennoch viel Spaß haben aber den ein oder anderen Zusammenhang nicht ganz nachvollziehen können. Obwohl wir hier einen Krimi schauen ist die Spannungskurve eher gering, was normalerweise das Todesurteil als Genrefilm bedeuten würde. Aber genau das zeichnet diese spezielle Art von Film aus, das man dennoch eine gute Zeit im Kino hat und am Ende nicht nur sieht wie der Mörder in Handschellen abgeführt wird sondern auch wie sämtliche "Dramatik" sich in Luft auflöst. An dieser Stelle sei noch erwähnt das auch "Kaiserschmarrndrama" dem bekannten Aufbau der bisherigen Teile aufweist, womit der Zuschauer im großen Finale wieder einen besonderen Franz-Rudi-Moment zu sehen bekommt.

 

Wie nicht anders zu erwarten lebt auch dieser Krimi von den besonderen Konstellationen der einzelnen Charaktere, besonders aber von jener die Franz und Rudi haben. Das absolute Ermittler-Traumduo funktioniert von der ersten bis zu letzten Minute, führt mega spaßige Unterhaltungen inkl. Beleidigungen und wunderbarer Nettigkeiten. Aber insgesamt macht der gesamte Cast wieder einen unfassbar guten Job und man merkt deutlich das dieser seit Jahren zusammenarbeitet, vorallem an der Harmonie untereinander sowie dem Ineinandergreifen in jeder Filmsekunde. Mehr kann man eigentlich nicht mehr dazu sagen, dafür ist das Zusammenspiel von Schauspieler und Figur mittlerweile zu gut und ins Fleisch übergegangen. Fans werden erneut alle Lieben, egal ob Susi, Simmerl oder Flötzinger (der übrigens in einer Szene wie Elvis aussieht und versucht sich wie der King zu bewegen).

 

Mir ist schon klar das aktuell ein eingefleischter Liebhaber aus mir spricht, aber diese Review soll ja spoilerfrei bleiben da das Team praktisch wieder die gleiche überzeugende Arbeit abliefert wie immer und da es sich ja vorzugsweise um eine Filmreihe handelt die vorallem den süddeutschen Raum anspricht bleibt am Ende nur die Erkenntnis: Ab ins Kino und Spaß haben.

Das fiktive Filmdorf Niederkaltenkirchen mit dem berühmten Kreisverkehr und dem urigen Eberhofer-Hof spiegelt die bayerische Gemütlichkeit des Landlebens wieder, wo jeder jeden persönlich kennt.  Neben dem stimmigen Setting bekommt der Zuschauer noch typischen Eberhofer-Sound auf die Ohren, der vorzugsweise recht rocklastig ausfällt (Klingelton) und stets aufs Neue die perfekte musikalische Begleitung bildet.

Eines kann ich doch noch erwähnen um den nichtbayerischen Kritikern auch einen Anhaltspunkt zu bieten. Im Genre "Krimi-Komödie" ist "Kaiserschmarrndrama" definitiv nichts neues und arbeitet mit den klassischen Stilmitteln. Aber hey, wir Bayern lieben die Eberhofer-Filme und nehmen zuminderst hier die blau-weiße Brille mal nicht ab :)

 

 

Fazit: Selbst Corona hält den Eberhofer nicht davon ab das Publikum im Kino wieder Bestens zu unterhalten. Wie immer sind die vielen kleinen Streitigkeiten, Romanzen mit entsprechenden Drama wichtiger als der eigentliche Fall. So muss das eben sein

 

Bewertung:

Genre: 7.5 von 10 Punkten

Gesamt: 8.5 von 10 Punkten

 

Free Guy (Action/Komödie)

 

Im August sieht man Ryan Reynolds gleich zweimal im Kino, jeweils in rasanten und abgedrehten Action-Komödien.

 

Guy (Ryan Reynolds) führt ein Leben als Kassierer in einer Bank, das vor allem von der täglichen Routine und dem Chaos und der Gewalt um ihn herum geprägt ist. Jeden Tag wird seine Bank aufs Neue überfallen, aber damit hat sich Guy abgefunden. Eines Tages findet er dann jedoch heraus, dass er in Wahrheit in einem brutalen Open-World-Videospiel namens „Free City“ lebt und ein sogenannter NPC ist – eine Videospielfigur, die nicht von einem menschlichen Spieler gesteuert wird. Verantwortlich für diese Erkenntnis sind die Programmierer Milly (Jodie Comer) und Keys (Joe Keery), die „Free City“ gehackt haben. Guy verliebt sich in Millys Avatar Molotovgirl, doch die Tatsache, dass sich ein NPC merkwürdig verhält, bleibt den Köpfen hinter dem Spiel natürlich nicht verborgen. Der Publisher Antwan (Taika Waititi) möchte „Free City“ abschalten und nun ist es an Guy, sich und die anderen Videospielfiguren zu retten...

 

Es gibt wohl keine Rolle die Hollywood-Star Ryan Reynolds im Action-Komödien Bereich nicht spielen könnte. Als wäre seine lässig-cooles Auftreten in Form eines Bodyguards nicht schon genug versucht er sich nun in einem Gaming-Film, der zugleich tolle Unterhaltung bietet. "Free Guy" sprengt die Ketten der Gaming-Filme und beweist was alles in der Welt der Spiele möglich ist wenn man auf kreative Entfalltungswege mit einer Prise Humor baut, anstatt dystopischen Szenarien wo es stets um Leben und Tod geht. Sicherlich nutzt Regisseur Shawn Levy das gesamte vorhandene Potential nicht gänzlich aus, so hätte etwa der  Humor hier und da ein wenig ausgereifter und präsenter platziert bzw. inszeniert werden können.

Dennoch bekommt der Kinobesucher eine rasante, überdrehte und unterhaltsame Action-Komödie zu sehen, die einen so richtig Teil der Gamingwelt werden lässt. Schließlich begleitet man die meiste Zeit den sympathischen uns stets gut gelaunten Guy bei seinem Leben in Free City, das quasi die digitale Version von New York City darstellt.

