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Terrifier 3 (Slasher)

 

Sienna (Lauren LaVera) und ihr Bruder Jonathan (Elliott Fullam) ringen verzweifelt darum, endlich wieder ein normales Leben führen zu können, nachdem sie das letzte Halloween-Massaker von Art the Clown (David Howard Thornton) überlebt haben. Da scheint die herannahende Weihnachtszeit ganz recht zu kommen. Die beiden entschließen sich dazu, dem Geist der Weihnacht komplett das Ruder zu überlassen. Das Plan scheint erstmal aufzugehen, die beiden können entspannen, haben eine gute Zeit – bis der Albtraum wieder zurück in ihr Leben kehrt und aus dem besinnlichen Fest ein grauenhaftes Spektakel des Terrors werden lässt.

 

 

 

 

In Hollywood gilt das Credo im Bezug auf Fortsetzungen "Größer, Schneller und Besser", woran die Filmemacher aus den unterschiedlichsten Gründen reihenweise "scheitern". Alle?, nein denn ein Horror-Regisseur namens Damien Leone beweist mit seiner "Terrifier" Reihe rund um Art den Clown das man so agieren kann. Mit 25000 Dollar in der Hand beim ersten Auftritt des Killers hat Leone für Teil 3 nun 2 Millionen Dollar Budget zur Verfügung, wodurch in allen Bereichen besser gearbeitet werden konnte.

Kaum eine Figur ist in der aktuellen Horror-Pop-Kultur derat im Kommen bzw. wird von Genrefans gefeiert wie Art der Clown, der sich nun in seinem dritten Slasher wieder richtig austoben darf. Spätestens jetzt ist der von Damien Leone kreierte Killer-Clown in der Riege der Kultkiller angekommen und das zweifelsfrei verdient.

 

5 Jahre nach dem Vorgänger spielend kehrt der Terrifier zurück um Sienna und Ihren Bruder erneut aufzusuchen (wie es dazu kommt ist schon irgendwie cool). Anders als in den beiden Vorgängern versucht sich Regisseur und Autor Leone diesmal darin seiner Hauptfigur Sienna nach den Ereignissen aus Teil 2 eine figurengerechte Story zu verpassen, weshalb die erste Filmhälfte überraschend ruhig und eher tempoarm verläuft. Kills gibt es nur wenn das Szenario zu Art und seiner entstellten Begleiterin wechselt, die mit Ihrer Rückkehr noch brutaler werden und dabei nicht mal Halt vor Kindern machen. Über Geschmack lässt sich definitiv streiten, "Terrifier 3" reizt tatsächlich die Grenzen des Zumutbaren bis zum Anschlag aus, aber es bleibt in meinen Augen dennoch eine Form von Kunst und sollte deshalb die Möglichkeit bekommen gezeigt zu werden.

 

Wie schon bei den beiden Vorgängern bricht die schier unendliche Kreativität von Damien Leone alle Dämme und sorgt dafür dass Art bei seinen Opfern Methoden zum Töten anwendet auf die kaum ein Mensch kommt. Anscheinend lief während der Findungsphase "Texas Chainsaw Massacre" in Leone's Heimkino, da sein Killerclown nun auch mit der Motorsäge für ordentlich menschlichen Matsch sorgt, Körper mit bitterbösem Genuss wie ein Fleischer fast schon fachgerecht zerlegt während sein Grinsen samt Körpersprache derat überdreht sind sodass sämtliche Situationen auf morbide Weise lustig aussehen.

 

Da die beiden Handlungsstränge parallel verlaufen wechselt das Szenario regelmäßig zwischen Art (wie er Leute killt) und Sienna (welche versucht mit der neuen Situation umzugehen) hin und her. Je näher beide Plots zusammenkommen desto blutiger, skurriler, härter und schneller wird "Terrifier 3". Von daher ist der zweite Part auch der mit Abstand bessere und wird Gore-Fans auf jeden Fall in Begeisterung versetzen. Diese sollten dabei nicht vergessen das Damien Leone mit einigen kleineren, auf den ersten Blick wie Quatsch wirkend, Momenten eine menschliche/männliche Seite von Art aufzumachen, welche wohl im Nachfolgerfilm eine größere Rollen spielen könnte.

Punktuell fallen manche Dialoge zu platt aus während die Effekte wieder handgemacht sowie verdammt geil aussehen. Alles in Allem bekommen wir mehr sowie größere Settings an denen die Handlung spielt, einen coolen Retrolook (warum auch auf Hochglanz umstellen wenn es so dreckiger aussehen kann) und Unmengen an Blut sowie Körperteile + Innereien oder alles auf einmal.

 

Und weil Art nun den Weihnachtsmann gibt, dessen Sack definitiv keine Geschenke beinhaltet, ergeben sich völlig neue Möglichkeiten die Grenzen des Zumutbaren neu zu definieren. Zum Ende hin werden noch einige Rückblenden eingefügt um die Story runder zu gestalten während Leone noch eine angenehme Portion an übernatürlichen Aspekten einbaut dank derer die Zuschauer ordentlich Raum für Spekualtionen bekommen. Ist Art womöglich nur eine Marionette eines Dämons? Oder warum bekommt Sienna nun besondere Fähigkeiten? Was hat es mit dem Schlund auf sich?

Während "Terrifier 3" vielfach wegen seiner grausamen sowie ekligen Kills in aller Munde ist sollte nicht vergessen werden welch fantastische Arbeit die beiden Hauptcharaktere leisten. Lauren LaVera als psychisch angeschlagene Sienna lässt Ihre Figur noch authentischer aussehen, insbesondere weil das Drehbuch Ihr am Anfang viel Zeit gibt diese Belastung auch "auszuleben" sowie inhaltliche Möglichkeiten schafft womit die Schauspielerin Ihre Talente zielführender einsetzen kann.

Über David Howard Thornton als Killerclown Art muss man kaum noch Worte verlieren, lässt er diesen doch so lieb wie böse (sowie stumm) agieren, dessen Stärke vorallem über die Mimik und Gestik kommen. Art ist nochmals ne Stufe verrückter, unberechenbarer, kaltblütiger, böser und vorallem kreativer darin wie er seine Opfer töten will.

 

Fazit: Art ist back, und mordet nun als Weihnachtsmann brutaler denn je; Insgesamt wirkt Teil 3 noch wertiger inszeniert, stärker gespielt und sieht dank höherem Budget auch um einiges besser aus als sein Vorgänger. Das epische Finale der Art-Saga wird zudem perfekt in die Wege geleitet.

 

Bewertung:

Genre: 7 von 10 Punkten

Gesamt: 8 von 10 Punkten

 

The Trail (Sci-Fi/Drama)

 

Anna (Sophia Grabner) ist eine junge Frau die ein schlimmes Erlebnis hatte. Ein Jahr später begibt Sie sich auf eine Reise in die österreichischen Berge und entdeckt dort ein abgestürztes Raumschiff neben dem ein Alien gerade am Sterben ist. Kurz darauf erscheint Anna's Ex-Freund als ein von dunklen Mächten gesteuerte Gestalt und scheint unschuldige Camper (u.a. Paul Hassler) in eine Hölle zu verschleppen um diese dort zu töten.

Ist dieser Pfad gepflastert vom Bösen und warum kann nur Anna das Raumschiff sehen?

 

 

 

 

 

Grundsätzlich unterscheidet sich das Filme machen nicht wirklich von anderen Berufen, wenn es darum geht stetig besser zu werden. Und bei vielen Regisseuren trifft dies auch zweifelsfrei zu wenn man die Entwicklung derer Werke genauer betrachtet. In Deutschland trifft das bsp. auf David Brückner zu, der eine enorme Taktung an den Tag legt was das Fertigstellen von Genrefilmen anbelangt. Bei unseren österreichischen Nachbarn gilt Stefan Müller als der Mann hinter der Kamera, dessen Filme mit jedem neuen sowohl handwerklich als auch optisch und inhaltlich an Qualität zulegen. Zuletzt mit "Marlene" im Action-Thriller-Romanze Bereich unterwegs wurde es mit "The Trail" (dt. "Der Pfad") nun ein Sci-Fi Drama, welches mehrere Ebenen miteinander verbindet um dabei eine starke Message parat zu haben.

 

Zu Beginn sehen wir Hauptfigur Anna im Krankenhaus an einer Beatmungsmaschine hängen um kurz darauf ein Jahr in die Zukunft zu springen. Dort macht sich die junge Frau in die Berge auf um einen Pfad zu absolvieren.Auch wenn Stefan Müller, der am Drehbuch mitgeschrieben hat, dem Zuschauer nur diese wenigen Infos an die Hand gibt hat man dennoch das Gefühl das "The Trail" keine 08/15 Story erzählen will, sondern mit der nötigen Tiefe agieren wird. Und weil das Erzähltempo von Anfang an sehr gemütlich ausfällt gibt das der Handlung genug Zeit sich langsam aufzubauen.

 

Als ständiger Begleiter von Anna spührt man deren Motivation, Mut und Entschlossenheit ohne dabei die eigentlichen Hintergründe zu kennen. Diese offenbaren sich erst im Schlussdrittel, wodurch das Sci-Fi Drama seinen Spannungsbogen überraschend lange aufrecht erhalten kann. Immer wieder wird der Himmel durch die Kronendecke der Bäume gefilmt, in der Regel mit wechselnden Tageszeiten weshalb es auch Bilder des Firmaments zu bestaunen gibt. Allgemein lebt "The Trail" von seinen wunderbaren Bildern (einige Szenen sind im Panorama-Stil gedreht) und seiner klaren, fokussierten und klugen Kameraarbeit, die nie hektisch wird selbst wenn wir die Figuren rennen sehen.

 

Fast gänzlich ohne Dialoge auskommend ist das Drama vorallem ein ruhiges Werk, dessen Sounddesign aber absolut stimmig zur Atmosphäre gestaltet wurde. Ein ungemein spannendes Stilmittel im Bezug auf Anna's Trauma, deren Ex-Freund Sie wohl mundtod machen wollte. Für die Musik allgemein sind Ryan Taubert und Michael Vignola verantwortlich denen es stets gelingt jeweils die passenden Töne zu finden. Kenner von Müller's Filmen wissen welchen Fokus der Regisseur auf den Sound legt und wie akribisch er teilweise daran tüfftelt diesen so perfekt wie möglich zu gestalten. Von daher braucht es irgendwie auch keine umfänglichen Gespräche zwischen den Figuren, da der Score zusammen mit den visuellen Komponenten aussagekräftig genug sind um dem Plot problemlos folgen zu können.

 

Weil wir gerade bei der Optik bzw. dem Aussehen von "The Trail" angelangt sind, muss an dieser Stelle unbedingt ein riesiges Lob an Steffen Hacker und Robert Niessner ausgesprochen werden, sehen doch alle Visual Effects unfassbar geil aus. Besonders das Raumschiff wirkt authentisch in Form, Farbe und Bewegung, sodass nur ein geschultes Auge die aufwendige Arbeit am PC erkennt. Aber auch alle anderen Effekte können so manch teuerer Hollywood-Produktion das Wasser reichen, was ein eindeutiges Zeichen dafür ist das man auch mit verhältnismäßig wenig Budget ordentlich was machen kann um dem Gesamtpaket einen wertigen Look zu geben.

Ebenfalls positiv zu erwähnen ist das tolle Make-Up FX von Sabrina Lubi zusammen mit Paul Hassler, die hier einen für Independent-Produktionen exzellenten Job machen.

 

Trotz einer nicht von der Hand zu weisenden Schlichtheit fesselt "The Trail" sein Publikum an Anna, die von Sophia Grabner mit viel Hingabe verkörpert wird. Die Österreicherin trägt den Film fast alleine und offenbart einen umfangreichen Facettenreichtum das das Spiel mit den verschiedenen Emotionen betrifft. Man glaub Ihr bsp. jeden Angstmoment, sprechen doch die aufgerissenen Augen sowie die Körperhaltung an sich klar dafür das Grabner vor der Kamera ein Profi ist. Die Reise Ihrer Figur ist gewissermaßen eine Form der Traumabewältigung aufgrund häuslicher Gewalt. Auf dem Pfad müssen alle Gefühle nochmal durchlebt werden um mit der Vergangenheit endgültig abschließen zu können. Mit dem Alien bekommt die Handlung eine interessante Ebene hinzu, aus der Müller fast das Optimum herausholen kann. Gerne hätte ich hierzu noch die ein oder andere Szene mehr gesehen, was aber wohl eine Budgetfrage war. Jedoch gefallen die dezent eingestreuten Horror-Elemente wirklich sehr, sind diese handwerklich stark umgesetzt und somit für den Film eine effektive Bereicherung.

 

Fazit: "The Trail" ist ein ungemein atmosphärischer, handwerklich toll gemachter und fesselnder Sci-Fi Film der auf mehreren Ebenen agiert und dabei eine starke Message beinhaltet.

 

Bewertung:

Genre: 8 von 10 Punkten

Gesamt: 8 von 10 Punkten

 

Longlegs (Horror/Thriller)

 

Die junge FBI-Agentin Lee Harker (Maika Monroe) wird mit einem ungelösten Fall eines Serienmörders (Nicolas Cage) betraut, der seit über 30 Jahren seine Taten begeht – und das auf äußerst mysteriöse Weise. Das Besondere ist nämlich: Es gibt nur ein einziges Anzeichen, dass bei den Morden, bei denen immer Familienväter ihre Familie und sich selbst gemetzelt haben, noch eine weitere Person involviert war: Es wurde jedes Mal ein Brief mit okkulten Symbolen und der Unterschrift „Longlegs“ hinterlassen. Harker gelingt es, die Nachrichten des Killers zu entschlüsseln – aber auch, weil dieser sie kontaktiert und ihr den entscheidenden Hinweis liefert. Der nun endlich ins Rollen kommende Fall nimmt bald eine unerwartete Wendung und die Nachwuchs-Agentin entdeckt eine persönliche Verbindung zu dem Mörder. Doch warum hat dieser ein besonderes Interesse an ihr? Zudem wird ihr klar, dass Longlegs bald wieder zuschlagen wird. Nur sie kann ihn aufhalten...

 

Schon mit seinem Fantasy-Horrordrama "Gretel&Hansel" hat Regisseur Oz Perkins bewiesen das er es versteht atmosphärisch dicht seinen Film zu erzählen, aber was nun mit "Longlegs" abliefert gehört zweifelsohne zu den stärksten Werken aus dem Horrorgenre der letzten Jahre. Allein schon wie der Horrorfilm mit seinem kurzen Intro sein Publikum "begrüßt" lässt erahnen wohin die Reise in den folgenden gut 100 Minuten gehen wird. Die gezeigte Szenerie im überraschend coolen 80er Jahre Look samt 4:3 Bildformat wird über die gesamte Laufzeit immer wieder als die zentrale Rückblende gelten, welche für den Ausgang der Handlung als entscheidend gilt. Recht viel mehr will ich an dieser Stelle auch gar nicht verraten, jedoch sollte sich jeder potentielle Zuschauer darauf einstellen einen Film zu sehen, der so ganz anders ausfällt als man glauben mag.

 

Die Verbindung aus Horror, Psychothriller, morbiden Humor und okkulten Teufelsanbetungen mag augenscheinlich als leichte Kombi auf der Hand liegen, bedarf aber neben handwerklichen Könnens auch die perfekte Wahl des Casts. Und hier überzeugen Nicolas Cage als völlig wahnsinniger, langhaariger Irrer mit seinem punktgenauen Overacting (das Lachen von Joaquin Phoenix in "Joker" ist Kindergarten dagegen) sowie Maika Monroe in Ihrer Rolle als FBI-Agentin mit besonderen Sinneswahrnehmungen. Gerade weil Monroe in Ihrem Spiel auf eine eigenartige Weise hölzern oder geistig abwesend sowie relativ wortkarg rüber kommt verleiht die Schauspielerin somit Lee eine tragische und zugleich bemitleidenswerte Aura während die Ermitterlin trotzdem etwas unheimliches umgibt.

 

Dieses Ungewisse bezüglich der Beziehung zum Serienmörder forciert das Drehbuch in seinen drei Teilen der Geschichte, in denen augenscheinliche Zusammenhänge sich als Irrweg entpuppen während der Plot unerwartete Wendungen parat hält. Neben der omnipräsenten Atmosphäre lässt die spannende Inszenierung den Zuschauer wie von Teufelshand an der Leinwand kleben. Es ist wohl logisch das in jeder Szene die Filmmusik absolut stimmig eingesetzt wird, natürlich sehen wir auch etliche Momente ohne jegliche musikalische Untermalung. Obwohl das Szenenbild eher dem ländlichen Amerika zuzuordnen ist hat man irgendwie immer das Gefühl einer gewissen Nähe, so als könnte sich die Geschichte auch in einer größeren Stadt abspielen.

 

Angesiedelt Mitte der 90er Jahre (als Bill Clinton US-Präsident ist) gelingt es Perkins schon mit seinem Intro eine derat drückende und beängstigend unheimliche Atmosphäre aufzubauen, sodass die ohnehin im kühlen sowie gedrungenen Farben gefilmten Bilder tatsächlich mit dem Publikum etwas machen und das Gesehene auch lange Zeit im Kopf halten zu können. Einerseits Faszination für die Handlung, welche sich mit zunehmender Dauer auf mehrere Ebenen begibt, andererseits aber auch das Spiel mit der Angst vor dem Okkulten. Besonders im Schlussakt nimmt der Filmemacher nochmals einen interessanten Part in seine Story auf, dank dessem "Longlegs" übernatürliche Züge bekommt, ohne jedoch seine bodenständige Art zu vergessen. Es bleibt ein Psycho-Thriller über menschliche Abgründe und kranke Störungen des Geistes, weshalb der Film auf so unterschiedliche Art und Weise interpretiert werden kann. Es fühlt sich halt alles nur so kühl an, mit dem Drang nach Erklärungen zu suchen.

 

Genauso kalt und fast schon emotionslos (jedoch auf eine schockierende Art) setzt der Filmemacher seine Gewaltszenen um, welche "Longlegs" schlussendlich zu einem Werk machen, aus dem man definitv mit einem extrem verstörenden Gefühl hinausgehen wird. Und ja, es fließt überraschend viel Blut, Köpfe werden zerschossen und ein gewisser Grad von Ekel schlängelt sich durch die Handlung, aber eben nicht ausufernd inszeniert wie es Splatterfilme machen.

Eines ist zudem sicher: So haben wir Nicolas Cage noch nie gesehen, der als Longlegs die wohl krasseste Rolle seiner Karriere verkörpert hat.

 

Fazit: "Longlegs" ist ein düsterer, atmosphärischer Horror-Thriller der ganz anderen Art und zeigt einen Nicolas Cage so wie wir Ihn noch nie gesehen haben.

 

Bewertung:

Genre: 10 von 10 Punkten

Gesamt: 10 von 10 Punkten

 

Shahid (Drama/Komödie)

 

Narges Shahid Kalhor (Baharak Abdolifard) ist eine Regisseurin, die sich von dem Geist ihres Urgroßvaters (Nima Nazarinia) der mit „Shahid" das Wort für Märtyrer als Namen trug, befreien will, der eine zu große Last in ihrem neuen Leben in Deutschland geworden ist. Von bayerischer Bürokratie und Therapie bis zum Tanz mit Irans vergangenen Generationen und deren langen Schatten wirbelt sie durch eine berauschende Autofiktion.

 

 

 

 

 

Einen politischen Film mit einer sehr persönlichen Autobiografie zu kombinieren hört sich auf den ersten Blick sowohl ziemlich unkonventionell als auch recht naheliegend an, je nachdem aus welchem Blickwinkel man die Situation sieht. Insbesondere wenn noch kulturelle Aspekte eine Rolle spielen können sich Filmemacher/Filmemacherinnen sehr schnell auf sehr dünnes Eis begeben, speziell wenn Sie in Ihren Werken den Nahen Osten mit einbeziehen. Regisseurin Narges Kalhor traut sich all diese Punkte in einen Topf zu werfen um sowohl Ihre eigene Geschichte zu erzählen aber auch alle möglichen Ideologien in Frage zu stellen.

 

Die durchaus skurrile Komödie "Shahid" offenbart dabei zum einen den Irrsinn deutscher Bürokratie (in Form von einer Vielzahl verschiedener Dokumente welche man beim Amt vorlegen muss um bsp. seinen Namen ändern zu können) aber im gleichem Atemzug auch wie sehr die Historie mit ihren Helden Einfluss auf das Leben moderner Frauen hat. Tatsächlich lassen sich die einzelnen Themenbereiche gar nicht so genau aufdrösseln, da sie entweder fließend ineinander übergehen oder manchmal auch nur angerissen werden. Immer wieder wird in einer Art Theatershow auf fast schon spielerische Weise erklärt was im Jahr 1906/1907 im Iran passiert sein soll, schließlich liegen diese Ereignisse wie ein immenser Schatten über Narges.

 

Zumeist nimmt der Zuschauer aufgrund der überraschend nahbaren Kamera die Rolle des Regie-Assistenten ein, der in jeder Szene neben dem Kameramann zu stehen scheint. Dieser spannende Blickwinkel ermöglicht ganz neue Sichtweisen auf so alltägliche Abläufe wie etwa eine Busfahrt inmitten einer Demo oder dem Besuch eines Therapeuten. Gerade weil die Hauptfigur (gespielt vonBaharak Abdolifard)  immer wieder Anweisungen bekommt während die Kamera läuft scheint es so als wäre "Shahid" ein Behind the Scenes Film den es gerne mal im Bonusteil einer Bluray zum Hauptfilm gibt. Ein wirklich interessanter Ansatzpunkt für eine Komödie mit Dramaelementen vor diesem Hintergrund, manchmal aber dann doch zu verspielt oder zu trocken.

 

Vielfach sprechen die Darsteller in der iranischen Landessprache (jeweils mit deutschen Untertiteln), begleitet von typischen Gesängen und entsprechender Musik, was "Shahid" äußerst authentisch wirken lässt. Der Filmemacherin war es zudem wichtig Ihre persönliche Geschichte autofiktional zu erzählen womit eine nicht unerhebliche Menge Humor eingebaut werden kann, wie etwa die tanzenden Freunde des imaginären Ur-Großvaters. Sicherlich ziehlt das Werk auf das klassische Arthaus-Publikum ab, jedoch könnten auch anderweitig Interessierte hier einen Film sehen, der neben tollen Effekten mit seiner handwerklich sauberen sowie orginellen Inszenierung überzeugen kann.

 

Fazit: "Shahid" von der iranischen Filmemacherin Narges Kalhor ist ein äußerst persönliches Werk über die Vergangenheit und Gegenwart, verpackt als ernstes aber auch komisches Drama mit einem ordentlichen Hauch politischer Note.

 

Bewertung:

Genre: 7 von 10 Punkten

Gesamt: 6.5 von 10 Punkten

 

Gesehen im Rahmen eines Sichtungslinks

 

Winnie the Pooh: Blood and Honey 2 (Slasher/Horror)

 

Tief im 100-Morgen-Wald wächst eine zerstörerische Wut, als Winnie-the-Pooh (Ryan Oliva), Ferkel (Eddy MacKenzie), Eule (Marcus Massey) und Tigger (Lewis Santer) ihr Zuhause und ihr Leben in Gefahr sehen, nachdem Christopher Robin (Scott Chambers) ihre Existenz enthüllt hat. Die Gruppe will nicht länger im Schatten leben und beschließt, den Kampf in die Stadt Ashdown, die Heimat von Christopher Robin, zu tragen und eine blutige Spur von Tod und Chaos zu hinterlassen. Winnie und seine wilden Freunde werden allen zeigen, dass sie tödlicher, stärker und schlauer sind, als man sich je vorstellen könnte, und sich ein für alle Mal an Christopher Robin rächen.

 

 

2022 wurde die 100 T Euro billige Produktion "Winnie the Pooh: Blood and Honey" zu einem kleinen Kinohit und hat weltweit etwa 5 Mio Dollar eingespielt, trotz vielfach schlechter Kritiken und Goldenen Himbeeren im Anschluss. Davon hat sich Regisseur Rhys Frake-Waterfield aber keineswegs beirren lassen weshalb er fleißig an seinem Twisted Childhood Universe weiterarbeitet. Mit deutlich mehr Budget (und sicherlich auch professionellerem Equipment) kommt nun die Fortsetzung, bei der Pooh um einiges Böser aussieht und sich in einen regelrechten Blutrausch mordet, inkl. kultiger Kettensägenaktion am Ende.

 

Es fällt allgemein auf wie sehr sich der Filmemacher mit seinem neuen Slasher an bekannten Horror-Vertretern orientiert und das ein oder andere kultige Stilmittel in seinen Trashmovie einbaut.

Am Muster selber ändert sich eigentlich wenig, schließlich dürsten Pooh und Co. weiterhin nach Rache weshalb Christopher Robin sterben soll. Die Motive sind halt nun andere  und die Tier-Menschen nehmen nun auch das direkte Umfeld von Robin ins Visier. Diese Mehrarbeit ins Storytelling tut dem Film wirklich gut und wird auf längere Sicht (Rhys Frake-Waterfield hat ja große Pläne) dem Franchise helfen ausreichend Stoff verarbeiten zu können.

 

Erneut beginnt der Slasher mit einer animierten Einleitung in der uns ein Erzähler auf den aktuellen Stand bringt bevor Pooh und Ferkel für die ersten Leichen sorgen. Auffallend sind die nun deutlich besseren Dialoge aller Figuren sowie ein insgesamt wertigerer Look und für Trash-Verhältnisse ordentliche Gore-Effekte. Dazu zählen auch die unzähligen Kills an ahnungslosen sowie maximal hilflosen Jugendlichen, die gekonnt falsche Entscheidungen treffen und das obligatorische Kanonenfutter darstellen. Charaktertiefe ist so gut wie bei allen Fehlanzeige.

Inhaltlich bekommt man dennoch keine High-End Story (welche sich zum Ende hin ein wenig in sich selbst verliert) dafür jedoch eine durchaus interessante Anspielung wer hinter Pooh und seinen Freunden steckt bzw. welche Dinge in der Vergangenheit vorgefallen sind.

 

Eine wirklich nette Entwicklung die ich den Machern so nicht zugetraut habe. Neben den visuellen und handwerklichen Steigerungen kann auch der Cast als sich im Vergleich zum 2022er Film schauspielerisch etwas zulegen während diesmal keine nackten Menschen durchs Bild laufen müssen um den Unterhaltungswert nach oben zu schrauben.

Qualitativ zum Vorgänger eine enorme Steigerung weshalb die Horrorversion von Pooh endlich im soliden Genrebereich angekommen ist. Man verspürt sogar eine gewisse Lust aus diesem Universum noch mehr zu sehen. Und es wird in den nächsten Jahren noch so einiges zu sehen geben.

 

Fazit: Rhys Frake-Waterfield baut sein Twisted Childhood Universe mit "Winnie the Pooh: Blood and Honey 2" weiter aus und schafft es qualitativ enorme Fortschritte auf allen Ebenen zu erreichen. Nach diesem Film hat man auf jeden Fall Lust auf mehr

 

Bewertung:

Genre: 6 von 10 Punkten

Gesamt: 6 von 10 Punkten

 

Hundswut (Thriller/Drama)

 

In einem kleinen Dorf in Bayern im Jahre 1932 geschehen grausame Morde an vier Jugendlichen. Um die Dorfbewohner zu beruhigen, lenkt der Gemeinderat (Christian Tramitz, Sepp Schauer, Heio von Stetten, Max Schmidt, Christian Swoboda, Joachim Zons) die Aufmerksamkeit auf einen tollwütigen Wolf als Täter. Als jedoch Gerüchte kursieren, dass der Mörder möglicherweise ein Mensch oder sogar ein Werwolf sein könnte, fällt der Verdacht auf Joseph Köhler (Markus Brandl), einen als Einsiedler verschrienen Mann, der mit seiner Tochter Mitzi (Sophie Röhrmoser) allein am Waldrand lebt. Trotz Köhlers Weigerung, die Taten zuzugeben, nimmt die Stimmung im Dorf eine bedrohliche Wendung, und Gewalt wird zur Realität. Die Frauen des Dorfes (u.a. Christine Neubauer, Eva Mähl, Christine Zierl), setzen sich verzweifelt gegen den wachsenden Wahn zur Wehr, der die eigentlich vernünftigen Bewohner erfasst hat.

 

Im deutschen Genre-Kino finden sich regelmäßig absolut sehenswerte Werke, die entweder mit starken Darstellern arbeiten oder aber auch kluge sowie gesellschaftskritische Geschichten erzählen. Dazu gehört nun der bayerische Krimi-Thriller "Hundswut" von Daniel Alvarenga, dessen Handlung 1932 und damit kurz vor der Machtergreifung der Nazis spielt, was im Film erfreulicherweise zwar immer wieder Thema ist aber nie eine zu große Rolle einnimmt. Somit bekommt der Plot eine mega spannende Backround-Story, gerade weil der Gemeinderat unbedingt verhindern will die Vorfälle nach München zu melden, wodurch das Ganze ja derat ausarten wird. Übrigens auch weil der örtliche Pfarrer hier ein gehöriges Wort mitreden will und den berühmten Hexen-Hammer ausgräbt, der Folter expliziet als Mittel der Wahl herausstellt um an Geständnisse zu gelangen. Damit bekommt "Hundswut" auch in dieser Hinsicht einen extra großen Brocken an visuell beeindruckend inszenierter Kritik an der Kirche

 

Vielmehr legt das auf lokale Kulissen setztende Werk den Fokus darauf wie schnell Fanatiker oder politisch agierende Personen die Stimmung innerhalb einer Gemeinschaft bewusst steuern um an unmoralischen, gar widerwärtigen sowie unmenschlichen Taten selbst zu Bestien zu werden. Wohl deshalb nennen wir Menschen wie den Köhler im Film Bauernopfer, einfach weil das Volk einen Sündenbock braucht. Interessanterweise tut die Gliederung in verschiedene Kapitel dem Thriller erstaunlich gut und auch die über 2-stündige Laufzeit macht sich nicht wirklich in Form von Langeweile bemerktbar. Obwohl hier kein riesiges Budget zur Verfügung stand, merkt man davon überraschend wenig, zumal alle im Cast mit enormer Leidenschaft am Werk sind. Darüberhinaus gefällt mir persönlich vorallem eines, die durchweg in bayerischen Dialekt gesprochenen Dialoge der Charaktere.

 

Daniel Alvarenga, der auch das Drehbuch verfasst hat, nimmt sich reichlich Zeit für seine vielen Charaktere und vorallem dafür wie die Geschichte zusehens aus dem Ruder läuft um am Ende einen ebenso brutalen wie unerwartet wuchtigen Schlusspunkt zu setzen, der dem Publikum noch lange schwer im Magen liegen wird. Allgemein beweist "Hundswut" eine gesunde Brutalität, hat keinerlei Probleme damit Blut oder das Töten von Menschen zu zeigen und begeistert mit durchweg handgemachten Effekten. Dass es selbst nach dem Abspann offen bleibt wer nun die ganzen Leute getötet hat lässt den Zuschauer mit der Aufgabe zurück sich Gedanken darüber zu machen bzw. eigene Theorien aufzustellen.

 

Alles in Allem überzeugen die vielen unterschiedlichen Aspekte auf die "Hundswut" trotz seiner ohnehin schon tollen Story immer wieder eingeht. Man kann sich tatsächlich in das Szenario hinein versetzen und versteht die Abläufe bzw. Vorgänge. Aufgrund des Umfangs ist es zweifelsfrei maximal mutig daraus keinen Zweiteiler zu machen, was wohl der einfachere Weg gewesen wäre. Aus Spoilergründen wird es keine weiteren Details dazu geben, worauf der bayerische Thriller noch alles eingehen wird. Nur sowiel sei noch gesagt: Als Zuschauer gibt es regelmäßig Neues zu entdecken.

 

Fazit: Was für ein bärenstarker und zum Ende hin auch mega konsequenter Genrefilm aus Bayern dessen Finale absolut tragisch ausfällt und beweist wie sehr sich Mut zum Risko beim Filmemachen auszahlen kann. Beklemmend düsteres wie intensives Independent-Kino. Der Geheimtipp für Film-Fans 2024

 

Bewertung:

Genre: 8.5 von 10 Punkten

Gesamt: 8 von 10 Punkten

 

 

Das erste Omen (Horror)

 

Margaret (Nell Tiger Free) hat ihr Leben der Kirche hingegeben und zieht deshalb aus den Vereinigten Staaten nach Rom. Doch dort, im Zentrum der katholischen Macht, sind finstere Mächte am Werk – das bemerkt Margaret schnell. Diese bringen sie dazu, an ihrem bisher eigentlich gefestigten Glauben zu zweifeln. Doch Margaret muss stark sein, denn die dunklen Mächte arbeiten daran, das leibhaftige Böse auf diese Welt zu holen…

 

 

 

 

1976 kam mit "Das Omen" von Richard Donner ein Horrorfilm auf die Welt, der stilprägend für das Genre im Bereich Dämonen war und heute zu den absoluten Klassikern gehört. Das 2006 erschienene Remake hätte es sicher nicht gebraucht, jedoch wurde die Vorgeschichte nie wirklich offen gelegt. Fast 50 Jahre später beweist "The First Omen" das man trotz dieser langen Zeitspanne noch eine erstaunlich gute Story erzählen kann, welche mithilfe der modernen Mittel obendrein ungemein effektiv über die Leinwand flimmert.

 

Handwerklich zeigt die amerikanische Filmemacherin+Autorin Arkasha Stevenson warum es richtig war Ihr diesen Film zu geben, entwickelt sich "Das erste Omen" zu einem Gruselfilm der mit wenigen geilen Jumpscares und seiner düsteren wie unheimlichen Atmosphäre langsam aber gewissenhaft alle Puzzleteile der überraschend umfangreichen Handlung zum Ende hin zusammen setzt. Auf dem Weg dorthin bekommt der Zuschauer den ein oder anderen unerwarteten Plot-Twist zu sehen, dank derer das Spannungsniveau durchweg hoch ist. Gerade weil Stevenson sich reichlich Zeit für die Hauptfigur Margaret nimmt (wird in ruhigem Tempo erzählt), die als Art Detektivin das düstere Geheimnis mit finsteren Mächten innerhalb der kath. Kirche aufdecken wird, bleibt das Publikum emotional und inhaltlich bei der Stange. Natürlich darf nicht unerwähnt bleiben wie herausragend die Darsteller um Nell Tiger Free vor der Kamera agieren, wodurch die Figuren authentisch wirken, aber dennoch eine gewisse Undurchsichtigkeit behalten.

 

Das Sequel zu "Das Omen" ist ein verdammt guter Horrorfilm geworden, der am Ende sogar noch die Möglichkeit offen lässt mit den Figuren weiter zu machen ohne dabei die bereits bekannte Geschichte zu beeinflussen. Und auch wenn "Das erste Omen" sein Genre des Nonnen-Horrors nicht zwangsläufig neu erfindet oder definiert hinterlässt der atmosphärisch-düstere Gruselfilm einen frischen Eindruck vor exzellent gestalteten Kulissen. Insbesondere das "Böse Zimmer" mir seinen dunklen Wänden samt rostigen Metallbett wirkt unheimlich und beängstigend. Insgesamt kommt dem Horrorfilm sein nicht perfekter auf Hochglanz polierter Look ungeheuer weiter, sehen die toll gefilmten Bilder aus spannenden Perspektiven doch eher nach 70er Jahre aus als viele Werke denen es egal ist wie wichtig die Bildsprache für solch eine Vorgeschichte tatsächlich ist.

 

Neben den visuellen Aspekten (zu den starken Body-Horror-Szenen möchte ich aus Spoiler-Gründen nichts sagen, nur soviel: diese sehen wie der gesamte Film fantastisch aus, inkl. Ekelfaktor)  sowie den sehenswerten Schauspielerleistungen bleibt das ambitionierte sowie eindringliche Sounddesign beim Verlassen des Kinosaals im Kopf hängen. Neben all den Abgründen innerhalb der Kirche mit einer Gruppe von Hardlinern die den Antichristen "züchten" (in "Das Omen" Damian) wollen pakt die Filmemacherin und Drehbuchautorin noch eine Prise von politischen Einwürfen (Proteste der Jugend in Rom) in "Das erste Omen", was der Handlung eine unerwartet interessante Tiefe verleiht. So kann man am Ende eigentlich nur kritisieren das der Plot nach dem starken Intro ein wenig zu sehr vor sich her bummelt während der Film zum Finale hin a little bit übers Ziel hinaus schießt.

 

Fazit: Obwohl es fast 50 Jahre gedauert hat bis wir die Vorgeschichte zum Dämonen-Kind Damian aus "Das Omen" zu erfahren überrascht das Sequel mit seinen Ambitionen sowie einer exzellenten Hauptdarstellerin und seiner talentierten Filmemacherin.

 

Bewertung:

Genre: 8 von 10 Punkten

Gesamt: 7.5 von 10 Punkten

 

Red Rooms (Psycho-Thriller)

 

Zwei junge Frauen wachen jeden Morgen vor den Toren des Gerichtsgebäudes in Montreal auf, um an dem in den Medien hochgejubelten Prozess gegen einen Serienmörder teilnehmen zu können, von dem sie besessen sind und der die Tötung seiner Opfer gefilmt hat. Diese krankhafte Besessenheit führt dazu, dass Kelly-Ann (Juliette Gariepy) mit allen Mitteln versuchen, das letzte Puzzleteil in die Hände zu bekommen, mit dem man den sogenannten Dämon von Rosemont endgültig überführen könnte: das fehlende Video von einem seiner Morde.

Dafür opfert das junge Model Ihre gesamte Karriere und begibt sich in die Untiefen des Dark Webs...

 

 

 

 

 

Das Dark Web mit all seinen schrecklichen sowie illegalen Inhalten sind immer wieder Thema für Kinofilme, bietet es sich hierbei besonders gut an auf gesellschaftlich im Verborgenen ablaufende Dinge aufmerksam zu machen. Packt man dann noch die Faszination für perverse und psychisch absolut kranke Täter dazu, es kann etwas Böses entstehen mit dem der Betrachter lange zu kämpfen hat. Und so wird "Red Rooms" von Pascal Plante wohl jedem noch so großen Strahlemann das Lachen aus dem Gesicht treiben, auf eine derbe authentische sowie nahbare Weise.

 

Zum einen ein spannendes Gerichtsdrama, welches gerade zu Beginn recht eindrucksvoll aufzeigt wie Prozesse beginnen und in ihrem Ausgang nur allzu oft davon abhängen wem es (Anklage oder Verteidigung) am ehesten gelingt die Jury emotional auf seine Seite zu ziehen. Dabei sollten doch ausschließlich Beweise und/oder eindeutige Fakten ausschlaggebend sein ob jemand schuldig ist oder nicht. Zuletzt hat der Fall Till Lindemann gezeigt wie schnell aus einem Anfangsverdacht eine durch Gefühle hervorgerufene Verurteilung werden kann.

 

Doch im Fokus steht vielmehr Kelly-Ann, eine junge attraktive Frau, die sich Ihren Lebensunterhalt durch Modeln und Pokerspiele im Internet verdient. Von einem schrecklichen Vergehen magisch angezogen wohnt Sie dem Prozess um einen möglichen Kindermörder bei, der seine Opfer (junge Mädchen) viele Minuten brutal gefoltert sowie dabei gefilmt hat, um das ekelhafte Videomaterial im Darknet zu verkaufen. Es fällt auf wie stark der Fokus von Kelly-Ann auf Fakten und stichhaltigen Beweisen liegt, weshalb das junge Model kühl, berechnend und gefühlslos wirkt. Juliette Gariepy spielt diese Rolle mit einer Selbstverständlichkeit und Überzeugung, dass es einem Angst machen kann. Dennoch bleibt Kelly-Ann über die gesamte Laufzeit ein Mysterium mit vielen offenen Fragen.

 

Während der reine Prozess mit zunehmender Laufzeit immer mehr zum Nebenschauplatz umgewandelt wird rücken andere Aspekte ins Zentrum von "Red Rooms". Unter anderem gelingt es Regisseur Pascal Plante das Darknet optisch greifbar zu machen, inmitten einer sterilen und seltsam leblos eingerichteten Wohnung von Kelly-Ann. Dabei bleibt die Bildsprache stets der Atmosphäre angepasst unterkühlt und es bleiben äußerst unbehagliche Angstgefühle welche der Stimmung den allerletzten Todesstoß zufügt. Quasi minütlich verfinstert sich das Gesamtbild bis man mit Einsatz des Abspanns völlig baff und fassungslos im Kinosessel sitzt und nicht weiß wie man reagieren darf/soll.


Das kanadische Werk ist durchweg düster, beklemmend und in seiner Kameraarbeit ebenso trocken, eiskalt und emotionslos wie Hauptfigur Kelly-Anne. Es ist Absicht das man dem attraktiven Model und der ebenso technisch versierten jungen Frau keinerlei Gefühle ansieht, handelt sie doch pragmatisch und rein auf Fakten bzw. Zahlen basierend während mit Clementine ausschließlich eine aus der Emotion heraus agierende Frau das passende Gegenstück bietet. Während Ihrer Screentime erfährt der Zuschauer zudem dass die junge Frau über 100 Kilometer angereist ist um den potentiellen Täter zu unterstützen, eigentlich wasserfeste Beweise als Fake hinzustellen und die öffentliche Meinung zu kritisieren.


Ein Film der sprachlos macht, das Publikum während der Vorstellung zum Schweigen bringt und maximal zum Nachdenken anregen wird. "Red Rooms" schockiert den Zuschauer bis ins Mark und entlässt dieses mit einem derat mulmigen Gefühl welches man sich nicht freiwillig antun möchte. Einige besonders böse Szenen werden aus Spoilergründen nicht erwähnt, werden den Zuschauer aber definitiv heftig in den Magen schlagen.

 

Gesehen im Rahmen der Fantasy Filmfest White Nights 2024 in OmeU Fassung

 

Fazit: Diesen maximal heftigen Psycho-Ritt übersteht niemand ohne seelische Belastung, aber dennoch ist es wichtig das es solche Filme im Kino gibt.

 

Bewertung:

Genre: 10 von 10 Punkten

Gesamt: 10 von 10 Punkten

 

Poor Things (Komödie/Drama/Fantasy)

 

Eine junge Frau namens Bella Baxter (Emma Stone) wird von dem unkonventionellen Wissenschaftler Dr. Godwin Baxter (Willem Dafoe) zurück ins Leben gebracht. Unter Führung des brillanten Wissenschaftlers begibt sich Bella auf eine Reise zu sich selbst, immer auf der Suche nach der Lebenserfahrung, die ihr bisher fehlt. Sie trifft dabei unter anderem auf Duncan Wedderburn (Mark Ruffalo), einen Anwalt, der ihr die Welt jenseits der Wissenschaft zeigt und mit ihr ein wildes Abenteuer über mehrere Kontinente hinweg erlebt. Aber auch Baxters Student Max McCandless (Ramy Youssef) Leben ändern sich plötzlich, als er auf Bella trifft und von ihr regelrecht mit- und aus seinem behüteten Leben herausgerissen wird. Bella entdeckt Stück für Stück ihre Leidenschaft für soziale Gerechtigkeit und Befreiung und kann sich so auch ihrer eigenen Zwänge entledigen, Vorurteile hinter sich lassen und sich immer und immer mehr ausleben.

 

Jeder hat so seine eigenen Punkte weshalb er oder sie ins Kino geht. Die einen aufgrund geballter Action auf der großen Leinwand, andere wiederum wegen des exzellenten Sounds und viele weil sie Fans von bekannten Franchises (etwa Marvel) sind. Ein gewisser Anteil sind aber Menschen welche wegen der Kunst oder wunderbaren Geschichten den Gang in die Lichtspielhäuser antreten, weshalb Werke wie "Poor Things" immer wieder zu Überraschungshits werden. Der neue Film von Yórgos Lánthimos, der in den USA etwa ein halbes Jahr nach "Barbie" in die Kinos kam, behandelt wie schon die quietschbunte Satire von Greta Gerwig nämlich ein starkes Frauenthema, nur eben in einem anderen Kontext.

Besonders im Bezug auf eine feministische Abwandlung von Frankensteins Braut funktioniert der von allen Seiten gelobte Film außerordentlich gut.

 

Das erwartete Meisterwerk mit einer fantastischen Emma Stone in der Rolle Ihres Lebens überzeugt auf allen Ebenen ohne Abzüge, sieht absolut geil aus und hat als Kirsche auf der Sahnetorte noch ungemein coole sowie intelligent gestrickte Dialoge zu bieten. Der Genremix "Poor Things" spielt in einer wunderschönen Welt aus Emanzipation, freien Willens und Selbstbestimmung (auch sexueller Natur).

Man kann durchaus behaupten das "Poor Things" quasi da weitermacht wo seinerzeit "Barbie" mit dem Besuch von Barbie bei Frauenarzt aufgehört hat. Und so begibt sich Bella auf eine kleine Europareise um sich von Ihren Fesseln zu lösen und völlig unbekannte Gefühle sowie die dunklen Seiten dieser Welt (wie Armut) zu entdecken.

 

Von daher gliedert sich die wilde Mischung aus Romanze, Drama, Komödie, Fantasy und Sci-Fi in verschiedene Abschnitte, welche jeweils an anderen räumlich voneinander getrennten Schauplätzen spielen. Dabei verliert "Poor Things" nie seinen roten Faden oder den Fokus auf seine Hauptfigur Bella, deren geistige Entwicklung über die einzelnen Stationen erstaunlich nahbar vonstatten geht. Stets begleitet ein skurriler wie auch stimmungsvoller Score das Geschehen, ohne sich dabei zu sehr in den Fokus zu drängen.

 

Vor den Kulissen einer sehenswerten Steampunk Welt kombiniert der Film schwarz-weiß Bilder mit farbenfrohen Aufnahmen. Immer wieder beobachtet die Kamera das Geschehen aus einer Art Schlüsselloch während der Raum regelmäßig durch optische Finessen einen gekrümmten Eindruck macht. Dank dieser Linsenoptk bekommt der Zuschauer eine äußerst authentische Möglichkeit sich in Bella hineinzuversetzen und die Handlung aus Ihrer Sicht zu verstehen. "Poor Things" kennt keine kreativen Grenzen und ist gesamtheitlich betrachtet ein Ausdruck von dem welch unendliche Weiten die Magie des Kinos ausmachen.