 

Allein wegen des vertrauten Umfelds ist einem die Welt weder zu unrealistisch noch macht sie einen fremden Eindruck sieht man mal von allen Verbrechen ab, die taktgenau jeden Tag zur gleichen Uhrzeit passieren mit den immer selben Reaktionen der Figuren am Ort des Geschehens. Na kommt uns dass nicht auch aus so ziemlich jedem Videospiel bekannt vor das wir oft stundenlang zocken? Spätestens wenn Guy's Bank zum x-ten mal überfallen wird, er seinen Goldfisch mit "Goldie" begrüßt und die Figuren auf der Straße immer den gleichen Satz sagen weiß man wo der Hase läuft. Und genau hier unterscheidet sich "Free Guy" von so vielen seiner Genrevertreter, bei denen immer eine große Distanz zwischen Handlung und Zuschauer vorhanden ist; man ist wie Guy Bürger von Free City. Zwar wechselt das Geschehen immer wieder von der digitalen in die reale Welt, um die Geschichte von Milly und Keys zu erzählen, Levy sorgt aber mit einem feinen Gespür für den richtigen Moment dafür dass der Handlungsfluss zu keiner Zeit unterbrochen wird. Weiterhin gelingt trotz der vielen überdrehten Momente eine Art roter Faden mit klarem Fokus auf das Wesentliche.

 

Auch wenn sich der Film nicht sonderlich ernst nimmt und bei zahlreichen anderen abkupfert (Schild von Captain America, Hulk-Faust, Laserschwert aus Star Wars) oder den Bezug auf bekannte Musikvideos (Wrecking Ball) herstellt bleiben auch der ein oder andere nachhaltige Gedanke hängen. Neben so alltäglichen Sachen wie wahrer Freundschaft (Guy mitt Buddy) oder wahrer Liebe (Milly und Keys) ist es vorallem der aktuell viel diskutierte Punkt inwieweit Künstliche Intelligenz (KI) lernfähig und komplexe "Gedankengänge" zustande bringt bzw. ob diese lernfähig  ist. Ein weiterer spannender Ansatz ist der von Keys geschriebene Code für Guy, der erst dann eine Veränderung durchläuft wenn eine bestimmtes Muster auftritt wie etwa eine spezielle Angewohnheit oder eine prägnante Songtextzeile.

Während also die meisten anderen Gaming-Filme schlicht das reine Spiel im Fokus haben bietet "Free Guy" eben das gewisse Etwas mehr, wenngleich man am Ende einen zu rosigen und kitschigen Eindruck hinterlässt und vieles vorhersehbar bleibt. Wie Guy kann aber jeder ein Held sein, wobei viele Heldentaten heutzutage leider allzu schnell vergessen werden und nur kurzzeitig mediale Aufmerksamkeit erhalten.

 

Die 125 Mio Dollar Budget sieht man der Optik, den Effekten sowie der top gestalteten Stadt Free City in jeder Sekunde an womit vieles der Realität verdammt nahe kommt. So richtig Gamingspaß kommt auf wenn man als Zuschauer durch die Spezialsonnenbrille von Guy im Missionenmodus landet. Die augenscheinlich friedlich erscheinende Welt ist in Wahrheit voll mit Spielern aus aller Welt deren Ziel es ist sich hoch zu leveln. Dabei ist alles erlaubt, womit man endgültig den Controller neben dem Kinositz sucht um bsp die imaginären Scheine aufzuheben.

Wenn die gute Kamera mal in der Realität ist und auf den Bildschirm von Milly sieht erkennt man den aktuellen Standard der Auflösungen in Spielen. Im modernen Free City scheint jeden Tag die Sonne, der Himmel ist strahlend blau und wolkenlos und alle Häuser sowie Figuren erscheinen in kräftigen, leuchtenden Farben mit einigen interessanten Kontrasten sowie Farbkombinationen.

 

Wenn es dann doch mal Nacht oder dunkel ist kommt eine hervorragende Belichtung zum Tragen, dank derer es keinen Abfall der Bildqualität gibt. Was die virtuelle Stadt noch außergewöhnlich macht sind u.a. einige crazy Ideen (Gleis mitten durch die Straßen, aber keine Straßenbahn sondern Güterzüge fahren hier) oder sämtliche Geheimverstecke. Einziger Kritikpunkt bleiben eine zu hohe Schnittfolge wegen derer unnötig Hektik aufkommt. Kostüme und Make-up sind modisch, stilvoll und modern gehalten (Spielfiguren) während die aktiven Spiel deutlich gefährlicher, militärischer und düsterer gehalten sind, womit auch hier klare Kontraste verwendet werden um die Unterschiede in den Vordergrund zu drängen.

Neben zahlreichen genretypischen Melodien zeichnet sich "Free Guy" auch durch einige bekannter Hits aber vorallem aufgrund berühmter Film-Themes aus, die  immer dann einsetzen, wenn gerade die Anspielung auf den jeweiligen Film zu sehen ist.

 

Eingangs habe ich es bereits erwähnt, Reynolds kann diese Genre einfach. So verwundert es kaum das wir Guy mega sympathisch finden in seiner Art und seine Wandlung glaubhaft rüber kommt. Allein schon seine tägliche Begrüßung von Goldie ist sehenswert, ebenso die fast schon stümperhaften Versuche Milly/Molotovgirl anzusprechen. Während also die Hauptfiguren in dem meisten Gamingfilmen eher kühl und distanziert wirken ist der heitere und aufgeschlossene Guy das  glatte Gegenteil wodurch quasi jeder einen Zugang zum Film bekommt. Da selbst die Bösewichte irgendwie lustig rüber kommen, bekommt die aufregende Wandlung des Bankangestellten eine ganz andere Bedeutung. Erst Recht wenn wir den wahren Grund über seine Existenz erfahren. Reynolds meistert diese Rolle mit Bravour, ist stets präsent und der Ankerpunkt im Cast.

Dagegen erscheinen die weiteren Hauptfiguren wie Jodie Comer als Milly oder Joe  Kerry als Keys fast schon nebensächlich. Dies liegt wohl auch daran das beide eher durch Zurückhaltung und dezentem Schauspiel auffallen, dabei aber in der Gunst des Zuschauers bleiben. Ob es die nach bekannten Schema ablaufende Romanze der beiden gebraucht hätte muss jeder Betrachter selbst entscheiden, womit man aber einen emotionalen Touch auf das Ganze hineinbekommt.

 

Sieht man genau hin erkennt man in den beiden Entwicklern die heutige Generation von Jugendlichen, die vollends in der digitalen Welt unterwegs sind und Ihre Gefühle lieber über Programmierung ausdrücken, anstatt diese auszusprechen. Zudem steht deren Kampf gegen Antwan's Softwarefirma ebenfalls für etwas, was im Jahr 2021 ein Riesenproblem über sämtliche Wirtschaftszweige hinweg darsteltt: Produktpiraterie

Eben jenen gewissenlosen Boss darf Taika Waititi spielen, der dieser Rolle nicht nur eine völlig überdrehte Ausdrucksweise verleiht, sondern auch jenen durchgeknallten Faktor womit Antwan als ironisches Element dient. Trotz eher wenig Screentime bleiben seine extravaganten Auftritte (im entsprechenden Outfit) sowie die abgefahrenen Ausdrücke im Kopf und dürfen als Highlights gesehen werden. Gerade von Waititi hätte man sich mehr Szenen gewünscht, erinnert sein Overacting ein wenig an Nicolas Cage bei halber Leistung.