 

Auch weil die Darsteller kein Problem damit haben in zahlreichen Nacktszenen vor der Kamera zu stehen lassen sich die Bilder als liebevoll ästhetisch betiteln. Neben einer Vielzahl philosophischer Fragen kommt der kluge Humor im Film nie zu kurz, außerdem regt die Handlung drüber hinaus ebenfalls zum nachdenken an. Speziell wenn es um soziale oder gesellschaftliche Themen geht, die keiner gerne anspricht oder in gewissen Kreisen als verpönnt gelten. Keine Frage, Emma Stone hat es verdient im März den Oscar für diese Darbietung überreicht zu bekommen. Nicht unerwäht müssen an dieser Stelle auch Ihre Kollegen wie insbesondere Mark Ruffalo oder Willem Dafoe, die ebenfalls herausragende Leistungen abliefern und "Poor Things" zu einem der Filme machen, die Ihr Publikum auf so vielen Ebenen faszinieren.

 

Fazit: "Poor Things" ist der Beweis dafür warum wir ins Kino gehen sollten; ein Kunstwerk filmischer Arbeit vom allerfeinsten mit einer überragenden Emma Stone in der Hauptrolle.

 

Bewertung:

Genre: 10 von 10 Punkten

Gesamt: 10 von 10 Punkten

 

Priscilla (Biografie/Drama)

 

Als die Teenagerin Priscilla Beaulieu (Cailee Spaeny) auf einer Party Elvis Presley (Jacob Elordi) kennenlernt, wird aus dem Mann, der bereits ein kometenhafter Rock 'n' Roll-Superstar ist, in privaten Momenten jemand völlig Unerwartetes: ein Verbündeter in der Einsamkeit, ein sanfter bester Freund und Priscillas erste große Liebe. Es entfaltet sich eine Geschichte von einem Stützpunkt der US-Armee in Deutschland bis nach Graceland Tennessee, über Liebe und Ruhm mit der eine bisher unsichtbare Seite des großen amerikanischen Mythos hinter Elvis und Priscillas turbulenter Ehe offenbart wird.

 

 

 

 

 

 

 

2022 bekamm Elvis Presley mit "Elvis" von Baz Luhrmann sein großes Biopic im Kino (Titelrolle von Austin Butler gespielt), dieses Jahr folgt nun die Biografie seiner Ehefrau Priscilla Presley.
Basiert auf Priscilla Beaulieu Presleys Memoiren „Elvis and Me“ inszeniert Filmemacherin Sophia Coppola 110 Minuten aus dem Leben der mitunter schillernden Frau des King's, wobei der Fokus überwiegend auf der Kennenlernphase des Paares liegt. Somit drehen sich gut 75% des Inhalts um die Anfangsphase der Beziehung während Coppola im Schlussakt die weiteren Stationen bis zur Trennung nur anreißen möchte. Wichtig zu erwähnen ist an dieser Stelle dass jeder der hier einen Film ohne Elvis erwartet schnell eines Besseren belehrt wird.

 

Es ist schier nicht möglich Priscilla zu porträtieren ohne das der berühmte Sänger zu sehen ist, schließlich hat die damals 16-jährige Ihr gesamtes Leben am King ausgerichtet und alles dafür getan es Ihm recht zu machen. Daher zeigt die Regisseurin sowohl die enorme Eifersucht von Priscilla als auch den Lebemann Elvis, der mit anderen Frauen in der Zeitung zu sehen war oder mit seinen Jungs gerne feiern gefahren ist. Zudem wird die tragische Entwicklung von Ihm zum Ende hin deutlich in den Fokus gerückt wodurch auch Priscilla eine charakterliche Entwicklung vollzieht. Und genau diese zahlreichen Veränderungen prägen die Handlung des biografischen Dramas sehr, dass ein angenehmes Tempo bei überaus überzeugenden Setkulissen aufweisen kann.

 

Man wird im Kino schon ab der ersten Einstellung zurück in die späten 50er Jahre mitgenommen. Kostüme, Makeup sowie die Ausstattung passen perfekt und sehen schlicht fantastisch aus. Interessantes Detail am Rande ist die Tatsache das die Kamera Priscilla meistens in einem stets ähnlichen Winkel von der Seite filmt, wodurch die Szenerie eine ganz eigene Ästhetik bekommt.
Überzeugen kann neben dem starken Drehbuch die handwerkliche Inszenierung sowie Hauptdarstellerin Cailee Spaeny als Titelfigur, der es spielend leicht fällt die vielen Facetten von Priscilla authentisch auf die Leinwand zu bringen. Diese reichen von jugendlicher Verliebtheit als Schwarm eines Musikstars bishin zur maximal eifersüchtigen Ehefrau die bei jeder Schlagzeile sofort denkt betrogen worden zu sein.

 

Ziemlich skurril ist eine Szene als bei Priscilla die Wehen einsetzen und Sie sich noch in aller Ruhe die Wimpern zurecht macht während der gesamte Hausstand von Graceland komplett am Durchdrehen ist. Man merkt jedoch deutlich das Priscilla Presley als ausführende Produzentin (zwangsläufig) kräftig Einfluss auf den Film gehabt haben muss, schließlich wird die Geschichte ja aus Ihrer Sicht (und persönlichen Einschätzung) erzählt. Dennoch gelingt es Sophia Coppola eine angenehme Balance zwischen Buchvorlage/Autorensicht und sicherlich von Zeitzeugen eingebrachten Erinnerungen zu finden damit "Priscilla" kein zu einseitiger Film geworden ist.  

 

Fazit: Eine Filmbiografie über Priscilla Presley und Ihr Leben an der Seite des Kings mit reichlich Elvis und aus der Sicht von Priscilla erzählt. Sophia Coppola sorgt ein Jahr nach "Elvis" dafür, dass der Kreis geschlossen wird.

 

Bewertung:

Genre: 7.5 von 10 Punkten

Gesamt: 7.5 von 10 Punkten

 

How to Have Sex (Drama)

 

Um den Abschluss der Highschool zu feiern, machen Tara (Mia McKenna-Bruce), Skye (Lara Peake) und Em (Eva Lewis) ihren ersten Urlaub mit ihren Freundinnen in einem beliebten Ferienort am Mittelmeer. Das Trio plant, mit ihren englischen Mitbewohnern, die sie bei ihrer Ankunft kennengelernt haben, eine Party nach der anderen zu feiern, sich zu betrinken und die Nächte durchzumachen. Für die junge Tara ist diese Reise der Exzesse wie ein elektrisierendes erstes Mal – bis ihr schwindelig wird. Ist sie angesichts der kollektiven Euphorie wirklich frei, jede sich ihr bietende Erfahrung anzunehmen oder abzulehnen?

 

 

 

 

 

Teenie-Filme haben in der Regel zwei große Probleme: entweder fallen sie massiv kitschig oder total total klischeehaft aus. Dennoch ist die Rate von erfolgreichen Werken aus diesem Genre relativ hoch, wie man zuletzt an der "After"-Reihe sehen konnte. Das aber Filme über Heranwachsende auch qualitativ herausragend sein können obwohl man sich bekannter Klischees bedient beweist der in vielerlei Hinsicht überwältigende neue Film von Molly Manning Walker.

Sitzt man nach etwa 15 Minuten bei "How to have Sex" im Saal ist das unfassbar tragische Ende weder ersichtlich noch in irgendeiner Form auch vorstellbar, weshalb das ungemein stark gespielte Teenie Drama zum Finale hin sein Publikum sprachlos macht.

 

Schließlich handelt es sich lange Zeit um ein mit Klischees überhäuftes Bild über Jugendliche. Diese haben ja laut Volksmund nur Partys, Alkohol und Sex im Kopf und das mitunter extrem exzessiv. Genau das erlebt ein Frauentrio auf Kreta nachdem das Ende des Schuljahrs ausgelassen gefeiert werden muss. Von daher packen die Girls äußerst knappe Outfits ein und machen mehr aus Spaß eine Wette wer in den folgenden Tagen am meisten Sex haben wird. Dabei ist Tara noch Jungfrau und Em steht auf Frauen. Schon mit dem Checkin beginnt die wilde Sause, welche eigentlich keine Pause kennt. Es wird gefeiert bis es hell wird und nach einem kurzen Nickerchen startet schon die nächste Motto-Party mit Unmengen Alkohol. Manch älterer Zuschauer der Ü30 Generation wird sicherlich das ein oder andere bekannte Erlebnis seiner Jugend wiederfinden während gerade die Aufmerksamen im Saal langsam erkennen in welche Richtung Walker mit Ihrem Film gehen will.

 

Und diese bewegt sich garantiert nicht dahin eine Aneinanderreihung von ausufernden Saufgelagen, Partys und Fremdschämmomenten zu werden sondern vielmehr ein zunehmend interressanter werdendes Abbild einer Generation die Ihre eigenen Grenzen auf ganz eigene Weise ergründen muss.

Als Zuschauer ist man dank intimer Kameraarbeit das imaginäre vierte Mitglied und erlebt hautnah die massiven Reizüberflutungen für die Charaktere. Alle Exzesse sowie das Ausloten der eigenen Grenzen prägen das Szenenbild samt ausgelassener Stimmung. Erst gegen Filmmitte schwenkt das Ganze um und offenbart die wahre Hauptfigur: Tara. Es verwundert daher auch nicht das wir von Ihr nun endlich ein paar Backroundinfos bekommen, mit denen sich die Charakterentwicklung überraschend plausibel erklären lässt.


Stimmungstechnisch wird es emotionaler, beklemmender sowie auf eine seltsame Art unangenehm. Es sind die erschütternden Beobachtungen einer Partynacht mit denen das Drama nun sein Publikum fesselt und eine unfassbare Sogwirkung entfaltet. Dennoch kommen eine gewisse Zärtlichkeit sowie Freundschaft und Initation nicht zu kurz. Das schockierende Schlussstück in seiner riesigen Tragik kommt unerwartet und schlägt daher ein wie eine Bombe. Nebenbei zeigen diese Bilder sowohl die Einsamkeit nach dem "Ersten Mal" sowie, und das ist wohl die wahre Stärke des Films, die Schattenseiten solcher Partytrips (mit entsprechenden Reisezielen). Auf der anderen Seite offenbart Walker's Werk auch eine gewisse Oberflächigkeit von uns Menschen während es zum Nachdenken anregt warum Tara und Badger jeweils der Mut fehlt trotz offensichtlicher Zärtlichkeit auf emotionaler Basis den nächsten Schritt zu gehen.

 

Fazit: "How to Have Sex" ist soviel mehr als eine simple Teenie-Story über Partyexzesse, Freundschaft oder Sex und genau aus diesem Grund so enorm stark in seiner Message. Am Besten sieht man sich den Film ohne allzu viel Vorwissen an und lässt die Bilder auf sich wirken.

 

Bewertung:

Genre: 8.5 von 10 Punkten

Gesamt: 8 von 10 Punkten

 

The Woddafucka Thing (Komödie)

 

Drei Menschen tun sich zu einem außergewöhnlichen Trio zusammen, um endlich all ihre Sorgen loszuwerden: Die Berlinerin Sweety (Dela Dabulamanzi) hatte Dank eines großen Auftrags von dem Boss (Emilio De Marchi) die Gelegenheit, ihrem kleinkriminellen Leben einen Sinn zu geben und das große Geld zu verdienen. Doch die Beute wird ihr geklaut und der Traum von einem neuen Leben scheint ausgeträumt. Nun hat sie Schulden bei ihrem Auftraggeber und nur eine Woche Zeit, um sich freizukaufen. Da kommen die beiden italienischen Karate-Lehrer Gino (Carlo Loiudice) und Ninja (Marc Philipps) ins Spiel, die Sweety anbieten, zusammen einen großen Coup zu landen, der sowohl Sweetys Schuldenproblem lösen als auch die steigenden Mieten für die Karate-Halle einbringen soll. Es dauert nicht lange und die Drei stürzen sich in die Vorbereitungen für den Raubzug ...

 

Obwohl das Leben keineswegs nur schwarz und weiß kennt ist es doch oft so das Menschen und deren Stand innerhalb der Gesellschaft entweder so oder so gesehen werden. Gerade die deutsche Hauptstadt Berlin als ultimativer Schmelztiegel der Kulturen dient hier als nennbares Beispiel. Daher wundert es kaum das Filmemacher und Drehbuchautor Gianluca Vallero sein komplett in schwarz-weiß gedrehtes Werk "The Woddafucka Thing" hier spielen lässt. Die durchweg trockene und sicher auch unorthodoxe deutsche Komödie nimmt sein Publikum mit in das Leben dreier Personen welche für Berlin typische Probleme haben. Wer hier ein Feuerwerk an Gags erwartet wird ebenso enttäuscht wie jene Zuschauer die auf seichte oder politisch korrekte Filme stehen.

 

Vielmehr möchte der Regisseur subtile Noten setzen, insbesondere mit der klugen Wahl seiner Figuren mitsamt dem ein oder anderen Klischee behafteten Backround. Natürlich werfen sich die Beteiligten uralte Vorurteile um die Ohren (wie bsp. das jeder Italiener der sein Land verlässt vor der Mafia geflohen ist) was jedoch trotz des eigentlich stumpfen Charakters dennoch einen gewissen Schmunzeleffekt erzeugt. Dazu die inkorrekte Sprache innerhalb der Dialoge sowie das stets ruhige Schauspiel der Darsteller erzeugen diesen speziellen Humor aufgrund dessen "The Woddafucka Thing" durchaus seinen Unterhaltungswert generieren kann. Positiv darauf wirkt sich zudem die spezielle Konstellation der Protagonisten aus.

 

Hier eine Kleinkriminelle die einen sicher geglaubten Job vermasselt hat und zwei Männer von denen einer mit Mieterhöhungen für seine Karateschule leidet. Alle eint ein Ziel: endlich ein sorgenfreies, schuldenfreies und finanziell abgesichteres Leben leben. Als ungewöhnliches Trio funktioneren die Charaktere über weite Strecken ganz gut, jedoch verliert Vallero aber auch immer wieder den eigentlichen Fokus seiner Erzählung und driftet dann in überlange wie zunehmend langweilige Dialoge ab. Und so verbraucht "The Woddafucka Thing" einen beträchtlichen Teil seiner ohnehin kurzen Laufzeit mit der Vorbereitung auf einen großen Coup, der dann mit wenigen Takes abgearbeitet wird. Jedoch beweist Vallero durchaus wie tagesaktuell seine Komödie ist, während der Zuschauer stets ganz nah an seinen Charakteren bleiben darf.

 

So ergibt sich ein überraschend intimes Kammerspiel inmitten von Berlin, dass immer wieder mit einer Hochhausszene an das Filmcover des indonesischen Independent-Actionfilms "The Raid" erinnert.

Aufgrund der schwarz-weißen Bildsprache (welche ich übrigens für die perfekte Lösung im Gesamtkontext halte) wird das genreinteressierte Publikum zu keinem Zeitpunkt von äußerlichen Nebensächlichkeiten abgelenkt und kann sich somit besser auf die Handlung fokussieren. Sicherlich hätten dieser ein paar prominent platzierte Reißer gut getan, zumal vieles zu trocken und gewollt oder überambitioniert wirkt.

 

Wie schon erwähnt gefällt die intime Ästhetik von "The Woddafucka Thing", was das Resultat einer tollen Kameraarbeit darstellt. Auch die Darsteller zeigen ansprechende Leistungen und offenbaren recht eindeutig dass man sich intensiv mit den Drehbuchvorlagen beschäftigt hat.

Weil die Story in Berlin angesiedelt ist lässt es sich Vallero nicht nehmen beim Soundtrack verschiedene Genres einfließen zu lassen, auch um den kulturellen Wurzeln seiner Figuren gerecht zu werden,

Zum "Boss" hätte ich tatsächlich gerne mehr Backround gesehen und auch Sweety`s Lover bekommt einen Hauch zu wenig Screentime.

 

Gesehen habe ich den Film im Rahmen eines Sichtungslinks

Offizieller Start ist am 25.01.2024

 

Fazit: Als durchweg unorthodoxe wie aus der Reihe fallende Komödie hat "The Woddafucka Thing" durchaus seine Reize, bleibt am Ende aber etwas zu harmlos für das vorhandene Potential.

 

Bewertung:

Genre: 6.5 von 10 Punkten

Gesamt: 6 von 10 Punkten

 

Napoleon (Biopic/Drama/History)

 

Es ist eine Zeit des Umbruchs: Im Chaos der Französischen Revolution verlieren Marie-Antoinette (Catherine Walker) und viele andere einflussreiche Personen des französischen Hochadels auf der Guillotine ihren Kopf. In diesem entstandenen Vakuum strebt der korsische Artillerie-Kommandant Napoleon Bonaparte (Joaquin Phoenix) in der neuen Französischen Republik nach Macht. Nach einigen geschickten Militär-Diensten, darunter etwa die Rückeroberung von Toulon im Jahr 1793 sowie dem brutalen Niederschlagen des royalistischen Aufstandes im Jahr 1795, steigt der junge Napoleon in der Gunst und wird erst zum General und später dann zum Anführer seiner eigenen Armee. Doch neben dem Krieg gibt es für den aufstrebenden Feldherrn noch eine weitere Leidenschaft. Er verliebt sich in Joséphine de Beauharnais (Vanessa Kirby), deren erster Ehemann in den Nachwehen der Revolution hingerichtet wurde. Doch auch wenn ihre Beziehung leidenschaftlich geführt wird, kommt es immer wieder zu heftigen Auseinandersetzungen. Diese destruktive Beziehung und der nicht enden wollende Kampf um gesellschaftliche und politische Anerkennung bringen Napoleon an den Rand der Zerstörung..

 

Europa und seine Herrscher, ein stets aufs Neue spannendes Kapitel sofern deren Geschichten auf die Kinoleinwand kommen. Und die Geschichte bietet eine Vielzahl an Männern und Frauen über die Filmemacher sehenswerte Werke ins Leben rufen können. An potentiellen Kandidaten mangelt es auch aufseiten der Regisseure nicht, haben doch schon einige gezeigt was in Ihnen steckt. Umso interessanter wenn mit Ridley Scott ein absoluter Fachmann was epische Schlachten betrifft am Ruder ist, der es ganz besonders gut versteht historischen Stoff bildgewaltig und als prägendes Erlebnis auf die Leinwände der Kinos in aller Welt zu bringen. 

 

Mit seiner ganz eigenen Erzählung von Napoleon Bonaparte un dessen Geschichte vom Aufstieg zum Kaiser bishin zur vernichtenden Niederlage bei Waterloo nimmt Scott sein Publikum mit in eine Zeit voller Veränderungen und großen Feldzügen. Wobei der Fokus beim historischen Biopic-Drama "Napoleon" dann doch eher auf der Person Napoleon und seiner besonderen Beziehung zu Josephine liegt als darauf in ausufernden Schlachten Massen an Toten zu zeigen. Hinzu kommt noch das heutzutage recht eigenwillige (manche sagen auch sonderbare) Verhältnis von Napoleon zu seiner Mutter, welche Ihn etwa ganz pragmatisch dazu auffordert mit einer 18-jährigen zu schlafen um seine Fruchtbarkeit zu testen. Allgemein arbeitet Ridley Scott den fast schon unterwürfigen Ton des nach außen erbarmungslosen Kaisers gegenüber Frauen immer wieder auffallend prägnant heraus.

 

Man munkelt das die Directors Cut Version um die 4 Stunden lang sein soll während im Kino lediglich eine 2,5 Fassung zu sehen ist, womit wir auch beim größten Problem sind. Besonders die erste Stunde wirkt ungemein bruchstückhaft und die Handlung hetzt nur so von einem Ereignis zu nächsten. Das Drama fühlt sich tatsächlich an wie eine Aneinanderreihung von kurzen Episoden welche das Publikum umso heißer auf den eigentlichen Film machen sollen, der wohl in naher Zukunft bei Apple TV+ zu sehen sein wird. So springt die Handlung ohne erkennbare Übergänge von einer Station in eine andere wobei regelmäßig nicht nur der Rhytmus verloren geht sondern auch Zusammenhänge nicht weiter erläutert werden. Wenn man schon so radikal kürzt, und gute 1,5 Stunden Filmmaterial ist eine Menge (manche Spielfilme sind als Ganzes nicht so lang), dann sollte man zuminderst bessere Übergänge schaffen.

 

Daher kann Scott seine unglaublichen Kulissen sowie das Händchen für Schlachten nie richtig ausspielen und selbst eine fantastische Vanessa Kirby und ein erneut überragender Joaquin Phoenix können nicht verhindern das "Napoleon" nur der kleine Bruder des eigentlichen Meisterwerks ist. Auf der anderen Seite sieht das historische Biopic optisch einfach nur geil aus und vermittelt über die gesamte Laufzeit einen authenischen Look. Ein Beispiel ist hier sicherlich die Schlacht auf dem zugefrorenen See mitten im Winter bei leichtem Schneegestöber. Hier darf der Film kein Hochglanz 4K Bild haben da die Gesamtsituation nie diese Wirkung entfallten könnte mit der Scott das Publikum komplett in die Szenerie eintauchen lässt. Allgemein arbeitet "Napoleon" mit einem eher düsteren und farblich kalten Szenenbild sowie entsprechender Bildsprache, welche lediglich mit prächtigen Farben aufgelockert wird sofern ein prunkvolles Fest ansteht.

 

Immerhin macht die zweite Filmhälfte einen insgesamt harmonischeren Gesamteindruck und Scott springt nicht mehr ganz so ziellos zwischen einzelnen Ereignissen hin und her. Großen Wert legt der Filmemacher auf detailgetreue Schauplätze sowie Kostüme während das Makeup durchweg zurückhaltend und dezent ausfällt. Und tatsächlich lässt Ridley Scott in der ein oder anderen Situation einem komisch kindischen Humor freien Lauf, etwa als Napoleon wie ein Schwein unter dem Esstisch grunzt und zu Josephine krabbelt. Der sonst gedrückten und emotional unterkühlten Atmosphäre tun diese Ausläufer tatsächlich ungemein gut und machen den Tyrannen sogar ein klein wenig sympathisch und lassen seine menschlichen Züge gut erahnen.

 

Fazit: Ja, "Napoleon" wird seinem Ruf als ein Mustsee-Film 2023 gerecht, aber das große und epische Meisterwerk erwartet uns wohl erst mit der 4-stündigen Directors Cut Version.

 

Bewertung:

Genre: 7.5 von 10 Punkten

Gesamt: 7 von 10 Punkten

 

Cat Person (Thriller/Komödie/Drama)

 

Margot (Emilia Jones) ist 20 Jahre alt und arbeitet an der Kinokasse, um sich ihr Studium zu finanzieren. Gegen Ende des Herbstsemesters trifft sie auf Robert (Nicholas Braun). Er kauft Süßes an der Kasse, an der sie gerade sitzt und sie beginnt mit ihm zu flirten. Nachdem sie Nummern ausgetauscht haben, schreiben sie sich ein paar Wochen regelmäßig Textnachrichten. Viel Persönliches besprechen sie nicht, aber sie mag das Gefühl, sich anstrengen zu müssen, um ihn zu beeindrucken und auch ihre gemeinsamen Running Gags. Dann ist es so weit und die beiden verabreden sich zu ihrem ersten richtigen Date. Doch leider ist Robert plötzlich gar nicht mehr der charmante Typ, mit dem sie die ganze Zeit über gechattet hat und ihr wird bewusst, dass sie ihn gar nicht wirklich kennt.

 

 

Wie datet die heutige Generation Z? Was wurde aus dem klassischen persönlichen Ansprechen so von Mensch zu Mensch? Und wie regieren junge Menschen wenn aus reinem Texten plötzlich mehr wird und der Gegenüber unsicher oder gar tollpatschig agiert? Oder wie schnell glauben wir das uns jemand stalked?
Nicht nur diese Fragen versucht Filmemacherin Susanna Fogel in Ihrem äußerst sehenswerten, genreübergreifenden "Cat Person" zu verarbeiten. Basierend auf der gleichnamigen Kurzgeschichte von Kristen Roupenian inszeniert die Filmacherin mit Ihrem exzellten Cast eine bittersüße, nie langweilige und auf ihre Weise extrem spannende Handlung welche schlussendlich vorallem eines zeigt, wie schnell man voreilige Schlüsse ziehen kann sowie den krassen Unterschied zwischen der Generation Z zur Generation Y.

 

Suggeriert der Trailer noch eine klassische Stalking-Geschichte bei der ein Mann einer jungen Frau nachstellt entpuppt sich der Thriller als wahre Wundertüte und schickt sein Publikum regelmäßig auf eine neue Fährte. Ist Margot in Wahrheit die Böse oder sollen wir von Robert wirklich diesen schlechten Eindruck haben? Ein wahrhaftig irrwitziges Spielchen mit der Liebe das sich auch nicht zu schade ist einen verdammt bitterbösen Sidekick zur #meetoo Bewegung zu erlauben. Schließlich hat Robert schon recht mit seiner Befürchtung das jeder dem verängstigten Mädchen mehr Glauben schenken wird als Ihm. Genau hier legt "Cat Person" den Finger in die Wunde und entblößt damit so manche Fanatiker einer Haltung das man jeder Frau alles glauben muss.

 

Doch auch die junge Generation von Margot kommt nicht besonders gut weg und wird für ihr teils sehr objektives wie kaum zielstrebiges Verhalten böse abgestraft. Bestes Beispiel ist sicherlich die fehlende Konsequenz der 20-jährigen klar Ihre eigene Meinung zu äußern, weil diese könnte ja die Gefühle von Robert verletzen. Dazu bekommen all jene Ihr Fett weg, welche sich ausschließlich online aufhalten (und dann auch noch unter Pseudonymen) wie etwa Taylor. Im Grunde will "Cat Person" aber offenlegen wie schnell sich die Gesellschaft entwickelt hin zu einer in der sich das Leben online oder in Fiktion abspielt. Mit der Anspielung das Margot großer Fan von "Homicide Hunter" ist erklärt sich deren immer weiter ausufernde Paranoia wie die Faust aufs Auge perfekt.

 

Besondes gelungen gelten die krassen Vorstellungen von Margot welche zusammen mit Ihren inneren Moral-Persönlichkeiten der Thriller-Komödie eine gewisse Leichtigkeit gepaart mit Satire und tiefschwarzem Humor verleihen. Großes Highlight ist hier sicherlich die schier nie enden wollende Sexszene im Schlafzimmer von Robert, bei der die in Zügen naive Margot im ständigen Austausch mit Ihren imaginären Charakter ist während sich der unsichere sowie unbeholfene Mann abmüht den Akt leidenschaftlich zu vollziehen. Natürlich fand Margot den Sex im Nachhinein ebenso wenig gut wie das zugegeben wirklich amüsante Geknutsche zuvor auf der Straße.

 

Als Grundstock dient dennoch eine innige Frauenfreundschaft, welche aber aufgrund sich zunehmend abzeichnender unterschiedlicher Vorstellungen als eine kluge Idee herausstellt mit der "Cat Person" seine Message noch deutlicher in den Fokus rücken kann. Es ist eben ein Unterschied ob man mit einer Person lediglich Textnachrichten schreibt oder mit dieser eine längere Zeit persönlichen Kontakt pflegt, was der ohnehin mit Aufmerksamkeitsdefiziten ausgestatteten Generation Z sichtlich schwerzufallen scheint. Dennoch muss an dieser Stelle unbedingt betont werden das "Cat Person" auch ganz anders interpretiert werden kann, was auf jeden Fall das Ziel von Susanna Fogel war. Hierzu passt auch das perfekte, offene Ende. Wobei so offen ist es gar nicht, sondern kerzengerade konsequent.

 

Neben diesem umfangreichen inhaltichen Punkten (die wie gesagt enormen Spielraum für jede noch so wilde Theorie bieten) darf natürlich nicht unterschlagen werden welch großartige Darsteller "Cat Person" hat. Emilia Jones als etwas naive und in einigen Punkten wenig konsequente Margot verleiht Ihrer Figur nicht nur die nötige Attraktivität sondern auch die perfekte Ausstrahlung. Man stellt sich eine 20-jährige mit ihrer Charakterzeichnung genauso vor, ebenso deren zunehmende Panik samt Paranoia.

Auf der anderen Seite gelingt es Nicholas Braun den zurückhaltenden, gewissermaßen hilflosen und unscheinbaren Robert in jeder Szene genau richtig zu spielen.

 

Hierzu gehören auch die dem Charakter angedichteten Klischees (etwa dessen Pornosucht) auf denen "Cat Person" genüßlich umherreitet. Ob er nun schlicht Oldschool ein Mädchen kennen lernen will (worauf die gesamte Auflösung sicherlich hindeutet, da er u.a tatsächlich Katzen besitzt) oder wirklich nicht alle Latten am Zaun hat darf der Zuschauer selber entscheiden. Dies gilt übrigens auch im Bezug auf Margot, da diese nicht nur das Opfer zu sein scheint sondern auch Züge eines umgangsprachlich "leichten Mädchens" aufweist. Immerhin offenbaren die Schlussszene sowie einige mehr oder weniger deutliche Hinweise eine gewisse Charakteresierung.

 

Fazit:
Bitterböse, wendungsreich und sehr gesellschaftskritisch sowie auf eine skurrile Weise romantisch in einem gelingt der Filmemacherin ein kleines wie feines Genre Highlight welches auf jeden Fall verschieden interpretiert werden darf.

 

Bewertung:

Genre: 9 von 10 Punkten

Gesamt: 9 von 10 Punkten

 

Ein Ganzes Leben (Drama/Historie)

 

Der Waisenjunge Andreas Egger (Ivan Gustafik) kann nicht gerade davon sprechen, eine unbeschwerte Kindheit auf einem abgelegenen Hof in den österreichischen Alpen zu erleben. Niemand weiß so genau, wie alt er eigentlich ist, als er um 1900 auf den Hof vom Kranzstocker (Andreas Lust) kommt. Und der Bauer hat auch nicht sonderlich viel für Andreas übrig, lässt ihn unliebsame Arbeit verrichten und dankt es ihm mit Gewalt. Nur Ahnl (Marianne Sägebrecht) scheint etwas für den Jungen übrig zu haben. Deshalb ist die Trauer beim mittlerweile erwachsenen Andreas (Stefan Gorski) groß, als sie stirbt. Doch jetzt hält ihn nichts mehr auf dem verhassten Hof und davon ab, sich gemeinsam mit seiner großen Liebe Marie (Julia Franz Richter) ein eigenes Leben aufzubauen. Doch das Glück ist nicht von langer Dauer. Hitlerdeutschland stürzt die Welt in den Krieg und Andreas muss den Dienst an der Waffe antreten, bis er schließlich in sowjetischer Kriegsgefangenschaft landet. Vom einst erträumten Leben ist danach nicht mehr viel übrig, doch er kann seiner Marie noch ein letztes Mal nahe sein…

 

Das deutsche bzw. deutsch-österreichische Kino hat neben Til Schweiger und Co. so viel mehr zu bieten, besonders wenn es um die Verfilmungen von Bestseller-Romanen geht. Gerade hier gelingt es auf unfassbar einfühlsame Weise eine Geschichte zu erzählen welche dem Zuschauer wirklich in allen Körperteilen ein wohlwollendes Gefühl vermittelt. Daher verwundert es nicht wirklich dass mit "Ein Ganzes Leben" von Hans Steinbichler ein historisches Drama (nach dem Buch von Robert Seethaler) über die Kinoleinwände flimmert, mit dem die voll Bandbreite der Gefühle abgerufen wird, ohne dabei über die Stränge zu schlagen.

 

Erzählt wird das Leben des Waisenjungen Andreas der um 1900 auf den Hof des Bauern Kranzstocker kommt, dort keine Liebe erfährt um mit etwa 20 Jahren eigenständig sein Leben in die Hand zu nehmen. Das mit einer durchweg recht bedrückenden Tonalität bestückte Werk begleitet im weiteren Verlauf alle relevanten Stationen von Andreas, bishin an sein Lebensende. Dabei schließt sich dann auch der Kreis mit den vielen Briefen die der charismatische Mann in seinem Leben nach dem schrecklichen Tod seiner Marie geschrieben hat. Bei der Erzählstruktur fällt auf auf welchen Abschnitten das Drehbuch seine Prioritäten gelegt hat, was sicherlich ein kluger Schachzug war. Schließlich wäre der Film sonst weit über 2 Stunden lang geworden und die Gefahr das Publikum zu langweilen um ein vielfaches höher.

 

Durchweg von tragischen Schicksalsschlägen geprägt wirkt die Story nur sehr selten (und dann auch nur kurz) unrealitistisch während man über die gesamte Laufzeit das Gefühl verspührt hier eine überaus authentische Geschichte bestaunen zu dürfen. Eine Geschichte weit abseits der Großstadt in den österreichischen Alpen, wo das Leben zumeist trist, eintönig und wirklich von harter Arbeit geprägt ist. Die liebevollen Bilder laden zum Staunen ein, insbesondere dann wenn die Kamera eine wunderschöne wie unberührte Natur einfängt welche man heutzutage nur noch sehr selten findet. Übrigens vergisst es "Ein Ganzes Leben" nicht den (technischen) Fortschritt während Andreas Leben aufzuzeigen, dem es gerade in seinen letzten Lebensjahren schwer fällt sich daran zu gewöhnen.

 

Auch ist es wichtig zu erwähnen wie intensiv sich das Drehbuch mit dem Charakter des nach einer Prügelattacke des Bauern Kranzstocker hinkenden Andreas auseinander setzt bzw. Ihm den Raum ermöglicht sich als Mensch zu entwickeln. Solche exzellenten Figurenzeichnungen gibt es heutzutage leider viel zu selten, meistens stehen optische Schauwerte oder aufwendige CGI-Effekte eher im Fokus der Filmemacher. Doch was nützen starke schriftliche Vorlagen wenn diese nicht mindestens genauso vor der Kamera umgesetzt werden? Daher machen erst die durchweg sehenswerten sowie ausdrucksstarken und punktgenauen Schauspielleistungen der verschiedenen Andreas-Darsteller "Ein Ganzes Leben" zu dem was es am Ende ist: ein Filmdrama der höchsten Güte, auf das wir als Deutsche/Österreicher stolz sein können.


Fazit:
Ungemein berührender und emotionaler Film vor atemberaubenden Kulissen mit starkem Cast

 

Bewertung:

Genre: 8.5 von 10 Punkten

Gesamt: 8 von 10 Punkten

 

Five Nights at Freddy's (Horror)

 

Eigentlich hat der Sicherheitsbeamte Mike Schmidt (Josh Hutcherson) ja schon genügend Probleme am Hals. Deshalb ist er zunächst froh, eine neue Stelle als Nachwächter bei „Freddy Fazbear's Pizza“ antreten zu können. Schließlich ist das Familienrestaurant schon seit Jahren geschlossen – und so verspricht der Job ganz besonders unspektakulär zu werden. Wobei sich Mike nie die Frage gestellt hat, warum eine längst verrammelte Pizzeria überhaupt einen Nachtwächter braucht? Die Antwort gibt es gleich in der ersten Nacht: Irgendwann erwachen die animatronischen Tier-Maskottchen um Freddy zum Leben – und töten jeden, der sich nach Mitternacht noch in das Gebäude wagt! Offenbar waren sie auch der Grund, warum „Freddy Fazbear's Pizza“ überhaupt schließen musste – aber das hat Mike natürlich niemand verraten…

 

Das gleichnamige Videospiel ist ungemein beliebt und die Zahlen des Startwochenendes in den USA beweisen wie groß die Lust der Menschen ist "Five Nights at Freddy's" auf der Leinwand zu sehen. Mit unglaublichen 80 Mio Dollar Umsatz (damit unter den Top Neustarts im Oktober aller Zeiten) haben sich Freddy und seine animatronischen Tier-Maskottchen Freunde an die Spitze gesetzt. Der Horrorfilm von Filmemacherin Emma Tammi (auch am Drehbuch beteiligt) und Blumhouse ist dabei nicht die erste Adaption dieser Thematik. 2021 kam mit "Willy's Wonderland" eine verdammt unterhaltsame Horror-Komödie bei der Hollywood-Legende Nicolas Cage die Nacht in einer Pizzeria überleben musste. Beide Werke zu vergleichen ist daher völlig legitim, jedoch verfolgt Emma Tammi eine andere Herangehensweise.

 

So gehört die erste Filmhälfte Mike und seiner tragischen Vergangenheit bei der sein Bruder entführt wurde wovon der junge Mann nicht loszukommen scheint. Nun droht er auch noch das Sorgerecht für seine kleine Schwester zu verlieren. Hierfür nimmt sich "Five Nights at Freddy's" zwar viel Zeit, aber so richtig Tiefe bekommen die Charaktere dennoch nicht. Erst im zweiten Abschnitt dürfen die Animatronics richtig fies sein und Leute killen, wenngleich die Kamera immer dann wegschaltet wenns gerade blutig wird. Mit zunehmender Laufzeit scheint dem ansonsten netten Genrefilm dann doch die Puste auszugehen und die Logiklöcher werden größer. Zudem nimmt die Handlung einen seltsamen Verlauf, welche mit Polizistin Vanessa eigentlich eine interessante Figur ein wenig verheizt.

 

Ganz netter Horrorfilm mit besseres zweiter Filmhälfte sowie cool aussehenden Animatronics. Besonders mit welcher Detailverliebt daran gearbeitet wurde Freddy und seine Freunde sowohl putzig als auch fies aussehen zu lassen verdient höchsten Respekt. Darüberhinaus gefallen auch die Kulissen rund um die heruntergekommene Pizzeria „Freddy Fazbear's Pizza“ bei denen dank schwacher Beleuchtung sowie Flackerlicht durchaus ein wenig Angst bekommen kann. Auf der anderen Seite kann das Gebäude aber auch ungemein einladend wirken sofern all die bunten Lichter leuchten und Musik aus den Lautsprechern dröhnt.

 

Suggeriert der Trailer ein blutig-heftiges Gemetzel entpuppt sich der Film als bedeutend harmloser. Fragen danach warum er dennoch eine Freigabe ab 16 bekommen dürfen sicherlich gestellt werden, aber ich persönlich finde diese Einordnung ok. Nichtsdestotrotz hätte "Five Nights at Freddy's" durchaus härter sein sowie ein höheres Gewaltlevel haben dürfen. Auch wäre es problemlos möglich gewesen die Backroundstory um Mike straffer zu erzählen wodurch der Horrorfilm ohne Probleme ein höheres Handlungstempo erreicht hätte. Dem gigantischen Hype kann Emma Tammi so leider nicht gerecht werden. Genrekenner werden hier sicherlich den mit bedeutend weniger Budget ausgestatteten "Willy's Wonderland" den Vorzug geben. Aber vielleicht wird es in einer möglichen Fortsetzung ja besser, schließlich deutet die Post Credit Szene stark darauf hin.

 

Fazit: Es war auf dem Silbertablett angerichtet (Spielvorlage und Blumhouse als federführende Hand) und trotzdem kann "Five Nights at Freddy's" nur als solider Horrorfilm mit ein paar coolen Ideen gesehen werden. Aus der Videogame-Verfilmung hätte Regisseurin Emma Tammi mehr herausholen können.

 

Bewertung:

Genre: 6.5 von 10 Punkten

Gesamt: 6 von 10 Punkten

 

Saw X (Horror)

 

Nachdem er als Jigsaw schon mehrere Menschen mittels grausamer Folterfallen vermeintlich dazu gebracht hat, ihr Leben wieder wertzuschätzen, hat John Kramer (Tobin Bell) wegen seiner schweren Krebserkrankung selbst nur noch wenige Monate zu leben. Doch schöpft er neue Hoffnung, als er von einer experimentellen Wunderbehandlung mit großen Erfolgschancen hört. Er macht sich auf den Weg nach Mexiko, um dort in einer Untergrundklinik den entsprechenden Eingriff durchführen zu lassen – fällt allerdings einem perfiden Betrug zum Opfer. Die Betreiber der Klinik machen verzweifelten Menschen falsche Versprechungen, um ihnen so das Geld aus der Tasche zu ziehen. Doch haben sie die Rechnung ohne Jigsaw gemacht! Kramer will die Betrüger zur Rechenschaft ziehen und denkt sich einmal mehr sadistische Todesapparaturen aus, mit denen die Scharlatane gequält werden sollen...

 

Was die Autoren damals wohl nicht für möglich gehalten haben trifft nun wenig überraschend zu: John Kramer alias Jigsaw ist ein Serienkiller mit Kultstatus, dessen "Saw" Reihe nun Kapitel 10 erreicht hat. Und weil Teil 9 "Saw: Spiral" mit neuem Konzept bei den Fans semigut ankam soll es nun Tobin Bell richten, der von Regisseur Kevin Greutert in den Mittelpunkt gerrückt wird.
"Back to the Roots" lautet das Motto, mit einem erstaunlich emotionalen John Kramer der sich wieder ganz fiese Spiele für seine "Kandidaten" ausgedacht hat. Noch nie war einem der Jigsaw Killer sympathischer als in diesem blutigen und teils perversen Fest der Verstümmelungen, besonders weil Kramer zu Beginn erstaunlich viel Zeit für die Charakterbildung bekommt.

 

Das Krebsdrama um den ehemaligen Architekten wirkt ziemlich authentisch und John gerade am Anfang gebrechlich wie auch nachdenklich. Langsam baut sich dann die eigentliche, sicherlich vorhersehbare Handlung auf, bei der die falsche Ärztin Cecilia Pederson und Ihr Team die Wahl bekommen entweder zu Leben oder zu sterben. Doch bevor es den Betrügern an den Kragen geht muss erstmal ein kleiner Krankenhaus-Dieb dran glauben, dessen Langfinger und Augen arg in Mitleidenschaft gezogen werden. Hier begeistert vorallem der XXL-Staubsauger der dem jungen Mann genüßlich die Augen aus dem Schädel holt um diese dann durch transparente Rohre zu jagen.

 

Ein erster Vorgeschmack auf das was später folgen wird, wobei "Saw X" anders als viele seiner Vorgänger kein reines Folterwerk mit Dauergewaltorgien darstellt. Zwischen den einzelnen "Spielen" liegt viel Zeit, in denen John und seine Assistentin immer wieder auch Gespräche führen, in denen es um Gefühle und die Zukunft nach dem Tod des Killers geht. Dennoch bleiben die ganz großen Überraschungen natürlich aus und der Horrorfilm folgt damit gerne bekannten Genre- bzw. Franchiseregeln. Insbesondere die zweite Filmhälfte verläuft nicht immer ganz so logisch wie man es gerne hätte, aber wie sich die Konstellation der Charaktere entwickelt verspricht noch die ein oder andere Wendung.

 

Gerade wie Darstellerin Synnøve Macody Lund den Part der skrupellosen Pseudo-Ärztin und Betrügerin interpretiert und ausführt verleiht dem Charakter eine derat unsympathische Note. Noch nie wollte man den Tod einer Figur so sehr wie den von Cecillia, welche im Schlussakt nochmal ganz klar zeigt wie egoistisch ein Mensch sein kann. Daneben überzeugt Tobin Bell mit vielen tollen Momenten in denen er Jigsaw auf seine "Alten Tage" nochmal frischen Wind einhaucht. Jedoch darf man nicht vergessen das "Saw X" irgendwo zwischen den beiden ersten Teilen angesiedelt ist. Bei den wenigen Kills lassen es die Macher wieder ordentlich krachen, bringen neue und fiese Foltermaschinen ein und das Blut läuft nur so in Strömen (ich sage nur Blut-Boarding). Alles in allem ein gelungener Saw-Vertreter, der endlich mal ausführlich den Hauptprotagonisten zeigt. Ob und wie es weitergeht wird die Zukunft zeigen.

 

Fazit: Nachdem die "Saw" Reihe bis zum neunten Teil eigentlich immer das Gleiche gemacht hat rücken die Macher um Regisseur Kevin Kreutert endlich Jigsaw in den Fokus und verleihen dem Charakter eine unerwartet emotionale Note. Auf der anderen Seite sorgen neue Foltermaschinen für gute Unterhaltung sowie einen Blutrausch.

 

Bewertung:

Genre: 7 von 10 Punkten

Gesamt: 7 von 10 Punkten

 

Halloween Park (Horror)

 

 

 

 

Parkmanagerin Fiona (Wilma Lidén) soll sich um ein paar ehemalige Freunde kümmern, die eine exklusive private Vorpremiere von Halloween in Liseberg gewonnen haben - eine ganze Nacht ganz allein in dem leeren Park. Doch Zuckerwatte, tolle Fahrgeschäfte und viel Gelächter verwandeln sich bald in etwas ganz anderes, als sie feststellen, dass sie nicht allein im Park sind. Und die Nacht der Träume verwandelt sich schnell in einen wahren Albtraum. Schließlich hat es ein maskierter Killer auf die Gruppe abgesehen und jagt diese erbarmungslos durch die Dunkelheit...

 

 

 

 

Die Idee mit einem Horrorfilm dessen Handlung sich in einem riesigen Freizeitpark abspielt hat durchaus ihre Reize und bietet enorm viele Möglichkeiten, besonders im Hinblick auf das Ableben der Figuren. Lässt man das Ganze zudem an Halloween ablaufen ergeben sich weitere interessante Optionen. All das hilft aber wenig wenn wie bei "Halloween Park" geschehen eine generische Handlung auf softe Kills und typisch charakterschwache Figuren trifft. Der schwedische Horror-Slasher kann zu keinem Zeitpunkt ein Niveau erreichen bei dem der Zuschauer sagen kann "Mensch hier haben sich die Macher aber etwas cooles einfallen lassen" und präsentiert lieber mitunter dumme Dialoge, kürbisgroße Logiklöcher und einen alles andere als schaurigen Killer.

 

Dessen Motiv, Rache, wird nur unzureichend erläutert während sein Outfit ganz klare Züge von Michael Myers aufweist (mal von der Frauenmaske abgesehen). Natürlich jagt der Killer eine Gruppe von Jugendlichen durch den nächtlichen Park, wobei es "Halloween Park" lange Zeit sträflich verpasst die zahlreichen Attraktionen richtig einzubinden. Erst ganz am Ende soll ein Mädchen Mithilfe der Achterbahn zermatscht werden obwohl es nun wirklich genügend andere Optionen gibt um die vorherrigen Tötungen kreativer zu gestalten.

 

Den traurigen Höhepunkt bildet die Riesenradszene, welche schlichtweg zum Haareraufen dämlich inszeniert worden ist. Allgemein ziehen sich handwerkliche Fehler durch die gesamte Handlung, welche der leider schwache Cast schlussendlich auch nicht mehr auffangen kann. Immerhin sieht der Horrorfilm optisch ganz gut aus und hat einige tolle Kameraperspektiven zu bieten. Gerade wenn man als Zuschauer mit der Drohne über die Achterbahnen fliegt, die durch ihre bunte Beleuchtung während der Nacht richtig Bock machen mitzufahren, überkommen einen absolute Glücksgefühle. Mit knapp 3 Millionen Besucher ist der Liseberg Freizeitpark in Göteborg eines der Aushängeschilder von Schweden womit "Halloween Park" auch herzlich wenig anzufangen weiß.

 

Das recht offene Ende deutet schwer darauf hin, dass eine Fortsetzung zuminderst fest eingeplant ist, womit zuminderst die Hoffnung besteht dass Regisseur Simon Sandquist es dann besser machen kann. Hardcore Horrorfans werden bei "Halloween Park" auf jeden Fall ziemlich enttäuscht den Kinosaal verlassen, schließlich bleibt der große Wurf trotz massig Potential aus. Ein Blick auf die Altersfreigabe ab 16 Jahre gibt obendrein wichtige Hinweise was den Zuschauer erwartet. Vielleicht kann man den schwedischen Horrorfilm am besten mit jenen Werken vergleichen, die aus der Anfangszeit von Blumhouse stammen.

 

Fazit: Geile Idee, geile Location aber langweiliger Film; der schwedische Horrorfilm "Halloween Park" ist ein viel zu sanfter Slasher mit spannungsarmer Handlung.

 

Bewertung:

Genre: 4 von 10 Punkten

Gesamt: 4 von 10 Punkten

 

DogMan (Thriller/Drama)

 

Als Kind wird der in sich gekehrte Doug (Lincoln Powell) immer wieder von seinem brutalen Vater (Clemens Schick) und seinem großen Bruder (Adam Speers) übelst misshandelt. Schließlich sperrt der tyrannische Alte den Jungen sogar zu seinen extrem aggressiven, weil bewusst unterernährten Kampfhunden in einen riesigen Zwinger. Anstatt den Jungen in Stücke zu reißen, werden die Vierbeiner allerdings zu seinen Freunden, helfen ihm zu überleben und schließlich sogar zu entkommen. Noch immer von den Misshandlungen gezeichnet, versucht der mittlerweile erwachsene, meist im Rollstuhl sitzende Doug (jetzt: Caleb Landry Jones), sich ein eigenes Leben aufzubauen. Dabei beschränkt er menschliche Kontakte auf das absolute Minimum. Ganz allein führt er ein Heim für ausgesetzte Hunde. Um dieses unterhalten zu können, betätigen sich der Mann und seine hochintelligenten, von ihm bestens ausgebildeten Schützlinge als Juwelendiebe …

 

Luc Besson ist einer der wenigen Filmemacher aus Europa, die über viele viele Jahre richtig starke Werke gebracht haben, von denen eine Vielzahl einen Ehrenplatz im Film haben. Darunter gehören Meisterwerke wie "Nikita" oder "Leon der Profi" mit denen Besson das Genre jeweils maßgeblich bereichern konnte. Nachdem seine letzte Regiearbeit "Anna" ein wenig unter Wert gelaufen ist bzw. vielfach eher gemischt bis negativ aufgenommen wurde legt der Franzose mit "DogMan", zu dem er auch das Drehbuch verfasst hat, ein Psycho-Thriller-Drama vor, das sein Publikum ganz sicher spalten wird. Die einen werden den Film feiern während die andere Hälfte damit wenig anfangen kann. Aber genau damit regt der Regisseur die Leute auch zur Diskussion an, sich gegenseitig auszutauschen und die eigenen Interpretationen zu teilen.

 

Schließlich ist "DogMan" nicht nur ein Hundefilm (mit allerlei Rassen) sondern vorallem eine düstere Charakterstudie eines Mannes, der neben seinen christlichen Werten und der Liebe zum besten Freund des Menschen auch eine seltsame Einstellung zu Gerechtigkeit pflegt. Somit bezieht sich Luc Besson auf einen Fakt mit denen zumeist Serienkiller versuchen Ihre Taten zu rechtfertigen: persönlicher Bezug zum Glauben. Daher spielt Gott und dessen Schöpfung einen wichtigen Teil innerhalb der spannend gegliederten Handlung, welche alle relevanten Ereignisse von Doug ausreichend umfangreich beleuchtet. Dazu gehört neben der maximal verstörenden Kindheit im Zwinger mit anschließendem Leben im Rollstuhl auch seine Zeit im Kinderheim (wo er sich in seine Theaterleiterin verliebt) sowie das Landen in der Drag-Szene zu den Stationen welche der gebrechlich wirkende Mann der Psychologin offen und frei erzählt.

 

Kurz gesagt bekommen wir einen im Rollstuhl sitzenden Psychopathen (wobei die Definition nicht immer korrekt passt) zu sehen, der einen absolut klaren Plan verfolgt. Doug sieht nicht ein das andere über sein Leben entscheiden sondern er bestimmt sein Ende, welches der Rollstuhlfahrer absolut exzentrisch inszeniert. Allgemein wirkt der Charakter durch und durch nicht sonderlich normal, wobei Luc Besson hier ganz klar zeigen will wie sehr eine entsprechend verrückte (noch milde ausgedrückt) Kindheit den weiteren Lebensweg zeichnen kann. Daher ist "DogMan" ein ungemein vielschichtigerm tiefgängiger und facettenreicher Thriller in Form einer Charakterstudie, eingefüllt in eine düstere Stimmung mitsamt daran angegliedeter Bildsprache.

 

Ja man kann sagen wenn der Joker plötzlich eine Schar Hunde bekommt und Robin Hood spielt trifft es gut um "DogMan" in wenigen Worten zu beschreiben. Luc Besson hat sich deutlich erkennbar am düsteren DC-Hit von 2019 orientiert, wodurch sein Film aber keines Wegs schlechter wird, sondern eine ähnliche Faszination aufbauen kann. Keineswegs handelt es sich hierbei um einen ultrabrutalen oder blutigen Rausch sondern eher um ein beklemmend authentisches Abbild eines aus dem Ruder laufenden Lebens, dass gezeichnet ist von der ganz eigenen Drag-Welt und ungemein vielen Fassaden hinter denen sich das eigentlich erbärmliche und erschreckend tragische Verarbeiten von Kindheitserinnerungen versteckt.

 

Hauptdarsteller Caleb Landry Jones lebt wie einst Joaquin Phoenix seine Rolle und spielt Doug so unfassbar einprägend, weshalb die Frage danach ob Douf nun "Gut oder Böse" ist eigentlich nicht beantwortet werden kann. Man mag fast glauben der körperlich eingeschränkte Mann mit den kurzen Haaren besitzt schizophrene Züge, schließlich scheint es sich um verschiedene Menschen zu handeln mit denen die Rückblenden und die Gegenwart besetzt sind. Derat wechselbar kennt man eigentlich nur den Joker von Phoenix, der ebenfalls sein Gesicht hinter reichlich Schminke versteckt hat. Daneben fällt Psychologin Evelyn (Jojo T. Gibbs) deutlich ab, obwohl Ihr Charakter auch so viel interessantes herzugeben hat. Gerade Ihre Probleme mit dem Ex-Mann kommen viel zu kurz und werden nur angerissen, was schade ist.

 

By the Way kann auch der exzellent abgestimmte Soundtrack mit Hits wie "Sweet Dreams" überzeugen, wodurch "DogMan" zu einem der interessantesten Genrefilme 2023 aufsteigt. "DogMan" ist immer dann besonders stark wenn wir Doug in einer tragischen und für Ihn hilflosen Situation erleben, zumal es Besson exzellent gelingt atmosphärisch wirklich alle Geschütze ideal aufeinander abzustimmen um dies auf den Zuschauer zu übertragen. Nur ganz ganz selten stockt die Handlung etwa, hat aber ansonsten einen schönen Flow was das Tempo betrifft.

 

Fazit: Wer mit "Joker" besonders viel anfangen konnte wird den neuen Genrefilm "DogMan" von Luc Besson vergöttern, besonders wenn man noch großer Hundefreund ist.

 

Bewertung:

Gerne: 9 von 10 Punkten

Gesamt: 9 von 10 Punkten

 

One for the Road (Drama/Komödie)

 

Als Bauleiter ist es für Mark (Frederik Lau) eher Normalität zu trinken, als nicht zu trinken. Neben seiner Arbeit auf den Baustellen, während Geschäftsessen und ausufernden Berliner Partynächten gibt es für ihn immer einen Grund, sich vollends dem Alkoholrausch hinzugeben. Als er eines Nachts im Vollsuff sein Auto aus dem Halteverbot in eine Parklücke fahren will, wird er prompt kontrolliert und verliert sofort seinen Führerschein. Für Mark Grund genug, mit seinem besten Freund Nadim (Burak Yiğit) eine Wette abzuschließen: Er will es schaffen, so lange keinen Alkohol anzurühren, bis er wieder seinen Führerschein hat. Im MPU-Kurs lernt er mit Helena (Nora Tschirner) seine ideale „Partnerin in Crime“ kennen. Anfangs ist sich Mark noch siegessicher, doch schon bald folgt im wahrsten Sinne des Wortes die Ernüchterung. Muss sich Mark eingestehen, dass er doch ein ernsteres Problem hat, als er annahm?

 

"Alkohol am Steuer, das wird teuer". Wer kennt dieses Sprichwort den nicht, wird dies doch in der Fahrschule gerne genutzt um die zukünftigen Führerscheinbesitzer davon abzuhalten es überhaupt mal auszuprobieren. Schließlich gefährdet man damit nicht nur das eigene Leben sondern womöglich auch das von völlig unbeteiligten und unschuldigen Mitmenschen. Obwohl Werbung für Alkohol relativ präsent ist (egal ob in der TV- oder Printwerbung) handelt es sich dennoch um ein Tabu-Thema, besonders wenn es sich um die düsteren Seiten geht. Man spricht eben nicht gerne über Sucht, Abhängigkeiten oder all die bitteren Aspekte welche mit Alkohol einhergehen können. Dazu zählen natürlich auch gesundheitliche Punkte.

 

Und genau hier spielt das deutsche Komödien-Drama "One for the Road", das sich mit dem Schicksal von Bauleiter Mark (Frederik Lau) befasst, der seinen Führerschein abgeben muss während er sich im weiteren Verlauf zudem mit seiner Alkoholsucht auseinandersetzt. Ein ungemein sensibles wie schwieriges Thema das Regisseur Markus Goller hier anpackt, geht es doch vorrangig um maximale Aufklärung welche dennoch einen gewissen Unterhaltungswert besitzen sollte um nicht gar so trocken zu wirken. Schließlich bewirken doch genau diese Formen von Prävention oftmals das Gegenteil, weil anfangs interessierte Zuschauer dadurch schnell den Fokus verlieren oder den Bezug zur Realität vermissen.

 

Und genau diese schmale Gradwanderung gelingt dem Film nahezu perfekt, zumal der schleichende Verfall in Verbindung mit einsetztendem Eingeständnis ein wahrhaft einprägsamer Trip ist. Frederik Lau spielt seine Rolle beängstigend perfekt, vermittelt punktgenau die einzelnen Phasen und offenbart eine sich immer schneller drehende Abwärtsspirale sowohl persönlich als auch gesellschaftlich. So beginnt der Film damit das sich eine Gruppe um Mark bei einer Einweihungsfeier noch darüber lustig macht das der Schnelltest im Internet mit dem Ergebnis endet das alle ein Alkoholproblem haben während der Bauleiter in seinem Büro schon gerne mal einen Whiskey kippt. Abends sitzt man dann gemütlich in einer Bar und lässt es ordentlich krachen, schließlich kommt man vom Dorf und kennt es nicht anders.

 

Das aber oftmals ganz andere Dinge dahinter stecken ist eine jener Schlüsselmomente von "One for the Road", welche im Lauf der Handlung offen und schonungslos zu Sprache kommen.

Markus Goller beweist viel Fingerspitzengefühl darin wie viel Humor und kleine Gags vertretbar sind um nicht ins Lächerliche abzudriften. Insgesamt muss man den Filmemacher außerordentlich loben hier einen Film inszeniert zu haben, der unerwartet offen, ehrlich und gnadenlos das Thema "Alkoholsucht" anspricht sowie dem Zuschauer reichlich Momente zur Selbstreflektion liefert weshalb dieser nach dem Abspann auf jeden Fall nachdenklich den Kinosaal verlässt.

 

Und weil Mark eben kein Obdachloser Niemand ist sondern ein eigentlich angesehener Bauleiter offenbart das Drama eine von vielen gerne verschwiegene Tatsache dass Alkoholsucht in allen Gesellschaftsschichten vorkommen kann. Gerade die zweite Filmhälfte überzeugt mit einem Absturz nach dem anderen, mit einer sich immer schneller drehenden Abwärtsspirale für Mark und Helena. Beide sind auf einem Selbstzerstörungstrip wie man es so nur von psychisch kranken Menschen oder bereits von der Gesellschaft ausgestoßenen Personen kennt. Tja, leider lässt der Regisseur dieses Luftschloss relativ zügig platzen, weil es deutlich komplexer ist.Dies beweisen übrigens die vielen Nebenfiguren um Lehrerin Helena (von Nora Tschirner ebenfalls stark gespielt), dank derer "One for the Road" mitten aus dem wahren Leben zu kommen scheint. Nur ganz am Ende kommt wieder das typisch deutsche Happy-End zum Vorschein, auf dass der Zuschauer gefühlt eine Ewigkeit wartet.

 

Fazit:  Alkohol gehört zu unserer Gesellschaft, wobei wir meistens nur die positiven Seiten sehen wollen. Das es anderseits auch tragische Schicksale gibt zeigt diese deutsche Produktion mit einem herausragenden Frederik Lau als Suchtkranken. Emotional berührend aber auch schonungslos offen ist "One for the Road" ein sehenswerter Präventivfilm zum Thema "Alkohol"

 

Bewertung:

Genre: 8.5 von 10 Punkten

Gesamt: 8 von 10 Punkten

 

Freelance (Action/Komödie)

 

Um für seine Familie da zu sein, hat Mason Pettis (John Cena) seine Karriere bei den Rangers der US-Army auf Eis gelegt. Jetzt verdient er sich seine Brötchen als Anwalt – aber das auch nur mehr schlecht als recht. Auch seine Ehe hat schon einmal bessere Tage gesehen. Doch dann wird er in Versuchung geführt: Ein alter Kamerad hat einen interessanten Job im Angebot. Er schlägt ein und arbeitet fortan als Sicherheitskraft für die Investigativjournalistin Claire Wellington (Alison Brie). Diese Maßnahme scheint notwendig geworden zu sein, nachdem sie den südamerikanischen Despoten Venegas (Juan Pablo Raba) im Interview gegrillt hat. Doch Petit ist kaum aus dem Flugzeug gestiegen, da inszeniert das Militär einen brutalen Coup. Plötzlich geht es also um Leben und Tod und für Petit, Wellington und Venegas bleibt wohl nur die Flucht in den Dschungel. Die drei müssen gegen Natur, Armee und sich selbst kämpfen, um in dieser lebensfeindlichen Umgebung zu überleben.

 

Eigentlich ist alles was John Cena aktuell anpackt ein Garant für beste Unterhaltung. Ok klammern wir mal "Fast X" mal aus, obwohl Cena hier das einzige Highlight darstellt. Und dann kommt John Cena mit "Freelance" um die Ecke, der als Action-Komödie nur bedingt witzig ist während einige Kills auf ultra brutal gemacht werden. Als hätten sich die Macher nicht entscheiden können in welche Richtung das lahme wie auch langweilige und absolut dumme Drehbuch gehen soll. Solche Gradwanderungen gehen meistens in die Hose, vorallem wenn Filmemacher mit aller Gewalt etwas erzwingen wollen. Regisseur Pierre Morel sollte es doch können, stammt doch "Taken" von Ihm, der als einer der besten Actioner der letzten Jahre gilt.

 

Obwohl mit Alison Brie eine attraktive und durchaus schlagfertige Co-Hauptfigur installiert ist wirkt "Freelance" lieblos, schlecht choreografiert sowie ungemein generisch inszeniert. Von Anfang ist klar wohin die Reise gehen wird, spaßige Überraschungen bleiben Fehlanzeige und Pierre Morel packt etwa zur Filmmitte die "Sex sells" Keule aus, als er seine drei Protagonisten nackt in eine unfassbar peinliche Dialogrunde schickt. Dabei macht Alison Brie noch den sympathischten Eindruck während vorallem Juan Pablo Raba mit seinem falschen Dauergrinsen einfach nur dauerhaft so drüber spielt und das Publikum mit seiner übertrieben "lustigen" Art nervt.

 

Hier und da gibt's mal einen Moment zum schmunzeln aber zu mehr Humor hat es leider nicht gereicht. Will man also im Genre der Action-Komödien eine ernsthafte Rolle spielen müssen eine Menge Schwachpunkte überarbeitet werden. John Cena ist zwar redlich bemüht mit seinem Charme und einem ausgewogenen Mimik-Gestik-Spiel den trockenen Dialogen mehr Lockerheit und Witz zu verleihen, jedoch wirkt das alles ziemlich aufgesetzt und unecht. Teilweise scheint es so als würde der Hauptdarsteller verkrampfen oder keine Lust haben alles aus sich herauszuholen.

 

Dazu fallen auch alle Charaktere absolut blass und Inhaltsleer aus, bleiben die gesamte Zeit Leere wie austauschbare Hüllen und funktionieren als Trio auch nur sehr sporadisch. Auch wenn Cena und Brie als chaotisches und überdrehtes Duo noch einigermaßen annehmbar sind missglückt der Antagonist auf ganzer Linie. Sein Auftreten als extrovertierter Diktator ist schlichtweg peinlich bishin zu maximal dämlich. Hier fühlt sich der Zuschauer dann wirklich im falschen Film während Juan Pablo Raba mit zunehmender Dauer immer weiter darauf aus ist seiner nervigen Figur selbst die letzte Würde zu nehmen. Gibt es überhaupt positive Aspekte neben dem durchaus guten Duo Brie/Cena? Optisch gefallen die Dschungelbilder Südamerikas sowie einige tolle Kamerafahrten.

 

Eine Action-Komödie mit ultralangweiliger und vorhersehbarer Handlung und einem Minimalanteil von richtiger Action. Vielfach können Trashmovies um Welten besser unterhalten und besitzen obendrein sogar noch bessere Drehbücher trotz übertriebener Handlungen. Wer also einen unterhaltsamen Film im Dschungel sehen will sollte lieber auf "The Lost City" mit Sandra Bullock gehen, der um Welten besser aussieht und deutlich mehr Humor besitzt.

 

Fazit: Langweiliger, stumpfer, ideenloser und überdrehter Actionmovie mit viel zu wenig Humor. John Cena und Alison Brie als Duo funktionieren über weite Teile und können "Freelance" immerhin ein klein wenig retten.

 

Bewertung:

Genre: 3 von 10 Punkten

Gesamt: 4 von 10 Punkten

 

The Nun II (Horror)

 

Der in Nonnengestalt das alte rumänische Kloster und die Ordensschwestern heimsuchende Dämon Valak (Bonnie Aarons) konnte sich vier Jahre zuvor gerade noch so in die Unterwelt retten. Danach schien vorerst Ruhe. Doch nun, 1955 irgendwo in Frankreich, gibt es wieder mysteriöse Tote. Der Ermordete ist ein Pfarrer und für Schwester Irene (Taissa Farmiga) beginnt damit der Albtraum von vorne. Um sie herum passieren nämlich nach dem Tod des Geistlichen wieder immer mehr Dinge, die sich mit den Regeln der Menschenwelt einfach nicht mehr erklären lassen. Irene braucht nicht lange, bis sie sich im Klaren darüber ist, dass es der Dämon Valak ist, der zurückgekehrt ist und nun sein mörderisches Unwesen treibt. Ein erneutes Aufeinandertreffen der beiden scheint unausweichlich…

 

 

 

 

Das dunkelste Kapitel des "Conjuring" Universums geht in die nächste Runde und der Dämon Valak in seiner schauerlichen Nonnengestalt macht nun ein Mädcheninternat in Frankreich unsicher. Vielfach wurde bei "The Nun" kritisiert der Horrorfilm sei zu lahm, zu harmlos und inhaltlich auch nicht ausgereift genug weshalb die kreativen Köpfe um James Wan bei der logischen Fortsetzung einiges in Angriff genommen haben. "The Nun 2" ist bedeutend gruseliger, düsterer und sieht zudem noch besser aus als sein Vorgänger während Valak zudem mehr Screentime bekommt um dem Publikum das Fürchten zu lernen. Diesmal spielt sich der Grusel in Frankreich der frühen 1950er Jahre ab wodurch sich völlig neue Möglichkeiten ergeben.

 

Dank einiger Rückblenden sowie entsprechender Dialoge werden die nötigen Verknüpfungen beider Filme hergestellt und Schwester Irene bekommt on Top noch ein interessantes, wenn auch für die Handlung passend zurecht gelegtes, Familiengeheimnis (natürlich mit christlichen Inhalten und Symbolen). Obwohl Regisseur Michael Chaves auf Jumpscares setzt gelingen Ihm diese größtenteils sehr gut. Das Publikum zuckt hierbei regelmäßig zusammen und die Effekte lassen das fürs Horrorgenre üppige Budget erkennen. All die visuellen Aspekte täuschen jedoch nicht darüber hinweg das es "The Nun 2" trotzdem nicht ganz schafft inhaltliche Schwächen gänzlich abzustellen. Hier hätte man als Fan des Franchises sicherlich mehr erwarten dürfen.

 

Angedeutete Diskussionen über Probleme innerhalb der kath. Kirche wischt Chaves recht schnell beiseite und will den Zuschauern schlussendlich genau das bieten wofür das Gruselgenre steht. Leider verpasst es "The Nun 2" aufseiten der Figuren aus bekannten Mustern auszubrechen weshalb die zumeist weiblichen Charaktere immer wieder unlogische oder gar dämliche Entscheidungen treffen. Lieber rennt man in einen dunklen Raum/Gang anstatt auf die Idee zu kommen die vielbefahrene Straße vor dem Internat aufzusuchen. Schlussendlich gilt das Credo wer darüber hinwegsehen kann darf sich auf einen effektiven Horrorstreifen freuen.

 

Obwohl Maurice bekanntlich das Gefäß von Valak ist bleibt der Landstreicher einer der Sympathieträger von "The Nun 2", was wohl vorallem am tollen Schauspiel von Jonas Bloquet liegt, dessen Facettenreichtum im Bereich Mimik und Gesthik voll zum Tragen kommt. Während Pater Burke nicht mehr an Bord ist (Ableben durch die Cholera) wird der Kreis der wichtigen Figuren um die Novizin Debra (von Storm Reid ganz nice gespielt) erweitert, welche anfangs von Zweifeln an Ihrem Glauben aber vorallem Neugier getrieben wird. Daraus ergibt sich eine interessante Konstellation aus der Michael Chaves sicherlich noch viel mehr hätte rausholen können.

 

Taissa Farmiga als Schwester Irene zeigt erneut Ihr überaus hohes Talent (liegt in der Familie) und trägt neben Valak sowie dem kleinen Mädchen den Film, an dessen Ende eine spannende wie auch spekulative Post-Credit Szene mit Ed und Lorraine wartet. Jedoch weiß jeder der "Conjuring 2" gesehen hat das die Horror-Nonne erst im Jahr 1978 von Lorraine Warren final besiegt wird. Wie es hier genau weitergehen wird bleibt abzuwarten, zumal die Post-Credit-Szene von "The Nun" nun in einem anderen Kontext erscheint.

 

Fazit: Optisch wie audio-visuell legt "The Nun 2" ordentlich was vor und kann damit im Conjuring-Universum einen der oberen Plätze einnehmen. Auf der anderen Seite bleiben inhaltliche Schwächen und das Vertrauen auf nur allzu bekannte Horrorstilmittel. Ein effektiver Schocker mit hohem Gruselfaktor und düsterer Bildsprache

 

Bewertung:

Genre: 6 von 10 Punkten

Gesamt: 7 von 10 Punkten

 

The Expendables 4 (Action/Thriller)

 

Der brutale Terrorist Rahmat (Iko Uwais) will sich in einer libyschen Chemie-Waffenfabrik von Gaddafi Zünder für eine Atombombe unter den Nagel reißen. Der CIA-Agent Marsh (Andy Garcia) schick daraufhin die bis an die Zähne bewaffneten Expendables von Barney Ross (Sylvester Stallone) los, um dem Übeltäter das Handwerk zu legen. Für Ross ist der Auftrag persönlich motiviert, da Rahmats Auftraggeber das Phantom Ozelot sein soll, welches der Söldner-Boss schon seit über zwei Jahrzehnten jagt. Doch der Einsatz in Libyen endet in einer Katastrophe. Rahmat kann nicht nur mit den Zündern entkommen, auch Lee Christmas (Jason Statham) fliegt aus dem Team, weil er für das Scheitern der Mission verantwortlich gemacht wird. Während die Expendables nun auf junges Blut bauen, ausgerechnet unter der Leitung von Christmas' Freundin Gina (Megan Fox), macht sich die britische Kampfmaschine auf eigene Faust auf den Weg, den Dritten Weltkrieg zu verhindern...

 

Lieber spät als nie dachten sich die schlauen Köpfe um Sylvester Stallone als die Entscheidung getroffen wurde einen vierten Teil der "Expendables" ins Leben zu rufen. Das Ergebnis wird keinen von den Stühlen hauen, hat eine zugegeben völlig zusammengeschusterte Handlung und mitunter schlechte Effekte mit reichlich Greenscreen im Gepäck. Dennoch kann man dem Action-Thriller mit namhaften Stars im Cast zuminderst eines zugute halten, er hat immer wieder unterhaltsame Momente gepaart mit derben Dialogen wodurch der klassische Popcorn-Kinogänger angesprochen wird.

 

Klar sieht vieles im oder am Film billig aus (wo die knapp 100 Mio Dollar Budget hingeflossen sind bleibt ein Mysterium), aber im Vergleich zur völlig aus dem Ruder gelaufenen "Fast"-Reihe bleibt das Werk noch relativ nah bei seinen Wurzeln. Im Vergleich zum Vorgänger wurde der Härtegrad gesteigert weshalb die Altersfreigabe wieder (und zum Glück) bei 18 Jahren liegt. Warum die zahlreichen Kills dann trotzdem schäbig aussehen muss den Machern jedoch angekreidet werden. Hätten die sich mal bei John Wick informiert wie es richtig geht.

 

Man will eben die dreckigere und blutigere Version von Vin Diesel's Clan sein, wobei das Thema Familie weniger eine Rolle spielt und dennoch authentischer wirkt. Zum Plot müssen keine großen Worte verloren werden, realitätsnah ist hald was anderes. Die Kamera ist meistens äußerst hektisch während der Mann im Schnitt wohl besonders geil darauf war möglichst viele Cuts machen zu dürfen. Ein paar Running-Gags ziehen sich durch die Geschichte wie etwa das Gunnar als trockener Alkoholiker keine Genauigkeit mehr beim Schießen hat, was regelmäßig für amüsantes Lachen sorgt. Sicherlich fallen die Witze durchweg flach aus und in die Tiefe geht das Drehbuch ohnehin nicht, jedoch sollte keiner allzu große Wunder erhoffen.

 

Die Motorrad-Szene auf dem Schiffsdeck haben sich das Drehbuch und die Regie garantiert bei "Zwei wie Pech und Schwefel" abgeschaut, nur das die Protagonisten hier mit Pistolen aufeinander losgehen anstatt mit Holzlatten. Ansonsten bleiben innovative Ideen aus, handwerklich bewegt sich der Actionfilm eher im Mittelfeld und Spannung kommt nie wirklich auf. Dafür erkennt der aufmerksame Zuschauer relativ schnell wer hinter dem Bösewicht steckt während es sich der Film auch zu einfach macht mit seiner billigen USA vs. Russland Geschichte.

 

Die Darsteller um Megan Fox (Wahnsinn wie extrem stark Ihr Gesicht mit Make-up vollgeklatscht ist) liefern hald genau das ab was von Ihnen erwartet wird. Nicht mehr oder weniger, womit wohl klar ist warum dieser Action-Thriller so teuer war: Gehaltsschecks der Schauspieler. Einen wirklich authentischen Zusammenhalt erkennt man leider nicht mehr, Stallone ist ohnehin die meiste Zeit nicht zu sehen und Jason Statham darf nach "Meg 2" erneut massiv auf die Kacke hauen und als One-Man-Show den großen Retter spielen. 

 

Fazit: Die späte Fortsetzung täuscht nicht darüber hinweg das Stallone und Co. nichts mehr einfällt während "Expendables 4" trotzdem einen gewissen Unterhaltungswert besitzt. Klassisches Popcorn-Kino eben

 

Bewertung:

Genre: 5 von 10 Punkten

Gesamt: 5 von 10 Punkten

 

Retribution (Action/Thriller)

 

Matt (Liam Neeson) ist Banker und deshalb eigentlich dauerhaft im Stress. Deshalb ist es auch kein Wunder, dass er vergessen hat, seine beiden Kinder Emily (Lilly Aspell) und Zach (Jack Champion) zur Schule zu bringen. Deswegen praktisch noch mit seiner Frau Heather (Embeth Davidtz) streitend, sackt er den Nachwuchs ein und drückt das Gaspedal bis zum Boden durch. Und dann klingelt das Telefon… Am anderen Ende meldet sich ein Unbekannter, der Matt um ein paar Millionen erleichtern will. Um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen, behauptet er, eine Bombe im Auto versteckt zu haben, die hochgeht, sollte auch nur einer der drei aussteigen. Während Matt also mit Emily und Zach quer durch Berlin fährt, kann er sich nie ganz sicher sein, wie ernst diese Drohung tatsächlich ist – und was der Unbekannte noch alles über ihn weiß…

 

 

Liam schießt... so konnte man lange Zeit die Filme scherzhaft betiteln in denen Liam Neeson quasi immer ausgiebig rumgeballert hat. Daher konnte sich das Publikum stets schon vorab großzügig darauf einstellen was es auf der Leinwand final zu sehen geben wird. Und sind wir mal ehrlich, Neeson als furchtloser Held oder Retter mit dem Herz am rechten Fleck schaut man doch gerne im Kino. Obwohl der Nordire eigentlich kürzer treten wollte scheint der 56-jährige seinen zweiten Frühling zu erleben.Für seine Fans sicherlich ein schönes Comeback des oscarnominierten Darstellers aus "Schindlers Liste". Und da es in Hollywood aktuell gerne zu Neuauflagen bekannter Stoffe kommt, reiht sich "Retribution" ein in eine Riege von letztendlich etwas zu generischen Action-Thrillern.

 

Im Remake des spanischen "Anrufer unbekannt" darf Neeson mithilfe rasanter Verfolgungsszenen einmal quer durch Berlin brettern, klebt dem Investmentbanker doch eine Bombe unter dem Sitz. Ein mysteriöser Anrufer droht damit den Luxusschlitten in die Luft zu jagen während anderswo Kollegen von Matt auf explosive Weise abtreten. Natürlich ist auch die Familie des Bankers in Gefahr und der Bomber fordert wie nicht anders zu erwarten ein hohes Lösegeld, welches Matt auf einem ausländischen Konto gebunkert hat während seine Investoren hohe Verluste eingefahren haben. Da verwundert es kaum, dass "Retribution" zu einer wenig überraschenden Auflösung kommt und damit eine ohnehin wenig spannende Geschichte zu Ende bringt.

 

Die Handlung ist mittlerweile so bekannt und oft adapiert worden weshalb sich Genrefans die Frage stellen warum nun auch Liam Neeson noch seinen Senf dazugeben muss. Ja, es handelt sich um klassisches Popcornkino ohne die ganz große Logik, aber einen Hauch mehr Kreativität wäre wünschenswert gewesen. So bekommt das Publikum kaum ausgearbeitete Figuren mit ziemlich klischeehaften Charakterzügen, generische Konstellationen sowie ungemein bekannte Abläufe zu sehen, welches es eben schon zig mal im Kino gab. Daher sollte es niemanden verwundern wenn "Retribution" finanziell kein Kassenschlager wird.

 

Berlin-Fans werden sich andererseits mega freuen, spielt doch die gesamte Handlung in der deutschen Hauptstadt. Sowohl alle Actionszenen wie auch die Effekte sind soweit solide gemacht, reißen aber keine Bäume aus. Seltsamerweise endet der Film recht plötzlich und ohne richtiges Ende was äußerst unbefriedigend ist. Liam Neeson spielt wie eigentlich immer in solchen Filmen stabil, unaufgeregt und mit seiner typischen legeren Präsenz wodurch der charismatische Schauspieler einiges der zu simplen Handlung wettmachen kann. Aus deutscher Sicht darf Emily Kusche (bekannt aus "Sloborn") für etwa 10 Sekunden im Bild sein und brav 2 Sätze aufsagen, was gerade deshalb schade erscheint, spielt die Nachwuchsschauspielerin doch die Freundin von Matt's Sohn.

 

Fazit: Der neue Action-Thriller mit Liam Neeson ist gängige Genrekost und seiner Schauplätze in Berlin immerhin ein optisch cooler Trip durch unsere Hauptstadt. Ansonsten bietet "Retribution" wenig kreatives oder Spannung.

 

Bewertung:

Genre: 5 von 10 Punkten

Gesamt: 5 von 10 Punkten

 

Catch the Killer (Krimi/Thriller)

 

Eleanor Falco (Shailene Woodley), eine Streifenpolizistin, wird in der Silvesternacht zur Untersuchung einer Reihe von Schießereien in Baltimore gerufen. Ein Scharfschütze hat dort von einem Hochhausbalkon 29 Menschen getötet. Eleanor ist eine der ersten Polizistinnen am Tatort und wird schnell vom Chefermittler des FBI, Lammark (Ben Mendelsohn), rekrutiert, um ein Profil des frei herumlaufenden Serienmörders zu erstellen. Trotz ihrer psychischen Vorbelastung scheint sie die Einzige zu sein, die sich in den unbekannten Killer hineinversetzen kann. Schnell wird sie in die Sondereinheit aufgenommen, obwohl sie kaum Erfahrung hat. Durch den enormen Zeitdruck kommt es zu Streitigkeiten im Team und der Täter kann erneut zuschlagen. Er erschießt mehrere Personen in einem Einkaufszentrum. Der Druck im Fahndungsteam steigt und Eleonore muss sich ihrer dunklen Vergangenheit stellen, um den Mörder zu fassen.

 

Ein unbekannter Serienkiller tötet in der Silvesternacht 29 Menschen, maximal effizient und maximal konsequent. Damit beginnt der Krimi-Thriller "Catch the Killer", dessen Handlung anfangs scheinbar ein wenig den bekannten Genrepfaden folgen will um dem Zuschauer nach wenigen Minuten doch ein wohlwollendes Gefühl von Zufriedenheit zu schenken hier doch etwas Frisches auf der Leinwand genießen zu können. Denn wie es Autor und Regisseur Damián Szifron schafft seinem alles andere als auf Hochglanz polierten Film ein unbändiges Spannungslevel aufzudrücken, welches sich minütlich steigert während das Täterprofil in Detailarbeit der drei Protagonisten ergründet wird ist schon sensationell.

 

Hier hilft es natürlich enorm das der Serienmörder nicht sofort gezeigt wird und wie ein Mysterium über allem schwebt. Somit wird die Hilflosigkeit der Ermittler deutlich, interne Streitigkeiten lähmen die Ermittlungen und als Betrachter beginnt der Kopf zu rattern. Trotz der vielen Toten fühlt sich der Krimi-Thriller zu keinem Zeitpunkt ultrabrutal an, wenngleich wenige Tötungen zuminderst aus diversen Blickwinkeln gezeigt werden. Mehr Gewalt hätte dem Gesamtbild des Filmes auch eher geschadet als geholfen. Schließlich bekommt das Publikum auch so einen authentischen Eindruck davon was für ein Katz-und-Maus Spiel hier im Gange ist.

 

Auch erhalten zuminderst FBI-Mann Lammark und Eleanor ertaunlich viel Backround, insbesondere die junge Polizistin erhält eine reichlich tragische Vergangenheit, während Damián Szifron seinem Killer sogar noch mehr Tiefe hätte spendieren dürfen. Dabei hat das Drehbuch hierzu wirklich tolle Ideen, schneidet Themen wie Mobbing in der Schule oder Schuldgefühle von Eltern an und lässt dem Killer am Ende auch eine packende Ausweglosigkeit bei der dieser dennoch der Herr über sein Schicksal ist. Sicherlich kommen einem im finalen Showdown die ein oder anderen Abläufe bekannt vor, aber was soll man heutzutage da noch groß  neu machen wenn das Genre eigentlich alles bereits gezeigt hat.

 

Was an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben sollte ist die drückende aber stets beklemmende und auch düstere Atmosphäre des Films, dessen zumeist dunkle Bildsprache diesen Effekt noch verstärken kann. Und trotzdem erscheint die Aufmachung in Verbindung mit den Charakteren und inhaltlichen Aspekten so gar nicht 2020er Style sondern vielmehr als eine Zeitreise zurück in die 80er oder 90er Jahre. Dazu passt auch die gesamte Ästhetik von "Catch the Killer", gerade dann wenn die Kamera ländliche Kulissen einfängt oder beim Besuch im Schlachthof. Mit Ben Mendelsohn und Shailene Woodley konnte man zwei äußerst fähige Darsteller für die spannenden Rollen finden, nicht zuletzt auch deshalb weil beide zusammen eine ungemein starke Ausstrahlung an den Tag legen.

 

Fazit: "Catch The Killer" sieht aus wie aus der Zeit gefallen hat aber eine hochspannende Geschichte zu erzählen. Hinzu kommen zwei gute Hauptdarsteller, die kleinere Schwächen in der Figurenausarbeitung und der Zuhilfenahme von bekannten Stilmitteln aber entgegenwirken können.

 

Bewertung:

Genre: 7.5 von 10 Punkten

Gesamt: 7 von 10 Punkten

 

Jeanne du Barry (Historie/Drama/Romanze)

 

Jeanne Vaubernier (Maïwenn), ein einfaches Mädchen aus dem Volk, das nach sozialem Aufstieg strebt, nutzt ihre Reize, um auf der gesellschaftlichen Leiter immer weiter nach oben zu klettern. Ihr Geliebter, Graf Du Barry (Melvil Poupaud), der durch Jeannes lukrative Galanterien zu beachtlich großem Reichtum gelangt, möchte sie schließlich dem König Frankreichs vorstellen. Er organisiert also das Treffen durch das vermittlerische Geschick des einflussreichen Herzogs Richelieu (Pierre Richard). Die Begegnung übertrifft allseitig die Erwartungen: Zwischen Ludwig XV. (Johnny Depp) und Jeanne ist es Liebe auf den ersten Blick... Mit der Kurtisane findet der König seine Lebenslust wieder – so sehr, dass er nicht mehr auf sie verzichten kann und beschließt, sie zu seiner offiziellen Favoritin zu machen. Ein Skandal, denn offenbar niemand will ein Straßenmädchen wie Jeanne am Hof von Versailles haben.

 

Lange war es still um Johnny Depp, sofern es um seine Tätigkeit als Schauspieler geht. Dazu hat auch der unrühmliche Scheidungs- und Rechtstreit mit Amber Heard beigetragen. Mit dem französischen Historien-Drama "Jeanne Du Bary" kehrt der exzentrische Darsteller nun endlich zurück und das in einer auf Ihn zugeschnittenen Rolle als Ludwig XV von Frankreich. Und dennoch gibt es auch hier schon wieder negative Vorzeichen, da pünktlich zum Filmstart des Cannes-Openers ein Interview mit Filmemacherin Maiwenn im Spiegel veröffentlicht worden ist in dem Sie klar zu verstehen gibt das Sie mit Johnny Depp nicht mehr zusammenarbeiten will, da dieser u.a. kein Gefühl für seine Schauspielarbeit interessiere und künstlerliche Prozesse ignoriere. Das nicht jeder Darsteller seinen Job so hingebungsvoll lebt wie etwa ein Nicolas Cage verlangt niemand, aber dennoch sind dies harte Worte mit denen sich die Filmemacherin auch ein wenig selbst schaden könnte.

 

Viele Augen werden dennoch auf diesem Historien-Drama liegen, wollen doch alle wissen inwiefern Depp aus seiner persönlichen Lebenskrise herausgekommen ist. Immerhin war der Schauspiel zuletzt mit seiner Band "The Hollywood Vampieres" auf großer Tour und wirkte dort sichtlich gelöst. Nun aber genug der Nebenschauplätze, zurück zu "Jeanne du Barry", der sich auf wahre Personen beruft, wobei Teile der Handlung ebenfalls auf Tatsachen beruhen, ein Großteil aber innerhalb der Fiktion verweilt obwohl sich der Zuschauer sicher wünschen würde hier eine hochromantische Geschichte serviert zu bekommen.

 

Dabei entpuppt sich das Werk als ein zwar geschöntes aber dennoch realistisches Bild jener Zeit das trotz pompöser Kulissen stets eine bodenständige Linie verfolgt. Intriegen, Macht, Sex oder Missgunst sind wohl an jedem Königshof Gang und Gäbe während dieser Film im Kern eine wunderbare Liebesgeschichte erzählt. Das ein oder andere kuriose Detail inbegriffen nimmt uns die Regisseurin und Hauptdarstellerin Maïwenn mit auf die emotionale Reise der Jeanne, die es bis zur wichtigsten Frau am Hofe schafft um am Ende doch alles zu verlieren. Dabei liegt das Augenmerk stets auf einer spannenden Charakterentwicklung der jungen Frau, die aus armen Verhältnissen kommt, als Kind im Kloster landet und später zu zweifelhaften Ruhm gelangt stets wohlhabende Männer zu verführen.

 

Wir sehen während der gesamten Laufzeit nur eine sehr kurze Sexszene (und selbst diese ist sehr dezent und fast schon harmlos inszeniert) was sich insgesamt als genialer Schachzug erweist, spielt die Regisseurin doch offenkundig mit erotischen Argumenten ohne das Sie den Zuschauer mit banalen Sex zu befriedigen versucht. Eine bedeutend freizügigere Inszenierung hätte dem Drama ohnehin nicht gut getan und wohl Tür und Tor für ein völlig falsches Schmuddel-Image geöffnet. Somit hätte "Jeanne du Barry" niemals diese besondere Liebesgeschichte aufbauen können, was schließlich auch dessen größte Stärke darstellt. Überraschend verzichtet Maiwenn auf kunterbunte Farben, welche seinerzeit am Hofe sicherlich zum Alltag gehört haben, womit das Liebes-Drama ästhetisch ungemein wirkungsvoll auf der Leinwand begeistern kann.

 

Mit einer ruhigen Kamera ausgestattet wirkt das Geschehen niemals hektisch sondern zieht das Publikum in seinen Bann weshalb die knapp 2 Stunden äußerst schnell vorüber gehen. Zwar spielt Depp seinen Part recht kühl und distanziert, aber genau damit gelingt es Ihm authentisch rüber zu kommen. Man mag fast sagen pragmatisch bis zum geht nicht mehr und dennoch sind die wenigen Momente mit Emotionen eindringlich genug um es zu verstehen. Großes Lob muss man an dieser Stelle auch an Regisseurin und Hauptdarstellerin Maiwenn aussprechen, der es gelingt sowohl Ihre Figur mit Leben zu erfüllen als auch den Überblick über die Handlung nicht zu verlieren.

 

Fazit: Trotz negativer Presse zum Kinostart ist das Kino-Comeback von Johnny Depp ein wahnsinnig starker Film über Liebe am französischen Hof kurz vor der Revolution.

 

Bewertung:

Genre: 8 von 10 Punkten

Gesamt: 8 von 10 Punkten

 

Rehragout Rendezvous (Krimi/Komödie)

 

Im Hause Eberhofer hat die Anarchie Einzug gehalten: Oma (Enzi Fuchs) hat beschlossen, kürzer zu treten und fortan keine leckeren Kuchen, Schweinebraten und Knödel mehr zuzubereiten. Das wäre alles nicht so schlimm, wenn sie diesen Entschluss nicht an Weihnachten gefällt hätte. Wer soll sich denn jetzt um alles kümmern? Der Franz (Sebastian Bezzel) sicher nicht! Auf Susi (Lisa Maria Potthoff) kann er auch nicht zählen, da die nun eine steile Karriere als stellvertretende Bürgermeisterin verfolgt. Zu allem Übel ist auch noch der Steckenbiller Lenz verschwunden. Die Mooshammer Liesl (Eva Mattes) befürchtet das Schlimmste und liegt Franz in den Ohren, dass er doch endlich eine Vermisstenanzeige aufnehmen soll. Weil weit und breit auch keine Leiche aufzufinden ist, steht der Eberhofer Franz mal wieder vor einem kniffligen Fall...

 

Die Eberhofer-Reihe ist in zwei Punkten eine angenehme Ausnahme im Bereich der Film-Reihen mit mehr als 2 Fortsetzungen. Steigt doch mit jedem neuem Film das Zuschauerinteresse enorm (was sich auch daran ablesen lässt das die bayerische Krimi-Komödie mittlerweile ein sicherer Millionenkandidat ist) während die Qualität über nun schon 9 Werke mindestens gleichwertig bleibt und im Vergleich zu den ersten Ausflügen nach Niederkaltenkirchen sogar zulegen konnte. Besonders tiefsinnig oder gar zum Nachdenken anregen war und ist hier nie die Prämise, vielmehr stellen die Eberhofer-Filme mit Ihren kreativen Titeln vielmehr eine Daily-Soap dar.

 

Dabei wurde bewusst der Krimi-Anteil stetig geringer und der Humor ausgebaut. Im neuesten Abenteuer entdeckt die Reihe das Thema Social-Media, welches wie Femminismus zart angefasst wird um das ältere Publikum nicht zu verschrecken. Zum Finale hin kann es der Erfolgsregisseur aber dennoch nicht lassen die XXXL-Lebakassemmel auf dem Kreisverkehr als Internetstar zu feiern, damit Susi trotz Ihrer Abberufung als stellv. Bürgermeisterin einen Erfolg feiern darf. Ob man nun wirklich die Femminismus-Keule überhaupt auspacken musste soll jeder für sich selbst entscheiden, letztendlich lösen Ed Herzog und sein Autoren-Team dies überraschend stillsicher.