 

Fazit: Total abgedrehte, sich nicht ernstnehmende Action-Komödie mit einem stark aufspielenden Ryan Reynolds in der großen Welt der animierten Computerspiele. Dabei fehlt es aber etwas an Humor, vorallem zum Finale hin.

 

Bewertung:

Genre: 8 von 10 Punkten

Gesamt: 7.5 von 10 Punkten

 

Nahschuss (Drama)

 

Wenn das deutsche Genres eines besonders gut kann dann Filme über die Stasi- oder Nazizeit. Mit "Nahschuss" gehts zurück in den kalten Krieg.

 

In der DDR lässt es sich für den bekennenden Kommunisten Franz Walter (Lars Eidinger) gut leben. So kommt es für ihn wie gerufen, als er nach seiner Promotion an der Berliner Humboldt Universität ein Jobangebot beim Auslandsnachrichtendienst des Arbeiter- und Bauern-Staats erhält. Der Job bietet viele Vorzüge, also lässt er sich blenden und wird Teil des Geheimdienstes. Gemeinsam mit seiner Freundin Corina (Luise Heyer) genießt er fortan das angenehme Leben und findet in seinem Vorgesetzten Dirk (Devid Striesow) sogar einen neuen Freund und Mentor. Wo es in seiner Tätigkeit anfangs nur um reine Informationsbeschaffung geht, verlangen die Aufträge nach und nach immer mehr von Franz und er ist gezwungen, zu Mitteln zu greifen, die er nicht mehr mit seinem Gewissen vereinbaren kann. Gerade als er sich auf dem Höhepunkt seiner Karriere befindet, kommen ihm moralische Zweifel an seiner Tätigkeit und er will aussteigen. Doch im Netz aus Unterdrückung, Erpressung und Befragung ist er Opfer und Täter zugleich und es gibt für ihn kein Entkommen...

 

Im deutschen Genrekino haben wir einige richtig tolle Schauspieler in der Hinterhand, die es immer wieder aufs neue verstehen Ihren Rollen genau jene Ausdrucksweise zu verleihen mit denen das Publikum mitfiebern, zittern und leiden kann. Zwei davon sind nun im Stasi-Drama "Nahschuss" zu sehen, dass zwar inhaltlich wenig neues zu bieten hat, aber gerade auch deshalb sehenswert ist weil die Handlung von einer wahren Geschichte inspiriert ist. Regisseurin und Drrehbuchautorin Franziska Stünkel nimmt sich das Schicksal von Werner Teske als Vorbild für einen hochspannenden Psychothriller mit starkem Politdrama Einschlag. Dabei beweist das Werk wieder einmal jenes besondere deutsche Talent richtig starke Filme über die DDR- und Nazizeit zu produzieren. Ob das wohl daran liegt da beide Regime sich durch eine menschenverachtende, brutale und rücksichtslose Politik einen unrühmlichen Platz in den deutschen Geschichtsbücher gesichert haben gilt wohl als das Hauptargument.

 

Filme über die eigenen, dunklen Kapitel der Geschichte haben immer eine persönliche Note und eine gewisse Authenzität. Das man damit auch die ganz großen Filmpreise abräumen kann hat 2006 "Das Leben der Anderen" von Florian Henckel von Donnersmarck bewiesen, der einen Oscar (Bester Fremdsprachiger Film) gewonnen hat. Genau hinter diesem Werk muss sich "Nahschuss" nicht verstecken, der insgesamt für den Zuschauer etwas zugänglicher inszeniert ist und damit auch ein breiteres Publikum ansprechen sollte. Zudem bietet sich die in Teilen biografische Handlung auch als Teil des Lehrplans an,

Gerade aufgrund einer ruhigen, eindringlichen und intensiven Erzählung in Verbindung mit viel Spannung und teils erschütternden Bildern gelingt Stünkel ein Film der die Schrecken der Stasi, das menschenverachtende System sowie die Ausweglosigkeit daraus der vielfach leise daherkommt aber eine umso lautere Botschaft inne hat.

Anfangs noch in zwei Zeitebenen geschildert, laufen beide Handlungsstränge im letzten Drittel zusammen und münden in einem tragischen Finale das niemanden kalt lässt. Genau hier gibt es eine Szene bei der viele aufschrecken werden, da diese so plötzlich und unerwartet kommt (als Art Jumpscare)  und jedem Zuschauer nahe gehen wird.

 

Hier und da gibts auch etwas viel Haut zu sehen, jedoch stets in einem sehr ästhetischen Rahmen und mit Wahrung der Würde. Eben jener Würde die es bei der Stasi zu keiner Zeit gab, da ein einzelnes Leben nichts wert war, egal ob das der Mitarbeiter, Helfern oder der Feinde. So fühlen sich selbst so kleine und unbedeutend erscheinende Momente wie jener, als Franz mit Nachdruck und schlimmen Vergleichen befleckt versucht einer jungen Informantin einzureden Ihre ungewollte Schwangerschaft abzubrechen (die nur deshalb zu Stande kam weil Sie auf einen in die BRD geflüchteten Fussballspieler angesetzt war und mit Ihm eine Affäre hatte), eine nachdenkliche und vorallem ekelerregende Note wegen derer man sich selbst als Zuschauer schlecht und angewiedert fühlt. Neben spiegeln solche Momente auch wieder, was von allen Spitzeln der Stasi erwartet wurde: bedingungsloses Gehorsam und 100%ige Verlässigkeit, bei denen moralische Einwände außen vor bleiben müssen. Der Mitarbeiter soll zu jeder tageszeit funktionieren.

 

Wer hier also ausschehrt hat verloren, da der Kampf den Franz mit sich aber vorallem mit dem übermächtigen System führt von Beginn an zum scheitern verurteilt ist. Im Kern zeigt "Nahschuss" genau das: Der einzelne Mensch vs. dem System

So kommt es immer wieder dazu, dass die gezeigten Bilder innerlich weh tun und man am liebsten den Saal verlassen will, obwohl die Geschichte als Ganzes dafür zu intensiv und packend gestaltet ist. Hinzu kommt eine durchweg leblose, in eher dunklen und kalten Farben gehaltene Gesamtoptik, dank derer "Nahschuss" atmosphärisch einen unterkühlten und tristen Eindruck hinterlässt. Die langen Sequenzen mit ruhiger Kameraarbeit und wirklich wenigen Schnitten (etwa 5-6 gezählten pro Minute) geben sowohl den Figuren wie auch der Handlung Zeit und Raum dem Zuschauer alle Emotionen, aber auch den Schrecken und Horror des Überwachungsstaats quasi extra intensiv aufzuzeigen. Dabei bleibt die Kamera immer ganz nah an einzelnen Charakteren, welche von Anfang an exzellent geschrieben und charakterlich mit vielen Zügen versehen sind.