 

 Im Fokus steht dabei deutlich Susi, die mit Franz gewisse (sexuelle) Probleme hat welche von Regisseur Ed Herzog auf derat witzige Weise zum Ankerpunkt einer seichten aber stets flotten Handlung werden und letztendlich genauso witzig mithilfe von Viagra zum Höhepunkt getrieben werden. So ganz leicht schwingt auch die Frage mit inwiefern sich Männer vom beruflichen Erfolg Ihrer Frauen beeindrucken lassen oder diese befürworten wollen. Darüber hinaus pickst Herzog auch zwischenfrauliche Konflikte an sofern sich ein neues Machtgefüge bildet bzw. vollzogen wird. Spannende Details mit denen der neueste Eberhofer sichtlich versucht zeitgenössische Diskussionen aufzugreifen.

 

Kurz lässt der Film sein Publikum doch mit einer Prise Ernsthaftigkeit reale wie tägliche Probleme in Erinnerung rufen während die restliche Zeit ungemein viele Lacher bereit hält. Im Vergleich zum Vorgänger wurde das Gag-Niveau sogar noch enorm ausgebaut, selbst wenn es nur um Nebensätze geht (Beispiel die Szene im Wirtshaus als alle Fotos von Ihrem Bier machen um diese auf Instagram hochzuladen). Darunter leidet natürlich der eigentliche Mordfall, der diesmal eine überraschend interessante Grundstruktur aufweist, aber zusehens vernachlässigt wird. Darüber hinaus verkommt die Aufklärung zu einem finalen Feuerwerk an Blödeleien, die darin gipfeln das Rudi in der Güllegrube landet. Ebenfalls kritisch zu betrachten gilt der Aspekt wie das Drehbuch mit Eberhofer Junior Paul umgeht. Dieser wird als geistig bemindert (oder wie man in Bayern sagen würde "Dorfdepp") inszeniert, was vielleicht im Kontext untergehen mag.

 

Wie innerhalb der Reihe üblich bleibt der Cast zum Großteil der Gleiche, die einzelnen Charaktere haben nach 8 Filmen nichts neues mehr zu bieten und wer wie zu wem steht ist schon lange offensichtlich. Dennoch bauen Herzog bzw. die Romanvorlage hier und da doch noch unerwartete Wendungen ein, im Fall der Waldszene mit dem Schamanen sogar eine komplett neue Sequenz, weshalb gerade das zunehmende Chaos bei den Eberhofers zu Hause nach dem Auszug der Oma in dieser Form und Konsequenz vorher niemand auf dem Schirm hatte. Schließlich laufen Mäuse durch die Küche und das dreckige Geschirr stapelt sich im Waschbecken. Der Oberknaller ist jedoch der geschmückte aber längst abgenadelte Christbaum unter dem noch das Geschenkpapier liegt

 

Die besonders innige Freundschaft von Rudi umd Franz bekommt trotz der vielen Schauplätze genug Raum und eine handvoll ungemein lustiger Szenen, wie etwa den Selbstversuch betrunken den möglichen Suizid des Verdächtigen nachzustellen. Auch der verzweifelte Versuch des Privat-Detektives anhand eines skurrilen wie merkwürdigen Spiels auf dem Smartphone "beziehungstauglich" zu sein sorgt für großen Spaß. Zum Schauplatz des Geschehens, das fiktive Dorf Niederkaltenkirchen, muss man keine Worte mehr verlieren, schließlich bleibt hier eigentlich alles beim Alten

 

 Fazit: Wieder einfach nur großartig, unterhaltsam und mit bayerischem Dialekt sowie einem Exkurs auf bayerisch zu fluchen - Der neue Eberhofer reiht sich nahtlos in die Erfolgsgeschichte seiner Vorgänger ein.

 

Bewertung:

Genre: 9 von 10 Punkten

Gesamt: 9 von 10 Punkten

 

Black Box (Drama)

 

Mitten in Berlin riegelt die Polizei plötzlich alle Zugänge zu einem Innenhof ab. Doch warum, darüber hüllen sich die Einsatzkräfte in Schweigen. Niemand weiß, was passiert ist, Unsicherheit macht sich breit und nach kurzer Zeit machen die ersten Gerüchte die Runde unter den Hausbewohnern und der Nachbarschaft. Dabei schlagen sich vor allen Dingen Vorurteile und unverhohlener Rassismus Bahn. Von nachbarschaftlichem Miteinander ist schnell nicht mehr viel übrig. Stattdessen scheint man sich schnell einig, dass niemand aus den eigenen Reihen für das verantwortlich sein kann, von dem man immer noch nicht weiß, worum es sich eigentlich handelt. Doch die Wahrheit ist wie so oft viel umbequemer als das…

 

 

 

Das der deutsche Film viel mehr ist als Schweiger und Schweighöfer beweisen auch 2023 wieder Filme wie "Roter Himmel" oder "Das Lehrerzimmer". Während beide genannten Werke trotz Arthaus-Einordnung trotzdem ein gewisses Werbebudget hatten (und bei diversen Festivals Preise gewonnen haben) scheint "Black Box" wirklich nur Insidern ein Begriff zu sein. Dabei ist die deutsch-belgische Cp-Produktion gerade in politisch- und gesellschaftlich brisanten Zeiten wie diesen ein authentisches wie schmerzliches Spiegelbild unserer Gesellschaft. Regisseurin Asli Özge schafft mit Ihrem Drehbuch eine scheinbar autarke Welt, da das abrissreife Hochhaus inkl. Innenhof aufgrund massivem Polizei-Aufgebot komplett abgeriegelt ist.

 

Der Zuschauer wird dank feinfühliger Kameraarbeit sowohl heimlicher Beobachter vieler entscheidender Momente während man gleichzeitig mitten im Geschehen all die subtilen Verwerfungen mitbekommt. So sorgt die Abgeschiedenheit dafür, dass sich die Bewohner gegenseitig austricksen, eigene Vorteile suchen und mehr oder weniger vor aller Augen sichtbar andere diskriminieren. Unterschwelliger Rassismus findet ebenso statt wie purer Neid oder Gier. Obwohl die vielen Figuren kaum Backround bekommen (was auch gar nicht wichtig ist und für ein enormes Spannungslevel sorgt) fühlt man recht schnell wie jeder tickt. Auch decken die Charaktere insgesamt relativ gut alle Gesellschaftsschichten sowie sozialen Herkünfte ab, weshalb Özge mit nur wenigen Infos unfassbar viel erzählen kann.

 

Als eigentliche Hauptfigur tritt Henrike (von Luise Heyer mit viel Feingefühl und Hingabe gespielt) hervor, die sich anfangs gerne aus allem heraushalten will solange es die eigene Bubble nicht betrifft. Na klingelt da was bei uns Zuschauern? Genau, die junge Mutter steht stellvertretend für die breite Mehrheit der Deutschen, denen aktuell vieles schlichtweg egal zu sein scheint sofern es nicht um den eigenen Geldbeutel geht. Trotzdem darf man nicht zwangsläufig denken hier nicht wandelbare Charaktere serviert zu bekommen, gerade je weiter der Lockdown voran schreitet. Übrigens gibt es ein absolut spannendes Detail am Rande, und zwar siedelt die Regisseurin Ihre Geschichte in die Zeit kurz nach der Corona-Pandemie an, da einige Figuren noch immer Maske tragen oder penibel auf sterile Hände legen.

 

Angesichts des eher trägen Handlungstempos möchte man glauben "Black Box" ist durch und durch langweilig oder inhaltsleer. Doch weit gefehlt, da es viele sehr kurze und fast beiläufige Details gibt, denen im weiteren Verlauf eine tiefere Bedeutung zukommen werden. Somit lassen sich die knapp 120 Spielminuten als kompaktes Experiment sehen was mit einer Gesellschaft passiert wenn diese nicht aus kann und unter immensen Druck steht, vorallem psychischen. Genau solche Filme braucht es in Zeiten wie diesen, in denen so viele Probleme vorhanden sind aber zumeist nur unterschwellig im Alltag unter gehen oder nicht intensiver beachtet werden.

 

Egal welchen Darsteller/in man zur Hand nimmt, jeder/jede macht einen verdammt guten Job. Und selbst wenn es nur um wenige Szenen geht, vermitteln die Schauspieler/innen doch einen absolut authentischen Eindruck Ihrer Figuren ab, bei denen die Sympathiewerte stetig fallen oder steigen. Einzig wirklich nennenswerter Kritikpunkt ist das etwas skurrile Finale, mit dem ich persönlich nicht ganz warm geworden bin. Vielleicht auch nur Ansichtssache.

 

Fazit: Wer ein klares wie auch schmerzhaftes Spiegelbild unserer Gesellschaft sehen möchte, und sei es nur deshalb um zum Nachdenken angeregt zu werden, dem sei "Black Box" wärmstens ans Herz zu legen.

 

Bewertung:

Genre: 8 von 10 Punkten

Gesamt: 8 von 10 Punkten

 

 

Talk to Me (Horror/Thriller)

 

Eine mysteriöse einbalsamierte Hand stellt das Leben einer ganzen australischen Kleinstadt auf den Kopf. Denn mit Hilfe der Hand kann man andere in Trance versetzen und sogar Tote aus dem Jenseits beschwören. Jedenfalls macht diese Erzählung immer wieder die Runde. Der Sache dann doch selbst einmal auf den Grund gehen wollen Mia (Sophie Wilde) und Jade (Alexandra Jensen), als an ihrer Schule Handyvideos von Schulkamerad*innen, die scheinbar besessen sind, in Umlauf gebracht werden. Also schließen sie sich kurzerhand einer Séance an. Als dann plötzlich Mias verstorbene Mutter durch die einbalsamierte Hand Kontakt mit der Welt der Lebenden sucht, wird Mia klar, dass das kein Spiel mehr ist. Auf einmal muss sie sich zwischen der Welt der Lebenden und der der Toten entscheiden – und es ist nicht klar, wer auf welcher Seite steht und wem sie beim Treffen dieser Entscheidung wirklich noch vertrauen kann.

 

Kaum zu glauben aber zwei Youtuber (und Zwillinge) zeigen den großen Filmstudios wie ein moderner Horrorfilm aussehen kann, sowohl optisch als auch inhaltlich. Mit "Talk to Me" gelingt den Philippou-Brüdern aus Australien, jedoch in Los Angeles lebend, gleich bei Ihrem Erstlingswerk ein ganz großer Wurf. Nicht nur ist der Horror-Thriller ungemein atmosphärisch und düster sondern hat außerdem teils extrem fiese wie böse Szenen mitsamt herausragenden handgemachten Effekten + Masken zu bieten. Konsequent im Erzählstil und mit einem ordentlichen Tempo ausgestattet wird das Publikum ins Reich der Geister eingeladen und bekommt (zum Glück) nur wohl dosiert die Schrecken sowie Düsternis dieser Welt zu spühren.

 

Und dennoch kommt ein innerliches Verlangen auf noch tiefer eintauchen zu dürfen, zumal die mysteriöse Hand mit den vielen Inschriften eine fast magische Anziehungskraft auszuüben scheint. Falls sich der Zuschauer anfangs fragt was wohl dahinter stecken mag bekommt im Schlussdrittel auf eigentlich alle Fragen eine düstere und erschreckend brutale Anwort. Einzig die Herkunft der Hand bleibt ein Rätsel, welches ehrlicherweise auch eines bleiben sollte.

Völlig schnörkellos lässt einem die Handlung nicht mehr los während sich ein unheimliches Gefühl von Angst einschleicht sobald die Geister im Spiegel oder hinter Fensterscheiben auftauchen. Vielfach enden Horrorfilme aus Hollywood mit einer verwaschenen oder bewusst zum Guten gedrehten Finalszene wodurch eingefleischte Genrekenner mittlerweile kaum oder gar nicht mehr glücklich werden.

 

Anders "Talk to Me", der absolut fokussiert und mitunter schmerzhaft sein Finale durchzieht, egal ob der Zuschauer dafür bereit ist oder nicht. Letztendlich schließt sich ein unheimlicher Kreis und der Gruselschocker hat sogar eine moralische Botschaft an uns. "Mit unbekannten Mächten spielt man einfach nicht, sonst endet dies mitunter extrem böse".

Sicherlich könnten Kleinkarierte diese Message auch in anderen Horrorfilmen mit Geistern/Dämonen sehen, aber längst nicht auf eine derat auf ihre Art fantastische und fiese Weise wie man es während der 95 Spielminuten empfindet. Sowohl die Schnitte als auch der gesamtheitliche Look lassen erkennen woher die beiden Filmemacher kommen, erinnert doch vieles an Youtube-Videos wie man sie schon hundertfach gesehen hat. Damit jetzt keine Missverständnisse aufkommen, die vorherige Aussage gilt als absolut positiver Aspekt von "Talk to Me"


Einzig wirklich nennenswerter Kritikpunkt ist die Tatsache, dass wie so oft eine Gruppe Jugendlicher als "Auslöser" der Handlung fungieren, wobei hier durchaus tragische Gründe eine Rolle spielen. Somit b bekommt Hauptfigur Mia auf elegante und nachvollziehbare Weise eine Backroundstory, Ihre Handlungen erscheinen dadurch im Anbetracht der Umstände sogar logisch und als Zuschauer nimmt man der Figur auch vieles so ab. An dieser Stelle darf natürlich nicht unerwähnt bleiben welch enormen Anteil der klug zusammengestellte Cast am "erfreulichen" Seherlebnis hat. Gerade Sophie Wilde als Mia macht einen unfassbar guten Job und hängt sich zudem voll rein, womit schnell klar wird wie sehr sich die Schauspielerin mit Ihrer Figur auseinander gesetzt hat.

 

Lässt man schlussendlich den vielleicht etwas zu holprigen Start weg (Ausgenommen die Einleitungsszene, die es wirklich in sich hat und schon früh vorgibt was auf das Publikum zukommen wird) dann bleibt "Talk to Me" aufgrund seiner handwerklichen, optischen, atmosphärischen und schauspielerischen Aspekte lange Zeit im Gedächtnis und liefert den wohlwollenden Beweis das es zum Glück noch immer mit enormen Talent gesegnete Regisseure im Horrorgenre gibt.

 

Fazit: Man mag es kaum glauben aber "Talk to Me" ist das Erstlingswerk der Philippou-Brüder, die damit einen bleibenden Eindruck beim Horror-Publikum hinterlassen.

 

Bewertung:

Genre: 8 von 10 Punkten

Gesamt: 8 von 10 Punkten

 

 

 

Barbie (Abenteuer/Komödie/Musical)

 

In Barbieland ist alles an seinem Platz. Die Frisur sitzt, die Kleidung und jedes Accessoire passen zueinander. Kurz: Es ist eine perfekte Welt, zumindest äußerlich. Wer hier leben will, muss sich nämlich ausnahmslos an die aufgestellten Normen halten. So auch die stereotypische Barbie (Margot Robbie), eine der einflussreichsten Barbies im Land, die vom platinblonden Schönling Ken (Ryan Gosling) angehimmelt wird. Doch irgendetwas stimmt in letzter Zeit nicht, denn Barbie beschleichen immer wieder Gedanken an den Tod. Ein absolutes No-Go im Barbieland, wo jeder Tag doch einfach nur perfekt sein sollte. Ihre einzige Hoffnung ist die seltsame Barbie (Kate McKinnon), die außerhalb des Barbielands ein Einsiedler-Dasein führt. Diese offenbart ihr, dass der Ursprung ihres merkwürdigen Verhaltens in der richtigen Welt zu finden ist und sie die Person aufspüren muss, die mit ihr spielt. Also brechen Barbie und Ken gemeinsam in die reale Welt auf. Doch kaum angekommen, müssen sie feststellen, dass dort andere Regeln als im Barbieland gelten. Während Barbie sich den neuen Herausforderungen stellt und dabei mehr als einmal mit dem Gesetz in Konflikt kommt, entdeckt Ken das Patriarchat für sich...

 

Sie gehören seit 1959 fest zum Inventar vieler Millionen Mädchen und haben Mattel riesige Gewinne beschehrt: Barbie-Puppen
Weil aktuell ja alles und jeder verfilmt wird war es nur eine Frage der Zeit bis wir Barbie auf der großen Leinwand zu sehen bekommen. Seit 2009 aufgrund ständiger Wechsel (Filmstudio, Darsteller) immer wieder verschoben befand sich dieses Projekt in einer ewigen Produktionsschleife, welche endlich durchbrochen wurde. Man darf es als Glücksfall betiteln das Warner und Mattel mit Greta Gerwig und Noah Baumbach im letzten Moment noch ein Duo verpflichtet haben, welche ein Händchen haben aus diesen langen Beinen ein Meisterwerk zu zaubern.

 

Mit "Barbie" bekommen wir einen ebenso schrillen, pinken, überspitzen und musikalischen wie auch extrem satirischen und vorallem unterhaltsamen Film präsentiert, der dank Regisseurin Greta Gerwig und seinen beiden Stars Margot Robbie + Ryan Gosling nahezu perfekt ausfällt. Wohl noch nie konnte Gosling derat zeigen wie weiblich und männlich ein Mann sein kann/darf während seine Kostüme den Vogel regelmäßig abschießen. Aber genau diese maßlose Übertreibung der Ken-Figur braucht es um ein würdiges Gegengewicht zu der übermächtigen Barbie zu bekommen, in der Margot Robbie neben Harley Quinn Ihre schauspielerische Krönung vollzieht. Es hätte schlichtweg keine bessere Besetzung dieser beiden Rollen gegeben, Punkt.

 

Aber auch welch enorm große Detailliebe, Kreativität und Ideen in Barbieland geflossen sind beeindruckt das Publikum. Man kann und will sich gar nicht daran sattsehen wie die ultrapinken Villen gestaltet oder ausgestattet sind während Gerwig ebenfalls nicht vergisst wie wichtig die Wahl der Kleidung Ihrer Figuren ausfallen muss. Immer volle Kanne over the Top damit der Zuschauer visuell vollends an Reizüberflutung Teil des Films werden kann. Dazu gehört auch eine punktgenau abgestimmte Wahl der Musik, welche sowohl aus Klassikern und extra eingesungenen Tracks (Ryan Gosling ist höchstpersönlich am Mikro) von Dua Lipa, die übrigens als Meerjungfrau Barbie eine kleine Nebenrolle bekleidet, bestehen. Somit erfüllt "Barbie" sehr zur Freude aller spielend unterhaltsam die Kriterien eines Musicals.


Werft alle Klischees über Bord, holt diese wieder ins Boot und lasst dem Ganzen eine ordentlich Portion Kunst zugute kommen lautet die Devise. Schließlich schießt Gerwig aus allen Rohren während Ihr der scheinbar unmögliche Spagat zwischen Feminismus und Patriarchalismus mühelos gelingt. Während also in Barbieland die Barbies regieren (und diese davon ausgehen das die reale Welt identisch aufgebaut ist) scheint die reale Welt klar im Zeichen des Patriarchat zu stehen was Barbie und Ken vollends verwirrt. Das es aber bedeutend diffuser und merklich anders ist verleiht der Handlung genau zum richtigen Zeitpunkt neue wie frische Impulse. Trotz anfänglichen Gegenwinds hat sich Gerwig durchgesetzt und nimmt unsere Welt samt Mattel ordentlich aufs Korn und hält jedem ungeschminkt den Spiegel vor. Übrigens überträgt sich dies physisch auf die Handlung, da wir Robbie alias Barbie irgendwann ungeschminkt und damit in natürlicher Schönheit sehen können.

 

Ja, die lebendig gewordene Puppe dient mit Ihrer Fantasiewelt wie ein Portal dazu sich selbst zu hinterfragen, egal ob Mann oder Frau.

Somit ist "Barbie" ein Film sowohl für Fans als auch Hater, bietet das ungemein verrückte Werk doch genug Momente für beide Seiten. Letztendlich hat Greta Gerwig es geschafft einen Barbie-Film zu machen, der handwerklich äußerst nah an der Perfektion kratzt, der jeden bestens unterhalten kann während man am Ende auch nachdenkliche und mitunter düstere Töne anschlägt. Neben den vielen geilen Gags gelingen der Regisseurin eigentlich alle Zwischentöne außerordentlich authentisch, ohne das diese dem positiven Eindruck einen Dämpfer verleihen.

 

Und weil Gerwig bekannt dafür ist Ihren Filmen auch eine ordentliche Portion Nachdenklichkeit einzuverleiben dürfen diese natürlich bei "Barbie" nicht fehlen. Warum können wir nicht einfach normal sein anstatt auf (optische) Perfektion zu gieren? Und sollten wir uns nicht jeden Tag selbst schätzen und akzeptieren? Trotz seines extrem hohen Anteils an Pink und Kitsch liefert dieser Film genau die richtigen Antworten auf diese und noch weitere Fragen. Besonders in der heutigen Zeit mit Hang zu oberflächigen und sturen Meinungen tut ein Film wie "Barbie" extrem gut, zumal Gerwig nicht vergisst wer hinter dieser Puppe steht und ganz am Ende aufzeigt wie sich jeder von uns selbst finden kann.

 

Fazit: "Barbie" ist der richtige Film zur richtigen Zeit und wird zweifelsfrei ein Klassiker der Geschichte mit Kultstatus werden.

 

Bewertung:

Genre: 9.5 von 10 Punkten

Gesamt: 9.5 von 10 Punkten

 

The Inspection (Drama)

 

Ellis French (Jeremy Pope) – ein junger schwuler Schwarzer, der von seiner Mutter verstoßen wurde und nur wenige Optionen für seine Zukunft hat – beschließt, den Marines beizutreten und alles zu tun, was nötig ist, um in einem System erfolgreich zu sein, das ihn ausgrenzen würde. Doch auch wenn er gegen tief sitzende Vorurteile und die zermürbende Routine der Grundausbildung ankämpft, findet er in dieser neuen Gemeinschaft unerwartete Kameradschaft, Stärke und Unterstützung, die ihm ein hart erarbeitetes Gefühl der Zugehörigkeit vermitteln, das seine Identität prägen und sein Leben für immer verändern wird.

 

 

 

 

 

 

Als 16-jähriger wurde Elegance Bratton aufgrund seiner queeren Lebensweise von seiner Mutter vor die Tür gesetzt, lebte knappe 10 Jahre als Obdachloser auf der Straße und hat sich Mitte 20 zu den Marine's gemeldet. Seinerzeit galt bei den Streitkräften das Motto "Don’t Ask Don’t Tell“ wodurch Bratton eine durchaus schwere Zeit hatte. Diese biografische Geschichte steckt in "The Inspection", der als authentisches wie berührendes Drama ungemein viele Widersprüche besitzt, und dennoch ein klares Bild der Militärausbildung Mitte der 2000er aufzeigt. Dabei will Amerika nach außen hin immer das Image als freies Land in dem jeder alles erreichen kann aufrecht erhalten, die Wahrheit entpuppt sich zumeist als deutlich diffuser.

 

Als junger, schwarzer und homosexueller Rekrut hat Ellis French die A....karte gezogen und bekommt die offenkundige Diskriminierung seiner Kameraden sowie Vorgesetzten mit voller Härte zu spühren. Bratton liefert durchweg starke Bilder welche mitunter verstörend wirken, bleibt dabei stets ganz nah an seiner Hauptfigur und offenbart damit wie Rassismus, Homophobie sowie die Abneigung gegen den Islam unter dem Dach er ach so ehrenvollen Marine-Truppe vonstatten gehen. Mit der "Don't Ask Don't Tell" Vereinbarung zwischen dem Militär und der Regierung sollte eigentlich genau das vermieden werden was wir als Zuschauer hier mit teils erschreckender Normalität im Bootcamp an der Tagesordnung ist.

 

Trotz dieser eindeutigen wie handfesten Einblicke will "The Inspection" keinesfalls ein Hau-drauf Film sein, stellt aber seine Opfer und Täter klar heraus. Das ist vorallem deshalb so wichtig damit Victim-Blaming keinerlei Grundlage bekommt und niemand nach billigen Ausreden suchen kann. Ohne große Umschweife begegnen einem die gut 95 Spielminuten wie eine Offenbarung, an deren Ende die bisher makellose Darstellung der US-Streitkräfte Risse bekommt. Auch wenn viele der teils intimen Bilder grässliche Züge aufweisen sind es die dezent gewählten Farben aufgrunder derer "The Inspection" eine ungemein wuchtige Ästhetik entwickelt.

 

Zudem ist es dem Regisseur extrem wichtig das schwierige Mutter-Sohn-Verhältnis in den Fokus zu rücken, zumal der homosexuelle Ellis eigentlich nur von seiner Mutter respektiert werden will. Dazwischen bekommt der Zuschauer in oftmals eher nebensächlichen Momenten ein Gefühl der Hilflosigkeit von Ellis vermittelt, der dennoch bis zum Ende durchhält und sich so beim Rest der Truppe ungemeinen Respekt verschafft. Ebenfalls beiläufig thematisiert das Drama die im Geheimen gelebte Homosexualität seiner Hauptfigur, was dem Film deshalb so gut bekommt weil man damit von vornherein Klischees einen Riegel vorschieben kann.

 

Äußerst stark gespieltes autobiografisches Drama, dass mehr als nur zum Nachdenken anregen wird. Besonders die beiden Hauptakteure Jeremy Pope und Gabrielle Union schaffen es Ihren Charakteren vielschichtige Charakterzüge zu verleihen. French möchte einerseits männlich, hart und selbstbewusst sein, bekommt aber immer wieder eine äußerst verletzliche sowie weiche Persönlichkeit, gerade dann wenn er vom weißen Truppenführer fertig gemacht oder der Mutter für seine Neigungen missachtet wird. Inez hingegen will und kann nicht verstehen das Ihr Sohn nicht so ist wie Sie es gerne hätte und kämpft noch immer damit French alleine großgezogen zu haben. Es fällt auf das die Gefängniswärterin sich nach Dankbarkeit sehnt und darauf verbohrt ist konservative Ansichten zu haben.

 

Fazit: Der Mythos der heilen Welt der amerikanischen Streitkräfte in der Gleichberechtigung herrscht bekommt mit diesem ungemein einfühlsamen wie berührenden Drama enorme Risse.

 

Bewertung:

Genre: 8.5 von 10 Punkten

Gesamt: 8 von 10 Punkten

 

Griechenland oder Der laufende Huhn (Komödie)

 

Der Hotelerbe Johannes (Thomas Stipsits) hat sich daran gewöhnt, sich den Wünschen anderer zu unterwerfen: seiner herrschsüchtige Mutter, seinem ständig arbeitenden Vater oder seiner sich ihrer selbst überaus sicheren Verlobten. Da kann der harmoniebedürftige Thomas eigentlich nur klein beigeben. Doch als ihm das Testament seines Vaters eröffnet wird, wird er auf eine unerwartete Reise nach Griechenland geschickt, die sein Leben verändern wird. Durch die tragikomischen Erlebnisse, die er auf seiner Reise macht, lernt Johannes, dass es an der Zeit ist, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen und sich von den Erwartungen anderer zu befreien.

 

 

Ist man auf der Suche nach eher unbekannten bzw. kleineren Filmen welche abseits der großen Kinoketten Ihr Dasein haben hat neben eines bewussten Besuchs jener Kinos noch die Möglichkeit in den wöchentlichen Sneak Prewies davon überrascht zu werden. Überrascht deshalb, weil man entweder ein kleines Schätzchen oder leider auch mal absoluten Schrott zu sehen bekommt. In erstere Kiste reiht sich die sonnige österreichische Feel-Good-Komödie "Griechenland oder Der laufende Huhn" ein, die zwar nie sonderlich tiefsinnig oder ideenreich um die Ecke kommt, dafür aber mit deftigem Humor und reichlich Charme punkten kann. Dazu kommen hochsommerliche und absolut traumhafte Kulissen der Inselwelt Griechenlands. Hier scheint immer die Sonne, die Leute wirken befreit und Ouzo sowie Metaxa fließen in Strömen.

 

Mittendrin ein 38-jähriges unselbstständiges Muttersöhnchen aus Wien, der das Erbe seines leiblichen Vaters antreten will während die Bewohner ihre eigenen Intressen verfolgen. Sicherlich, die Komödie ist massiv mit Klischees über die Griechen (leben mit fremden Geld dank Euro-Rettung durch die EU oder sind auf verschmitze Art unehrlich) überladen und setzt diese auch schamlos ein um lusitg zu sein, dennoch gibt es genug Momente in denen herzhaft gelacht werden kann. Die fehlende Tiefe der Charaktere, welche zudem äußerst eindimensional und nicht wandelbar wirken, mag über weite Strecken als unterhaltender Faktor nützlich sein, gegen Ende des Films wünscht man sich dennoch etwas glaubhaftere Figuren denen man auch glaubt nun andere Menschen zu sein. Der Cast macht seine Sache hingegen wirklich gut und schafft es über weite Strecken den Figuren Leben einzuhauchen. Spielfreude inkl.

 

Optisch an sich ziemlich solide gefilmt bleibt dennoch als Makel eine gewisse TV-Format-Qualität im Sinne von "Das Traumschiff" hängen, insbesondere aufgrund des Handlungsverlaufes. Dennoch ist es erfreulich auch mal diese Art von Film auf der großen Kinoleinwand sehen zu können. Nicht unerwähnt soll der schöne Soundtrack mit Songs etwa von Seiler&Speer bleiben, weswegen die Komödie neben des Sprachdialekts stets ihre österreichische Herkunft offen zeigt. Auf jeden Fall bekommt man nach diesem kurzweiligen, seichtem und heiterem Werk durchaus Lust auf einen Besuch beim Griechen mit anschließendem Urlaub auf einer der wunderschönen Inseln. Und sind wir mal ehrlich, Ouzo und Olivenöl sind doch die leckersten Exportschlager des Mittelmeerlandes.

 

Fazit: Bestimmt nicht die kreativste Handlung, aber Sonne, Meer und der charmante Cast machen "Griechenland oder Der laufende Huhn" trotzdem zu einem angenehm unterhaltsamen Kinofilm.

 

Bewertung:

Genre: 6.5 von 10 Punkten

Gesamt: 6 von 10 Punkten

 

Indiana Jones und das Rad des Schicksals (Abenteuer/Action)

 

Im Jahr 1969 steht für Indy (Harrison Ford) eine neue Ära ins Haus: seine Pensionierung. Vielleicht kommt die gerade zur rechten Zeit, denn der Archäologe ringt ständig damit, sich in einer Welt zurecht zu finden, die ihm über den Kopf gewachsen zu sein scheint. Doch der alternde Professor und Abenteurer wird trotzdem wieder in ein gefährliches Abenteuer verwickelt. Vor dem Hintergrund des sogenannten Wettlaufs ins All im Kalten Krieg zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion ist Jones von der Tatsache beunruhigt, dass die US-Regierung ehemalige Nazis rekrutiert hat, um den wortwörtlichen Griff nach den Sternen zuerst zu vollziehen. Einer von ihnen ist Jürgen Voller (Mads Mikkelsen), der am Mondlandungsprogramm beteiligt war und die Welt nach seinen eigenen Regeln zu einem besseren Ort machen will. Indiana Jones wird auf seiner Reise von seiner Patentochter Helena Shaw (Phoebe Waller-Bridge) begleitet.

 

Ein letztes mal Indiana Jones auf der großen Leinwand, ein letztes mal jagt der charismatische Professor ein historisches Artefakt und ein letztes mal kämpft er gegen Nazis und deren Ansprüche auf die Weltherrschaft. 15 Jahre nach dem letzten Abenteuer kehrt Harrison Ford zum finalen Akt der Reihe zurück, diesmal im Jahr 1969 direkt nach der Mondlandung spielend sowie ein paar tragischen Ereignissen mit denen Indy nun umgehen muss. Nach einem kleinen aber feinem Intro (natürlich während des Zweiten Weltkrieg mit einem am PC verjüngten Jones) in dem die Vorgeschichte zur eigentlichen Handlung erzählt wird springt das Geschehen nach 1969 um dort mit rasantem Tempo die Jagd nach einem wundersamen Stück von Archimedis zu eröffnen. In dessen Grab ist übrigens ein Flugzeug mit Propeller eingemeiselt und er trägt ne Armbanduhr. Verrückte Idee

 

"Indiana Jones und das Rad des Schicksals" ist von der Struktur her aufgebaut wie jeder Film der Reihe und orientiert sich zudem an bekannten Abläufen. Das lieben die Fans und warum sollte man beim (vermeintlich, da in Hollywood alles möglich ist) Finale auch neue Wege gehen, wenngleich etwas mehr Mut dem Ganzen sicherlich gut getan hätte. Diesen bekommt der Zuschauer dann in letzten Filmdrittel zu spühren als plötzlich (ACHTUNG SPOILER) mit Zeitreisen um sich geworfen wird. Ja Himmel, will das Drehbuch nun etwa einen auf "Fast&Furious" machen und völlig absurde Wege einschlagen?

 

Phasenweise ist man auch ganz schamlos dabei dies zu tun, betrachtet man nur diese riesige Schlacht als finalen Actionpart. Ziemlich unrealistisch sind die vielen Aale im Wrack (und Skelete wird man im Wasser nach hunderten Jahren auch keine mehr finden) sowie das ganze und teils riesige Ungeziefer in der Höhle auf Sizilien. Allgemein jedoch macht der Film einen optisch sehr wertigen Eindruck mit guten Effekten und ebenfalls schön anzusehender Action  die sich stets in einem Rahmen bewegt welchen jeder Indiana Jones Fan kennt und liebt. Also bleibt man auch hier den anderen Teilen treu und macht wie übrigens häufig im Film vieles nochmal genauso wie damals. Indy hat bsp immer noch Angst vor Schlangen während er immer wieder einen Weg zu finden scheint nicht zu sterben.

 

Neben alten Weggefährten (Etwa Sallah) wird wie immer eine neue relevante Hauptfigur eingeführt, diesmal Helena Shaw (Tochter von Basil). Als Bösewicht agiert diesmal Mads Mikkelsen, dessen Charakter deutlich an Wernher von Braun angelegt ist (beruflich, thematisch und historisch), der seine Sache äußerst ordentlich macht obwohl Jürgen Voller ziemlich eindimensional bleibt. Ford (Respekt das er sich mit 80 Jahren noch derat ins Zeug legen kann und will) gelingt es bei seinem letzten Indy-Abenteuer regelmäßig den bekannten Charme seiner Figur aufleben zu lassen während Phoebe Waller-Brigde Ihren Charakter ziemlich interessant spielt. Warum man jedoch mit dem Teenager Teddy noch eine neue Rolle eingebaut hat erschließt sich mir nicht ganz. Bei weitem kommt dieser nicht an den äußerst liebevollen Shorty aus "Indiana Jones und der Tempel des Todes" heran und ist trotz seiner grundsätzlich sympathischen Art eher ein Fremdkörper.

 

Mit kleinen Nebenauftritten kehren John Rhys-Davies als redefreudiger Sallah und Karren Allen alias Marion nochmals in Ihre Rollen zurück wodurch es den Machern zweifelsfrei gelingt Nostalgie zu schühren. Vielfach kommt die Handlung aber nur dann voran wenn eine der Figuren etwas falsch macht oder zufällig zur falschen Zeit am falschen Ort ist, was zwar nicht neu innerhalb der Reihe ist aber mittlerweile arge Abnutzungserscheinungen mit sich bringt. Experimente im Bezug auf den Ablauf werden keine gemacht und größtenteils besitzt der Film eine solide Handlung, lässt man mal die Zeitreisethematik zum Ende hin außen vor.

Am Ende hat die Story doch einiges was man kritisieren (gerade die vielen Ungenauigkeiten) kann, der Nostalgiefaktor sieht letztendlich dann doch.

 

Fazit: Das letzte Indiana Jones Abenteuer erfindet die Reihe keines wegs neu, macht vieles einfach nochmal und wird letztendlich doch sehr vom Nostalgiefaktor getragen.

 

Bewertung:

Genre: 7 von 10 Punkten

Gesamt: 7 von 10 Punkten

 

Memory of Water (Sci-Fi/Thriller)

 

In einer fast wasserlosen Welt der Zukunft wird frisches Wasser zum Privileg einiger weniger. Alles hängt dabei an den sogenannten Teemeistern, die seit Jahrhunderten die Bewahrer natürlicher Quellen sind. Die junge Noria (Saga Sarkola) ist die Tochter eines solchen Teemeisters in einem kleinen Dorf. Als ihr Vater stirbt, findet sie sich allein mit der gefährlichen Verantwortung wieder, eine verborgene Quelle zu bewachen, die Leben retten – oder Menschen zum Töten provozieren kann. Da der Krieg der Menschen sich ausbreitet und die Bürde nun an ihr haftet, begibt sie sich auf eine gefährliche Reise, um den Quell des Lebens und ihr Dorf zu retten.

 

 

 

 

Eine dystopische und leblose Zukunft ohne Pflanzen und Tiere in der Wasser so knapp ist das das Militär Menschen erschießt welche das kostbare Nass klauen scheint im reichen Europa von heute unvorstellbar. Dennoch ist der finnische "Memory of Water" keine reine Fiction und aufgrund seiner bodenständigen Erzählweise ungemein authentisch. Besonders in Zeiten des menschengemachten Klimawandels und aufkommender Konflikte um Ressourcen erscheint das Werk tagesaktuell. Denn schon heute sorgt eine nicht vorhandene Infrastuktur mit Wasser in vielen Teilen der Welt dafür das Menschen Ihre Heimat verlassen oder sich darum streiten wem nun das Wasser gehört. Auf der anderen Seite wissen unzählige Erdbewohner nicht zu schätzen wie wertvoll Trinkwasser in Wahrheit doch ist.

 

Ist "Memory of Water" daher auch ein gesellschaftskritisches Werk mit düsterem Ausblick? Ganz kann man diese Theorie leider nicht entkräften, zumal die Handlungsorte doch schon eine deutliche Sprache sprechen und keineswegs realitätsfremd erscheinen.

Die Kulissen sind in Grautöne getaucht, karg, staubig, steinig und wirken fast wie eine unbewohnbare Mondlandschaft. Die wenigen Überlebenden werden von Soldaten unterdrückt und basteln sich aus Schrott alles zum Leben. Ohne die ganz großen Effekte ausgestattet sieht die Welt von "Memory of Water" dennoch real aus während die Handlung stets nah an den Hauptfiguren bleibt.

 

Dadurch geht sicherlich etwas vom eigentlichen Gedanken verloren, versteift sich die Erzählung immer wieder auf das Schicksal seiner zentralen Figur. Jedoch war es den Machern um Regisseurin Saara Saarela ein Anliegen eben jene zwischenmenschlichen Konflikte ausführlich zu thematisieren, welche in solch einer düsteren und dystopischen Zukunft ohne ausreichend frisches Wasser auf unsere Gesellschaft zukommen werden. Es ist ohnehin beschämend das das Recht auf sauberer Trinkwasser noch kein offizielles Menschenrecht ist und vielerorts das lebenswichtige Elixier Großkonzernen überlassen wird welche damit jährlich Milliardengewinne erwirtschaften können.

 

Immerhin fällt das Finale durchaus emotional aus, gibt Hoffnung auf Menschlichkeit und beweist dann doch wie effektiv Social Media auch in Zukunft sein kann. Obendrein überzeugt der Cast mit gutem Schauspiel welches genau die Tonalität des Films trifft.

 

Fazit: Der Kampf ums Wasser mag heute noch wie Zukunftsmusik erscheinen, im finnischen Sci-Fi Thriller "Memory of Water" ist das Alltag. Ein phasenweise starker Film mit zwischenmenschlichen Konflikten innerhalb einer düsteren und leblosen Welt.

 

Bewertung:

Genre: 7 von 1,0 Punkten

Gesamt: 7 von 10 Punkten

 

Renfield (Horror/Komödie)

 

Renfield (Nicholas Hoult) ist schon jahrhundertelang der gequälte Gehilfe des narzisstischen Dracula (Nicolas Cage). Anders als beim dunklen Graf wird Renfield eines Tages seinem Leben überdrüssig. Zu lange schon beschafft er die Beute seines Meisters und befolgt dessen Befehle, egal wie unwürdig diese auch ausfallen mögen. Er begibt sich daraufhin in eine Selbsthilfegruppe und versucht sein Leben in die Hand zu nehmen, um nicht länger im Schatten von Dracula verweilen zu müssen. Nachdem er feststellt, dass er auf ewig an den Fürsten der Finsternis gebunden ist, gilt es erst einmal herauszufinden, wie er diese Co-Abhängigkeit brechen kann. Unterstützung erhält er dabei von Rebecca Quincy (Awkwafina), die er aus der Selbsthilfegruppe kennt. Es folgt ein Kampf gegen die Zeit, um sich aus den Fängen seines Herrschers zu befreien...

 

Kaum ein Schauspieler ist derat vielseitig wie Nicolas Cage. Der Oscar-Gewinner und Actionstar der 90er Jahre wollte jedoch schon immer mal den Herrn der Finsternis, Graf Dracula, verkörpern was zugegeben deshalb verwunderlich erscheint, da der Vampir von Bram Stoker nahezu perfekt zu Cage passt. Egal wie viele Dracula-Filme es schon gab, diese Richtung ist wirklich mal erfrischend trotz etwas zu oberflächiger Handlung. Zum Glück ist Nicolas Cage mittlerweile wieder so gefragt dass Universal Pictures 65 Mio Dollar in die Hand genommen sowie interessante Darsteller an dessen Seite gestellt hat damit wir eine abgedrehte Horror-Komödie im Kino bestaunen dürfen.

 

In der phasenweise äußerst blutig (und manchmal sehr ins Splatter-Genre abdriftenden) Horror-Komödie "Renfield" darf Nicolas Cage nun endlich den Blutsauger aus der Walachei spielen, wobei sich die Story überwiegend um dessen von mangelndem Selbstwertgefühl geplagten aber jahrhunderte lang treu ergebenen Diener Renfield (von Nicholas Hoult sehr authentisch gespielt) dreht. Nebenbei erzählt das Werk von Chris McKay noch zwei netten Nebenhandlungen wodurch der eigentliche Plot weder auf- noch abgewertet wird. So darf Polizistin Rebecca als die einzig gute Polizisten im von Korruption verseuchten Polizeiapparat von New Orleans Ihren ganz persönlichen Rachefeldzug mitsamt böser Wortwahl ausleben während eine mafiaähnliche Gangsterfamilie in Dracula einen ungewöhnlichen Verbündeten findet.

 

Seine besten Momente hat "Renfield" immer dann wenn Dracula und sein Diener zusammen in Action sind (eines der Highlights ist sicherlich die Szene in Renfield's neuer Wohnung) aber auch sobald Köpfe zertreten oder Arme ausgerissen werden (die danach als Speere missbraucht ungemein witzig inszeniert sind) während das Blut nur so umherspritzt. Hier und dan blitzen ganz leicht mal ernstere Themen (Kriminalität in amerikanischen Großstädten, Korruption innerhalb der Polizei aber auch die Wichtigkeit von Selbsthilfegruppen) auf, welche der Film evtl einen Tick präsenter hätte zeigen dürfen. Zu kurz kommt dabei keinesfalls ein spitzer wie auch bitterböser Humor, der aufgrund des tollen Casts außerordentlich gut funktioniert.

 

Gerade Cage hat verdammt viel Spaß an seiner Rolle was man auf der Leinwand in jeder Sekunde sieht und noch mehr spührt. Wie in besten Zeiten variiert der Hollywood-Star mit seinem Schauspiel und zeigt dabei besonders ausdrucksstarke Gesichtszüge.Hinzu gesellen sich weit aufgerissene Augen und punktuelles Overacting der unterhaltsamen Art. Diese narzisstische, überdrehte und extrovergierte Außendarstellung des Vampirfürsten ist schon einzigartig und kann in dieser Form nur von Cage verkörpert werden.So hat man Dracula auf jeden Fall noch nie gesehen und durch ein kleines Hintertürchen lässt es McKay zu, die Geschichte in einem anderen Film weiterzuerzählen.

 

Dann bitte gerne noch mehr von Awkwafina, die für meinen Geschmack zu wenig Screentime bekommt obwohl die Rapperin Ihren Part verdammt geil rüber bringt. Zwar mag die Rolle einer rechtschaffenden Polizisten sicherlich nicht das höchste der Gefühle sein und zudem auch generische Züge aufweisen, aber wie diese hier von Awkwafina interpretiert wird ist schon ziemlich nice anzusehen. Immer wieder als Erzähler aus dem Off fungierend beweist Nicholas Hoult als titelgebender "Held" sein Talent, wobei es 1-2 Szenen gibt in denen er eine Note zu blass und vorhersehbar spielt.

Getaucht ist der Film übrigens in eine zuweilen düstere Bildsprache mit wenig Farbkontrasten bei soliden CGI-Effekten sowie einem tollen Soundtrack.

 

Fazit: Nun hat Nicolas Cage endlich seine Traumrolle bekommen und ist der Garant dafür warum die blutige Horror-Komödie "Renfield" nicht nur für seine Fans sehenswert ist.

 

Bewertung:

Genre: 7.5 von 10 Punkten

Gesamt: 8 von 10 Punkten

 

 

 

Beau is Afraid (Komödie/Thriller/Drama)

 

Beau (Joaquin Pheonix) ist erfolgreicher Unternehmer und leidet zugleich an einer schweren Paranoia, die nicht zuletzt sehr wahrscheinlich im Zusammenhang mit seiner komplizierten Beziehung zu seiner mittlerweile nicht mehr lebenden Mutter steht. Dass er seinen Vater nie kennenlernte, ist der Stabilität seiner Psyche auch nicht unbedingt zuträglich. Zwar sucht sich Beau Hilfe bei einem Therapeuten, der ihm auch ein paar vermeintlich heilbringende Medikamente gegen seine Paranoia verschreibt. Aber so richtig ändert sich an seiner Situation nichts. Ganz im Gegenteil: Während Beau in die alte Heimat reist und währenddessen immer mehr den Verstand zu verlieren scheint, bricht um ihn herum die Realität zusammen. Er wird in eine Welt irgendwo zwischen Traum und Wirklichkeit geworfen, in der er nicht nur mit seinem jüngeren Ich konfrontiert wird, sondern sich auch seiner Person im hohen Alter stellen muss...

 

Nach seinen beiden meisterlichen Langfilmen "Hereditary" und "Midsommar" (der für der beste Horrorfilm der letzten 20 Jahre ist) sowie den Ankündigungen zu "Beau is Afraid" hat Ari Aster die Messlatte extrem hoch gelegt womit der 36-jährige Regisseur schon jetzt zu den bedeutensten Filmemachern der Neuzeit gilt. Das knapp 3-stündige Werk (Aster sprach anfangs sogar mal von 4 Stunden) ist sein wohl experimentelster wie auch mit Abstand skurrilster Film, den man schwer einordnen kann. Ich möchte auch gar nicht allzu viel zum Inhalt sagen, soll doch jeder so unvorbereitet wie möglich die Kinovorstellung besuchen. Ausnahmsweise verraten die Trailer zum Glück nicht wirklich was die gut 180 Minuten bereithalten werden.

 

Gewissermaßen handelt es sich um einen albtraumhaften Psychotrip in drei Akten, der vom Publikum neben reichlich Sitzfleisch auch seelisch ungemein viel abverlangt. Ungelogen ist man am Ende des schwarzhumorigen Psycho-Thriller-Horror-Dramas nervlich fix und fertig, wobei das Finale ungemein viel Interpretationsspielraum lässt. Aber auch die unkonventionelle Erzählweise von Ari Aster dürfte hier eine Rolle spielen, zumal "Beau is Afraid" (der Filmtitel ist eine ziemliche Untertreibung und besitzt damit sicherlich satirische Züge) ungemein verstörend Bilder (etwa die bürgerkriegsähnlichen Zustände auf den Straßen inkl. splitternacktem Serienkiller) liefert, und das quasi über die gesamte Laufzeit. Apropos Lauflänge, diese fällt trotz der zahlreich zu entdeckenden Details, man muss den Film wie schon auf Aster's Vorgängerfilme schlichtweg mehrfach schauen um wirklich alle Anspielungen oder Hinweise zu erkennen, bestimmt 15 Minuten zu lange aus.

 

So zieht sich das Geschehen an ein paar Stellen doch etwas zu sehr weshalb das Publikum auf seine "Belohnung" doch einen Hauch zu lange warten muss. Nichtsdestotrotz gibt es bei "Beau is Afraid" aufgrund seines Aufbaus in drei Akten verdammt sehenswert geworden.

Besonders die erste Stunde ist verdammt großes Kino und lässt das Publikum sprichwörtlich am ganzen Körper spühren was es bedeutet unter psychischen Problemen zu leiden. Dagegen schraubt Aster im Mittelteil nicht nur den schwarzen Humor weit nach oben sondern schickt seinen Protagonisten auf eine völlig absurde wie verrückte Reise mit ganz besonderen Auswüchsen zum Thema "Liebe".

 

Der finale Akt ist dann reinstes Experimentalkino welches den Zuschauer nun intelektuell maximal fordern wird. Gerade wie Aster bei allen Parts mit den Kulissen spielt und diese direkt sowie konsequent in seine Handlung einbaut zeugt davon welch ungemein viel Talent der Filmemacher besitzt und qualitativ schlicht ein enorm hohes Level halten kann. Zudem baut der Regisseur und Autor wie schon bei "Midsommar" und "Hereditary" punktuell harte Horrorelemente in seine Erzählung ein, welche außerdem optisch verdammt geil und handgemacht aussehen. Als im Finale jemand nach unten stürzt hat dies zweifelslos Ähnlichkeit mit jener Szene aus "Midsommar" als die beiden Dorfältesten in den Freitod stürzen.

 

Getragen wird der Film von einem Joaquin Pheonix, der seine eh schon fantastische Leistung aus "Joker" sogar nochmal steigern kann und bei der nächsten Oscarverleihung auf jeden Fall um den Preis des besten Hauptdarstelllers mitreden darf. Seine Präsenz in Verbindung mit unfassbar facettenreichem Schauspiel suchen in der Filmwelt auf jeden Fall seinesgleichen. Und dennoch gehen die restlichen Darsteller aufgrund der wuchtigen Dominanz von Phoenix nicht unter sondern spielen Ihre Parts ebenso authentisch wie ausdrucksstark. Dies liegt aber auch daran, dass Ari Aster ein herausragender Autor ist, der genau weiß wie seine Figuren zu sein haben, inkl. ausführlicher Charakterbeschreibung samt Tiefe. Übrigens braucht es nicht mal die ganz großen Erklärungen warum etwa Beau so ist wie er eben ist, hier sprechen Bilder, Inszenierung und Acting schlicht für sich selbst.

 

Eine Bitte zum Ende: Gebt euch diesen Film unbedingt ohne vorher allzu sehr darüber zu lesen, kann dieser doch nur so am besten auf jeden einzelnen wirken. Daher auch meine ausnahmsweise sehr spoilerfreie Review im Bezug auf die Handlung

 

Fazit: Ari Aster hält sein qualitatives Level zweifellos in atemberaubenden Höhen und schenkt uns mit "Beau is Afraid" einen ganz speziellen wie auch verstörenden Psychotrip über knapp 3 Stunden

 

Bewertung:

Genre: 8.5 von 10 Punkten

Gesamt: 8 von 10 Punkten

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Kilimandscharo - Diesmal mit Krücken (Dokumentation)

 

Nach einem Gleitschirmunfall ist der Bergsteiger Thomas Lämmle zuerst gelähmt sowie an den Rollstuhl gefesselt und später auf Krücken angewiesen, doch von seinem Traum, nochmals den Kilimanjaro zu besteigen, hält ihn das nicht ab. Der Dokumentarfilmer Michael Scheyer begleitete das Projekt im Jahr 2021 zusammen mit einer bunt zusammen gewürfelten Truppe.

 

 

Bergsteigen und Extremsport haben ihre eigene Faszination und sind für viele Menschen ein zentrales Element im Leben. Auch für Thomas, der schon unzählige Male die ganz großen Berge dieser Welt bestiegen hat bevor Ihn ein schwerer Unfall für eine gewisse Zeit an den Rollstuhl gefesselt hat. Von vielen Medizinern abgeschrieben rät Ihm genau eine Ärztin in der Reha-Klinik eben nicht auf die Worte Ihrer Kollegen zu hören, zumal er doch einen immens großen Willen besitzt. Und genau das ist wohl die zentrale Aussage von "Kilimandscharo - Diesmal mit Krücken".


Die ungemein spannende wie auch interessante und sehr persönliche Doku von Michael Scheyer begleitet eine bunt zusammen gewürfelte Truppe bei Ihrem Aufstieg auf das Dach von Afrika, wobei Thomas diesen mit Krücken gewältigen will. Knapp 6000 m hoch und in einer Mehrtages-Tour absolviert ist dies ein für Außenstehende verrücktes Unterfangen, doch wie die Doku eindrucksvoll zeigt ist alles eine Frage des Willens. Dabei vergisst der Film von Scheyer zu keiner Zeit neben seinem Protagonisten auch die anderen Mitglieder der Gruppe sowie alle Träger bzw. Guides zu Wort kommen zu lassen. Schließlich kann man nur gemeinsam dieses Ziel erreichen, insbesondere wenn man bestmöglich auf die Gefahren hingewiesen und mit zahlreichen Tricks ausgestattet wird.

 

Als Zuschauer wird man Teil des Teams und darf sich über jede Menge wunderschöner Landschaftsaufnahmen des höchsten Berges Afrikas freuen. Unterschiedliche Klimazonen mit entsprechender Vegetation sind ebenso ein Zeichen dieser herausragenden Landschaft wie das gesamte Panorama. Wie es sich gehört packt der Filmemacher noch einige sehr nachdenkliche Kommentare bzw. Worte in seinen Bericht, welche neben gesellschaftlichen auf sozialpolitische Aspekte aufweisen. Darunter auch Tatsachen wie das Privileg als Westeuropäer während der Corona-Pandemie zeitnah eine Impfung erhalten zu haben während ärmere Länder wie Tansania bzw. der gesamte afrikanische Kontinent länger warten mussten.

 

Gerade solch ungemein wichtigen Einwürfe machen eine augenscheinlich auf einen Protagonisten zugeschnittene Doku authentisch und informativ. Diesen Mehrwert zu liefern sollte immer der Anspruch eines Filmemachers in diesem besonderen Gerne sein.

Michael Scheyer will eben einen gesamtheitlichen Blick zeigen, der natürlich davon geprägt wird wie ein medizinisches Wunder zustande gekommen ist. Optisch gefallen vorallem der intime Einblick in die Tagesabläufe sowie der regelmäßige Schwenk auf die jeweiligen Landschaften.

 

Fazit: Wenn diese Doku eines besonders ausgeprägt in den Fokus rückt dann die Tatsache das man im Leben vieles über den Willen bzw. Motivation erreichen kann auch wenn es anfangs ganz anders scheint.

 

Bewertung:

Dokuwertung: 8 von 10 Punkten

 

Das Lehrerzimmer (Drama)

 

Carla (Leonie Benesch) ist Mathematik- und Sportlehrerin und nicht nur neu an ihrer Schule, sondern überhaupt im Beruf. Kaum angekommen, stellt sie fest, dass dort gestohlen wird. Nun könnte sie sich mit diesem Zustand abfinden, aber genau das will sie eben nicht tun. Getrieben von ihrem noch ungebrochenen Idealismus beginnt sie zu ermitteln und stößt dabei insbesondere bei ihrem Kollegium, den Eltern und ihren Schülern auf Unverständnis. Dazu kommt, dass die Hauptverdächtige ausgerechnet die Mutter ihres Schülers Oskar (Leo Stettnisch) ist. Da beginnt Carla zu merken, dass ihre Idealvorstellung kaum mehr mit der Realität zu vereinbaren sein wird.

 

 

 

 

 

Das Lehrerzimmer, ein fast schon mystischer Ort wie Stonehenge und für Schüler in der Regel ein Taburaum. Zu meiner Schulzeit war man schon froh wenn es nicht zum Rektor ging, dessen Zimmer übrigens direkt neben dem seiner Lehrer lag. Das gleichnamige wie bitterböse und absolut eindringliche Drama "Das Lehrerzimmer" lässt dort Träume einer jungen Lehrerin wie ein Ballon platzen während der Zuschauer ein beängstigendes Bild einer Gesellschaft, unserer Gesellschaft, bekommt in der Moral und Ehrlich- sowie Offenheit nur noch leere Phrasen sind. Der Vergleich ist übrigens ziemlich treffend, zumal unterschiedliche Meinungen wie Tsunamis aufeinander treffen und ein konstruktiver Konsens schier unmöglich scheint, besonders wenn die Fronten derat verhärtet scheinen.

 

Idealismus, vorallem der eigene, kann dabei so schnell nach hinten losgehen und ist nicht mit dem Beruf des Lehreres vereinbar lautet die durchaus provokante Message von Ilker Çatak's realitasnahmen Dramas, wodurch der Regisseur seine eigene Art findet ein innerlich kaputtes System bildgewaltig öffentlich zu machen. Denn auch die Jugend hat sich wie alles verändert und wird von so vielen Seiten beeinflusst. Dabei ist "Das Lehrerzimmer" ein eigentlich leiser und tempoarmer deutscher Film, dessen unzähligen Details wie Nadelstiche ihre Wirkung entfallten. Spielend leicht zeigt das Werk so wichtige Themen wie Alltagsrassimus, Mobbing und Gewalt auf, obwohl diese aufgrund der Bildsprache eigentlich nur eine Nebenrolle spielen.

 

Nicht zu vergessen ist zudem der Lehrermangel, dessen Konsequenz darin besteht das viele Klassen mehr von Vertretungslehrern beschäftigt werden als von den eigentlich zugewiesenen. Fallen nur ein oder zwei Kollegen aus bricht das Kartenhaus zusammen. Übrigens ist dieses Problem schon länger bekannt, aber die Politik der einzelnen Bundesländer schafft es einfach nicht gegenzusteuern. Dass zudem die Klassen viel zu groß sind und der Anteil an Schülern mit Migrationshintergrund teilweise extrem hoch ausfällt vergisst Catak ins keinster Sekunde.

 

Das macht den Film am Ende nur noch schockierender, eben weil alle Räder ineinander greifen und die Bilder so authentisch wirken. Gefilmt übrigens im sehr wirkungsvollem 4:3 Format überzeugt Hauptdarstellerin Leonie Benesch als Frau Nowak (deren Eltern Anfang der 80er aus Polen eingewandert sind) mit Ihrem feinfühligen Spiel an dessen Ende der tiefe Einblick in die Psyche einer jungen Lehrkraft steht, der stellvertretend für so viele Ihrer Kollegen/Kolleginnen steht. Trauriger Höhepunkt ist wohl der Moment als der 12-jährige seiner Lehrerin mit deren Laptop eine Überzieht und diese den Vorfall bewusst verschweigt. Einzig wirklich nennenswerter Negativpunkt des Films ist die Tatsache das Carla über die gesamte Zeit Gendersprache benutzt, was nun wirklich nicht hätte sein müssen.

 

So bleibt die Frage: Wie kaputt kann ein System sein, dass eigentlich dafür da ist unsere Kindern beim Erwachsenwerden zu begleiten, deren Talente fördern sowie Wissen vermitteln sollte? Und sind die heute gültigen Lehrpläne noch zeitgemäß? Will man unter solchen Umständen überhaupt noch Lehrer werden?

Vielleicht sollten sich die Verantwortlichen in der Politik "Das Lehrerzimmer" intensiv ansehen damit die bekannten Probleme nicht weiter beschönigt oder unter den Tisch gekehrt werden. Ach ich merke schon, mein Idealismus kommt wieder zum Vorschein...

 

Fazit: Wenn Idealismus auf die harte Realität trifft kann dieser nur zerschellen wie ein Flugzeug an einer Bergwand. Das Drama "Das Lehrerzimmer" ist ein durchweg kritischer Film zum heutigen Schulsystem in Deutschland und zeigt dabei wie schnell junge, motivierte Lehrkräfte am System gewissermaßen scheitern.

 

Bewertung:

Genre: 9 von 10 Punkte

Gesamt: 9 von 10 Punkte

 

 

Evil Dead Rise (Horror)

 

Beth (Lily Sullivan) reist nach Los Angeles, um ihre ältere Schwester Ellie (Alyssa Sutherland) zu besuchen. Dort angekommen, trifft sie voller Freude auf die drei Kinder von Ellie. Die total vernachlässigte Wohnung, aber auch ein seltsames Buch, das in den Mauern des Gebäudes versteckt war, bereiten ihr jedoch große Sorgen. Was sie zu dem Zeitpunkt noch nicht weiß: Es handelt sich dabei um das Necronomicon Ex-Mortis oder anders gesagt das Buch der Toten, welches das Böse heraufbeschwört und Dämonen auf die Einwohner loslässt. Beth und Ellie werden fortan mit ihren schlimmsten Albträumen konfrontiert, die sich als sogenannte Deadites manifestieren. Die Wesen, die sich an den Seelen lebender Kreaturen ergötzen, verlangen den Frauen alles ab. Doch nicht nur das: Als der Punkt gekommen ist, an dem sich beide Schwestern entzweien, muss Beth all ihre Grenzen überwinden, um sich und die Kinder beschützen zu können..

 

Auch wenn seit dem letzten Film 10 und dem Orginal nun schon über 40 Jahre vergangen sind haben Horrorfans weltweit sehnlichst darauf gewartet wie es im "Tanz der Teufel" Universum weiter geht. Das es 2023 auch ohne Bruce Campbell alias Ash und Sam Raimi auf dem Regiestuhl klappt ist umso bemerkenswerter da sich die Filmreihe damit nicht ins Abseits schießt sondern erstaunlich frisch rüber kommt. Natürlich sind beide trotzdem an Bord und fungieren als Produzenten, womit ein gewisser Einfluss einhergeht. Dank des durchaus offenen Endes dürfen Fans in einer potentiellen Fortsetzung darauf hoffen Ash nochmal als Dämonenkiller sehen zu können.

 

Mit "Evil Dead Rise" kommt nun der mit Abstand blutigste, brutalste und ekligste Teil der Reihe, dank dem man als Genrekenner endlich wieder im Kino gruseln darf, und das nicht weil der Horror so mies sondern ungemein grauenvolle Gefühle hervorrufen kann. Wie schon "Scream" wechselt das Geschehen von der altbekannten Hütte im Wald in ein abgefucktes Hochhaus nach Los Angeles, wo die Mutter des Grauen Ihre volle Wirkung entfalten kann. Nicht nur fängt der Horrorfilm extrem brutal an (die Hintergründe der Anfangsszene werden ganz am Ende offenbart) sondern zieht im Laufe seiner 97 Minuten immer weiter an um in einer Blutorgie mit geschredderten Menschenteilen seinen absoluten Höhepunkt zu erreichen. Wenn man hier etwas kritisieren will dann nur die Tatsache das sich "Evil Dead Rise" einen Tick zu lange Zeit lässt um in Schwung zu kommen.

 

Sicherlich erfindet Regisseur Lee Cronin das Evil Dead Franchise nicht neu, aber sein Werk zeigt eindrucksvoll wie man Horror im Jahr 2023 richtig macht.

Wirklich nette Bezüge zum Orginal (Stichwort Kettensäge oder abgetrennte Gliedmaßen) schaffen einen Bezug zur orginallen Filmreihe, wobei "Evil Dead Rise" auch ganz gut für sich alleine stehen kann. Wer also meint die Aussage "Von den Machern des Orginal Schockers" sei reine PR und Lockmittel wird am Ende zweifelsfrei eines Besseren belehrt.

Richtig interessant ist zudem der Kulissenwechsel aus der Natur in die Großstadt aus dem der Film keinerlei Nachteile befürchten muss. Schließlich sind die Charaktere im heruntergekommenen Hochhaus ebenso von der Außenwelt abgeschnitten undd hilflos wie in den vorherrigen Teilen.

 

Starke Effekte, eine unheimlich düstere Atmosphäre und wahnsinnig viel Blut gepaart mit einem schrillen bis hochspannenden Soundtracks sorgen für ein audio-visuelles Horrorerlebnis wie man es lange nicht mehr im Kino hatte, vorallem wenn der Saal über Dolby Atmos verfügt. Eine ungemein tolle Kameraarbeit lässt das Publikum zweifelsfrei zum Teil der Handlung werden aus der man wohl nur so blutüberströhmt wie Beth und Danny entkommen kann. Daneben gefallen die Kostüme, das Make-up und schlussendlich ein unfassbar präsentes Colorgranding der Bilder, wodurch der Horrorfilm so verdammt düster und unheimlich auftreten kann.

 

Zuletzt kann der Cast um die wie im Rausch spielende Alyssa Sutherland über die gesamte Laufzeit überzeugen, wenngleich man den Charakteren durchaus etwas mehr Tiefe und Facetten hätte spendieren können. Gerade einige Entscheidungen der Kinder sind weder besonders logisch noch nachvollziehbar und dienen ausschließlich der Dramaturgie damit sich die Handlung nicht festfahren kann. Auf der anderen Seite ist vorallem Beth's Figur mega interessant, zumal die junge Frau private und berufliche Probleme hat und die Rückehr zur Ellie eigentlich heilsam sein sollte. Darf man der Schlussszene glauben schenken oder diese entsprechend interpretieren dann haben wir mit Beth auch eine sicherlich würdige Nachfolgerin von Ash an der Motorsäge.

 

Fazit: Endlich wieder mal ein Horrorfilm der dem Publikum das Blut in den Adern gefrieren lässt und als wahrer Schocker betitelt werden kann. "Evil Dead Rise" ist ungemein brutal, blutig und voller Ekelelemente wodurch man der "Tanz der Teufel" Reihe ordentlich aufpeppen kann.

 

Bewertung:

Genre: 8.5 von 10 Punkten

Gesamt: 8 von 10 Punkten

 

Roter Himmel (Drama/Romanze)

 

Während eines heißen Sommers kommen Nadja (Paula Beer), David (Enno Trebs), Leon (Thomas Schubert) und Felix (Langston Uibel) in einem abgelegenen idyllischen Ferienhaus an der Ostsee zusammen. Nachdem sie sich eingerichtet haben und einen unvergesslichen Urlaub planen, kommt plötzlich alles anders. Die schöne gemeinsame Zeit ist nicht auf Dauer, da wütende Waldbrände um sie herum eintreten, die schnell außer Kontrolle geraten. Nach und nach werden sie von den Flammen eingekesselt, was eine Flucht unmöglich macht. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt. Innerhalb des Hauses kommen sich die Menschen ebenfalls näher. Ihre Leidenschaft und Liebe zueinander können die Angst und Zweifel eine lange Zeit aufhalten, zumindest bis zu einem gewissen Punkt. So gehen die scheinbar letzten Stunden ihres Lebens ins Land, bis die unaufhaltsamen Flammenwände das Feriendomizil erreichen und der Tod vor der Tür steht..

 

Christian Petzold hat stets ein Händchen für ganz besondere Geschichten welche auf der Kinoleinwand trotz ihrer Stille eine Wucht entfalten können. Während Corona war sein "Undine" ein kleines Genrehighlight mit herausragenden deutschen Nachwuchsschauspielern. Mit Paula Beer arbeitet der Autor und Regisseur nun erneut zusammen wodurch "Roter Himmel" neben seines bodenständigen Humors voll leidenschaftlich tragisch bei herzzerreißender Liebe ausfällt. Auf eine emotionale Weise herrlich entschleunigend ist das im Kammerspiel-Charakter inszenierte sowie poetische Drama zu keinem Zeitpunkt klischeebehaftet oder auch nur einen Hauch kitschig sondern vielmehr absolut authentisch gehalten.

 

Als Kulissen dienen ein kleines Häuschen im Wald, das Meer nicht weit weg, sowie eine sonnengeflutete Strandpromenade was im ersten Moment nach Urlaub im Juni schreit. Doch näher kommende Waldbrände bedrohen das Idyll (die toten Tiere am Ende drücken maximal auf die Stimmung) während Petzold mit seinen facettenreichen wie auch tragischen Figuren überaus zärtlich umgeht. Mit diesen, jeweiligen Schicksalen ergibt sich eine betörend schöne Konstellation, welche gerade im finalen Akt als Tragödie enden muss. Eingeläutet wird diese durch einen unheimlichen Ascheregen, dessen Symbolwirkung erst im Nachgang offenbart wird.

 

Paula Beer sowie Thomas Schubert beweisen eindrucksvoll welches Talent beide besitzen und warum sie als goldene Zukunft des deutschen Films gelten. Es sind besonders deren interessant geschriebenen Charaktere mit denen sich Beer und Schubert im Vorfeld der Dreharbeiten augenscheinlich intensiv auseinander gesetzt haben. Während Nadja als aufgeschlossene, junge Frau mit ausgiebigen Sexleben in Erscheinung tritt (und dennoch niemals als Flittchen instrumentalisiert wird) ist Leon ein sensibler, in sich gekehrter sowie unsicher wirkender Schriftsteller, der sich derat in seine Arbeit stürtzt wodurch er sein Umfeld und entscheidene Details gar nicht mehr wahrnimmt oder wahrnehmen  kann.

 

Aber auch die anderen Darsteller bzw. Figuren tragen dazu bei, das "Roter Himmel" (der Titel ist nicht nur eine Floskel sondern bekommt in einer ganz besonderen Einstellung/Szene seine visuelle Daseinsberechtigung) ein von den Charakteren bestimmtes Drama ist, welches aufgrund seiner eher leisen Töne und tempoarmen Inszenierung eine ungeheuere Wirkung beim Zuschauer entfalten wird. Auch wenn etwa die Krebserkrankung des Verlegers oder die gleichgeschlechtliche Liebe zwischen Devid und Felix eher Randnotizen sind, tragen diese dennoch dazu bei, dass Petzold's Geschichte so lebensnah erscheint wie es nur möglich ist.

Die ruhige Art von "Roter Himmel" wird nicht jedem gefallen, aber Petzold's Film ist 2023 bisher der beste deutsche Film.

 

Auch wegen des traumhaften Soundtracks mit dem Titellied "In my Mind" von den Wallners. Insgesamt hält sich das Drama aber mit übermäßigem Musikeinsatz zurück, was schlichtweg die beste Entscheidung war. Während der Ton im allgemeinen sehr gut ausfällt tritt ein aktuell immer häufigeres Problem deutscher Filme punktuell zutage: man versteht einzelne Wörter oder Satzteile der Figuren nicht bzw. kaum, gerade im Fall von Paula Beer. Davon abgesehen ist "Roter Himmel" von vorne bis hinten ein zwingend sehenswerter Film, der ähnlich wie schon "Undine" unbewusst mit einer ganz eigenen Art von Fantasy-Motiven spielt.

 

Fazit: Der neue Film von Christian Petzold ist ein traumhaftes Werk über Freundschaft und gewissermaßen eine poetische Darstellung für brennende Liebe inmitten einer traumhaften Idylle die auf echtes Feuer trifft.

 

Bewertung:

Genre: 9 von 10 Punkten

Gesamt: 9 von 10 Punkten

 

Die Drei Musketiere: D'Artagnan (Historie/Drama)

 

D’Artagnan (François Civil) zieht es aus der verschlafenen Gascogne im Südwesten Frankreichs ins Herz der Nation: Paris. Dort schließt er sich den drei Musketieren des Königs – Athos (Vincent Cassel), Porthos (Pio Marmaï) und Aramis (Romain Duris) – an. Das Quartett will in einem von Religionskriegen gespaltenen und von der britischen Armee bedrohten Land für Stabilität Sorgen. Zunächst müssen sie aber gegen Kardinal Richelieu (Eric Ruf), der dunkle Pläne hegt, in die Spur gehen. Wirklich ernst wird es für D’Artagnan jedoch erst, als er sein Herz an Constance Bonacieux (Lyna Khoudri), eine Vertraute der Königin, verliert. Denn die Nähe zu ihr lässt auch zwielichtige Gestalten auf ihn aufmerksam werden. So hat es Milady de Winter (Eva Green) schnell auf sein Leben abgesehen.

 

Wer bisher dachte das große historische Eposfilme immer nur ein Produkt von Hollywood sind muss und wird anerkennen welch herausragende Bedeutung "Die Drei Musketiere: D'Artagnan" für die Qualität des europäischen Kinos haben kann. Während in Amerika ein Budget um die 30 Mio Dollar heutzutage quasi zum Standardprogramm gehören ist diese Summe für europäische Verhältnisse ein Megablockbuster, der sicherlich auch deshalb zustande kam da hier mehrere Länder beteiligt sind. Besonders Frankreich und Deutschland (in Form des ZDF und Constantin Film) haben wesentlichen Anteil daran, dass diese Neuadaption genügend Mittel bekommen hat, was man dem Werk von Martin Bourboulon auch in jeder Minute ansieht.

 

Als Start einer dreiteiligen Filmreihe ist das historische Drama über den bekannten Klassiker von Alexandre Duma ein ambitioniertes Projekt welches vorallem aufgrund seiner visuellen Aspekte überzeugen kann. Neben aufwendigen wie authentischen Kostümen sind es die vielen echten Drehkulissen mit denen Regisseur Martin Bourboulon sein Publikum ins Spätmittelalter des 17. Jahrhunderts zurückversetzt. Das Düstere jener Tage schneidet der Filmemacher betont nur punktuell an, zeigt aber auch die Diskrepanz zwischen den vielfach ärmlichen Bürgern und dem reichen Klerus oder Oberschicht samt Königshaus. Verpackt in wunderschöne Aufnahmen mit teils minutenlangen Takes ohne Schnitt ist die Kamera anfangs ein wenig zu unruhig, wird aber zunehmend sicherer.

 

Inhaltlich gönnt sich der oppulente 120-minüter den ein oder anderen Scherz, baut geschickt Humor ein und schafft die Balance zwischen ernsthafter Erzählung und lockerer Stimmung. Zu keinem Zeitpunkt driftet das Drama in Blödeleien oder unnötig übertriebener Gewalt ab womit sich ein schöner Handlungsfluss ergibt. Auch gelingt es Bourboulon relativ gut sein Publikum bei der Stange zu halten und sein 2 Stundenwerk wenn überhaupt nur mit sehr kurzen Längen zu inszenieren. "Die Drei Musketiere: D'Artagnan" braucht diese umfangreiche Laufzeit auch um neben seiner Story auch genug Momente zu generieren in denen wir die Charaktere kennen lernen können.

 

Bei der hohen Anzahl an Figuren ist es natürlich nicht möglich jedem/jeder einzelnen umfassend Screentime zu gönnen, zumal sich Teil 1 der Trilogie ja auch hauptsächlich um den jungen D'Artagnan kümmern soll, ist dieser doch gesondert im Filmtitel genannt. Dennoch bekommt das Publikum erste Eindrücke wie welche Charaktere ticken und wer wo Intrigen spinnt. Die Lust auf Teil 2 (kommt Ende des Jahres) wird definitiv geweckt, sicherlich auch dadurch dass die Handlung recht abrupt endet, wobei es sich lohnt beim Abspann sitzen zu bleiben, da es eine kleine Post-Credit Szene gibt. Handwerklich wie musikalisch ein beeindruckendes Werk europäischer Filmkunst mit wunderbarem Cast und einem authentischen Blick in eine vergangene Zeit und damit unserer Geschichte.

 

Richtig gut kommen dabei die vielen Intrigen jener Zeit zur Geltung, welche zwischen Kirche, Adel, Militär und König dafür sorgen dass die Neuadaption der Musketiere dramaturgisch nur ganz selten in die Trickkiste greifen muss. Ob der Romanzenteil zwischen Constance und D'Artagnan so dominant und fast schon kitschig zur Schau gestellt werden muss bleibt fraglich. Auf der anderen Seite brauchen solche Filme immer ein Liebespaar, dessen durchaus tragisches Schicksal beim Zuschauer besondere Emotionen wecken soll. Und der erlesene Cast aus vorallem bekannten französischen Schauspielern des Arthauskinos sowie Eva Green zeigt warum man hier auf Darsteller gesetzt hat die sich bereits mehrfach einen Namen mit Charakterrollen gemacht haben.

 

Fazit: Auch wenn die Geschichte der Drei Musketiere gefühlt schon 100x filmtechnisch adapiert worden ist beweist Martin Bourboulon mit seinem Epos das der Stoff wie gemacht für die große Kinoleinwand ist sofern das Budget und der Cast stimmen. Man darf auf die beiden weiteren Teile hoffen, welche Ende des Jahres bzw. 2024 kommen werden.

 

Bewertung:

Genre: 8 von 10 Punkten

Gesamt: 8 von 10 Punkten

 

Cocaine Bear (Komödie/Horror)

 

1985 stürzt ein randvoll mit Kokain beladenes Flugzeug irgendwo im Nirgendwo über den Wäldern Georgias ab. Sind die mehr als 200 Kilogramm Rauschgift und damit potenziell eine ganze Menge Geld also für immer verloren? Das will Drogenboss Syd (Ray Liotta) nicht wahrhaben und schickt seine Handlanger Eddie (Alden Ehrenreich) und Daveed (O'Shea Jackson Jr.) auf die Suche nach dem wertvollen Drogen-Gut.
Jetzt heißt es nur noch eins: überleben und hoffen, dass die pelzige Kampfmaschine irgendwann von ihrem Trip runterkommt. Doch der Bär ist auf den Geschmack gekommen und will immer mehr von dem weißen Pulver. Das bekommen auch Henry (Christian Convery) und Dee Dee (Brooklynn Prince) zu spüren. Die beiden Kinder haben die Schule geschwänzt, um einen Tag in dem Wäldern auf Erkundungstour zu gehen. Dabei stolpern sie über einen Teil der Drogenlieferung und geraten dadurch in den Fokus des Koks-Bären... 

 

Der wohl abgefahrenste Film des Jahres kommt von Universal Pictures und Regisseurin Elizabeth Banks. Der lose auf wahren Begebenheiten basierende Trashmovie "Cocaine Bear" ist eine wilde Tier-Horror-Komödie aus den Wäldern Georgias mit einem Bären voll auf Kokain. Mit etwa 35 Mio Dollar Budget für sein Genre extrem teuer sieht man in jeder Minute warum sich das Studio "Cocaine Bear" soviel hat kosten lassen. Gerade wie der völlig durchgedrehte Bär animiert ist macht richtig viel Spaß und zeigt wie man es richtig macht (anders als etwa bei "Ant-Man"). Liebevoll als teurer Trash betitelt darf man jedoch nicht vergessen wie wichtig es ist das es solche Filme in die finale Produktion und schließlich auf die Leinwand schaffen in Zeiten von gefühlt 20 Superheldenfilmen pro Jahr.

 

Darunter leidet natürlich etwas der Faktor "Blut" von dem es hier nur sehr dosiert etwas zu sehen gibt. Banks, auch als Produzentin am Werk, hatte bestimmt die Absicht ein breites Publikum anzusprechen, wirkt Ihr Werk doch verhältnismäßig bodenständig und ernst was Hardcore Fans definitiv kritisieren werden. Erfrischend ist die natürlich völlig absurde Handlung dennoch, sticht der zugedröhnte Schwarzbär doch gewaltig aus den überhand nehmenden Remakes doch wie ein Leuchtfeuer hervor. Besonderen Tiefgang sollte aber niemand erwarten, zumal die Story ja nur eine kreative Weiterspinnung der tatsächlichen Ereignisse ist.

 

Dennoch zünden fast alle Gags so wie sie sollen während die Charaktere zum Glück ziemlich klischeehaft sowie oberflächig rüber kommen. So muss das auch sein bei einem Trashmovie. Ebenso wie amüsante Dialoge mit wenig Tiefgang und bitterböse Slapstickeinlagen. Gleich zu Beginn gibts als Einleitung einen Wikipediaeintrag zu Braun- bzw. Schwarzbären was zusammen mit einem wirklich coolen 80er Jahre Score für großen Unterhaltungswert sorgt. Im Abspann wir zudem noch Aufklärungsarbeit über den tatsächlichen Verbleib der abgeworfenen Drogen betrieben bevor "Cocaine Bear" reichlich Bonusszenen während der Credits bereit hält.

 

Handwerklich macht Elizabeth Banks eigentlich vieles richtig wobei der Trashmovie gerade zu Beginn (schön sind hier die Orginaleinspieler von der Berichterstattung) ein wenig braucht um Fahrt aufzunehmen. Zwar versucht die Regisseurin hier Ihren Charakteren ein wenig Screentime zu schenken, doch insgeheim will man einfach nur den vollgekoksten Bär sehen wie er seine hilflosen Opfer zerfetzt um sich das nächste Päckchen Drogen reinzuziehen. Das "Cocaine Bear" Mitte der 80er Jahre spielt erkennt man leider nicht immer, was neben der heutzutage standardmäßigen Bildqualität auch daran liegt, das sich der Film wenig um authentische Ausstattungsgegenstände dieses Jahrzehnts scherrt. Klar wirken die Autos aus einer anderen Zeit, aber etwas mehr Nostalgiefaktor hätte definitiv nicht geschadet.

 

Wehmütige Gefühle bekommen Genrefans zweifelsfrei da Ray Liotta's letzter Leinwandauftritt als fieser Bösewicht durchaus witzig abläuft. Auch wenn der charismatische Darsteller nur eine Nebenrolle inne hat zeigt sich Liotta stets präsent wenn seine Figur Ihren Auftritt hat. Insgesamt spührt man jederzeit mit welcher Freude die Darsteller am Werk waren, da jeder im Rahmen seiner Charakterbeschreibung so ziemlich das Beste herausholen kann.

 

Fazit: Elizabeth Banks hat mit Ihrer dritten Regiearbeit bewiesen das es richtig war dieses Projekt so umzusetzen, ist "Cocaine Bear" doch ein amüsanter wie unterhaltsamer Trashmovie mit ungemein hohem Budget was man der Horror-Komödie optisch auch ansieht.

 

Bewertung:

Genre: 7 von 10 Punkten

Gesamt: 7 von 10 Punkten

 

The Whale (Drama)

 

Charlie (Brendan Fraser) hat vor vielen Jahren seine einstige Familie verlassen, um mit einem Mann zusammen sein zu können. Nachdem dieser stirbt, fällt Charlie in ein seelisches Tief. Aufgrund der schweren Trauer entwickelte der inzwischen mehr als 270 Kilo schwere Charlie eine Essstörung und hat Probleme, den Alltag zu bewältigen. Wenigstens hat er seine Arbeit als Englischprofessor, welche er von zu Hause aus führen kann, – allerdings ohne Webcam, da er sich für sein Aussehen schämt. Als seine Vergangenheit ihn immer mehr einholt, beschließt er, sich mit seiner 17-jährigen Tochter Ellie (Sadie Sink) wieder in Verbindung zu setzen. Da sein Gesundheitszustand immer kritischer wird, setzt er alles daran, um sich, aber auch die Zukunft seiner Tochter zu retten. Zusammen mit seiner Ex-Frau Mary (Samantha Morton) und dem Tür-zu-Tür-Evangelisten Thomas (Ty Simpkins) bricht eine Zeit an, die ihm alles abverlangt..

 

Es gibt viele Filme die man aufgrund ihrer miesen Qualität nur einmal sehen will um es am Besten sofort wieder zu vergessen. Auf der anderen Seite hat der Film auch eine handvoll Werke zu bieten, welche als Meisterwerk gelten aber aufgrund verschiedenster Gründe ebenfalls mit einer einmaligen Sichtung einhergehen. Und Darren Aronofsky hat davon gleich zwei gemacht: Neben "Requiem for a Dream" ist der frisch bei den Oscars zweifach prämierte "The Whale" ein Drama welches neben seiner absolut traurigen Art mit reichlich Tragik und erschütternder Ehrlichkeit schlichtweg so schwer zu ertragen ist das man dieses einfach gar nicht so schnell nochmal braucht.

 

Thematisch wirklich ein schwerer Stoff der hier auf das Publikum wartet, zumal Aronofsky nicht davor zurück schreckt immer wieder mit Schockmomenten um die Ecke zu kommen. So fängt sein Drama schonmal damit an das Charlie sich beim Porno gucken selbst befriedigt und beinahe stirbt. Später wird dessen Fettleibigkeit schonungslos zur Schau gestellt (für die herausragende Arbeit daran gabs einen absolut verdienten Oscar) um das Ganze mit einer perversen Fressorgie abzurunden. Charlie stopft derat in sich rein das Ihm zwangsläufig schlecht wird. Vergleiche mit den unterhaltsamen und ironischen Fressszenen von Bud Spencer sind schlicht zynisch und gehören sich nicht.

 

Handwerklich wie dramaturgisch und vorallem schauspielerisch ist "The Whale" unfassbar wuchtig inszeniert und lässt den Zuschauer nicht mehr los. Wie schon bei "Requiem for a Dream" setzt Aronofsky auf eine Gruppe kaputter Menschen mit allerlei Problemen wodurch ein Happy End eigentlich ausgeschlossen ist. Charlie hat vor Jahren seine Frau und 8-jährige Tochter Ellie für einen Mann verlassen, der vor einiger Zeit völlig abgemagert Suizid begangen hat. Ellie hingegen ist aufgrund der Tatsache den Vater verloren zu haben zu einer Teenagerin herangewachsen welche als Problemmensch gilt und laut eigener Aussage alle hasst. Ex-Frau Mary hat ein Alkoholproblem und die Kontrolle über Ihre Tochter verloren während Krankenschwester Liz (Schwester von Charlie's Freund) sich trotz aller Widrigkeiten um den fettleibigen Lehrer kümmert obwohl Sie weiß das dieser absichtlich so lebt.

 

Nicht zu vergessen ist der Ausreißer Thomas, der sich als Missionar von "New World" ausgibt, jedoch aufgrund von seiner etwas anderen Auffassung wie man Menschen helfen soll sowie dem Diebstahl der Gemeindekasse quasi auf der Flucht vor jenen ist die Ihn verstoßen haben. All diese Schicksale auf einem Haufen sind für den Zuschauer sicherlich schwer zu ertragen, zumal das Drehbuch seinen Figuren ungemein viel Charaktertiefe zugesteht und der Cast seine Rollen ausnahmslos stark spielt. Aufgrund der durchweg gleichen Kulisse (das Haus von Charlie ist an vielen Stellen nicht für seine Körpermasse ausgelegt bzw. umgebaut) mit der typisch amerikanischen Haus-Hütte entsteht ein gewisser Kammerspielcharakter mit dem man als Zuschauer recht schnell vertraut wird.

 

 

Dennoch gibt es trotz maximaler Tränengarantie am Ende ein Gefühl von Glück in Verbindung mit fast schon göttlicher Hoffnung. Die Oscarauszeichnung sind absolut verdient, gerade Brendan Fraser als 270 Kilo Mann mit Essstörung zeigt die wohl beste Performence seiner Karriere und lässt seinen Charlie ungemein authentisch wirken während man zeitgleich so viel Mitleid für dessen Lebenslauf empfindet. Trotz seiner inhaltlichen wie thematischen Schwere baut der Regisseur ein paar gute Witze ein, welche im Nachgang irgendwie absurd aber dennoch absolut passend erscheinen. So scherzt Charlie etwa darüber das eine Messerattacke ja gar kein Problem sei, sind seine Organe doch durch 60 cm Fettgewebe bestens geschützt. Auch Ellie bekommt den ein oder anderen amüsanten Moment, besonders wenn Thomas dabei ist.

 

Abgerundet wird das traurige wie auch maximal berührende Filmerlebnis mit einem schwermütigen aber insgesamt mit Bedacht gewählten Score sowie Bildern im überraschend angenehm zu schauenden 4:3 Format. Optisch wirken diese eher gefühlskalt und vermitteln keinerlei positive Stimmung. Aronofsky setzt bewusst auf diese Bildsprache um seiner Geschichte zusätzlich Wucht zu verleihen. Mit einer ruhigen und fokussierten Kamera wird der Zuschauer quasi zu einer zusätzlichen aber unsichtbaren Figur und ist mitten im Geschehen verankert.

 

Fazit: Darren Aronofsky ist und bleibt ein Regisseur für Filmdramen, die handwerklich, inhaltlich und schauspielerische Meisterklasse sind aber aufgrund ihrer Schwere so unfassbar weh tun beim zusehen.

 

Bewertung:

Genre: 10 von 10 Punkten

Gesamt: 10 von 10 Punkten

 

The Pope's Exorcist (Horror/Biografie)

 

Lose basierend auf den Aufzeichnungen von Pater Gabriele spielt nun Russell Crowe den Priester, der bei der Dämonenaustreibung im Auftrag des Papstes (Franco Nero) mehr als 98 Prozent der Fälle direkt in ärztliche oder psychiatrische Betreuung überweist, statt tatsächlich einen Exorzismus vorzunehmen. Doch bei den restlichen zwei Prozent stößt Amorth auf das, was er das „pure Böse“ nennt. Ein neuer Fall führt den Pater an das Bett eines Jungen (Peter DeSouza-Feighoney), der offenbar von einer Entität besessen ist, die explizit nach dem Chef-Exorzisten verlangt. Hinter dem dämonischen Befall scheint also mehr zu stecken, als der Priester zunächst ahnt, denn offenbar hat der Dämon schon öfter den direkten Kontakt zur römisch-katholischen Kirche gesucht – obwohl in den historischen Schriften keine Erwähnung darüber zu finden ist. Was genau will der Dämon also vom obersten Exorzisten und seinem Chef, dem Papst?

 

Über 30 Jahre war der italienische Priester Gabriele Amorth der Chef Exorzist des Papstes und hat in dieser Zeit nicht nur das Böse bekämpft sondern auch zahlreiche Artikel und Bücher verfasst. Lose basierend auf diesen Aufzeichnungen des 2016 mit 91 Jahren verstorbenen Geistlichen schlüpft Russell Crowe ("Gladiator") nun in die Rolle des Paters und hat damit sichtlich Spaß. Die Mischung aus Horror, Fantasy und Biopic "The Pope's Exorcist" ist klassisches Gruselkino und erfindet das Rad des Exorzimusfilmes nicht neu, sieht dafür aber optisch ganz gut aus und baut an manchen Stellen auf ein interessantes wie atmosphärisches Sounddesign.

 

Natürlich bekommt das Publikum ein durchweg düsteres Szenenbild mit typischen Motiven (umgedrehten Kreuzen, ans Bett gefesselte Besessene oder veränderte Augenfarben) geboten wobei die Idee mit einem alten und heruntergekommenen sowie abgelegenen Kloster in Spanien durchaus ihren Reiz hat. Mit unterirdischen Katakomben voller Geheimnisse und toten Geistlichen macht dies auf jeden Fall was her womit die zum Ende hin doch etwas absurde Handlung ansprechend verpackt wurde. In Nebensätzen angerissene Themen wie etwa den womöglichen wahren Grund für die Inquisition/Hexenverfolgung mögen nett erscheinen, hätten aber entweder weiter vertieft oder ganz weggelassen werden müssen.

 

Das ein Horrorfilm nicht immer gänzlich logisch sein muss um dem Publikum das Fürchten zu lehren ist selbstredend, ebenso die Tatsache von gewissen Schauwerten. So sehen die Effekte in "The Pope's Exorcist" insgesamt solide aus während mit Regisseur Julius Avery besonders im finalen Drittel wohl die Pferde durchgegangen sind. Bleibt sein Werk lange Zeit was den Umfang der Handlung betrifft überraschend bodenständig um zum Finale hin Wege einzuschlagen welche einen Bruch der bisherigen Linie bedeuten. Somit driftet das Ganze in eine unnötig aufgeblähte Effekthascherei mit übertriebenen Aktionen ab, aufgrund derer einiges an der zuvor aufgebauten glaubwürdigen Art verloren geht.

 

Größte Stärke des Horrorfilms ist allerdings Crowe als mitunter Witze reißender Priester dessen Charisma spürbar ist. Gerne fährt er mit Sonnenbrille läsig auf dem Mofa durch Rom wobei man recht viel Bein sehen kann (ob er wohl was unter der Kutte hatte?) was "The Pope's Exorcist" ungemein auflockert und einen ganz eigenen Charme erzeugt. Aus Gründen der Authensität bekommt Crowe einen italienischen Akzent (zuminderst im der deutschen Synchro) verpasst, vielfach spricht Amorth auch italienisch. Dem gegenüber stehen ein handvoll weiterer Darsteller, die neben dem Oscar-Gewinner fast schon stiefmütterlich zurückhaltend sowohl im Bezug auf Charakterentwicklung/Figurenbackround als auch im eigentlichem Schauspiel agieren.

 

Während wir recht viel über die Vergangenheit vom Amorth erfahren bleiben Julia und Ihrer Familie nur das Schicksal des tragisch verunglückten Mannes bzw Vater der Kinder als relevanter Punkt. Pater Esquibel als junger Priester hat fleischliche Gelüste mit einer Frau als nennenswerte Backroundstory auferlegt bekommen, was die Figur insgesamt leider kaum interessanter macht als die anderen. Franco Nero als Papst versucht dem Oberhaupt der kath. Kirche eine gewisse Lockerheit zu verleihen was jedoch eher zu Kopfschütteln als einer glaubhaften Darstellung führt. Allgemein muss festgehalten werden das hinter Crowe ein gewisses Gefälle im Bezug auf die Leistungen der Darsteller erkennbar ist, wobei alle wirklich bemüht agieren.

 

Vieles ist schlichtweg den viel zu oberflächigen wie generischen Figuren im Skript geschuldet, die damit austauschbar oder einfach gestrickt wirken.