 

Dies vermochte bereits "Das Leben der Anderen" ähnlich ausdrucksstark zu zeigen, der bekanntlich einen sehr kritischen Blick auf jene Zeit geworfen hat. Ins gleiche Horn bläst auch Stünkel, die sich speziell auf ein einziges Schicksal beschränkt (Teske war der letzte DDR-Bürger an dem die Todesstrafe verübt wurde), und damit den selben Sog erzeugt wie der Oscar-Gewinner. Spielt sich das Geschehen überwiegend in Ost-Berlin (Stasi-Büro, Wohnungen) ab, wechselt das Szenario hin und wieder kurz in die BRD, wo eine Szene besonders herausragend inszeniert wird: Franz und Dirk sind in einer Disko und der Neuling ist einfach nur fasziniert von den Laserstrahlen, die er aus seiner Heimat nicht kennt. Kommen Hier erste Zweifel auf ob die DDR wirklich der bessere Staat ist? Zumal sich dann auch noch einige aufreizende Frauen zu den Männern gesellen, was Dirk sichtlich genießt.

Während auf Effekte erwartungsgemäß gänzlich verzichtet wird setzt "Nahschuss" auch auf wenig Musik, die wenn überhaupt sehr ruhig und exzellent platziert ist. Als begleitendes Element drängen sich die gut abgemischten Klänge zu keiner Zeit in den Fokus und unterstützen auf atmosphärischer Ebene glänzend.

 

Ausstattungstechnisch entsprechen die gezeigten Gegenstände, Autos und Gebäude genau der vorherrschenden Planwirtschaft mit fehlender Individualität. Alle Büros, Wohnungen sehen quasi gleich aus, die Kleidungsstücke gibt es nur in wenigen Farben und Schnitten während im Westen alles viel offener und freizügiger ist, selbst die Musik. Hier hätte man vielleicht noch deutlicher auf die Unterschiede im Alltag der Menschen eingehen können.

2020 konnte Lars Eidinger das Publikum sowie die Kritiker in "Persischstunden" und "Schwesternlein" dank starker Charakterrollen begeistern womit er nun nahtlos weiter macht. Der in Berlin lebende Darsteller ist einer der besten Leute die wir in Deutschland haben um auch mal schwierige Rollen zu verkörpern.

An dem von Ihm verkörperten Franz sieht man deutlich wie schnell man als DDR-Bürger in die Fänge der Stasi kommt, mit welchen Versprechungen/Sonderbehandlungen/Vorzügen der Überwachungsstaat seine Mitarbeiter bei der Stange halten oder erpressen wollte. Einmal drinnen kommt man nicht mehr raus, da jeder Aussteiger Geheimnisse ausplaudern könnte.

 

Eigentlich ist Franz ja Wissenschaftler und will Professor an der Uni werden, auch um mit seiner Frau Corina ein angenehmes Leben führen zu können. Glücklich ist er aber beim Nachrichtendienst zu keiner Zeit und selbst die Ehe kriselt zusehens. Anders als die meisten besitzt Franz ein Gewissen, Moral und Menschlichkeit was Eidinger durchweg authentisch, subtil und mit Überzeugung verkörpert.

Genau das trifft auch auf Devid Striesow (Tatort, Das weiße Kaninchen) zu, dessen Charakter Dirk das Sinnbild des treuen, skrupellosen, bösen und verräterischen Stasimitarbeiters auszumachen ist. Zwar sieht er in Franz einen potenziell guten Genossen, hat aber keine Scham sich an Corina ranzumachen. Striesow verleiht seiner Figur einen Mantel des Bösen, Undurchsichtigen sowie Unberechenbaren womit man sich nie sicher sein kann ob er wirklich einen Freund oder Feind darstellt. Ähnlich stark konnte der Schauspieler bereits in "Das weiße Kaninchen" agieren und zeigt nun, dass genau diese Rollen Ihm liegen.

 

Als Corina hat Luise Heyer nicht die Präsenz um Ihr volles Potential bzw. Können zu zeigen. Als liebende Ehefrau, der ein Kulli-Ring mehr bedeutet als ein goldener ist die junge Frau der eher ruhige und zurückhaltende Halt für Franz, der zunehmend mit moralischen Zweifeln zu kämpfen hat und Corina nichts sagen kann. Heyer kann trotz des überschaubaren Einsatzes durchweg mit ruhigen und bestimmten Schauspiel überzeugen, weiß stets welche Tonlage im Zusammenhang mit entsprechenden Gesichtsausdruck notwenig ist und bringt Ihren Charme sehr gut ein.

 

Bewertung:

Genre: 8 von 10 Punkten

Gesamt: 8 von 10 Punkten

 

The Forever Purge (Horror/Thriller)

 

 

Der fünfte und vorläufig letzte Teil der "Purge-Reihe" denkt diesmal viel größer und lässt ein ganzes Land in Flammen aufgehen.

 

Adela (Ana de la Reguera) und Juan (Tenoch Huerta) fliehen vor einem skrupellosen Drogenkartell aus Mexiko in die USA und finden Zuflucht auf einer Ranch in Texas bei Familie Tucker. Juan beeindruckt den Tucker-Patriarchen Caleb (Will Patton), doch das schürt den Zorn von Calebs Sohn Dylan (Josh Lucas). Zeit zum Verschnaufen bleibt ihnen jedoch nicht, bekommen sie es doch bald mit einer Gruppe brutaler Außenseiter zu tun, die beschlossen haben, über die straffreie Purge-Nacht hinaus auf jegliche Gesetze zu pfeifen und ihrer Mordlust freien Lauf zu lassen. Für das Paar wird der scheinbar sichere Ort zur tödlichen Falle. Es bleibt nur eine Möglichkeit dem nun brennenden Land zu entkommen: Die Flucht zurück nach Mexiko...

 

Was wäre gewesen wenn Donald Trump eine zweite Amtszeit als Präsident der USA bekommen hätte? Wäre das so stolze Amerika aufgrund der mitunter rassistischen Ideologie der Republikaner irgendwann in Flammen aufgegangen? Und können militant-rechte Gruppen ganze Städte in Besitz nehmen um alle Nicht-Amerikaner auf offenener Straße zu lynchen? Definitiv handelt es sich um ziemlich hypothetische aber eben auch nachdenkliche Fragen, denen der finale "Purge" Teil auf der Kinoleinwand eine Fläche gibt. Wie nicht anders erwartbar, auf recht blutige und brutal-kompromisslose Weise wodurch der Aufstand der "Patrioten" nochmals eine erschreckend reale Note bekommt. Leider sind die Amerikaner als Ganzes gesehen so verrückt als das eine solche "Säuberung" auf jeden Fall im Bereich des Möglichen liegt. Diesmal liegt der Fokus der Handlung jedoch weniger auf der eigentlichen "Purge" als vielmehr darauf was danach in den USA ausbricht. Purer Hass gegen alle Nicht-Amerikaner und das Ende eines großen Traums.

 

Im Drehbuch zeigen sich deutlich erkennbar zahlreiche Einflüsse der Trump-Politik sowie eine aktuelle Bestandsaufnahme der USA im Jahr 2020. Man ist als Nation tief gespalten, die Reichen werden immer reicher während die Armen immer ärmer werden, mit Waffen werden rießige Umsätze erziehlt (Vor der "Purge" unterbieten sich die Waffengeschäfte sogar mit eigens für diese besondere Nacht ins Leben gerufene Rabattaktionen) und der Hass auf Mexikaner sowie alle Einwanderer ist immens. Dieses besonders düster gezeichnete Bild der wichtigsten Nation auf Erden hätte ich den Autoren niemals zugetraut, ebenso wenig die Tatsache trotz all den negativen Vibes immer wieder ein so deutliches Zeichen  für ein buntes Amerika zu setzen. Natürlich alles im Rahmen einer Hollywood-Produktion die in erster Linie unterhalten will. So wundert es nicht wenn die Handlung hier und da unlogisch wirkt, da sich einzelne Figuren immer mal wieder nicht so verhalten wie es sinnvoll gewesen wäre. Darüber kann der Zuschauer aber getrost hinweg sehen, falls er Fan der Reihe ist und von den letzten Teilen wenig begeistert den Kinosaal verlassen hat.

 

Dank diesem klaren politischen Fingerzeig, den man übrigens auch auch auf viele andere Nationen lenken kann, gelingt in meinen Augen der ideale Abschluss einer Filmreihe, die sich ansonsten in die Belanglosigkeit verloren hätte. Dadurch dass neben "weißen" auch mexikanische Figuren eine zentrale Rolle spielen gibt "The Forever Purge" eine klare Linie vor in welchem Milieu sich die Story abspielen soll. Doch hier begeht man auch den wohl größten Fehler da die fliehenden Amerikaner die reiche Oberschicht darstellen die plumg gesagt als Helden inszeniert werden während die vielen armen als Bürgerkriegstreiber hingestellt werden. Mit dem Tod eines alten, reichen und weißen Amerikaners versucht das Skript diese Situation etwas zu entschärfen, was aber nur bedingt gelingt. Sicherlich hätte man das Grundszenario mit anderen Gesellschaftsschichten inszenieren können, deren Schere nicht so weit auseinander ragt. Andererseits zeigt genau diese Konstellation das Dilemma am Besten.

 

Auch wenn "The Forever Purge" es zwanghaft versucht, ein durchweg hohes Spannungslevel erreicht der Horror-Thriller leider nicht. Als Zuschauer kann man sich recht schnell denken wer die brutalen Ausschreitungen überleben wird und wer nicht. Klassisch müssen alle "Bösewichte", die allemal stereotyp gezeichnet und optisch entsprechend deutlich erkennbar sind, sterben egal wie. So verwundert es nicht das einer der Aufständischen ein Hakenkreuz im Gesicht hat, oder ein anderer offenkundig rassistische Äußerrungen tätigt. Hier machen es sich die Autoren meines Erachtens viel zu einfach und beschränken den aufgestauten Hass lediglich auf "Rassismus" während so viele andere Punkte nur kurz oder gar nicht aufgegriffen werden. Selbstverständlich ist das Pulverfass Amerika viel zu groß um alle Hintergründe sowie die schlussendliche Explosion der Situation in 104 Spielfilmminuten zu packen.

Beschränkt auf sämtliche relevanten Figuren sind punktuell Charaktertiefen im Skript angelegt, dank denen man jedem Protagonisten recht gut in ein Lager zuordnen und Beweggründe nachvollziehen kann. Und trotzdem fehlt es durchweg an der nötigen Ausarbeitung der Charaktere.

 

Der sichtlich bemühte Cast versucht den Rollen Ausstrahlung und Charisma zu verleihen womit der ein oder andere fehlende Part wettgemacht wird. Ganz die Fehler des Drehbuchs überdecken kann aber keiner der Schauspieler von denen ich jetzt keinen gesondert hervorheben möchte. Dafür fand ich das Ensemble als Kollektiv gut miteinander harmonierend und mit Freude am Schauspiel spielen. Abschließend gesagt nimmt man jedem seine dargestellte Figur durchaus ab und kann sich regelmäßig in deren Gefühlswelt hineinversetzen.

Bei den Kostümen/Outfits fallen sicherlich die vielen mitunter gruseligen Masken der "Forever Purge"-Anhänger auf, die vom Hasenkopf bishin zum mythischen Hirschschädel reichen. Ansonsten sind die Kleidungsstücke funktional, aber optisch an die ethnische Herkunft bzw. den ausgeübten Beruf angepasst. und ergeben ein stimmiges Bild.

 

Ebenfalls funktional gestaltet und eingebaut ist der standardmäßige Score, der mal spannungserzeugend, mal aufbrausend aber auch emotional die musikalische Begleitung bildet. Besonders herausstechen tun die Melodien sowieso nicht, weshalb man sich den Film nicht wegen der Filmmusik ansehen sollte. Dies wird wahrscheinlich bei einem Horror-Thriller mit brutalen und blutigen Bildern eh keiner machen da der Fokus auf den Actionszenen sowie den Kills liegt. Rein optisch bekommt der Zuschauer einen typischen Blumhouse-Film, der sich durch eine gute Kameraarbeit, tolle Schnitte, anständige Effekte sowie farbgesättigter Bilder auszeichnet. Das alles mit eher geringen finanziellen Mitteln stets aufs neue zu erreichen ist ja eines der Geheimnisse von Jason Blum, der ein Händchen dafür hat aus wenig viel zu machen. Zumeist spielt sich das Geschehen in El Paso/Texas sowie dem Umland der Grenzstadt ab, wenngleich es zahlreiche spannende Handlungsorte zu entdecken gibt, die nacheinander in Flammen aufgehen. Die Apokalypse trifft Amerika, so kann man das Gesehene auch betiteln. Ob dies natürlich realistisch ist das ein militärisch so hochgerüstetes Land wie die USA innerhalb von Stunden flächendeckend im Bürgerkrieg versinken sei mal dahingestellt. 