Phasenweise wirkt der Gruselfilm wie eine garstige und unfreiwillig lustige Version welche sich bewusst von der breiten Masse im Genre abheben will. Diese ungewohnt humorvolle Art wird nicht jeder sofort mögen, aber zeigt es doch was möglich ist wenn man ein wenig mit den verschiedenen Genres spielt.

 

Fazit: "The Pope's Exorcist" erfindet das Rad nicht neu hat aber mit Russell Crowe einen charismatischen und durchaus zum Humor neigenden Hauptdarsteller während die Handlung recht vorhersehbat etwas Grusel verbreitet.

 

Bewertung:

Genre: 6 von 10 Punkten

Gesamt: 6 von 10 Punkten

 

The Ordinaries (Drama/Komödie)

 

Die Welt ist aufgeteilt in Haupt- und Nebenrollen und Menschen mit Filmfehlern werden verfolgt und ausgegrenzt. Paula (Fine Sendel) ist 16 Jahre alt und bekommt die Chance, von einer einfachen Nebenfigur zu einer Hauptfigur befördert zu werden. Die entscheidende Prüfung steht kurz bevor. Das Problem ist nur: Sie schafft es einfach nicht, eine eindringliche Filmmusik zu komponieren. Ohne diese Musik sieht sie schwarz für ihren Aufstieg zu einer wichtigen Hauptfigur. Paula begibt sich auf die Suche nach einer Lösung und stößt dabei auf die verachteten Outtakes, mit denen sie anscheinend mehr verbindet, als sie geahnt hat ...

 

 

 

 

Eines vorweg, dieser deutschen Genrefilm wird das Publikum bestimmt in zwei Lager spalten, ist dessen Orginalität für die einen ganz große Kunst während die anderen damit so gar nichts anfangen können. "The Ordinaries" spielt in einer fiktiven Welt zwischen Hightech (Effekte sehen mal wirklich gut aus) und 70er Jahre Charme während die Menschen eigentlich nur Filmfiguren sind und aufgrund Ihrer Einstufung entsprechend gefeiert oder verachtet werden. Da gibt es die ganz großen Hauptfiguren welche über allen stehen während die Nebenfiguren, Outtakes, Fehlbesetzungen, Schnittfehler (wie man dies hier löst und visuell umsetzt ist wirklich allerhöchste Kunst und war in dieser Form nicht zu erwarten) oder Doubles klein gehalten werden bzw in Ghettoähnlichen Blöcken leben.

 

Fast mutet die Organisation dieser Gesellschaft so an, als würde diese in einer Diktatur leben. Während die "normalen" Nebenfiguren tagtäglich stramm in einer Reihe gehend zur Arbeit antanzen leben die Verachteten abgeriegelt hinter hohen Mauern und man wird am Eingang gefilzt nachdem eine Ausweiskontrolle erfolgt ist. Lehnt sich jemand gar auf wird er sofort verfolgt, eingesperrt oder auch mal erschossen. Die Toten (Hauptdarsteller) einer vergangenen Revolution werden nebenbei immer wieder wie Helden gefeiert. Damit verleiht Regisseurin Sophie Linnenbaum Ihrem ganz und gar skurrilen Werk eine unfassbar präsente politische Note wodurch der Film so tagesaktuell erscheint wie wohl beabsichtigt.

 

Mittendrin ein junges Mädchen welche glaub die Tochter eines großen Hauptdarstellers zu sein um herauszufinden woher Sie wirklich kommt. Damit ist "The Ordinaries" eine glasklare Coming of Age Story mit einem Hauch Tragik-Komödie und Drama-Elementen. Blickt man noch tiefer erkennt das geschulte Auge trotz zahlreicher Figuren eine Storyline welche auf ihre orginelle wie auf den ersten Blick seltsame Weise für Gleichberechtigung wirbt, nein diese gar lautstark einfordert.

 

Egal ob beim Film, der eben von allen Beteiligten lebt, als auch im echten Leben sind Arroganz und das Über-Andere-Stellen die Saat für Konflikte, was diese sehenswerte deutsche Arthaus-Produktion mit großem Schauwert zeigt. Hinzu kommen ein exzellent spielender Cast um Fine Sendel sowie eine ungemein interessante Optik mit leider viel zu selten gesehender Farbpalette innerhalb der Bilder. In Zeiten von Remake und Reboots eine verdammt erfrischende Abwechslung.

 

Fazit: Mit Ihrer aberwitzigen Satire "The Ordinaries" trifft Regisseurin Sophie Linnenbaum genau den Ton der Zeit und das mit einer absolut orginellen Storyline sowie tollen Darstellern.

 

Bewertung:

Genre: 8 von 10 Punkten

Gesamt: 8 von 10 Punkten

 

John Wick: Kapitel 4 (Action/Thriller)

 

Profikiller John Wick (Keanu Reeves) hat mit seinem Rachefeldzug die halbe Unterwelt gegen sich aufgebracht. Die Hohe Kammer hat genug. Sie setzt den Marquis de Gramont (Bill Skarsgård) mit allen Vollmachten ein, um Wick endgültig zur Strecke zu bringen. Der verlangt erst einmal Rechenschaft von allen, die Wick geholfen haben – wie Hotelbetreiber Winston (Ian McShane) und dessen loyalem Concierge Charon (Lance Reddick). Der legendäre Auftragskiller versteckt sich derweil bei seinem alten Freund Shimazu (Hiroyuki Sanada) in Osaka. Doch dort spüren ihn die Männer des Marquis bald auf. Die werden ausgerechnet von Johns einst bestem Freund begleitet: Der blinde Caine (Donnie Yen) ist eigentlich ausgestiegen, doch wird nun gezwungen, Jagd auf Wick zu machen. Der hat nur eine Chance, zu überleben. Doch dazu muss er erst einmal nach Berlin und Paris reisen...

 

Er ist der coolste aber wortkargeste Mann im maßgeschneiderten schwarzen Anzug: John Wick
Mittlerweile 3 Action-Thriller mit dem leisen Profikiller gibt es mittlerweile (jeder besser als sein Vorgänger) weshalb sich die Frage stellt wie man nun bei Kapitel 4 den sich durchziehenden Plot auf ein neues Maximum an visuellen Schauwerten bringen kann.
Regisseur Chad Stahelski gelingt dieses Kunststück erneut wobei die beiden Drehbuchautoren Michael Finch und Shay Hatten besonders im Mittelteil etwas zu sehr bei "Fast and Furios" abgekupfert haben. Der Einstieg mit einem Ring aus Feuer und dem blutverschmierten Seilsack folgt eine ungewöhnlich ruhige Anfangsphase in der sich die Handlung erstmal der Geschichte sowie den Figuren widmet.

 

Es lässt sich allgemein feststellen das Chad Stahelski seinem Action-Thriller in der ersten Filmhälfte viele Ruhephasen gönnt bevor sein Kracher mehrere Gänge hochschaltet und eine ausufernde Fightszene die nächste jagt. John Wick bekommt reichlich Zeit seine schier unzähligen Verfolger nach und nach auszuschalten, wobei besonders die bis zum äußersten ausgereizte Situation auf der Treppe zur Kirche einen Platz in den John Wick Geschichtsbüchern bekommen wird. Fast scheint es so als wären die beiden Autoren absolute Western-Fans lassen Sie doch den Titelhelden in einem epischen Duell mit antiken Schusswaffen gegen seinen Freund Caine antreten.

 

Keine Frage, der knapp 3-stündige Action-Kracher ist ein wahres Spektakel und mit Dolby Atmos Sound eine ungemeine Wucht mit erneut viel zu geilem Score neben handgemachten und zu keiner Zeit zerschnittenen Fights. John knallt wieder gefühlt 1000 Leute ab, ist unkaputtbar und mit absoluten Rachegedanken unterwegs. Diesmal in Japan, Berlin und Paris womit das Geschehen den dringend notwendigen frischen Anstrich bekommt, nutzt man sich ansonsten zu sehr ab. Mit seinem tragischen wie auch verdammt rührenden Finale gelingt es Stahelski der Filmreihe ein sowohl würdiges wie auch offenes Ende zu setzen.

 

Natürlich darf die Frage gestellt werden ob und wie es weitergehen wird, steht doch bereits ein erster Ableger der coolsten wie auch härtesten Action-Thriller-Reihe der letzten 20 Jahre an. Der erst vor wenigen Tagen unerwartet verstorbene Lance Reddick alias Charon hat in seinem letzten Film leider nur einen recht kurzen Auftritt und seine Figur bekommt dabei noch nen ziemlich einfallslosen Tod, welcher dem Charakter aufgrund seiner Sympathien nicht gerecht wird. Ansonsten machen alle neu eingeführten Figuren großen Spaß, besonders Donnie Yen als blinder aber elegant-bewegender Profikiller ist eine echte Bereicherung. Heimlicher Star ist jedoch der aggressive Hund von Tracker, dem es männliche Hoden anscheinend massiv angetan haben.

 

Der Härtegrad ist nochmals höher, während man zeitgleich auch echt witzige Momente mit Situationskomik kreiieren kann was dem Unterhaltungswert ungemein hilft. Keanu Reeves ist fit wie lange nicht und lässt mit seiner Physis jede Actionszene absolut authentisch aussehen wenngleich man bei diesem Film die Logikbrille endgültig beiseite legen muss. Mit Bill Skarsgård hat die Reihe nun auch Ihren bisher fiesesten Bösewicht bekommen, der wie auch alle anderen Darsteller am oberen Maximum agieren kann. Mit einer ziemlich geilen Rolle wurde Scott Adkins ausgestattet, der als fetter Pokerspieler aus Berlin aufgrund des Fettsuits kaum wieder zu erkennen ist.

 

Fast schon pervers mutet die gut 170-minütige Laufzeit an, welche aufgrund des hohen Tempos kaum bemerkbar ist und womöglich sogar noch zu kurz erscheint. Langeweile kommt quasi nie auf während die geradlinige Story keine Rücksicht auf alte Weggefährten von John nimmt. Eigentlich bleibt der Plot die gesamte Zeit über recht simpel und wird mächtig aufgebläht, was in den allermeisten Fällen katastrophal in die Hose geht. "John Wick 4" ist aber eben anders was sich zudem in einer Post-Credit-Szene wiederspiegelt, die man ansonsten nur von DC oder Marvel kennt.

 

Fazit: Erneut setzt Regisseur Chad Stahelski mit einem "John Wick" die Maßstäbe  in neue vorher unbekannte Höhen wobei es möglich erscheint hier das epische Finale einer grandiosen Reise gesehen zu haben. Genau wegen solcher spektakulären Bilder mit entsprechendem Score geht man ins Kino.

 

Bewertung:

Genre: 9.5 von 10 Punkten

Gesamt: 9 von 10 Punkten

 

The Dark Girl (Krimi/Thriller)

 

Die junge Laura wächst nach 10 Jahren Waisenheim bei der wohlhabenden Familie Faun auf und wird Jahre später Bestsellerautorin. Sie wohnt weiterhin im Elternhaus in einer Kleinstadt, da ihr das idyllische Leben sehr gefällt. Doch als plötzlich ihre Nachbarn ermordet werden und sie auch noch bei den Ermittlungen verdächtigt wird, verändert sich ihr Leben schlagartig. Plötzlich fühlt sie sich überall verfolgt und dann geschieht auch noch ein Mord auf ihrem Maskenball.
Die Bewohner geben ihr die Schuld für die Morde. Schon bald weiß Laura selbst nicht mehr, woran sie glauben soll und als nun der Täter ein drittes mal zuschlägt, die  Ähnlichkeiten mit den Morden in ihrem Buch sind nicht zu übersehen, bekommt sie Angst, dass ihre geschriebenen Worte bittere Realität werden. Wie aus dem Nichts taucht dann auch noch ihre beste Freundin aus dem Waisenheim auf. Laura hat in der Vergangenheit Dinge getan, für die sie glaubt, bestraft zu werden. Ihre einzige Chance, die Mordserie zu stoppen ist, ihrem Buch einen Schritt voraus zu sein...

 

Der deutsche Genrefilm hat es bekanntlich schwer sich gegen die massiv aus vielen Töpfen geförderten Mainstreamkomödien zu behaupten. Das diese Werke von Schweiger, Schweighöfer und Co. auf niedrigem intellektuelen Niveau sind sollte nicht darüber hinweg täuschen was alles möglich ist. Gerade im Independentbereich bieten sich viele Möglichkeiten gute Filme zu sehen. Hierzu zählt auch die Genrekombi aus Krimi, Drama und Thriller "The Dark Girl" von Enrico Saller. Gedreht in Plattling (Niederbayern) und vom Team selbst finanziert bekommt man ein grundsolides Spannungslevel mit inhaltlich angenehm geradliniger Handlung.

 

Stetig vom Drehbuch gestreute Fährten/Details wirken wie lose Puzzleteile welche sich langsam aber behutsam zu einem Gesamtbild zusammenfügen. Dadurch bleibt die Gefahr von Langeweile relativ klein wenngleich das Tempo etwas höher hätte ausfallen können. Das geringe Produktionsbudget sieht man "The Dark Girl" optisch gar nicht an, begeistert der Krimi-Thriller doch mit satten Farben, scharfen Bildern sowie einer wunderbar ausgewogenen Belichtung der einzelnen Kulissen. Klar bleiben die Schauplätze schlicht und auf eine handvoll wiederkehrender Orte beschränkt, womit der Zuschauer jedoch mit der Zeit eine gewisse Vertrautheit bekommt. Positiv überraschend ruhig und fokussiert fällt die Kameraarbeit aus, die außerdem mit teils langen Takes nicht in einer Schnittorgie ausartet.

 

Neben verschiedenster Perspektiven auf das Geschehen bzw. die Figuren sind es die ländlichen Schauplätze welche Regisseur Saller regelmäßig in seine Geschichte einfließen lässt. Viel Detailarbeit wurde zudem in die Ausstattung sowie Gestaltung der wichtigsten Schauorte, etwa die Villa von Laura und Alex oder etwa das moderne Cafe von Ihrem besten Freund Chris, gesteckt die eine schöne Mischung aus pragmatisch und oppulent bilden. Einmal findet ein Maskenball zu Ehren der Autorin statt dessen Gesamtbild venezianisches Flair ausstrahlt. In seiner Tonalität variiert der Score von "The Dark Girl" zwischen pianolastigen eher klassischen Melodien bishin zu gefühlvollen Pop-Balladen mit düsterer Stimmung.

 

Dank einiger Rückblenden bekommt man ein genaueres Bild von Autorin Laura, welche charakterlich eher schüchtern, leise und ängstlich wirkt. Oft mit eher leerem Blick aber mädchenhaften Gesichtszügen ist die im Waisenhaus aufgewachsene Laura eine junge Frau mit leiser Aussprache und zartem Gemüt wie defensiver Körpersprache. Gewissermaßen das komplette Gegenteil davon stellt Ehemann Alex (Julian Härtner) dar, dem ein dunkles Geheimnis umgibt, der keine Probleme hat eine Waffe im Haus zu haben.

 

Mit Laura, gespielt von der Frohnatur aus Österreich Katharina Scheuba (u.a. "Dinner für Acht"), die Ihre Rolle mit viel Ruhe und Feingefühl authentisch rüber bringt, hat das Publikum hier eine klare wie auch sympathische Bezugsperson weshalb die restlichen Charaktere etwas zu kurz kommen obwohl diese ebenfalls gut verkörpert werden. Ein Hauch mehr Verteilung der Last wäre sicherlich kein Nachteil gewesen, gerade weil ich gerne mehr von der mysteriösen Amanda gesehen hätte. Lange Zeit nur als in schwarz gekleidete Frau schnell durchs Bild huschend wirken deren Beweggründe etwas lasch und unspektakulär sowie nicht zufriedenstellend ausgearbeitet.

 

Erfreulich zu sehen, dass der Täter erst ganz am Ende von Saller präsentiert wird, wenngleich dessen Absichten einen Hauch mehr Tiefe verdient gehabt hätten. Im Großen und Ganzen aber bleibt von "The Dark Girl" ein sehr positiver Eindruck, bedenkt man wirklich wo dieser kleine Genrefilm herkommt und die Tatsache der fehlenden Filmförderung wodurch Regisseur Enrico Saller sicherlich kreative Wege finden musste seine tollen Ideen in die Tat umzusetzen. Belohnt werden all die Mühen mit einem Kinostart in einigen regionalen Kinos mit anschließender Kinotour.

 

Gesehen habe ich "The Dark Girl" im Rahmen eines Sichtungslinks für den ich mich an dieser Stelle nochmals außerordentlich bei Marina Hoeft und Enrico Saller bedanken möchte.

 

Fazit: Weniger ist manchmal doch mehr und im deutschen Independentbereich lassen sich kleine Filmperlen finden. Enrico Saller's "The Dark Girl" ist ein geradliniger wie atmosphärischer Krimi-Thriller aus Niederbayern.

 

Bewertung:

Genre: 7.5 von 10 Punkten

Gesamt: 8 von 10 Punkten

 

Dungeons & Dragons - Ehre Unter Dieben (Fantasy/Abenteuer)

 

Auf der Suche nach einem mächtigen magischen Relikt, das in die falschen Hände geraten ist und nun droht ein uraltes Übel auf die Welt loszulassen, schart der charmante Dieb Edgin (Chris Pine) eine Gruppe von Abenteurern mit außergewöhnlichen Fähigkeiten um sich. Begleitet wird der Barde Edgin vom mutigen Paladin Xenk (Regé-Jean Pagé), der gestaltwandelnden Druidin Doric (Sophia Lilis), der Barbaren-Kriegerin Holga (Michelle Rodriguez) und dem Zauberer Simon (Justice Smith). Gemeinsam begibt sich die ungleiche Bande auf eine gefährliche Reise durch die Vergessenen Reiche, wo Magie und Fabelwesen an jeder Ecke lauern und setzen dabei ihr Leben aufs Spiel. Die abenteuerliche Quest der Diebe ist aber immerhin Ehrensache, gilt es doch einen schwerwiegenden Fehler geradezubiegen: Denn sie sind es, die dafür verantwortlich sind, dass das Relikt überhaupt zu ihrer ehemaligen Auftraggeberin (Daisy Head) gelangt ist und die hat nichts Gutes im Sinn...

 

Hier könnte etwas großartiges entstehen sofern Paramount dem Ganzen eine Chance gibt. Videospieleverfilmungen haben prinzipiell immer einen schweren Stand, laufen Fans gerne heiß wenn die Leinwandadaption nicht dem entspricht was man von der Konsole kennt. Zum Glück kann ich hier neutral sein da ich "Dungeons & Dragons" nie gespielt habe und daher eine unvoreingenommene Meinung abgeben. Buchverfilmungen haben übrigens ähnliche Vorbehalte während hier mehrere Vorstellungen aufeinander treffen können.

 

Der nun erschienene Spielfilm zum Videogame über eine Truppe von Dieben innerhalb einer magischen Welt in dieser Menschen ebenso leben wie Fantasiewesen oder Magier sieht nicht nur verdammt geil aus sondern macht zudem viel Spaß. Während viele Genrekollegen wie etwa "Resident Evil" oder "Uncharted" neben inhaltlichen Mängeln gerne an einer zu ernstgemeinten Handlung kranken fühlt sich "Dungeons and Dragons" erstaunlich leichtfüßig sowie ungemein witzig an. Man sich selbst eben nicht zu ernst und gewährt den Charakteren flapsige und ironische Sprüche.

 

Damit schafft man nicht nur zahlreiche Bezugspunkte mit dem Zuschauer sondern bricht zügig das Eis. Allein schon die Einleitungsszene im Gefängnis zeigt wohin die Reise gehen wird. Die erwartbare temporeiche Handlung braucht jedoch etwa 40 Minuten um so richtig auf Touren zu kommen obwohl die Kulissen ständig wechseln. Danach bleibt das Gaspedal durchweg gedrückt und das Fantasy-Abenteuer gibt kaum noch die Möglichkeit kurz mal zu verschnaufen.

 

Zugegeben hätte die durchweg sympathische Truppe um Edgin (Chris Pine hat mega Spaß an seiner Rolle) etwas mehr Backround bekommen können während die Handlung gerade in der ersten Hälfte leider etwas zu hastig und schnelllebig abläuft. Hierbei kommt zwangsläufig das Gefühl auf eine ursprünglich zweigeteilte Story zusammengequetscht in nur einem Film sehen zu müssen/dürfen. Eigentlich interessante Ansätze würgt das Drehbuch schnell wieder ab während darauf geachtet wird ja alle Ideen bzw. Schauplätze irgendwie plausibel unterzubringen.

 

 

Hugh Grant als untreuer Dieb bekommt eine erneut auf Ihn zugeschnittene Rolle bei zu kurzer Screentime während Bradley Cooper als Gaststar den Weg ins Auenland antritt. Es lässt sich allgemein feststellen das diese Neuverfilmung, ein erster Versuch 2000 floppte und enttäuschte auf ganzer Linie, in Sachen Cast vieles richtig macht, haben doch alle Beteiligten nicht nur sichtlich Freude daran in die magische Welt des Games einzutauchen sondern es gelingt allen Ihre Parts mit Leben und Charisma auszufüllen. Michelle Rodriguez ist physisch extrem fit und trägt die Actionszenen quasi im Alleingang, welche übrigens keineswegs zerschnitten worden sind und handgemacht aussehen. Obwohl als Hauptcharaktere angelegt halten sich Sophie Lillis und  Regé-Jean Pagé erstaunlich lange zurück und überlassen es den namhaften Stars sich in Szene zu setzen.

 

Absolutes Highlight ist jedoch der exzessiv übergewichtige Drache und seine rollenden Bewegungsversuche beim Versuch die Gruppe daran zu hinden seine Höhle zu verlassen. Besonders solche Sidekicks lockern das Geschehen ungemein auf und lassen keinen Zweifel daran welche Stimmung der Film haben soll.

 

Fazit: Auch wenn diese Leinwandadaption nicht alle Fans vollumfänglich zufriedenstellen wird überzeugt "Dungeons and Dragons - Ehre unter Dieben" mit seiner leichtfüßigen sowie unterhaltsamen Handlung samt sympathischer Figuren.

 

Bewertung:

Genre: 8 von 10 Punkte

Gesamt: 7.5 von 10 Punkte

 

Die Fabelmans (Drama/Biopic)

Kurzreview

 

Als der kleine Sammy Fabelman (Meteo Zoryon Francis DeFord) von seinen Eltern Burt (Paul Dano) und Mitzi (Michelle Williams) das erste Mal ins Kino mitgenommen wird, hinterlässt dies einen bleibenden Eindruck. Die Bilder verängstigen wie faszinieren ihn. Eine eigene Kamera hilft ihm dabei, die Eindrücke zu verarbeiten. Jahre später ist Sammy (nun: Gabriel LaBelle) ein Teenager, der kaum mehr von seiner Kamera zu trennen ist. Zur Freude seiner selbst künstlerisch tätigen Mutter und mit Mitwirkung seiner drei kleinen Schwestern dreht er immer mehr Filme, die bald immer größer werden und die ganze lokale Pfadfindergruppe involvieren. Doch durch die Kameralinse wird er auch auf die Probleme aufmerksam, die zwischen seinen Eltern schwelen. Als die Familie aufgrund eines neues Jobs des Vaters erneut umziehen muss, scheinen diese kaum mehr unterdrückbar...

 

Es gibt nur wenige Filmemacher in Hollywood deren Name für jahrzehnte langen Erfolg stehen wie der von Steven Spielberg. Ihm verdanken wir solche Meisterwerke wie "Der Weiße Hai" oder "Jurassic Park" welche jeweils einen neuen Quantensprung für Hollywood bedeutet haben. Doch wie wurde aus einem schmächtigen kleinen Jungen jüdischer Abstammung dieser Großmeister? Mit seinem biografischen "Die Fabelmans" entführt Spielberg sein Publikum in seine eigene Vergangenheit bzw Kindheit während der 50er und 60er Jahre als das Kino und der Film Orte der Magie waren.

 

Als Sohn eines Informatikers immer wieder zum Umzug gezwungen erfährt Sam (Hauptfigur) wie weit Realität und Filmgeschichten auseinander liegen können, wie schnell man Menschen mit Bewegtbildern begeistern kann oder wie schwer es ist Beachtung sowie Respekt zu erfahren. Allein schon die Einführungsszene als der kleine Mann mit seinen Eltern zum ersten mal im Kino ist und von den Bildern sowohl Angst aber auch Faszination erfährt ist magisch, zumal Sammy zu Hause mit der Spielzeugeisenbahn die markante Stelle unbedingt nachspielen will.

 

"Die Fabelmans" ist ein sehr intimer wie privater Film der die Magie des Kinos feiert und gleichzeitig zeigt für was man das Kino braucht: großartige Geschichten

Und genau das liefert uns Spielberg mit seinem biografischen Werk über die gesamte Spielzeit, mitsamt eines überragenden Cast.
Darüber hinaus sind alle Figuren trotz teilweise überspitzter Art am Ende mega sympathisch und werden herausragend gespielt. Gerade Vater Burt ist aufgrund seiner Gutmütigkeit gepaart mit einer gewissen Naivität sowie ruhigen Art neben Sammy der große Ankerpunkt beim Publikum.

 

Will man dem Werk etwas vorwerfen dann jenes, das dieser etwas zu viele Längen besitzt. Ansonsten begeistern die wunderschöne Optik mit authentischen Kostümen und Ausstattungsgegenständen wie auch ein zurückhaltender und leicht verspielter Soundtrack.

 

Fazit: Steven Spielberg's persönlichster Film ist seine eigene Biogafie und eine Homage an das Kino. Faszination trifft auf Coming of Age und aufkommende Familienkonflikte.

 

Bewertung:

Genre: 8.5 von 10 Punkten

Gesamt: 8 von 10 Punkten

 

65 (Sci-Fi/Abenteuer/Action)

 

Gemeinsam mit einen Passagieren und dem kleinen Mädchen Koa (Ariana Greenblatt) ist der Pilot Mills (Adam Driver) in den Weiten des Alls unterwegs, als technische Probleme ihn dazu zwingen, sein Raumschiff auf einem fremden Planeten notzulanden. Als sie feststellen, dass sie nicht alleine sind, entpuppt sich das Überleben in dieser feindseligen Umgebung als echte Herausforderung.. Diese Erkenntnis wird umso deutlicher, als er auf die angriffslustigen Bewohner dieser "neuen" Welt trifft, denn bei diesen handelt es sich um Dinosaurier. Mit Laser-Schießeisen und einem futuristischen Waffenarsenal muss der auf der Vergangenheits-Erde gestrandete Raumschiffspilot sich und das Mädchen gegen wildgewordene Riesen-Echsen verteidigen, die dem Duo an den Kragen wollen...

 

Nach dem Trailer zu "65" werden sich viele gedacht haben warum nun auch Sony Pictures beim Thema "Dinos" mitmischen will. Zarghafte Vergleiche zu "Jurassic Park" sind vielfach die ersten Gedanken obwohl das Sci-Fi-Abenteuer mit interplanetaren Reisen und einem spektakulären Raumschiff-Crash wirbt. Zeitlich spielt die Handlung, geschrieben von den "A Quiet Place" Autoren, vor 65 Mio Jahren als ein Raumschiff mit einer frühen Form von "Menschen" per Erkundungsflug auf die Erde stürzt wobei nur 2 Passagiere überleben. Es macht ungemein viel Freude von einem großen Filmstudio mal wieder eine Origin-Story im Kino zu sehen, bekommt das Mainstream-Publikum doch fast nur noch Sequels, Prequels oder irgendwelche Ableger präsentiert.

 

Sicherlich bedienen sich die beiden Schreiber des Drehbuchs an bekannten Vorlagen der jüngeren Filmgeschichte, aber anders als der Trailer vielleicht vermuten lässt spielen die urzeitlichen Riesenechsen eher eine untergeordnete Rolle und sind vielmehr als nicht sichtbare aber stets präsente Gefahr ungemein fördernd für die Stimmung von "65", dessen oftmals düstere Optik bestimmt den Einfluss von Produzent Sam Raimi geschuldet sein dürfte.

 

Obwohl man Laserkanonen hat ist man technisch nicht in der Lage Asteroiden auszuweichen, was den ersten kleineren Logikfehler darstellt. Weitere kleinere folgen (etwa als sich Mills die Schulter auskugelt und sofort nachdem einrenken wieder mit dem Gewehr schießen kann), wobei man aufgrund der überraschend guten Optik sowie einer intensiven wie berührenden Handlung hinwegsehen kann. Die Handschrift der "A Quiet Place" Autoren ist prägnant, ist es doch die unsichtbare Gefahr welche ständig präsent ist. Ab und an greifen dann doch mal Dinos an und Adam Driver macht diese mit seinen Hightech-Waffen platt. Und klappt dies mal nicht wie gewünscht muss ein heißer Geysir eben den Job erledigen.

 

Insgesamt sehen die Dinosaurier überraschend gut animiert aus, wobei man optisch nicht ganz an jene aus "Jurassic Park" bzw. "Jurassic Park" herankommt. Die urzeitliche Erde wirkt manchmal einen Tick zu "modern", da sich Dschungel und Wälder der Nordhalbkugel zu schnell abwechseln obwohl geographisch viele tausend Kilometer dazwischen liegen. Natürlich wurde auch "65" vorm Greenscreen gedreht, aber anders als etwa bei "Tod auf dem Nil" wirken die Landschaften relativ real wie auch natürlich. Abseits der optischen Werte werden die farblich eher dunklen Bilder von einem oftmals emotional angehauchten Sound begleitet, der stellenweise aber temporeicher Actionmusik weicht womit die Handlung auch mehr Tempo bekommt.

 

Mit Adam Driver haben Scott Beck und Bryan Woods nicht nur einen der aktuell angesagtesten Darsteller Hollywoods ans Set bekommen sondern vielmehr die von Ihm gespielte Figur des Mills ideal besetzt. Dieser hat seine Tochter durch eine schwere Krankheit verloren und ist eigentlich nur an Bord um deren Heilungsprozess zu finanzieren womit die Handlung von "65" eine gewisse Emotionalität erfährt.

Gerade das Zusammenspiel mit Ariana Greenblatt alias Koa funktioniert prächtig und stellt damit die größte Stärke des Sci-Fi-Abenteuers dar.

 

Nicht nur das beide Figuren ein tragisches Schicksal eint (Verlust) verbinder, sondern wie man damit in dieser neuen Welt umgeht und sich annähert, trotz Verständigungsproblemen, begeistert den Zuschauer während neben einer handvoll humorvoller Szenen gerade jene Momente im Kopf bleiben als "65" sehr sehr menschlich bzw. väterlich wirkt. Auf die gut 90 Minuten umfasst dieser absolut authentische Kern der Story das bestmögliche, wobei der Stoff ungemein geeignet erscheint um als Serie noch umfangreicher und tiefgängiger umgesetzt zu werden.

 

Zwar nur in einem Nebensatz erwähnt stellt "65" die Theorie auf, das die Mission und deren Kontakt mit dem Asteriodengürtel zum finalen Einschlag geführt hat, der einen Großteil des Lebens der urzeitlichen Erde vernichtet hat. Achtung Ironie: Also müssen alle Erdkunde- sowie Geschichtsbücher umgeschrieben werden, da Adam Driver die Dinosaurier auf dem Gewissen hat. Wäre Liam Neeson noch an Bord gewesen, die Handlung hätte das Zeug gehabt zum großen Dino-Abschießen.

 

Fazit: Adam Driver vs. Dinos ist nur der völlig falsche Vermarktungsansatz einer im Kern liebevollen und authentischen Geschichte über zwei Überlebende Reisende inmitten der urzeitlichen Welt des Jura. Adam Driver und Ariana Greenblatt harmonieren perfekt und sind dazu die ideale Besetzung.

 

Bewertung:

Genre: 7 von 10 Punkte

Gesamt: 7 von 10 Punkte

 

Project Wolf Hunting (Action/Horror)

 

Damit die Bevölkerung nicht unnötig in Gefahr gebracht wird, muss die Auslieferung einer Gruppe brutaler Gangster von den Philippinen an Südkorea auf dem Seeweg organisiert werden. Dafür muss das alte Frachtschiff „Frontier Wolf“ herhalten, auf dem rund zwei Dutzend Polizisten für einen ruhigen Ablauf sorgen sollen. Doch unter die Einsatzkräfte haben sich eine Handvoll Maulwürfe gemischt, die der Auslieferung einen Strich durch die Rechnung machen wollen. Mit im Gepäck haben sie jede Menge Waffen, eine Alternative zum Blutvergießen ist nicht vorgesehen. Doch das ist für alle an Bord noch nicht das größte Problem…

 

 

 

 

Hierzulande hat sich die FSK mal wieder als bereitwillige Marketingmaschine inszeniert und den südkoreanischen Action-Horror "Project Wolf Hunting" erst nach mehrmaliger Prüfung in der vom Verleiher Capelight Pictures Uncut vorgelegten Version fürs Kino ab 18 Jahren freigegeben. An dieser Stelle gilt mein Dank an Capelight für deren geradlinige Geschäftspolitik solche Filme ausschließlich uncut ins Kino bringen zu wollen, womit regelmäßig kontroverse Diskussionen mit der FSK in Kauf genommen werden. Schließlich wäre der einfachere Weg, eine geschnittene und damit "harmlosere" Version einzureichen, für viele Verleiher das Mittel der Wahl.

 

Doch man muss "Project Wolf Hunting" einfach ungeschnitten sehen um dessen Faszination von Gore und Bodycount, übrigens erreicht man hier ein völlig neues Level, zu spühren oder fühlen.

Und der Schocker aus Asien liefert in Sachen Brutalität und dem Einsatz von Kunstblut zweifelsfrei ab, ist bedeutend härter als "Terriefer 2" und noch krasser als "The Sadness". Regisseur Hong-seon Kim legt also die Messlatte, zuminderst was die visuellen "Schauwerte" betrifft ziemlich hoch wenngleich sein Film inhaltlich doch arg absurde Züge und einen Hauch zu viele Logiklöcher aufweist. Unter anderem lassen sich die Polizisten von den Verbrechern lieber abstechen anstatt diese einfach in Notwehr zu erschießen.

 

Besonders ab dem Zeitpunkt als das Geheimprojekt im Bauch des Schiffes in Erscheinung tritt fragt sich der Horror-Kenner ob Hong-seon Kim hier nicht ein bisschen bei "Operation Overlord" abgeschaut hat, sind die Parallelen doch nicht von der Hand zu weisen. Schließlich bekommt man eine Geschichte von Menschenversuchen mit Wolf-DNA an Toten, geheime Dokumente und von Militär angedachte unbezwingbare Monster geboten, teilweise sogar mit überraschend umfangreichen Rückblenden tiefer ausgeführt. Dennoch wirkt der Plot so, als würde Regisseur Hong-seon Kim mehr Material haben als in 120 Minuten passen, da sein Action-Horror zum Ende hin deutlich an Tempo zulegt um vom dritten in den sechsten Gang zu schalten.

 

Hier rächt es sich ein wenig, das "Project Wolf Hunting" in der ersten halben Stunde mit seiner Geschichte ungemein trödelt weshalb der erste Kill lange auf sich warten lässt. Danach brechen aber alle Dämme und das klebrige Kunstblut läuft aus allen Rohren äh Adern/Venen wodurch der ohnehin alte und dreckige Frachter zu einem neuen roten Meer avanciert.

Handgemachte Effekte sowie der fast schon orgienhafte Einsatz von Kunstblut (gefühlt bei jedem der vielen Opfer 20 Liter) und ungemein viele gnadenlose wie absurd krasse Kills lassen den Unterhaltungswert trotz inhaltlicher Mängel nach oben schnellen. Überzeugen kann zudem die Maske sowie das Kostüm von Alpha, dessen Mordlust stark an die von Michael Myers erinnert. Ob die beiden wohl verwandt sind? Allein die Vorstellung sorgt schon für Gänsehaut.

 

Nach langer Zeit mal wieder ein Horror-Schocker der seinem Namen auch gerecht wird. Schauspielerisch ist das Gezeigte soweit in Ordnung wobei die Figuren einen Tick mehr Tiefe hätten vertragen können. Ein relativ offenes Ende lässt auf eine baldige Fortsetzung hoffen, zumal "Project Wolf Hunting" zahlreiche nette Ideen besitzt welche unbedingt auserzählt werden müssen. Und ein klein wenig Zweiter Weltkrieg ist auch noch dabei, das Setting mit einem Frachter mitten im Meer ein gelungener Schachzug des Drehbuchs. Es zeugt von koreanischer Kreativität immer wieder aufs Neue mit besonderen Kulissen eine eigentlich simple wie generische oder auch mal absurde Handlung frisch, spannend und nervenaufreibend darzustellen. Beispiele hierfür sind etwa "Train to Busan" oder "Snow Piercer".

 

Fazit: Brutaler als "Terrifier 2" und um einiges krasser als "The Sadness" ist der koreanische Action-Horror "Project Wolf Hunting" trotz absurder Handlung ein Meilenstein in Sachen Einsatz von Kunstblut sowie Bodycount oder Gore.

 

Bewwertung:

Genre 7.5 von 10 Punkte

Gesamt: 7 von 10 Punkte

 

Sonne und Beton (Drama)

 

Im Sommer 2003 klettern die Thermometer in Deutschland auf Rekordhöhen – auch im Berliner Ortsteil Gropiusstadt. Dort, am Rande der Großstadt und Gesellschaft, leben Lukas (Levy Rico Arcos), Gino (Rafael Luis Klein-Hessling) und Julius (Vincent Wiemer). Wie mit den Temperaturen geht es bei ihnen zur Abwechslung mal heiß her. Denn normalerweise haben die Freunde kein Geld für nichts. Außer ausnahmsweise mal für Gras. Beim Graskauf im Park geraten die drei jedoch zwischen die Fronten der Dealer. Einer verprügelt Lukas und verlangt 500 Euro Schutzgeld. Die hat Lukas natürlich nicht. Woher auch? Also heckt er zusammen mit seinem Klassenkameraden Sanchez (Aaron Maldonado-Morales) einen Plan aus: die neuen Schulcomputer klauen und zu Geld machen. Ohne Einbruch ins Lager wird das jedoch nichts. In den Köpfen der Jugendlichen klingt das trotzdem nach einem wasserdichten Plan. Doch die Wahrheit sieht anders aus...

 

Berlin ist nicht nur deutsche Hauptstadt sondern auch das Sinnbild für soziale Brennpunkte und Jugendliche ohne Perspektive und Zukunft. Fast nirgendwo anders in Deutschland entscheidet allein der Stadtteil über die weitere Entwicklung von Jugendlichen, welche zu einem Großteil aus sozial schwachen Familien kommen und schon von klein auf mit Gewalt und fehlender Erziehung konfrontiert werden. Genau aus diesem köchelndem Vulkan entstammt der Bestseller-Roman "Sonne und Beton" von Felix Lobrecht der nun als Kinoadaption all diese Auswüchse an gescheiterer Sozialpolitik, Migrationshintergründen oder fehlender Perspektive einer ganzen Generation auf die Leinwand bringt.


Das durchweg authentische, stark gespielte, schmerzende und nachdenklich aber auch wütend machende Drama "Sonne und Beton" (nach dem gleichnamigen Roman) zeigt die Schicksale von vier Jungs aus Berlin, die jedoch stellvertretend für eine ganze Generation stehen. Sozial schwache Familien, Verwahrlosung, (häusliche) Gewalt, Drogen, Alkohol, Sex, Schimpfwörter, Respektlosigkeit oder kulturelle Differenzen (aufgrund des hohen Migrationanteils) sowie Lehrer welche schlichtweg überfordert sind an der Tagesordnung wodurch die Jugendlichen (u.a. Lukas oder Gino) keine sonnige Zukunft haben können.

 

Lukas lebt mit seinem kleinen Bruder und Vater sowie dessen neuer Freundin (Mutter vor einiger Zeit verstorben) im Plattenbau, die kriminelle Vergangenheit des älteren Bruders immer vor Augen. Gino's Vater ist Alkoholiker dem sehr oft und gerne die Hand ausrutscht worunter vorallem die Mutter leiden muss. Hin und wieder bekommt auch der begeistere Italien-Fan eine gewischt weshalb er jeden Cent spart um mit seiner Mama ins Land der Pizza und Pasta zu fliehen. Julius hingegen lebt bei seinem schwer drogenabhängigen Bruder und ist ein vorlauter junger Mann dessen große Klappe ein Magnet für Ärger ist während er wenns drauf ankommt gerne die Biege macht. Als vierter im Bunde gilt Sanchez, der mit seiner alleinerziehenden Mutter ebenfalls im Plattenbau lebt und für Kuba (Heimat des Vaters) schwärmt.

 

Alle haben jedoch eines gemein: schon als Jugendliche scheuen sie sich nicht Straftaten zu begehen, egal ob man Alkohol im Supermarkt mitgehen lässt oder entspannt einen Joint durchzieht. Was moderne Kids in Berlin eben so machen meint man, doch all diese Details sind sowohl ein Hilfeschrei des Drehbuchautors sowie eine präzise und auf den Punkt gebrachte Kritik an der Politik für deren Untätigkeit im Bezug auf soziale Brennpunkte.

Um Schulden bei Drogendealern zu bezahlen werden einfach die neuen PC's aus der Schule geklaut was jedoch weitere Probleme mit sich bringt und die Vierergruppe in ihrer Freundschaft belastet aber zunehmend auch zusammenschweißt,

 

Regisseur und Mitautor David Wnendt nimmt sich viel Zeit für seine Hauptfiguren womit sein Werk zweifelsfrei als eindringliches Coming-of-Age Drama einzuordnen ist. Immer ganz nah an den Charakteren wird der Zuschauer zu einem Mitglied der Gruppe und Zeuge was auf allen lastet, körperlich aber vorallem psychisch. Dabei haut der Filmemacher nicht einfach nur drauf und macht den erhobenen Zeigefinger sondern liefert genau die harte wie brutale Realität vor der die Politik im Leben nur allzu gerne die Augen verschließt und bekannte sowie unbequeme Brennpunktthemen welche es dringend zu lösen gilt. Dennoch schafft es Wnendt kleine Lichtblicke wie etwa das Talent von Lukas bei Aufsätzen einzubauen, dank derer man nicht gänzlich hoffnungslos sein muss.

 

Übrigens spielt der Film 2003, was jedoch an dessen Aktualität rein gar nichts ändert. Und schon lange nicht mehr hat man so vulgäre Ausdrücke wie "Hurensohn" in dieser Häufigkeit bzw. Taktung gehört wie in dieser überaus sehenswerten deutschen Produktion. Passend dazu wurde natürlich der Soundtrack gewählt, der immer wieder auf Songs bekannter Rapper wie Sido zurückgreift, deren Texte zweifelsfrei die Gefühlslage vieler Jugendlicher in Berlin treffen und dazu beitragen das Recht und Ordnung (wie im realen Leben wirkt die Polizei im Film regelmäßig überfordert oder nicht handlungsbefugt) für jene Personen nicht zu gelten scheinen.

 

Fazit: Eins zu eins aus dem echten Leben der Berliner Brennpunktbezirke entnommen ist "Sonne und Beton" ein unfassbar ausdrucksstarkes Drama welches vorallem von seinen authentischen Darstellern sowie glaubwürdigen Bildern lebt.

 

Bewertung:

Genre: 8.5 von 10 Punkte

Gesamt: 8 von 10 Punkte

 

Gletschergrab (Thriller/Krimi)

 

Im Verborgenen versucht die US-Armee ein altes Flugzeugwrack aus dem Zweiten Weltkrieg aus einem isländischen Gletscher zu befreien. Zufällig beobachten der einheimische Elías (Atli Óskar Fjalarsson) und zwei Freunde die Aktion bzw. finden den Flieger und werden prompt beiseitegeschafft. Der einzige Hinweise auf seinen Verbleib ist eine Nachricht, die er seiner Schwester Kristín (Vivian Ólafsdóttir) noch schicken konnte. Also nimmt sie die Zügel selbst in die Hand und macht sich auf die Suche nach ihrem Bruder. Doch es gibt Menschen, die sie mit allen Mitteln davon abhalten wollen…

 

 

 

 

 

 

Mit Nazigeschichten kann man immer Leute ins Kino ziehen, und wenn dann noch das raue wie wilde Island als Kulisse dient muss das Ergebnis doch gut werden oder? Anspruch und Wirklichkeit liegen beim Island-Krimi-Thriller "Gletschergrab" weit auseinander womit trotz ein paar netter Ideen letztendlich ein viel zu generischer und aufgeblähter Genrevertreter übrig bleibt.

Neben unzähligen Logikfehlern und Ungereimtheiten wirkt die Handlung mit zunehmender Dauer arg konstruiert. Warum hat man nicht schon 1945 nach dem Flugzeug gesucht wenn doch der Absturz quasi beobachtet worden ist?

 

Und warum machen die jungen Erwachsenen lieber geschmacklose Selfies mit den Toten im Wrack anstatt Hilfe zu holen? Auch erscheinen die (fiktiven) Zusammenhänge zwischem dem Flieger und dem Goldzug doch verdammt weit hergeholt. Gerade dieser letzte Part von "Gletschergrab" ist absolut überflüssig und inhaltlich derat dürftig ausgearbeitet womit mehrere Generationen realer Forscher bzw. Historiker wie Statisten wirken. Wenn man schon eine Nazithematik verwendet dann bitte doch im Rahmen von belegbaren Fakten und Erkenntnissen anstatt mit erfundenen sowie nett klingenden Ideen.

 

Mindestens 20 Minuten zu lang geraten stopft das Drehbuch den Plot mit ungemein viel Imput voll damit das Geschehen, unter allen Umständen, am Leben gehalten wird und sei es noch so absurd. Die CIA ballert wie blöde im sonst so beschaulichen Island umher oder fährt allgemein schwere Geschütze auf. Erst schießen dann reden lautet das Motto wodurch "Gletschergrab" ziemlich amerikanische Züge annimmt. Dürfen die USA den wirklich alles machen was sie wollen? Gilt Island etwa nicht mehr als souveräner Staat dessen Gesetze respektiert werden? Das kaltblütige Töten von Zeugen oder deren Folterung mögen zwar nicht gänzlich ein Produkt von Fantasie sein, aber ein wenig mehr Bodenständigkeit hätte dem Island-Thriller ungemein gut getan.

 

Da helfen auch bekannte Gesichter wie Iain Glen oder Wotan Wilke Möhring wenig, die leider ziemlich eindimensionale wie generische Rollen haben und diese recht leblos interpretieren. Allgemein scheinen die Charaktere in "Gletschergrab" ohnehin nicht besonders viel Tiefe bekommen zu haben da sich keiner aufdrängt. Zwar sind Nordeuropäer naturgemäß kühl in Ihrer Art, aber etwa mehr Emotionen wären lobenswert gewesen. Zuletzt darf man sich als Zuschauer noch fragen was den diese aberwitzige und derat dämliche Anspielung auf Indiana Jones sein soll mit der "Gletschergrab" immer wieder um sich wirft.

 

Aus den wunderschönen isländischen Kulissen sowie der Nazigeschichte (mit dem Geheimnis an Bord der Maschine) macht der Thriller viel zu wenig und hat einen seltsam ausgeprägten metallastigen Soundtrack zu bieten. Das mehr als offene Ende schreit förmlich nach einer Fortsetzung, die (falls sie kommt) hoffentlich mehr Bezug zum Kern der Story nimmt und sich deutlich stärker an den klassischen Elementen des durchaus spannenden Genres der Island-Thriller orientiert.

 

Fazit: Óskar Thór Axelsson's Island-Thriller, der auf dem gleichnamigen Roman basiert, ist leider ein ziemlich spannungsarmer und zu "amerikanischer" Genrefilm ohne eigene Handschrift und dem Willen dem Zuschauer etwas Besonderes zu bieten. Da hilft es kaum, das "Gletschergrab" eine ungemein beklemmende Atmosphäre besitzt und optisch ganz gut aussieht.

 

Bewertung:

Genre: 5 von 10 Punkten

Gesamt: 4 von 10 Punkten

 

Akropolis Bonjour - Monsieur Thierry macht Urlaub (Komödie)

 

Thierry (Jacques Gamblin) verbringt seine Tage damit, alte Familienfotos zu sichten, in der Überzeugung, dass die beste Zeit seines Lebens bereits hinter ihm liegt. Als seine Frau Claire (Pascale Arbillot) verkündet, dass sie ihn verlässt, bietet ihr der am Boden zerstörte Thierry an, ihren besten Familienurlaub noch einmal zu erleben. Sie beschließen noch eine Woche zu warten, bis sie ihren Kindern von der Trennung erzählen. Thierry hofft Claire in dieser Zeit noch davon überzeugen zu können, dass sie zusammengehören. Doch bei dem Versuch, die Flamme zwischen ihnen wieder neu zu entfachen, verursacht er nur Chaos …

 

Das eine Ehe nach 30 Jahren nicht mehr so prickelnd und aufregend ist wie zu Beginn können wohl alle bestätigen die solange verheiratet sind. Doch was tun wenn die Frau plötzlich die Scheidung will? Thierry hat die Lösung: einfach nochmal mit der gesamten Familie nach Griechenland fahren um den Urlaub vor 20 Jahren zu wiederholen. Gleiches Hotel, gleicher Reiseführer und gleicher Ablauf. Daraus können sich nur Chaos und witzige Momente entwickeln weshalb die französische Komödie "Akropolis Bonjour" absolut seichte Sommerunterhaltung mit Nostalgie aber auch Melancholie mitten im Winter bietet.

 

Vor den Kulissen der sonnigen Akropolis (Athen) mit klassischen Urlaubsflair versucht der Film nicht nur ein durchgehendes Gag-Feuerwerk abzufeuern sondern auch punktuell seinen Figuren Charaktertiefe einzuhauchen. Aus den touristischen Sehenswürdigkeiten macht Regisseur François Uzan viel zu wenig, vorallem jedoch kommt das titelgebende Bauwerk sträflich zu kurz. So richtig findet sich dieses nur in einer einzigen Szene wieder, die aber ungemein unterhaltsam und witzig ausfällt.

 

Natürlich darf der Unterhaltungswert darunter nicht leiden, weshalb allerlei Klischees aufgefahren werden. Sein es Funshirts für Touristen oder ausschweifende Partys bei denen man danach im Knast schlafen kann, es wird nichts ausgelassen. Auf der anderen Seite werden die Griechen fast ausschließlich als charmante Lügner, Betrüger sowie schnell aufbrausend stilisiert womit der Regisseur sehr gerne spielt. Der Tonalität sowie dem Handlungsverlauf schadet dies leider etwas zu sehr weshalb "Akropolis Bonjour" phasenweise eine seltsame Atmosphäre versprüht.

 

Dem Cast fällt es hingegen leicht die seichten Figuren zu spielen, was sich in offener Mimik und Gestik wiederspiegelt. Daneben schaffen es die Darsteller trotzdem charmant, sympathisch und offenherzig zu wirken, was ungemein hilfreich ist der Story aber auch dem Publikum durchweg Bezugspunkte in die Hand zu drücken. Anders als etwa deutsche Produktionen in diesem Genre verzichtet "Akropolis Bonjour" auf allzu große Dramatikphasen und geht auf die vielen Probleme der Familie nicht weiter ein.

Diese Oberflächigkeit kann man kritisieren, aber auch als bekanntes Stilmittel des französischen Kinos betiteln, welches immer gut funktioniert.

 

Kamera und Schnitt sind klassisch für eine Sommerkomödie, der Soundtrack besteht aus typischen Sommersongs der späten 90er Jahre und die gesamte Optik erfreut sich von einer wärmenden Helligkeit der Bilder. Relativ stillsicher inszeniert François Uzan seine erste richtige Regiearbeit zu dieser er außerdem das Drehbuch beigesteuert hat.

 

Fazit: Wie eigentlich immer trifft eine französische Familien-Urlaubs-Komödie den Nerv des Publikums, wobei "Akropolis Bonjour" sein Potential nicht so ganz ausschöpfen kann.

 

Bewertung:

Genre: 7 von 10 Punkten

Gesamt: 6 von 10 Punkten

 

Final Cut Of The Dead (Horror/Komödie)

 

Die Dreharbeiten zu einem Low-Budget-Zombiefilm finden in einer abgelegenen Halle statt, doch es geht nicht so voran, wie es sich der Regisseur Rémi (Romain Duris) vorgestellt hat. Die Darsteller sind ihm zu wenig engagiert, zu wenig glaubhaft in ihrer Angst vor den Zombies. Da kommt es ihm gerade recht, als plötzlich echte Untote auftauchen und dem Team Beine machen. Jetzt gilt es, möglichst viel vom Geschehen einzufangen.

 

 

 

 

 

 

 

Der japanische Low-Budget Film (25 T Dollar Budget) "One Cut of the Dead" gilt als der orginellste und witzigste sowie charmanteste Zombiefilm der letzten Jahre und ist für viele bereits ein moderner Klassiker. Mit dem französischem Remake "Final Cut of the Dead" gibts nun eine europäische Version davon, welche beachtliche 4 Mio Dollar Budget hat. Optisch sieht man dies der Horrorkomödie auch in jeder Sekunde an, wirken die Bilder doch bedeutend wertiger. Inhaltlich orientiert man sich klar am Orginal, setzt aber dennoch das ein oder andere kreative Ausrufezeichen bzw. Interpretationen. An dieser Stelle muss erwähnt werden wie glücklich ich bin das die Franzosen diesen Film gemacht haben und nicht Hollywood. Damit bekommt "Final Cut Of The Dead" eine ungemein amüsante Note und vorallem Leichtigkeit.

 

Sicherlich ist es nicht möglich den Charme von "One Cut of the Dead" zu erreichen, trotzdem bekommt das Publikum einen verdammt unterhaltsamen wie humorvollen und blutigen Zombiefilm geboten, der sich zum Glück nie ernst nimmt und manchmal auch ziemlich fäkal daherkommt. So ist etwa einer Darsteller am Tag des Drehs betrunken und kotzt seinen Kollegen an was sofort in die Handlung aufgenommen wird während ein anderer Durchfall hat, da Ihm hartes statt weiches Wasser gegeben worden ist. Film-Regisseur Remi muss also immer wieder improvisieren und selbst mitspielen wodurch das Drehbuch irgendwann nicht mehr eingehalten werden kann. Sehr zum Leidwesen des äußerst sympathischen Mannes der sich um die Filmmusik kümmern muss.

 

Wie schon im Orginal gibt es anfangs einen absolut trashigen und vermeintlich schlechten (die Info gleich zu Beginn ist verdammt geil) C-Movie an dessem Ende so ziemlich alle tot sind. Danach folgt die Aufklärung sowie eine durchweg chaotische und witzige Einsicht wie den der Zombiefilm entstanden ist. Den französischen Charme spührt man jederzeit, was in Verbindung mit den vielen Anspielungen auf das japanische Vorbild (läuft in einer Szene in OV im Backround) dazu führt, dass Genrefans sofort abgeholt und zufriedengestellt werden. Besonders das Schlussdrittel sorgt für allerbeste Unterhaltung und sorgt für mindestens ein Dauergrinsen wenn nicht sogar Dauerlachen.

 

Nicht nur findet "One Cut Of The Dead" immer wieder Erwähnung (ohne das der Titel genannt wird) sondern auch die Tatsache das Remi ein japanisches Drehbuch verfilmen soll und die Anwesenheit einer Produzentin aus Asien zeigen mit wie viel Liebe die Macher um Regisseur Michel Hazanavicius am Werk waren. Der Cast um die französischen Stars Romain Duris und Bérénice Bejo in den Hauptrollen spielt äußerst hingebungsvoll sowie gut gelaunt und versprüht mit phasenweisem Overacting Nicolas Cage Feeling. Vielleicht darf der charismatische Oscar-Gewinner ja im amerikanischen Remake mit seinem Markenzeichen glänzen.

 

Fazit: Auch wenn Remakes meistens bedeutend schlechter ausfallen ist "Final Cut Of The Dead" eine der wenigen Neuverfilmungen welche zuminderst in vielen Belangen mit dem Orginal gleichziehen kann. Ein aberwitziger, unterhaltsamer und bitterböser Zombiespaß aus Frankreich.

 

Bewertung:

Genre: 8 von 10 Punkten

Gesamt: 8 von 10 Punkten

 

Perfect Addiction (Romanze/Drama)

 

Sienna Lane (Kiana Madeira) arbeitet erfolgreich als UFC-Trainerin. Ihr Freund ist der amtierende MMA-Champion Jax (Matthew Noszka). Als Sienna herausfindet, dass ihr Geliebter sie mit ihrer eigenen Schwester betrügt, beschließt sie, sich an ihm zu rächen – und zwar an dem Punkt, wo er besonders verwundbar ist: seinem Titel als Champion. Also fängt sie an, den einzigen Kämpfer zu trainieren, der eine realistische Chance hat, Jax zu schlagen – und dabei handelt es sich auch noch ausgerechnet um seinen absoluten Erzfeind, was die Rache für Sienna aber nur noch süßer macht: Kayden (Jay DeMerit) hat sich bislang vor allem mit illegalen Untergrund-Kämpfen über Wasser gehalten, er muss sich also ganz schön umstellen, um Jax auch in einem offiziellen Fight die Stirn bieten zu können. Aber auch abseits des Rings bahnen sich Komplikationen an. Und es entspinnt sich ein düsteres, aber dabei auch kochend heißes Liebesdreieck…

 

Reicht es nicht das es mit der "After"-Reihe ein Franchise gibt welches dem Genre der Teenie-Romanzen den Todesstoß gibt?
Nein dachten sich die Macher und bringen mit "Perfect Addiction" von Regisseurin Castille Landon quasi das gleiche nochmal auf die Leinwand, nur mit anderen Figuren und im Kickbox-Milieu angesiedelt. Adaptiert von der "Perfect"-Buchreihe (wie schon bei "After" ein Bestseller) kann und will man damit in erster Linie Teenies erreichen, egal wie weit die Handlung vom wahren Leben entfernt ist oder nicht.

Ob daraus ein Franchise wird steht aktuell noch in den Sternen, wird sicherlich am Erfolg dieses Werkes bemessen werden.

 

Das Liebes-Drama ist dabei genauso langweilig, generisch und vorhersehbar wie der große Bruder wobei es hier und da mal einen kleinen Lacher gibt. Sämtliche Figuren strotzen nur so vor Oberflächigkeiten und Klischees während der Cast keinerlei Anstalten macht den Charakteren etwas Leben und Vielseitigkeit einzuhauchen. Hinzu kommen teils extrem dämliche Dialoge, kitschige Gespräche und reichlich fehlende Logik. Oder könnt Ihr etwa mit einer gebrochenen Rippe noch absolut agil im Ring umherturnen? Auch könnte das Publikum vielfach die Beweggründe hinterfragen und ohne Antwort dastehen, wirken die Entscheidungen der Figuren allermeistens kaum plausibel.

 

Es muss wohl nicht erwähnt werden wie hormongesteuert die Akteure agieren, womit es zu keinerlei tiefsinnigeren Momenten kommen kann. Das zumeist junge Publikum bekommt vorgeführt wie toxische Beziehungen im absoluten Extremfall aussehen können, vom kritischen Hinterfragen sollte man gar nicht erst träumen. Der Altersfreigabe geschuldet sind die Sexszenen genauso harmlos wie bei "After" und nie wirklich sinnlich. Ansonsten sieht "Perfect Addiction" aus wie sein Vorbild, mit entsprechender Musik begleitet und der Feststellung das man sowas einfach nicht braucht.

 

Egal ob Kiana Madeira als Trainerin sowie Erzählerin der Story, Matthew Noszka alias Jax dessen Macho-Getue schon nach 2 Minuten extrem nervt oder Jay DeMerit als verschlossener Kayden und zwangsläufig neuer Lover der Betrogenen, wirklich keiner der Darsteller kann überzeugen oder bleibt mit charismatischen Schauspiel im Gedächtnis. Manu Bennett in der Rolle als Leiter einer Kampfschule und Bree Winslow als kleine Schwester Beth (die übrigens optisch sehr an Jenna Ortega erinnert) haben leider recht unglückliche Charaktere bekommen und können daher nicht zeigen was sie können.

 

Fazit: Warum man die Verfilmung des zweiten "Perfect"- Romans unbedingt der "After"-Regisseurin Castille Landon anvertraut hat wissen wohl nur die Produzenten. Das Liebes-Drama wirkt wie eine Kopie der "After"-Reihe und ist daher genauso belanglos, langweilig und erschreckend schwach geworden.

 

Bewertung:

Genre: 3 von 10 Punkten

Gesamt: 2 von 10 Punkten

 

What's Love Got To Do With?

(Romanze/Komödie)

 

Für die Dokumentarfilmerin Zoe (Lily James) ist die Suche nach dem Richtigen gar nicht so leicht, zumal Dating Apps ihr immer nur Dates mit den Falschen einhandeln. Das bleibt auch nicht unbemerkt von ihrer chaotischen Mutter Cath (Emma Thompson), die Zoe mit dem ein oder anderen schnippischen Kommentar zur Verzweiflung bringt und versucht, sie mit dem Tierarzt zu verkuppeln, der ihren Hund behandelt. Zoes Kindheitsfreund und Nachbar Kaz (Shazad Latif) kennt diese Probleme nicht. Seine Partnerwahl übernehmen die Eltern, die ihn mit einer schönen Braut aus Pakistan vermählen wollen. Diese Nachricht ist ein kleiner Schock für Zoe, da sie das Konzept des Verheiratens seitens der Eltern nicht versteht. Als sie jedoch seine Reise nach London filmt, wo er eine völlig Fremde heiraten soll - mit der er erst ein Gespräch über Skype geführt hat - fragt sie sich, ob sie von diesem anderen Ansatz Liebe zu finden, vielleicht doch noch etwas lernen kann..

 

Im Vorderasiatischen und indischen Raum sind arrangierte Ehen nicht nur der Normalfall sondern vorallem ein kulturelles wie gesellschaftlich wichtiges Thema im Alltag der Menschen. Doch ist dies langfristig besser als eine Heirat aus Liebe und Leidenschaft? Dieser Frage geht die durchaus unterhaltsame wie emotionale und romantische Komödie mit Lily James in der Hauptrolle auf den Grund. Im Kern sicherlich eine klassische RomCom mit nur allzu bekannten Abläufen bringen die orientalischen und kulturell interessanten Kulissen wie auch die entsprechenden Kostüme frischen Wind in dieses durchaus angestaubte Filmgenre.

 

Nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Song von Tina Turner handelt sich bei "What's Love Got To do With?" allemal um einen sehr musikalischen Film, der dabei aber ungewöhnlich frei von kitschigen Lovesongs daher kommt. Natürlich absolut vorhersehbar versucht Regisseur Shekhar Kapur mit teils knallbunten Szenen und orientalisch angehauchter Musik der Handlung neben inhaltlich interessanten Ansätzen eine audio-visuell ansprechende Note zu geben. Damit gelingt es der sonst eher öden 0815-Geschichte sprichwörtlich eine Burka überzusiehen, zumal die Komödie immer wieder das Thema "Verschleiherung" aufgreift, zumeist jedoch in einem völlig anderem Kontext als man womöglich glauben will.

 

Überraschend wenig Kitsch und Klischees treffen auf eine manchmal doch etwas zu dramaturgisch aufgebauschte Inszenierung was der sympathische Cast um James wirklich authentisch wie auch schauspielerisch gekonnt nutzen kann um die Figuren dem Zuschauer zugänglicher zu machen. Sicherlich fällt die Laufzeit einen Tick zu lang aus, der die Komödie gerade zum Ende hin die ein oder andere Länge besitzt. Als durchaus neuen und vorsichtig aufklärenden Blick auf eine für westliche Verhältnisse ungewöhnliche Herangehensweise in Sachen Liebe und Heirat ist dieses Werk allemal gelungen. Letztendlich offenbart der Film auch das arrangierte Ehen nicht zwangsläufig ewig halten, da man Kaz und Maymouna nie wirklich glücklich wirken und Geheimnisse voreinander haben.

 

Als durchweg präsente Hauptakteure harmonieren Lily James und Shazad Latif wirklich gut miteinander, haben aber auch den Vorteil vom Drehbuch auf ihr Profil zugeschnittene Figuren bekommen zu haben. Etwas schrill und aufgedreht agiert Emma Thompson als Zoe's Mutter, die mit gutem Willen ausgestattet endlich einen Schwiegersohn haben will. Absolutes Highlight ist jedoch Asim Chaudhry als Vermittler Mo, mit Zusatz "Der Match-Maker", dessen absolut überdrehte Art unfassbar viel Spaß macht. Allgemein lässt sich feststellen das jeder Darsteller/jede Darstellerin mit seiner/ihrer Rolle glücklich gewesen sind und daher entsprechend mit Freude bei der Sache waren.

 

Fazit: Eine im Kern typische RomCom mit orientalischer Optik und kulturellen Facetten. Dank sympathischem Cast gefällt die romantische Komödie auf vielen Ebenen.

 

Bewertung:

Genre: 7 von 10 Punkten

Gesamt: 7 von 10 Punkten

 

War Sailor (Krieg/Drama)

 

Als der Zweite Weltkrieg ausbricht, arbeiten Alfred (Kristoffer Joner), ein frisch verheirateter Vater von drei Kindern, und sein Jugendfreund Sigbjørn (Pål Sverre Hagen) auf einem Handelsschiff mitten im Atlantik. Ihr Schiff, das eigentlich nicht dafür vorgesehen war, jemals an einem Krieg teilzunehmen, wird dafür instrumentalisiert. Plötzlich finden sie sich an der Front wieder, kämpfen in Zivilkleidung und ohne Waffen, als ihr Schiff von deutschen U-Booten angegriffen wird. Gleichzeitig befindet sich Alfreds Frau Cecilia (Ine Marie Wilmann) zusammen mit den Kindern zu Hause in Bergen und versucht, die Familie durch die Kriegswirrungen zu bringen. Eine Wiedervereinigung der Familie scheint in immer weitere Ferne zu rücken ...

 

 

 

Mit "Dunkirk" von Christopher Nolan gab es einen Kriegsfilm der die Schrecken auf eine etwas andere Weiee beleuchtet. Einen ähnlichen Weg geht Gunnar Vikene mit seinem norwegischen Oscar-Beitrag "War Sailor" der als Kriegsdrama ungemein facettenreich wie einfühlsam das Schicksal vieler Norwerger anhand einiger Charaktere beschreibt welche unfreiwillig in den zweiten Weltkrieg hineingezogen worden sind. Am Beispiel von Seemann Alfred aus Bergen arbeitet sich Vikene mit vielen Details und einer emotional berührenden Inszenierung durch dessen Leben während des Krieges.

 

Neben körperlichen sind es vorallem die seelischen Schäden sowie das Zerbrechen einer Familie welche "War Sailor" beeindruckend auf die Leinwand bringt. Dazu eine besondere Männerfreundschaft welche trotz der täglichen Leidensprüfungen zu keiner Zeit Risse bekommt. Kriegerische Handlungen finden nur dezent den Weg in den optisch kühl aussehenden Film, sind aber stets präsent. Es braucht, ähnlich wie auch bei "Dunkirk", nicht immer große Materialschlachten um ein authentisches Bild davon zu vermitteln wie tragisch und schrecklich Krieg sind.

 

Während der gut 2.5 Stunden spielt der Verlust von Weggefährten ebenfalls eine wichtige Rolle, wie auch eine gewisse Hoffnungslosigkeit. Durchweg stark gefilmt kann der Cast über die gesamte, vielleicht einen Tick zu lange, Laufzeit überzeugen. Typisch nordisch in Mimik und Gestik spielen die Darsteller Ihre Rollen nicht nur extrem authentisch sondern auch für den Zuschauer greifbar. Jede Emotion, egal ob positiv oder negativ, fühlt sich so verdammt echt an während die charismatischen Charaktere stets eine angenehme Präsenz ausstrahlen.

 

Man muss es Vikene zugute halten, mit welch ungemein intensiver Ruhe der Regisseur seine selbst verfasste Geschichte inszeniert, ohne das die Handlung trotz mancher Temposteigerung jemals in Hektik verfällt. Bildgewaltige Aufnahmen lassen nur zu gut erahnen was aktuell in der Ukraine vor sich geht womit "War Sailor" trotz seiner historischen Kulissen ungemein tagesaktuell wirkt. Vikene lässt es sich sogar nicht nehmen im finalen Filmdrittel noch kritische Töne anzuschlagen wie etwa Überlebende wie Alfred von der Regierung nach dem Krieg behandelt worden sind.

 

Letztendlich verpasst es der Regisseur aber sein Kriegsdrama zeitig zu einem zufriedenstellenden Ende zu bringen, da die Geschichte plötzlich einen gewaltigen Zeitsprung in die 70er Jahre macht als Alfred gerade seinen 70ten Geburtstag feiern und unerwarteten Besuch erhält. Zwar macht Vikene hier optisch wie dramaturgisch alles richtig, aber es hätte dem Film nicht schlechter gemacht diese Szene in einem möglichen Extended Cut zu verwenden.

 

Fazit: Gunnar Vikene liefert mit "War Sailor" die norwegische Version von "Dunkirk" und somit ein bildgewaltiges Kriegsdrama mit wahren Hintergründen.

 

Bewertung:

Genre: 8 von 10 Punkten

Gesamt: 8 von 10 Punkten

 

Knock at the Cabin (Horror/Thriller)

 

Das Paar Eric (Ben Aldrige) und Andrew (Jonathan Groff) verbringt seinen Urlaub gemeinsam mit Töchterchen Wen (Kristen Cui) in einer abgelegenen Hütte in der Natur. Beim Spielen im Wald trifft die kleine Wen auf den sanftmütig wirkenden Leonard (Dave Bautista). Das Familienidyll nimmt daraufhin ein jähes Ende, als dieser sich plötzlich begleitet von drei weiteren bewaffneten Fremden (Rupert Grint, Nikki Amuka-Bird und Abby Quinn) gewaltsam Zutritt zur Hütte verschafft und die Familie als Geiseln nimmt. Die Eindringlinge erzählen ihren Geiseln von einer mysteriösen Vision und fordern von ihnen eine unvorstellbare Entscheidung: Ein Opfer, um die drohende Apokalypse abzuwenden. Diese Entscheidung müssen sie jedoch allein fällen - auch darf sich niemand selbst das Leben nehmen...

 

Verlässt man nach dem Abspann von "Knock at the Cabin" den Saal dann stellt sich als erstes die Frage wo nun der berühmte Plot Twist geblieben ist für den die Filme von M. Night Shyamalan berühmt sind. Der Horror-Thriller hat zwar die klassischen Elemente wie Kinder, melodramatische Familienbeziehungen oder religiöse Inhalte zu bieten, doch allgemein fühlt sich der Hütten-Invasion-Psycho-Movie seltsam Shayamalanfremd an. Hat der Regisseur etwa seinen Stil geändert oder will er uns die Tatsache das alles so eintrifft wie von den vier Eindringlingen behauptet als diesen genialen Moment der Aufklärung verkaufen? Zwar streut Shyamalan immer wieder Momente ein welche Zweifel aufkommen lassen sollen, doch lässt sich dieses Spiel schnell durchschauen.

 

Eine abgelegene Hütte im Wald ohne Handynetz (aber immerhin Satelitenempfang da der Flachbild-TV eine wichtige Rolle spielen wird), sonniges Wetter und keine Möglichkeit zu fliehen sind wahrlich nicht sonderlich orginell, haben aber den Vorteil das der Regisseur wenig falsch machen kann wenn es darum geht seine Figuren nach und nach den Filmtod sterben zu lassen. Zum Thema Kills, wird die erste Opferung noch recht ausführlich gezeigt schwenkt die Kamera bei den darauffolgenden sofort weg oder zeigt lieber die Hütte von außen (jedoch mit entsprechendem Ton der Tötung), womit nicht ganz ersichtlich scheint was die Idee dahinter sein soll. Konsequenz sieht auf jeden Fall anders aus.

 

Das recht geringe Budget sieht man "Knock at the Cabin" maximal am Ende durch eher bescheidenes CGI (als etwa Flugzeuge vom Himmel fallen oder Brände gezeigt werden; auf der anderen Seite sieht etwa der Tsunami ganz nice aus) an, während die Gesamtoptik erfreulich wertig und passend zur Thematik passt. Die Idee mit der Apokalypse der Menschheit mit den vier Reitern ist sicherlich nicht neu, bekommt hier jedoch eine zufriedenstellende Inszenierung mit einer sich stets zuspitzenden Handlung an deren Ende nur ein Ausweg stehen kann. Was jedoch das größte Problem des religiösen Horrors ist aber die Tatsache das einem die Charaktere durch die Bank und über die gesamte Laufzeit herzlich egal sind.

 

Dies liegt zum einen daran, das man viel zu wenig über die einzelnen Figuren erfährt (trotz unregelmäßig eingeworfener Rückblenden zu Eric und Andrew) und zum anderen auch das es dem Cast nicht gelingt empathisch rüber zu kommen oder das Publikum mitzureißen. Letztendlich darf die Frage nicht unter den Tisch gekehrt werden ob Shyamalan hier die richtigen Darsteller gewählt hat seine Akteure zu spielen.

Dave Bautista wirkt in seiner Rolle als Anführer der "Reiter" wie ein Schatten seiner selbst während Rupert Grint eigentlich nichts anderes spielt als seinen Ron der letzten beiden Harry Potter Filme. Beide haben sich damit wohl keinen besonders großen Gefallen getan

 

Die punktuell eingestreuten gesellschaftskritischen Nuancen verpuffen fast gänzlich und sind Zeuge einer verpassten Chance. Keine Frage, "Old" wird übertroffen aber das war auch nicht wirklich schwer. Die Ansätze zu einem guten Horror-Thriller mit Weltuntergangsthematik sind ja zweifelsfrei vorhanden, aber warum Shyamalan so mutlos agiert wird wohl nur er selbst wissen. Vielleicht waren die schlechten Kritiken zum vorherrigen Projekt der Grund weshalb der Regisseur lieber auf Nummer sicher gehen wollte.

 

Fazit: Nach dem ziemlich enttäuschendem "Old" ist der neue Horror-Thriller von M. Night Shyamalan besser ausgefallen, wirkt aber etwas zu sehr wie auf Nummer sicher gehen statt eine pfiffige und intelligente Inszenierung zu fokussieren.

 

Bewertung:

Genre: 6 von 10 Punkten

Gesamt: 5.5 von 10 Punkten

 

Plane (Action/Thriller)

Kurzreview

 

Brodie Torrance (Gerard Butler) rettet seine Passagiere vor einem Blitzeinschlag, indem er eine riskante Landung auf einer vom Krieg zerrütteten Insel unternimmt - nur um festzustellen, dass das Überleben der Landung erst der Anfang war. Als die meisten Passagiere von gefährlichen Rebellen als Geiseln genommen werden, ist die einzige Person, auf die Torrance zählen kann, Louis Gaspare (Mike Colter), ein mutmaßlicher Mörder, der vom FBI transportiert wurde. Um die Passagiere zu retten, braucht Torrance die Hilfe von Gaspare und erfährt, dass hinter Gaspare mehr steckt, als man auf den ersten Blick sieht...

 

 

 

Es gibt wenige Schauspieler bei denen man schon mit der Ankündigung eines neuen Films weiß was schlussendlich dabei herauskommt. Dazu zählt auch Gerald Butler, dessen neuestes Actionabenteuer "Plane" einen Hauch "Lost" mit einer großen Portion "Captain Phillips" zu bieten hat. Mehr Gemeinsamkeiten als thematische Überschneidungen gibt es jedoch nicht da der Film von Jean-François Richet genauso generisch und vorhersehbar ist wie es der Titel schon suggeriert.

 

Logik oder gar einen Funken Realitätssinn darf und sollte niemand erwarten wenn es darum geht wie Gerald Butler fast im Alleingang seine Passagiere rettet und nebenbei sogar das eigentlich defekte Flugzeug nochmals in die Luft bringt. Erstaunlich schnell vergehen die 108 rasanten Filmminuten wobei gerade das Finale ungemein zügig durchgezogen wird (gefühlt 5 Minuten) was deshalb so schade erscheint weil man das Gefühl bekommt der Regisseur habe sein Zeitmanagement nicht im Griff und durfte bzw hatte kein Budget mehr für weitere 15 Minuten (das CGI ist hier wirklich grauenhaft).

 

Allgemein wirken die Bilder seltsam unecht, der Kameramann hatte wohl Schüttelfrost so wackelig und hektisch die Aufnahmen doch geworden sind während vorallem Butler sowie mit Abstrichen Mike Colter den Action-Thriller dann doch retten können. Am besten einfach Hirn ausschalten, dann lässt sich "Plane" ganz ordentlich wegschauen. Kleiner Funfact am Rande: mit Lilly Krug ist sogar eine deutsche Darstellerin an Bord, jedoch nur in einer Statistenrolle weshalb man hierzu wenig sagen kann.

 

Fazit: Wenn der Name Programm ist kann es sich nur um einen Gerald Butler Film handeln. Bei "Plane" bekommt man genau das was drauf steht, diesmal mit einem gut aufgelegten Butler in der Hauptrolle.

 

Bewertung:

Genre: 5.5 von 10 Punkten

Gesamt: 5 von 10 Punkten

 

Die Frau im Nebel (Thriller/Krimi)

Kurzreview

 

Als ein passionierter Hobbykletterer von einem hohen Felsen in den Berg stürzt, übernimmt die Polizei die Ermittlungen. Schnell deutet alles auf einen tragischen Unfall hin, doch der gründliche Polizist Hae-joon (Park Hae-il) hat seine Zweifel. Der Mann, der weiter alle ungelösten Fälle seiner Karriere mit sich herumträgt, will auch diese Sache nicht direkt zu den Akten legen. Stattdessen hat er schnell die junge Witwe des Toten im Visier: Ist die aus China nach Korea geflohene Seo-rae (Tang Wei), die sich so rührend und gut um ältere Menschen kümmert, eine gewiefte Mörderin? Immer besessener aber auch faszinierter wird Hae-joon. Er vernachlässigt die Fernbeziehung zu seiner Frau, verbringt ganze Nächte vor dem Anwesen der Tatverdächtigen. Und Seo-rae geht auf sein Spiel ein, verwickelt ihn in Gespräche, hilft ihm bei der Lösung alter Fälle. Doch die Frage bleibt: Ist sie eine gewiefte Mörderin?...

 

Mit "Parasite" hat das koreanische Thriller-Kino seinen internationalen Durchbruch erlebt und vielfach löste der Oscar-Gewinner einen gewissen Boom aus. Das neueste Highlight aus Südkorea lautet "Die Frau aus dem Nebel" und begeistert mit einer bizarren wie skurrilen Liebesstory welche in einen spannenden Krimi-Thriller eingearbeitet ist. Das sich Polizisten immer wieder in Verdächtige eines Mordfalls verlieben ist bekannt, doch welch grokeste Züge das annehmen kann zeigt der Film mit seinen betöhrend schönen Bildern mitsamt eines fantastischen Schnitts.

 

Anfangs in Busan spielend wechselt das Geschehen anhand eines Zeitsprungs von 13 Monaten nach dem ersten Todesfall in eine andere Stadt wo sich der Kommisar und die Verdächtige erneut begegnen, und wieder ist deren Mann tot. "Die Frau aus dem Nebel" zieht das Publikum in seinen Bann während jenes miträtseln darf was nun die Wahrheit ist. Geradlinig und detailverliebt bei einer absolut romantischen Ader laufen die knapp 130 Spielminuten ab in denen der Cast fantastisches Schauspiel zeigen kann.

 

Hinzu kommen clever geschriebene Figuren mit allzu menschlichen Gelüsten, ein Hauch Verbotenes und sogar Nuancen an Humor. Manchmal etwas zu verspielt und vielleicht 15 Minuten zu lang geraten sind die einzig wesentlichen Kritikpunkte eines ansonsten sehr sehenswerten Genremixes aus Südkorea.

 

Fazit: Nach "Parasite" gibt es mit "Die Frau im Nebel" den nächsten intelligenten und inzenatorisch herausragenden Thriller aus Südkorea, der etwas zu lang geraten ist.

 

Bewertung:

Genre:  8 von 10 Punkten

Gesamt: 8 von 10 Punkten

 

Wann kommst du meine Wunden küssen (Drama)

Kurzreview

 

Vor sechs Jahren, als es zwischen der Schauspielerin Laura (Gina Henkel), dem DJ Jan (Alexander Fehling) und Maria (Bibiana Beglau) zu einem Zerwürfnis kam, haben sich die Wege der Freunde getrennt.Doch als Kathi (Katarina Schröter), die Schwester von Maria, im Sterben liegt, begegnen sich die ehemaligen Freunde wieder. Die Regisseurin Maria kommt eigens aus Berlin in den Schwarzwald angereist. Mit ihrer Ankunft hat sie den Gang nach Canossa angetreten, dann kaum ist sie auf dem Land angekommen, brechen alte Konflikte wieder auf. Sie will vor allem eines: offene Rechnungen mit Jan und Laura begleichen. Kathi wiederum hat einen letzten Wunsch: Sie will um jeden Preis in ihrem Elternhaus sterben – doch in diesem lebt inzwischen Laura mit ihrem Mann Jan, der einst Marias große Liebe war ...

 

Hanna Doose's neuester Film ist ein einfühlsames wie durchaus tragisches Kammerspiel vor den wunderschönen Kulissen einer waldreichen Berglandschaft mit Stausee. Das Drama "Wann kommst du meine Wunden küssen" erzählt von zwei Schwestern und einem befreundeten Paar und deren teils schwierige Beziehung aufgrund einer unschönen Vergangenheit. Regisseurin Maria, Musiker Jan und Schauspielerin Laura waren ein funktionierendes Trio im Filmgeschäft bis Laura der Filmemacherin den Freund ausgespannt hat.

 

Dieser Konflikt sowie die Krebserkrankung von Kathi stehen im Fokus des intim gefilmten Dramas. Trotz der Reibungspunkte durchleben die Charaktere eine Wandlung, stellen sich den Problemen und lassen die Wahrheit ans Licht. Sicherlich hat der Film neben seinen vielen starken Momenten auch mal einen Durchhänger und wirkt inhaltlich lückenhaft aber insgesamt serviert Hanna Doose einen stimmigen wie berührenden und vorallem authentischen Film, dessen herausragende Kameraarbeit von einem ebenso tollen Soundtrack (Mischung aus Dream Dance und Nature Techno) absolut passend begleitet wird.

 

Die elektronischen Tracks laden nicht nur zum Tanzen ein sondern geben dem Drama eine audio-visuelle Wucht zumal der Konsum von Drogen thematisiert und dessen Auswirkungen somit spührbar werden. Zuletzt sollte noch der ungemein gut spielende Cast positiv erwähnt werden, dem es ausdrucksstark gelingt die schon im Drehbuch feinfühlig und umfangreich geschriebenen Figuren zu verkörpern.

 

Fazit: Von der lauten Großstadt Berlin in den schönen und leisen Schwarzwald entführt Hanna Doose Ihr Publikum zu einem emotional berührenden wie intimen Familen-Freunde-Drama

 

Bewertung:

Genre:  7.5 von 10 Punkten

Gesamt: 7 von 10 Punkten

 

Ein Mann namens Otto (Tragikomödie)

 

Otto (Tom Hanks) ist ein mürrischer, isolierter Witwer mit festen Prinzipien, strengen Routinen und einer kurzen Zündschnur, der jedem in seiner Nachbarschaft das Leben schwer macht, da er sie wie ein Falke überwacht. Dabei dient seine launische Art vor allem einem Zweck: Zu kaschieren, dass er nach dem Tod seiner Frau keinen Sinn mehr im Leben sieht. Gerade als es scheint, als hätte er das Leben endgültig aufgegeben, entwickelt sich eine unwahrscheinliche und widerwillige Freundschaft mit seiner neuen Nachbarin Marisol (Mariana Trevino). In ihr scheint Otto eine ebenso ebenbürtige wie auch schlagfertige Sparringspartnerin gefunden zu haben. Marisol ermutigt ihn, das Leben aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Nach und nach macht Otto eine subtile Veränderung durch ... aber ist er wirklich fähig, sich zu verändern?

 

Man kann über Remakes denken was man will, diese verurteilen oder schelmisch belächeln aber man sollte ihnen eine Chance geben. Bevor ich nun viele lobende Worte zu "Ein Mann namens Otto" zum Besten geben werde sei vorneweg gestellt das ich die Orginalversion "Ein Mann namens Ove" nicht kenne und deshalb keine Vergleiche ziehen werde. Um ehrlich zu sein habe ich mich auch nicht weiter damit befasst und wollte den Film so unvoreingenommen und unwissend wie möglich sehen und auf mich wirken lassen.


Glaub man dem Trailer von Marc Forster's neuem Film dann dürfte sich der Zuschauer auf 127 Minuten Klamauk bzw. mürrischen Humor ohne Tiefgang einstellen. Doch es wird anders kommen, da die Tragikomödie mit einem fantastischem Tom Hanks weitaus tiefgründigere Argumente vorweisen kann. Im schönen Wellenmuster wechseln sich trockener und manchmal bitterböser Humor mit einer authentischen Tragik ab welche zeigt wie Otto zu diesem verbitterten und schlecht gelaunten Nachbarn mit einer Penetranz für Regeln geworden ist. Nach dem Tod seiner Frau Sonja sieht er keinen Sinn mehr im Leben und plant mehrfach seinen Suizid, der auf morbide und skurrile Weise jedes mal aufs Neue scheitert.

 

Allein das Intro (Als Otto im Baumarkt 1.5 Meter Seil kaufen will aber 2 Meter bezahlen soll) ist schon so genial inszeniert und dient als Gradmesser was im Folgenden kommen wird. Es zeigt sich wie viel Lust Tom Hanks darauf hatte diese Rolle mit stets mürrischen Blick und genervter Art spielen zu dürfen, zumal es keineswegs so einfach ist durchweg derat launisch und genervt wirken zu müssen. Humortechnisch sorgen die Gags für Lacher, wobei diese zum Glück nicht bis zum Gebrüll getrieben werden sondern eher zurückhaltender. Man soll schlichtweg schmunzeln da die Übergänge zu tragischen Phasen ohne große Umwege stattfinden wodurch sich der Filmfluss harmonischer anfühlt.

 

Doch damit nicht genug, Forster's Film bietet noch eine unglaublich schöne wie ans Herz gehende Charakterwandlung welche Hanks so verdammt kraftvoll auf die Leinwand bringen kann. Ihm zur Seite steht dabei die von Mariana Trevino exzellent und präsent gespielte Marisol als resolute und selbstbestimmte sowie manchmal leicht überdrehte neue Nachbarin aus Mexiko. Die vielen Nebenfiguren bekommen in Ihrer Charakterisierung einige ganz nette Anspielungen sowie unterhaltsame Eigenschaften. Vielleicht an der ein oder anderen Stelle zu kitschig oder klischeehaft geworden ergibt sich dennoch eine authentische Konstellation mit interessanten Facettenspektrum.

 

 

Strenggente Farben bei einer klaren oft distanzierten aber punktuell auch intimen Kameraarbeit prägen die ansprechenden Bilder aus einem Vorort mit Reihenhäusern. Am Ende entlässt der Film sein Publikum ein wenig sprachlos, emotional aufgelöst und mit der ein oder anderen Träne im Auge sowie glücklichen aber auch traurigen Gefühlslagen.

Will man wirklich einen größeren Kritikpunkt äußern dann jenen, dass "Ein Mann namens Otto" ein anderes Ende hätte finden können. Es wäre keineswegs ein schlechterer Film geworden ohne die finalen 10 Minuten, da man dem Publikum auf jeden Fall einen positiven Abschluss mit auf dem Weg gegeben hätte.

 

Fazit: Remake hin oder her, "Ein Mann namens Otto" ist eine absolut sehenswerte Tragikomödie mit einem Tom Hanks der so gut spielt wie viele Jahre nicht mehr.

 

Bewertung:

Genre: 8.5 von 10 Punkten

Gesamt: 8.5 von 10 Punkten

 

The Son (Drama)

 

Der 17 Jahre alte Nicholas (Zen McGrath) schwänzt die Schule, hat düstere Gedanken und keine Freunde. Kurzum: Er scheint wie ausgewechselt und nicht mehr der unbeschwerte Junge zu sein, der er einmal war. Vielleicht ist es eine gute Idee, wenn er nun statt bei seiner Mutter Kate (Laura Dern) bei seinem Vater Peter (Hugh Jackman) lebt? Der hat zwar gerade mit seiner neuen Frau Beth (Vanessa Kirby) eine Familie gegründet und Nachwuchs bekommen und ist beruflich sehr ausgelastet, doch er will dem Sohn helfen … und glaubt auch bald Erfolg zu haben. Doch er ahnt nicht, wie sehr Nicholas unter Schmerzen leidet. Und vor allem versteht Peter nicht, dass sein Sohn nicht durch eine Phase geht, nicht einfach nur Liebeskummer hat oder ihm der Vater fehlte, sondern unter schweren Depressionen leidet...

 

Mit seinem impossanten wie eindringlichen und dank Anthony Hopkins unfassbar gespielten Filmdebüt "The Father" hat Florian Zeller einen unvergleichbaren Film über Demenz ins Leben gerufen. Mit seinem Nachfolgerwerk "The Son" begibt sich Zeller erneut in die Welt schwer begreifbarer Krankheiten, diesmal Depressionen, und beweist erneut wie wenig geradlinig die Verläufe ausfallen können. Kaum eine andere seelische Belastung führt zu derart dunklen Gedanken, seltsamen Auswüchsen und einer Persönlichkeit welche für andere verwirrend bzw. nicht nachvollziehbar erscheinen.

 

Zwar gelingt es Zeller nicht über die gesamte Laufzeit von 120 Minuten Depressionen in all seinen Facetten entsprechend intensiv zu zeigen, zumal er auch keinen Versuch unternimmt eine Erklärung dafür zu finden was man dem Regisseur hoch anrechnen muss, aber phasenweise treibt einem "The Son" neben Tränen vorallem ein Gefühl der Unfassbarkeit ins Gesicht. Daher wird das Drama, dass qualitativ nicht gänzlich an "The Father" heranreichen kann, für das Mainstreampublikum entweder gar nicht geeignet sein oder zuminderst bei jenen Besuchern die Frage aufkommen lassen was solche Themen im Kino zu suchen haben. Zum Nachdenken regen die Bilder aber allemal an.

 

Auch wenn Hopkins nur als kleine Nebenfigur mit etwa 5 Minuten Screentime auskommen muss sind diese Momente ungemein einprägend und auf Weltklasseniveau gespielt. Den Hauptpart übernimmt ein lange lange Zeit nicht mehr so überzeugend auftretender Hugh Jackman, über seine Tanzqualitäten kann man streiten, dessen Vaterqualitäten nicht ausreichen um seinem depressiven Sohn helfen zu können. Wo war der Wolferine-Darsteller die letzten Jahre, zumal er beweist welch herausragender Charakterdarsteller er ist. Laura Dern als überforderte und meistens traurig dreinschauende Mutter und Peters Ex-Frau Kate hat zwar nicht die gleiche Präsenz wie Jackman, spielt Ihren Part aber absolut souverän sowie mit der nötigen Cleverness sodass man zwar Mitleid für deren Lage empfindet die Situation jedoch nicht als lächerlich oder kitschig empfindet.

 

Ebenfalls eher zurückhaltend agiert Vanessa Kirby alias Beth, deren Rolle ebenfalls bedeutend facettenreicher ist als man ürsprünglich zu denken glaubt. Zwischen den Stühlen sitzend ist Sie weder zickig noch arrogant oder besonders boshaft sondern versucht alle Seiten zu verstehen und sogar einen Draht zu Nicholas aufzubauen, wenngleich auch nicht immer mit vollstem Elan. Kirby macht Ihren Job sehr ordentlich und ist die ideale Nebenfigur. Eine gewisse Zeit lang versucht man noch zu verstehen wie Zen McGrath seinen Part als Nicolas interpretieren will, zumal dessen Handeln auf den ersten Blick oftmals wenig rational erscheint, aber vor dem Hintergrund seiner Krankheit mit zunehmender Spieldauer stetig erschreckend klarer wird. Seine verweinten und tieftraurigen Augen mit entsprechender Körperhaltung sind in diesem Alter verdammt schwer über 120 Minuten zu spielen, was McGrath jedoch wirklich gut meistert.

 

Über lange Zeit erscheint "The Son" wie ein düsteres Coming-of-Age Drama welches gerade im ersten Drittel nicht immer die Konsequenz liefert mit der das Werk enden wird. Keine Frage, es handelt sich um schwere Kost die schockiert, berührt und in Teilen fassungslos macht. Vorallem die Tatsache wie hilflos Eltern, besonders wenn diese getrennt leben, in diesen Fällen tatsächlich sind und Liebe nicht immer das Allheilmittel ist. Die durchweg düstere und beklemmende Atmosphäre wird neben der intimen Kameraarbeit vorallem dank des meisterhaften Soundtracks von Hans Zimmer erzeugt.