Am Ende bleibt ein durchaus positiver Eindruck eines Finales, mit dem die Macher dank politischer Note zwar das Genre nicht neu erfinden, aber der "Purge-Reihe" zum Ende nochmal eine Qualitätssteigerung verpasst haben.

 

 

 

 

Fazit: Der vorläufig letzte "Purge" ist zeitgleich der mit Abstand politischte Teil, erinnert in vielen Zügen an ein mögliches Ende einer zweiten Amtszeit von Donald Trump und bringt die Filmreihe zu einen nachdenklichen aber guten Ende.

 

Bewertung:

Genre: 7 von 10 Punkten

Gesamt: 7 von 10 Punkten

 

 

Superintelligence (Komödie/Romanze/Action)

 

Das man eine künstliche Super KI nicht auf eine Liebeskomödie loslassen sollte zeigt er neue Film mit Melissa McCarthy.

 

In Carol Peters (Melissa McCarthy) Leben passiert eigentlich nie irgendwas Aufregendes. Als sie eines Tages aber plötzlich von ihrem ganzen Technik-Kram – ob nun Fernseher, Telefon oder Mikrowelle – blöd von der Seite angemacht wird, ist sie sich gerade nicht sicher. Verliert sie langsam den Verstand oder spielt ihr gerade jemand einen üblen Streich? Doch Carol muss schon bald feststellen, dass in Wirklichkeit etwas weitaus Größeres und vor allem Beängstigenderes dahinter steckt. Denn die erste Superintelligenz der Welt hat ausgerechnet sie als Beobachtungsobjekt auserkoren, um langsam aber sicher erst ihr Leben und schließlich die Herrschaft über die gesamte Welt zu übernehmen. Ausgerechnet die unscheinbare Carol ist nun die letzte Hoffnung der Menschheit, bevor die künstliche Intelligenz endgültig entscheidet, dem Erdvolk ein für alle Mal den Stecker zu ziehen...

 

Eigentlich gibt es einige Filme mit Melissa McCarthy die mir wirklich gut Gefallen, obwohl Ihr Humor sehr speziell und daher nicht für jedermann gleich witzig ist. Doch seit einigen Jahren geht es immer weiter bergab mit der Qualität Ihrer Filme, die mit "Superintelligence" einen vorläufigen Negativpunkt erreicht hat. Was man sich hierbei gedacht hat bleibt wohl ein Geheimnis der Autoren und des Regisseurs, der zudem noch der Ehemann der Hauptdarstellerin ist. Zu sehen ist eine völlig unromantische sowie unglaubwürdige "Lovestory" die nebenbei noch die Welt retten kann, da eine superintelligente KI alles Menschenleben vernichten will bzw. dafür sorgen will das sich die Menschheit selbst auslöscht. Hier merkt man schon den Irrsinn, der dabei nicht mal kreativ oder ansprechend inszeniert wird. Witz, Humor und Unterhaltung sucht man vergebens, lediglich einige wenige Szenen regen zum Schmunzeln an, da so gut wie kein einziger komisch gedachter Moment zündet. McCarthy's Gegner werden in Ihrer Meinung bestärkt, dass die Darstellerin einfach nur unlustig ist.

 

Stellenweise musste ich mit dem Einschlafen kämpfen da die Handlung einfach Null Interesse weckt und völlig unlogisch zusammengeschustert worden ist. Somit ist "Superintelligence" weder eine Liebeskomödie noch ein Sci-Fi-Actionfilm und durchweg klischeehaft gestaltet, da wirklich alles 0815-Niveau besitzt. Selbst die Anspielung auf "Knight Rider" gelingt nicht wirklich und wirkt eher peinlich als lustig. Natürlich darf das amerikanische Militär nicht fehlen, was eben wieder mal ein Beispiel dafür ist, wie sehr man in den USA darauf fixiert ist. Da bleiben die obligatorischen und marzialischen Gebärden nicht aus, womit man sich komplett lächerlich macht. Dieses unsinnig aufgebauschte und dämlich inszenierte Geplänkel kann man überhaupt nicht in die Kategorie "Wir machen uns jetzt einfach mal über die Armee lustig" einordnen, da das Zuschauen innerliche Schmerzen auslöst. Und dann zaubert das Drehbuch noch eine Überraschung aus dem Hut, die aufgrund ihrer Absurdität irgendwie doch komisch ist: Ein weltweiter Total-Lockdown, bei dem einfach alles was mit Strom, IT und Technik zu tun hat abgeschaltet wird. Jaja, als ob die Welt sich hier zusammen tut und die Lichter trotz zahlreicher Konflikte gemeinsam ausknipst? Zum völlig unglaubwürdigen Finale möchte ich schon gar nichts mehr sagen. Hier hat man wohl gemerkt das man noch Budget für 10 Minuten hat und musste die zuvor unnötig aufgeblassene "Dramatik" mit dem drohenden Weltuntergang irgendwie zu einem Ende bringen bei dem Carol die große Heldin ist. Man ist danach einfach nur froh dem Elend lebewohl sagen zu können.

 

Was fehlt jetzt noch für einen miesen Film? Genau, oberflächige und ohne jegliche Charaktertiefe gezeichnete Figuren, die zudem wenig überzeugend gespielt werden. Aber genau das bekommt der Zuschauer hier über 106 Minuten geboten. Da schon Melissa McCarthy ungewohnt lustlos wirkt und kein einziges mal für ein flächendeckendes Saalgelächter sorgt verwundert es somit nicht das vom restlichen Cast erschreckend wenig kommt. Einzig kleiner Lichtblick ist Dennis-Darsteller Brian Tyree Henry, der sichtlich interessiert ist witzige Momente zu generieren aber nur wenig Szenen dafür erhält. Somit ist der IT-Spezialist auch die einzige Figur die Spaß macht, sympathisch wirkt und welche man am Ende dann auch interessant findet. McCarthy versucht dagegen mit bereits zahlreich von Ihr gesehenen Handlungen Humor zu zeigen, die aber allesamt wenig unterhaltsam sind. Der anfangs gezeigte Versuch sich auf einen Sitzsack zu setzen, was selbstverständlich nicht gelingt, ist einfach nicht mehr der Brüller und sorgt maximal für ein Schmunzeln beim Zuschauer. Dann haben wir noch einen simplen Versuch von Feminismus, nämlich eine Frau an der Spitze der USA. Selbst diese vielleicht gut gedachte Idee inszeniert Falcone (der zudem eine kleine Nebenrolle als Agent spielt) auf so unterirdischem Niveau, dass man nur noch mit dem Kopf schütteln kann.

 

Bleiben bei so vielen negativen Punkten auch Dinge übrig bei denen man etwas positives herausstellen kann? Ehrlich gesagt ganz wenig. Zum einen bekommt man einen optisch ganz ordentlich gestalteten Film, der das normale Leben in Seattle zeigt mit Vorstadthäusern, Parks, Hochhäusern und einigen chicen Restaurants/Cafes. Kurzzeitig landet man noch bei Microsoft und einer abegelegenen "Farm", ohne das alle Setbauten jetzt mit besonderer Ausstattung oder kreativer Gestaltung glänzen. Wie die Kostüme und das Make-up ist vieles praktisch gehalten. Ein typischer Mainstreamfilm eben, der eine ebenso klassische Kameraarbeit besitzt, mit stets gut ausgeleuchteten Settings das Geschehen zeigt und von entsprechend positiver Musik begleitet wird. Effekttechnisch erleben wir durchschnittliche Qualität, wobei die Superintelligenz zumeist als bläulicher Strahlenkreis gezeigt wird, die wie ein Abzug eines Motives aus dem alten Windows Media Player Equalizer aussieht. Diese schlichte Darstellung fand ich sogar sehr ansprechend und mit einer Note Nostalgiefaktor versehen. Schade das dies der einzig wirklich durchdachte Punkt in einem ansonsten ziemlich enttäuschenden Werk ist

 

 

Fazit: Belanglos, ohne Witz, ermüdend und ein katastrophales Drehbuch, das eine ebenso klischeehafte wie standardmäßige Lovestory mit einer Sci-Fi-Komödie verbinden will. Der neue Film mit Melissa McCarthy ist eine einzige Enttäuschung

 

Bewertung:

Genre: 3 von 10 Punkten

Gesamt: 2 von 10 Punkten

 

The Suicide Squad (Action/Abenteuer/Superhelden)

 

Nach seinem Rauswurf bei Disney/Marvel beweist James Gunn nun bei DC wie ein abgefahrener Superhelden-Film sein muss.

 

Das Belle Reve ist das Gefängnis mit der höchsten Todesrate in den USA. Hier sitzen die schlimmsten Super-Bösewichte hinter Gittern. Wer dem gefährlichen Ort entkommen will, kann sich der streng geheimen Task Force X anschließen – aber dass man deren Aufträge überlebt, ist sehr, sehr unwahrscheinlich. Bloodsport (Idris Elba), Peacemaker (John Cena), Captain Boomerang (Jai Courtney), Ratcatcher 2 (Daniela Melchior), Savant (Michael Rooker), King Shark (Steve Agee), Blackguard (Pete Davidson), Javelin (Flula Borg), Harley Quinn (Margot Robbie) und einige andere versuchen dennoch ihr Glück. Das Suicide Squad wird auf der abgelegenen, feindlich besetzten Insel Corto Maltese abgesetzt, mitten in einem Dschungel voller Gegner und Guerilla-Kämpfer. Colonel Rick Flag (Joel Kinnaman) versucht, die Truppe auf Linie zu halten. Allerdings stellt sich nur eine Frage: Töten sich die Schurken gegenseitig oder werden sie vom Feind getötet?

 

Warum wohl gelten die beiden bisher erschienenen "Guardians of the Galaxy"-Teile als die wohl unterhaltsamsten im MCU? Sicherlich wegen Regisseur James Gunn, den eine besondere Kreativität in Zusammenhang mit dem Blick für Humor auszeichnen. Nach seinem Rauswurf bei Disney/Marvel legt er mit dem von Ihm geschriebenen und inszenierten "The Suicide Squad" beim großen Konkurrenten Warner/DC einen Film vor, den es so bei Iron Man und Co. niemals geben wird. Mittlerweile möchte der Mauskonzern das Gunn das dritte Abenteuer um "Star-Lord" abdreht und hat den Regisseur wieder eingestellt. Hat man wohl Angst Marktanteile an DC zu verlieren? Sicherlich spürt Marvel den Atem von Superman und den anderen DC-Helden, setzt man dort seit einigen Jahren auf eine neue Art die Helden auf der Leinwand zu zeigen. Ehrlich gesagt wirken Filme wie "Joker" oder "Suicide Squad" dank Ihrer düsteren Art in Kombi mit extremer Gewalt im Vergleich zu den glattgebügelten MCU-Streifen deutlich frischer und dank einer sehr prominent platzierten Harley Quinn auch viel unterhaltsamer mit entsprechend witzigen Passagen.

 

Genau diese Kombi aus Superhelden-Humor-Action-Brutalität gelingt Gunn in "The Suicide Squad", der keine Fortsetzung des 2016 erschienenen Films darstellt, annähernd in Perfektion. Dank maximal verrückter/abgefahrender Story mit zahlreichen Twists, einem perfekt harmonierenden Cast/Figuren und interessanter Filmmusik ergeben sich 132 durchweg unterhaltsame Filmminuten, die auf der großen Kinoleinwand mit entsprechender Soundanlage ein im wahrsten Sinne des Wortes großes Feuerwerk abfackeln. Lediglich zum Finale hin scheint Gunn sich etwas in seiner kreativen Linie verrannt zu haben, da ein kleiner Bruch innerhalb der Handlung dem Vergnügen einen Abbruch tut. Darüber kann man aber hinwegsehen, überzeugen doch sämtliche Antihelden in Ihrem Part als Selbstmordkommando, wodurch man sowieso eher darauf achtet was Harley Quinn und Co. gerade machen. Besonders die peppigen und markanten Wortgefechte von Peacemaker und Bloodsport besitzen Würze, da beide Alphamännchen und jeweils besser als der andere sein wollen.