 

Fazit: Auch wenn der neue Film von Florian Zeller nicht ganz an das Meisterwerk "The Father" herankommt ist "The Son" dennoch ein unfassbar intensives wie düsteres Porträt von der Krankheit Depressionen.

 

Bewertung:

Genre: 8 von 10 Punkten

Gesamt: 8 von 10 Punkten

 

Maria träumt - Oder: Die Kunst des Neuanfangs (Komödie)

 

Maria (Karin Viard) ist Haushälterin. Sie ist seit 25 Jahren verheiratet, zurückhaltend, schüchtern und ungeschickt. Ihr geblümtes Notizbuch, in das sie heimlich Gedichte schreibt, legt sie nie aus der Hand. Als sie an die Kunstschule versetzt wird, trifft sie Hubert (Grégory Gadebois), den launischen Hausmeister der Schule, und entdeckt einen faszinierenden Ort, an dem Freiheit, Kreativität und Wagemut herrschen. Wird Maria, die immer pflichtbewusst und unauffällig war, in dieser so neuen Welt endlich vom Leben überwältigt werden?

 

 

 

 

Seichtes Feel-Good-Kino aus Frankreich funktioniert in der Regel immer deshalb so gut weil neben einer gefühlvollen Story Darsteller am Werk sind welche Ihre Rollen nicht einfach nur spielen sondern leben. Kommt dann noch Posie zur romantischen Liebesgeschichte hinzu kann über ein Übermaß an Kitsch hinweggesehen werden. Mit der Komödie "Maria träumt" zeigt das französische Kino wie herrlich unterhaltsam, charmant und witzig Film sein kann und auch darf ohne dass es dabei immer besonders tiefsinnig sein muss. Wer dies erwartet wird definitiv enttäuscht, setzt man sich hingegen mit den richtigen Erwartungen in den Saal gibt es genug Momente zum herzhaften Lachen.

 

Mit dieser Formel bricht das Werk allerdings inhaltlich mit der Idee Maria und Ihrem Mann eine Krise bezüglich der Tochter zuzugestehen. Zum einen wird dieser Part nie wirklich breit auserzählt und fühlt sich zudem wie ein Fremdkörper an. Auch bleibt Ihr Gatte verhältnismäßig blass, bekommt kaum Spielzeit und die Gründe warum Maria einen Neuanfang will erscheinen doch etwas zu konstruiert. Keine Frage, die Harmonie zwischem Hubert und der tollpatschigen Reinigungsfrau stimmt von Anfang bis Ende, auch weil die Darsteller durchweg sympathisch rüber kommen aber einen Tick mehr Authenzität wäre wünschenswert gewesen.

 

Besonders wenn der liebevolle aber zurückgezogene Hausmeister heimlich in seinem Büro tanzt (da er Videos hierzu auf Youtube schaut) und Maria Ihn dabei beobachtet bekommt die Komödie eine so herzliche und leichtfüßige Note mit dieser jeder sofort gute Laune hat. Durchaus intensiver hätte man Maria's Hobby mit den Gedichten in Ihrem Tagebuch herausstellen müssen, zumal der Film ja damit wirbt reichlich Poesie verbreiten zu wollen. Immerhin setzt "Maria träumt - Oder: Die Kunst des Neuanfangs" immer wieder die teils skurrilen Kunstwerke der Studenten (etwa das mit Puppenteilen dekorierte Fahrrad oder Naomie's blutgetränkes Hochzeitskleid) besonders in Szene und zeigt damit aber auch wie vielfältig Kunst im 21. Jahrhundert ist.

 

Handwerklich eine klassische RomCom mit etwas Drama und typischen Bildern (die Aktszenen sind absolut ästhetisch umgesetzt) sowie phasenweise sehr verspielter Musik vor den Kulissen einer modernen Kunsthochschule mit Lehrern welche einen Hauch zu jugendlich geschrieben+gespielt werden (Also wie es die Rektorin und der Lehrer auf dem Dachboden zwischen den Statuen treiben ist schon fast peinlich und deutlich zu drüber) . Karin Viard als Maria sowie Gregory Gadebois alias Hubert sind über die gesamte Laufzeit die zentralen Akteure des Geschehens und tragen den Film mit Leichtigkeit, Charme und romantischen Zügen. Es scheint wirklich so als wären die Figuren perfekt auf die beiden Darsteller zugeschnitten, denen es spielend gelingt sofort die Sympathien des Zuschauers zu gewinnen.

 

Obwohl nur in einer Nebenrolle zu sehen gefällt Noee Abita als Studentin Naomie, die Geldsorgen sowie Beziehungsangelegenheiten plagen, der Hubert und Maria gerne und eifrig zur Hand gehen damit diese Ihr Projekt im Zeitrahmen zu Ende führen kann. Wie schon in "Passagiere der Nacht" ist es das unaufgeregte, mitunter freche aber stets liebevolle Schauspiel der jungen Darstellerin womit deren Figur besonders greifbar fürs Publikum wird.

 

Fazit: Wenn Kunst der Zündfunke für einen Neuanfang im Leben bedeuten kann dann haben Lauriane Escaffre und Yvo Muller mit Ihrer romantischen Komödie genau ins Schwarze getroffen. Seichte Unterhaltung für kalte Wintertage, wobei es durchaus an der ein oder anderen Stelle einen Tick bodenständiger hätte sein dürfen.

 

Bewertung:

Genre: 7 von 10 Punkten

Gesamt: 7 von 10 Punkten

 

Shotgun Wedding (RomCom/Action)

 

Die extravagante Hochzeit von Darcy (Jennifer Lopez) und Tom (Josh Duhamel) auf den traumhaften Philippinen wird von Kriminellen gestürmt. Alles beginnt damit, dass die beiden ihre liebevollen, aber anstrengenden Familien für die ultimative Hochzeitsreise zusammenbringen, gerade als das Paar beginnt, kalte Füße zu bekommen. Auf einmal steht auch noch Darcys Ex Sean (Lenny Kravitz) auf der Matte und verbreitet Unruhe. Als wäre das nicht schon Grund genug, um die Feier abzusagen, gerät plötzlich das Leben aller Hochzeitsteilnehmer in Gefahr, als sie zu Geiseln werden. "Bis, dass der Tod sie scheidet" bekommt eine ganz neue Bedeutung, denn Darcy und Tom müssen ihre Liebsten retten - wenn sie sich nicht vorher gegenseitig umbringen.

 

Traumhafte Sandstrände, blaues Meer, Sonnenschein pur, Cocktails und ein Dschungel aus saftgrünen Palmen: so stellt man sich die Phillippinen gerne vor und darf davon träumen dort zu heiraten. Der neue Jennifer Lopez Film "Shotgun Wedding" ist eine klassische RomCom im Paradies, nur eben mit reichlich Action, Explosionen und einem mitschwingendem "Stirb Langsam" Feeling. Sicherlich geht Lopez erneut den filmisch sicheren Weg und das Werk von Jason Moore trotzt nicht gerade vor tiefgängigen Momenten aber unterhaltungstechnisch ist "Shotgun Weeding" ein durchaus sehenswerte und rasante RomCom mit überraschend wenig Kitsch.

 

Und ja, glaubt man der Kameraarbeit dann ist man als Zuschauer in einem typischen Actionfilm in dem nur noch der muskulöse Held mit seiner Knarre fehlt. Hier und da will Moore bei seiner Inszenierung auch mal in Tiefe gehen, doch werden diese Momente leider etwas zu schnell abgewürgt oder mit seichtem Humor ins Lächerliche geführt. Keine Frage, der Anteil an Humor ist erstaunlich hoch und lässt den Kinosaal im Minutentakt zum Lachen bringen, was entweder auf Wortwitzen oder Slapstickeinlagen zurückzuführen ist. Vielfach kommt die Musik zu aufdringlich in den Fokus und wirklich vielschichtig ist keine der Figuren.

 

Immerhin harmonieren Lopez und Josh Duhamel wunderbar miteinander, Lenny Kravitz ist ein cooler Bösewicht und Jennifer Coolidge hat als ballernde Mutter mächtig Spaß. Erstaunlicherweise haben alle Darsteller richtig viel Fun mit Ihren Charakteren, welche untereinander immer wieder mit Sticheleien, kleinen Spielchen oder lieb gemeinten Kommentaren für massig Trubel sorgen. Ehrlicherweise wären Figuren mit einem Hauch mehr Facettenreichtum wünschenswert gewesen, zumal sich die Oberflächigkeit irgendwann abnutzt und vorhersehbar wird.

 

Wirklich spannend ist "Shotgun Wedding" ohnehin nicht, wer der eigentliche Bösewicht ist kann man zügig erahnen und das zwischen Tom und Darcy nur Harmonie herrscht wäre allein schon wegen der Dramaturgie ein Irrsinn. Mit seinem angenehm hohem Tempo gelingt es der Action-RomCom keinerlei Langeweile aufkommen zu lassen, während manche Handlungswendungen bzw. Storyentwicklungen doch arg gestellt daher kommen und somit den Lauf der Geschichte unnötig brechen. Man sollte hald inhaltlich nichts erwarten und sich auf eine rasante Liebesgeschichte mit Piraten unter Palmen einstellen bei der logisches Denken schlichtweg fehl am Platz ist.

 

Fazit: Jennifer Lopez geht mal wieder den sicheren Weg und pfeift auf charakterlich anspruchsvolle Rollen. Dennoch ist "Shotgun Wedding" bei richtiger Erwartungshaltung ein rasanter Spaß vor traumhaften Kulissen.

 

Bewertung:

Genre: 6 von 10 Punkten

Gesamt: 7 von 10 Punkten

 

In der Nacht des 12. (Krimi/Thriller)

 

Bei der Kriminalpolizei stößt jeder Ermittler irgendwann auf ein Verbrechen, das er nicht aufklären kann und das ihn verfolgt. Für Yohan (Bastien Bouillon) ist es der Mord an Clara (Lula Cotton-Frapier). Ein Verhör folgt dem anderen, es gibt viele Verdächtige und Yohans Zweifel werden immer größer. Nur eines ist sicher: Das Verbrechen geschah in der Nacht des 12. Oktober, in der Clara sich allein auf dem Heimweg von einer Party befindet. Als sie durch die Straßen läuft, begegnet ihr ein Mann, der sie mit Benzin übergießt und bei lebendigem Leib verbrennen lässt. Gemeinsam mit seinem Kollegen Marceau (Bouli Lanners) ermittelt Yohan so gut wie alle Männer, mit denen Clara je ein Verhältnis hatte - fast jeder hätte ein Motiv, da die Beziehungen meist von Missgunst und Besitzansprüchen geprägt waren. Den beiden Kommissaren eröffnet sich ein ganzes Panorama an Abgründen und vor allem für Yohan wird die Arbeit an Claras Fall immer mehr zu einer Obsession ...

 

Basierend auf einem wahren Fall zeigt der französische Krimi-Thriller "In der Nacht des 12." das nicht jede Mörderjagd von einem Happy End gekrönnt wird. Tatsächlich bleiben etwa 20% der Tötungsdelikte unaufgeklärt was für die Hinterbliebenen neben dem Verlust die schlimmste Erfahrung ist. Nebenbei, und das zeigt der detailierte Film deutlich, nagt dieser Umstand niemanden für einen Mord belangen zu können auch an den Ermittlern. Sicherlich verwaschen unzählige TV-Reihen wie "Tatort" oder Polizeiruf 110" ein wenig wie Polizeiarbeit in Reallife tatsächlich aussieht, weshalb es erstaunlich gut tut einen Thriller wie diesen im Kino sehen zu können.

 

Erschreckend ist zudem das potentiell wichtige Ermittlungen oder Erkenntnisse aufgrund fehlender finanzieller Mittel schlichtweg nicht gemacht werden können. So kann etwa die Stadt die Überwachungsfirma nicht bezahlen oder fehlen der Polizei Mittel den Tatort zu überwachen. Man mag über die Kripo denken was man will aber dieser Krimi zeichnet ein absolut glaubhaftes Bild wie Ermittler arbeiten, wie umfangreich die Aufklärung ist und vorallem was es mit den Personen selber macht.

 

Gerade wenn es persönlich wird oder schlichtweg der jahrelang Umgang mit Mördern oder Menschen mit schlechtem Charakter seine Spuren zeigt bricht es aus einem heraus, zu sehen bei einem älteren Kollegen, welcher zudem schwere Eheprobleme hat. Ermittler sind eben auch nur normale Menschen mit alltäglichen Problemen, was "In der Nacht des 12." ebenfalls vermitteln möchte. Da sich die Handlung wirklich Zeit nimmt jedem einzelnen Verdächtigen einen Zusammenhang zum Opfer zuzuordnen, zwischendrin mal den ein oder anderen Lacher einbaut oder ein Gesamtbild mit gewissen Vorurteilen zeichnet vergisst man schnell das es keine Auflösung gibt. Dies wird in der Einleitung direkt mitgeteilt während die Statistik mit der Aufklärungsrate gezeigt wird.

 

Durchweg stark gespielte Charaktere, viele spannende Einblicke hinter die Kulissen (auch was abseits des Reviers passiert) und die wunderbare Kameraführung lassen den Zuschauer selbst zum Ermittler werden sowie eigene Theorien entwickeln. Optisch sind die Bilder farblich ziemlich dezent und in ihrer Wertigkeit neutral gehalten sodass sich der Film sehr an bekannten True-Crime-Formaten orientiert.

 

Fazit: Nicht jeder Mordfall endet mit einem Prozess oder Verurteilung des Täters, Ermittler müssen nicht nur wegen Personalmangel Ihre Arbeit anpassen und eine Tat aufzuklären ist umfangreicher als es viele TV-Formate zeigen; Der französische True-Crime-Thriller ist trotz fehlendem Happy End ein ungemein sehenswerter Film, der gerade auf der Kinoleinwand besonders gut funktioniert.

 

Bewertung:

Genre: 8 von 10 Punkte

Gesamt: 7.5 von 10 Punkte

 

Acht Berge (Drama)

 

Pietro (Luca Marinelli) ist ein Junge aus der Stadt, Bruno (Alessandro Borghi) ist das letzte Kind eines vergessenen Bergdorfes. Im Laufe der Jahre bleibt Bruno seinem Berg treu, während Pietro derjenige ist, der kommt und geht. Ihre Begegnungen machen sie mit Liebe und Verlust bekannt, erinnern sie an ihre Herkunft und lassen ihre Schicksale entfalten, während Pietro und Bruno entdecken, was es heißt, wahre Freunde fürs Leben zu sein.

 

 

 

 

 

 

Der gleichnamige Roman von Paolo Cognetti "Acht Berge" erlebt nun seine filmische Adaption auf der Kinoleinwand. Knapp 2.5 Stunden lassen sich die Regisseure Felix van Groeningen und Charlotte Vandermeersch Zeit um nicht nur eine ganz besondere Kinder- und später Männerfreundschaft in den italienischen Alpen zu zeigen sondern vorallem eine spezielle wie intime Form der Selbstfindung inmitten der rauen Berglandlandschaft. Anfangs noch eine verspielte, gar witzige Coming-of-Age Story entwickelt sich "Acht Berge" (der Hintergrund des Titels wird im späteren Verlauf sehr schön aufgezeigt) zusehens in eine Charakterstudio der beiden Männer Bruno und Pietro.

 

Der eine bleibt seiner Heimat fast sturköpfig treu während der aus Turin stammende Pietro kommt und geht, seinen eigenen Weg geht und in den Bergen Nepals sein Glück findet. Neben unzähligen wunderbaren Naturaufnahmen der entweder verschneiten oder saftig grünen Gebirge zeigt "Acht Berge" aber auch wie karg und hart das Leben dort ist. Strom und das täglich Brot ist nicht selbstverständlich, ein Unternehmer sein zu müssen kann nicht jeder. Was das Drama damit auch sagen möchte: es gibt leider einen Riesenunterschied zwischen Wunschdenken und Realität, wobei jeder Träume haben darf.

 

Gefilmt im 4:3 Format wirken die Bilder absolut authentisch wie auch die Freundschaft der beiden Männer, welche niemals sexuelle Züge annimmt. Zwar ist das Drama nen Tick zu lange geraten wird jedoch vom herausragenden Cast getragen. Dessen Präsenz ist weder erdrückend noch nervig, vermittelt schlichtweg wie wichtig Freundschaft im Leben ist. Das diese tragisch endet stimmt nachdenklich sowie traurig, vorallem da man aus den vorherrigen Minuten weiß das es anders hätte laufen können.

 

Inwiefern sich der Film vom Roman unterscheidet oder diesen inhaltlich besonders genau übernimmt kann ich nicht beurteilen, muss aber sagen dass die gesamte Inszenierung stimmig und glaubhaft wirkt.

Abschließend bleibt noch festzuhalten das "Acht Berge" nicht nur einfach ein Film auf Basis eines Buches ist sondern vielmehr eine Homage an die Freundschaft, egal wie viel man sich zu sagen hat.

 

Fazit: Nicht nur wegen der wunderschönen Bilder der italienischen Alpen oder des Himalaya ist "Acht Berge" ein sehenswertes Drama, sondern auch wegen der beiden starken Hauptdarsteller und deren greifbarer Harmonie.

 

Bewertung:

Genre: 8 von 10 Punkte

Gesamt: 8 von 10 Punkte

 

Holy Spider (Thriller/True-Crime)

 

Iran 2001: Die Journalistin Rahimi (Zar Amir Ebrahimi) aus Teheran taucht in die berüchtigtsten Vororte der Heiligen Stadt Mashhad ein, um in einer Reihe von Frauenmorden zu recherchieren. Sie stellt schnell fest, dass die örtlichen Behörden es nicht eilig haben, den Fall gelöst zu sehen. Die Verbrechen sollen von einem einzigen Mann begangen worden sein, der behauptet, die Stadt von ihren Sünden zu reinigen, indem er nachts Prostituierte angreift. Doch nachdem er mehrere Frauen ermordet hat, verzweifelt der Serienmörder Saeed (Mehdi Bajestani), den alle den „Spinnenmörder“ nennen, zunehmend an dem mangelnden Interesse der Öffentlichkeit an seiner göttlichen Mission. Doch auch Rahimi wird schnell auf den Boden der Tatsachen geholt, als sie feststellt, dass der Frauenmörder von vielen Bewohnern der Stadt gefeiert wird und seine Verurteilung alles andere als sicher ist.

 

True Crime Formate bzw. Filme erfreuen sich aktuell großer Beliebtheit. Ist es die Faszination am Bösen oder ein gewisses Vergnügen schlimme Taten nochmals präsentiert zu bekommen? Neben Podcasts und Serien (bei Amazon Prime läuft aktuell "Gefesselt") liefert Regisseur Ali Abbasi mit dem lose auf einem realen Kriminalfall 2000/2001 im Iran basierenden "Holy Spider" einen Thriller ab, der nicht nur verdammt intensiv inszeniert sondern vorallem sprachlos macht. Sprachlos deshalb weil der Spinnenmörder vom Volk (und der Familie) wie ein Held gefeiert wird und sich als rechtschaffenden Moslem sieht.Ab dem Zeitpunkt der Verhaftung wird es für jeden Zuschauer mit einem normalen Verständnis für Mord an Frauen absolut unerträglich, gar horrorhaft grausam "Holy Spider" weiter zu verfolgen.

 

Neben dem ungewöhnlichen Setting mitten im streng religiösen Iran sind es vorallem die für westliche Verhältnisse mittelalterlichen Sichtweisen der Menschen vor Ort sowie ein Regime welches diesen grausem Fall von Mehrfachmord politisch stilisieren will mit denen "Holy Spider" schockiert, provoziert und wütend macht. Besonders der Part mit dem Gerichtsverfahren ist ungemein einprägend wobei der gesamte Film überraschend emotionslos seine Geschichte erzählt. Erst mit diesem neutralem Blick aus Sicht der beteiligten Figuren erhält der True-Crime-Thriller erst seine volle Wucht bzw. Stärke da Fakten (wobei die Story wie bereits erwähnt lose auf dem echten Fall basiert) in der Regel am meisten Power besitzen.

 

Es obliegt dem Publikum eine Wertung vorzunehmen, zu richten oder sich eine eigene Meinung zu bilden. Genau diese Objektivität braucht es bei Werken dieser Art, plus einen wuchtigen und sich gerne in den Fokus drängenden Soundtrack mit dem das Böse eine audiovisuelle Tiefe bekommt. Insgesamt eher schwach ausgeleuchte Szenenbilder mit vielen dunklen Ecken und teils auch Straßen spannen einen beängstigenden Mantel vom wahren Grauen über die von den Hügeln aus hell erleuchtenden Stadt. Vieles spielt sich nachts ab, womit wir Menschen ohnehin gewisse Ängste verbinden. Mal intim nah, mal erstaunlich distanziert vom Geschehen bewegt sich die Kamera absolut perfekt durch die Handlung und liefert stets unfassbar starke Bilder.

 

 

Besonders die beiden Hauptdarsteller können in Ihren teils sehr vielschichtigen Rollen überzeugen, zumal das Schauspiel extrem authentisch und kraftvoll wirkt. Auf der einen Seite Saeed, ein Handwerker und Familienvater, der aufgrund seiner unwiderbringlichen religiösen Pflicht diese schrecklichen Verbrechen begeht obwohl er äußerlich wie ein normaler Bürger wirkt und Gefühle zeigen kann (etwa als Rahimi fliehen kann und er Angst spüht dadurch aufzufliegen). Wirklich schrecklich ist jedoch seine Meinung über die Opfer, welche er nur als minderwertige Frauen ohne Rechte ansieht und dieses perverse Gedankengut an seinen Sohn Ali übertragen will.

 

Mit der selbstbeswussten Reporterin Rahimi haben wir nicht nur eine ungemein starke Frauenfigur (Im Iran ist aktuell ohnehin eine kritische Situation da immer mehr Frauen Ihre Stimme erheben und Freiheit fordern was zweifelslos ein wichtiger Vorgang ist) sondern auch einen Charakter mit der "Holy Spider" viel anzufangen weiß. Stets auf das wesentliche fokussiert und trotz schier aussichtlosem Kampf gegen ein von Männern dominiertes System macht Rahimi Ihre Arbeit gewissenhaft und begibt sich dabei in höchste Gefahr.

 

Fazit: Ein True-Crime-Thriller, der aufgrund der Situation im Iran nicht aktueller hätte sein können, mit dem Regisseur Ali Abbasi einen ehrlichen wie schonungslosen Blick auf sein Heimatland wirft, in dem religiöser Fanatismus aus Menschen Bestien macht.

 

Bewertung:

Genre: 8.5 von 10 Punkten

Gesamt: 8 von 10 Punkten

 

M3gan (Horror/Thriller/Sci-Fi)

 

Für eine Spielzeugfirma hat die Robotik-Expertin Gemma (Allison Williams) die mit fortschrittlicher künstlicher Intelligenz ausgestattete Hightech-Puppe M3GAN (kurz für Model 3 Generative Android) entwickelt, die demnächst ihren Siegeszug in Kinderzimmern auf der ganzen Welt antreten soll. Als die Wissenschaftlerin eines Tages ihre Nichte Cady (Violet McGraw) bei sich aufnimmt, die kürzlich ihre Eltern bei einem schrecklichen Unfall verloren hat, hat Gemma eine Idee: Sie nimmt den Prototyp der lebensechten M3GAN (Amie Donald) mit nach Hause, um Cady aufzumuntern und endlich wieder auf andere Gedanken zu bringen. Der Plan geht auf – zumindest zunächst. Doch schon bald entwickelt die Puppe ein eigenes Bewusstsein und einen geradezu mörderischen Beschützerinstinkt für ihre neue Freundin – mit verheerenden Konsequenzen für alle anderen Menschen in ihrem Umfeld...

 

Alles beginnt mit einem Werbeclip, welcher nicht nur kunterbunt aussieht sondern eine Wertigkeit mit vielen Details, etwa der Verweis auf den Apple Store oder Google Play, aufweist wie es reale Beiträge nicht immer hinbekommen. Das die beworbenen "Spielzeugtiere" wie neuartige Furby's aussehen ist gewollt, mit dem Unterschied das diese bedeutend mehr können (wie bsp. Furzgeräusche). Und alles immer über die App, damit dein Kind ja nicht mehr vom Bildschirm loskommt. So schrill und kitschig diese Einleitung wirken mag, so klar gibt sie doch vor was in den folgenden 100 Minuten kommen soll.

 

Wenn James Wan eine Idee hat ist das meistens was richtig Gutes und mitunter auch angereichert mit Grusel. So stammt "M3gan" aus dem kreativen Kopf des Regisseurs, welcher hier jedoch nur als Produzent an Bord ist aber sicherlich ein kritisches Auge auf seinen Kollegen Gerard Johnstone hatte. Als Puppen-Horror wird "M3gan" zweifelsohne sofort mit "Chucky" verglichen und gilt bei einigen schon als garstige Schwester der Horrorpuppe. Beim Schauen stellt man aber relativ schnell fest das Wan nicht einfach einen weiblichen Chucky im verspielten Kleidungsstil im Sinne hatte sondern vielmehr einen Film welcher bitter-böse, witzig und unterhaltsam daher kommt während er auf der anderen Seite massiv satirische wie gesellschafts- und sozialkritische Töne anschlägt.

 

Nicht nur vor dem Hintergrund weil Megan mit Ihrer fortschrittlichen KI schnell ein Eigenbewusstsein mit ausgeprägtem Selbstbewusstsein entwickelt sondern in erzieherischer Sicht vorallem deshalb was es mit Kindern macht die sich aufgrund einer "Puppe" wie Megan völlig dem sozialen Kontakt mit anderen Kindern entziehen. Zuletzt zeigt "M3gan" wie abhängig man sich als Erwachsener von der digitalen Welt machen kann (etwa hat Gemma kein Kinderbuch zu Hause und lädt sich dieses einfach mal schnell runter, natürlich mit einem App-Update), gerade im Bezug auf Sprachassitenten. Und schlussendlich stellt "M3gan" die Frage wie sehr wir die Erziehung unserer Kinder in Zukunft noch selbst übernehmen oder die Verantwortung an Maschinen abgeben wollen, mit allen erdenklichen Konsequenzen.

 

Natürlich dürfen Grusel sowie Schockmomente nicht fehlen, weshalb "M3gan" auf jeden Fall dem Horrorgenre zuzuordnen ist. Dennoch hätte der neueste Blumhouse durchaus brutaler bzw. härter ausfallen dürfen, wirkt er doch immer wieder so als sei die Handbremse mit 2 Fingern noch leicht angezogen. Hier würde sich jeder Zuschauer und Genrekenner James Wan auf dem Regiestuhl wünschen, der in den letzten Jahren dort nur noch sehr selten Platz zu nehmen scheint. Sein letztes Werk "Malignant" hat ja gezeigt wie ordentlich es zur Sache gehen kann. Auf der anderen Seite darf die Frage gestellt werden ob das Publikum bei größerem Gewaltpegel nicht noch mehr Parallelen zu Chucky gesehen hätte.

 

Trotz tragischem Einschlag sollte niemand hier einen orginellen Plot erwarten, der zudem nicht immer logisch erscheint. Aber war Chucky jemals eine logische Handlung? Ich würde nein sagen. Sicherlich ist es utopisch wie Gemma in Ihrer Garage eine hochtechnisierte Puppe wie M3gan aus Schrott zusammen baut welche danach besser funktioniert als im bestens ausgestatteten Labor. Hat man die richtigen Erwartungen an "M3gan" wird man zweifelsfrei seinen Spaß haben, während die Puppe trotzdem ungemein gruselig erscheint. Und ein klein wenig ist Megan schon mit Chucky verwandt, aber wohl nur über 3 Ecken.

 

Verfolgt man das Geschehen mit einem Blick für Nebensächlichkeiten so erspäht man auf dem Laptop von Gemma Ordner mit Namen, welche wie M3gan Projekten mit KI zuzuordnen sein können, womit der Blumhouse Film Möglichkeiten eines eigenen Universums schafft. Zudem sieht man fast schon im Vorbeigehen wie ein Mitarbeiter die M3gan-Datein kopiert um danach vom CEO angesprochen zu werden ob er denn während der Arbeit wieder Pornos schauen würde. Diese kleinen Details werden so beiläufig erwähnt bzw. mit Lachern überdeckt das diese kaum auffallen. Recht solide Leistungen zeigt der schön zusammengestellte Cast, wobei man hier jetzt keinen Darsteller gesondert hervorheben kann. Jede/Jeder macht genau das was erwartet wird, zumal die Figuren leider auch nicht mehr hergeben. Etwas mehr Liebe wäre auf jeden Fall wünschenswert gewesen.

 

Rein technisch und optisch hat "M3gan" wirklich keine größeren Schwächen, ganz im Gegenteil wie man die Roboterpuppe hier in Szene setzt ist wirklich der absolute Hammer. Hinzu kommt ein toller Soundtrack, welcher als Highlight den Song "Titanium" von David Guetta besitzt, liebevoll von M3gan am Bett von Cady vorgetragen. Auch wenn der Horrormovie mit klassischen Stilmitteln des Genres arbeitet, etwa Jumpscares oder reichlich Darkness, wirkt "M3gan" nicht wie ein klassischer Gruselfilm. Zum Finale hin dreht das Ganze ordentlich auf, lässt die Situation völlig eskalieren und mündet in einem durchaus unterhaltsamen Roboter-Fight, der an jenen aus Jurassic Park erinnert wo der T-Rex (die "alte" Spezies") als Sieger hervorgeht.

 

Fazit: Chucky war gestern, heute kommt "M3gan". Der neue Blumhouse Horror ist überraschend gesellschafts- und sozialkritisch und dabei ungemein satirisch wie schwarzhumorig. Den eher mauen Plot sowie etwas zu eindimensionale Figuren sollte man dabei zwar erwähnen, jedoch nicht zu sehr in den Fokus rücken. Anhand dieser Erwartungshaltung dürfte bzw. wirdder Unterhaltungswert sicherlich enorm sein. Auf seine Weise wirkt "M3gan" erfreulich frisch und modern vergisst dabei nicht Härte zu zeigen.

 

Bewertung:

Genre: 7 von 10 Punkten

Gesamt: 8 von 10 Punkten

 

 

 

Passagiere der Nacht (Drama)

 

Paris, 1980er Jahre: Elisabeth (Charlotte Gainsbourg), die von ihrem Mann verlassen wurde, ist allein für das tägliche Leben ihrer beiden Teenager Matthias (Quito Rayon Richter) und Judith (Megan Northam) verantwortlich. Sie bekommt einen Job in einer nächtlichen Radiosendung und lernt Talulah (Noée Abita) kennen, eine junge, arbeitslose Außenseiterin, die sie unter ihre Fittiche nimmt. Judith studiert und geht zur Armee, Matthias verliebt sich in Talulah und träumt davon, Schriftsteller zu werden. Elisabeth findet ihren eigenen Weg, vielleicht zum ersten Mal. Sie alle lieben sich, kämpfen miteinander... beginnt ihr Leben neu?

 

 

Die Magie des Kinos bezieht sich nicht nur auf schöne Bilder oder große Momente von Schauspielkunst sondern eben auch auf die dort erzählten Geschichten. Der französische Spielfilm "Passagiere der Nacht" sorgt für knapp 2 Stunden für eine Gefühlswelt wie sie nur das Kino erzeugen kann. Im Paris der 80er Jahre spielend nimmt Regisseur Mikhaël Hers sein Publikum mit auf eine in 3 Etappen gestaltete Reise durch die Bandbreite menschlicher Gefühle. Die 80er, von wegen ein rein wildes Jahrzehnt, mit ihren modischen Frisuren sowie politischen dienen nicht nur als idealer Schauplatz sondern verleihen "Passagiere der Nacht" auch seinen melanchonischen Flair.

 

Allgemein ist Hers' Film ein Werk über das Radio sowie das Kino an sich was man vorallem an Elisabeth's Arbeit in einer Nachtshow (daher auch der Titel) oder den zahlreichen Kino- bzw. Filmeinblendungen ablesen kann. Durchweg feinfühlig, leise und intim (mit sehr ästhetischen Nacktszenen) inszeniert berühren die einzelnen Schicksale der Figuren den Zuschauer ungemein und lassen uns mit dem Film "mittreiben". Das geht sogar soweit als das man sich wünscht niemals ein Ende vorgesetzt zu bekommen. Alles fühlt sich so echt, so nahbar und vorallem so zufriedenstellend an, weshalb das Drama ein unfassbar menschlicher aber auch femministischer Film ist. Elegant und ergreifend erzählt treffen Träume, Liebe, Verlust, Neuanfang sowie Hoffnung aufeinander ohne sich dabei im Weg zu stehen. Einfach ein wunderschöner Film mit unfassbar starken Darstellern.

 

Vorallem Charlotte Gainsbourg als liebevolle Mutter mit einem Herz für die drogenabhängige sowie auf der Straße lebende Talulah zeigt eindrucksvoll welch hervorragende Charakterdarstellerin die Britin noch immer ist. Nicht nur hat die ehemalige Psychologiestudentin eine Brustkrebserkrankung hinter sich sondern muss nach der Trennug Ihres Mannes nun die beiden Teenager-Kinder "großziehen" während Sie auf Jobsuche gehen muss. Obwohl die Mutter charakterlich emotional wirkt strahlt Elisabeth eine ungemeine Präsenz mit offensichtlicher Stärke aus. Daneben überzeugt noch Talulah-Darstellerin Noée Abita welche Ihren Part absolut feinfühlig und verletzlich interpretiert.

 

Denn obwohl die Obdachlose junge Frau mit schwieriger Vergangenheit bei Elisabeth unterkommt spührt man deren Kaputtheit und fehlende Liebe der Eltern in jeder Sekunde. Daher ist es auch nur eine Frage der Zeit bis Sie erneut zu harten Drogen greift und irgendwann Ihren eigenen Weg gehen will obwohl Sie mit Matthias einen Menschen hat der Talulah liebt. Insgesamt muss jeder Darsteller für seine Leistungen gelobt werden, da wir hier nicht nur ganz normale Figuren sehen sondern vorallem charakterlich sehr umfangreich geschriebene. Genau diese Aspekte sorgen dafür dass sich das Publikum in jeden Charakter hineinversetzen und mit deren Gefühlen mitfiebern kann.

 

Regelmäßig eingefügte Archiv- bzw. Orginalbilder der entsprechenden Jahre lassen "Passagiere der Nacht" absolut bodenständig wirken, den Wandel der Zeit spürbar erscheinen und geben Einblick in das echte Leben während der 80er Jahre. Eine Zeit übrigens in der das Fernsehen immer populärer wurde und Radiosendungen wie auch das Kino ihre Monopolstellung was Unterhaltung betrifft langsam verlieren. Gerade deshalb ist dieses Drama auch eine Homage an beide Medien, welche selbst im Jahr 2023 für viele noch etwas besonderes darstellen und Menschen zusammenbringen sowie interagieren lassen.

 

Fazit: Solche Filme gibt es leider viel zu selten, aber "Passagiere der Nacht" ist pure Kinomagie in der man sich sofort verlieren kann und sollte nun endgültig den Durchbruch für Regisseur Mikhaël Hers bedeuten.

 

Bewertung:

Genre: 10 von 10 Punkte

Gesamt: 10 von 10 Punkte

 

The Banshees of Inisherin (Drama)

 

Pádraic Súilleabháin (Colin Farrell) ist eine gutherzige, treue Seele, aber nicht besonders helle. Er lebt im Jahre 1923 auf Inisherin, einer kleinen Insel vor der irischen Westküste in der Galwaybucht. Jeden Tag um Punkt 14 Uhr bricht er auf, um seinen besten Freund Colm Doherty (Brendan Gleeson) bei ihm Zuhause abzuholen, um den restlichen Tag mit ein paar Pints und Gesprächen über Nichtigkeiten im örtlichen Pub zu verbringen. Aber dieses Mal öffnet Colm die Tür nicht. Kurze Zeit darauf eröffnet Colm seinem (ehemaligen) besten Freund, dass er, ohne dass es dafür einen wirklich konkreten Anlass gäbe, einfach nichts mehr mit ihm zu tun haben will. Und er geht sogar noch einen Schritt weiter: Wenn Pádraic ihn trotzdem anspricht und in irgendeiner Form bedrängt, wolle er sich in Zukunft jedes Mal selbst einen Finger abschneiden, bis er seine geliebte Geige irgendwann gar nicht mehr spielen kann...

 

Irland, die grüne Insel, nichts wie weite Wiesen und zerklüftete Küstenlinien sowie glückliche Menschen und Kühe. Zumimderst mit einem Teil dieser zugegeben marketingtechnisch großartigen Klischees über diese Insel räumt "The Banshees of Inisherin" auf verzaubernde aber vorallem auch tragische Weise auf. Das Drama über Freundschaft und den möglichen Verlust eben jener ist nicht nur ungemein feinfühlig erzählt sondern beinhaltet sogar noch gesellschaftskritische Züge. So wird quasi beiläufig erwähnt das ein Vater (der nebenher noch Polizist ist) seinen Jungen brutal schlägt und sexuell misshandelt was die anderen im Dorf nicht die Bohne kümmert.

 

Ebenso nebensächlich geht das Werk von Martin McDonagh auf den irischen Bürgerkrieg ein, der auf der Hauptinsel tobt und durch Kanonenschüsse auf Insherin wahrgenommen wird. Dadurch wirkt der Oscar-Kandidat auf vielerlei Ebenen extrem authentisch sowie schlichtweg echt. Das karge Leben auf einer Nebeninsel führt zu seltsamen Auswüchsen bishin zu radikalen Entscheidungen/Handlungen.

Da das Drama nicht nur die Geschichte von Padraic und Colm erzählt sondern auch jene von der attraktiven wie gebildeten Siobhan und des als Dorftrottel betitelten Dominic gibt dem Film ungemein viel Tiefe sowie eine gesellschaftliche Breite was die Charaktere betrifft.

 

Ja Einsamkeit bzw. Abgeschiedenheit kann charakterlich Entwicklungen massiv beeinflussen. Nebenher entwickelt das Drama ungewöhnlich viel Humor (teils typisch britisch trocken) mit amüsanten Momenten bei einer erzählerisch wunderbar ruhigen Eigendynamik. Musikalisch mal emotional, mal heiter gelingt es abwechslungsreich und gefühlvoll zu bleiben während die Kamera unfassbar schöne Bilder liefert. Zuletzt begeistert der Cast um Colin Farrelll und Brendan Gleeson welche ernsthafte Ambitionen für einen Oscar anmelden.

 

Sowohl Farrell als auch Gleeson haben durchweg Spaß an Ihren durchaus unterschiedlichen aber umfangreich geschriebenen Figuren und laufen dabei zu Höchstform auf. Sowohl stimmt die Harmonie zwischen beiden als auch die vielen Reibungspunkte welche beide Filmfiguren zu ungewöhnlichen Schritten animiert. Trotzdem reißen Farrell und sein Kollege das Geschehen nicht egoistisch an sich sondern lassen genug Raum für die zwei wichtigsten Nebenfiguren, welche ebenfalls fantasisch von Kerry Condon und Barry Keoghan verkörpert werden.

 

Und ehrlich gesagt, die größte Tragik liegt ohnehin auf Dominic, der nicht nur kaum ernst genommen sondern von seinem Vater misshandelt sowie missbraucht wird und schlichtweg keine rosige Zukunft haben kann. Diese scheint auch Siobhan nicht erleben zu dürfen, steht die junge Frau doch zwischen den Stühlen und hat es als Unverheiratete ohnehin schwer, zumal Sie belesen und daher einen gewissen Bildungsgrad verfügt. Die Langeweile der Insel liegt dabei wie ein riesiger Feldbrocken auf allen Bewohnern, die stets gleichen Abläufe und Leute sehen zu müssen führt zwangsläufig zu Tristese. Damit spannt "The Banshees of Insherin" einen Bogen zur heutigen Zeit, in dieser Einsamkeit sowie das zwanghafte Verlangen nach Gesellschaft zu immer größeren Problemen führt (seit Corona in beschleunigter Form).

 

Mit knapp 2 Stunden Laufzeit evtl. einen kleinen Tick zu lange begeistert das Drama aufgrund seiner Konsequenz in allen Belangen wenngleich 2-3 Szenen zweifelsfrei einen Schlag in die Magengrube bedeuten oder einfach gewisse Ekelgefühle hervorrufen werden. Eine solche Härte war anfangs nicht zu erwarten gehört aber unbedingt genau so gezeigt. Wenngleich der Film Anfang des 20. Jahrhunderts spielt (und optisch entsprechend geil aussieht) handelt es sich um ein Werk welches 2023 inhaltlich extrem aktuell rüber kommt.

 

Fazit: Das erste filmische Highlight 2023 ist zurecht ein Oscar-Kandidat und hat mit Colin Farrell und Brendan Gleeson zwei unfassbar stark aufspielende Hauptcharaktere.

 

Bewertung:

Genre: 9 von 10 Punkte

Gesamt: 9 von 10 Punkte

 

Operation Fortune (Action/Komödie)

 

Der MI6-Agent Orson Fortune (Jason Statham) wird damit beauftragt, einen äußerst brisanten Waffendeal aufzuklären, doch dabei bleibt es nicht. Dieser Waffendeal ist äußerst gefährlich und könnte die Welt in den Abgrund stürzen, schließlich sind die Waffen mit einer neuen Technik ausgestattet. So ganz nebenbei muss er die Menschheit also vor der Bedrohung durch eine neue Waffentechnologie retten. Rekrutiert von einem globalen Geheimdienst-Bündnis von Großbritannien, Australien, Neuseeland, Kanada und den USA, muss er zusammen mit der CIA-High-Tech-Expertin Sarah Fidel (Aubrey Plaza) den reichen Waffenhändler Greg Simmonds (Hugh Grant) aufspüren und ihn davor bewahren, die Welt ins Chaos zu stürzen. Als Ablenkungsmanöver soll dabei niemand Geringeres als Hollywoodstar Danny Francesco (Josh Hartnett) dienen, der so ganz nebenbei auch als einer der besten Agenten der Welt gilt.

 

Wenn Guy Ritchie einen Film ankündigt scharrt er jedes mal bekannte Darsteller um sich und seine Werke versprühen stets diesen besonderen Charme gepaart mit einer ungemein lockeren Eleganz. Somit verwundert es nicht das wir einige Gesichter regelmäßig zu Gesicht bekommen mit denen Ritchie sehr gut kann, wie bei "Operation Fortune" Jason Statham und Hugh Grant. Die rasante und unterhaltsame Action-Komödie mag zwar nicht gänzlich an die Intelligenz von "The Gentleman" heranreichen, kann aber trotzdem über die gesamte Spiellänge von knapp unter 2 Stunden ordentlich unterhalten. Vorallem liegt das jedoch an erneut charismatischen Charakteren sowie der speziellen Chemie unterhalb der Darsteller welche in Ihren sehr klar definierten Rollen bestens miteinander harmonieren.

 

Besonders Hugh Grant als exzentrischer und frauenliebender Waffenhändler mit ausuferndem sowie luxuriösen Lebenstil versprüht selten gesehen Spielfreude, welche er seinerzeit schon in "The Gentlemen" an den Tag gelegt hat. Lasst Grant nur noch bei Ritchie spielen, findet er dort doch seine Passion und beweist eindrucksvoll sein Talent bzw. Können. Jason Statham hingegen zeigt genau jenes was man erwarten durfte während Aubrey Plaza neben Grant zum heimlichen Star des Ensembles aufsteigt, zumal die Schönheit nicht nur durch die auffälligen (und teils sehr knappen) Outfits auffällt sondern eben auch aufgrund Ihrer Präsenz sowie feinfühligen aber punktgenauen Schauspiel.

 

Auch der etwas zu geringen Screentime geschuldet können Josh Hartnett (als Kinostar Danny Francesco der Sunnyboy im Film), Cary Elwes (er spielt ein ranghohes Geheimdiensttier mit extravagantem  aber irgendwie typisch britischem Auftreten) oder Bugzy Malone (sein Charakter JJ ist megasympathisch) nicht ihr volles Potential abgreifen, tragen aber situationsabhängig einige verdammt sehenswerte Momente bei. Abseits der Hauptcharaktere werden die Nebenfiguren kaum mit einem Hauch Vielschichtigkeit ausgestattet weshalb diese einen Tick zu oberflächig und austauschbar rüber kommen.

 

 

Guy Ritchie's Händchen hierfür ist phänomenal und wohl sein größtes Geheimnis. Während die Handlung von Handlungsort zu Handlungsort springt (zum Glück nicht im Minutentakt) sorgen reichlich Humor sowie die exzellent inszenierte Action für Tempo, am Ende fliegen sogar ganze Gebäude in die Luft. Im Vergleich zum letzten Werk lässt es Ritchie ohnehin bedeutend ordentlicher knallen ohne das er dabei den Fokus auf seine Geschichte verliert.

 

Bleibt man rein bei technischen Aspekten dann ist "Operation Fortune" ein optisch wie musikalisch und kameratechnisch sehr ansprechender Genremix aus Action mit Komödie sowie einer leichten Note Thriller. Sowohl die zahlreichen Kamerafahrten (mit verschiedensten Blickwinkeln) als auch die Schnitte/Übergänge sind oberes Hollywoodniveau während die Dialoge zum Großteil bissig aber punktgenau dosiert sind was Humor und Spitzfindigkeit betrifft. Dennoch gelingt es Guy Ritchie nicht durchweg dieses Level zu halten, da gelegentlich zu generisch kommuniziert wird.

 

Wenn es wirklich einen wesentlichen Kritikpunkt gibt dann den zum Finale hin doch recht vorhersehbaren Plot mit leider allzu bekannten Stilmitteln und Handlungsabläufen. Außerdem scheinen die Auswirkungen der neu entwickelten KI auf die Welt dann doch ziemlich weit hergeholt und realitätsfern. Es wird schließlich von Anarchie gesprochen und einer Zukunft des globalen Zusammenbruchs sämtlicher Infrastruktur. Liegt es wohl daran das Guy Ritchie beim Drehbuch Mitschreiber hatte oder fehlte am Ende eine zündende Idee den Plot besser aufzulösen?

 

Fazit:

Auch wenn "Operation Fortune" nicht gänzlich das Level von "The Gentlemen" erreicht ist der neue Guy Ritchie Film auf jeden Fall sehr unterhaltsam und mit seinem Klasse-Cast perfekt besetzt.

 

Bewertung:

Genre: 7.5 von 10 Punkten

Gesamt: 7.5 von 10 Punkten

 

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