 

Ähnliche interne Fights konnte man bereits in "Suicide Squad" von David Ayer erleben, die aber deutlich weniger Humor besitzen als in der Adaption von James Gunn. Sicherlich kann man beide Filme in all ihren Punkten vergleichen, was ich aber nicht empfehle. Es handelt sich um 2 völlig unabhängige Geschichten, die zwar eine gemeinsame Basis ihr Eigen nennen, aber allein schon wegen der verschiedenen Regisseure (und deren Art Filme zu machen) nicht vergleichbar sind. Wenn dann sollte man sich auf die Handlung beschränken, die 2016 doch recht konfus und wenig ausgereift daher kam, was 2021 nun zweifellos mehr Struktur und Geradlinigkeit der Fall ist. Klar, realistisch bzw. "logisch" ist das Ganze nicht, was niemand erwarten sollte der sich Filme mit Superhelden ansehen möchte. Im Gegensatz zu Ayer (der seinerzeit ebenfalls Drehbuch und Regie inne hatte) erkennt man bei James Gunn dessen großen Plan, bei dem er auf keine seiner Figuren Rücksicht nimmt und nicht daran denkt alle überleben zu lassen. So viel Konsequenz in diesem Genre ist auf jeden Fall ein Bruch mit den Gepflogenheiten, wobei sich Marvel mit "Avengers: Endgame" ebenfalls von einigen Charakteren verabschiedet hat. Nur eben auf emotional-berührende Weise während man bei DC auf Gefühle verzichtet und die Filmtode nicht als heroischen Akt inszeniert.jahren

 

Warum auch, suggeriert der Filmtitel ja bereits das nicht alle durchkommen werden, zumal es sich hier ja um die ganz schweren Verbrecher des Landes handelt. James Gunn's Film hat verdammt viele Kills zu bieten, bei denen das Blut nur so spritzt und man sich fast wie in einem Horror-Thriller wie "The Purge" fühlt, nur eben das man nicht schockiert ist sondern lachen muss, so skurill das klingt. Das gleiche Prinzip findet man übrigens auch bei "Deadpool", der ja die brutal-witzige Antiheldenarmee von Disney darstellt. Aufgrund der Brutalität in Verbindung mit der Altersfreigabe ab 16 Jahren spricht man bei DC bewusst ein älteres Publikum an, das einfach mehr Härte sehen will. "The Suicide Squad" macht einfach Spaß und überzeugt auch auf visueller Ebene, da sowohl alle Effekte wie auch die Explosionen und Actionszenen einen sehr wertigen Eindruck hinterlassen. Sei es die Animationen von King Shark und von Weazle oder die kunterbunten Blüten wenn Harley sich durch die Wachen kämpft, genau solche Momente braucht es um dem Zuschauer etwas besonderes auf der Leinwand zu präsentieren. Natürlich möchte ich hier nicht alle besonderen Szenen spoilern, soll doch jeder selbst überrascht werden im Kino, daher bleibt es bei diesen wenigen Hinweisen was der Film zu bieten hat. Zudem arbeitet Gunn in Kapiteln, die immer wieder kreativ ins Bild eingefügt werden und springt in der Zeit hin und her, womit sich einige Szenen neu auflösen oder andere eine nun anders weiterlaufen können.

 

Ihr werdet definitiv von den gezeigten Bildern, die in machnen Actionszenen etwas zu viel Schnitte aufweisen, begeistert sein, die dank passenden Sound perfekt untermalt werden. Los gehts schon mit einem Jonny Cash Track, der nur ein Beispiel für den hervorragenden Musikmix bildet, den Gunn bereits in den "Guardians of the Galaxy" Filmen so exzellent eingebaut hat. Im Grunde handelt es sich hier auch um konventionelle Tracks, dank derer die jeweiligen Szenen eine komplett andere Atmosphäre erhalten. Die meiste Zeit sieht man die zahlreichen Figuren in der optisch deutlich an Havanna angelehnten fiktiven Stadt auf Corto Maltese agieren, deren Landesfahne fast wie eine Softvariante der Regenbogenflagge aussieht. Daneben gibt es noch einige Momente im Dschungel sowie dem riesigen und massiv gemauerten Turm, der etwas von einem Leuchtturm hat, ab womit man recht lokal bleibt was die Handlungsorte betrifft. Punktuell fließen in das Geschehen politische Eastereggs ein, wodruch sich der Verdacht nur umso mehr verhärtet das das Team auf Kuba agiert, nur eben unter anderem Namen. Ob die kleine Postcreditszene eine Fortsetzung andeutet lässt sich nicht zu 100% sagen.

 

Da es sich um einen echt umfangreichen Cast handelt wäre es vermessen zu jedem Darsteller ein paar Sätze auzuformulieren, würde es doch den Rahmen sprengen. Ich werde mich auf Margot Robbie, John Cena und Idris Elba beschränken mit dem Hinweis das alle anderen Charaktere Ihre Rollen fabelhaft und sehr überzeugend gespielt haben wodurch deren Figuren Ausstrahlung und Charisma vermittelt haben. Zu Robbie als Harley Quinn muss man eigentlich nichts mehr sagen ist die Schauspielerin doch die Idealbesetzung für die verrückte Schurkin, die hier nun auch mit toller Physis, Ausdauer und Gelenkigkeit begeistern kann. Und das in einem sehr heißen und knallig rotem Kleid womit Quinn allein schon deshalb aus der Gruppe heraussticht. Mimik und Gestik stimmen wie bereits in allen anderen Filmauftritten (als Harley Quinn) bei Margot Robbie und machen die Figur trotz Ihrer sehr überdrehten Art richtig sympathisch.

 

Als heimlicher Anführer und Ruhepol der durchgeknallten Gruppe fungiert Idris Elba als Bloodsport, der einen sehr mit seinem trockenen Humor sowie einigen Seufern für viele Lacher sorgt und dank seiner Angst vor Ratten eine Schwachstelle besitzt aus der das Drehbuch viele kreative Momente rausholt. Allgemein spielen die kleinen Nager eine ganz besondere Rolle, die ich aber nicht verraten werde.

Bleibt noch John Cena, der aktuell auch noch in "Fast and Furios 9" zu sehen ist, dem man ja gerne nachsagt schauspielerisch nur beschränkt zu sein. Und ja trotz seiner genialen Dialoge mit Elba spührt man bei Ihm etwas die allzu bekannten Gesichtszüge inkl. grimmigen Blick. An der Fitness scheitert seine Figur, die zudem stets ein Mysterium umgibt, definitiv nicht, aber dennoch bleibt der Wunsch das Peacemaker vielleicht etwas vielseitiger sein sollte.

Eine sehr kleine Nebenrolle hat Taika Watiti inne, den man demnächst in "Free Guy" wieder sehen kann.

 

 

 

Fazit: Was zur Hölle denn ist James Gunn für ein kreatives Köpfchen mit konsequenter Haltung was das Ausscheiden von Figuren betrifft. "The Suicide Squad" ist ein unterhaltsamer, extrem blutiger und total abgefahrener Action-Spaß, der beweist das DC aktuell die geilsten (Anti)Superheldenfilme liefert.

 

Bewertung:

Genre: 9 von 10 Punkten

Gesamt: 9 von 10 Punkten